Titel: | E. Leavitt's Belpaire-Kessel für eine stabile Anlage. |
Autor: | M-M. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 68 |
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E. Leavitt's Belpaire-Kessel für eine stabile
Anlage.
Mit Abbildungen auf Tafel
4.
E. Leavitt's Belpaire-Kessel.
Nach dem American Machinist, 1886 Nr. 45 * S. 1 ist in
Fig. 6 bis
8 Taf. 4
die Zeichnung eines für die Calumet and Hekla Mining
Company in Lake Linden von der Dickson
Manufacturing Company daselbst ausgeführten Riesenkessels wiedergegeben,
welcher von dem Ingenieur der erstgenannten Gesellschaft, E.
D. Leavitt jun., construirt ist. Als Vorbild dienten demselben die
Feuerbüchsen des gegenwärtigen Direktors der belgischen Staatsbahnen, Belpaire, welche um 1860 zuerst in Anwendung kamen und
seitdem vielfach bei Locomotiven verwendet worden sind. In neuerer Zeit hat Belpaire diese Construction zur Erzielung
auſsergewöhnlich groſser Rost- und Feuerbüchsheizflächen unter Preisgebung ihrer
früheren Einfachheit ausgebildet und dabei durch Verwendung geringwerthiger
Staubkohle günstigere Betriebsergebnisse erzielt.
An die Verwendung seines Systemes bei einer festliegenden Dampfkesselanlage hat
gewiſs Belpaire selbst nicht gedacht, da ja für diese
in den Treppenrosten und anderen Einrichtungen bewährte Mittel zur Verfeuerung
geringwerthiger Brennstoffe vorhanden sind; es ist daher von diesem Standpunkte aus
die Leavitt'sche Anordnung als verfehlt anzusehen.
Dagegen bietet dieselbe constructiv und vor Allem wegen der riesigen
Maſsverhältnisse immerhin genug Beachtenswerthes.
Der Kessel, welcher in Fig. 6 und 8 im Maſsstabe von etwa
1/70
dargestellt ist, hat eine Gesammtlänge von etwa 10m,3, eine Siederohrlänge von etwa 5m und
als kleinsten lichten Durchmesser des Rundkessels 2m,286. Die Rostfläche beträgt 6qm,09,
die gesammte Heizfläche 266qm,3 und zwar:
qm
Siederohre
215,5
Feuerbüchse
30,4
Verbrennungskammer mit Rohrwand
12,0
Verbindungsrohre
8,4.
Die Feuerbüchse ist, wie aus Fig. 6 links ersichtlich,
durch eine Wasserwand in 2 Kammern getheilt, an welche beim Vorderende je ein
ellipsenförmiges, zur Verbrennungskammer führendes Verbindungsrohr angeschlossen
ist.In Fig.
8 in Ansicht dargestellt in der vorderen Hälfte des
Feuerbüchslangsschnittes, der im Kesselmittel geführt ist und unten den
mittleren Längssteg des Mantelringes schneidet. Die
Verbrennungskammer, dazu bestimmt, vor Eintritt der Heizgase in die Siederohre eine
vollständige Verbrennung herbeizuführen, hat den in Fig. 6 rechts
ersichtlichen Querschnitt und ist unten eingebaucht, um wenigstens an dieser Stelle
einen Theil der Feuerbüchse zugänglich zu machen.
Die groſse Zahl von ebenen Wänden bedingt eine entsprechende Menge von Stehbolzen und
Querschrauben, von denen die im Querschnitte an den Seitenwänden angedeuteten
Zwischenstücke hervorzuheben sind, welche das Auslassen der mittleren Querschraube
gestatten., um oberhalb der Decke zur Untersuchung und Reinigung freien Durchgang zu
gewähren. Dem gleichen Zwecke dienen auch die wagerechten Zwischenstücke; zur
Aufnahme des Deckendruckes werden die senkrechten Zwischenwände mit Schraubenpratzen
vom Zwischenstück getragen.
Die Rundkesselnietungen sind mit auſsergewöhnlicher Sorgfalt bedacht, während die
Feuerbüchsstöſse, soweit aus der Zeichnung ersichtlich, nur einfach genietet sind.
Der Rundkessel hat nach Fig. 7 die Rundnath der in
einander geschobenen Trommeln 3fach genietet, für die Längsnäthe dagegen mit einer
schmalen äuſseren und breiten inneren Lasche nicht weniger als 5 Nietreihen, welche
nach Leavitt's Versuchen der Verbindung eine Festigkeit
von 0,93 des vollen Bleches sichern sollen (vgl. auch Jerrold 1886 262 * 483).
Ueber die Stärke der aus weichem Siemens-Martinstahl bestehenden Bleche und die
Dampfspannung macht die genannte Quelle keine Mittheilung; aus einer Gewichtsangabe
scheint sich die Rundkesselblechstärke mit etwa 15mm zu ergeben, was bei dem Durchmesser von 2m,3 nach amerikanischer Uebung etwa 8at
Ueberdruck ergeben würde.
Die Dampfentnahme erfolgt durch ein oben geschlitztes Rohr, die Speisewasserzuführung
durch eine bis nahe zur Feuerbüchsrohrwand führende Leitung; weiters trägt der
Kessel Stutzen für die Sicherheitsventile und das Mannloch, endlich unterhalb der
verlängerten Feuerbüchse einen Schlamm sack, welcher gleichfalls als Mannloch
dient.
M-M.