Titel: | Neuerungen an Typenschreibmaschinen. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 178 |
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Neuerungen an Typenschreibmaschinen.Vgl. M. Hansen 1872 205
398. Cott und Scholl
1876 219 472. Sholes
1878 227 * 513. Haegele-Ritter 1881 242 * 262. B. Schmitz 1883 248 *
236. Société Maggi 1883 250 * 504. A. Hansen 1885 258 * 67.
Patentklasse 15. Mit Abbildungen im Texte und auf
Tafel 11.
Neuerungen an Typenschreibmaschinen.
Die Typenschreib- und Matrizenprägmaschine „Westphalia“ von E. W.
Brackelsberg in Hagen, Westfalen (* D. R. P. Nr. 31985 vom 16. December
1884) bringt eine dem Buchdruck gleichende Schrift insofern hervor, als sie mit
Buchdrucktypen von einer ihrem Schnitte entsprechenden Breite arbeitet und den Abstand zwischen den zu druckenden Schriftzeichen beliebig zu regeln ermöglicht; man kann nicht allein
den Abstand der Umgrenzung jedes Schriftzeichens von den benachbarten in einem Worte
oder einer längeren Zeile überall gleich erhalten – was gegenüber den trotz der
verschiedenen Typenbreite mit gleichmäſsig absetzender Fortbewegung arbeitenden
Schreibmaschinen durch die Lieferung einer gleichmäſsigen, dem Auge wohlthuenderen
Schrift von nicht unwesentlichem Vorzuge erscheint –, sondern man kann auch auf
einer Zeile mit Schriftsperrung verschiedener Weite
arbeiten. Die Typen sitzen auf der Unterkante eines hochkantig gestellten Lineales
oder einer Stange, wie bei der Schreibmaschine von A.
Hansen (vgl. 1885 258 * 67), welche sich aber
seitlich so verschieben läſst, daſs die zu druckende Type über die Druckstelle gelangt; das
Papier, über welches abfärbendes Fettpapier gelegt ist, empfängt absatzweise sowohl
die Breiten-, als die Höhenverschiebung und wird von unten gegen die jeweilig
aufzudruckende Type der Typenstange angepreſst. Die nähere Einrichtung der
Westphalia-Schreibmaschine erhellt aus Fig. 1 bis 8 Taf. 11 und die
einzelnen Mechanismen sollen nun in der Reihenfolge, wie sie zur Wirkung kommen,
erläutert werden.
Die Typenstange T (Fig. 1 und 2) sitzt verschiebbar auf
einer festliegenden Schiene a und ist durch ein
Kugelgelenk b1 mit der
Stange b verbunden, welche in einen Griff c endigt. Um nun zuerst die Typenstange T mit der verlangten Type über die Druckstelle zu
bringen, legt man den Griff mit der zugeschärften unteren Kante in die entsprechende
Lücke der Zackenschiene d ein. Damit diese Einstellung
rasch und sicher erfolgen kann, ist einerseits die Theilung der Zackenschiene
vergröſsert worden, indem man sie in 2 oder 3 Theile zerlegt, die man über einander
setzt, wodurch die Theilung verdoppelt bezieh. verdreifacht wird; andererseits ist
aber auch der Finger c1
ausgekehlt und zugeschärft, so daſs die hierdurch gebildete Kerbe sicher in die
Zahnlücke hinabgleitet.
Hierauf ist die Seitwärtsverschiebung des Papierhalters mit dem
Papiere um die der jeweiligen Typenbreite entsprechende Gröſse auszuführen. Der
Blatthalter H (Fig. 3) besteht aus einem
Rahmen, welcher auf der Tischplatte f frei gleiten
kann, in dessen Seitenwänden eine mit Gummi umkleidete Walze g gelagert ist und dessen oberer Riegel h von
einer Oese des Greifers G umfaſst wird. Auſserhalb des
Rahmens sitzt auf der Achse der Walze g ein
Schalträdchen, wodurch mittels Sperrklinke und Griff i
die Walze g gedreht und so das Papier um den
Zeilenabstand vorwärts geschoben werden kann. Während des Bedrückens einer Zeile
verharrt die Walze g in Ruhe und es erfolgt nur eine
Seitwärtsverschiebung des das Papier haltenden Rahmens H nach dem Aufdrucken je eines Buchstabens. Diese Verschiebung muſs
gröſser oder geringer sein, je nach der Breite des zu druckenden Schriftzeichens und
muſs betragen: Zwischenraum vermehrt um die Breite des Schriftzeichens. Die
diesbezügliche Regelung der Verschiebung liegt dem Ausmesser oder Austaster M in Verbindung mit folgender Einrichtung ob, welche
der Reihe nach Festklemmen des Papierrahmens H und
alsdann Seitwärtsschieben desselben bewirkt.
An dem Hebel e, dessen Drehachse bei
e1 liegt und
welcher in seiner oberen Lage durch die Kraft der Feder e2 gehalten wird, ist eine Stange k angeschlossen, welche durch den Lenker l und Winkelhebel l1 (vgl. auch Fig. 7 und 8) die wagerecht
verschiebbar gelagerten und durch Feder gekuppelten Stangen mm1 bewegen kann. Die mit m1 verbundene Schiene
m2 stellt die
weitere Verbindung mit einer um den an c festen Zapfen
n drehbaren, theilweise geschlitzten Stange n1 (Fig. 1 und 3) her. Am Bolzen n2, welcher die Stange
n1 mit der Schiene
m2 verbindet, ist
auſserdem noch die Klemmvorrichtung, der sogen. Greifer G angeschlossen. Die Oese desselben ist so gestaltet, daſs sich die Stange
h in der in Fig. 1 gezeichneten
Greiferlage frei darin verschieben kann, durch den Greifer aber fest geklemmt und
bewegt wird, wenn im Punkte n2 ein entsprechender Druck von oben ausgeübt und n2 dann wagerecht verschoben wird. Dieser
Fall tritt beim jedesmaligen Niederbewegen des Hebels e
ein; an das vordere Ende des mit c verbundenen Zapfens
n greift eine Feder n3 an, welche durch den oberen Zapfen die
Stange n1 nach unten
mitzieht und dadurch die Klemmung zum Schlusse bringt, h also mit m1
kuppelt; n kann sich demungeachtet nach unten weiter
bewegen, da der Schlitz in n1 Raum hierfür frei läſst.
Die Seitwärtsbewegung des Bolzens n2 und damit die Bewegung des
Papierrahmens erfolgt nun durch die in Fig. 6 bis 8 besonders gezeichnete
Einrichtung. Nachdem der Hebel e einen entsprechenden
Weg nach abwärts zurückgelegt hat, nimmt der Zapfen l2 die Schiene m mit, welche Bewegung mit Hilfe der an m3
m4 angeschlossenen
Feder m5 auf m1 übertragen wird; da
der Greifer G bereits den Riegel h
gefaſst hat, wird diese Bewegung durch m2 und G auch auf h übertragen. Die Stärke der Feder m5 ist so gewählt, daſs
sie bei einer Linksschiebung der Stange m die Reibung,
welche sich der Mitbewegung der Anschluſsschiene m1, Schiene m2, Stange n1 und Zubehör entgegenstellt, zu überwinden vermag.
m1 kann der
Bewegung von m aber nur insoweit folgen, als dies der
mittlerweile ausgelöste Taster M zuläſst; stöſst dieser
gegen einen festen Punkt, so ist damit auch die Seitwärtsbewegung des Papieres
begrenzt. Die Weiterbewegung von m wird hierdurch nicht
behindert, da dann nur die Feder m5 weiter ausgedehnt wird.
Die Ein- und Auslösung des Tasters M
geschieht in der aus Fig. 7 und 8 ersichtlichen Weise. An
m1 ist der
Lagerblock o befestigt, in welchem der Zapfen für den
Taster oder Ausmesser M sitzt, der durch die Feder o1 gedreht werden kann.
Das vordere Ende o2 der
Feder o1 ist also
bestrebt, sich gegen den Typenstab T anzulegen, so
lange dies nicht durch Anlegen des hinteren Endes an den Anschlag o3 verhindert wird.
Dieser hintere Anschlag o3 ist fingerartig gekrümmt und am Hebel e
befestigt; beim Abwärtsbewegen des Hebels e wird daher
M frei gegeben und es legt sich o2 gegen die seitliche
Verzahnung der Typenstange T. Es sind nämlich zwischen
allen Typen gleiche Zwischenräume p vorhanden und diese
Zwischenräume gehen nach der Seite des Ausmesserhebels M zu in Lücken p1 über. Der Ausmesser M legt sich auf den
Typenzahn, lallt dann in die nächste Lücke und verschiebt sich noch so lange, bis
sein Griffende o2 an
die linke Seite des nächstliegenden Typenzahnes stöſst, womit dann ein weiteres
Verschieben verhindert ist. Dieser Vorschub ist also genau abhängig von der Breite
des aufzudruckenden Schriftzeichens.
Die Rückwärtsbewegung des gesammten Mechanismus bewirkt die Feder
e2 (Fig. 1), welche von unten
gegen den Hebel e drückt: begrenzt wird diese
Rückbewegung durch einen excentrisch verstellbaren Anschlag t.
Da die Klemmung von Q immer in
derselben Höhenlage von e zu wirken beginnt, hat man es
durch Drehung von t in der Hand, den Vorschub beliebig
zu regeln, da l2 je
nach der Stellung von t früher oder später an die linke
Wand des Schlitzes von m trifft, der Vorschub also
gröſser oder kleiner ausfällt. Die Abhängigkeit des Vorschubes von der Typenbreite
bleibt trotzdem bestehen.
Das Andrücken des Blattes W gegen die
Type und damit die Erzielung des Abdruckes kann aus Fig. 1 bis 3 erkannt werden. In Folge
des Niederganges der Schiene e drückt die mittels Hebel
q mit dem Drücker D
verbundene Stange k diesen aufwärts und damit das
zwischen D und der Type liegende Schreibpapier W nebst den abfärbenden Copirpapieren u.s.w. gegen die
Type, in Folge dessen diese einen Abdruck liefert.
Um sogleich einen Abklatsch der Schrift zu erhalten und von oben sehen zu können, was man schreibt, legt man
über das auf beiden Seiten abfärbende Copirpapier ein dünnes Seidenpapier. Sind
mehrere Abdrücke erforderlich, so wechselt man mit dem Färbe- und dem Schreibpapiere
ab.
Das Verschieben des Blattes nach dem Drucken einer Zeile erfolgt
von Hand, indem man mittels des Handgriffes i die Walze
g dreht und den gesammten Papierrahmen nach rechts
in die Anfangslage zurückführt. Um Correcturen ausführen oder an einem bestimmten
Platze beginnen zu können, ist noch ein besonderer, über den Typenstab weggehender
Zeiger angebracht, welcher die Stelle angibt, wo das Zeichen aufgedrückt wird. Chemische Formeln u. dgl. lassen sich auf diese Weise
ebenfalls leicht schreiben. – In Fig. 2 ist noch eine
Glocke r angegeben, gegen die der Hammer s eines Hebels s1, welcher dem Andrucke einer Feder s2 unterliegt, dann
anschlägt und dem mit der Maschine Schreibenden ein Zeichen gibt, wenn eine Zeile
von der gewünschten Länge fertig ist. Die Zeilenlänge ist regelbar.
Wenn man die Zeichen mit autographischer Tinte aufdruckt, ist es möglich, die
Schriftstücke auf einer Druckpresse zu vervielfältigen, was für die bequeme und
saubere Herstellung von Rundschreiben u.s.w. als vortheilhaft erscheint; dazu kommt
noch, daſs der Buchdruck nur etwa ⅓ des Raumes der Handschrift einnimmt.
Indem man an Stelle des Blattes Papier eine geeignete formbare Masse durch die
Maschine gehen läſst, wird in einfachster Weise eine Mater für Stereotypdruck hergestellt. In diesem Falle empfiehlt es sich
bei jedesmaligem Einprägen einer Type die letztere gegen das auf einer festliegenden
Unterlage U (vgl. Fig. 4) aufruhende
Masseblatt W anzupressen, die Typen also im Typenstabe
T beweglich einzustellen, wie aus Fig. 5 hervorgeht. Ein mit
dem Hebel e verbundener Arm D1 (an Stelle des früheren Drückers D tretend) drückt die betreffende Type in das Blatt W an der richtigen Stelle ein. (Vgl. auch Dement's bezieh. Hagemann's Matrizenprägmaschine 1884 254 *
420.)
Die Brackelsberg'sche Maschine wird entweder mit Typen
aus Letternmetall (Preis 240 M.), oder mit solchen aus Bronze hergestellt (Preis 300
M.). Die Typenstange trägt 86 verschiedene Zeichen, darunter die Vokale mit Accent,
so daſs damit auch ein Schreiben in fremden Sprachen möglich ist. Das Gewicht der
Maschine beträgt 20k. Den Vertrieb hat die Firma
Spielhagen und Comp. in Berlin übernommen.
An den Schreibmaschinen, welchen die von Sholes
angegebene Bauart (vgl. 1878 227 * 513) zu Grunde gelegt
ist, sind einige Neuerungen zu verzeichnen. Um für groſse
und kleine Buchstaben ein und dieselbe Taste benutzen zu können, besitzen
von der Remington Company in New-York gebaute
Schreibmaschinen die besondere Einrichtung, daſs die Typenhebel an dem inneren Ende
den groſsen und den kleinen Buchstaben neben einander tragen, welcher der
zugehörigen Taste entspricht. Die Lage der beiden Buchstaben ist so, daſs sämmtliche
groſsen Buchstaben nach einem Punkte und sämmtliche kleinen nach einem dahinter
befindlichen Punkte schlagen. Die Lage der Gummiwalze, welche das Papier trägt, ist
für gewöhnlich derart, daſs die Druckstelle gerade über dem Klopfpunkte der kleinen
Buchstaben als dem am häufigst gebrauchten liegt. Sollen groſse Buchstaben gedruckt
werden, so genügt ein Druck auf eine seitlich liegende Taste, um den Rahmen mit
Druckwalze, Papier u.s.w. so zu verschieben, daſs dann die Druckstelle gerade über
jenen Punkt kommt, nach welchem die groſsen Buchstaben schlagen.
Sehr schöne Zeichnungen der von G. N. Yost verbesserten
Remington'schen Maschine finden sich in Armengaud's Publication
industrielle, 1884/86 Bd. 30 Taf. 37 S. 433, woselbst auch die
französischen Patente über Schreibmaschinen zusammengestellt sind.
Die umstehend veranschaulichte Maschine „Caligraph“ der American Writing Machine
CompanyVertreter für Deutschland Carl Bodenstedt in
Bremen. zeigt als wesentliche Verbesserung neue Typenhebel und nachstellbare Lager für dieselben. Ueber
die Herstellung derselben finden sich im Scientific
American, 1886 Bd. 54 * S. 150 einige Mittheilungen. Die aus kalt gewalztem
Stahlbleche in der Form Fig. 9 Taf. 11
ausgestanzten Putzen a werden durch Zusammenbiegen nach
der Längsmittelachse
m zum Typenhebel b
(vgl. Fig.
11) umgestaltet; in jedes Ende werden dann besonders geformte Stahlstücke hart
eingelöthet. Der Querschnitt Fig. 10 Taf. 11 und die
Seitenansicht Fig.
11 lassen die Lagerung des Typenhebels b
erkennen; derselbe trägt oben die beiderseitig kegelförmig zugespitzte Drehachse,
welche in den Schenkeln des U-förmig gebogenen Stückes A seine Lagerung findet; am unteren Ende des Hebels ist die auswechselbare
Type k befestigt. Die beiden Schenkel des Lagers A sind durch eine Schraube c verbunden, in welche verschiedene Querlöcher gebohrt sind, die zum
Drehen der Schraube mittels eines eingesteckten Stiftes dienen. Mit Hilfe dieser
Schraube kann also das Lager nachgestellt und so die Abnutzung aufgehoben werden.
Die Löcher in dem Bolzen c sind nöthig, da der Schlitz
im Kopfe der Schraube nicht zugänglich ist, wenn das Lager sich in der fertigen
Maschine an seinem richtigen Orte befindet. An das äuſsere Ende greift dann die
Kuppelstange B an, welche von dem Tastenhebel
kommt.
Textabbildung Bd. 263, S. 182 Um ferner einen möglichst vollkommenen Druck durch ebene Gegenflächen zu erzielen, ist der Druckcylinder durch ein
vielseitiges Prisma ersetzt. Die Seitenlänge des Vielseits entspricht der
Zeilentheilung. Das Anschleifen der Fasen geschieht auf selbstthätig arbeitenden
Maschinen.
Die Maschine Caligraph Nr. 1 enthält 48 Typen (Zahlen,
groſse Buchstaben u.s.w.), kostet mit Blechkasten zur bequemen Beförderung ungefähr
300 M. und wiegt 7k,5. Die Maschine Nr. 2 mit 72
Tasten (groſse und
kleine Buchstaben u.s.w.) kostet 360 M. und wiegt 10k,5. Auf Wunsch werden besondere Schriftgattungen geliefert, sowie für
häufig vorkommende Zeichen, Zahlenbrüche u.s.w. eigene Typen und Tasten
eingeschaltet. Sollen die gedruckten Briefe in einem Copirbuche abgeklatscht werden,
so sind hierfür besondere Farbbänder beigegeben, ebenso für den Ueberdruck auf
Hektographenmasse.
Was die Schnelligkeit des Drückens anlangt, dürfte diese
neue Schreibmaschine wohl obenan stehen.
E. M.