Titel: Zur Untersuchung der künstlichen Farbstoffe.
Fundstelle: Band 264, Jahrgang 1887, S. 85
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Zur Untersuchung der künstlichen Farbstoffe. Weingärtner, zur Untersuchung der künstlichen Farbstoffe. Ed. Weingärtner beschreibt im Bulletin de Mulhouse, 1886 Bd. 56 S. 546 und Chemiker-Zeitung, 1887 Bd. 11 S. 135 und 165, auf die ähnliche Arbeit von O. N. Witt (vgl. Chemische Industrie, 1886 Bd. 9 S. 1) fuſsend, ein Verfahren zur Erkennung der im Handel vorkommenden künstlichen Farbstoffe, sowohl der wasserlöslichen als auch der unlöslichen und der pastenförmigen. Ein Haupterforderniſs für das Gelingen der Untersuchung ist, daſs der Farbstoff einheitlicher Natur sei, da mit einem Gemenge undeutliche Reactionen erhalten werden. Die Feststellung der Reinheit des Farbstoffes geschieht in der bekannten, schon von Witt angegebenen Weise entweder durch die Filtrirpapier-Probe, oder bei den Azofarben durch die Schwefelsäure-Probe, oder bei sehr innigen, z.B. durch gemeinsame Fällung erhaltenen Gemischen, durch allmähliches Ausfärben einer Lösung des Farbstoffes. Die sämmtlichen Farbstoffe werden in 3 Gruppen getheilt, in wasserlösliche basische, in wasserlösliche saure und in unlösliche Farbstoffe. Die beiden ersten Gruppen werden mittels des Tanninreactiſs unterschieden, welches aus 25g Tannin, 25g essigsaurem Natron und 250g Wasser bereitet wird. Die hauptsächlichsten Reactionen der Farbstoffe sind vom Verfasser in Tabellen (S. 86 und 87) zusammengefaſst, so daſs die Erkennung eines Farbstoffes in ähnlicher einfacher Weise geschieht wie der Nachweis anorganischer Körper in der qualitativen Analyse der Mineralstoffe. I) Künstliche wasserlösliche Farbstoffe. Die wässerige Lösung wird mit Tanninreactif behandelt: A) Es bildet sich ein Niederschlag. Basische Farbstoffe. Die wässerige Lösung wird mit Zinkstaub und Salzsäure reducirt, neutralisirt und auf Filtrirpapier gebracht. Die ursprüngliche Farbe erscheint wieder Die Farbe erscheintnicht mehr Roth Gelb undOrange Grün Blau Violett Gelb-Braun-Blau FuchsinToluylen-rothSafranin PhosphinFlavanilin Malachit-grünBrillant-grünMethyl-grün Methylen-blauNeu-BlauMuscarin MethylviolettHofmann's  ViolettMauveїnAmethystKrystallviolett ChrysoїdinVesuvin (Bismarck-  braun)AuraminVictoria-BlauMethylengrün B) Es bildet sich kein Niederschlag. Saure Farbstoffe. Die wässerige Lösung wird mit Zinkstaub und Salzsäure (oder mit Zinkstaub und Ammoniak) reducirt. Die Lösung wird entfärbt:   Die Farbe ver-ändert sich, es ent-  steht ein braun-rother Ton. Auf  dem Papiere er-scheint die Farbe  kalischen Lösung Die ursprüngl. Farbeerscheint auf demPapiere wieder Die ursprüngliche Farbe erscheintnicht wieder Die wässerige Lösungwird mit Salzsäureangesäuert und mitAether behandelt Der Farbstoff wird auf einemPlatinblech erhitzt Der Aetherlöst denFarbstoffauf und diewässerigeLösung istfast farblos DerAetherbleibt un-gefärbt Verpufft,ohne daſssich ge-färbteDämpfebilden Der Farbstoff verbrenntlangsam und es bilden sichgefärbte Dämpfe, oder ver-pufft leicht unter Bildungvon gefärbten Dämpfen Alizarin SAlizarin-Blau SCoeruleїn S Phtaleїne SulfonirteRosanilin-abkömm-lingeSulfonirteInduline Nitro-farbstoffe(Nitro-phenole) Man erhitzt mit der wässe-rigen Farbstofflösung einStück ungebeiztes Baum-wollgewebe Die Färbungauf demBaumwoll-gewebewiderstehteiner warmenSeifenlösung Die Färbungwiderstehtder Seifen-lösung nicht Benzidin-Azofarbstoffe AzofarbstoffeErythrosin II) Wasserunlösliche feste oder pastenförmige Farbstoffe. Die Farbstoffe werden mit Wasser und einigen Tropfen 5 procentiger Natronlauge behandelt. Die Farbstoffe lösen sich Die Farbstoffe lösen sich nicht Die alkalische Lösung wirdfiltrirt, Zinkpulver hinzu-gefügt, erhitzt auf Filtrir-papier gebracht Die Farbstoffe werden mit 70 procentigemAlkohol erhitzt Die Farbeder alkali-schen Lösungerscheintwieder Die Farbe deralkalischen Lö-sung erscheintnichtwieder, oderletztere ver-ändertihre FarbeReduction unddie neue Färbungbleibt bestehen Dieselben lösen sich lösensichnicht Die alkohol. Lösungfluorescirt nicht Die alkoholischeLösung fluorescirt Indigo Es wird 33 procentige Natronlaugehinzugefügt CoeruleїnGalleїnGallocyaninGalloflavin CanarinAlizarinAnthrapurpurinFlavopurpurinNitroalizarinAlizarinbraunAlizarinblauChrysaminSolid Grün (Di-  nitrosoresorcin) DieFärbungverändertsich undwird roth-braun Keineverändertsich undwird roth-braun DieFluores-cenzver-schwindet DieFluores-cenz-ver-schwindetnicht IndulinNigrosinRosanilin-  blauDiphenyl- ammblau Indo-phenol Magdala-roth PrimeroseCyanosin Für den Gebrauch der Tabellen gibt der Verfasser die Anweisung, daſs die Farbstofflösung nach der Reduction mit Zinkstaub und Salzsäure mittels Natriumacetat neutralisirt werden soll, da ein Ueberschuſs von Salzsäure nach der Wiederoxydation mit den basischen Farbstoffen saure Salze bilden könnte, deren Farbe von derjenigen der ursprünglichen Salze verschieden ist. In der Gruppe B muſs die Reduction der gelben, orangen, Ponceau- und Bordeaux-Farbstoffe ebenfalls mittels Zink und Salzsäure, nicht mittels Zink und Ammoniak oder Essigsäure geschehen; im letzteren Falle würde bei etwa vorhandenen Nitrogruppen die Reduction nicht schnell genug vor [sich gehen. Dagegen können alle übrigen Farbstoffe sehr gut mit Ammoniak und Zinkstaub reducirt werden. Das in Gruppe B in der letzten Abtheilung aufgeführte Alizarin S ist sehr schwierig vollständig zu reduciren. Es ist hierbei zu beachten, daſs, wenn die Reduction zu weit getrieben wird, die Farbe der ammoniakalischen Lösung nicht wieder erscheint. Der Verfasser gibt sodann noch für jeden Farbstoff eine Reihe der charakteristischsten Reactionen an, deren Aufführung hier jedoch zu weit führen würde.