Titel: Anwendung der Siemensfeuerung zur Heizung einer Dampfkesselanlage.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 203
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Anwendung der Siemensfeuerung zur Heizung einer Dampfkesselanlage. Mit Abbildungen auf Tafel 11. Die Siemensfeuerung zur Heizung einer Dampfkesselanlage. Die Fabrik von Angeli und Comp. in Mailand heizt nach der Revue Industrielle Nr. 26 ihre 6 Cornwallkessel vermittels einer Siemensfeuerung. Da Gasfeuerungen in dieser Weise noch nicht häufig verwendet sind, so mag die Anlage hier näher beschrieben werden. In den Figuren sind die einzelnen Schnitte durch Buchstaben näher bezeichnet und so gewählt, daſs die ganze Anlage bildlich dargestellt ist. Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit dieser Anlage besteht in der vollständigen Unabhängigkeit der Generatoren von den Gasöfen, welche sieh überdies in getrennten Räumen befinden. Beim Austritte aus dem Herde gelangen die Gase durch eine umgekehrt U-förmige Leitung in einen Sammelkanal, der unter und vor den Kesseln (Schnitt GH) Hegt. Sechs daselbst befindliche konische Klappen können durch Vermittelung des Sammelkanales jeden Kessel in Verbindung mit irgend einer der Feuerungen bringen; z.B. der am meisten rechts gelegene Generator kann durch einen Gasofen bedient werden, welcher sich am meisten links befindet, wenn durch irgend einen Umstand die anderen Generatoren nicht in Thätigkeit sind. Die nöthige Verbrennungsluft wird unter den Rost durch ein Dampfstrahl-Gebläse eingeführt (Schnitt LM) und bestreicht dabei die Seitenwände des Aschenfalles. Dieser ist durch eine Thüre, die in horizontalen Gelenken geht, luftdicht verschlossen und ist dieselbe zur Vorsicht noch mit einer Querstange, welche in 2 Schlieſsknaggen faſst, gehalten. Die schwach geneigten Roststäbe sind von Vierkanteisen. Man beschickt den Herd durch 2 Trichter (bei I), an welchen mit einer durch Gegengewichte ausgeglichenen Klappe die Luft abgesperrt wird. An der Seite dieser Klappen befindet sich ein Schauloch, welches sowohl dazu dient, den Gang des Ofens zu beobachten, als auch, um durch dasselbe eine Brechstange einzuführen, um nach Bedarf die Kohlenschicht aufzubrechen, damit die Vergasung erleichtert werde. Ein anderes Schauloch ist über der U-förmigen Oeffnung ausgespart und ist wie das erstere bei gewöhnlichem Betriebe durch einen Stopfen mit Handgriff verschlossen. Nicht weit davon läſst eine dritte Oeffnung beständig einen Strahl angezündeten Gases entweichen. Die Farbe der Flamme und die Art, wie die Verbrennung erfolgt, dienen als Anhalt zur Beurtheilung des regelrechten Ganges. Die passende Mischung von Gas und erhitzter Luft vollzieht sich beim Eingange vor dem Kessel in einem cylindrischen Heizkanale (Schnitt CD) von 60cm lichter Weite, aus sehr feuerfestem Material. Bei dem Beginne der Arbeit entzündet man die Mischung durch die Oeffnungen, welche sich vor dem Mauerwerke der Kessel befinden. Die Einwirkung der Stichflamme auf die Bleche des Feuerrohres ist etwas gemäſsigt durch feuerfeste Ringe, welche den Zug verengen. Am Ende des Kessels wenden sich die Gase, um unter dem Kessel her zurückzustreichen; darauf gehen sie über denselben, wo sie einerseits den Dampfraum, andererseits eine gewellte Platte bestreichen, welche die Mischungsluft erwärmen soll. Ventile rechts vom Schnitte EF dienen zum Zuführen dieser Luft, welche sich bis vor die Generatoren zieht, indem sie über das Wellblech streicht. Die Ventile sind mit Sandverschluſs gedichtet und werden durch Kette und Handrad eingestellt. Die Verbrennungsprodukte verlassen den Kessel unterhalb der Wellbleche, durchstreichen die 3 querliegenden Züge und gelangen von da aus zum Schornsteine. Um zu vermeiden, daſs eine falsche Handhabung oder irgend ein Unfall eine gefährliche Explosion hervorrufe, hat man über dem Mischraume (in Schnitt AB) Klappen angebracht, welche sich selbstthätig öffnen, wenn eine kleine Explosion im Räume entsteht, um auf diese Weise gröſserer Gefahr vorzubeugen. Der Kesseldampf vertheilt sich nach dem Durchgange durch die Absperrventile, welche rechts und links vom Dampfdome montirt sind, in 2 Dampfsammler, deren Enden mit einem Condensationstopfe für das mitgerissene Wasser versehen sind. Selbstthätige Reiniger führen dies Wasser zu einem unterirdischen Kanäle (rechts von GH); der Dampf geht vom Condensationstopfe aus zur Betriebsmaschine. Ist durch irgend welchen Umstand der Vorwärmer, welchen das Wellrohr bildet, auſser Betrieb, so erhitzt man die Zuführungsluft in den Längskanälen, welche im unteren Theile der Generatoren ausgespart sind. Nachdem die Verbrennungsprodukte das Feuerrohr durchstrichen und unter dem Kessel weggegangen sind, gelangen sie durch einen Schieber in den Längskanal, welcher unmittelbar darunter liegt. Von den 3 Querkanälen, welche vorhin erwähnt wurden, ist nur der mittlere durch eine groſse Oeffnung erreichbar, welche auch den Gang der Feuerung zu beobachten gestattet und einen Luftzutritt ermöglicht zu den untenliegenden Kanälen hin. Dort befinden sich Querröhren, welche die Luft, um sich vorzuwärmen, bestreicht, während der Rauch durch den niedrigst gelegenen der 3 Kanäle abgeführt wird, welcher nach Bedarf vollständig von dem Längskanal, in welchem die Verbrennungsprodukte ihren dritten Durchgang vollführen, getrennt werden kann. Zu diesem Zwecke ist eine Klappe angeordnet, welche durch den mittleren Querkanal erreichbar ist. Der Boden des oberen Längskanales ist durchbrochen, damit Rufs und Asche sich im unteren Kanäle ablagern. Mit einer Dampfstrahlpumpe, welche sich aus dem Condensationswasser speist, kann man die Guſsröhren reinigen, um sie gut wärmeleitend zu erhalten. Die heiſse Luft wird darauf zum Mischraume geführt und zwar durch einen Querkanal, welcher unterhalb liegt und mit den Guſsröhren durch Längszüge verbunden ist. Im Schnitt CD sieht man eine Ansicht des Rohres für die Leitung des Condensationswassers in dem Kanäle, durch welchen die Luft zum Vorwärmer gelangt. Der Schnitt EF zeigt die Zuleitung der kalten Luft, 2 Rauchkanäle von den Vorwärmern durchschnitten, eine Leitung, in welcher sich rechts und links die Luft der Röhren, welche in dem Rauchkanale vertheilt sind, vereinigen, und die Hälfte eines Luftzuführungsrohres zu den beiden Rauchkammern. Mit etwas Uebung beurtheilt man den richtigen Gang nach der Farbe der Flamme und der Verbrennungsweise mit ziemlicher Sicherheit.

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