Titel: Plan, Ausführung und Veranschlagung der Blitzableiter; von Dr. O. v. Ritgen, Landbauinspector.
Autor: O. v. Ritgen
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 255
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Plan, Ausführung und Veranschlagung der Blitzableiter; von Dr. O. v. Ritgen, Landbauinspector. (Schluſs des Berichtes S. 209 d. Bd.) Mit Abbildungen. v. Ritgen's Plan, Ausführung und Veranschlagung der Blitzableiter. III. Die Bodenleitungen oder Versenkungen.Vgl. 1876 219 92, Westen, 1876 221 * 54, Ulbricht, 1883 247 * 416. a) Allgemeines. Leitungsverhältnisse eines Blitzableiters und seine Theile. Nach dem Ohm'schen Gesetze verhalten sich die Leitungswiderstände, welche cylindrische Metallkörper einem durchgehenden elektrischen Strome darbieten, wie die Längen dieser Körper und umgekehrt wie deren Querschnittsflächen.Die Gültigkeit dieses Gesetzes, zunächst von Ohm für elektrische Ströme von geringer Spannung nachgewiesen, scheint nach Versuchen aus neuerer Zeit u.a. von W. Henry Preece, auch bei so groſser Potentialdifferenz wie die eines Ritzes volle Gültigkeit zu behalten. (Vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1881 S. 36.) Der Leitungswiderstand eines Kupferdrahtes von 48m,5 Länge und 1mm Durchmesser wird ein Ohm genannt.1 Ohm = 1,0486 Siemens. Für einen Metalldraht von l Meter Länge und d Millimeter Stärke beträgt daher der Gesammtwiderstand W_1=\frac{\alpha}{48,5}\,.\,\frac{l}{d^2}\ \mbox{Ohm}, wobei α den specifischen Leitungswiderstand des betreffenden Metalles bedeutet. Für Kupfer ist α = 1. Daher beträgt z.B. der Widerstand einer 24m langen Blitzableitung aus einem 7mm starken Kupferdraht \mbox{I.}\ W_1=\frac{1}{48,5}\,.\,\frac{36}{49}=\ \mbox{etwa}\ 0,015\ \mbox{Ohm}. Für Eisen ist α = 5,67. Beispielsweise beträgt daher der Leitungswiderstand einer 24m langen Blitzleitung, aus 2 Eisendrähten von je 8mm Durchmesser bestehend: \mbox{II.}\ W_1=1/2\,.\,\frac{5,67}{48,5}\,.\,\frac{36}{64}=0,033\ \mbox{Ohm}. Obschon für die Leitungen nur die Metalle Kupfer und Eisen verwendet werden und daher nur die bereits angeführten Werthe des specifischen Leitungswiderstandes in Betracht kommen, so mögen doch auch noch die, anderen Metallen entsprechenden Verhältniſszahlen hier aufgeführt werden, weil es für die Beurtheilung der Frage, aus welchem Metalle die Spitzen der Fangstangen gefertigt werden sollen, erforderlich ist, dieselben zu kennen. Nach Riess beträgt der Leitungswiderstand, bezogen auf das chemisch reine Kupfer als Einheit: 1) für Silber 0,672 6) für Platin 6,444 2) Kupfer 1,000 7) Zinn 6,802 3) Gold 1,125 8) Nickel 7,604 4) Messing 3,610 9) Blei 9,690 5) Eisen 5,663 10) Neusilber 11,286 Die reciproken Werthe dieser Zahlen stellen die specifische Leitungsfähigkeit der genannten Metalle dar. Beispielsweise leitet Eisen die Elektricität um ⅕,663mal so gut als reines Kupfer. Der Gesammtwiderstand, den Blitzableiteranlagen dem durchfahrenden Strome bieten, setzt sich aus dem der Fangstange, dem der Leitung und dem Ausbreitungswiderstand der Versenkung zusammen: W=W_f+W_l+W_a. Der durch eine Fangstange gebotene Leistungswiderstand wird nach denselben Grundsätzen berechnet, wie derjenige der Leitungen – und es sei beispielsweise für beide obige Fälle auf Wf = 0,003 gefunden worden. Der Ausbreitungswiderstand ist derjenige Leitungswiderstand, den ein elektrischer Strom beim Uebergang von der Bodenplatte (Erdleitung) auf das ihn umgebende feuchte Erdreich oder Wasser zu überwinden hat. BuffGrundriß der Experimentalphysik, S. 350. führt die Thatsache an, daſs die tieferen, mit Wasser reichlich getränkten Erdschichten das Eigenthümliche zeigen, daſs sie durch (in Brunnen) eingesenkte Metallplatten von etwa ¼qm Fläche, in den Kreislauf einer elektrischen Kette eingeschlossen, einen Widerstand bewirken, der von dem Abstande der beiden Platten beinahe ganz unabhängig ist und daſs derselbe dem eines Neusilberdrahtes von 380m Länge und 1,5mm Durchmesser nahezu gleich kommt.Dieses Maſs des Ausbreitungswiderstandes ist für Ströme von geringer Spannung nachgewiesen bei beständiger Entladung. Man stellt sich den Vorgang so vor., daſs von jeder der beiden Platten der Strom sich über eine feuchte Erdmasse von so groſsem Querschnitt ausbreitet, daſs deren Leitungswiderstand fast verschwindet. Der Widerstand einmaliger Ausbreitung von einer ¼qm groſsen Platte werde daher gleich der Hälfte des Leitungswiderstandes oben bezeichneten Neusilberdrahtes gesetzt.In dem bekannten Gutachten der Königl. Preuß. Akademie d. W. vom 14. Dezember 1876 ist unter Zugrundelegung eines mittleren Werthes der Leitunsgsfähigkeit des Brunnenwassers ein Ausbreitungswiderstand berechnet, der verhältniſsmäſsig kleiner ist, als der hier berechnete, aber immerhin noch 20mal so groſs als derjenige der betreffenden Leitung. Dabei war die Erdplatte 1qm groſs gerechnet, es würde sich also für eine ¼qm groſse Platte der 80fache des Widerstandes der Leitung ergeben haben. Karsten dagegen berechnet unter Zugrundelegung der Leitungsfähigkeit des Brunnenwassers einen weit gröſseren Ausbreitungswiderstand. Die nachstehenden Schlulsfolgerungen bleiben zutreffend, auch wenn das 80fache oder 6000fache angenommen wird. W_a=1/2\,.\,\frac{380.11,29}{48,5.1,5^2}=19,676\ \mbox{Ohm}. Sind beispielsweise die oben gedachten Leitungen mit Erdplatte von ¼qm Gröſse versehen, so berechnet sich der Gesammt-Leitungswiderstand für Leitung I. Leitung II. Wf =    0,003 =   0,003 Wi =    0,015 =   0,033 Wa = 19,676, = 19,676 –––––––––– –––––––– W = 19,694 = 19,712 Eine genaue Beobachtung und Deutung dieser Zahlen wird für denjenigen, der eine Blitzableiteranlage zu entwerfen hat, besonders lehrreich sein. Zunächst springt der Umstand ins Auge, daſs der Ausbreitungswiderstand der Bodenplatte bei Weitem den gröſsten Theil des Gesammtwiderstandes, von dem hauptsächlich die Wirkung des Blitzableiters auf die Blitzelektricität (d.h. die Anziehungskraft der Spitze und die Fähigkeit der Leitung den elektrischen Strom festzuhalten) abhängt, ausmacht. Vergröſsert man beispielsweise die Erdplatten auf das 4fache, also auf 1qm, so berechnet sich Wa = 4,919 Ohm und der Gesammtwiderstand für Leitung I für Leitung II W = 4,937 Ohm = 4,955 Ohm, ein Ergebniſs, welches nur ganz wenig verschieden ist vom 4. Theile des vorigen, d.h. der Weg, den dieselbe Blitzableitung bei 4mal gröſserer Erdplatte dem Blitzstrome öffnet, bietet demselben, in seiner Gesammtheit aufgefaſst, nahezu einen 4mal geringeren Leitungswiderstand; die Aussicht, daſs dieser Gesammtleitungswiderstand kleiner sei als derjenige jenige aller anderen überhaupt möglichen Wege, wächst deshalb durch Vergröſserung der Erdplatte sehr erheblich. Ein Gleiches würde nicht der Fall sein, wenn man die Fangspilze selbst oder die Leitung beispielsweise auf das 4fache verstärkte, bei gleichbleibender Gröſse der Erdplatte; es würde dann der Gesammtleitungswiderstand nur auf für Leitung I für Leitung II W = 19,681 = 19,685, also nur unerheblich herabgemindert werden. Daraus ergeben sich folgende Regeln: 1) Es genügt, die Fangstangen und Leitungen so stark zu construiren als nöthig ist, damit diese Theile von dem durchgehenden Blitze nicht selbst beschädigt werden (s. die Abschnitte I u. II) und als es ferner aus Gründen der Stabilität und Dauerhaftigkeit angemessen erscheint. Der Nutzen weiterer Vergröſserung der Querschnitte dieser Theile würde ein im Verhältniſs zu den entstehenden Mehrkosten sehr geringer sein. 2) Von der Gröſse der Erdplatte hängt es zum gröſsten Theile ab, wie groſs der Gesammtleitungswiderstand des Blitzableiters ist, daher genügt es nicht in allen Fällen, dieselbe nur so groſs anzuordnen, daſs sie selbst und etwa der Brunnen, in den sie versenkt ist, von einem durchgehenden Blitzstrahle nicht beschädigt wird. Vielmehr ist die Gröſse der Erdplatte unter Berücksichtigung aller örtlichen Verhältnisse so zu bemessen, daſs deren Ausbreitungswiderstand bedeutend geringer wird, als derjenige, den andere in der Nähe befindliche leitende Massen, die mit der Erde in Verbindung stehen, dem abspringenden Blitze bieten würden. Haben solche Massen eine derartige Lage, daſs sie von dem Blitz auf einem kürzeren Wege erreicht werden können, als derjenige ist, den der Blitzableiter darstellt, so ist eine verhältniſsmäſsig erhebliche Vergröſserung der Erdplatte nothwendig. Die Wirkung solcher Massen läſst sich natürlich nur ungefähr abschätzen; der Blitz wird aber nur nach solchen Stellen der Erdoberfläche abspringen, von welchen aus nach ihrer stofflichen Beschaffenheit starke Inductionsströme, welche durch die elektrische Entladung selbst hervorgerufen werden, auf den Blitz anziehend zurückwirken; derselbe wird um so leichter nach solchen Stellen abspringen, je mehr metallische oder sonstige Leiter er auf dem Wege dahin vorfindet. Uebergangsstellen zur Erde, welche den Blitz vorzugsweise zum Abspringen veranlassen können, werden gebildet durch 1) Metalle und Erzadern, 2) Seen, Teiche, Flüsse, Bäche, sumpfige Stellen, selbst Brunnen, 3) auch Wiesen und sonstige Gelände, welche bei fallendem Regen rasch durchnäſst werden und dadurch, wenn auch vorübergehend, so doch gerade während der Zeit der Blitzgefahr durch Induction eine elektrische Wirksamkeit entfalten. In den unter 2 erwähnten Fällen ist es geradezu unerläſslich, die Bodenleitung nach diesen Gegenständen hinzuführen und die Erdplatten an den betreffenden Stellen ins Feuchte zu versenken. Sollte aber beispielsweise die Ableitung nach einem benachbarten See, Fluſs oder Bach der Entfernung halber zu groſse Kosten verursachen, so führe man wenigstens die Ableitung nach der Richtung hin, in welcher sich in gröſster Nähe bei dem zu schützenden Gebäude derartige elektrisch wirksame Massen befinden. Ist die Lage derartig, wie unter 3 angegeben, so ist es rechtnicht empfehlenswerth, auſser der Hauptversenkung noch eine besondere metallische Bodenleitung nach dem vom Regen zu durchfeuchtenden Gelände – nicht allzu tief unter der Oberfläche – anzulegen und möglichst zu verzweigen. Zu 1 sei bemerkt, daſs es in Städten namentlich die Gas- und Wasserleitungsröhren sind, welche Gelegenheit dazu bieten, daſs sich ein elektrischer Strom, nachdem er sie an einem Punkte erreicht hat, unter Benutzung der gut leitenden metallischen Wege so weit verbreitet und verzweigt, daſs der Widerstand der Ausbreitung in der Erde auf ein sehr geringes Maſs gebracht wird. Wie leicht einzusehen, ist dabei eine Gefahr für solche Rohrleitungen, wenn die Stoſsstellen metallisch gedichtet sind, durchaus nicht vorhanden. Wo es irgend thunlich ist, werden also die Leitungen an solche Röhren anzuschlieſsen sein, selbstverständlich unter Wegfall der Bodenplatten. Wird aber der Anschluſs aus irgend welchen Gründen nicht gestattet, so versäume man nicht, wenigstens eine Versenkung nach der Richtung hin zu leiten, in welcher die Rohrstränge sich beenden. Immer habe man dabei im Auge, daſs bei Gewittern Elektricitäten von auſserordentlich hoher Spannung in Wirksamkeit treten, die auf weite Entfernungen hin durch zwischen liegende Luft, Erde, Mauerwerk u.s.w. hindurch inducirend wirken. Gerade mit diesen auſserordentlich mächtigen und plötzlich auftretenden Inductionswirkungen steht das Abspringen des Blitzes im Zusammenhange und beide Erscheinungen bedingen sich gegenseitig. Der elektrische Strom wird daher einer Leitung leichter folgen, deren Ende gröſseren Metallmassen zugekehrt ist, als einer solchen, die ihn nach einer anderen Richtung führt. – Im Allgemeinen werden nach dem Gesagten die Bodenleitungen zerfallen: in 1) Erdplatten, 2) Nebenableitungen, 3) Anschlüsse an bereits vorhandene Metallmassen. Zunächst möge einiges bemerkt werden über: Die Erdplatten und deren Gröſsen. Erfahrungsgemäſs haben viele Blitzableiter mit Erdplatten von ¼ bis 1qm Gröſse Blitzschläge in völlig unschädlicher Weise abgeführt. Hieraus kann gefolgert werden, daſs eine solche Gröſse im Allgemeinen genügt, namentlich in den Fällen, in welchen elektrisch wirksame Massen, die ein Abspringen des Blitzes bewirken könnten, nicht in der Nähe sind. Dagegen sind aber auch Fälle bekannt, in denen ein Abspringen erfolgte, und der Blitz theilweise unter Benutzung im Baue vorhandener Metalltheile, Regenrinnen, Gasrohre u.s.w. einen ganz anderen Lauf nahm, was von der Königl. Preuſsischen Akademie der Wissenschaften der zu geringen Gröſse der Erdplatte zugeschrieben wird. Man nehme daher die Gröſse von 19m für Erdplatten nur als Mittelwerth an, der aber, wie nachfolgend erläutert, in den Fällen, in welchen eine Gefahr des Abspringens nahe liegt, der Vergröſserung bedarf. Die Kosten der Erdplatten werden dabei noch keinen allzu erheblichen Theil der Gesammtausgaben ausmachen. Auch diejenigen, welche annehmen, daſs bei hoch gespannten Strömen und rascher Entladung für den Ausbreitungswiderstand Wa ein geringerer Werth, als der oben in Ansatz gebrachte, in Betracht zu ziehen gewesen wäre, werden zugeben, daſs der gröſste Theil des Gesammtwiderstandes in die Bodenleitung fälltDieser Umstand hat übrigens, wie nachträglich zu bemerken ist, vielfach zu Unklarheiten geführt, indem man merkwürdiger Weise in manchen Schriften die Forderung stellte, der Ausbreitungswiderstand müsse bei einem guten Blitzableiter ebenso groſs sein als der Widerstand der Leitung, also Wa= We. Hierzu liegt kein Grund vor, weil es nur darauf ankommt, die Summe beider Widerstände abzumindern; daſs aber diese Summe aus 2 gleichen Theilen bestehen müsse, ist eine völlig willkürliche Forderung, dieselbe ist ebenso wenig berechtigt, als wenn man verlangen wollte, daſs die ganze Anlage derartig beschaffen sein müsse, daſs Wf = We = Wa., und nachdem Siemens durch Versuch gezeigt hatMonatsbericht der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften vom J. 1880 S. 744 bis 756., daſs von dem kleinen Ableiter des Entladungsschlages einer Leydner-Flasche der betreffende elektrische Strom weit schwerer zum Abspringen gebracht werden konnte, wenn dieser Ableiter mit einer gröſseren Versenkungsplatte versehen war, als wenn die Versenkung nur aus einer kleinen Kugel bestand, so wird man nur selten in Versuchung kommen, aus unweiser Sparsamkeit weit unter jenem Mittelwerthe zu bleiben. In der mehrfach erwähnten Schrift Die Blitzgefahr ist auf Seite 31 über die Erdplatten Folgendes festgesetzt: „Falls die Platte ausgestreckt und im freien Wasser liegt, genügt in der Regel eine Berührungsfläche von 1qm einseitiger Oberfläche. In bloſs feuchtem Erdreiche sind die Dimensionen zu verdoppeln. Bei cylindrisch zusammengebogenen Platten kommt nur die erstere Fläche in Betracht. Sind mehrere Erdleitungen vorhanden, so genügt es, wenn die Summe aller Erdplatten die angegebenen Dimensionen besitzt.“ Schwierig zu beantworten ist die Frage, was geschehen soll, wenn die örtlichen Verhältnisse dafür sprechen, die Platte gröſser anzunehmen, als 1qm. In diesen Fällen wird, auſser den erwachsenden Mehrkosten, welche die Beschaffung einer Platte von 2 bis 3 oder gar 5qm verursacht, auch noch die Schwierigkeit sich einstellen, die der Anbringung einer so groſsen Platte in einem Brunnen entgegensteht. In ersterer Hinsicht heiſst es in einem Gutachten der Königl. Preuſsischen Akademie der Wissenschaften: „Es gibt aber auch Wege, diese Kosten zu vermindern, ohne den Widerstand des Erdbodens zu vergröſsern. In Beziehung auf diesen Widerstand wirkt ein metallisches Netzwerk als Bodenplatte nahezu wie eine massive Platte von gleicher Gröſse; es kann ferner eine Platte von der Fläche 1 ohne Schaden ersetzt werden durch 2 Platten von der Fläche ¼ oder durch drei von der Fläche 1/9, wenn diese nur in geigender Entfernung von einander in den Erdboden versenkt werden; auch kann statt der Platte ein System von Stäben oder Streifen angewendet werden, die im Erdboden möglichst weit von einander sich entfernen.“ Es ist daher in allen den Fällen, wo Gründe dafür vorliegen, daſs der Mittelwerth der Plattengröſse nicht genügt, dringend zu empfehlen, 2 bis 3 Platten von je ½qm oder eine noch gröſsere Zahl kleinerer Watten zu verwenden. Für die Mittelgröſse 1qm könnten auch 2 Platten von ¼qm zur Anwendung kommen. Man hat vielfach die Platten in einen Haufen Kokes gelegt, der in einen Brunnen oder in ein tiefes Loch im feuchten Erdreiche versenkt wird. Auch hierdurch wird es gelingen, den Ausbreitungswiderstand erheblich herabzumindern, weil die Kokes als Körper, deren Leitungsvermögen zwischen dem der Metalle und dem des feuchten Erdreiches liegt, die allmähliche Vertheilung der elektrischen Flüssigkeit zu vermitteln geeignet sind. Zur Versenkung verwende man im Allgemeinen bei kupfernen Leitungen Kupferplatten, bei eisernen Leitungen Platten von Guſseisen (welch letzteres weniger leicht rostet, als Schmiedeisen), weil die Verbindungsstelle zweier verschiedener Metalle dem Rosten in hohem Grade ausgesetzt ist. Kupferplatten werden 2mm stark angefertigt und kosten 20 bis 25 M., der Quadratmeter; billiger sind guſseiserne Platten, die jedoch 5mm stark sein sollen. Die Reichstelegraphie verwendet Zinkplatten von wenigstens 2mm Stärke. Zur Verbindung werden die Platten meist mit einem hülsenförmigen Ansätze versehen, in welchem die Kabel oder Leitungsstangen eingelöthet werden müssen. Ein bloſses Verschrauben oder Einklemmen genügt hierbei nicht, weil eine dauernde metallische Berührung stattfinden muſs, und zwar auf einer Fläche, welche mindestens so groſs ist, als der Querschnitt der Leitung. Hat man einen tiefen, wasserreichen Brunnen zur Verfügung, so verwende man mehrere kleinere Platten, denen eine spiralförmige Stellung gegeben wird.Nach dem oben Gesagten ist es selbstverständlich, daſs man niemals geschlossene Systemen oder sonstige Gruben, denen die Verbindung mit dem Grundwasser fehlt, zur Ableitung verwenden darf. Liegt das Grundwasser sehr tief, und ist kein Brunnen vorhanden, so treibt man vielfach, wenn überhaupt ein Blitzableiter angelegt wird, lange eiserne Stangen (namentlich alte Eisenbahnschienen), welche statt der Erdplatten dienen, bis unter den Grundwasserspiegel hinab. Alle Bodenleitungen müssen so angelegt werden, daſs ihre Theile sowohl gegen die Zerstörung durch Muthwillige, als auch gegen die Beschädigung durch unvorsichtige Arbeiter möglichst geschützt sind. Man sichert namentlich, wie bereits im vorigen Abschnitte bemerkt, die Stelle, wo die Leitung in den Boden geführt wird, durch besondere Eisenrohre. Nebenableitungen. Legt man eine Nebenableitung nach einem vom Regen leicht zu durchnässenden Gelände an, so ist es zweckmäſsig, dieselbe nur so tief in den Boden zu legen, als es aus dem eben erwähnten Gesichtspunkte sich empfiehlt. Eine solche Ableitung besteht aus mehreren Drähten oder schwachen Stangen, welche von einem Punkte der Hauptbodenleitung strahlenförmig sich verzweigen. Jeder Zweig endet in eine kleine Platte oder in einen 3 bis 4fachen Drahtring, von welchem eine Anzahl kurzer Drähte ausgehen.Spillner unter Erdleitung. Man wird übrigens leicht eine solche Nebenleitung je nach der Oertlichkeit und dem zu verwendenden Metalle entwerfen können, da es sich bei einer solchen ja nur darum handelt, einen allmählich sich verzweigenden metallisch leitenden Weg für den elektrischen Strom herzustellen. Anschlüsse an Gas- und Wasserleitungsröhren. Die beste Ableitung gewähren, wie erwähnt, wegen ihrer groſsen Ausdehnung die Röhren einer städtischen Gas- und Wasserleitung, wenn die Stoſsstellen derselben metallisch gedichtet sind. Die Königl. Sächsische technische Deputation empfiehlt, wenn Wasser- und Gasleitung zugleich in der Nähe des Blitzableiters sind, diesen mit beiden Rohrleitungen zu verbinden. Es wird dabei ein besonderer Werth darauf gelegt, daſs die Verbindung des Blitzableiters womöglich durch Verlöthung mit Weichloth auf möglichst groſser Fläche vorgenommen wird. Wo eine Verlöthung unmöglich istGemeinfaſsliche Belehrung über die zweckmäſsige Anlegung von Blitzableitern. Herausgegeben im Auftrage des Königl. Sächsischen Ministeriums d. I. von der Königl. technischen Deputation, Dresden 1884. S. 18 und 19., empfiehlt diese Deputation bei starken eisernen Röhren die in nebenstehenden Fig. 1 bis 3 dargestellte Art der Verbindung mittels eiserner, verzinnter oder verzinkter Schellen, welche durch starke, womöglich zu verlöthende Schrauben zusammengehalten werden. Es heiſst an dieser Stelle weiter: „Zwischen die blanke Innenfläche der Schelle und die blanke Oberfläche des von der Schelle umspannten Theiles ist eine dünne Zwischenlage von beiderseits blankgeschabtem Walzblei zu legen; nachdem die Bleizwischenlage durch festes Anziehen der Schellenschrauben so dicht als irgend möglich zusammengepreſst ist und die mit der Schelle zu verbindenden Theile der Zwischenleitung durch Verschraubung oder Vernietung und Verlöthung mit passenden Ansätzen der Schelle verbunden sind, ist die Schelle mit allen Fugen durch einen Anstrich mit Oelfarbe, oder, falls sie in die Erde oder in Wasser zu liegen kommt, durch dichte Umhüllung mit getheertem Hanf zu schützen.“ Fig. 1., Bd. 265, S. 263Fig. 2., Bd. 265, S. 263Fig. 3., Bd. 265, S. 263Auſser dafür, daſs die Verbindung mit solchen Röhren eine gutleitende und dauerhafte werde, hat aber der Bauleitende dafür zu sorgen, daſs die Anschluſsleitung selbst, so weit dieselbe in den Boden unter einer städtischen Straſse zu liegen kommt, einen besonderen Schutz erhält, gegen Verletzungen, welche bei den mannigfachen, durch Verlegung von Röhren, Umpflasterungen u.s.w. vorkommenden Erdarbeiten nur zu leicht eintreten können. Die Umhüllung mit einer leichten Ziegelmauerung, für diesen Zweck, wird mit Recht vielfach empfohlen. IV. Die Nebenleitungen. Da es meist nicht möglich sein wird, alle an oder in einem Gebäude befindlichen Metallmassen durch Nebenleitungen mit den Blitzableitern in Verbindung zu bringen, so wird zu untersuchen sein, bei welchen derartigen Massen eine solche Verbindung vorzugsweise Bedürfniſs ist. Es ist dies letztere bei den auſserhalb des Gebäudes befindlichen und eine senkrechte oder geneigte Lage einnehmenden Metallmassen namentlich wenn sie eine direkte Fortsetzung bis zum Boden finden (z.B. durch Abfallröhren für Regenwasser), natürlich in weit höherem Grade der Fall, als bei allen im Inneren des Gebäudes liegenden, von denen namentlich einzelne für sich bestehende metallene Gegenstände (Oefen, Waschkessel u.s.w.) und wagerecht liegende Theile wie eiserne Träger, sofern diese nicht auf eisernen Säulen ruhen, weniger oder gar nicht in Betracht kommen. Daſs ein Blitz bei solchen Gebäuden, an denen ein Blitzableiter nicht angebracht war, die metallene Dachrinne traf und am Abfallrohr herunterlief, dafür sind an allen Orten zahlreiche Beispiele bekannt geworden, was auch der Erklärung um so weniger Schwierigkeiten macht, als sich an den Ausmündungsstellen der Abfallrohre feuchtes Erdreich vorzufinden pflegt, wenn nicht Wasserleitungen oder Wasserreservoirs sich anschlieſsen, welche letzteren ja auch geeignet sind, den Uebergang des elektrischen Stromes zum Boden unter verhältniſsmäſsig geringen Leitungswiderständen zu ermöglichen. In noch höherem Grade, als die wagerecht liegenden Dachrinnen werden die Metallbekleidungen steil abfallender ganzer Dächer oder Dachtheile, auch z.B. Zinkbekleidungen von Dachkehlen unter gewissen Umständen im Stande sein – wenn sie einen direkteren Weg als ein etwa vorhandener Blitzableiter bieten – ihrerseits die Entladung der Elektricität anzuziehen, ohne doch die Gewähr zu bieten, daſs solche ganz ohne Schaden abgeleitet wird. In solchen Fällen ist daher eine metallische Verbindung mit dem Blitzableiter unbedingtes Erforderniſs. Hat man, wie dies in allen Fällen empfehlenswerth ist, Blitzableitungen in unmittelbarer Nähe der Abfallröhren angeordnet, so sind diese sowohl oben an der Dachrinne, als in der Nähe des Erdbodens durch beiderseits angelöthete Metallstreifen mit jenen in Verbindung zu bringen. Liegt die senkrechte Ableitung in einiger, wenn auch nicht zu groſser Entfernung, so genügt wohl schon die Herstellung einer leitenden Verbindung und zwar mit der wagerechten Dachrinne allein. Bei eisernen Dachstühlen und Eisenbalkendecken (Gewölbe oder Betonkappen zwischen Eisenträgern), welche bei Monumentalbauten neuerdings nicht selten zur Ausführung kommen, verbindet man die tragende Dachconstruction sowohl, als die oberste Eisenbalkenlage mit jeder einzelnen Ableitung und zwar ist, was die Dachconstruction betrifft, jedesmal sowohl am First, als am Fuſse eine solche Verbindung nothwendig. Am First wird sich dieselbe schon von selbst bei jeder einzelnen Fangstange ergeben. Um so mehr ist deshalb davor zu warnen, daſs jene Fuſsverbindungen etwa vergessen werden. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit auch bemerkt, daſs bei Eisendächern die Firstpfette in vielen Fällen eine besondere Firstleitung überflüssig macht. Gas- und Wasserleitungen, welche im Inneren von Gebäuden verzweigt sind, bieten, wenn sie, wie meistens der Fall, mit dem gesammten Röhrensystem einer Stadt in Verbindung stehen, dem elektrischen Strom wegen des geringen Ausbreitungswiderstandes einen weit besseren Weg zur Erde, als mancher Blitzableiter. Daſs daher solche Röhrensysteme mit der Blitzableitung in metallisch leitende Verbindung gebracht werden, ist, wie schon im Abschnitte über die Bodenleitungen hervorgehoben wurde, dringend wünschenswerth, ja in manchen Fällen geradezu Vorbedingung einer rationellen Blitzableiteranlage. Es handelte sich aber an jener Stelle um eine Verbindung der Erdleitung mit den im Boden liegenden Theilen jener Röhrensysteme, welche unter allen Umständen in erster Linie erforderlich ist, während hier auf die Frage einzugehen sein wird, ob etwa auſserdem noch in den höchsten Punkten der Gas- und Wasserleitungsröhren, da, wo die aufstrebenden Theile (Steigröhren) den Fangstangen oder Firstleitungen nahe treten, weitere elektrisch leitende Verbindungen jener mit diesen hergestellt werden sollen. Im Allgemeinen wird man bei Gasleitungen wohl daran thun, dieselben jenen Firstpunkten nicht allzu sehr zu nähern und dann selbstverständlich von weiteren Verbindungen mit der Blitzableitung als denen, die im Boden liegen, absehen. Weniger Bedenken liegen dagegen bei Wasserleitungen vor, deren Steigeröhren – welche ja hier vorzugsweise in Betracht kommen – in der Regel die erforderliche Gröſse des Metallquerschnittes besitzen. Ueberdies ist bei diesen Röhren eine Gefahr der Entzündung der Umgebung durch Erhitzung in Folge eines Blitzschlags so gut wie ausgeschlossen. Reichen daher die Fangstangen etwas weit in das Dachwerk hinein und treten dieselben sehr nahe an jene Steigeröhren heran °der ist gar eine eiserne Dachconstruction vorhanden, so wird die Anlage je einer Nebenleitung nach jedem Steigerohre der Wasserleitung dringend nöthig. Die Anschlüsse werden in solchen Fällen in ähnlicher Weise, wie dies im vorigen Abschnitte hinsichtlich der Bodenleitungen beschrieben und dargestellt ist, bewirkt. Nebenleitungen werden bisweilen auch auf dem Dache selbst angewendet, um Spitzen von Dachluken, Giebeln, Schornsteinen u.s.w., welche nicht in den Schutzkegel einer Hauptfangstange fallen, besonders zu sichern. Es ist dann nothwendig, an der höchsten Stelle jeder solchen Luke u.s.w. eine besondere kleine Fangspitze anzubringen und von da aus die Nebenleitung möglichst direkt und unter Vermeidung scharfer Krümmungen nach einem geeigneten Punkt der Hauptleitung zu führen. Für solche Zweigleitungen, wie für Nebenleitungen überhaupt, verwende man einen Kupferdraht von mindestens 6mm Durchmesser oder Kabel oder Eisenleitungen von entsprechendem Querschnitte. Hat aber die Nebenleitung nur eine geringe Länge, so empfiehlt es sich, sie in derselben Stärke, wie die Hauptleitung auszuführen, weil die anderentheils zu erzielende Kostenersparniſs wenig ins Gewicht fällt. Bei allen Nebenleitungen ohne Ausnahme vermeide man aber aufs strengste, ebenso wie bei den Hauptleitungen, jede scharfe Biegung, weil sonst der beabsichtigte Zweck nicht erreicht werden kann. Hilfsmittel zum Veranschlagen von Blitzableitern. Für eine überschlägliche Berechnung der Gesammtkosten lassen sich natürlich bei der Verschiedenheit der Anlagen nur sehr schwer Anhaltspunkte gewinnen. Immerhin wird man in vielen Fällen annähernde Ergebnisse erhalten, wenn man für je 150cbm Rauminhalt eines Gebäudes (zwischen der Kellersohle und der Oberkante des Hauptgesimses berechnet) 10 Mark Kosten für die Blitzableitung in Ansatz bringt. Bei Aufstellung eines Kostenanschlags einer nach einem vorher genauer bestimmten Plane auszuführenden Anlage mögen die nachfolgend zusammengestellten Preise, welche in mittlerer Höhe angenommen sind, einen ungefähren Anhalt geben. A. Fangstangen und Spitzen. M. Pf. 1 schmiedeiserne massive Fangstange 4m,5 über Dach hoch mit echt          vergoldeter Kupferspitze und Befestigungsstücken anzuliefern          und aufzustellen 45 1 desgl. aus schmiedeisernem Rohr (Gasrohr) zur Durchführung eines          Kupferkabels, wie in Fig. 9 S. 212 dargestellt, mit vergoldeter          Kupferspitze nebst Befestigungsstücken complett montirt –          einschließlich der Zinkummantelung – 4m,5 über Dach hoch 50 – 60 1 desgl. ganz wie oben, jedoch nur 3m hoch 35 einfache massive Fangstangen von unverzinntem Rund- oder Quadrat-          eisen à k 50 1 massive eiserne verzinnte Fangstange 2 – 3m hoch einschlieſslich          5theiliger Auffangspitze mit Silberkegeln complet montirt 35 1 kupferne Auffangspitze, echt vergoldet 1m,5 lang, 16mm dick, auf          ein Thurmkreuz zu setzen, complet montirt und mit letzterem          in metallisch leitende Verbindung gebracht 12 1 desgl. etwa 1m lang unvergoldet   7 B. Leitungen. Kupferdraht oder Kupferkabel zu liefern à k   2 100m Kupferdraht zu liefern und zu verlegen ausschlieſslich Lieferung          der Befestigungshaken und Verbindungsmuffen                bei 8mm Stärke à m   1 50                bei 7mm       à m   1 30                bei 6mm       „      (nur für Nebenleitungen) à m   1 10 100m Kupferkabel aus 12 Drähten à 2mm dick, pro Im 335g wiegend          wie oben à m   1 25 Bemerkung: Bei Thürmen, Fabrikschornsteinen und insolchen Fällen, wo besondere Rüstungen erforderlichwerden, erhöht sich der Preis des Verlegens und Be-festigens. 70 Stück verzinnte Mauerhaken oder Dachhaken als Träger der Leitung pro Stück 35 10 Verbindungsmuffen der Leitungsdrähte u.s.w. aus Bronze je          nach der Ausführung pro Stück 1 – 3 5 Dachrinnenanschlüsse aus Kupferstreifen pro Stück   1 Eisenleitung, unverzinnt, aus Rundeisen oder Flacheisen zu liefern à k 50 5 eiserne Schutzrohre 3m über dem Boden hoch zu liefern und an-          zubringen pro Stück   6 C. Erdplatten und Versenkungen. Erdplatten aus Kupfer 2mm dick zu liefern und zu verlegen (die er-          forderlichen Erdarbeiten sind besonders zu berechnen) à qm 20 – 25 Vertheilungsnetz aus 3mm,5 dickem Kupferdraht, 250mm breit, wie oben à m   4 1 schmiedeisernes Rohr von 80mm lichter Weite 6m lang zu liefern          und bis zur Grundwassertiefe zu versenken, etwa 45 1 Verbindung der Bodenleitung mit dem Hauptrohre einer Wasser-          oder Gasleitung complet zu liefern und anzubringen, etwa 12