Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 366
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Fortsetzung des Berichtes S. 324 d. Bd.) Morgen, über Fortschritte in der Spiritusfabrikation. Ueber die physiologischen Wirkungen des Branntweinfusels hat Prof. Dr. Bamberg in Stockholm an sich selbst Versuche angestellt, über welche Alexander Müller in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 335 (daselbst nach der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung Nr. 55) berichtet. Erstgenannter Forscher genoſs sowohl fuseligen Branntwein, wie auch die hauptsächlichsten Bestandtheile desselben, also Aldehyd, Aethyl-, Propyl-, Butyl- und Amylalkohol in verschiedenen Quantitäten und beobachtete die dadurch hervorgerufenen Wirkungen. Er kommt bei seinen Versuchen zu dem Schlusse, daſs die berauschende Wirkung Hand in Hand geht mit der Flüchtigkeit der Substanzen, daſs aber die übeln Wirkungen, welche der fortgesetzte übermäſsige Genuſs von Spirituosen auf die menschliche Gesundheit ausübt, unmöglich von dem Fuselgehalte derselben innerhalb der gewöhnlichen Grenzen herrühren können, sondern vorzugsweise dem Aethylalkohole zur Last gelegt werden müssen. J. Kliks macht in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 433 auf die Verluste aufmerksam, welche durch das Abfüllen und Messen von Spiritus durch Verdunstung eintreten können, und empfiehlt, zur Vermeidung dieser Verluste in der Weise zu verfahren, daſs an den Auslaufgefäſsen ein Schlauch oder Rohr befestigt wird, welcher bis auf den Boden des zu füllenden Fasses reicht, so daſs der Spiritus von unten nach oben geht. Um zu erkennen, daſs das Faſs gefüllt ist, dient ein in dem Spundloche befindlicher Schwimmer mit Signalscheibe. Einige Rathschläge für Neuanlagen in Brennereien gibt Wittelshöfer in der Zeitschrift für Sjriritusindustrie, 1886 S. 341. Dieselben beziehen sich hauptsächlich auf den Henze'schen Apparat, den Vormaischbottich und den Destillirapparat. Bei erstgenanntem Apparate kommt es in erster Linie darauf an, daſs die Gröſse desselben im richtigen Verhältniſs zur Gröſse des Gährraumes steht. Dieses ist besonders bei Vergährung hochprocentiger Maischen von Wichtigkeit. Im Allgemeinen nimmt man als Norm an, daſs auf 100l Maischraum 125 bis 130l Henzeraum zu rechnen sind, nur für besondere Formen des Henze'schen Apparates, wie z.B. der rein conischen von Paucksch, ist ein gröſseres Verhätniſs nöthig. Genauere Angaben macht Verfasser in nachstehender Tabelle, zu welcher noch zu bemerken ist, daſs bei den Gewichtsangaben der obere Deckelverschluſs, die guſseiserne Conusspitze, die Füſse und die eingenieteten Stützen zu den Sperrventilen in das Gewicht mit eingerechnet sind. Maisch-raum Gesammtinhaltdes Henze'schenApparatesl Inhalt Höhe Durch-messermm Ge-wichtk des Conusl des Cy-lindersl des Conusinmm des Cy-linders inmm 1200 1500 373 1127 1025 1037 1180 1212 1400 1750 373 1377 1025 1262 1180 1291 1600 2000 455 1545 1156 1236 1255 1340 2000 2500 455 2045 1156 1636 1255 1490 2400 3000 638 2362 1223 1512 1412 1699 2800 3500 638 2862 1223 1832 1412 1837 3200 4000 638 3362 1223 2152 1412 1974 3600 4500 863 3637 1370 1991 1570 2055 4000 5000 863 4137 1370 2151 1570 2132 In Betreff der Vormaischbottiche und zwar wesentlich nur der combinirten Maisch- und Kühlapparate sind folgende Hauptpunkte, deren Innehaltung die Fabrik garantiren muſs, hervorzuheben: Leichte Reinigungsfähigkeit des Apparates im Allgemeinen; es muſs die Möglichkeit vorhanden sein, auch an die Innenseiten der Kühltaschen leicht zu gelangen, um dieselben von angesetztem Schlamme und Kesselstein reinigen zu können, da ein einfaches Durchleiten von Dampf behufs Reinigung nicht in allen Fällen ausreichend ist. Beachtung verdient ferner die Dauer des Kühlens und der Wasserverbrauch. Für erstere ist als Maximum eine Zeit von 1½ bis 2 Stunden zuzulassen, für den Wasserverbrauch ist als Maximum 2 bis 2l,5 für 1 Liter Maischraum anzunehmen. Bei beiden Bedingungen ist vorausgesetzt, daſs die Abkühlung der Maische bis auf 15° erfolge, und daſs das Kühlwasser eine Durchschnittstemperatur von 10° besitze. Bei Anschaffung des Kühlapparates muſs man sich vergewissern, daſs die zur Verfügung stehende Wassermenge auch wirklich eine ausreichende ist. Für 3000l braucht man bei dreifachem Betriebe allein zur Kühlung etwa 23000l Wasser, ferner als Kühlwasser beim Destillirapparate 10000l, für die Kühlung er Hefe 4000l, für Reinigen u.s.w. etwa 5000l, im Ganzen also 40000 bis 45000l, welche in 8 bis 9 Stunden zu beschaffen sind, so daſs also stündlich etwa 5000l Wasser zur Verfügung stehen müssen, weshalb darauf zu achten ist, daſs die vorhandene Pumpe im Stande ist, diese Wassermenge zu liefern. Die Wasserreservoire sollen etwa 7000l fassen. Ferner ist das Augenmerk auf den Kraftverbrauch des Maischapparates zu richten. Derselbe ist besonders für concentrirte Maischen auch bei den besten Apparaten kein unbedeutender, und man hat sich vor Anschaffung des Apparates durch eingehende Prüfungen darüber Gewiſsheit zu verschaffen, daſs die vorhandene Dampfmaschine für den Kraftverbrauch des Maischapparates auch wirklich ausreichend ist. An den Destillirapparat sind besonders folgende Anforderungen zu stellen: Reinheit des Abtriebes, so daſs die Schlempe alkoholfrei ist. Der Abtrieb der Maische muſs sich in etwa der gleichen Zeit vollziehen, in der die Maischung geschieht, damit nicht nach Beendigung der Einmaischungen Kessel und Maschine des Destillirapparates wegen in Gang bleiben müssen. Es muſs also der Abtrieb eines Bottichs etwa in 2½ Stunden beendet sein, so daſs für Bottiche von 2000l der Apparat eine Leistungsfähigkeit von 800l pro Stunde, bei 2500l von 1000l und bei 3000l von 1200l pro Stunde haben muſs. Zu beachten ist ferner der Kohlenverbrauch. Man muſs an den Apparat die Anforderung stellen, daſs das gewonnene Schlempequantum und ebenso die zum Kühlen erforderliche Wassermasse den zum Abtreiben kommenden Maischraum nicht wesentlich übersteige. Es empfiehlt sich, Abschlüsse für den Destillirapparat nach dem Gewichte zu machen und sich hierbei die Gewichte der Kupfer- und Eisentheile specificirt angeben zu lassen.Ueber Gährung und Hefe, 1886 259 418 ff.Ueber Raffinose, 1886 259 424 ff.Zur Kenntniß der Zuckerarten, 1886 260 286.Zur Bestimmung des Invertzuckers, 1886 261 485 ff. Zweiter Bericht. I. Rohmaterialien und Malz. Ueber die Zusammensetzung des Topinambur veröffentlicht Petermann, Direktor der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Gambloux, in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 484; daselbst nach Revue universelle de la Distillerie, 9 Analysen, denen wir folgende Zahlen entnehmen: Maximum Minimum Mittel Wasser 79,43 75,04 77,68 In Zucker überführbare Kohle-   hydrate 16,37 12,72 14,33 Nicht in Zucker überführbare   Kohlehydrate   7,12   3,93   5,37 Fett   0,26   0,11   0,18 Rohproteïn   1,56   1,06   1,35 Asche   1,39   0,92   1,10 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Eigentliche Eiweiſskörper   0,94   0,69   0,79 Von 100 Th. Stickstoff haltiger Körper sind also im Mittel nur 59,1 wirkliche Eiweiſsstoffe, während 40,9 in Form von Amiden, Peptonen, Ammoniak Verbindungen und Nitraten vorhanden sind. Anormale Bestandtheile der Kartoffel G. Heinzelmann theilt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 497 mit, daſs er bei Besuch mehrerer Brennereien vielfach schlechte Vergährung bis auf nur 2 bis 3° B. beobachtet hat, deren Ursache er in einem abnormen Säuregehalt der Kartoffeln vermuthet. Die frisch bereiteten Maischen zeigten 0,7 bis 0,9° Säure. Eine Untersuchung der Kartoffeln ergab in dem abgepreſsten Saft einen Säuregehalt entsprechend 0,35 bis 0cc,5 Normal-Natronlauge für 20cc Kartoffelsaft. Der filtrirte Saft zeigte 6,5 bis 7,0° B. Da nun bei einem Stärkegehalte von 19 Proc. die Differenz zwischen Stärkegehalt und Trockensubstanz nach den bekannten Tabellen 5,8 beträgt, während der Saft 7,0, also 1,2 mehr an festen Bestandtheilen enthält, wobei noch die Kartoffelfaser unberücksichtigt ist, so schlieſst Verfasser daraus, daſs die Kartoffeln nicht von normaler Beschaffenheit gewesen sind. Dem Referenten erscheint diese Folgerung nicht ganz zutreffend; denn da in dem Stärkegehalte, wie ihn die Tabellen angeben, auch die löslichen Kohlehydrate (Zucker, Dextrin) mit inbegriffen sind, welche natürlich in den Saft übergehen, so erscheint es nicht auffeilend, wenn der Gehalt an Trockensubstanz im Safte die Differenz zwischen dem in den Tabellen angegebenen Gehalt an Stärke und Trockensubstanz übersteigt. So fand denn auch der Verfasser bei einem weiteren Versuch, daſs durch Gährung des Saftes die Saccharometeranzeige desselben um 1,7° vermindert wurde, daſs also so viel vergährbare Kohlehydrate im Safte enthalten waren. Dieser Gehalt dürfte aber nicht auſsergewöhnlich hoch sein; denn Referent fand z.B. bei seinen Untersuchungen von 42 Kartoffelproben bis zu 1,08 Proc. Zucker und 0,28 Proc. Dextrin in der frischen Kartoffel. (Vgl. Märcker's Handbuch der Spiritusfabrikation, 4. Auflage S. 55.) Dagegen dürfte der Vorschlag des Verfassers, das Fruchtwasser mit Rücksicht auf den nicht unerheblichen Gehalt an löslichen Kohlehydraten so viel als möglich als Einmaischwasser zu verwenden, gewiſs Beachtung verdienen. Ueber die Verwerthung des Johannisbrodes zur Spiritusfabrikation wird in der Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie, 1886 S. 532 (daselbst nach Zeitschrift für landwirthschaftliche Gewerbe) berichtet. Das Johannisbrod wird hauptsächlich in Portugal und auf den Azoren in sehr groſser Menge verarbeitet; in Portugal existiren Fabriken, welche täglich 4000 bis 6000l Feinsprit daraus darstellen. Die Zusammensetzung des Johannisbrodes wird im Durchschnitte wie folgt angegeben: Gesammtzucker 40,00 Proteïnstoffe   5,21 Fett   0,55 Gerbsäure   1,82 Buttersäure   1,30 Stickstoff freie organische Stoffe 20,00 Asche   2,30 Holzfaser   5,00 Wasser 23,80. Der Zucker besteht hauptsächlich aus Rohrzucker (34,72 Proc.) mit wechselnden Mengen Invertzucker (5 bis 15 Proc). Die anderen Stickstoff freien Bestandtheile sind leicht zersetzbar und ebenfalls zur Spirituserzeugung zu verwenden. Die Art der Verarbeitung ist eine sehr verschiedene, im Allgemeinen schwierige, besonders wegen des Gehaltes an Buttersäure, so daſs die Gewinnung eines feinen Spiritus auf viele Schwierigkeiten stöſst. Die Rückstände sind hauptsächlich wegen des Gehaltes an Gerbsäure als Futtermittel wenig oder gar nicht geeignet. Ueber die Gewinnung von Alkohol aus Bataten (Batatus edulis), einer hauptsächlich auf den Azoren wachsenden Pflanze, findet sich im Scientific American Supplement, 1886 Nr. 572 S. 9141 ein Aufsatz, welchem wir das Folgende entnehmen. Die Alkoholgewinnung in dem Heimathlande der Pflanze, besonders aber der Export des Alkoholes, ist wegen der dort herrschenden hohen Temperatur mit Schwierigkeiten verbunden. Dieses hat A. Ralu veranlaſst, sich ein Verfahren patentiren zu lassen zur Gewinnung eines trockenen Mehles aus den Bataten und zur Erzeugung von Spiritus aus diesem Mehle. Die Ausbeute an Alkohol ist nach Ralu eine gute; derselbe erhielt aus verschiedenen Sorten Bataten zwischen 12 und 15l Alkohol pro 100k. Nach einer aufgestellten Berechnung ist der Preis für das Batatenmehl gleich dem Preise von Mais, nämlich 14 bis 15 Francs für 100k, während Weizen, Roggen und andere Getreidearten theurer sind. Bei dem gleichen Preise mit Mais stellt sich das Batatenmehl aber zur Spiritusgewinnung viel günstiger, denn während man nach den Angaben des Verfassers aus 100k Mais 21 bis 30l Alkohol gewinnt, geben 100k Batatenmehl 38 bis 39l. Die Verarbeitung von Mais stellt sich für 1 Hektoliter um 10 Franken theurer und dazu kommt noch, daſs der aus den Bataten gewonnene Spiritus von so vorzüglicher Beschaffenheit ist, daſs er mit 8 bis 10 Franken höher bezahlt wird. Nach diesen Angaben würde also das Batatenmehl als ein sehr beachtenswerthes Rohmaterial anzusehen sein. II. Dämpfen und Maischen. Mittheilungen zur Dickmaischung. In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 448 wird darauf aufmerkam gemacht, daſs bei Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln unter Umständen eine Materialverschwendung eintreten kann, und daſs man dem Dämpfprozesse hier besondere Aufmerksamkeit zuwenden müsse. Während bei stärkearmen Kartoffeln ein vollständiges Ablassen des Fruchtwassers geboten ist, um eine möglichst concentrirte Maische zu erzielen, ist bei sehr stärkemehlreichen Kartoffeln gerade das Gegentheil angezeigt. Zur vollständigen Verkleisterung einer bestimmten Stärkemenge ist eine bestimmte Wassermenge erforderlich, und es kann daher bei stärkereichen Kartoffeln durch Ablassen des Fruchtwassers ein Mangel an Wasser eintreten und dadurch eine richtige Verkleisterung unmöglich gemacht werden. Es wird daher in diesem Falle das Ablassen des Fruchtwassers von Nachtheil sein, und man wird oft besser fahren, wenn man nur wenig oder gar kein Fruchtwasser abläſst. Mit der gröſseren Sorgfalt beim Dämpfprozesse muſs aber bei Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln auch eine Einschränkung des Materialverbrauches Hand in Hand gehen. Denn daſs der vielfach ausgesprochene Satz „je mehr Kartoffeln in den Henze gepfropft werden, um so reichlicher müsse der Spiritus flieſsen“ doch mit Vorsicht aufzunehmen ist, zeigen Untersuchungen von Saare, welche derselbe in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 463 mittheilt. Bei einer Versuchsreihe mit 20procentigen Kartoffeln wurden bei 8 Einzelversuchen folgende Mittelzahlen erhalten. Bei Einmaischung von: 3250k Kartoffeln gaben 50k im Mittel = 13k,40 Extract 3200 = 13,43 3150 = 13,06 3100 = 13,19 Es wurde also hier bei Einmaischung von 3200k dasselbe Resultat erzielt, wie bei der Einmaischung von 3250k, während bei weiterer Verringerung des Einmaischmateriales die Ausbeute geringer wurde. Es waren also 3200k der 20procentigen Kartoffeln die beste Menge von Einmaischmaterial. Es würde dies pro 100l Maischraum 85k Kartoffeln ausmachen. Der Versuch zeigt aber weiter, daſs bei der Dickmaischung bei steigendem Materialverbrauche die Ausbeute nicht in gleichem Maſse mit der mehr gegebenen Stärkemenge zunimmt, sondern hinter dem zu erwartenden Ertrage zurückbleibt. Wenn man nämlich nicht eine Aufschlieſsung der Stärke noch während der Gährung annimmt, welche zur Zeit noch nicht mit Sicherheit bewiesen ist, sondern bei der bisherigen Anschauung stehen bleibt, daſs nur die in Lösung gegangene Stärke zur Gährung kommt, so stellt sich die Rechnung wie folgt: Die höchste Differenz bei Anwendung von weniger Maischmaterial sind bei Schwankungen um 150k Kartoffeln 0k,37 Extract, welche bei der Vergährung rund 0l,20 Spiritus von 100 Proc. geben würden, oder bei 3250k = 13l Spiritus. Kartoffeln von 20 Proc. würden also statt zu erwartender 18l Spiritus nur 13l mehr geben. Bei einer in einer anderen Brennerei ausgeführten Versuchsreihe mit 18- bis 19procentigen Kartoffeln wurden erhalten bei 6 Einzelversuchen im Mittel bei einer Einmaischung von: 3250k Kartoffeln pro 50k im Mittel = 12k,09 Extract 3050 = 12,43 3000 = 12,32 Bei diesem Versuche wurde also die Extractmenge durch Einmaischung von weniger Material sogar erhöht, was nur dadurch zu erklären ist, daſs der Henze'sche Apparat zur Aufnahme von 3250k Kartoffeln zu klein war, und daſs ein Rest der Kartoffeln nach vorhergegangenem theilweisen Dämpfen nachgestampft werden muſste, in Folge dessen die Aufschlieſsung eine mangelhafte blieb. Eine forcirte Mehreinmaischung kann also unter Umständen sogar nachtheilig werden. Zu erwähnen ist noch, daſs sich aus diesen Versuchen auch ein sehr günstiger Einfluſs der Gährbottichkühlung ergab, wie folgende Zahlen zeigen: Vergohrene Saccharometergrade bei gekühltem Bottiche 23,0 23,5 23,3 22,3 bei ungekühltem Bottiche 22,4 22,5 21,9 21,8 Ueber das Maischverfahren findet sich in der Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie 1886 S. 525 eine längere Abhandlung von Stiasny Nandor. Nach allgemeinen Erörterungen über die Vorgänge bei der Maischung bespricht der Verfasser die in der Praxis üblichen Verfahren der Zuckerbildung und theilt dann Versuche über die Anwendung des Vacuumapparates zur Zuckerbildung mit. Dieses Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daſs die gedämpften Rohmaterialien im Vacuumapparate auf 70° abgekühlt werden, und daſs die 70° warme, gedämpfte Masse in einen darunter stehenden Zuckerbildungsapparat, in dem sich die Malzmilch befindet, abgelassen wird. Die Ansichten über dieses Verfahren sind sehr verschiedene. Besonders wird zu Gunsten desselben angeführt, daſs im Vacuum noch eine weitere Aufschlieſsung der gedämpften Rohmaterialien stattfindet, und daſs ferner durch das Evacuiren aus der gedämpften Masse Stoffe entfernt werden, welche einerseits auf die Gährung einen nachtheiligen Einfluſs ausüben, andererseits zur Fuselölbildung beitragen sollen. Die mit Mais ausgeführten Versuche des Verfassers haben diese Annahme nicht bestätigt. Die Aufschlieſsung der Rohmaterialien wurde durch die Anwendung des Vacuumapparates, wie auch vorauszusehen war, in keiner Weise beeinfluſst. Der Zuckerbildungsprozeſs war bei diesem Verfahren im Vergleiche zu dem gewöhnlichen Maischprozeſs fast ganz derselbe. Nur ein ganz unbedeutend günstigeres Verhältniſs von Maltose zu Dextrin wurde bei dem Vacuumverfahren beobachtet. Vergährung und Menge des unvergohren gebliebenen Zuckers waren in beiden Fällen gleich. Die Behauptung, daſs durch das Evacuiren Stoffe entfernt werden, welche für die Gährung von Nachtheil sind, erwies sich also als nicht zutreffend, und ist dieses auch erklärlich, denn eine Betrachtung der beim Dämpfen stattfindenden Vorgänge führt den Verfasser zu dem Schlusse, daſs nur Zersetzungsproducte der Fette mit den Wasserdämpfen fortgeführt werden könnten, daſs dieses aber viel leichter beim Dämpfen durch das Ventil stattfinden könne als beim Evacuiren, wo die Temperatur viel niedriger ist. Die Resultate der Versuche, welche, wie gezeigt, zu Ungunsten des Vacuumapparates ausgefallen waren, fanden auch eine Bestätigung in dem Betriebe der betreffenden Fabrik, indem bei zweimonatlicher Anwendung des Vacuums keine Mehrausbeute an Alkohol zu constatiren war. Ueber Dämpfen und Ausblasen stärkereicher Kartoffeln liegen in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 481, 487, 496, 504 zahlreiche Mittheilungen aus der Praxis vor, welche durch die häufig gemachte Beobachtung, daſs die Verarbeitung sehr stärkereicher Kartoffeln oft mit Schwierigkeiten verbunden ist und schlechte Betriebserfolge gibt, hervorgerufen sind. Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daſs das Dämpfen sowohl wie das Ausblasen in Bezug auf die Höhe des Druckes wie auf die Dauer der Operation u.s.w. sehr verschieden ausgeführt wird. Im Allgemeinen geht die Ansicht in der Praxis jedoch dahin, daſs die Ursache der schlechten Vergährung nicht in der Art des Dämpfens und Ausblasens zu suchen ist, wenngleich unter Umständen ein gewisser Einfluſs der Art und Weise des Dämpfens wohl nicht abgesprochen werden kann. Die Hauptursache für die schlechte Vergährung wird jedoch mehr in der Art des Anstellens und überhaupt in der Bereitung und Führung der Maische gesucht. So macht z.B. Feiffer-Ludom mit Recht darauf aufmerksam, daſs durch mangelhaftes Dämpfen ein Theil der Stärke unaufgeschlossen bleibe, daſs diese nicht in Lösung übergegangene Stärke jedoch von keinem Einflüsse auf die Saccharometeranzeige der frischen und unvergohrenen Maische sein könne. Trotzdem findet der am häufigsten beobachtete Uebelstand, nämlich die schlechte Vergährung, in diesen Saccharometeranzeigen ihren Ausdruck. In vielen Fällen kann übertriebene Malzersparniſs schlechte Betriebsresultate verschulden und bei Verarbeitung concentrirter Maischen und Verwendung von wenig Malz ist es beim Auftreten schlechter Vergährung stets nothwendig, sich durch den Versuch davon zu überzeugen, ob die vergohrene Maische noch überschüssige, wirksame Diastase enthält. Nicht selten kann auch bei sehr stärkereichen Kartoffeln die Verarbeitung zu groſser Mengen die Schuld an der schlechten Ausbeute tragen, wie dieses schon aus den Versuchen von Saare (siehe diese Berichte S. 371) hervorgeht. Eine Bestätigung der von Saare erhaltenen Ergebnisse enthält eine Mittheilung von Beeskow-Hohenfinow. Derselbe erhielt bei Verarbeitung von 3000k Kartoffeln mit 20,5 bis 21 Proc. Stärke auf den Bottich eine sehr schöne, extractreiche Maische von 23 bis 24,5° Saccharometer, aber eine schlechte Vergährung von 2 bis 3 Proc. Saccharometer und daher auch nur eine Ausbeute von 57 Proc. für 1k Stärke. Als die Kartoffelmenge auf 2900 und später auf 2800k vermindert wurde, vergohr die Maische bis auf 0,8 bis 1,3 Proc., und es wurde eine Ausbeute von 62 Procent von 1k Stärke erhalten. Von K. Deutschmann-Clossow wird die Beobachtung mitgetheilt, daſs die frische Maische viel Säure enthalte, also eine Bestätigung der Beobachtungen von Heinzelmann (siehe diese Berichte S. 369). Bei der Verarbeitung solcher Kartoffeln erwies sich die Bottichkühlung als von groſsem Nutzen, indem durch Anwendung derselben 0,2 Proc. Säure weniger und eine bedeutend bessere Ausbeute erhalten wurde. Morgen.