Titel: Reinigung von Flusswasser.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 468
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Reinigung von Fluſswasser. Pasteur's Reinigung von Fluſswasser. Pasteur (vgl. auch 1876 221 285) nimmt an, daſs verschiedene organische Stoffe, wie Albumin und Fibrin erst nach vorhergehender Zersetzung von Mikroorganismen unter atmosphärischer Einwirkung weiter oxydirt werden. Lister und Andere haben auch gezeigt, daſs Milch, Urin und ähnliche Stoffe in der That Jahre lang in Luft, welche völlig frei von Organismen ist, aufbewahrt werden können. Da nach Davy, Houzeau und Anderen gewöhnliche atmosphärische Luft bedeutende Mengen von Ozon enthält, hielt es J. J. Coleman für wichtig, die Wirkung Ozon haltiger Luft auf organische Stoffe zu untersuchen. Zur Erzeugung stark Ozon haltiger Luft benutzte er nach dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 Bd. 5 S. 650 eine innen und auſsen mit Drahtspiralen versehene Röhre, welche in eine weitere Glasröhre eingesetzt war. Die Drahtspiralen verband er mit einem Ruhmkorff'schen Inductionsapparat und leitete zu gleicher Zeit Luft durch die Röhren. Die so ozonisirte Luft lieſs er durch einen Kolben streichen, in welchem 100cc der zu untersuchenden Flüssigkeit vorhanden waren. Eintrittsund Ausgangsöhre des Kolbens waren mit losen Baumwollpfropfen versehen. Versuche mit Blumenkohl und anderen Infusionen zeigten, daſs während des Durchleitens von Ozon haltiger Luft keine Zersetzung eintritt, und auch nachher lieſsen sich die Lösungen noch mehrere Tage aufbewahren, ohne daſs Zersetzung eintrat. Ganz verhindert konnte die Zersetzung nie werden, auch wenn die Baumwollpfropfen in den Röhren völlig unberührt gelassen wurden. Daraus geht hervor, daſs die Mikroorganismen, nicht aber die Sporen, durch das Ozon getödtet werden. Eine 5procentige Lösung von Albumin wurde an gewöhnlicher Luft schon nach 48 Stunden zersetzt. In Ozon haltiger Luft aber hielt sie sich 5 Tage. Leitete man Ozon haltige Luft während 3 Tagen je 10 Stunden durch eine 1procentige Lösung von Albumin, so daſs das Albumin etwa mit dem gleichen Gewichte Ozon behandelt wurde, so hielt sich die Lösung nachher noch bis zum 6. Tage unzersetzt. Es zeigt sich also auch hier, daſs Albumin nicht durch atmosphärischen Einfluſs allein, sondern erst nach vorhergegangener Zersetzung durch Organismen oxydirt wird. Atmosphärische Luft wirkt indirekt reinigend auf Wasser, indem es die Thätigkeit der Organismen erhöht, welche, sobald sie ihre Oxydationswirkung ausgeübt haben, verschwinden und aus Mangel an Nahrung zu Grunde gehen. Aus Allem dem geht hervor, daſs gute Berührung mit Luft die Reinigung des Wassers in hohem Maſse fördert (vgl. auch Davy 1877 224 343).