Titel: Verfahren von Kayser, Young und Williams zur Darstellung von Soda durch Einwirkung von Kohlensäure und Kohlenoxyd auf Natriumsulfat.
Autor: P. Naef
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 510
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Verfahren von Kayser, Young und Williams zur Darstellung von Soda durch Einwirkung von Kohlensäure und Kohlenoxyd auf Natriumsulfat. Verfahren zur Darstellung von Soda. Diese bereits 1886 262 185 mitgetheilte Methode unterwarfen neuerdings W. Smith und W. B. Hart einer eingehenden Untersuchung, deren Ergebniſs sie im Journal of the Society of Chemical Industry 1886 Bd. 5 S. 643 mittheilen. Sie stellten ihre Versuche derart an, daſs sie ein aus gleichen Volumen Kohlensäure und Kohlenoxyd bestehendes Gasgemisch über völlig Säure freies Hargreaves'sches Sulfat (vgl. 1875 218 * 416), welches im Verbrennungsofen erhitzt wurde, leiteten. Wenn das Sulfat auf schwache Rothglut erhitzt war, trat beim Ueberleiten sowohl eines trockenen wie eines feuchten Gasgemisches gar keine Entwickelung von Schwefligsäure ein. Bei heller Rothglut zeigte ein trockenes Gasgemisch, welches etwas mehr Kohlensäure als Kohlenoxyd enthielt, gar keine Einwirkung. Mit feuchtem Gasgemische dagegen bildete sich unter gleichen Bedingungen etwas Sulfid, und es entwich Schwefelwasserstoff und Schwefel. Kohlenoxyd allein hat bei dunkler Rothglut selbst bei Vorhandensein von Feuchtigkeit gar keine Wirkung, bei höherer Temperatur aber erzeugt es Natriumsulfit und -sulfid. Bei heller Rothglut tritt dann auch die im Gase vorhandene Kieselsäure, besonders bei Gegenwart von Wasser in Wirkung, so daſs sich aus dem Sulfit und Sulfid Schwefligsäure und Schwefelwasserstoff entwickelt. Daraus, daſs sonst unter keinen Umständen Schwefligsäure, sondern nur Schwefelwasserstoff entsteht, scheint hervorzugehen, daſs das Sulfat durch Kohlenoxyd gröſstentheils zu Sulfid, nicht aber zu Sulfit reducirt wird. Die so vor sich gehende Zersetzung des Sulfates ist aber selbst bei heller Rothglut nur sehr gering. Kohlenoxyd reducirt bei heller Rothglut und bei Gegenwart von Wasser Schwefligsäure zu freiem Schwefel. Bei keinem Versuche konnte Bildung von Soda nach der von den Erlindern aufgestellten Reaction nachgewiesen werden. Das behandelte Sulfat zeigte allerdings oft alkalische Reaction, aber die gebildete Soda rührte nur von zersetztem Natriumsulfid her. Die Resultate von W. Smith kann ich durch eigene Versuche, welche ich vor längerer Zeit ausgeführt habe, im Allgemeinen bestätigen. Das Verfahren von Kayser, Young und Williams ist übrigens schon der Theorie nach rein unmöglich. Eine Bildung von Schwefligsäure aus Natriumsulfat ist nur so denkbar, daſs wenigstens vorübergehend ein Salz der Schwefligsäure entsteht, welches dann weiter durch Kohlensäure zersetzt wird. Kohlensäure ist aber bekanntlich eine so viel schwächere Säure als Schwefligsäure, daſs sie von letzterer mit Leichtigkeit aus ihren Salzen ausgetrieben wird; eine umgekehrte Reaction dagegen ist auch bei hoher Temperatur unmöglich. Nach Rammelsberg zersetzt sich übrigens Natriumsulfit bei höherer Temperatur in Sulfid und Sulfat und auch Natriumhyposulfit zerfällt nach Pape schon bei 220° in Schwefel, Pentasulfid und Sulfat, so daſs schon daraus hervorgeht, daſs Kohlenoxyd bei Rothglut das Natriumsulfat nur zu Sulfid reduciren kann. Aus dem gleichen Grunde scheint die Bildung von Sulfit bei heller Rothglut, wie sie Smith gefunden haben will, unwahrscheinlich. P. Naef.