Titel: Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Autor: St.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 552
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Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes Bd. 264 S. 229.) Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. Die Ergebnisse der Weinverstärkung in Frankreich in den Jahren 1885 und 1886. Bekanntlich ist in Frankreich durch das Gesetz vom 29. Juli 1884 die Steuer für den bei der Weinbereitung (aus Trauben oder Obst vor der Gährung) verbrauchten Zucker von 50 auf 20 Franken für 100k herabgesetzt worden. Die folgenden Zahlenangaben über die in den oben genannten Jahren als Zusatz zum Most und zum Nach wein verbrauchten Zuckermengen sind den amtlichen Mittheilungen (nach dem Journal des fabrications de sucre, 1887 Bd. 28 Nr. 28) entnommen. Die Anzahl der weinbauenden Gemeinden, welche Weinverstärkung (vinage) ausgeführt haben, betrug 18975 im J. 1885 und 19109 im J. 1886. Geerntet wurden im J. 1885 28536151hl Wein 1886 nur 26063345 also 2472806hl weniger. Die Zahl der Weinbauer und Weinkäufer, welche von der Steuerermäſsigung Gebrauch machten, betrug im J. 1885   46257 1886 181520 hat sich also vervierfacht, und betrug 1886 etwa ein Zehntel der Weinproducenten überhaupt. Der Most (1re cuvée) wurde mit Zucker verstärkt von 21847 Weinbauern und Weinkäufern im J. 1886, gegen 5984 im J. 1885; Nachwein (2me cuvée) oder Tresterwein (vin de marc) wurde hergestellt von 47597 Personen (gegen 12883 im J. 1885). Die Menge Zucker, welche unter der Begünstigung der Steuerermäſsigung verbraucht wurde, war folgende: 1885 1886 beim Moste 2539469k   7095208k Nachwein 5394418k 29761384k Nimmt man in Ermangelung von bestimmten Zahlen an, daſs je 1hl Wein auf 10k Zucker kommt, so waren die Mengen verstärkten Weines 1885 1886 beim Moste 421647hl 973086hl und bei einem Verhältnisse von 25k Zucker auf 1hl Nachwein beim Nachwein 365053hl 1359524hl Apfel- und Birnenweine wurden im J. 1885 in 11120, im J. 1886 in 12967 Gemeinden geerntet, und zwar bezieh. 19955323 und 8300793hl. Die Zuckermengen, welche unter Steuerermäſsigung behufs Verbesserung des Obstweins dem Moste zugesetzt wurden, betrugen 1885 1886 24142k 145555k Die Gesammtmenge des mit Steuerermäſsigung zur Wein Verstärkung verbrauchten Zuckers hat betragen in den Jahren 1885 1886 beim Traubenwein 7933887k 27856592k Obstwein     24142k     145555k ––––––––– ––––––––– zusammen 7958029k 28002147k entsprechend einer Vermehrung: von einem Jahre zum anderen von rund 20000t. Dadurch ist eine Vermehrung des Weines um etwa 1600000hl erzielt worden. An steuerfreien Niederlagen waren 1886 1765 gegen 682 im J. 1885 errichtet worden. An keinem Punkte haben sich in der Anwendung es Gesetzes Anstände ergeben, nirgends sind Klagen oder Einsprachen erhoben worden. In den beiden Jahren 1885 und 1886 zusammen sind rund 36000t raffinirter Zucker zur Weinverstärkung verbraucht und dadurch der Staatskasse über 7 Millionen Franken zugeführt worden, gewiſs ein wichtiges und vielversprechendes Ergebniſs. Ergebnisse der Bestimmung des Invertzuckers mittels des Soldaini'schen Reagens (vgl. 1876 222 502) sind von J. Weisberg (Succerie belge, 1887 H. 24 S. 584) mitgetheilt worden. Alle von Bodenbender und Scheller (vgl. 1886 261 487. 1887 264 622) angegebenen Vorzüge dieser Flüssigkeit wurden bestätigt, beispielsweise fand Weisberg, daſs man Invertzucker freien Rohrzucker 10 Minuten auf freier Flamme mit Soldaini'scher Lösung kochen könne, ohne die geringste Reduction zu bewirken, während derselbe Zucker mit Fehling'scher Lösung bereits nach 4 Minuten Kupferoxydulausscheidung zeigte. Kochen der Lösung während 15 Minuten und Abdampfen bis fast zur Trockne ergab keine Reduction, während Fehling'sche Lösung sich unter diesen Verhältnissen zersetzte. Die Empfindlichkeit der Soldaini'schen Lösung zeigte sich in Folgendem: 10g Rohrzucker mit 0g,0003 Invertzucker ergaben, obwohl schwache, doch schon ziemlich deutliche Reaction. 10g Rohr- mit 0g,001 Invertzucker gaben sehr deutliche, mit 0g,01 starke, mit 0,02 bis 0g,03 sehr starke Reduction; in letzterem Falle war die Menge quantitativ bestimmbar. 14 Proben belgischer Zucker wurden im Juli untersucht. Davon waren 5 erstes Product aus November und December 1886, 5 zweites Product aus Januar und Februar 1887 und 4 drittes Product aus Juni 1887. In keinem Falle konnte Invertzucker gefunden werden. Um deutlich die Reduction beobachten zu können, wurde stets etwas Bleiessig zugesetzt und der Ueberschuſs mit schwefelsaurem Natron ausgefällt, das Kochen geschah auf freier Flamme etwa 10 Minuten lang. Zusatz von nur 0g,002 Invertzucker ergab dagegen sofort reichliche Fällung. Einen neuen Cylinder in Metall für Flachbrennerlampen mit Beleuchtungsvorrichtung für Polarisationsapparate empfahl F. Bangert (Sucrerie belge, 1887 H. 24 S. 592). Es ist bekannt, daſs der Flachbrenner gegenüber dem Rundbrenner unbestreitbare Vortheile darbietet, beim Halbschattenapparat sind erstere sogar unumgängliche Vorbedingung. Leider werden diese Vortheile aber durch das häufige Zerbrechen und Zerspringen der bauchigen Glascylinder sehr oft illusorisch. In einem solchen Falle lieſs Bangert einen Cylinder von Schwarzblech anfertigen, dessen innere Rundung behufs Reflexion der Lichtstrahlen mit polirtem, weiſsem Bleche bekleidet war; ferner war in der Flammenhöhe eine Linse angebracht, und somit ein unzerbrechlicher Cylinder im Prinzipe hergestellt. Nach Bangert's Angaben construirten Schmidt und Hänsch (Berlin) einen Metallcylinder, der die gehegten Erwartungen noch bei Weitem übertraf, da auſser der angestrebten Unzerbrechlichkeit des Cylinders auch der Lichteffect der Lampe noch ganz wesentlich erhöht wird. Während die Hinks'sche Flachbrennerlampe für Erdöl in ihrer bisherigen Anwendung mit Glas- und Thoncylinder und Beleuchtungslinse nur 8 Normalkerzenstärken ergab, wird bei Anwendung des Metallcylinders eine Intensität von 11 Normalkerzen, bei der Gastriplexlampe sogar eine solche von 14 Kerzen erzielt, und vermöge dieser hellen Beleuchtung kann man nun sehr dunkel gefärbte Lösungen sogar im Farbenapparate noch mit Erfolg polarisiren. Der Cylinder ist aus starkem Messingbleche hergestellt und hat an beiden flachen Seiten je eine 34mm groſse Oeffnung, an der sich je eine Kappe mit Ansatzrohr befindet, deren eine zur Aufnahme der Beleuchtungslinse, die andere zur Anbringung eines kleinen Emaillereflectors dient, und können Linse und Reflector ohne Weiteres abgenommen und gereinigt werden. – Ein fernerer Vortheil besteht darin, daſs die Aufstellung des Polarisationsapparates nicht mehr derartig genau auf die Mitte der Flammen zu geschehen braucht, wie bisher; man kann vielmehr den Apparat nicht unbedeutend nach rechts oder links belegen, ohne daſs Gesichtsfeldhälften verschieden beleuchtet werden. Die Cylinder sind für Erdöl- und Gaslampen etwas abweichend geformt. Die beste Beleuchtung für den Polarisationsapparat findet dann statt, wenn zwischen der Linse des Cylinders und dem Apparate selbst eine Entfernung von etwa 15 bis 20cm inne gehalten wird. Der Cylinder kann von der Firma Franz Schmidt und Hänsch in Berlin zum Preise von 12 M. bezogen werden. Reinigungsverfahren für Zuckersäfte. 1) Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen, Syrupen und anderen Flüssigkeiten. Von Matthew Forster Heddle, David Corse Glen und Duncan Stewart in Glasgow, Schottland (D. R. P. Nr. 39287 vom 8. September 1886). Die Erfindung hat den Zweck, das Verfahren des Filtrirens und Entfärbens von Zucker, Syrupen und anderen Flüssigkeiten zu verbessern, und besteht hauptsächlich in der Anwendung eines Materials, das als Diatomeenerde, Kieselguhr, Bergmehl oder unter anderen Namen bekannt ist. Die Behandlung des Bergmehles, um für den gedachten Werk verwendbar zu sein, geschieht in folgender Weise: Es wird in Retorten gebracht und so weit erhitzt, daſs sämmtliche zu verflüchtigende Bestandtheile ausgetrieben werden und das Material carbonisirt wird. Zu diesem Zwecke können Retorten und Heizapparate verschiedener Construction Anwendung finden. So kann man z.B. Apparate anwenden, wie sie gewöhnlich bei der Herstellung von Thierkohle oder Beinschwarz gebraucht werden. Auch können gewöhnliche Gasretorten oder selbst die eisernen Retorten angewendet werden, welche gewöhnlich zum Wiederbrennen der Thierkohle in Zuckerraffinerien dienen. Beim Carbonisiren des Materials ist es wichtig, von den Retorten die Luft gänzlich fern zu halten und auch den Luftzutritt zu dem carbonisirten Material so lange auszuschlieſsen, bis dasselbe sich auf gewöhnliche Temperatur oder so weit abgekühlt hat, daſs es bequem gehandhabt werden kann. Das so bereitete Material, welches „Hedylglin“ oder mineralische Kohle genannt wird, kann wie Thierkohle zum Filtriren und Entfärben von Zucker, Syrupen und anderen Flüssigkeiten angewendet werden. Bei der Anwendung des Hedylglins zum Entfärben von Syrupen hat es sich als sehr vortheilhaft herausgestellt, die Mischung so zu wählen, daſs auf 1 Gewichtstheil Hedylglin je 2 Gewichtstheile in dem Syrup enthaltenden Zucker kommen. Die Mischung wird in einem mit mechanischem Rührwerke ausgestatteten Kessel vorgenommen und der Syrup durch eine Centrifuge, Filterpresse oder durch Filtersäcke filtrirt, welche in einer Vacuumkammer angeordnet sind. Soll ein Rohrzuckersaft oder eine kalte Zuckerlösung behandelt werden, so wird zuerst eine gewisse Menge Hedylglin zur Abscheidung der vegetabilischen Eiweiſs- und Gummibestandtheile, sowie der Farbstoffe angewendet. Nach der Abdampfung und Concentrirung kann dann erforderlichenfalls der Syrup zwecks Entfärbung weiter mit Hedylglin behandelt werden, wobei letzteres jedesmal gut mit der Flüssigkeit untermischt und durchgerührt und nachher durch einen Filtrirprozeſs wieder von demselben getrennt wird. Nachdem man das Hedylglin zur Behandlung mit gröſseren Mengen Syrup verwendet hat, kann seine Filtrirfähigkeit dadurch zum groſsen Theil wieder hergestellt werden, daſs es einfach mit Wasser oder einer anderen geeigneten Flüssigkeit ausgewaschen oder der Luft oder der vereinten Einwirkung von Wasser und Luft ausgesetzt, oder endlich, daſs Dampf hindurchgeblasen wird. Ist die Behandlung mit Wasser und Luft oder Dampf nicht ausreichend, so kann das Hedylglin dadurch wieder völlig regenerirt werden, daſs es, wie beim Wiederbrennen von Thierkohle, in Retorten erhitzt wird. Auch kann dieses Wiederbrennen in Töpfen vorgenommen werden, die in Oefen gestellt sind. Wesentlich ist es, daſs man das Hedylglin vor dem Brennen tüchtig auswäscht. Bei der Behandlung von anderen als Zucker haltigen Flüssigkeiten wird in derselben Weise wie bei diesen verfahren, indem man so viel Theile Hedylglin anwendet, als sich durch den Versuch als geeignet ergeben- Patent-Anspruch: „Verfahren zum Filtriren und Entfärben von Zuckerlösungen, Syrupen und anderen Flüssigkeiten, bestehend in der Anwendung von Diatomeenerde, Kieselguhr oder Bergmehl, welches durch Glühen bei Luftabschluſs carbonisirt worden ist.“ 2) Ein Verfahren zur Scheidung von Rübensaft mittels Magnesia („Reinigung von Zuckerlösungen oder Pflanzensäften mittels Magnesiumhydrat“) ist H. Oppermann patentirt worden (D. R. P. Nr. 39134 vom 4. Oktober 1885, aber erst ausgegeben am 4. Mai 1887). Magnesia in der Zuckerfabrikation anzuwenden, ist schon öfter, jedoch nie mit gutem Erfolge versucht worden (vgl. auch E. Bohlig 1885 255 492). Der Genannte will nun eine geringe Menge Magnesia im Entstehungszustande anwenden, indem er „in den Lösungen basisches oder neutrales oder saures Magnesiumcarbonat durch ein bestimmtes Quantum Kalk, Baryt oder Strontian zersetzt“. Bekanntlich ist auch die Magnesia im Entstehungszustande schon bei dem sogen. Morgenstern'schen Verfahren (vgl. 1868 190 479) zur Wirkung gekommen, bei welchem erst schwefelsaure Magnesia und dann Kalk zugesetzt wurde. Dasselbe hat keinerlei Erfolg aufzuweisen gehabt, und neu ist an dem Oppermann'schen Verfahren nur das, daſs diese entstehende Magnesia aus kohlensaurer gebildet wird, und daſs man hierzu auſser Kalk auch Baryt oder Strontian anwenden kann. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob der Erfinder durch bestimmte Versuche nachweisen wird, daſs diese Art der Entstehung der Magnesia diese dazu befähigt, eine bisher an derselben nicht bemerkte Reinigungswirkung zu vollziehen, wobei nicht wird übersehen werden dürfen, daſs eine solche schon dem zugesetzten Kalk („Baryt oder Strontian“) allein zukommt, so daſs also erwiesen werden muſs, daſs Kalk (Baryt oder Strontian) und kohlensaure Magnesia eine gröſsere Reinigung erzielen lassen als ersterer allein. 3) Ein anderes Verfahren zur Reinigung von Rübensäften („Klärung von Zuckersäften“) ist E. Hefter patentirt worden (D. R. P. Nr. 39279 vom 22. Juni 1886). Dasselbe besteht in der Anwendung von Gerbsäure (Gerbstoff). Nun ist es eine bekannte Sache, daſs alle Arten von Gerbstoff in der verschiedensten Weise zu demselben Zwecke angewandt worden sind (vgl. Stammer's Jahresbericht für Zuckerfabrikation für 1877 Bd. 17 S. 186 und 1878 Bd. 18 S. 292. 293), und zwar ohne bleibenden Erfolg; die Patentirung ist denn auch für eine ganz besondere Art von Anwendung erfolgt. Der Erfinder gibt nämlich an, daſs die bisherigen Miſserfolge dem Umstände zuzuschreiben seien, „daſs die Säfte nicht den richtigen Concentrationsgrad hatten, nicht kalkalkalisch waren und die Fällung nicht in der richtigen Weise vorgenommen wurde.“ Das patentirte Verfahren besteht nach dem Patentansprüche darin, daſs man die bis ungefähr zur Consistenz von Dicksaft concentrirten und eine Kalkalkalität von mindestens 0,05 zeigenden Säfte oder Lösungen unter Abkühlung auf 25 bis 40° mit so viel Gerbsäure (Gerbstoff) behandelt, daſs die Alkalität auf 0,02 bis 0,04 sinkt und sich ein groſsflockiger Niederschlag bildet, worauf die Säfte mit dem Niederschlage bis auf etwa 80 bis 95° erwärmt werden. Es muſs dahin gestellt bleiben, ob die Arbeitsweise in Folge dieser Begrenzung nun einen nennenswerthen Erfolg haben werde. Ueber die Ergebnisse der amtlichen Versuche zur Förderung der Zuckerindustrie in den Vereinigten Staaten ist jetzt Bericht erstattet worden.Record of Experiments at Fort Scott, Kansas, in the Manufacture of Sugar from Sorghum and Sugar Cane 1886 by H. W. Wiley, Washington 1887 and Report of Experiments in the Manufacture of Sugar at Magnolia Station, Lawrence 1886–87, third report by Guilford L. Spencer, Washington 1887, durch Deutsche Zuckerindustrie von M. Herbertz 1887 Nr. 33 S. 1029 ff. Die Versuche wurden unter der Leitung des Staatschemikers Wiley zur Hebung der einheimischen Zuckerindustrie ausgeführt, und erstreckten sich sowohl auf Zuckerrohr wie auf Sorghum. 1) Versuche mit Sorghum. Der eine dieser Berichte behandelt die Diffusionsversuche, welche im J. 1886 mit Sorghum zu Fort Scott angestellt worden sind. Veranlassung zu denselben gab der ermuthigende Ausfall der 1885 zu Ottawa ausgeführten Experimente, der Congreſs hatte von Neuem 94000 Dollars bewilligt und man schritt alsbald zur Aufstellung einer Batterie von 14 Diffuseuren. Die Schnitzel enthielten neben 5 bis 11 Proc. Zucker 1 bis 8 Proc. Invertzucker, der sich in den Säften noch vermehrte, der Dicksaft enthielt 5 bis 19 Proc. und die Füllmasse 40 bis 50 Proc. Invertzucker. Um die starke Zunahme des Invertzuckers zu verhindern, wurden eine ganze Anzahl Experimente angestellt. So wurde im Diffuseur direkt Kalk zugegeben, doch verhinderte dieser Zusatz die Diffusion des Zuckers, Kalkwasser erwies sich als zu schwach wirkend, doppeltschwefligsaurer Kalk nutzte ebenso wenig, den besten Erfolg erzielte man noch auf Swenson's Vorschlag durch Zusatz von frisch gefälltem kohlensauren Kalk, der direkt in den Diffuseur gebracht wurde. Der dadurch erzielte annähernd neutrale Saft zeigte beim Eindampfen keine oder geringe weitere Inversion. Folgende Stelle ist wörtlich aus dem Berichte übersetzt: „Folgendes ist die mittlere Zusammensetzung des während der ganzen Campagne gebrauchten Sorghumrohres: Gesammte festeBestandtheile Zucker Glykose Vor dem 1. Oktober 15,63 Proc. 9,34 Proc. 3,57 Proc. Nach dem 30. September 14,77 7,74 3,79 Nach dem 14. Oktober 13,17 6,48 3,31 Mittel 14,56 7,85 3,52 Mittlere Reinheit 53,9, mittlerer Glykosengehalt auf 100 Zucker 43,84.“ Nach einem Hinweise auf die Zusammensetzung des in der Magnolia-Station 1885 verwandten ungleich besseren Zuckerrohres wird dann fortgefahren: „Bei sorgfältigem Studium der analytischen Daten wird offenbar, daſs das Sorghumrohr, welches in der Batterie in Fort Scott eingeführt wurde, gänzlich ungeeignet war, um Zucker daraus zu gewinnen. Diejenigen, welche es etwa der Art der Versuchsanstellung zur Last legen wollen, daſs nicht höhere Ausbeuten erhalten wurden, werden wohl thun, diese Thatsache nicht aus dem Auge zu verlieren.“ Nach dieser Erklärung kann man wohl darauf verzichten, auf die einzelnen Versuche selbst näher einzugehen; man kann den Chemiker nicht genug bedauern, der so viel Zeit, Mühe und Erfindungsgeist an einem so ganz aussichtslosen Unternehmen hat aufopfern müssen. Als dasjenige, was zum Gedeihen der Sorghumzuckerindustrie die Hauptsache ist, wird schlieſslich die Kultivirung einer Sorghumpflanze bezeichnet, welche einen annehmbaren constanten Gehalt an Rohrzucker zeigt. Nicht ohne einen gewissen Widerspruch mit diesen Ausführungen schlieſst der Bericht damit, daſs zwar zugestanden wird, die Versuche einer Sorghum-Industrie den Weg zu zeigen seien gescheitert, vieles Nutzlose sei gethan worden, welches man mit den jetzigen Erfahrungen unter Ersparung von Zeit, Arbeit und Geld besser machen würde; doch seien die Schwierigkeiten, den Zucker aus dem Rohre zu extrahiren, überwunden und die Thatsache, daſs Sorghum unter gewissen Umständen eine ausgezeichnete Zuckerpflanze sei, unbestreitbar festgestellt worden. Ein geeigneter Boden und Klima für die Kultur und Fabrikation sei für das Sorghum gefunden und die noch vorhandenen Schwierigkeiten seien offen und klar dargelegt. Wiley schlieſst mit den Worten: „Vorliegende Versuche bezweckten, die Sorghumexperimente fortzusetzen und abzuschlieſsen und ich halte meine Verbindung mit der Entwicklung dieser Industrie damit für beendet. Ich scheide von dieser Arbeit nur mit einem Bedauern, nämlich darüber, daſs die Zukunft der Sorghumindustrie noch eine zweifelhafte ist.“ 2) Versuche mit Zuckerrohr. Im Anschlusse an die Sorghumexperimente wurden in Fort Scott in derselben Campagne einige Versuche mit Zuckerrohr gemacht, das aus Louisiana bezogen wurde. Der Preſssaft dieses Rohres hatte folgende Zusammensetzung: Brix 14,38 Proc. Zucker 10,62 Invertzucker   1,78 Es lag also auch hier ein recht schlechtes Versuchsmaterial vor, immerhin war dasselbe ein ungleich besseres als das vorher gebrauchte Sorghumrohr. Die Schnitzelmesser thaten hier ihre Schuldigkeit, die Diffusion gelang bei einer Temperatur des Wassers von 90° in befriedigender Weise. Zwar waren beim ersten Versuche die Schnitzel nur bis auf 1,4 Proc. Zuckergehalt ausgelaugt, doch lag dies darin, daſs nicht genug Druck in der Batterie herrschte; beim zweiten Versuche enthielten die ausgelaugten Schnitzel nur 0,4 Proc. Zucker. Zur Scheidung wurden 0,7 Proc. Kalk angewendet und gelang die Saturation sowohl mit Kohlensäure als mit schwefliger Säure, abgesehen von Betriebsstörungen, mit gutem Erfolge. Aus diesen und den Versuchen zu Magnolia wird gefolgert, daſs durch Einführung des Diffusionsverfahrens, verbunden mit Saturation, die Ausbeute an Zucker aus Zuckerrohr um rund 30 Proc., gegenüber der nach dem üblichen Verfahren allerwärts erhaltenen, gesteigert werden kann. Nach einigen Bemerkungen über die Bagasse, die beim Diffusionsverfahren entfällt, und für welche drei Verwendungen, nämlich zur Papierfabrikation, als Dünger und als Brennmaterial (wie bisher) in Aussicht genommen werden, schlieſst der Bericht mit dem Hinweise darauf, daſs nunmehr eine mit allen Mitteln der neueren Technik ausgerüstete Station in Louisiana zu errichten wäre, und den südlichen Pflanzern die Vortheile des Diffusionsverfahrens vor Augen zu führen. Die Versuche der Magnoliastation beschäftigten sich nicht mit dem Diffusionsverfahren, sondern mit der Einführung der Filterpressen, Verbesserung der Filtration u. dgl. unter Anlehnung an das alte Saftgewinnungsverfahren aus Zuckerrohr. St.