Titel: Ueber einige Fundorte von Erdöl.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 563
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Ueber einige Fundorte von Erdöl. Ueber einige Fundorte von Erdöl. Im J. 1884 fand man nach Mittheilungen von D. R. Steuart im Journal of the Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 128 in Broxburn in Schottland beim Bohren nach bituminösen Schiefern zuerst Anzeichen vom Vorhandensein von Erdöl. Als man nordwestlich von diesem Dorfe 100 Faden tief gebohrt hatte, wurde ein dickflüssiges Oel von 0,842 spec. Gew. zu Tage gefördert. In der Nähe fand man in der Tiefe von 155 Faden braunes Erdöl von 0,83 spec. Gew., welches bei 16° erstarrte. In gewöhnlicher Weise gereinigt ergab es Leichte Naphta   0,700 spec. Gew.     5,0 Proc.     „           „ 0,73     5,2 Brennöl   0,802   34,1 Zwischenöl   0,840   10,5 Schmieröl   0,865   16,7 Paraffin (Schmelzp. 40°)   12,5 Verlust   16,0 ––––– 100,0 Die Bromabsorption ist bedeutend geringer als bei den gewöhnlichen Erdölsorten, was auf einen geringen Gehalt an Olefinen schlieſsen läſst. Die Salzsoole, welche mit dem Erdöle zusammen vorkommt, hat 1,095 spec. Gew. und enthält 14,4 Proc. nicht flüchtige Bestandtheile, welche hauptsächlich aus Natrium-, Kalium-, Calcium-, Magnesium- und Spuren von Eisenchlorid bestehen. Viele Bohrlöcher in Broxburn stoſsen in Zwischenräumen bedeutende Mengen von Gasen aus. Aus einem Bohrloche bei Middleton Gate strömte während mehrerer Jahre monatlich einmal Gas aus, welches beim Anzünden eine 6m hohe, hell leuchtende Flamme bildete. Das Zusammenvorkommen von Erdöl, Salz und Gas in Broxburn ist von Interesse, da an vielen anderen Orten der Erdoberfläche Erdöl unter gleichen Umständen zu Tage tritt. Der Erdöldistrikt in Broxburn ist jedenfalls von bedeutender Ausdehnung und könnte mit Erfolg ausgebeutet werden, wenn sich das Roherdöl durch Pumpen heben lieſse. Leider ist aber das Oel seines hohen Paraffingehaltes wegen schon bei einer Temperatur von 16° nahezu fest, ein Umstand, welcher die Ausbeutung der Broxburn-Lager wohl für immer verhindern wird. Auch in Aegypten findet sich nach R. Irvine (Journal of the Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 130) in tiefen Bohrlöchern und Brunnen Erdöl von dunkelbrauner Farbe. Dieses rohe Oel ist dickflüssig und besitzt durch darin enthaltene Schwefel Verbindungen einen unangenehmen Geruch, so daſs es den schlechten Sorten von amerikanischem und canadischem Erdöle gleicht. Es zeigt bei 16° 0,934 spec. Gew. und behält, da es fast keine Paraffine enthält, seine Dickflüssigkeit auch bei niederer Temperatur. Auf gewöhnliche Art gereinigt, erhält man ein Oel von 0,85 bis 0,95 spec. Gew., Brennöl jedoch gar keines. Durch Waschen mit Schwefelsäure vor der Destillation werden mehr als 50 Proc. des Oeles gelöst. Dieser groſse Verlust und die groſse Menge zur Reinigung nöthiger Chemikalien, sowie der Umstand, daſs kein Brennöl gewonnen wird, machen eine vortheilhafte Verarbeitung des Rohöles völlig unmöglich. Als Schmieröl, sowie auch zur Verwendung als Brennmaterial bietet es dagegen entschiedene Vorzüge. Das Oel, welches bei Gemsah oder Gebel el Zeit gefunden wird, kommt in Korallen ähnlichen, Kalk haltigen Schichten vor und ist wahrscheinlich durch Zersetzung von thierischen Stoffen entstanden. Nach Mittheilungen, welche Irvine im Januar 1887 erhalten hat, stieſs man bei einem 120m tiefen Bohrloche auf Korallen und dann auf Thon. Das rohe Oel wird in den Reparaturwerkstätten der ägyptischen Regierung in Suez, sowie auf Dampfern mit Erfolg als Schmieröl und als Brennmaterial verwendet. (Vgl. auch 1886 262 94, ferner Pinno S. 286 d. Bd.)