Titel: C. Seel's und Theophilus Vaughan Hughes und Charles Roland Chambers' Herstellungsweise von Kohlenfäden für Glühlampen.
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 595
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C. Seel's und Theophilus Vaughan Hughes und Charles Roland Chambers' Herstellungsweise von Kohlenfäden für Glühlampen. Herstellungsweise von Kohlenfäden für Glühlampen. Aus drei Schichten bestehende Fäden für Glühlampen stellt Carl Seel in Charlottenburg (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39464 vom 11. Mai 1886) so her, daſs er zunächst Seide, Holz, Baumwolle oder andere Pflanzenfaser mit einer Auflösung von Mineralgummi (einer Mischung aus einem Silicate oder Salz, Senegalgummi und Aetznatron) tränkt und zwischen warm gemachten Walzen festwalzt und zwar in Gestalt eines vielkantigen Körpers von nur geringem Querschnitt, damit der Faden groſsen Widerstand bekommt und die Kanten helleres Licht ausstrahlen. Darauf wird der Faden in üblicher Weise carbonisirt, wobei der Silicat- oder Salzüberzug schmilzt und zugleich den inneren Kohlenfaden vor der Verbrennung schützt. Der richtige Widerstand wird dann dem Faden, noch vor der Einführung in die Glocken, in einem Bade von Paraffin, Naphtalin oder einem anderen bei gewöhnlicher Temperatur erhärtenden Kohlenwasserstoff ertheilt. Indem man zum Messen des Widerstandes einen Strom durch den Faden schickt, macht man die anliegenden Paraffinschichten flüssig, die nächstliegenden sogar dampfförmig, so daſs sie Kohlentheilchen an den Faden absetzen und sich der Widerstand des letzteren allmählich verändert, bis er auf die richtige Gröſse gebracht ist. Da der gröſsere Theil des Paraffins fest bleibt, so entsteht nur eine ganz geringe Strömung nach den Fäden hin und kann diesen daher auch durch die Strömung nur sehr wenig von dem im Bade vorhandenen Sauerstoffe zugeführt werden. Das mineralische Gummi füllt wegen der Verwendung des Senegalgummis die Poren des Fadens völlig aus, wodurch der Faden nach dem Carbonisiren groſse Zähigkeit und Festigkeit besitzt, während das Silicat und Aetznatron den Faden vollständig umschlieſst und durch das heiſse Walzen in ein gleichmäſsiges und dichtes Gefüge gebracht wird. Kohlenfäden, welche die in gewöhnlicher Weise hergestellten an Dichte und Gleichartigkeit übertreffen, wollen die Engländer Theophilus Vaughan Hughes in Greenfield und Charles Roland Chambers in South-Kensington (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 39865 vom 18. August 1886) dadurch herstellen, daſs sie unter annähernd atmosphärischem Druck einen in feinen Strahlen gegen die in Rothglut gebrachten Seitenwandungen einer geschlossenen Retorte gerichteten Gasstrom (am zweckmäſsigsten 40 Proc. Wasserstoff, 45 Proc. Sauerstoff und 7 Proc. Aethylen) mittels der Hitze zersetzen. Der frei gewordene Kohlenstoff schlägt sich anfangs an den Wandungen und auf dem Boden als zartes Gewebe nieder, welches jedoch bei fortgesetzter Gaszuführung die Gestalt von feinen, nach dem Inneren der Retorte gleichmäſsig sich erstreckenden Fäden Erhält, deren Länge je nach der Gröſse des Apparates über 100mm befragt. Die Retorte wird dann (nach 5 bis 7 Stunden) abgekühlt und die Fäden können in die geeignete Form gebracht werden.