Titel: J. B. Grief's Leitungsbauzange und Drahtbundvorrichtung.
Fundstelle: Band 266, Jahrgang 1887, S. 498
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J. B. Grief's Leitungsbauzange und Drahtbundvorrichtung. Mit Abbildungen. Grief's Leitungsbauzange und Drahtbundvorrichtung. Die zahlreichen Werkzeuge, welche die Arbeiter beim Spannen der Leitungsdrähte für elektrische Anlagen mit sich führen müssen, sind häufig in der Höhe zu gebrauchen, während der Arbeiter auf dem zu besteigenden Stützpunkte oder auf einer Leiter steht. Eine wesentliche Vereinfachung und Erleichterung der schwierigen Arbeiten beim Linienbau wird durch die Verwendung des Weiller'schen Siliciumbronzedrahtes (vgl. 1884 253 134 479. 254 492. 1885 257 482) möglich, ja dieser geschmeidige und leichte, meist in geringerer Dicke als andere Drahtsorten zu verwendende Draht macht manche, zum Theil schwerfällige Werkzeuge beim Leitungsbau entbehrlich.Im Anschluſs an D. p. J. 1884 254 494 und 1885 256 422 sei hinzugefügt, daſs die am meisten eingeführten 4 Sorten der Weiller'schen Patent-Siliciumbronze-Drähte jetzt die nachstehend unter Z angegebene Zugfestigkeit für 1qmm und das unter L aufgeführte Leitungsvermögen im Vergleich zu dem = 100 gesetzten des reinen Kupfers besitzen:ZLTelegraphendrahtA  44bis  46k97bis99B  55  588083TelephondrahtA  80  864345B1001152022Die lineare Ausdehnung dieser sämmtlichen Drahtsorten bei einer das Zerreiſsen herbeiführenden Belastung beträgt weniger als 1 Proc. der ursprünglichen Länge.Von diesen Sorten sind die als A bezeichneten für oberirdische Linien am leisten verwendet; ihr Gewicht g für 1km Länge und dmm Durchmesser beträgt:1) Siliciumbronze-Telegraphendraht A:dgfürStaatstelegraphenlinien2,5mm245k28Telephonlinien auf groſse Entfernungen21,52816für Kraftübertragung und Kabel wählt man die Dicke nach Erforderniſs.2) Siliciumbronze-Telephondraht A extrafürmittlere Telegraphen- und TelephonlinienEisenbahnblocksignalleitungenZuführungen, Stadtleitungen1,5mm1,2516k11Telephonnetze, Feuerwehrtelegraphen-An-lagen1,21,11,010  9  7Hierzu sei bemerkt, daſs eine Länge von 1km von Patent-Guſsstahl von 2mm Durchmesser 28k wiegt, während sie bei Eisen von 3, 4, 5 und 6mm Dicke bezieh. 56, 100, 156, 225k wiegt. Noch günstiger erweist sich dies für den Siliciumbronze-Draht, weil dieser ja wesentlich dünner als Eisen- und Stahldraht genommen werden kann. Hauptsächlich zum Gebrauche bei Anlagen, welche mit diesem neuen Leitungsmaterial ausgeführt werden, sind zwei neue, in vieler Hinsicht sehr nützliche und in den meisten Fällen für die wichtigsten Arbeiten völlig ausreichende Werkzeuge bestimmt, welche J. B. Grief in einem Nachtrage zu seinem 1885 erschienenen Schriftchen: „Anleitung zur Errichtung und Instandhaltung oberirdischer Telegraphen- und Telephonlinien aus L. Weiller's Siliciumbronzedraht“ beschreibt. 1) Grief's Leitungsbauzange ist einer sehr vielseitigen Benutzung fähig; denn sie kann an allen den der Reihe nach mit a bis h bezeichneten Stellen arbeiten und wirkt bei a als Flachzange (mit glatten Backen), b Zwickzange für schwächere Drähte, c Schneidzange für starke Drähte, d Spannzange (mittels Spannringes), e Vorrichtung zum Ein- und Ausdrehen von Isolatorstiftenund ähnlichen Theilen, f Vorrichtung zum Anziehen und Lockern von Schrauben-muttern, Bolzenschrauben u. dgl., g Schraubenzieher (zweierlei) und h Feile (an der Oberfläche und an der Seite). Fig. 1., Bd. 266, S. 498 Fig. 2., Bd. 266, S. 498 Fig. 3., Bd. 266, S. 498 In den Textfig. 1 bis 4 ist die Zange in ein Drittel natürlicher Gröſse dargestellt und zwar in Fig. 1 mit in die Zwickzange b eingelegtem Drahte; in Fig. 2 mit einer bei der Vorrichtung f eingelegter Schraubenmutter, darunter der Spannring; in Fig. 3 mit in die Schneidzange c eingelegtem Drahte; in Fig. 4 mit in den hervorstehenden Backen d der Flachzange festgehaltenem Drahte, wobei der nicht am Ende gefaſste Draht durch die über denselben und um den Spannring geschlungene Schnur angespannt wird, indem die letztere um eine Säule o. dgl. gezogen wird. Fig. 4., Bd. 266, S. 499 Fig. 5., Bd. 266, S. 499 2) Im Anschlüsse hieran zeigt Fig. 5 in ein Drittel natürlicher Gröſse die schon früher vorgeschlagene kurzhalsige Zwickzange von J. Pacher in Wien, mit welcher sich ohne besondere Anstrengung selbst sehr starke Drähte abzwicken lassen. 3) Die Drahtbundvorrichtung besteht aus einer federnden Drahtgabel, an deren beiden Spitzen je eine mittels Kugelschraube parallel zu öffnende Klemme angebracht ist. Mit dieser Vorrichtung sollen die zu verbindenden Drähte während der Anfertigung des Bundes festgelegt werden, damit unnöthige Biegungen und Drehungen an denselben verhütet und die den Bund bildenden Wickelungen recht fest und dicht hergestellt werden können. Fig. 6., Bd. 266, S. 499 Fig. 7., Bd. 266, S. 499 Fig. 8., Bd. 266, S. 499 Fig. 6 zeigt die ganze Vorrichtung in ein Viertel natürlicher Gröſse, Fig. 7 und 8 die einzelnen Theile der Klemme einzeln und in ihrer Vereinigung in halber natürlicher Gröſse. Aus Fig. 9, 10, 11 und 18 wird ersichtlich, wie die Vorrichtung zugleich mit der Bauzange bezieh. jedes der beiden Werkzeuge für sich allein beim Bündemachen anzuwenden ist. Die Vorrichtung kann beim Gebrauche auf der Strecke nach Unterlage eines dreikantigen Holzscheites mittels Schnur gut an einem Baum oder an einer Telegraphensäule befestigt werden; so ist in Fig. 9 die auf solche Weise festgebundene Vorrichtung sammt der Leitungsbauzange in deren Anwendung für einen angefangenen Weiller'schen Bund abgebildet, darunter als Vorlage derselbe Bund fertig gemacht. Fig. 9., Bd. 266, S. 500 Bezüglich der Anfertigung von Drahtbünden für elektrische Leitungen sei schlieſslich noch bemerkt, daſs die für den Siliciumbronzedraht vielfach eingeführten Bünde sich als allen Anforderungen entsprechende Formen für gute Drahtverbindungen erweisen. Unmittelbar vor Anfertigung jedes Bundes werden auch hier die Drahtenden blank geschabt, gefeilt oder gebeizt. Ein sorgfältiges Verlöthen des Bundes durch Eintauchen in flüssiges Loth oder Uebergieſsen damit ist anzurathen, das Loth soll aber nur den Bund selbst, nicht auch den freien Draht bedecken. Weiller's Wickelbund. Bei schwächeren Drähten, bis 1mm,5 Durchmesser, gelangt zumeist der bereits in Fig. 9 mit abgebildete von Lazare Weiller vorgeschlagene Wickelbund (Fig. 16) zur Anwendung. Fig. 10., Bd. 266, S. 500 Fig. 11., Bd. 266, S. 500 Dessen fortschreitende Anfertigung läſst sich in den Abbildungen (in halber natürlicher Gröſse) Fig. 10 bis 16 verfolgen, in denen überall der eine Draht dunkler gezeichnet wurde, damit der Verlauf beider Drähte deutlich zu ersehen ist. Fig. 10 gehört in der richtigen Reihenfolge zwischen Fig. 12 und 13, Fig. 11 aber zwischen Fig. 15 und 16. Wie ersichtlich, wird bei diesem Bunde das Ende des einen Drahtes um jenes des anderen zurück gewickelt; die in der Mitte des Bundes zusammentreffenden Endspitzen wurden bisher um einander gewürgt, können aber auch, wie bei Fig. 16, kurz abgezwickt und dicht an einander gestoſsen werden, so daſs beim fertigen Bunde gar kein Theil hervorragt. Fig. 12., Bd. 266, S. 501 Fig. 13., Bd. 266, S. 501 Fig. 14., Bd. 266, S. 501 Fig. 15., Bd. 266, S. 501 Fig. 16., Bd. 266, S. 501 Für die Wickelungen sind je nach der Stärke des verwendeten Drahtes von jedem zum Bunde gehörigen Ende 30 bis 40cm aufzuwenden; die Länge des Bundes ist hier mit 7cm angenommen. Britannia-Wichelbund. An Stelle des Wickelbundes, bezüglich einer besonders bei über 1mm,5 dicken Drähten verwendeten Muffenverbindung wird bei starken Drähten auch der bekannte Britannia-Wickelbund angewendet. Bei diesem werden die rechtwinkelig umgebogenen und über einander gelegten Leitungsdrahtenden (vgl. Fig. 17) mittels dünneren Drahtes fest umwickelt, wie es Fig. 18 und 19 zeigen, und dann die vorstehenden Spitzen abgezwickt. Als Wickeldraht eignet sich dazu sehr gut der Siliciumbronzetelegraphendraht A, 1,25 bis 1mm,5 (vgl. Anm. 1 und 1885 256 422). Die Wickelungen um beide Drähte müssen je nach der Stärke des Leitungs- und Wickeldrahtes in genügender Anzahl (etwa 30 bis 40) ausgeführt werden und auch deren je fünf auf den einzelnen Leitungsdraht kommen. Fig. 17., Bd. 266, S. 502 Fig. 18., Bd. 266, S. 502 Fig. 19., Bd. 266, S. 502 In Fig. 18 ist der angefangene Drahtbund durch die vorher beschriebene Leitungsbauzange festgehalten.