Titel: | Vorschlag zum qualitativen und quantitativen Nachweis von Harzöl in Mineralschmieröl. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 28 |
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Vorschlag zum qualitativen und quantitativen
Nachweis von Harzöl in Mineralschmieröl.
Nachweis von Harzöl in Mineralschmieröl.
In den Berichten der österreichischen Gesellschaft zur
Förderung der chemischen Industrie, 1887 Bd. 9 S. 93 macht L. Storch bemerkenswerthe Mittheilungen über Nachweis
und Bestimmung von Harzöl in Mineralschmierölen.
Gelegentlich seiner Untersuchungen über Chinovasäure machte LiebermannBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1884 Bd. 17 S. 869. die Beobachtung, daſs die Lösung dieser Säure
in Essigsäureanhydrid mit etwas concentrirter Schwefelsäure versetzt eine schöne
rothe Farbe annimmt. Dieselbe Reaction lieferten auch Brenzchinovasäure, Pimar- und
Sylvinsäure. Letztere Beobachtung wurde durch Versuche von PerrenoudChemiker-Zeitung, 1885 Bd. 9 S. 1597.
gelegentlich der Untersuchung einiger Harzsäuren aus der Familie der Abietineen
bestätigt. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daſs auch wiederholt destillirte
oder mit wässerigem Alkali behandelte Harzöle kleine Mengen von Harzsäuren
enthalten, stellte Storch diese Liebermann'sche Reaction auch mit Harzölen und zwar mit positivem Erfolge
an.
Die Ergebnisse der neuesten Arbeit Wallach's über
TerpeneLiebig's Annalen,
1887 Bd. 239 S. 1. lassen auch die Möglichkeit zu, daſs die im
Harzöl etwa vorhandenen Terpene an dieser Reaction betheiligt sind. Versetzt man 1
bis 2 Tropfen Harzöl mit etwa 1cc
Essigsäureanhydrid und gibt 1 Tropfen concentrirte Schwefelsäure hinzu, so entsteht
sofort eine violettrothe Färbung, die nach kurzer Zeit verblaſst und in ein
schmutziges Braun übergeht. Will man Mineralöl auf Harzöl prüfen, so werden 1 bis
2cc des zu untersuchenden Oeles mit ungefähr
1cc Essigsäure geschüttelt, behufs besserer
Lösung gelinde erwärmt, dann absitzen und erkalten gelassen. Die
Essigsäureanhydridlösung wird abpippetirt und mit einem Tropfen concentrirter
Schwefelsäure versetzt, worauf, sobald Harzöl vorhanden ist, sofort die rothviolette
Färbung auftritt.
Zur Nachweisung von Harzölen in fetten Oelen oder
Fettgemengen läſst sich diese Reaction nicht benutzen,
da es vegetabilische (Olivenöl) und thierische Fette (Wollschweiſsfett) gibt, welche
Cholesterin enthalten, das mit Essigsäureanhydrid und Schwefelsäure gleichfalls eine
Farbenreaction zeigt.
Storch geht nun zur Besprechung der bisher im Gebrauche
stehenden Verfahren zur quantitativen Ausmittelung eines Harzölgehaltes in
Mineralölen über, speciell der Methoden von Jüngst
(1861 161 307), Valenta
(1884 253 418), Morawski und
Demski (1885 258 82), Finkener (Mittheilungen aus der Königl.
technischen Versuchsstation zu Berlin, 1885 S. 169) und Hager (Pharmaceutische
Centralhalle Bd. 27 S. 397), und spricht die Ansicht aus, daſs diese Methoden theils an zu
groſser Unsicherheit, theils an Complicirtheit leiden. Er greift deshalb auf die
Methode der Alkoholextraction zurück und modificirt dieselbe dadurch, daſs der
Mineralölgehalt, welcher in der nach der Extraction erhaltenen Alkohollösung
vorhanden ist, ermittelt und in Rechnung gezogen wird.
Zunächst suchte Storch festzustellen, welche
Extractionsmittel, auſser Alkohol, noch anwendbar sind, ob beim Verdampfen einer
Harzöllösung Verlust an Harzöl eintritt und wie dieser eventuell zu verhindern,
endlich wie groſs die Löslichkeit verschiedener Harzöle in verschiedenen angewandten
Lösungsmitteln sei.
Von den gebräuchlichen Lösungsmitteln erwies sich auſser Weingeist noch Essigäther
brauchbar. Sowohl absoluter Alkohol als auch getrockneter und von Alkohol befreiter
Essigäther mischen sich sehr leicht mit Harzöl, ersterer in jedem Verhältniſs,
letzterer schon in der Menge von 1 Th. Harzöl zu 0,5 Th. Essigäther. Die übrigen
Lösungsmittel lösen zu viel Mineralöl und können deswegen für diese Methode nicht
verwendet werden.
Beim Verdampfen von alkoholischen Lösungen von Harzöl in offenen Gefäſsen konnte
thatsächlich ein nennenswerther Verlust constatirt werden. 3g,53 Harzöl hinterlieſsen beim Verdampfen seiner
alkoholischen Lösung in einer offenen Schale auf sehr gelinde siedendem Wasserbade
3g,027; es hat daher ein Verlust von 14,2
Proc. stattgefunden. Beim Verdampfen in einem Becherglase ist die Menge des mit den
Alkoholdämpfen verflüchtigten Harzöles eine geringe, bei Anwendung eines kleinen Erlenmeyer'schen Kölbchens ist sie kaum merklich.
Bei der Feststellung der Löslichkeit des Harzöles wurden möglichst jene Verhältnisse
eingehalten, wie sie bei der Ausführung der Bestimmung berücksichtigt wurden.
Gewogene Mengen von Harzöl wurden in einem verstöpselten Kölbchen mit Alkohol bei
einer Temperatur von 17 bis 20° unter Umschütteln digerirt, bis völlige Lösung
eintrat. Der Alkohol wurde nach und nach aus einer Bürette einflieſsen gelassen. Die
Harzöle stammten von der Firma J. Fillén in
Karolinenthal.
Dabei ergab sich, daſs 100 Th. Alkohol von 90 Vol.-Proc. (spec. Gew. 0,83) 2,6 bis
4,0 Th. Harzöl, 100 Th. Alkohol von 96 Vol.-Proc. 11,3 bis 16,2 Th. Harzöl
aufzunehmen vermögen. Mit Rücksicht auf die geringere Löslichkeit in Alkohol von 90
Proc., von dem man daher bedeutende Mengen in Anwendung bringen müſste, wurden die
Versuche mit käuflichem 96 proc. Alkohol und auſserdem noch mit an Alkohol und
Wasser freiem Essigäther gemacht, welch letzterer sich, wie oben angegeben, mit
Harzöl sehr leicht mischt.
Man verfahrt nun folgendermaſsen: Eine bestimmte Menge (etwa 10 bis 15g) des zu untersuchenden Schmieröles, das nach
erfolgter Prüfung frei von fetten Oelen ist, aber die oben angegebene Liebermann'sche Reaction zeigt, somit Harzöl enthält,
wird mit etwa der 5 fachen Menge Alkohol von 96 Vol.-Proc. in einem Kölbchen
übergossen, auf dem
Wasserbade ganz gelinde erwärmt und geschüttelt und dann auf Zimmertemperatur
abgekühlt. Die 5fache Menge Alkohol würde, wenn man annimmt, daſs die Löslichkeit
gewisser Harzölsorten noch geringer ist, als die bei diesen Versuchen geringst
gefundene, also z.B. 10, selbst bei einem Gemisch mit 50 Proc. Harzöl, was wohl zu
den Seltenheiten zählt, hinreichen, um alles Harzöl zu lösen. Dann wird der Alkohol
aus dem Kolben in einen tarirten kleinen, etwa 7cm
hohen, Erlenmeyer'schen Kolben gebracht, das im ersten
Kolben zurückbleibende Mineralöl mit einigen wenigen Cubikcentimetern von 90 proc.
Alkohol umgeschwenkt (nicht geschüttelt) diese in das zweite Kölbchen gebracht und
nun auf einem schwach siedenden Wasserbade erwärmt, wobei man das Gefäſs mit einem
abgesprengten Becherglase umgibt, um allzustarke Condensation an den Gefäſswänden zu
vermeiden. Man erwärmt so lange, bis der im Kölbchen zurückbleibende Rückstand
blasenfrei ist. Nun wägt man das Gefäſs nach dem Erkalten (Gewicht des Rückstandes
A) und übergieſst mit so viel Alkohol von 96
Vol.-Proc. als zur Lösung des Rückstandes unter der Voraussetzung, daſs derselbe
ganz aus Harzöl besteht, nöthig wäre, also mit dem 10 fachen Gewichte. Man verfährt
nun mit dieser Lösung in gleicher Weise wie das erste Mal und erhält einen
Verdampfungsrückstand (B), der nur noch sehr geringe
Mengen von Mineralöl enthält. Er liefert, auf Procente der ursprünglichen Substanz
berechnet, noch etwas zu hohe Werthe.
Berücksichtigt man, daſs die Differenz in den angewendeten Alkoholmengen bei den
Operationen A und B nöthig
war, um die durch die Differenz A – B angegebene, bei
der Operation B zurückgebliebene Mineralölmenge in
Lösung zu bringen, so kann daraus jene Mineralölmenge berechnet werden, die in dem
bei der Operation B benutzten Alkoholquantum gelöst
war. Zieht man diese Menge von dem Gewichte B ab, so
erhält man ein corrigirtes Gewicht B, das nun aber mit
Rücksicht auf die auftretenden Fehler einen geringeren Procentgehalt liefern wird,
als der Wahrheit entspricht. Der wahre Werth liegt zwischen dem gefundenen und dem
corrigirten Werthe von B.
Es sei hier folgender Versuch als Beispiel angeführt: 11g,1915 eines Harzöl haltenden Mineralschmieröls
wurden mit 50g Alkohol von 96 Vol.-Proc.
behandelt.
Beim Verdampfen der alkoholischen Lösung hinterblieben 1g,5136 = 13,5 Proc. (4). Darauf wurde der
Rückstand mit 15g,5 Alkohol digerirt, die
abgegossene Lösung verdampft, es hinterblieben 1g,1548 = 10,32 Proc. (B).
Es lösten daher
50g
Alkohol
1g,5136
oder
100
lösten
3,03
15g,5
„
1g,1548
„
100
„
7,45
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
34g,5
Alkohol
0g,3588
Mineralöl oder
100
lösten
1,04
die 15g,5 Alkohol lösten
0g,1612 Mineralöl, die von B in Abzug zu bringen sind.
Daraus ergibt sich für B.-corr. = 8,9
Proc.
Es liegt also der Procentgehalt des Gemisches an Harzöl zwischen
8,9 und 10,32 Proc., während er thatsächlich 10 Proc. betrug.
Sollte, was ziemlich unwahrscheinlich ist., ein Harzöl beigemischt sein, das eine
geringere Löslichkeit in Alkohol zeigte, so würde sich dies beim Versuche bemerkbar
machen, indem in diesem Falle, da zu wenig Alkohol benutzt worden ist, der Gehalt
des Alkohols an Gemisch von Harz- und Mineralöl ein constanter bliebe, statt rasch
zu steigen, wie es der angeführte Versuch zeigt. (Bei der Operation A : 3,03 Proc., bei B :
7,45.)
Man müſste die ganzen Operationen unter der Annahme einer geringeren Löslichkeit des
Harzöles in Alkohol (z.B. 5 Proc.) wiederholen.
Die Anwendung des Essigäthers gestattet eine ebensolche Arbeit, nur sind die Grenzen,
mit Rücksicht auf eine höhere Löslichkeit des Mineralöls in diesem Lösungsmittel
(etwa 2,3 Proc. für das verwendete Mineralöl) etwas weitere als bei der Anwendung
von Alkohol.
Wie man sieht, kommt die Herkunft des Mineralöles nicht in Betracht, da dessen
Löslichkeit von Fall zu Fall ermittelt wird. Auch die von Morawski und Demski beobachtete erhöhte Löslichkeit von Mineralöl bei
Gegenwart von Harzöl (bei dem von ihnen verwendeten Aceton) spielt hier nur eine
untergeordnete Rolle.