Titel: | Zetzsche's und Edison's Apparatverbindungen zum telegraphischen Doppel-Gegensprechen. |
Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 122 |
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Zetzsche's und Edison's Apparatverbindungen zum telegraphischen
Doppel-Gegensprechen.
Mit Abbildungen.
Zetzsche's und Edison's Apparatverbindungen.
Die in D. p. J. 1875 217 * 31
besprochene Schaltungsweise zum telegraphischen Doppel-Gegensprechen besitzt vor
älteren derartigen Anordnungen den wesentlichen Vorzug, daſs, in Folge der Wahl
verschiedener Betriebsweisen für die zum Doppelsprechen nöthigen Apparatsätze, in
jedem der beiden Aemter nur zwei für die Zwecke des
Gegensprechens in die Diagonale einer Wheatstone'schen
Brücke einzuschaltende Relais erforderlich sind, die Schaltung der Empfänger aber
überdies sehr groſse Einfachheit besitzt und beide Apparatsätze von einander
getrennt und unabhängig erscheinen läſst.
Trotz dieser Vorzüge ist jene Anordnung nicht zur Lösung der schon von Dr. J. Bosscha (Zeitschrift des
deutsch-österreichischen Telegraphenvereines, 3. Jahrg. * S. 27 ff.)
formulirten allgemeineren Aufgabe brauchbar: mehr als zwei Aemter in derselben
Leitung zu befähigen, im Austausch von Telegrammen ganz beliebig mit einander
abzuwechseln, und zwar gleichzeitig 2 Telegramme in der einen und 2 Telegramme in
der anderen Richtung von und nach beliebigen Aemtern zu befördern.
In der Lumière Electrique, Bd. 26 * S. 471 untersucht
nun Prof. Dr. Zetzsche, wie etwa jene Schaltungsweise
abzuändern wäre, damit die Aufgabe zunächst wenigstens für den etwas beschränkteren
Fall gelöst würde, daſs von beliebig vielen in derselben Leitung hinter einander
liegenden Stationen ganz nach Belieben entweder eine Station allein oder zwei
Stationen gleichzeitig zwei Telegramme in gleicher Richtung oder nach
entgegengesetzten Richtungen nach den anderen Stationen geben könnten.
Wenn die Stromverstärkung, welche die Zeichen in dem einen Apparatsatze hervorruft,
anstatt durch Einschaltung einer neuen Stromquelle in der schon vielfach benutzten
Weise durch Ausschaltung eines Widerstandes beschafft wird, so erlangt man zwar die
Möglichkeit, die beiden Taster T1 und T2 auf verschiedenen Stationen aufstellen zu können,
vermag aber noch nicht mehr als zwei Aemter von gleicher Ausrüstung hinter einander in dieselbe Linie zu nehmen. Dies
gelingt aber, wenn man
die zur Zeichengebung im zweiten Apparatsatze nothwendigen Wechselströme in anderer
Weise erzeugt. Zetzsche gibt hierfür die beiden
Schaltungsskizzen Fig. 1 und 2; auf die erstere kommt er von der Schaltung auf Gegenstrom ausgehend,
auf die andere von der Schaltung auf Differenzstrom aus.
In Fig. 1 und 2
bedeuten B und B1 zwei Batterien, w
einen künstlichen Widerstand. T1 und T2 sind zwei gewöhnliche Morsetaster, doch ist T1 mit einer der
bekannten Vorrichtungen auszurichten, welche eine Unterbrechung der Linie während
des Schwebens hintanhalten. Eine solche Zuthat am Taster würde entbehrlich, wenn man
zu Kurzschlieſsung der Batterie B1 greifen wollte. Die Batterie B1 ist von doppelt so groſser Stärke als B: B kann übrigens an einem ganz beliebigen Punkte der Linie L1 und L2 aufgestellt
werden.
Fig. 1., Bd. 267, S. 123Fig. 2., Bd. 267, S. 123Fig. 3., Bd. 267, S. 123 In Fig. 1 herrscht in der Leitung L1
L2, so lange T1 ruht, ein Strom,
dessen Richtung von B1
bestimmt wird. Drückt man den Tasterhebel auf den Arbeitscontact a nieder, so wird B1 ausgeschaltet und B
bleibt allein thätig, der Strom kehrt daher seine Richtung um, behält aber dieselbe
Stärke. Wird dagegen mit dem Taster T2 gearbeitet, so wechselt die Stärke des Stromes
zwischen 1 und 2 ab, sofern w an Gröſse dem
Gesammtwiderstande der Linie gleicht; die Richtung des Stromes dagegen wird in jedem
Momente von der Stellung des Tasters T1 bestimmt.
Bei der Schaltung nach Fig. 2 dagegen ist während der
Ruhelage des Tasters T1
bloſs die Batterie B thätig und erst beim Niederdrücken
des Tasterhebels
wird die doppelt so starke Gegenbatterie B1 in die Leitung L1
L2 eingeschaltet und
dadurch die Stromrichtung ohne Aenderung der Stärke umgekehrt. Die Stromstärke
ändert wieder der Taster T2 durch Einschaltung bezieh. Kurzschlieſsung des Widerstandes w.
Natürlich ist in beiden Fällen in jeder Station ein polarisirtes Relais und ein
gewöhnliches Relais zu verwenden, damit auf ersterem die mit T1 entsendeten Wechselströme, auf
letzterem die Stromverstärkungen mittels T2 aufgenommen und in telegraphische Schriftzeichen
umgesetzt werden. In die Linie L1
L2 kann eine ganz
beliebige Anzahl von Aemtern aufgenommen werden, dieselben erhalten auch eine
wesentlich übereinstimmende Einschaltung. Es kann dann stets gleichzeitig auf einem
der Geber T1 und auf
einem beliebigen Geber T2 gearbeitet werden, und sämmtliche Aemter
werden beide Telegramme aufnehmen können. Doch läſst
man nur in dem Amte, dessen T2 arbeitet, den Widerstand w in der Linie und
ebenso bei Schaltung nach Fig. 1 die Batterie B1 nur in dem Amte,
dessen T1 arbeitet.
Neben die so aus der älteren Prescott und Edison'schen Apparatverbindung hergeleiteten
Anordnungen stellt Zetzsche eine dieselbe Aufgabe
lösende neuere Anordnung von Th. A. Edison (* D. R. P.
Kl. 21 Nr. 39857 vom 30. December 1885), welche wesentlich besser ist als jene
ältere. Fig. 3 gibt von derselben unter Beibehaltung
derselben Buchstabenbezeichnung den das eine Endamt darstellenden Theil; in ihr
zeigt T1 die nämliche
Schaltung wie in Fig. 2, dagegen ist der Widerstand
to (von ungefähr 5000 Ohm) bei T2 zwischen die Achse d
und den Ruhecontact gelegt, weil der Taster T2 hier eine Schwächung
der bald von B allein, bald von B und B1
zusammen gelieferten Wechselströme hervorbringen soll. Letzteres ermöglicht zugleich
noch eine Vereinfachung in der Lokalschaltung der zu den gewöhnlichen Relais
gehörigen Schreibapparate. Denn diese Relais halten jetzt ihre Anker angezogen, bis
einer der Taster T2
gedrückt wird; man läſst daher die Ankerhebel die Lokalbatterie schlieſsen, wenn die
Anker abgerissen werden, und schaltet die Schreibapparate einfach auf
Arbeitsstrom.
Die Geber T1 zeigen in
Fig. 3 noch eine vielfach verwendete
amerikanische Eigenthümlichkeit, die u.a. auch Cherley
(1887 266 * 544) benutzt hat. Die isolirt am Hebel des
Gebers angebrachte Feder d legt sich nämlich so lange
an den übergreifenden Theil c des Hebels, bis sie beim
Emporheben dieses Theiles des Hebels gegen die Contactschraube a stöſst und dadurch von c
weggedrückt wird. Der für gewöhnlich an der Schraube s
liegende Hebel von T1
wird auſserdem nicht unmittelbar mit der Hand bewegt, sondern er ist zugleich der
Ankerhebel eines Elektromagnets M, der seinen Anker
anzieht, wenn der Taster t mit der Hand niedergedrückt
und dadurch der Stromkreis der Lokalbatterie b
geschlossen wird.
Die in Fig. 3 im Endamte gezeichnete Batterie B sendet für gewohnlich allein ihren Strom in die
Leitung LT2
pNT1
uzE; die Stromrichtung wird umgekehrt, wenn durch T1 auch noch die
doppelt so starke Gegenbatterie B1 in die Leitung gebracht wird. Jeder Taster T2 hält für gewöhnlich
seinen Widerstand w kurz geschlossen. Natürlich muſs
jedes der in der Leitung liegenden Aemter mit einer
Batterie B1 ausgerüstet
werden, die Batterie B dagegen ist bloſs in einem Amte vorhanden.