Titel: Ueber Rückschlagventile für Dampfkesselgruppen.
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 244
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Ueber Rückschlagventile für Dampfkesselgruppen. (Patentklasse 13. Fortsetzung des Berichtes Bd. 264 S. 358.) Mit Abbildungen auf Tafel 13. Ueber Rückschlagventile für Dampfkesselgruppen. An der angeführten Stelle ist die Wichtigkeit der Rückschlagventile ausführlich hervorgehoben und erwähnt, daſs die Anbringung derselben bei Kesselgruppen von der französischen Regierung vorgeschrieben ist. Angesichts der groſsen Zerstörung, welche die Explosion der Kesselgruppe der Friedenshütte angerichtet hat und besonders der über die Ursachen derselben entbrannten Auseinandersetzungen möchte die Mittheilung der Fortschritte in der Construction der Rückschlagventile wohl angezeigt sein. Wir geben dieselben nach einem Berichte aus Publications industrielles des machines, outils et appareils par Armengaud père, 1887 * S. 279. Unsere Quelle stellt für die Rückschlagventile folgende Bedingungen auf: 1) Das Ventil muſs sicher und sofort schlieſsen, wenn sich eine merkliche Druckverminderung in dem Theile der Rohrleitung, welche geschützt werden soll, einstellt. 2) Es darf sich nicht schlieſsen bei geringeren Druckänderungen, wie sie beim Betriebe vorkommen. 3) Bei gewöhnlichem Betriebe darf das Ventil keine schädlichen Drosselungen verursachen. 4) Das Ventil muſs den Heizern keine Möglichkeit bieten, die Wirksamkeit zu verhindern. 5) Es muſs sich nach Beseitigung der Druck Verschiedenheit selbstthätig wieder öffnen. 6) Die Construction muſs kräftig, einfach sein und Klemmen oder Ecken einzelner Theile ausschlieſsen, den Verunreinigungen widerstehen, auch muſs man sich von der Gangbarkeit des Apparates leicht überzeugen können. 7) Das Ventil muſs preiswürdig, dauerhaft und leicht zu unterhalten sein. Sehen wir, in welcher Weise diesen Bedingungen von den nachstehend beschriebenen Constructionen entsprochen wird. Nach der Constructionsart theilt Armengaud die Rückschlagventile in drei Klassen und zwar: a) Das Rückschlagventil wird durch eine Feder oder ein Gegengewicht in geöffnetem Zustande erhalten. b) Das Ventil wird durch den durchströmenden Dampf geschlossen. c) Das Ventil ist als Differentialkolben ausgebildet und wird durch den Druckunterschied auf die Flächen geschlossen. Zu der ersten Klasse gehören folgende Ventile: Das Rückschlagventil von Hirsch (Fig. 1 Taf. 13) ist mit einem Tellerventil C versehen, welches von einer Spiralfeder in der Schwebe gehalten wird. Der Stift t des Ventiles wird am oberen Ende, wo er zugleich zur Hubbegrenzung dient, durch eine Hülse, am unteren Theile durch einen Kolben p geführt. Letzterer soll die Stärke der Schläge dadurch mäſsigen, daſs sich unter ihm Condensationswasser sammelt, welches sich beim Niedergange des Ventiles zwischen Kolben und Wand hindurchpressen muſs. Die Bohrung o im Ventilteller gibt das Ventil wieder frei, wenn das Absperrventil geschlossen wird. Bei den einschlägigen, von Artige angestellten Versuchen, hinderte der Apparat für gewöhnlich die Dampfdurchströmung nicht, schloſs sich aber bei Eintreten eines Bruches unverzüglich, jedoch ohne Stoſs und hinderte den weiteren Dampfaustritt. Nach Beseitigung der Störung stellte er sich selbstthätig wieder ein. Das Rückschlagventil von Mesnard und Francq dient zu gleicher Zeit auch als Absperrventil, dessen Schluſs durch ein Handrad bewirkt wird. In geöffnetem Zustande wird der Ventilteller C (Fig. 2 Taf. 13) durch die Spiralfeder in der Schwebe gehalten; dasselbe schlieſst sich jedoch, sobald der Dampf eine den eingezeichneten Pfeilen entgegengesetzte Richtung bekommt, wie es bei einem Unfall sofort eintreten wird. Fig. 3 Taf. 13 zeigt einen nach beiden Richtungen wirkenden Apparat, dessen Ventile C und C1 durch eine Spiralfeder offen gehalten werden, so lange die Durchströmung des Dampfes mit normaler Geschwindigkeit erfolgt; er schlieſst sich aber, sobald auf der einen oder anderen Seite eine erhebliche Dampfdruckverminderung stattfindet. Auch hier dienen Bohrungen o durch die Ventilteller dazu, die Gleichgewichtslage wieder herzustellen. Dieses Ventil hat noch den Vortheil der leichten Zugänglichkeit, da nach Eröffnung der mittleren Flanschen sämmtliche Einzelstücke herauszunehmen sind. Das Rückschlagventil von Carette (Fig. 4 und 5 Taf. 13) ist dem vorhin beschriebenen im Grundgedanken ähnlich und wirkt mit den Tellern C und C1 nach beiden Seiten. Die beiden Teller feind durch eine Bronzehülse d, welche auf dem Bolzen t gleiten kann und letzterer ist in den Naben der Ventilsitze befestigt. Die Hülse d hat zwei Knaggen, zwischen welche sich die Hebelarme l legen. Letztere sind auf der Achse a befestigt, welche, durch eine Stopfbüchse nach auſsen geführt, dort den Hebel b mit einem Gegengewicht aufnimmt. Beim gewöhnlichen Betriebe findet die in der Figur gezeichnete Mittelstellung statt. Der Apparat schlieſst sich aber bei eintretender Druckänderung sofort in der Richtung des entweichenden Dampfes und verharrt in dieser Stellung, bis der Druckunterschied so vermindert ist, daſs das Gegengewicht zur Geltung kommt. Durch die Veränderung der Stellung des Gegengewichtes läſst sich feststellen, bei welchem Druckunterschiede der Schluſs erfolgen soll. Das Rückschlagventil von Brouwer und Praud ist mit einer Dampfpfeife verbunden (Fig. 6 und 7 Taf. 13), hat nur einen Ventilteller C. Der Stift desselben ist mit einer Hülse versehen, welche beim Niedergang des Ventiles vermittels des Hebels d die Dampfpfeife D in Thätigkeit setzt. Im Uebrigen ist die Einrichtung ähnlich derjenigen von Carette. Zu der zweiten Klasse von Rückschlagventilen, welche Federn und Gegengewichte vermeiden und durch die Bewegung des Dampfes geschlossen werden, gehören folgende: Das Rückschlagventil von Lethuillier und Pinel verwendet ein Ventil C (Fig. 8 und 9 Taf. 13) mit einem gabelförmigen Hebel l, welcher in dargestellter Weise durch ein Handrad bewegt wird. Der Ventilteller ist mit einer Hülse auf dem in den Boden des Ventiles eingeschraubten Rohre t verschiebbar. Ist derselbe auf seinem Sitze angekommen, so stöſst er vor den Vorsprung c und setzt die Dampfpfeife S in Thätigkeit. Es mag noch erwähnt werden, daſs eine Regulirung durch die Höhe der Stellung, welche dem Ventilteller C durch das Handrad ertheilt werden kann, ermöglicht ist. Je höher der Ventilteller steht, desto gröſser ist das Bestreben des entweichenden Dampfes, das Ventil auf seinen Sitz zu ziehen. Zur Erkennung der Höhenlage sind am Handrade Marken angebracht. (Vgl. 1887 264 * 362.) Bei dem Ventil von Belleville (Fig. 10 Taf. 13) ist der Teller mit der Stange t vernietet, welche durch die Brücken c und c1 geführt wird. Die Dampfdurchströmung erfolgt bei gewöhnlichem Betriebe durch den freien Ventilsitz s, unter der in der Figur gezeichneten Stellung. Bei einem Unfall, welcher den anliegenden Kessel betrifft, drückt der der Pfeilrichtung entgegen eindringende bezieh. durchströmende Dampf das Ventil sofort auf seinen Sitz. Der Apparat ist nicht verwendbar, falls der Bruch in der Dampfleitung anstatt im Kessel erfolgt, weil er nicht wirkt, wenn die Druckerniedrigung auf der Seite der Dampfleitung erfolgt. Ventil der Compagnie des Hauts fourneaux, forges et acièries. Der Teller dieses Ventiles ist mit einem cylindrischen Theile versehen (Fig. 11 Taf. 13), um die Wirkung des Dampfstromes, welcher das Ventil zu schlieſsen sucht, zu verringern. Der Stift des Ventiltellers setzt beim Schluſs des Ventiles die Dampfpfeife S in Bewegung. In dem mittleren Theile des Ventiltellers ist eine Hülse zur Anbringung der Stange t angebracht, welche letzterer als Führung dient und zugleich die freie Längsbewegung des Ventiles gestattet. Auf der Stange t befindet sich ein Querstück T, welches den Stand des Ventiles auf einer Skala des Bügels A angibt. Das Querstück T trägt einen leichten Hebel l, der mit einer Signalvorrichtung versehen ist, um den Stand des Tellers weithin sichtbar zu machen. Durch höhere oder niedrigere Stellung des Ventiltellers C wird der Apparat mehr oder weniger empfindlich. Eine Abänderung der vorstehenden Einrichtung zeigt Fig. 12. Das Ventil hat einen selbstwirkenden Doppelverschluſs. Die eigenthümlich geformte Stopfbüchse hat im Grunde ein Gewinde für den hohlen Cylinder t, auf welchem ein Handrad befestigt ist. Durch die Höhlung geht die Stange t1 hindurch, an deren unteres Ende der Ventilteller vermittels Bügel und Schraube befestigt ist, und deren oberes Ende mit dem Handhebel L in Verbindung steht, welcher zugleich als Gegengewicht dient. Auf dem nach unten verlängerten Ventilstifte befindet sich das conische Ventil c, welches sich unter den Ventilsitz s legen kann. Um die Wirkungsweise des Apparates zu erläutern, denken wir uns zunächst das Ventil geschlossen. Der Teller C befindet sich alsdann auf dem Sitze s. Er wird in Folge des Kesseldruckes in dieser Stellung verharren, auch wenn die ihn vordem fest andrückende Hülse t vermittels des Handrades in die oberste Stellung gebracht ist. Jedoch bewirkt der Hebel L einen geringen Zug nach oben, und da durch die Bohrungen o des Tellers eine allmähliche Ausgleichung des Dampfdruckes stattfinden kann, so wird sich das Ventil bald heben und die in der Zeichnung dargestellte Lage einnehmen. Jetzt kann der Dampf frei durchstreichen; tritt jedoch ein Unfall ein, so wird der Teller sofort auf seinen Sitz gedrückt, Falls auf der Seite am Kessel selbst ein Bruch erfolgt, wird sich das Ventil c schlieſsen, indem es sich unter den Sitz s legt. Dasselbe wird erfolgen, wenn etwa das Absperrventil eines Einzelkessels, der unter einem geringeren Druck als in der Rohrleitung herrscht, steht, gelöst werden sollte, und wird das Ventil bis zu dem Augenblicke wirken, wo auf beiden Seiten der Druck derselbe ist. Zu der dritten Gruppe, bei welcher das Ventil als Differentialkolben ausgebildet ist, gehören folgende Constructionen: Das Absperrventil von Singrün wird in zwei Anordnungen ausgeführt, deren erste Construction durch die Fig. 13 und 14 Taf. 13 dargestellt wird, das Ventil C ist als Doppelkolben gestaltet, dessen gröſserer oberer Theil mit der Dampfzuleitung durch das Rohr T und dem Hahn R in Verbindung gesetzt ist. Wenn der Ventilkolben C auf dem Sitze s ruht, so bleibt der an ihm befindliche ringförmige Theil mit der Zuleitung vermittels der Kanäle o und o1 und des Dreiwegehahnes r stets in Verbindung. Ist das Ventil geöffnet (wie in Fig. 13), so wird es durch den Druck auf die ringförmige Fläche in dieser Lage erhalten. Um den Schluſs zu bewirken, braucht man nur den Hahn r so zu stellen, daſs die dritte Bohrung mit dem Kanäle o1 und die zweite mit dem Rohre p in Verbindung steht. Jetzt endet der Dampfdruck auf die Ringfläche und der Kolben wird durch den aus dem Rohre T eintretenden Dampf auf seinen Sitz gedrückt. Um das Ventil zu öffnen, schlieſst man den Hahn R und bringt den Hahn r in seine ursprüngliche Stellung. Die geringe, über dem Kolben befindliche Dampfmenge wird condensiren und nachdem der Doppelkolben seine obere Stellung eingenommen hat, öffnet man den Hahn R, um den Apparat auf Wirksamkeit zu setzen. Bei einem Bruche wird der Doppelkolben sich sofort schlieſsen, weil der Dampfdruck von der Ringfläche durch die Oeffnungen o und o1 abgeleitet wird. Nach demselben Grundgedanken ist das in Fig. 15 dargestellte einfachere Ventil construirt. Die Leitung b ist vermittels des Rohres T mit dem Dampfkessel verbunden, so daſs auf den oberen Theil des Ventiles C beständig ein Druck ausgeübt wird. Beim Nachlassen des unter dem Ventile befindlichen Druckes, wie es bei einem Unfall stattfinden würde, wird der obere Druck sofort vorherrschend und schlieſst das Ventil. Um das Rückschlagventil wieder zu öffnen, schlieſst man das Kesselventil sowie den Hahn zum Rohre T, und kann nun mit der Stange t das Ventil C leicht heben. Das Rückschlagventil von Pile ist aus Fig. 16 Taf. 13 zu ersehen. Der linke Theil zeigt ein einfaches Rückschlagventil, der rechte Theil ein solches in Verbindung mit einer Absperrvorrichtung. Der Apparat besteht aus einem ausgebohrten Theile mit zwei Flanschen für den Anschluſs an die Rohrleitung. Die beiden bronzenen Kolben C und c (deren ersterer hohl ist und zugleich die Stelle des Ventiles vertritt) sind durch eine Stange verbunden. Zwei Kanäle o und o1 setzen die Ein- bezieh. Ausströmungsleitung mit den Räumen b und b1 in Verbindung und ein Hahn R verbindet den Apparat mit dem Kessel. Bei gewöhnlichem Betriebe nehmen die Kolben die in der Figur rechts angezeigte Stelle ein, wobei die Durchströmung in der Richtung der Pfeile erfolgt. Entsteht ein Bruch in der Leitung, und dadurch ein beschleunigtes Durchströmen des Dampfes, so wird der durch den Kanal o in den Raum b eintretende Dampf den Kolben C nach links drücken, um so mehr, da sich gleichzeitig der im Raume b1 hinter dem Kolben c befindliche Druck verringert. Die nun eintretende Stellung wird durch die linke Seite der Figur dargestellt, und, wie ersichtlich, der Abschluſs bewirkt. Aber auch ohne diese Beschleunigung der Dampfdurchströmung würde der Apparat wirken, da das Rohr T, welches die Verbindung mit dem Unfall erleidenden Kessel bildet, verringerten oder im Falle der Explosion gar keinen Druck hat, den Schluſs herbeiführt, da der Druck aus dem Raume b1 entweicht. Durch Oeffnen der Hähne R und r1 kann man sich jederzeit überzeugen, ob der Apparat in Ordnung ist. Das Lefevre'sche Rückschlagventil, zur 2. Klasse gehörend, ist in den Endflanschen kreisförmig, nach der Mitte zu oval, und hier zu einem kreisförmigen Ventilsitze gestaltet. Der Stift des Ventiles erhält Führungen im Ventilkörper und im Deckel. Bei gewöhnlichem Betriebe nimmt das Ventil die in Fig. 17 Taf. 13 gezeichnete Lage ein, wird aber bei zurücktretendem Dampfe sofort geschlossen. Um den Dampf aufs Neue durchstreichen zu lassen, hat man nur das Absperrventil zu schlieſsen, damit der Dampfdruck nachläſst und das Ventil in Folge seines Eigengewichtes seine frühere Stellung einnimmt. Eine Dampfpfeife, im Deckel angebracht, steht mit dem Teller durch eine Kette in Verbindung und ertönt, wenn sich das Rückschlagventil schlieſst, so lange, bis das Absperrventil geschlossen und der Druck ausgeglichen ist. Es sind auſser den vorgehend beschriebenen Ventilen eine Menge Constructionen in Frankreich patentirt, doch sind die Abweichungen nur gering und bieten nichts erheblich Neues.

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