Titel: Neuerungen an Maschinen zur Herstellung von Schnuren, Seilgarnen, -Litzen, Seilen u.s.w.
Autor: H. G.
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 491
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Neuerungen an Maschinen zur Herstellung von Schnuren, Seilgarnen, -Litzen, Seilen u.s.w. Mit Abbildungen auf Tafel 24 und 25. Neuerungen an Maschinen zur Herstellung von Schnuren u.s.w. Trotz der groſsen Bedeutung, welche die gesammten Producte des Seilergewerbes für die Industrie haben und trotz der immer wachsenden Ansprüche, welche in Bezug auf die Festigkeitseigenschaften an dieselben gestellt werden, hat sich der erfinderische Geist in den letzten Jahren nur in geringem Maſse an der Vervollkommnung der Apparate und Maschinen zur Anfertigung von Seilerwaaren betheiligt. Dies mag wohl vorwiegend darin begründet sein, daſs trotz der verschiedensten Anregungen noch keine genügenden Grundlagen für eine rationelle Verarbeitung der verschiedenen Rohproducte geschafft worden sind, auf Grund deren eine weitere Ausbildung der mechanischen Hilfsmittel für die Seilerei hätte erfolgen können. Die neuen Bestrebungen des deutschen Seil er Verbandes, welche dahin gerichtet sind, Tauprüfungen im groſsen Maſsstabe zu veranstalten und aus den sich ergebenden Resultaten Anhaltspunkte zu schaffen, auf welchen fuſsend eine vortheilhaftere Verarbeitung der Gespinnstfasern herbeigeführt werden soll, werden hoffentlich, dank dem Entgegenkommen der hohen Regierung, von Erfolg gekrönt sein und dazu beitragen, einem lange empfundenen Uebelstand abzuhelfen. Von den Verbesserungen, welche in der letzten Zeit zu verzeichnen sind, ist zunächst eine Spinn- und Zwirnmaschine für Fuſsbetrieb von R. Sehrke und A. Walser in Berlin hervorzuheben. Bei der durch das * D. R. P. Kl. 73 Nr. 39783 vom 5. September 1886 geschützten Maschine läuft das Gespinnst oder Gezwirn auf eine active und achsial traversirende Spule auf und empfängt den Draht mittels eines vom Faden nachgezogenen, mit Preſsfinger versehenen Ringes, der nur am Umfang mittels Rollen gelagert ist und durch eine auf seinen Umfang wirkende Rolle beliebig gebremst werden kann. Die speciellere Einrichtung der Maschine ergibt sich aus den Fig. 8 bis 10 Taf. 24. In dem Gestell A ist die Spindel h gelagert und bekommt ihren Antrieb von der durch Trittbrett bewegten Welle B unter Vermittelung der Wirtel g und m. Auf der Spindel h sitzt verschiebbar die Spule k, welche durch die Hubscheibe n unter Vermittelung des Gewichtszuges q und des Schneckengetriebes df in achsial traversirende Bewegung versetzt wird, während sie gleichzeitig mit der Spindel h eine rotirende Bewegung ausführt. Die Spule k wird umschlossen von den zwischen den Rollen 1, 2 und 3 frei geführten, mit dem Preſsfinger u ausgestatteten Ring S, welcher durch die Rolle w beliebig gebremst und in Folge dessen beliebig hinter der Spule k zurückgehalten werden kann, also dem Faden entsprechenden Draht ertheilt. Am vorderen freien Ende ist die Spindel h noch mit einem Haken ausgestattet, welcher dazu dient, den Anfang einer Schnur zu bilden, also gewissermaſsen Vorspinnhaken ist. Sollen mehrere Fäden auf der Maschine gezwirnt werden, so werden dieselben in geeigneter Weise durch Fadenführer zusammengeführt, bevor sie zu dem Preſsfinger u gelangen. Nächst der Spinn- und Zwirnmaschine von Sehrke und Walser ist eine Seil- und Litzendrehmaschine von Carl Berta in Kladno und Josef Pollack in Prag (* D. R. P. Kl. 73 Nr. 35024 vom 11. Oktober 1885) zu erwähnen. Bekanntlich werden die Spulen bei Seil- und Litzendrehmaschinen parallel zu sich selbst geführt und ertheilen durch ihre Drehung um die gemeinschaftliche Achse den einzelnen Drähten (Garnen) oder Litzen die für die Erzeugung der Litze oder des Seiles nöthige Windung. Bei den bisher gebräuchlichen Maschinen erfolgt diese Parallelführung, die gewöhnlich im vertikalen Sinne stattfindet, in der Regel mittels eines entsprechend gelochten Ringes, in welchem die Kurbelwarzen der in Kurbeln endenden Spulenachsen eingeschoben sind, die ihrerseits in bekannter Weise innerhalb des Spulenrahmens eingefügt sind. Dieser Ring wird durch eine sich gegen seinen Innenrand lehnende Reibungsrolle um die Länge der Kurbeln nach abwärts gehalten, d.h. der Mittelpunkt des Ringes liegt um die Länge der Kurbeln senkrecht unter dem Mittel der Maschinen welle. Rotirt nun der Spulenrahmen, so werden zwar die Spulen im Kreise mit herumgeführt, behalten aber wegen der stets nach abwärts gerichteten Kurbeln dieselbe Lage gegen den Horizont. Bei groſser Umlaufszahl und ungleichmäſsiger Belastung der Spulen schlägt der Mechanismus wegen der unsoliden Führung des Ringes. Bei der Maschine von Berta und Pollack wird die senkrechte Führung der Spulen hervorgebracht durch eine Scheibe, welche auf einem festen Excenter frei drehbar aufgeschoben ist, dessen Excentricität gleich der Kurbellänge der oben erwähnten Spulachsenkurbeln ist, deren Kurbelwarzen derart in entsprechende Löcher der Scheibe eingreifen, daſs die Kurbeln immer senkrecht stehen. Durch die Achse des Excenters C läuft die hohle Maschinenwelle D (Fig. 11 Taf. 24), auf welcher der Spulenrahmen A in üblicher Weise aufgebracht ist. Bei der Rotation des Rahmens nehmen die in die Scheibe B einragenden Kurbelwarzen die Scheibe mit. Diese läuft hierbei auf dem Excenter C in analoger Weise, als ob sie in einem um den Kurbelradius tiefer angeordneten Lager centrisch laufen würde. Es befinden sich daher die den einzelnen Kurbelwarzen entsprechenden Löcher bei jeder Lage des Spulenrahmens A bezieh. der Scheibe B genau um den Kurbelradius tiefer und hierdurch werden die Kurbeln a1 a2 naturgemäſs immer in senkrechter Lage erhalten. Einen wesentlichen und gleichzeitig interessanten Fortschritt in der Anfertigung von Seilerwaaren zeigt die Maschine zur Herstellung von Seilbändern von G. R. Rehmann und A. Reuschel und Co. in Schlotheim, Thüringen. Seilbänder werden erhalten durch Verbindung einer Anzahl gewöhnlicher parallel neben einander gelegter Seile. Diese Verbindung wird bisher nach einer der folgenden Methoden erreicht: a) indem man die flach neben einander geordneten Seile in abwechselnd entgegengesetzt geneigten schiefen Richtungen mit einer langen Ahle durchsticht und durch die Löcher eine dünne Hanfschnur einzieht, welche hin und her gehend eine gleichschenkelige Zickzacklinie mit Winkeln von 45° bildet, b) Auf gleiche Weise, nur mit Anwendung eines Messingdrahtes statt der Schnur, c) Durch ähnliches Bohren und Nähen, wobei aber zwei Schnüre oder Drähte angewendet werden, welche getrennte in der Mitte des Seilbandes sich kreuzende Zickzacklinien mit Winkeln von 60° durchlaufen, d) Indem man in geeigneten Abständen Löcher rechtwinkelig durch alle Seile sticht, in jedes Loch einen Stift von Messing- oder Kupferdraht einschiebt und beide Enden desselben vernietet, damit er an seinem Platz bleibt. Zu dem Einstechen der Löcher werden auch hin und wieder Maschinen gebraucht, Die An ei werden dabei mittels Verzahnung, mittels Schrauben oder durch Hammerschläge eingetrieben, während die Seile zunächst an der zu durchstechenden Stelle in einer flachen Röhre oder Büchse eingeschlossen oder durch Schrauben an einander gepreſst sind und schrittweise fortgerückt werden. Bei der Maschine von Rehmann und Beuschel (* D. R. P. Kl. 25 Nr. 41193 vom 7. November 1886) wird das Vorbohren von Löchern durch Ahlen ersetzt durch ein vorübergehendes Aufdrehen der zu vereinigenden Litzen bezieh. Seile, also Bildung einer Art Faches, in welches die Bindeschnüre bezieh. Drähte eingetragen werden. Die Maschine ist zu diesem Zweck mit einer der zu verarbeitenden Litzenzahl entsprechenden Anzahl neben einander angeordneter drehbar gelagerter Röhrchen A ausgestattet (Fig. 1 bis 9 Taf. 25). Jedes dieser Röhrchen dient zur Aufnahme einer Litze bezieh. eines Seiles B und besitzt einen Boden, welcher mit so viel Aussparungen versehen ist, als die zu verarbeitenden Litzen Garne bezieh. das Seil Litzen hat. Die Litzen bezieh. Seile treten am offenen Ende in diese Röhrchen ein und durch den Boden aufgelöst wieder aus. Die Röhrchen A werden in periodische Umdrehung versetzt und zwar geschieht dieses im vorliegenden Fall: 1) Nach den Fig. 1 bis 7 Taf. 25 mit Hilfe der beiden Schnecken E, die zu beiden Seiten der Röhrchen A derart gelagert sind, daſs eine jede die Hälfte der vorhandenen Röhrchen beeinfluſst. Es wird durch diese Anordnung, wie aus Fig. 1 ersichtlich, ein symmetrisches Aussehen der Seilbänder erreicht. Die beiden Schnecken E greifen in die in den Röhrchen A vorgesehenen Aussparungen e ein und erhalten ihren Antrieb unter Vermittelung der Zahnradgetriebe g und h von der Zugstange F aus, welche in die auf dem Zahnrad g sitzende Bolzenscheibe eingreift. Bei der in den betreffenden Figuren dargestellten Maschine kommen Litzen zur Verarbeitung, welche vier Garne enthalten und es müssen somit die Röhrchen A jedesmal um ein Viertel gedreht werden; es ist also dementsprechend die auf g sitzende Bolzenscheibe mit vier Bolzen ausgestattet. Eine zweite Bewegungsvorrichtung für die Röhrchen A ist in den Fig. 8 und 9 veranschaulicht und besteht der Hauptsache nach aus der Kurbelscheibe G und den Zugstangen H. Die Zugstangen H sind mit federnden Sperrzähnen i versehen, welche in die Löcher k der Röhrchen A einfallen und die Röhrchen in Umdrehung versetzen, sobald sie in der Drehrichtung der letzteren verschoben werden. Ist letzteres nicht der Fall, so gehen die Zähne i leer zurück, d.h. sie treten aus den Oeffnungen k der Röhrchen A heraus, um beim Vorgang in die dahinter liegenden einzuspringen. Es wird also durch die Bewegung der Zugstangen, welche je nach Art des Aussehens, das die herzustellende Waare erhalten soll, verschieden gerichtet sein können, eine Schaltbewegung hervorgerufen, welche die periodische Drehung der Röhrchen und somit ein Auf- bezieh. Zudrehen der Litzen bedingt. Die zu verarbeitenden Litzen sind in Form von Runden auf Tellern (Fig. 3) gelagert, welche frei drehbar sind. Nachdem dieselben in die Röhrchen A eingezogen sind, zieht man die Garne b etwas aus den Böden heraus und gleichmäſsig an, befestigt die Enden derselben und bringt die Oeffnungen in den Böden der Röhrchen in eine solche Stellung, daſs immer, vorausgesetzt daſs jede Litze vier Garne hat, je zwei Garne vor und je zwei hinter die durch die Röhrchen gelegte Mittelebene zu liegen kommen. Man kann dann mit einem Flachbrett D (Fig. 5), ähnlich einem Säbel, die aus den Böden der Röhrchen heraustretenden Garne theilen. Ist dieses geschehen, so gibt man dem Flachbrett eine Drehung nach Art der Fig. 6 und bildet auf diese Weise ein Fach, in welches man den Einschlag d eintragen kann. Nach dem Eintragen des Einschlages entfernt man das Brett und läſst die Röhrchen eine Vierteldrehung ausführen, worauf wieder Fach gebildet wird und Einschlag folgt. Die Röhrchen drehen also die Litzen auf und, nachdem sie verbunden sind, wieder zu. Ein Ueberdrehen wird dadurch vermieden, daſs die Runden lose gelagert sind. An die Maschinen zur Anfertigung von Schnuren, Seilgarnen, -Litzen, Seilen u.s.w. schlieſsen sich noch die Apparate und Maschinen zum Ueberspinnen und Umwickeln an. Dieselben lassen sich in zwei Klassen trennen und zwar solche, bei denen der zu umspinnende bezieh. zu umwickelnde Gegenstand eine langsam fortschreitende Bewegung ausführt, während die die Umwickelungsfäden tragenden Spulen in ein und derselben Ebene umlaufen und dabei die Fäden auf den Gegenstand auflegen, und solche, bei denen der zu umwickelnde Gegenstand straff ausgespannt ist und der bezieh. die Fadenbehälter an demselben entlang geführt wird und hierbei um die durch den zu überziehenden Gegenstand gebildete Achse umläuft. Zu der ersten Klasse dieser Maschinen gehört die durch das * D. R. P. Kl. 73 Nr. 35273 vom 16. Oktober 1885 geschützte Ueberspinnmaschine von A. von der Mühlen in Berlin. Die zu überspinnenden Fäden aa1 (Fig. 10 Taf. 25) werden durch die in dem Lager bock B gelagerte hohle Achse C geführt, auf welcher, durch die Schnurwirtel angetrieben, die Spulenscheiben E rotiren. 1° diesen Spulenscheiben sitzen keine Laufspulen, sondern Schleifspulen o und zwar sind dieselben an dem geschlossenen Ring c befestigt, welcher gleichzeitig den von den Spulen erzeugten Luftstrom abschneidet. Ein jeder Spulenfaden ist, bevor er zur Umwickelungsstelle gelangt, durch das Auge eines Doppelhebels Z geführt, dessen zweiter Schenkel rechtwinkelig umgebogen ist und mit diesem umgebogenen Ende durch die Wand der Spulenscheibe hindurchragt. Sobald die Maschine im Gang ist und die Umwickelungsfäden die nöthige Spannung haben, nehmen die Hebel Z eine solche Stellung ein, daſs das durch die Wand der Spulenscheibe ragende Ende in dieselbe zurückgezogen ist (Fig. 11). Sobald jedoch ein Faden ausbleibt, tritt, durch die Feder o beeinfluſst, dieses Ende des zugehörigen Hebels aus der Wand hervor und trifft entweder bei der Umdrehung der Spulenscheiben gegen eine Signalvorrichtung S (Fig. 10 und 12Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden.) oder rückt, für den Fall die Maschine durch Elementarkraft betrieben wird, die Maschine aus. Aus dem Vorstehenden geht ohne Weiteres hervor, daſs bei dem Betrieb der Maschine mit zwei oder mehr Spulenscheiben verschiedene Combinationen möglich sind. Man kann z.B. an Stelle der zwei separaten Umspinnungen die erste Scheibe mit Drahtspulen versehen und eine Drahtlitze drehen, die nach ihrem Austritt aus dem anderen Ende der hohlen Achse C sofort mit Seide, Hanfgarn, von der zweiten Spulenscheibe umwickelt wird. Bei Verwendung einer dritten Spulenscheibe kann man unmittelbar darauf eine zweite Umspinnung im entgegengesetzten Sinne herstellen. Zu der zweiten Klasse von Maschinen, bei welchen also die die Umwickelungsfäden tragenden Spulen eine fortschreitende und gleichzeitig umlaufende Bewegung ausführen, gehört die durch das * D. R. P. Kl. 73 Nr. 37712 vom 9. Juni 1886 geschützte Maschine zum Bewickeln von Seilen und Tauen von Th. Johnson in Havelock Road. Das Gestell aa1 (Fig. 13 Taf. 25) wird mit Hilfe der drehbaren Hohlnabe d1 des Stirnrades d, mit welchem der Fadenführer j fest verbunden ist und andererseits durch die Hohlnabe g1 des Kegelrades g auf dem zu bewickelnden Seil l geführt. Das Kegelrad g sitzt fest am Gestell a und steht mit dem Zahnkranz h1 in Eingriff. Wenn durch die Kurbel f und die Räder ee1 das Stirnrad d gedreht wird und folglich auch der damit verbundene Fadenführer j und der an diesem um seine Achse drehbare Fadenhalter h um das Seil als Achse herumgeführt werden, so rollt dabei der Kranz h1 an dem am Gestell a festen Rade g ab und dieses hat dann eine Drehung des Halters h um seine Achse zur Folge. H. G.