Titel: Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler.
Autor: C. Engler
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 555
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Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. (Fortsetzung des Berichtes S. 506 d. Bd. Vgl. Note auf S. 597.) Engler, über die deutschen Erdöle. Die Elemente des Erdöles. Ein reichhaltiges Material über den Gehalt der verschiedenen rohen Erdöle an Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff verdanken wir den Untersuchungen St. Claire-Deville's.Comptes rendus, Bd. 66 S. 442; Bd. 68 S. 485; Bd. 69 S. 1007. Vgl. auch Jahresbericht für Chemie, 1869 S. 1126. Die Resultate, so weit sie sich auf deutsche Rohöle beziehen, sind die folgenden: Spec. Gew.bei 0° Procentische Zusammensetzung C H O Pechelbronn (Elsaſs) I„Da 1869 noch keine Springquellenöle existirten, so muſs mit diesem Oele das schwere dicke Schachtöl gemeint sein.“ 0,968 85,6   9,6 4,6 Pechelbronn II 0,892 85,7 12,0 2,3 Schwabweiler (Elsaſs) I 0,861 86,2 13,3 0,5 Schwabweiler II 0,829 79,5 13,6 6,9 Oedesse (Hannover) 0,892 80,4 12,8 6,9 Wietze (Hannover) 0,955 86,2 11,4 2,4 Oberg (Hannover) 0,944 84,4 11,5 4,1. Weitere Analysen von deutschen und ausländischen Erdölen sind ausgeführt von BoussingaultAnnal. chim. phys., Bd. 22 S. 442. Annal. d. Mines (3), Bd. 18 S. 609., Markownikoff und OgloblinBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1874 Bd. 16. und Krämer.a. a. O. S. 298. Krämer zieht aus seinen Analysen den Schluſs, daſs in gleichwerthigen Erdölfractionen ein erheblicher Unterschied in Bezug auf procentische Zusammensetzung nicht existirt. Von besonderem Interesse wäre im Hinblick auf die Entstehungsweise des Erdöles sein Sauerstoffgehalt, wenn man noch unterscheiden könnte, welcher davon ursprünglich in dem Oele vorhanden war und welcher nachträglich hinzukam. Indessen darf angenommen werden, daſs die mehrfach bemerkten aromatischen Sauerstoffverbindungen, so insbesondere die Phenole, die sich sonst unter gewöhnlichen Umständen durch Oxydation mit Luft nicht bilden, schon in dem ursprünglichen Oele, also bei dessen Bildung anwesend waren, während aus Analogie zu schlieſsen ist, daſs sich die harzartigen und asphaltartigen Stoffe durch Luftoxydation nachträglich erst gebildet haben. Während an den erstgenannten Sauerstoff Verbindungen bis jetzt immer nur äuſserst geringe Mengen beobachtet sind, zeigen die verschiedenen Rohöle sehr wechselnde Mengen von letzteren; offenbar um so mehr, je stärker und länger die Luft eingewirkt hat. Als höchsten Sauerstoffgehalt findet man in der Literatur 6,9 Proc., welche St. Claire-Deville (vgl. die vorstehende Tabelle) in einem Erdöl von Schwabweiler und von Oedesse nachgewiesen hat. Daſs aber in der That dieser Sauerstoffgehalt immer noch mehr in die Höhe geht in dem Maſse, als weitere Lufteinwirkung stattfindet, zeigen die Analysen Boussingault'sComptes rendus, Bd. 96 S. 1458., welche bei einem Bitumen des todten Meeres 11,54 Proc., bei einem solchen aus der Provinz Antiochia sogar 21,57 Proc. Sauerstoff ergeben haben. Von höherem wissenschaftlichen Interesse ist aber der Befund Markownikoff'sBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1874 Bd. 16., wonach eine zwischen 220 und 230° siedende Fraction russischen Erdöles 5,25 Proc. Sauerstoff enthielt. Denn wenn auch zugegeben werden muſs, daſs aus den durch Oxydation ursprünglicher Kohlenwasserstoffe gebildeten harzartigen Stoffen wieder ein Theil des Sauerstoffes in Gestalt von flüchtigen organischen Sauerstoffverbindungen mit überdestilliren konnte, ja daſs sich solche flüchtige Sauerstoff haltige Verbindungen bei der Oxydation mit Luft direkt gebildet haben können, so wird doch die Feststellung der chemischen Natur dieser Stoffe sicherere Anhaltspunkte für die Beantwortung der Frage, ob der Sauerstoff von Anfang an in dem Oel enthalten war oder nicht, darbieten, als man sie bisher hatte. Es sei noch erwähnt, daſs nach Versuchen Krämer's (a. a. O.) nach Behandlung des destillirten Erdöles mit Natronlauge, der Sauerstoffgehalt desselben nur noch äuſserst gering ist, wenn überhaupt noch solcher vorhanden ist. Es deutet dies darauf hin, daſs es sich in den Destillaten nur um saure oder phenolartige Körper handeln kann. Ueber den Gehalt an Stickstoff finden wir sehr verschiedene Angaben. Meistens ist ein solcher in den Analysen nicht aufgeführt. Da aber in den meisten Fällen auch nicht gesagt ist, daſs ausdrücklich auf Stickstoff geprüft wurde, so mag häufig auf Stickstoff nicht Rücksicht genommen worden sein und derselbe im Verlust bei dem Sauerstoff figuriren. Jedenfalls ist der Stickstoff von einer Anzahl zuverlässiger Chemiker in verschiedenen Erdölen constatirt und theilweise sogar quantitativ bestimmt worden.Boussingault (Comptes rendus, Bd. 96 S. 1452. Annal. chim. phys., Bd. 22 S. 442 und Annal. d. Mines (3), Bd. 19 S. 609). St. Claire-Deville (Comptes rendus, Bd. 66 S. 442; Bd. 68 S. 485). Feodorowicz (vgl. Krämer a. a. O. S. 291). Stromeyer (Neues Jahrbuch der Mineralogie, 1862 S. 883). Peckham (Rep. geol. Californ. Geol. II, S. 89). Delesse (De l'Azote et des Mat. de l'Ecorte terrestre, S. 172. Seine Menge schwankte zwischen 0,02 und 1,1 Proc. in verschiedenen Oelen. Ueber die chemische Natur der Stickstoffverbindungen fehlen noch sichere Anhaltspunkte; nicht unwahrscheinlich ist es, daſs Stickstoff haltige Basen vorhanden sind; auch mag erwähnt sein, daſs CarnegieIron and Steel, 8 85. in den Gasquellen von Pittsburg Krystalle von Ammoniumcarbonat wahrgenommen hat. Eingehendere Versuche liegen über den Schwefelgehalt der verschiedenen Erdöle vor.Vgl. Vohl 1875 216 47; Krämer (Sitzungsbericht des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes, 1885 S. 296). Markownikoff und Ogloblin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 Bd. 16). Peckham (Rep. of the Prod. etc. of Petrol, S. 54). Delachanel (Comptes rendus, Bd. 97 S. 491). Der höchste Schwefelgehalt wurde von Engler in dem Erdöle der terra di Lavoro (Italien) mit 1,08 bis 1,30 Proc. nachgewiesen.1883 250 316. Die Natur der in dem Erdöl enthaltenen Schwefelverbindungen ist ebenfalls noch nicht ermittelt. Krämer vermuthet thiophenartige Stoffe und einen Fingerzeig gibt vielleicht auch die Wahrnehmung von Friedel und CraftsJahresbericht für Chemie, 1878 S. 1166. , wonach der Schwefelgehalt eines Erdöles durch Behandlung mit Aluminiumchlorid verschwindet. Endlich sei noch erwähnt, daſs Hager1867 183 165. in Petroleumäther (wohl amerikanischen Ursprunges?) erhebliche Mengen Schwefelkohlenstoff nachgewiesen hat. Ohne Zweifel sind die Schwefel haltigen Stoffe für die Raffination des Erdöles sehr unbequem, denn während einerseits vollständige Beseitigung derselben mit groſsen Schwierigkeiten verbunden ist, veranlassen schon äuſserst geringe Mengen davon einen sehr unangenehmen Geruch der betreffenden Leuchtöle, gröſsere Mengen aber erzeugen beim Brennen das sehr lästige schwefligsaure Gas.Die vollständige Beseitigung der Schwefels bei der Raffination ist eine noch ungelöste Frage. Ein groſser Theil läſst sich meist durch Behandlung mit Schwefelsäure und mit Natronlauge, dann durch Destillation über Natronhydrat oder Kalk entfernen. Gewisse organische Schwefel Verbindungen widerstehen aber auch dieser Behandlung und können nur durch energischere Agentien, wie Salpetersäure, Chlor, Chromsäure u.s.w. zerstört werden. Da diese aber auch auf die Kohlenwasserstoffe einwirken, sind sie für die Raffination unbrauchbar. Die in verschiedenen rohen Erdölen nachgewiesenen Aschentheile, worunter auch das Gold nicht fehlt, sind von nur geringerem Interesse. Die chemische Natur der Bestandtheile des Erdöles. Seiner Hauptmasse nach besteht jedes Erdöl aus einer groſsen Zahl von Kohlenwasserstoffen verschiedenen specifischen Gewichtes und Siedepunktes, verschiedener Zusammensetzung und Constitution. Schon im ersten Theile dieser Abhandlung ist darauf hingewiesen worden, daſs die Verschiedenheiten gleichsiedender Fractionen von Erdölen verschiedener Fundstätten, zum Theil auf innere chemische Unterschiede der correspondirenden Fractionen zurückgeführt werden müssen. Aber auch die Kohlenwasserstoffe ein und desselben Oeles können nicht ohne Weiteres als eine Mischung einfach homologer Kohlenwasserstoffreihen betrachtet werden. Schon das von Mendelejeff (vgl. S. 508) beobachtete periodische Steigen und Sinken des specifischen Gewichtes der Fractionen eines und desselben Oeles mit steigendem Siedepunkt spricht gegen eine solche Annahme, abgesehen davon, daſs auch schon von einer ganzen Anzahl von Forschern in demselben Rohöle Kohlenwasserstoffe nicht homologer Reihen neben einander nachgewiesen worden sind. Soweit bis jetzt die Untersuchungen erschöpfend durchgeführt wurden, scheint die in einer Erdölsorte vertretene Kohlenwasserstoffreihe auch in keiner anderen zu fehlen und nur durch ihr relatives Mengenverhältniſs ist der typische Unterschied der Erdöle verschiedener Abstammung bedingt. 1) Die Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n + 2. Als feststehend darf angesehen werden, daſs fast durchweg die niedersiedenden Theile der Erdöle der Reihe CnH2n + 2 angehören.Müller und Warren de la Rue (Journal für praktische Chemie, Bd. 70 S. 300. Warren und Storer (Jahresbericht der Chemie, 1868 S. 322) hielten diese Angabe nur bezüglich geringer Mengen von Heptan und Octan aufrecht. Im Uebrigen theilen sie die flüchtigen Oele des Birmahöles, ohne jedoch durchschlagende Gründe hierfür beizubringen, der Reihe CnH2n zu.Bussenius und Eisenstuck (Annal. d. Chem. und Pharm., Bd. 113 S. 151). Eisenstuck (daselbst Bd. 113 S. 169). Uelsmann (daselbst Bd. 114 S. 279). Aber erst durch die Untersuchungen von Pelouze und CahoursComptes rendus, Bd. 54 S. 1241; Bd. 56 S. 505; Bd. 57 S. 62. Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 124 S. 289; Bd. 127 S. 190; Bd. 129 S. 87. Vgl. auch Jahresbericht der Chemie, 1863 S. 525. wurde mit Sicherheit festgestellt, daſs wenigstens die amerikanischen Erdöle der Hauptsache nach aus Kohlenwasserstoffen der Reihe CnH2n + 2 bestehen. Nachdem sie zuerst nur das Hexan beschrieben hatten, isolirten und beschrieben sie 13 zwischen C4H10 und C16H34 gelegene Glieder dieser Reihe. Fast gleichzeitig nahm SchorlemmerAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 127 S. 311. seine eingehenden Untersuchungen über die Kohlenwasserstoffe des Erdöles auf und stellte die Verbindungen C5H12, C6H14, C7H16 und C8H18 aus dem pennsylvanischen Erdöl dar. Später wies derselbe Forscherdaselbst Bd. 136 S. 257; Bd. 144 S. 184. nach, daſs neben den normalen Kohlenwasserstoffen der Methanreihe auch noch die Isomeren derselben (Isopentan bis Isooctan) im amerikanischen Erdöle vertreten sind. WarrenJournal für praktische Chemie, Bd. 97 S. 50., Beilstein und KurbatowBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 13 S. 2028., LemoineBulletin de la société chimique, Bd. 41 S. 161. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 17 Ref. S. 132., Biel1879 232 363. u.a. fanden in dem pennsylvanischen Erdöl ebenfalls die gesättigten normalen und theilweise isomeren Methan-Homologen. Lemoine konnte in den niedriger siedenden Antheilen neben den gesättigten Kohlenwasserstoffen (C8H18, C9H20, C10H22) nur 3 Proc. durch Brom entfernbare Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n nachweisen. In dem galizischen Erdöl sind die gesättigten Kohlenwasserstoffe CnH2n + 2 (Pentan und Isopentan, Hexan, Heptan, Nonan und Decan) durch LachowiczAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 220 S. 188. , in dem centralkaukasischen durch Beilstein und KurbatowBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft Bd. 14 S. 1620. , in dem Gele von Buxière la Grue und von Cordesse durch JoffreBulletin de la société chimique (2), Bd. 19 S. 547. Jahresbericht der Chemie, 1873 S. 1092. (C8H18 bis C17H36) aufgefunden worden. Auch zahlreiche Analysen von Petroleumgasen, nach denen Sumpfgas und dessen Homologe immer den Hauptbestandtheil darstellen, liegen vor. So von FouquéComptes rendus, Bd. 67 S. 1045. Jahresbericht der Chemie. 1868 S. 1026. über das Gas amerikanischer Quellen, desgleichen von SadtlerJahresbericht der Chemie, 1876 S. 1168. , welcher in dem Gase vier westpennsylvanischer Quellen neben ganz geringen Mengen Aethylen-Kohlenwasserstoffen hauptsächlich Sumpfgas, Aethan und Wasserstoff findetAuffallend sind die in einer Quelle aufgefundenen 7,3 Proc. Stickstoff. Uebrigens fand auch Emmerling („Eine Gasausströmung bei Apenrade“) in den Gasen bei Apenrade 4,62 Proc. Stickstoff., und endlich in neuester Zeit von Carnegie (Pittsburger Gase).Redwood 1886 202 465. Die kaukasischen Naphtagase sind von Bunsen und von SchmidtThumsky, „Technologie der Naphta“ (russisch) S. 99. untersucht. Auch diese Gase bestehen vorwiegend aus Sumpfgas (92,24 bis 97,57 Proc.) und enthalten nur wenig Olefine (0 bis 3,26 bezieh. 4,26 Proc.). Die Gasquellen von St. Barthélemy ergaben nach RaoultMoniteur scientific, 1870 S. 550. Wagner's Jahresbericht, 1870 S. 704. einen Gehalt von 98,81, eine Gasquelle bei Apenrade nach A. EmmerlingA. Emmerling, „Eine Gasausströmung bei Apenrade“ S. 6. von 92,38 Proc. Sumpfgas. 2) Die Kohlenwasserstoffe der Reihe CnH2n- Schon mit den ersten Untersuchungen über die chemische Natur der in den Erdölen enthaltenen Kohlenwasserstoffe begann auch die noch heute bestehende Controverse darüber, ob jene Kohlenwasserstoffe vorwiegend der Reihe CnH2n + 2 oder aber CnH2n angehören.Eisenstuck (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 113 S. 169). Uelsmann (daselbst Bd. 114 S. 279). Pebel (daselbst Bd. 115 S. 21). Futschew (Journal für praktische Chemie, Bd. 93 S. 394). Warren und Storer (Liebig's Jahresbericht der Chemie, 1868 S. 332). Mendelejeff 1883 250 171. Beilstein und Kurbatow (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 13 S. 1819). Markownikoff (daselbst Bd. 16 S. 1873). Ueber die Constitution der ungesättigten Kohlenwasserstoffe ist man theilweise noch im Unklaren. Daſs man es bei den meisten Erdölen nur mit geringen Mengen der Homologen des Aethylens zu thun hat, steht schon nach dem Verhalten der Erdöle gegen Brom auſser Zweifel. Die von Le BelComptes rendus, Bd. 73 S. 499: Bd. 75 S. 267. in elsässischem Erdöl nachgewiesenen beiden Amylene und Hexylene sind offenbar nur als Producte trockener Destillation jenes Pechelbronnner schweren Oeles zu betrachten, also in dem Rohöl nicht schon fertig gebildet anzunehmen. Beilstein und Kurbatow (a. a. O.), auch Schützenburger und Joninedaselbst Bd. 91 S. 833. beweisen, daſs gewisse kaukasische Erdöle (Baku) die Hydrüre des Benzols und seiner Homologen zu bedeutenden Theilen enthalten, und daſs diese Hydrüre in kaum einem Erdöl fehlen, wird wiederum von Beilstein und Kurbatow durch Nachweis derselben im centralkaukasischenBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 14 S. 1620. (Tiflis) und im pennsylvanischen Oeledaselbst Bd. 13 S. 2028. wahrscheinlich gemacht. Auch im galizischen vermuthet LachowiczAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 220 S. 188. diese Kohlenwasserstoffe. Jedenfalls aber enthalten die Bakuöle am meisten, die amerikanischen am wenigsten davon, während nach Lachowicz die galizischen in der Mitte stehen. Markownikoff und OgloblinBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 16 S. 1876. nahmen als Hauptbestandtheile der Leuchtölfraction des Erdöles von Baku nicht die Hydrüre der aromatischen Reihe, sondern Kohlenwasserstoffe einer neuen Reihe CnH2n an, die sie mit dem Namen Naphtene bezeichneten und die sich von den eigentlichen Aethylenen hauptsächlich dadurch unterscheiden, daſs sie Brom nicht addiren, von den Hexahydrüren des Benzols, Toluols u.s.w. aber dadurch, daſs sie mit Salpetersäure keine Nitroverbindungen der aromatischen Reihe bilden. Sie isolirten aus dem Erdöl von Balakhani Octonaphten (C8H16), Nononaphten (C9H18), ferner C11H22, C12H24, C14H28, C15H30, auch wurde sowohl das Octonaphten durch Markownikoff selbstBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 18, Ref. S. 186, als auch ein Isooctonaphten durch Putochindaselbst Bd. 16 S. 186. , das Nononaphten durch Konowaloffdaselbst S. 182. und ein Heptanaphten durch Milkowskydaselbst S. 187. in dem Erdöl von Bibi-Eybat bei Baku aufgefunden. Nach der Mittheilung Konowaloff's, der in seinem Nononaphten nach Gustavson's Reaction immer noch die Gegenwart aromatischer Kohlenwasserstoffe nachweisen konnte, scheinen hier ganz reine Substanzen noch nicht vorzuliegen. Krämer und Böttcherdaselbst Bd. 20 S. 595. kommen auf Grund zahlreicher Analysen des indifferenten Theiles der Erdöle von Tegernsee, Pechelbronn und Oelheim zu der Ansicht, daſs auch in diesen Oelen die Naphtene vertreten sind, und zwar am meisten in dem indifferenten Theil des stark verharzten schweren Erdöles von Oelheim, während die relativ leichteren Oele von Tegernsee und Pechelbronn nur wenig davon enthalten. Aus der Analyse einer bei 150 bis 160° siedenden Fraction von Baku-Erdöl ziehen dieselben Chemiker den Schluſs, daſs dieses Oel vorwiegend aus Naphtenen bestehen müsse. Dagegen erkannten Beilstein, Krämer und Böttcher die von Markownikoff angeführten Gründe dafür, daſs die Naphtene verschieden seien von den Wreden'schen Hexahydrüren des Benzols, Toluols u.s.f. nicht an, hielten vielmehr beide Körperklassen für identisch, eine Auffassung, die jetzt von den meisten Chemikern getheilt werden dürfte. Auch Markownikoff selbst ist von seiner ursprünglichen Auffassung, daſs die Naphtene eine neue Kohlenwasserstoffreihe repräsentiren, zurückgekommen und hat in einer gemeinschaftlich mit Spadydaselbst Bd. 20 S. 1850. veröffentlichten Untersuchung dargethan, daſs sein Octonaphten mit Hexahydroxylol identisch ist, gibt also die Richtigkeit der Beilstein'schen Auffassung über die Identität beider Körperklassen zu. Desgleichen wird von Konowaloffdaselbst Bd. 20 Ref. S. 570. die Identität des Markownikoff'schen Nononaphtens mit dem Hexahydropseudocumol nachgewiesen. Die festen Paraffine sind in allen Erdölsorten, allerdings in sehr wechselnden Mengen, nachgewiesen worden. BleckrodeVgl. Wagner-Fischer's Chem. Technol. 12. Aufl. S. 970. fand in dem Erdöl von Java bis zu 40 Proc. und auch PerutzIndustrie der Mineralöle, S. 88. gibt für das Erdöl von Tajakeiana (Ostindien) 40 Proc. an. Fr. Reinitzer und GintlKarmarsch und Heeren's technisches Wörterbuch. III. Aufl. von Kick und Gintl. Bd. 6 S. 618. führen folgende Paraffingehalte in Procenten auf; in Erdölen von Canada Rangoon Roth. Meer Ostgalizien(Boryslav) Bukowina Rumänien Baku 3,0 6,07 5,2 11,4 12,4 2,23 5 Proc. Nordamerikanisches Erdöl enthält in seinem Destillationsrückstande nach BourgougnonAmeric. Chem. Journ., 1876 S. 81 und 122. Vgl. auch Muspratt's Encyclopädie. III. Aufl. Bd. 5 S. 987. 2,5 Proc. Paraffin, dasjenige von Baku nach Redwood und Engler1886 260 * 525. höchstens 0,25 Proc., das von Tscheleken (Kasp. Meer) dagegen bis zu 6 Proc. Die bis jetzt vorliegenden Angaben über Paraffingehalt der Erdöle besitzen wegen der bei der Bestimmung angewendeten sehr verschiedenartigen Methoden nicht einmal einen relativen Werth, weil je nach Gehalt der Oele an dicken, schwerflüchtigen Oelen die Möglichkeit der Ausscheidung des Paraffins ungemein verschieden ist. Je mehr dicke schwere Oele vorhanden sind, desto mehr Paraffin wird gelöst erhalten und entgeht so der Wägung (vgl. auch R. Zaloziecki S. 274 d. Bd.). Des Weiteren muſs betont werden, daſs nach den Untersuchungen von Engler und Böhm1886 262 468. das in den rohen Erdölen vorkommende Paraffin meist nicht identisch ist mit unserem gewöhnlichen festen krystallinischen Paraffin, vielmehr besteht das erstere aus nicht kristallinischen, dem Erdwachs nahestehenden Modifikationen, die erst bei der Destillation in den krystallinischen Zustand übergehen. Das sogen. Vaselin, eine in allen Erdölen sich findende Substanz, wurde von denselben Chemikern (a. a. O.) in einen festen und einen flüssigen Theil, beide von gleicher chemischer Zusammensetzung (nahezu CnH2n + 2) zerlegt, von denen der feste auch erst durch Destillation krystallinische Beschaffenheit annimmt, so daſs das Vaselin als ein Gemisch von festem sogen. „Paraffin“ und dicken Oelen angesehen werden muſs. Daſs übrigens das Paraffin in der Natur ausnahmsweise auch in krystallisirter Modifikation sich im Erdöl vorfindet, muſs bei der Wahrscheinlichkeit oftmals eingetretener natürlicher Destillationsprozesse nicht bloſs als naheliegend bezeichnet werden, sondern scheint durch die Wahrnehmungen Sadtler'sAmer. Chem. Journ., Bd. 1 S. 30., welcher Ausscheidungen krystallisirter Paraffine in Bohrlöchern und Röhren wahrnahm, thatsächlich begründet zu sein. Auch PeckhamRep. on the Prod. etc. of Petrol., S. 55. bestätigt dies. 3) Terpene bezieh. Polyterpene werden von Krämer (a. a. O.) als Bestandtheile der höher siedenden, insbesondere der dickflüssigen Fractionen des Erdöles angenommen. 4) Aromatische Stoffe: Benzolreihe. Schon vor Jahren haben Hugo Müller und Warren de la RueJournal für praktische Chemie. Bd. 70 S. 300. aus dem Erdöl von Birmah durch Behandlung mit Salpetersäure Nitrobenzol, Dinitrotoluol und Trinitroxylol, durch Behandlung mit Schwefelsäure Cumolsulfosäure dargestellt, sie nehmen deshalb Benzol, Toluol, Xylol und Cumol als Bestandtheile genannten Erdöles an. Bald darauf kam PebalAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 115 S. 19. auf Grund von Untersuchungen Freund's zu demselben Resultat bezüglich des galizischen Erdöles. Aus dem hannoverschen Erdöl isolirten Bussenius und Eisenstuckdaselbst Bd. 113 S. 151. Trinitroxylol („Trinitropetrol“), und wahrscheinlich hatten sie auch schon das Trinitrocumol in Händen. In dem pennsylvanischen Oele weist SchorlemmerChemical News, 1883 Bd. 7 S. 157. Benzol, Toluol und Xylol ebenfalls in Form ihrer Nitroverbindungen nach. Der Nachweis der Anwesenheit erheblicher Mengen Cumol (Mesitylen und Pseudocumol) in pennsylvanischem Erdöl gelang EnglerBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 12 S. 2187. durch Darstellung der Bromverbindung, und in einer gemeinschaftlichen Arbeit mit BockInauguraldissertation, Freiburg i. B. 1880; sowie spätere Mittheilung. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 18 S. 2234. that derselbe Forscher die Anwesenheit der beiden Cumole auch in den Erdölen des Elsaſs (Schwabweiler), von Galizien, Baku und Italien (terra di Lavoro), sowie etwas später von HannoverChemische Industrie, 1882 Bd. 5 S. 189. sowohl als Brom- als auch als Nitroverbindung dar. Später gelang der Nachweis des Pseudocumols im Erdöl von Baku auch Markownikoff und OgloblinBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 16 S. 1875. welch letztere gleichzeitig noch Durol, Isodurol und andere Isomere des Cymols, Diäthyltoluol, Isoamylbenzol und andere Kohlenwasserstoffe der Formel C11H16 darin auffanden. MarkownikoffAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 234 S. 89. fand dann auſser den schon aufgeführten Kohlenwasserstoffen auch noch Benzol, Toluol, Isoxylol, Mesitylen, Diäthylbenzol und dessen Isomere, sowie eine Anzahl Kohlenwasserstoffe von ihm unbekannter Structur (C11H14, C11H12, C12H14, C13H14), nachdem es vorher schon LachowiczAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 220 S. 188. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 16 S. 2663. gelungen war, die meisten der genannten Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe (Benzol, wovon Fraction 100° etwa 1/7 enthält, ferner Toluol, Isoxylol, Mesitylen u.a.) im galizischen Erdöl nachzuweisen. Die letztaufgeführten Kohlenwasserstoffe enthält nach DoroschenkoBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 18 Ref. S. 662. auch das Erdöl von Bibi-Eybat bei Baku, und Paraxylol endlich wurde von Pawlowskydaselbst Bd. 18 S. 1916. (die Menge der aromatischen Kohlenwasserstoffe beträgt nach ihm etwa 2 Proc. des Rohöles, hauptsächlich Benzol und Paraxylol) zuerst im westgalizischen Erdöl (Kleczany) aufgefunden. Was den Nachweis der aromatischen Kohlenwasserstoffe betrifft, so geschah derselbe in den meisten Fällen durch Darstellung von Nitroproducten, eine Methode, die zuerst von Müller und Warren de la Rue (a. a. O.) angewendet wurde. Brom wurde zu demselben Zwecke zuerst bei den Versuchen Engler's (a. a. O.) benutzt, und der Ausscheidung als Sulfosäuren bedienten sich zuerst ebenfalls Müller und Warren de la Rue. Letztere Methode wurde in neuerer Zeit ganz besonders von Markownikoff zur Isolirung einzelner Sulfosäuren neben einander angewandt. Will man nur einen bestimmten Benzolkohlenwasserstoff nachweisen, so genügt es in den meisten Fällen, eine einzelne Fraction, in welcher sich die gesuchte Verbindung befindet, mit Salpetersäure zu behandeln, um die Nitroverbindung zu gewinnen. Wasserstoffärmere Kohlenwasserstoffe der aromatischen Reihe sind ebenfalls schon im Erdöl aufgefunden worden. Naphtalin z.B. wurde im Erdöl von Birmah schon von Warren und StorerJahresbericht der Chemie, 1868 S. 322. nachgewiesen, und in neuerer Zeit fand es Krämera. a. O. S. 299. in deutschem Erdöl auf. Andere Naphtalin-Abkömmlinge werden von letzterem als Bestandtheil der Erdöle vermuthet, und derselbe leitet die Verschiedenheiten des specifischen Gewichtes der Erdölsorten verschiedener Fundstätten, insbesondere ihre oft sehr groſse Schwere, nicht sowohl von der Beimischung des Benzols und seiner Homologen, als insbesondere von ihrem Gehalt an Naphtalin und anderen wasserstoffarmen Kohlenwasserstoffen ab, eine Auffassung, die in dem hohen specifischen Gewicht der letzteren ihre Begründung erfährt. Auch Markownikoffa. a. O. S. 110 und 114. vermuthet im kaukasischen Erdöl schon ein Homologes des Naphtalins (C13H14, Propyl- oder Pseudopropylnaphtalin?) aufgefunden zu haben. Jedenfalls hat er schon eine Reihe wasserstoffarmer Kohlenwasserstoffe (C11H14, C11H12, C12H14, C13H14) isolirt, von denen jedoch noch nicht feststeht, ob sie einer bekannten oder einer neuen Reihe angehören. KrämerBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft Bd. 20 S. 605. hält sie für Condensationsproducte der Naphtene. Das „Petrocen,“ welches HemilianiJahresbericht der Chemie, 1876 S. 427. aus den Rückständen des amerikanischen Erdöles hergestellt hat, ist nach Graebe und WalterBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 175. identisch mit Picen, während Prunier und DavidBulletin de la société chimique (2) Bd. 31 S. 158. in dem bei der Destillation von Petroleumrückständen erhaltenen „Petrocen“ und „Carbopetrocen“ Anthracen, Chrysen, Pyren, Phenanthren, Chrysogen. Reten, Benzerythren u.s.w. fanden. Allem Anscheine nach bilden sich je nach der Destillationsweise verschiedenartige dieser hochsiedenden Kohlenwasserstoffe. Jedenfalls ist es höchst unwahrscheinlich, daſs die genannten Kohlenwasserstoffe in dem rohen Erdöle in nennenswerther Menge enthalten sind; vielmehr muſs angenommen werden, daſs sie sich bei der mit Dissociationen verbundenen trockenen Destillation der Rückstände erst bilden. Dasselbe dürfte bezüglich des Kohlenwasserstoffes (C6H2)n von Prunier, sowie der Verbindung C14H2 von PrunierComptes rendus Bd. 88 S. 386. und Varennedaselbst Bd. 90 S. 1006. und wahrscheinlich auch (C4H3) von Divers und NakamaBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft Bd. 19 Ref. S. 349. der Fall sein. Phenolkörper sind zuerst von Pebal und FreundAnnalen der Chemie und Pharmacie Bd. 115 S. 21. als Bestandtheil des galizischen Erdöles erkannt worden; in neuerer Zeit führen auch Markownikoff und OgloblinBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1873. Bd. 16. dieselben als einen in geringer Menge vorhandenen Bestandtheil des kaukasischen Erdöles auf. Organische Säuren. Krämera. a. O. S. 297. hat die relativen Mengen der in den Erdölen von Tegernsee, Elsaſs und Hannover enthaltenen Säure festgestellt. Ueber die chemische Natur derselben ist nur sehr wenig bekannt. Nach Hell und MedingerBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft Bd. 7 S. 1216. Bd. 8 S. 45 enthält das wallachische Erdöl eine Säure von der wahrscheinlichen Formel C11H20O2 oder C11H22C2, sie gehört jedoch nicht der normalen Oelsäure-Reihe an. Auch Markownikoffa. a. O. findet zwei entsprechende Säuren: Undeka- und Dodekanaphtensäure (C10H19, CO2H und C11H21, CO2H), KrämerBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft Bd. 20 S. 598. zwei Säuren: C13H24O2 und C15H28O2. Letzterer hält diese sämmtlichen Petrolsäuren für Carbonsäuren der Naphtene. Daſs übrigens das Rohpetroleum auſserdem auch gewöhnliche Fettsäuren enthält, ist nach Engler auf Grund einer in Gemeinschaft mit Bocksiehe dessen Inauguraldissertation. Freiburg i. B. 3880. begonnenen und später allein fortgesetzten Versuchsreihe für sehr wahrscheinlich. Diese Versuche ergaben, daſs, wenn man durch heiſses völlig entsäuertes Erdöl längere Zeit Luft hindurchleitet, aus dem theerigen stark sauren Product sich Buttersäure abdestilliren und nachweisen läſst. Dieselben Chemiker haben damals (a. a. O. S. 34) auch schon constatirt, daſs die Säurebildung durch einen Zusatz von Alkali sehr erheblich verstärkt werden kann, eine Wahrnehmung, auf welcher bekanntlich auch das Schaal'sche Patent (1885 258 * 230) der Darstellung von Seifen beruht. Unter den Oxydationsproducten, welche sich beim Durchleiten von Luft durch erwärmtes Erdöl bilden, haben wir auch erhebliche Mengen von Kohlensäure und Wasser feststellen können. Ueber die harzartigen bezieh. asphaltartigen Stoffe, welche ohne Zweifel Producte der oxydirenden Wirkung der Luft auf das Erdöl sind, herrscht fast noch völliges Dunkel. Wir wissen nur, daſs ihre Menge in einzelnen Erdölen sehr verschieden ist. Auch haben Le Bel und MünzBulletin de la société chimique Bd. 17 S. 156. eine Analyse des „Asphaltes“ des Pechelbronner Erdöles ausgeführt (C = 86,2, H = 8,8, also viel Sauerstoff). Das Erdöl des Elsaſs. Unter den deutschen Erdölen bietet in Bezug auf seine derzeitige technische Bedeutung dasjenige des Unterelsaſs das hervorragendere Interesse. Das Oelterrain zerfällt hier in zwei verschiedene Regionen, in deren einer sich nur schweres dickes Oel findet. Dazu gehören: Das Rohöl aus dem Sand und Asphaltkalk von Lobsann, sowie das sämmtliche auf den Bergwerken (durch Schachtbetrieb) aus den Sandflötzen bei Pechelbronn geförderte Oel. Zu der zweiten Region gehören die früher bei Schwabweiler durch Bergwerksbetrieb, sowie sämmtliche bei Pechelbronn durch Bohrlöcher gewonnene Springquellenöle, ferner die Oelfelder von Biblisheim bei Wörth und von Ohlungen bei Hagenau. Die Production auf den Pechelbronner Erdölfeldern betrug: 1885 1886 Erdöl aus Springquellen 1946600k 5400000k Erdöl durch Schachtbetrieb 927000 1700000 Auf den Werken von Finkler zu Biblisheim beträgt die jährliche Production zur Zeit etwa 600000 K., und ebenso stark dürfte diejenige von Ohlungen sein, wenn nach Anlage einer Raffinerie die Quellen in regelmäſsigen Betrieb treten. Das specifische Gewicht des Springquellenöles von Pechelbronn schwankt zwischen 0,878 und 0,885 (ausnahmsweise 0,907), während dasjenige aus den Schächten das hohe specifische Gewicht von 0,950 bis 0,960 (ausnahmsweise sogar 0,970) aufweist. Bei Vergleich der specifischen Gewichte fällt die Uebereinstimmung zwischen gleichsiedenden Fractionen des pennsylvanischen Oeles und des elsässischen Springquellenöles, auch des Erdöles von Tegernsee auf, und dasselbe gilt bezüglich des Lichtbrechungsvermögens. Seiner chemischen Natur nach besteht das Pechelbronner Springquellenöl vorwiegend aus einer Mischung gesättigter Kohlenwasserstoffe, und findet sonach auch hierin, ebenso wie bezüglich der specifischen Gewichte und Lichtbrechungswinkel correspondirender Fractionen Uebereinstimmung mit dem pennsylvanischen Erdöl statt. Aus den leichtsiedenden Theilen des Oeles der Springquelle Nr. 213 gelang Engler bis jetzt die Isolirung des normalen Pentans, Hexans und wahrscheinlich Nonans. Der unter 150° siedende Antheil des Oeles wurde zur Zerstörung und Beseitigung der aromatischen Stoffe, auch der Aethylene, sowie nach Möglichkeit auch secundärer und tertiärer Kohlenwasserstoffe zuerst 2 bis 3mal mit je etwa 10 Proc. eines Gemisches von Schwefelsäure und Salpetersäure, alsdann mit etwa dem sechsten Theil der zur vollständigen Bromirung nöthigen Menge Bromes in gelinder Wärme (bis zum völligen Verschwinden des freien Bromes) behandelt. Von dem mit Wasser, zuletzt mit verdünnter Sodalösung durchgeschüttelten Product wurde dann der leichter siedende Theil (die gebildeten Bromderivate besitzen bedeutend höheren Siedepunkt) abdestillirt und durch wiederholte fractionirte Destillation mittels Dephlegmation einzelne Kohlenwasserstoffe ausgeschieden. Das Pentan, C3H12 wurde erhalten vom Siedepunkt 36 bis 38°, ergab bei der Dampfdichtebestimmung nach Hofmann 2,46 (berechnet 2,49) und bei der Elementaranalyse in Procenten: Gefunden: Berechnet auf C5H12: Kohlenstoff 83,03 83,11 83,33 Wasserstoff 16,68 16,89 16,67 Hiernach liegt in dem Kohlenwasserstoff ohne Zweifel das normale Pentan vor. Das Hexan, C6H14, wurde in gleicher Weise wie das Pentan isolirt und vom Siedepunkt 67 bis 69° erhalten. Als Dampfdichte wurde gefunden: 3,06, berechnet: 2,98. Die Elementaranalyse ergab in Procenten: Gefunden: Berechnet auf C6H14: Kohlenstoff 83,62 83,72 Wasserstoff 16,71 16,28 Die Verbindung muſs als normales Hexan angesprochen werden. Das Nonan, C9H20, konnte bis jetzt nur indirekt durch Darstellung des Nonylens nachgewiesen werden. (Dieser Theil der Arbeit wurde in Gemeinschaft mit GrodnitzkySiehe die Details in dessen Inauguraldissertation. Karlsruhe bei Braun 1884. durchgeführt.) Die Schwierigkeit der Isolirung liegt ohne Zweifel in der Anwesenheit mehrerer Isomeren nicht allein des Nonans, sondern auch der Kohlenwasserstoffe mit höherem Kohlenstoffgehalt, welche annähernd gleichen Siedepunkt, aber verschiedene Dampfdichte besitzen. Eine nach wiederholter Destillation mit Dephlegmation bei 138° ziemlich constant siedende Fraction des rohen Petroleums ergab bei der Elementaranalyse in Procenten: Kohlenstoff 84,84 84,92 Wasserstoff 15,43 15,41 Die Dampfdichtebestimmung zeigte, obgleich die Zahlen der Elementaranalyse auf einen gesättigten Kohlenwasserstoff hinweisen, daſs noch ein unreiner Körper vorlag. In der That lieſs sich durch Behandlung mit Brom noch ein Tribromcumol ausscheiden, was auch den oben gefundenen etwas zu hohen Kohlenstoff- und zu niederen Wasserstoffgehalt gegenüber dem Nonan erklärt. Das von der krystallinischen Brom Verbindung erhaltene Filtrat wurde noch mit so viel Brom behandelt, daſs unter der Voraussetzung vorhandenen Nonans auf dieses etwas mehr als 1 Mol. Brom kam. So muſste ein Gemisch von viel Monobromid mit etwas Dibromid entstehen. Nach Waschen mit Wasser und verdünnter Natronlauge wurde das erhaltene Oel mit feuchtem Silberoxyd am Rückfluſskühler 7 Stunden lang gekocht und das Product mit Wasserdampf überdestillirt. Bei der darauf vorgenommenen fractionirtenDestillation siedete die Hauptmenge des farblosen Oeles zwischen 135 bis 139° und ergab bei der Elementaranalyse in Procenten: Kohlenstoff 85,60 85,49 Wasserstoff 14,58 14,73 Bei der Dampfdichtebestimmung nach der Methode von Victor Meyer wurde 4,12 gefunden. Da die Verbindung leicht Brom ohne Entwickelung von Bromwasserstoff addirt, desgleichen sich leicht mit Jodwasserstoff vereinigt, so muſs ein Homologes des Aethylens vorliegen. In der That stimmen die gefundenen Werthe mit der Zusammensetzung des Nonylens, welches 85,71 Proc. C und 14,28 Proc. H verlangt, genügend überein. Desgleichen die Dampfdichte, welche nach Berechnung auf Nonylen 4,35 betragen müſste (gefunden 4,12). Auffallend an dem nach dieser Art dargestellten Nonylen ist die Unmöglichkeit, dasselbe in Nonan zurückzuverwandeln. Bei allen Versuchen der Ersetzung des Bromes im Dibromid durch Wasserstoff, wurde Bromwasserstoff abgespalten und das Nonylen zurückgebildet. 9 Aus dem geschilderten Verhalten der bei 138° siedenden Fraction des elsässischen Erdöles muſs geschlossen werden, daſs dieselbe der Hauptsache nach aus Nonan besteht. Das Vorhandensein von Nonylen selbst ist durch die starke Bromwasserstoffentwickelung bei der Einwirkung des Bromes ausgeschlossen. Welcher chemischen Structur dieses Nonan ist, konnte nicht festgestellt werden; sein Siedepunkt stimmt mit keinem der bis jetzt bekannten überein. Desgleichen konnte die Constitution eines bei der Einwirkung des Bromes auf Fraction 138° erhaltenen krystallisirten, constant bei 251° schmelzenden Bromides nicht ermittelt werden. Dasselbe enthält in Procenten: Kohlenstoff 26,54 Wasserstoff 2,74 Brom 70,74 Die Werthe stimmen am besten auf eine Formel C10H12Br4, welche 26,56 Proc. C, 2,66 Proc. H und 70,78 Proc. Br verlangt. Dieser Körper hat vielleicht Interesse in Rücksicht auf. die von Krämer geäuſserte Vermuthung, daſs in den Erdölen Terpene enthalten sind. Es kann als ein einfaches Tetrabromterpen aufgefaſst werden. Ein annäherndes Bild über die Menge der gesättigten Kohlenwasserstoffe in den niedriger siedenden Fractionen des Elsässer Erdöles erhält man beim Ausschütteln derselben mit dem Dreifachen ihres Volumens concentrirter Schwefelsäure, der etwa 20 Proc. rauchende Schwefelsäure zugesetzt sind. Nach dreimaligem gründlichen Durchschütteln, bei dem letzten Male bei 40°, von 100cc der Oelfractionen 150 bis 200° und 200 bis 250° bleiben die unten verzeichneten Mengen zurück. Des Vergleiches halber wurden Parallelversuche mit den correspondirenden Fractionen anderer Erdölsorten durchgeführt, deren Resultate hier mit aufgeführt sind. Dabei sind selbstverständlich die eventuell vorhandenen Hexahydrüre der Benzolreihe den gesättigten Hydrocarbüren beigemischt. Fraction 150 bis 200° 200 bis 250° Erdöl von Pechelbronn 81 82 Oelheim 84 81 Tegernsee 84 81 Pennsylvanien 84 82 Galizien 85 87 Baku 85 84 Im Allgemeinen enthält die niedriger siedende Fraction etwas mehr an nicht absorbirbaren, also gesättigten Kohlenwasserstoffen. Aus welchen Kohlenwasserstoffen der an 100cc fehlende Rest besteht, ist noch nicht ermittelt. Es befinden sich darunter höchst wahrscheinlich Kohlenwasserstoffe der Zusammensetzung CnH2n und jedenfalls auch aromatische, deren Nachweis noch kurz berührt werden soll. Die Anwesenheit aromatischer Kohlenwasserstoffe im Elsässer Oel gelingt leicht und schnell nach der von EnglerBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 18 S. 2234. schon früher beschriebenen Methode. Man schichtet die zwischen 160 und 182° siedende Fraction des rohen Erdöles über ein Gemisch von zwei Theilen englischer Schwefelsäure und einem Theil Salpetersäure (specifisches Gewicht 1,4 bis 1,5), wobei ziemliche Erwärmung eintritt, so daſs man kühlen muſs, bis die Reaction nachläſst. Läſst man alsdann noch einige Tage unter öfterem Umschütteln stehen, so bildet sich zwischen Oel- und Säureschicht eine ölig krystallinische Masse, die man auf Glaswolle abfiltrirt, zuerst mit Wasser, dann mit verdünnter Sodalösung, zuletzt, zur Entfernung anhaftenden Oeles, mit kaltem Alkohol wäscht. Durch Umkrystallisiren aus heiſsem Alkohol erhält man die eigenthümliche, schon erwähnte Doppelverbindung der beiden Trinitroderivate des Mesitylens und Pseudocumols vom constanten Schmelzpunkt 167°. Nur durch Umkrystallisiren aus Benzol gelingt die Trennung in Trinitromesitylen und in Trinitropseudocumol. Daſs sich das Cumol auch in Gestalt der Tribromverbindung (wahrscheinlich Tribrompseudocumol) im elsässischen Oel nachweisen läſst, ist bereits weiter oben beim Nachweis des Nonans erwähnt worden. Man kann es auch direkt nach der, bei Untersuchung des hannoverschen Oeles auf aromatische Verbindungen näher beschriebenen Methode aus der zwischen 160 bis 182° siedenden Fraction des rohen Erdöles gewinnen. In dem Erdöle von Schwabweiler, Elsaſs, hat Engler in Gemeinschaft mit Bock ebenfalls die Aliwesenheit von Mesitylen und von Pseudocumol nachgewiesen. Wie weiter unten noch erörtert werden wird, enthält das Pechelbronner Springquellenöl nicht unerhebliche Mengen fester Kohlenwasserstoffe (Paraffin). Dieselben treten in krystallinischen Ausscheidungen in jeder Fraction der schweren über dem Brennöl siedenden Oele und in höchstsiedenden Theilen in solcher Menge auf, daſs die Destillate schon bei gewöhnlicher Temperatur, oder doch wenig darunter, zu einer butterartigen Masse erstarren. Die Menge dieses sich ausscheidenden Paraffines beträgt etwa 1 bis 2 Proc. Auch Säuren sind nach Krämer'sa. a. O. S. 297. Versuchen zugegen, und besonders reich ist das Elsässer Oel an asphaltartiger Substanz, was sich an dem hohen Koksrückstanddaselbst S. 294. bei trockener Destillation im Vergleich zu anderen Oelen ergibt. Das Schachtöl von Pechelbronn, welches hierselbst durch ziemlich ausgedehnten Bergwerksbetrieb aus einer Tiefe von durchschnittlich 60 bis 70m gefördert wird, ist in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften völlig verschieden von dem dortigen Springquellenöl. In Bezug auf das specifische Gewicht der correspondirenden Fractionen ähnelt es vielmehr dem Erdöl von Baku, mit dem es auch den sehr geringen Paraffingehalt und die Dickflüssigkeit seiner Destillate, in Folge dessen vorzügliche Eignung für Schmieröle gemein hat. Der niedrigst siedende Antheil des Oeles (235 bis 245°) enthält nach Le BelBriefliche Mittheilung des Herrn Le Bel. Kohlenstoff 86,5 Proc. Wasserstoff 13,4 und zeigt ein so hohes specifisches Gewicht, wie solches nur von der correspondirenden Fraction des Erdöles von Tschungnelek auf der Krim (bei Kertsch) übertroffen wird. Nicht einmal das bekanntlich sehr schwere Oel von Baku erreicht dessen Dichte. (Fortsetzung folgt.)