Titel: Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler.
Autor: C. Engler
Fundstelle: Band 268, Jahrgang 1888, S. 29
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Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 S. 592.) Engler, über die deutschen Erdöle. Beurtheilung der praktischen Verwerthbarkeit der deutschen Erdöle. Der Werth eines Erdöles hängt in erster Reihe ab von seiner Brauchbarkeit zur Bereitung von Leuchtöl und von Schmierölen. Erst in zweiter Reihe kommt auch noch die Möglichkeit der Ausbeutung von Nebenproducten, als Petroleumäther und andere leichte Essenzen (Ligroin, Benzin), Mittelöle (Putzöle, Löseöle, Gasöle), Vaselin und Vaselinöl, Paraffin und Asphalt oder Koksrückstand, in Betracht. Die Verarbeitung der Destillationsrückstände durch trockene Destillation unter theilweiser Vergasung auf aromatische Rohstoffe der Farbenfabrikation, wie Benzol, Toluol, Naphtalin und Anthracen, ist in Folge der groſsen Massen von Steinkohlentheer (Gas- und neuerdings auch Kokstheer), welche zu billigen Preisen zur Verfügung stehen, trotz sehr bemerkenswerther Anfänge völlig ins Stocken gerathen und wird für die nächsten Jahre aller Voraussicht nach nicht in Betracht kommen. Nur die Benutzung der Rückstände als Brennmaterial für den Fabrikbetrieb selbst und in neuester Zeit auch für Umwandlung durch Ueberdruck-Destillation in leichte Oele kommen noch in Betracht und sind deshalb in der vorliegenden Arbeit mit berücksichtigt worden. A. Prüfung auf den Werth der deutschen Erdöle als Leuchtmaterial, insbesondere im Vergleich mit dem pennsylvanischen und dem kaukasischen Oel. a) Mengenbestimmung der Einzelfractionen. Aus den schon früher mitgetheilten Resultaten vergleichender fractionirter Destillation mit Erdölen verschiedenster Abstammung geht hervor, daſs die Oele sehr verschieden reich an den gewöhnlich als „Brennölfraction“ bezeichneten, zwischen 150 und 300° siedenden Theilen sind. Die Menge dieser letzteren darf jedoch für die Beurtheilung der Brennölausbeute nicht ohne Weiteres als Grundlage genommen werden, denn einmal sind die Ausbeuten durch den Destillationsbetrieb im Groſsen ganz andere als bei Destillationen im Kleinen, dann aber spielt bei der Ausbeute im Groſsbetrieb der Gehalt an Theilen, die unmittelbar unter 150° sieden (Essenzen), insoweit sie den Entflammungspunkt bei uns nicht unter 21° herunterdrücken, wenigstens für den deutschen Markt eine erhebliche Rolle, und endlich kann bei relativ geringem specifischen Gewicht der über 250 und 300° siedenden Theile die Ausbeute an Brennöl dadurch, daſs man gröſsere Mengen dieser letzteren ohne zu starke Beeinträchtigung der Brennfähigkeit zu dem Brennöl hinzunehmen darf, höher gesteigert werden, als bei Oelen, deren höher siedende Theile im Vergleich dazu specifisch schwerer sind. Als beiderseitige Typen in diesem Sinne mögen das Erdöl von Pennsylvanien und dasjenige von Baku (Balakhani) dienen. Die Brennölfraction des ersteren Oeles beträgt nach der erwähnten Zusammenstellung 35 bis 38,25 Vol.-Proc., des letzteren (Baku) 39,5 Vol.-Proc., und trotzdem wird in den amerikanischen Raffinerien weit mehr Brennöl ausgebeutet, als in denen von Baku, denn von den 21 bis 31,5 Proc. unter 150° siedenden Theilen des pennsylvanischen Erdöles kann noch ein sehr erheblicher Theil zu dem Leuchtöl geschlagen werden (that-sächlich enthalten unsere amerikanischen Brennöle durchschnittlich über 15 Proc. davon), und ebenso verträgt ein derartiges Oel wegen des relativ geringen specifischen Gewichtes und der relativ leichten Verbrennlichkeit der schweren Oele noch einen erheblichen Gehalt an solchen schweren, über 300° siedenden Theilen, ohne daſs die Leichtverbrennlichkeit und die Leuchtkraft allzusehr Noth leiden (thatsächlicher Gehalt des amerikanischen Brennöles an über 290° siedenden Theilen als Mittel aus 10 Handelsmarken: 26 Vol.-Proc.). Dem gegenüber hat das Balakhani-Erdöl verhältniſsmäſsig viel weniger direkt unter 150° siedende Theile, und es können schon wegen der fehlenden Compensation des specifischen Gewichtes in dem Producte, insbesondere aber auch wegen des relativ hohen specifischen Gewichtes und der schweren Verbrennlichkeit der unmittelbar über und unter 300° siedenden Theile wenige dieser schweren Oele in das Brennöl genommen werden (vier kaukasische Brennölsorten aus den Nobel'schen Werken ergaben in der That nur 8 Proc. unter 150° und 5,4 Proc. über 290° siedender Theile), woher es kommt, daſs in den Raffinerien von Baku nur etwa halb so viel Leuchtöl ausgebeutet werden kann, wie in den amerikanischen. Schon die über 270° siedenden Oele von Baku-Erdöl verbrennen sehr träge. Inwieweit die deutschen Erdöle sich ihrem Charakter nach mehr dem einen oder mehr dem anderen der eben markirten Typen anschlieſsen, soll die folgende Untersuchung lehren. Es mag aber auch schon jetzt betont werden, daſs unsere landläufige Ansicht, die über 250 bis 3000 siedenden Theile seien schlechte Lichtgeber, auf der ganz willkürlichen Anwendung von Lampen beruht, die in Folge von geringer Luftzufuhr und zu groſser Steighöhe für das Oel im Dochte ein vortheilhaftes Brennen jener Oeltheile schlechterdings nicht gestatten. Neuere Versuche haben denn auch gezeigt, daſs sich Brenner construiren lassen, auf denen auch schwere Oele (bis zu 0,84 spec. Gew.) ruſslos und mit sehr gutem Lichteffect gebrannt werden können. Unter Berücksichtigung dieser Thatsache modificiren sich selbstverständlich auch die Ansichten darüber, was man unter Brennöl für Lampen mit verstärkter Luftzufuhr und verminderter Dochthöhe zu verstehen hat. Jedenfalls kann dessen Ausbeute unter solchen Verhältnissen durch Hinzunahme schwerer Oele entsprechend gesteigert werden (vgl. Alibegow und Dolinin 1888 267 265 und 362). Um einen Vergleich über die Zusammensetzung unserer deutschen Erdöle im Hinblick auf ihre Verarbeitung als Leuchtöl zu erlangen, wurde auch noch die „Leuehtölfraction“, womit vorerst der ganze unter 300° überdestillirende Theil der Rohöle bezeichnet werden soll, einer fractionirten Destillation von 20 zu 20° unterworfen. Eine solche Destillation muſste ergeben, ob besagte Leuchtölfraction bei der nachherigen Darstellung des Leuchtöles ganz oder nur zum Theil zur Raffination (mit Schwefelsäure, Natronlauge, Wasser) genommen werden darf, bezieh. welche Theile fortzulassen sind, wie groſs also die effective Ausbeute an Leuchtöl sein würde. Die bei der fractionirten Destillation beobachtete Methode ist dieselbe, welche weiter oben beschrieben ist. Des Vergleichs halber sind mit denjenigen der „Leuchtölfraction“ der deutschen Oele auch noch die Resultate zusammengestellt, welche bei gleicher fractionirter Destillation mit einer Anzahl ausländischer Brennöle erhalten worden sind. Brenöll-fraction (alles unter300° siedende)von Enth. Punkt Spec. Gew. Beginn desSiedens. Bis 130° 130/150° 150/170° 170/190° 190/210° 210/230° 230/250° 250/270° 270/290° 290/310° Ueber 290° PechelbronnBohrloch 146 ccgr   6  4,2 13,510,6 16,518,8 18,514,8 15,513,4 1512,8 75,9   8  – PechelbronnBohrloch 213 ccgr 18,512,4   8  6,1 10,5  8,1   8,5  6,6 12  9,6   8,5  6,8 12  9,5   9  7,4   5,5  4,6 54,2   7,5  – Oelheim ccgr   3,5  2,5 12,5  9,5 1914,3 1815,8 10  9 1110   9  7,4   7,5  6,8 5,54,0   9,5  – Tegernsee ccgr 24,517,9 11,5  8,7   9,5  7,7   8  5,5   9,5  7,8 11  8,6 11  8,7   6  5   2  1,9   –  –   7  – KaukasischesBrennöl I ccgr 31 0,820 129   6  5,23 16  –11,94 1613,33 16,2513,1 14,7512,17 1310,66   8,5  6,37   4,5  3,27 32,32   8  – KaukasischesBrennöl II ccgr 32 0,820 112   2,25  1,69   8,75  6,37 1511,55 11,5  8,97 1310,42 15,7513,15 1110,28   9  7,83   7  5,74 54,6   6,75  – KaukasischesBrennöl III ccgr 34 0,8205 118   2  1,43   6,75  5,60 1310,01 1410,92 18,2514,6 1512,45 1412,84   7  6,09   4,75  3,89 2,52,0   5  – KaukasischesBrennöl IV ccgr 36 0,820 119   2  1,32   4,25  3,1 1411,3 1914,8 13,7510,33 23,2518,09 10  9,3   6  5,23   3  2,46 10,91   5  – Amerikan.Brennöl I ccgr 25,5 0,809 115   6,5  4,49   7,5  5,37   7  5,97   8  7,32   6  4,58   9  5,98   7,75  6,03   9,25  7,49 11  9,91 53,18 28  – Amerikan.Brennöl II ccgr 24,5 5,800 100   6,9  4,83   8,9  6,31   9  6,9 11  8,58   8,25  6,41   9  8,07   7,8  6,47   8  6,96   7  5,74 21,89 24,15  – Amerikan.Brennöl III ccgr 25,5 0,805 102   8,5  5,81   6,5  4,65 11  9,36 12,5  9,93 10,5  8,01   9,5  7,8   6,5  4,83   6,5  5,3   8  6,8 76,0 20,5  – Amerikan.Brennöl IV ccgr 24,5 0,805 110   7,75  5,21   7,5  5,95   8  5,95   7  5,35   5,75  4,75   6,25  5,23 11,5  9,24   9,75  8,14   9,75  8,15 4,754 26,75  – Amerikan.Brennöl V ccgr 23,5 0,800 105   9,25  6,51 11,25  9,29   8  6,03   9,25  5,73   5  4,38   7  5,11   5,25  5,08   7,25  5,5   6,25  5,78 54 30,75  – Amerikan.Brennöl VI ccgr 27,5 0,805 115   4  2,78   8,5  6,79 12,5  9,08 11,5  8,64   8,75  7,04   9,5  7,55   9,25  7,8 10,5  8,49   4,75  3,86 43,97 20,75  – Spec. Gew. Entflamm. Punkt Pechelbronner Leuchtöl, Bohrloch 146 0,812 34° Pechelbronner Leuchtöl, Bohrloch 213 0,805, 27,5 Oelheimer Leuchtöl 0,819 34,5 Es liegt selbstverständlich in der Hand des Raffineurs, aus einem rohen Erdöl ein Brennöl mit beliebigen Mengen über 290 oder 300° siedenden Theilen auf Kosten der Qualität des Brennöles herauszudestilliren, und insofern besagen die Resultate obiger Zusammenstellung wenig oder gar nichts. Doch ergibt sich immerhin daraus, daſs es nicht möglich ist, aus dem Oelheimer Rohöl so viel Brennöl gleicher Güte auszubeuten, wie aus demjenigen von Baku, geschweige denn dem von Pennsylvanien. Aehnliches gilt, doch in weit geringerem Grade, für das ältere Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch Nr. 146). Beide Oelsorten enthalten zu wenig von den unmittelbar, unter und über 150° siedenden leichteren Oelen, um die Hinzunahme nennenswerther Mengen der in der Nähe von 300° siedenden schwereren Oeltheile ohne zu groſse Erhöhung des specifischen Gewichtes und zu starke Beeinträchtigung der Leichtverbrennlichkeit zu gestatten; denn nach der oben gegebenen Erklärung ist z.B. bei der Raffination des pennsylvanischen die Hinzunahme von 26 Proc. Schwerölen nur dadurch möglich, daſs als Compensation der Dichte und anderer wichtiger Eigenschaften (Steigkraft, Leichtverbrennlichkeit) auch noch über 15 Proc. leichter, nahe unter 150° siedender Essenzen mit hinzugenommen werden können. Von weit günstigerer Beschaffenheit hinsichtlich Brennölausbeute ist das neue Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch Nr. 213), welches neben guter Ausbeute an eigentlicher Brennölfraction (150 bis 290 bezieh. 300°) so viel leichte Essenzen aufweist, um auch noch die Hinzunahme schwerer Oele zu ermöglichen. – Dem pennsylvanischen Erdöl ziemlich gleich steht in dieser Beziehung das Tegernseer Oel, welches hinsichtlich Brennölausbeute als das beste deutsche Rohöl bezeichnet werden muſs. Beide Erdöle (Pechelbronn neuer Bohrung und Tegernsee) enthalten andererseits auch schon solche Mengen ganz leicht, nahe und über 100° siedender Theile, daſs, um den Flammpunkt nicht unter 21° kommen zu lassen, die bis etwa 125° siedende Fraction bei der Raffination beseitigt, bezieh. als Petroleumäther, Benzin u.s.w. verarbeitet werden muſs. Während also die ganze „Brennölfraction“ (alles unter 300° siedende) des hannoverschen und des älteren Elsässer Springquellenöles zu dem Leuchtöl genommen werden kann, so daſs nur noch die Verluste der chemischen Reinigung in Rechnung zu bringen sind, kommt für die beiden ersteren Oele der unter 125° siedende Theil, bei dem Pechelbronner etwa 8 bis 10 Proc., bei dem Tegernseer noch mehr, im Groſsbetrieb in Wegfall. Daſs übrigens auch aus dem Oelheimer und dem alten Pechelbronner Springquellenöl unter Hinzunahme der höher siedenden Theile (250 bis 300° und darüber) noch recht gut brennende Leuchtöle erzielt werden können, wenn man die Oele nur auf richtigen Lampen, d.h. mit Brennern, die genügenden Luftzug haben, brennt, werden die folgenden Versuche lehren. Die fractionirte Destillation der Leuchtölfraction des schon oben erwähnten Erdöles von Ohlungen bei Hagenau ergab für die Hauptfractionen in Vol.-Proc: unter 150° 150 bis 200° 200 bis 250° 250 bis 300° über 300° 13,3 21,6 27,0 28,0 10,1 Das Oel ist um Weniges ärmer an leichten Essenzen, dürfte aber in Bezug auf Leuchtölausbeute dem neuen Pechelbronner Springquellenöl trotzdem nahekommen, da jedenfalls nahezu der ganze unter 150° siedende Theil mit hinzugenommen werden kann. b) Die Prüfung der Leuchtkraft der deutschen Erdöle im Vergleich mit den pennsylvanischen und kaukasischen Oelen. Die Photometrie des Erdöles wird zur Zeit im Allgemeinen noch nicht unter Berücksichtigung aller der Vorsichtsmaſsregeln durchgeführt, welche zur Erlangung zuverlässiger Vergleichswerthe unerläſslich sind. Vor Allem verlangen die Oele verschiedener Fundstätten, wegen ihrer verschiedengradigen Verbrennlichkeit bei Anstellung solcher Versuche, die Anwendung von Brennern mit verschieden starkem Luftzutritt. Als Versuchslampen wurden hauptsächlich 2 Systeme benutzt, von denen auf Grund zahlreicher Versuche das eine für pennsylvanisches, das andere für kaukasisches Brennöl sich am vortheilhaftesten erwiesen hatte: ersteres der Kosmosrundbrenner von Wild und Wessel in Berlin, letzteres der verbesserte Kosmosbrenner von Schuster und Baer dortselbst. Bei schwerem Oelheimer Oel wurde auch noch der Heliosbrenner, der ursprünglich für das 0,84 schwere Heliosöl construirt ist, genommen. Für die Messung der Lichtstärke diente ein verbessertes Bunsen'sches Photometer, als Einheit die deutsche Normal-Paraffinkerze unter Reduction der Ablesungen auf 50mm Flammenhöhe. Letzteres ist für brauchbare Resultate wegen verschieden hoher Normalflamme unerläſslich. Jede halbe Stunde der gewöhnlich fünfstündigen Versuchsdauer wurde mindestens eine Ablesung gemacht. Die Versuchsbrennöle waren aus den schon oben beschriebenen rohen Erdölen durch Abdestilliren der bis 300° siedenden Fraction, unter Beseitigung der unter 125° siedenden leichten Essenzen bei dem neuen Pechelbronner Springquellenöl (Bohrloch 113) und darauf folgende chemische Reinigung mit concentrirter Schwefelsäure, Natronlauge und Wasser dargestellt. Zu den Leuchtölen des Pechelbronner älteren Springquellenöles, sowie des Oelheimer Oeles wurde also die ganze unter 300° siedende Fraction, zu dem Leuchtöl des Pechelbronner neueren Springquellenöles nur der zwischen 125 bis 300° übergehende Theil genommen. Als Apparat diente eine kleine kupferne Destillationsblase, aus der, so lange die Leuchtöle übergingen, auf freiem Feuer, später beim Uebertreiben der Schmieröle, mit Unterstützung von gespanntem Dampf destillirt wurde (vgl. die später folgende Abbildung). Nach den in nachstehender Tabelle enthaltenen Resultaten steht das Pechelbronner Brennöl älterer Bohrung beim Brennen auf gewöhnlicher Lampe in Bezug auf Leuchtkraft hinter dem Oelheimer Oel um weniges, erheblicher hinter den Brennölen von Baku und Pennsylvanien zurück, Art des Erdöles Artdes Brenners Nr. des Erdöles Proc.-Gehalt annorm. Brennöl(150 bis 290°) Proc.-Gehalt anschwer sied. Th.(über 290°) Lichtstärke inder 1. Stunde Lichtstärke anEnde des Versuches Mittl. Lichtstärkeaus 10 Ablesung Dauer des Ver-suches, Stunden Oelverbrauchfür NK undStunde Gewicht desKohlen-ringes g g Pechelbronn,Bohrloch Nr. 146 Wild und Wessel Schuster und Baer 92 8   8,5  8,8 7,58,0 8,0  8,32 55 4,324,37 0,1020,097 Pechelbronn,Bohrloch Nr. 213 Wild und Wessel Schuster und Baer 79      9,5 10,310,1 7,87,6 8,98,9 55 3,74.1 0,0610,043 Oelheim,Deutsche Petroleum-Bohr-Gesellschaft Wild und WesselSchuster und BaerHelios 87      9,5   9,0  9,410,2 7,27,78,7   7,958,4  9,53 555 3,863,513,4 0,117  0,09850,048 AmerikanischesBrennöl, aus derStadt Karlsruhe ent-nommen Wild und Wessel IIIIII 58    60,04  64,5 28     24,15   20,5     8,65    8,55    9,15 7,06,56,8 7,6  7,727,8   7¼  7½  5¼ 4,13,74,0   0,08490,062  0,0585 VerbesserterKosmosbrenner v.Schuster u. Baer I   9,4 7,8 8,0 6 4,2   0,0832 KaukasischesBrennöl, aus demNobel'schen Behälterzu Illowo Wild und Wessel III 89    82,25 5     6,75     8,35  8,4 7,67,8   7,86  7,93 56 3,763,8 0,0640,050 VerbesserterKosmosbrenner,v. Schuster u. Baer I 10,1 9,4   9,72   6¾ 3,8 0,020 was offenbar seinen Grund in dem geringen Gehalt dieses Oeles an unter 200° siedenden Theilen hat. Insbesondere fällt der starke Oelconsum auf (über 4g für 1 Kerze und Stunde), und günstig gestaltet es sich nur in Bezug auf die geringe Abnahme der Leuchtkraft der Flamme während fünfstündiger Brennzeit (nm 8,5 und 8,8 auf 7,5 bezieh. 8 L. St.), und es übertrifft in dieser Beziehung gleiche Brenner vorausgesetzt – das Oelheimer Oel. Beide Oele brennen am besten auf Lampen mit verstärkter Luftzufuhr (Schuster und Baer) und die günstigsten Resultate sowohl hinsichtlich des Lichteffectes, als auch gleichbleibender Lichtstärke und geringen Oelconsums gibt das Oelheimer Oel unter Anwendung des mit sehr starker Luftzufuhr versehenen Heliosbrenners, was wiederum in der geringen Menge leichtsiedender Theile, worin es sich bei sonstiger groſser Aehnlichkeit von dem Baku-Brennöl unterscheidet, seinen Grund hat. Daraus ist zu schlieſsen, daſs, wenn das Oelheimer Erdöl mit einer Ausbeute von 32 Vol.-Proc. (gleich etwa 27 Gew.-Proc.) nur auf eine Leuchtölsorte verarbeitet werden soll, bei deren Consum besondere Brenner zur Anwendung kommen müssen. Anderenfalls müſste die Leuchtölausbeute unter Hinweglassung der schweren Theile um fast die Hälfte reducirt werden. Alsdann könnte dieses Oel, wie sich aus den unten aufgeführten Versuchen über Leuchtkraft einzelner Fractionen ergibt, allerdings auch auf gewöhnlichen Lampen für pennsylvanisches oder doch für kaukasisches Erdöl vortheilhaft gebrannt werden. Die höher siedenden Theile wären alsdann auf ein schweres Solaröl (spec. Gew. 0,82 bis 0,83) oder Heliosöl (bis zu 0,840 spec. Gew.) zu verarbeiten, und dieses Product könnte entweder als Mischöl für andere sehr leichte Brennöle oder zum Brennen auf besonderen Lampen verwerthet werden. Als dritte Möglichkeit bliebe noch der Versuch, das Oelheimer Brennöl (Fraction bis 300°) durch Zusatz von leichten Essenzen, die ja in groſser Menge als Nebenproduct der Erdölraffination erhalten werden und beispielsweise in Baku noch gröſstentheils fortlaufen gelassen oder abgebrannt werden, um so viel specifisch leichter und leichter verbrennlich zu machen, daſs das Gemisch auch auf gewöhnlichen Lampen leicht und ohne Blaken brennt. Vielleicht wäre dieser Ausweg noch der beste, um die geringwerthige Brennölfraction des Oelheimer Oeles in ihrem Handelswerth zu erhöhen, ohne die Ausbeute allzusehr reduciren zu müssen. Auch die während des Brennens nicht unbedeutende Ausscheidung von Kohle am Docht deutet auf einen relativ hohen Gehalt der Brennölfraction von Oelheim und auch von Pechelbronn älterer Bohrung an schwerverbrennlichen Oelen. Das Pechelbronner Erdöl neuerer Bohrung kommt in seinem allgemeinen Verhalten beim Brennen auf der Lampe mit dem pennsylvanischen sehr nahe überein, ja übertrifft dasselbe noch hinsichtlich Gleichbleibens der Leuchtkraft bei fünfstündigem Brennen, auch bezüglich geringen Oelconsums. Wie das amerikanische brennt es auch am vortheilhaftesten auf gewöhnlicher Lampe, also ohne verstärkte Luftzufuhr, während die beiden anderen in dieser Beziehung mit dem Bakuer Erdöl übereinstimmen. Das aus dem Rohöl von Ohlungen dargestellte Brennöl kam mit dem eben besprochenen Pechelbronner mehr nahe überein, doch ergab es den günstigsten Lichteffect auf dem verbesserten Kosmosbrenner von Schuster und Baer. Die Leuchtkraft betrug mit 14-Linienbrenner 12,6 Lichtstärken, der Oelverbrauch 3,7 für die Kerze und Stunde; beides ist als recht günstig zu bezeichnen. Um endlich noch einen Anhaltspunkt dafür zu gewinnen, welche Fractionen für die oben erwähnten Brenner den günstigsten Lichteffect geben, welche Fractionstheile eventuell also aus dem Brennöle fernzuhalten sind, wurden auch noch die zwischen 150 und 200°, 200 und 250°, 250 und 300° siedenden Fractionen des Pechelbronner und des Oelheimer Brennöles einer Prüfung auf Leuchtkraft unterworfen und mit den erhaltenen Resultaten auch wiederum diejenigen, welche schon früher bezüglich amerikanischer und russischer Leuchtöle festgestellt worden sind, in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Aus den erhaltenen Resultaten folgt zunächst für das Pechelbronner Oel, daſs sein Lichteffect durch die über 250° siedenden Theile beim Brennen auf gewönlicher Lampe (Wild und Wessel sowohl, als Schuster und Baer) erheblich herabgedrückt wird. Bei Brennöl aus Rohöl des Bohrloches 146 läſst sich Fraction 250 bis 300° überhaupt nicht mehr auf Wild und Wessel'scher Lampe brennen, und bei Anwendung des Brenners von Schuster und Baer geht der Lichteffect nach fünfstündigem Brennen auf 6,2 Lichtstärken zurück. Noch erheblicher wird, was ein Vergleich mit den bei dem Gesammtöl erhaltenen Resultaten ergibt, Fractionen Nr. desErdöles Spec. Gewicht Entflammungs-punkt Lichtstärke inder 1. Stunde Lichtstärkeam Ende desVersuches Mittlere Licht-stärke aus10 Ablesungen Dauer desVersuches,Stunden Oelverbrauchfür 1 NK undStunde g Pechelbronner Brennöl (aus Rohöl von Bohrloch 146). 1) Versuche mit 10-Linienbrenner von Wild und Wessel. 150 bis 200° 0,774 28 10 8,9 9,45 5 3,8 200   „  250° 0,803 52 10 8,5 9,26 5 4,2 250   „  300° 0,829 brannte zu träge und ruſsend. 2) Versuche mit 10-Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer. 150 bis 200° 10,3 9,2 9,76 5 4,1 200   „  250° 10,1 8,5 9,37 5 4,3 250   „  300°   7,4 6,2 6,84 5 4,6 Pechelbronner Brennöl (aus Rohöl von Bohrloch 213). Versuche mit 10-Linienbrenner von Wild und Wessel. 150 bis 200°    10,5 10,1 10,2 5 3,5 200   „  250° 10   9,1   9,5 5 3,9 250   „  300°   7,3   6,0   6,3 5 3,7 Oelheimer Brennöl. 1) Versuche mit 10-Linienbrenner von Wild und Wessel. 150 bis 200° 0,798 32 10,5 9 9,55 5   3,68 200   „  250°   0,8225 65   9,1   7,3 8,14 5 4,2 250   „  300°   0,8490   7,6   5,4 6,58 5 4,7 2) Versuche mit 10 Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer. 150 bis 200° 10,2 9,3 9,7 5   3,37 200   „  250°   9,2 8,0   8,67 5 3,7 250   „  300°   8,2 6,4   7,21 5 4,6 3) Versuche mit 10-Linien „Heliosbrenner“. 200 bis 250° 10,0 8,9 9,5 5 3,6 250   „  300°   8,7 7,4   8,04 5 4,7 Amerikanisches Erdöl. Versuche mit 10-Linienbrenner von Wild und Wessel. 150 bis 200° I 0,795 27   9,35 8,6 8,8 6 3,9 II   0,7905   26,5 9,4 8,4 8,7    6⅓ 3,8 200   „  250° I 0,815   41,5 8,4 6,9 8,0    7¼ 3,7 II 0,810   39,0 8,5 7,0 8,0 5   3,85 250   „  300° I 0,825 7,5 6,3 7,1 6 3,7 II 0,825 7,6 6,0 6,9 6 3,7 Kaukasisches Erdöl. 1) Versuche mit 10-Linienbrenner von Wild und Wessel. 150 bis 200° I 0,805 31 9,7 9,4 9,5    5¼ 4,0 200   „  250° I 0,835 63 7,9 7,0 7,4    6½ 4,0 250   „  300° I 0,850 7,5 4,7 6,3 7 3,4 2) Versuche mit 10-Linien-„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und Baer. 150 bis 200° I 10,85 10,45 10,6 3,9 200   „  250° I   9,95   9,25   9,5 3,0 250   „  300° I 9,4 6,8     7,56 3,0 die Leuchtkraft beeinträchtigt durch die über 300° siedenden Theile. Verbrennt man aber die ganze zwischen 150 bis 300° siedende Fraction auf Schuster und Baer'scher Lampe, so werden auch mit diesem Oele noch recht gute Resultate erzielt. Das Oel steht dann hinter den Baku-Oelen nur um Weniges zurück; nur der Oelconsum ist stärker. Bei dem Oelheimer Brennöl höchstsiedender Fraction (250 bis 300°) zeigt sich selbst auf der Schuster und Baer'schen Lampe ein sehr starkes Zurückgehen des Lichteffectes dergestalt, daſs bei dem Wild und Wessel-Brenner die Lichtstärke vom Optimum der leichtestsiedenden Fraction (150 bis 200°) mit 10,5 Lichtstärken auf 5,4 bei der Fraction 250 bis 300° nach fünfstündiger Brennzeit zurücksinkt und auch bei der Schuster und Baer-Lampe betragen die entsprechenden Zahlen noch 10,2 und 6,4. Nur der Heliosbrenner gestattet noch eine einigermaſsen befriedigende Verbrennung der Fraction 250 bis 300°, woraus wiederum folgt, daſs ein erheblicher Theil der unter 300° siedenden Oele des Oelheimer Rohöles bei Seite gelassen werden muſs, wenn in der Raffination ein Leuchtöl producirt werden soll, welches auf gewöhnlichen Lampen gebrannt werden kann, so daſs dann die Leuchtölausbeute auch auf Grund dieser Versuche erheblich unter 27 Gew.-Proc. zurückbleibt. Sonst bliebe nur übrig, das Gesammtleuchtöl (bis 300° siedende Theile) auf Lampen mit verstärkter Luftzufuhr (am besten Heliosbrenner) zu brennen oder aber dasselbe mittels leichter Essenzen zu verdünnen, worin man bei dem hohen Entflammungspunkt dieser Fraction ziemlich weit gehen kann, ohne denselben unter 21° herunterzudrücken. Daſs der Rückgang der Leuchtkraft während mehrstündigen Brennens mit der Ausscheidung eines Kohlenringes am Dochte im Zusammenhang steht, wird auch durch diese Versuche bestätigt. Und dieser Kohlenring ist bei ein und derselben Oelsorte um so stärker, je höher siedend und schwerer die betreffende Oelfraction ist. Die Oelheimer Erdölfraction 150 bis 200° ergab beispielsweise weder auf Wild und Wessel'scher noch auf Schuster und Baer'scher Lampe wägbare Kohlenausscheidung, während Fraction 200 bis 250° bei Wild und Wessel-Brenner eine Ausscheidung von 0g,116, bei Schuster und Baer von 0g,092 ergab. Je luftstärker die Brenner, desto geringer selbstverständlich sind auch die Kohlenausscheidungen. c) Ueber den Aufstieg der Oele im Docht. Zur Beurtheilung eines Brennöles ist die Schnelligkeit, mit welcher dasselbe im Docht in die Höhe steigt, ein sehr wichtiges Merkmal. Kann das Oel nicht so rasch im Docht steigen, als zur Speisung der Flamme nothwendig ist, so fängt der Docht an zu kohlen, und die Flamme brennt, wogegen auch das Hochschrauben des Dochtes nichts mehr hilft, zu klein. Daſs Capillarität und specifisches Gewicht des Oeles an sich nicht die Schnelligkeit des Aufsteigens bedingen, ist schon nachgewiesen worden.Engler und Levin, 1886 261 82. Vielmehr bestätigte sich auch bei den Brennölen aus Pechelbronner und Oelheimer Rohöl der Satz, daſs nicht das specifische Gewicht, sondern die Viscosität für die Schnelligkeit des Aufstiegs der Oele im Docht maſsgebend ist. In der folgenden Zusammenstellung sind des Vergleiches halber auch wieder die mit amerikanischem und kaukasischem Brennöl erhaltenen Resultate beigefügt. Die Viscosität wurde dabei durch die Auslaufgeschwindigkeit in Engler's Viscosimeter (Temperatur 20° und Wasser = 1 gesetzt) (1885 258 * 126), die Schnelligkeit des Aufstieges mittels besonders gereinigten und getrockneten DochtesMan muſs, um die Aufstiegsgrenze erkennen zu können, eine Dochtsorte aussuchen, die durch das aufgesaugte Oel stark transparent wird. Nicht jeder Docht ist in dieser Beziehung geeignet., der bis zu einer Marke in das Oel eintauchte, bestimmt. Das über den Oelspiegel senkrecht hervorragende Dochtende war mittels Bleistiftstrichen von 5 zu 5cm mit Marken versehen, so daſs man, namentlich vor einem Licht, in sonst dunklem Raume, die Zeit leicht bestimmen konnte, die das Oel gebrauchte, um bis zur Marke bei 10 und bei 15cm Höhe emporzusteigen. Derart geprüft, ergaben sich die folgenden Resultate: Zeit des Aufstiegs in Minuten spec. Gew. Viscosität bis 10cm 15cm Kaukasisches Brennöl   0,8205 1,04    3,5   8,5 Amerikanisches Brennöl 0,800 1,08 4 11 Sächsisches Solaröl 0,830 1,09    3,5   8,5 Oelheimer Brennöl 0,819 1,13      3,75   9,5 Pechelbronner Brennöl (ältere   Bohrung) 0,809 1,17 4 11,5. Verlaufen in den obigen Resultaten die Viscositätsgrade auch nicht vollständig umgekehrt proportional den Zeiten des Aufstieges im Docht, so ersieht man doch, daſs im Allgemeinen die zähflüssigeren Oele langsamer steigen als die dünnflüssigen, vor Allem aber, daſs die Schnelligkeit des Aufstiegs in keiner direkten Beziehung steht zum specifischen Gewicht der Oele verschiedener Abstammung. Noch in die Augen springender wird diese Regelmäſsigkeit bei Vergleich schwererer Oele. Ein sächsisches Paraffinöl mit dem specifischen Gewicht 0,855 und der Viscosität 1,37 braucht, um 15cm zu steigen, 29 Minuten Zeit, ein Gasöl zu 0,900 spec. Gew. und 2,46 Viscosität steigt 45 Minuten, ein Mineralöl mit 0,885 spec. Gew. und 3,65 Viscosität 84 Minuten. Gerade in diesem trägen Aufsteigen der schweren dicken Oele im Docht liegt auch die Schwierigkeit, solche Oele auf Lampen nach dem Prinzip gewöhnlicher Erdöllampen zu brennen. Verstärkte Luftzufuhr genügt nicht, es muſs auch die Steighöhe verringert werden, und man wird auf dem Prinzip nach ähnliche Lampenconstructionen zurückgreifen müssen, wie solche früher bei den sogen. „Studirlampen“, den Moderateurlampen u.s.w. für vegetabilische Oele im Gebrauch waren, um die schwereren Oele befriedigend und mit Vortheil brennen zu können. B. Die Verwerthung der Residuen. Die Rückstände, Residuen, welche nach dem Abdestilliren der Leuchtölfraction zurückbleiben, werden je nach ihrer Beschaffenheit in verschiedener Weise verarbeitet. Man gewinnt daraus Schmieröl mit oder ohne Anwendung der Destillation und chemischer Reinigung, bei Paraffin geh alt scheidet man aus einzelnen Destillaten das Paraffin aus, und die bei Gewinnung destillirter Schmieröle abfallenden leichteren Oele können noch auf ein schweres Brennöl (Solaröl), auch auf Löseöle, Gasöle u.s.w. verarbeitet werden. Einzelne der schwerstsiedenden Fractionen liefern in vielen Fällen direkt Vaselin für medizinisch-chirurgische Zwecke, oder Mineraltalg für Schmierzwecke, auch kann man durch Bleichen schwerer Schmieröle Vaselinöl darstellen. In neuester Zeit ist auch die Destillation der Residuen unter Ueberdruck auf leichtere Oele, darunter hauptsächlich Brennöl, mit in Rücksicht zu ziehen und nur, wenn man eine weitere Verwendung nicht hat, werden sie zum Heizen benutzt. Verarbeitung der Residuen auf Schmieröl, Gasöl, Solaröl u.s.w. Da nach den oben mitgetheilten Ergebnissen das Quantum der aus den deutschen Erdölen erhaltenen Rückstände ein sehr bedeutendes und jedenfalls erheblich gröſseres als an Leuchtöl ist, so spielt eine geeignete Verwerthung desselben bei der Frage der Verarbeitung unserer Rohöle auch eine ganz hervorragende Rolle. In erster Reihe sind es die Schmieröle und die dabei abfallenden leichteren Oele (Solaröl, Gasöl u.s.w.), deren Gewinnung eine weitere Verarbeitung der Rückstände rentabel machen kann. Enthalten die Rückstände auch noch Paraffin, so läſst sich eine Gewinnung dieses mit derjenigen der Schmieröle combiniren. Qualifikation der Residuen zur Bereitung von Schmieröl und von Paraffin stehen sich aber gewissermaſsen gegenüber, denn Rückstände mit Paraffingehalt können meistens nur sehr schwierig, oftmals gar nicht auf Schmieröle verarbeitet werden, die genügend paraffinfrei sind. Vor Allem ist es schwer, auch die ganz weichen, den schweren Oelen nahestehenden Paraffintheile so vollständig zu entfernen, daſs die davon getrennten Oele nicht doch schon bei verhältniſsmäſsig geringer Abkühlung feste Ausscheidungen geben oder ganz erstarren. Für Schmierölfabrikation sind deshalb die Erdöle nur mit ganz geringem oder gar keinem Paraffingehalt, wie z.B. diejenigen von Baku, die besten, und nur wenn der Paraffingehalt ein sehr hoher ist, bietet er gegenüber der Minderwertigkeit der dabei aus den Residuen zu erhaltenden geringwerthigen Schmieröle eine genügende Compensation, wie solches bei den amerikanischen Oelen theilweise der Fall ist. Auch die Elsässer und die hannoverschen Erdöle bezieh. deren Destillationsrückstände unterscheiden sich hinsichtlich ihres Paraffingehaltes und ihrer Brauchbarkeit für die Schmierölbereitung sehr erheblich von einander. Das Oelheimer Erdöl sowie das durch Schachtbetrieb gewonnene schwere Oel von Pechelbronn eignen sich, da sie nur sehr wenig Paraffin enthalten und auſserdem hinreichend dickflüssig sind, ganz ausgezeichnet für Schmieröle, die Pechelbronner Springquellenöle dagegen, sowie diejenigen der meisten Fundstätten des Elsaſs (Schwabweiler, Biblisheim, Ohlungen) sind so Paraffin haltig, daſs die daraus abdestillirten schweren Oele ohne vorherige Ausscheidung des Paraffins gar nicht zu benutzen sind. Ob und inwieweit eine Paraffingewinnung sich dabei lohnt, soll weiter unten erörtert werden. Was endlich das Erdöl von Tegernsee betrifft, so scheint dasselbe hinsichtlich der Rückstände von ganz ähnlicher Beschaffenheit wie das pennsylvanische zu sein. Schon nach einmaliger Destillation seiner Rückstände läſst sich aus dem Rohdestillat ein Paraffin vom Schmelzpunkt 54° abscheiden. Schwieriger ist deshalb die Gewinnung von guten kältebeständigen Schmierölen. Zur Darstellung von Schmierölen aus den Residuen können, abgesehen von der direkten Verwendung als Schmieröl, zweierlei Wege eingeschlagen werden: Die Destillation der Rückstände mit oder ohne darauffolgende chemische Reinigung (Behandlung mit Schwefelsäure und Natronlauge), oder aber bloſse chemische Reinigung derselben, also ohne Destillation. In beiden Fällen handelt es sich um Entfernung der harzigen asphaltartigen Beimischungen, eine Reinigungsoperation, die selbstverständlich durch Destillation und chemische Reinigung am vollkommensten erreicht wird. Bei manchen Arten und für vielerlei Zwecke genügt jedoch eine chemische Reinigung, welch letztere vor der Destillation den Vorzug hat, daſs die dicke Consistenz der Masse am besten erhalten bleibt. Will man endlich Oele verschiedener Consistenz zu gleicher Zeit gewinnen, also z.B. dicke Cylinderöle, Maschinenöle und dünne Spindelöle, so kann dies nur durch fractionirte Destillation oder aber durch Destillation mit fractionirter Kühlung der Dämpfe (Separationskühlung) geschehen. Gewinnung der Schmieröle durch Destillation. Bei Destillation der Residuen auf Schmieröle kommt es in erster Reihe darauf an, die Viscosität des Oeles zu erhalten, wenn möglich durch Ausscheidung der dünnflüssigsten Theile in den einzelnen Fractionen noch zu erhöhen. Da es bekannt ist, daſs die Schmieröle bei Destillation für sich allein dissociiren und dabei dünnflüssige Oele liefern, kann nur im Vacuum oder mit Unterstützung von Wasserdämpfen destillirt werden. Die letztere Methode hat sich für die Schmieröle als die praktischere erwiesen. Abgesehen von der Destillationsweise hängt nun aber die Erlangung von Schmierölen, die möglichst viel gleichartige Theile enthalten, von der Art der Kühlung der Dämpfe und von richtiger Abtrennung der verdichteten Theile ab. Die Trennung der nach einander übergehenden Dämpfe durch Condensation in Fractionen nach gewöhnlicher Art führt bei den Schmierölen nicht zu dem gewünschten Ziele, denn es gehen zu Anfang ebenso schon dicke schwere Oele über, als zu Ende dünnflüssige, so daſs namentlich die Viscosität der dickflüssigen Oele durch die mitübergehenden dünnflüssigen erheblich beeinträchtigt wird. An eine Destillation mit Dephlegmation der Dämpfe ist aber bei der Schwerflüchtigkeit und Leichtzersetzlichkeit dieser Oele nicht zu denken. Nur die sogen. Separationskühlung, wobei die gebildeten Dämpfe je nach ihrer Schwerflüchtigkeit in einzelne Fractionen zerlegt werden, führt zu völlig befriedigenden Resultaten, und allgemein geht man jetzt in den groſsen Schmierölfabriken zu dieser Separationskühlung über oder sollte man doch dazu übergehen. Textabbildung Bd. 268, S. 41 Der Apparat, welcher bei den Versuchen benutzt wurde, beruht auf demselben Prinzip, wie die Einrichtungen in den Schmierölfabriken von Baku (vgl. Engler, 1886 260 * 525). Derselbe ist in nebenstehender Figur abgebildet. Aus einem kleinen Dampfkessel wird Wasserdampf entwickelt und dieser in einem zur ganz schwachen Rothglut erhitzten Eisen- oder Kupferrohr überhitzt. Um alsdann die Temperatur dieses Dampfes auf gleichmäſsige Höhe von etwa 300° zu bringen, welche während der ganzen Destillation eingehalten wird, leitet man denselben in den kupfernen Recipienten R, der mit abschraubbarem, durch Asbestring gedichtetem Deckel versehen ist. In diesem Deckel ist die Hülse t' für das Thermometer d eingeschraubt, desgleichen der kleine Dampfhahn t, durch welchen man zu Anfang die Luft, oder bei Nichtgebrauch den Dampf selbst austreten lassen kann, der Hahn h dient zum Ablassen des Condensationswassers. Durch Erhitzung auf einem kleinen Gasofen läſst sich der durch R streichende Dampf ziemlich constant auf 300° erhalten. Der Dampf tritt durch eine Röhre, die mit Asbestpapier vor Wärmestrahlung zu schützen ist, nach B und hier durch den Röhrenkranz b in feinen, im Winkel von etwa 45° nach abwärts gerichteten Löchern in das Oel. Blase B ist ebenfalls aus Kupfer angefertigt, etwa 20cm hoch, 20cm weit und faſst ungefähr 3 bis 4k Oel (sie kann natürlich in beliebiger Gröſse hergestellt werden). Auf dieselbe ist ein Helmdeckel aufgeschraubt, der ebenfalls mit Asbestring gedichtet sein muſs. Thermometer τ in Hülse τ' läſst die Temperatur in der Blase beobachten. Nachdem das Oel in die Blase B eingefüllt ist, wird auf einem starken Gasofen ganz langsam angeheizt. Bei zu raschem Heizen findet, so lange noch Wasser vorhanden ist, sehr leicht Uebersteigen und starkes Stoſsen statt. Erst wenn die Temperatur von τ 130° zeigt, darf man energischer heizen. So lange noch Leuchtöl übergeht, also gewöhnlich bis 300°, muſs man, falls Rohöle destillirt werden, den Hals des Helmes bei c mit einem gewöhnlichen Kühler verbinden. Ist aber die Temperatur 300° erreicht, oder hat man gleich Residuen eingegeben und diese auf 300° gebracht, so wird der auf 300° regulirte Dampf durch Schlieſsen des Hahnes t aus R eingeleitet und die Dämpfe nun in den Separationskühler S übergeführt. Letzterer besteht aus einem drei Mal gewundenen Kupferrohr von 1cm,2 Weite und einer Gesammtlänge von 1m,5 (Höhe der einzelnen Windung etwa 25cm). Unten an jeder Windung ist je ein Ablaufröhrchen o, o͵, o͵͵ eingeschraubt welch letztere man zur Kühlung der Destillate in Gefäſse mit kaltem Wasser setzt. An diesen Separator schlieſst sich der Schlangenkühler K, der durch Wasser gekühlt wird, an. Hierin wird der Rest der Dämpfe, insbesondere auch der Wasserdampf, verdichtet. Damit nicht schon im Hals des Helmes und in den Separationsröhren leichte Oele und Wasser sich verdichten, müssen sie vor zu starker Luftkühlung durch Umwickelung mit Asbestpapier geschützt werden. Zu Anfang der Destillation verdichten sich auch bei s, s͵, s͵͵ leichte Oele und etwas Wasser. Diese werden beseitigt bezieh. mit dem Destillat aus K vereinigt. Nach 15 bis 20 Minuten ist aber die Destillation in regelmäſsigem Gang, und es verdichten sich in Schenkel s die schwersten und dicksten, in s͵, und s͵͵ immer dünnere Oele, die leichtesten mit Wasserdampf gehen nach K. Es ist charakteristisch, daſs gleich von Anfang an sich in s ganz dicke Oele separiren, ein deutlicher Beweis, daſs bei der gewöhnlichen Art der fractionirten Destillation, wo zu Anfang leichte Oele, dann immer schwerere aufgefangen werden, eine genügende Trennung niemals erreicht werden kann; denn in dem ersten, sogen. leichten Destillat, sind schon erheblich viel schwere Oele, die in Englers Apparat in s bezieh. s͵ geschieden worden. Ein weiterer Vortheil dieser Art der Destillation ist das Resultat, daſs die in den Separatoren durch o, o͵, o͵͵ auslaufenden Oele fast vollständig geruchlos sind. Bei gut geleiteter gleichmäſsiger Destillation müssen sie es sein. Alle riechenden, weil leichter flüchtigen Theile werden in Kühler K verdichtet. Das hier sich bildende Destillat besitzt deshalb immer auch einen sehr unangenehmen Geruch. – Die Menge des Wasserdampfes beträgt, als Condensationswasser bei K gemessen, je nach Arbeit 50 bis 100 Proc. vom Gewicht des Oeles, ausnahmsweise auch noch mehr. In einem Apparat von den in der Zeichnung gegebenen Verhältnissen werden unter Anwendung von beispielsweise Oelheimer Residuen und bei regelmäſsiger ruhiger Destillation etwa 78 Proc. in den drei Theilen des Separators verdichtet, also dicke Oele erzeugt. – Will man dickere Oele herstellen, so kann dies dadurch geschehen, daſs man den Wasserdampf rascher entwickelt und durch die Residuen leitet; der Separator wird dann heiſser und läſst mehr Dämpfe nach K entweichen. Zur Darstellung dickerer, schwererer Oele ist es jedoch vortheilhafter, einen kleineren Separator einzuschalten. Gibt man z.B. dem Kupferrohr nur eine Gesammtlänge von 0m,8 (Höhe der Einzelwindung nur etwa 13cm), so werden aus denselben Oelheimer Residuen nur ungefähr 68 Proc. im Separator verdichtet. Man hat es also durch Veränderung der Länge des Separationskühlers in der Hand, mehr auf schwere oder mehr auf leichte Schmieröle zu arbeiten. Die Destillationen wurden immer bis auf Koks geführt und dauerten 5 bis 6 Stunden. (Schluſs folgt.)