Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 178 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 126
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Ueber die Art der Schwächung, welche die Diastase durch Wärme
erleidet, berichtet C. Burquelot in den Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 476. Er verglich die
Wirkung einer normalen Diastaselösung mit einer solchen, welche auf 68° erwärmt war,
und prüfte die Wirkung durch die Feststellung des Reductionsvermögens und durch das
Verhalten gegen Jod. Es wurden folgende Resultate erhalten: 1) Durch das Erwärmen
ging das Reductionsvermögen von 52,4 bei der normalen Diastase auf 28,4 zurück. 2)
Durch die Vermehrung des Diastasequantums bis auf das Fünffache wurde bei der
erwärmten Diastase das Reductions vermögen nicht erhöht. 3) Ebenso war eine
Steigerung der Stärkemenge ohne Einfluſs auf das Reductionsvermögen. 4) Dagegen
zeigte die Jodreaction, daſs die durch Erwärmen geschwächte Diastase im Vergleich
mit der halben Menge ungeschwächter Diastase die ersten Zersetzungen des
Stärkemehles bis zur Bildung von Achroodextrin ebenso schnell bewirkt, wie die
ungeschwächte.
Es scheint hiernach, daſs durch die Wärme nicht die Menge der Diastase vermindert
wird, sondern ihre Eigenschaften verändert werden, oder aber daſs die ungeschwächte
Diastase aus mehreren löslichen Fermenten besteht, welche mit Erhöhung der
Temperatur nach und nach zerstört werden.
Ueber das Vorkommen der Milchsäure hat Windisch Untersuchungen angestellt, welche er in der
Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
157, veröffentlicht. Mit Hilfe der von ihm aufgefundenen Reaction (vgl. 1887 266 595) gelang es ihm nachzuweisen, daſs die Milchsäure
sehr verbreitet ist und daſs die Entstehung derselben durchaus nicht an die
Gegenwart von Organismen, speziell das Milchsäureferment, gebunden ist. Die Ansicht,
daſs ein einheitlicher Pilz die Milchsäuregährung hervorruft, ist schon nach den
Untersuchungen von Martmann (Archiv der Pharmacie, 1886
S. 243) unhaltbar geworden, welcher aus Kuhmilch fünf verschiedene Spezies von
Spaltpilzen isolirte, deren Reinkulturen eine mehr oder weniger starke
Milchsäuregährung, sowohl in Milch wie in Rohrzuckerlösung bewirkten.
Ebenso beobachtete Lindner (Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 169), daſs Pediococcus in
Malzextractwürzen eine starke Milchsäureentwickelung veranlaſst. Endlich hat auch
Hayduck bei der spontanen Gährung von
Malzschrotmaischen eine beträchtliche Milchsäuregährung beobachtet, wobei die
Maische kein einziges Milchsäurestäbchen, sondern allein Sarcina in Paketform
enthielt (vgl. 1887 266 570). Die Ansicht, daſs die Milchsäure stets ein Product
fermentativer Thätigkeit ist, hält Verfasser für unhaltbar; er ist vielmehr der
Ansicht, daſs dieselbe, wie zahlreiche andere Säuren, ein Product des pflanzlichen
Stoffwechsels ist. Mit
Hilfe seiner Reaction konnte Verfasser in verschiedenen Pflanzenkörpern, so z.B. in
Gerste, Mais und Kartoffeln, Milchsäure nachweisen- besonders bei dem Kartoffelsaft
hat Verfasser sich durch mikroskopische Prüfung von der Abwesenheit jeglichen
organisirten Fermentes überzeugt. Verfasser macht noch darauf aufmerksam, daſs
Stärke häufig etwas sauer reagirt, in welchem Falle man annahm, daſs in derselben
durch Fermentbildung sich Milchsäure gebildet habe. Man war vielfach geneigt, in
diesem Falle auf schlecht controlirten Betrieb und Mangel an Reinlichkeit zu
schlieſsen, was allerdings auch in den meisten Fällen zutreffend sein wird.
Verfasser bemerkt aber, daſs unter Umständen diese Milchsäure sehr wohl auch aus den
Kartoffeln stammen kann, da dieselbe sich im ganzen Stärkekorn verbreitet und daher
nur sehr schwer auszuwaschen sein wird.
Ueber den Einfluſs fester Körper in einer
Gährungsflüssigkeit berichtet J. Schrohe in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
171, nach Untersuchungen von Soyka (Handbuch der
Hygieine, Abtheilung: Bodenkunde, von Pettenkofer und Ziemssen,
1887). Aus diesen zu einem anderen Zweck angestellten Versuchen ergab sich auch,
daſs die Gährung unter gewissen Verhältnissen durch der Gährflüssigkeit zugesetzte
feste Körper beschleunigt wird.
Ueber den Müller'schen Entschälungs- und Reinigungsapparat für Maischen (1887 265 414) sowie über die
Zusammensetzung der aus Maischen durch diesen Apparat abgeschiedenen
Kartoffelträber berichtet Heinzelmann in der
Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
177. Der Steigraum betrug etwa 6 Proc. weniger als in denjenigen Bottichen, aus
welchen die Traber nicht entfernt waren. Die Gährung war ruhig, nicht steigend und
fallend, was bei den Traber haltigen Maischen der Fall war. Für 1 Bottich wurden
127k Traber abgeschieden. Die Untersuchung der
Traber ergab ein sehr interessantes Resultat. Dieselben enthielten 70 Proc. Wasser
und 30 Proc. Trockensubstanz; letztere bestand aus 19,5 Proc. Schalen und 10,5 Proc.
Extract. Berechnet man aus diesen Zahlen die Saccharometeranzeige der Maische,
welche von den Trabern zurückgehalten war, so ergibt sich für dieselbe ein
Extractgehalt von \frac{10,5\,\times\,100}{80,5}=13\ Proc.,
während die Maische, aus welcher die Träber abgeschieden wurden, 23,5° B. zeigte.
Der Apparat wirkt also nicht nur entschälend, sondern auch concentrirend für die
Maische. Die Schalen sind wahrscheinlich mit Wasser durchtränkt und nur äuſserlich
hängt ihnen Maische an. Den Nutzeffect des Apparates berechnet Verfasser wie folgt:
125k Traber enthalten 24k,375 Schalen, 13k,125 Extract und 87k,5 Wasser und
entsprechen 100k,625 Maische von 13° B. Diese ist
zusammengesetzt aus 55k,6 Maische von 23,5° B. und
45k,0 Wasser. Es war daher die Ausnutzung des
Maischraumes den Bottichen mit Trabern gegenüber besser um:
a) 6 Proc. Steigraum;
b) 24k,375 Schalen (= etwa 23l Maische);
c) 45l Wasser.
Die 55k,6 = 50l
23,5 procentiger Maische, welche mit den Trabern verloren gehen, werden durch die
vom Verfasser überall beobachtete bessere Vergährung vollständig gedeckt, so daſs
die gewonnenen Traber als Gratisfutter anzusehen sind. Besonders bei schlechten,
krankhaften Kartoffeln wird die Ausnutzung des Maischraumes durch das Entträbern
eine um so bessere sein.
Zu diesen Versuchen bemerkt Delbrück, daſs die
Beobachtung, wonach die Maische 24° B., die von den Trabern zurückgehaltene Maische
aber nur 13° hatte, auch von groſsem wissenschaftlichen Interesse ist. Delbrück hatte dieselbe Beobachtung schon früher mit
Preſsrückständen dieses Apparates gemacht, glaubte aber das auffallende Resultat auf
Fehler bei der Probenahme oder andere Zufälligkeiten zurückführen zu müssen. Durch
die Versuche von Heinzelmann ist nun aber die
Richtigkeit der Beobachtung erwiesen. Die Erscheinung dürfte sich vielleicht so
erklären, daſs das Zellgewebe der Maischmaterialien voll gesogen ist und nur ganz
allmählich durch Diffusion Zucker aus der Maische in dasselbe eintreten kann. Delbrück stellt eine weitere experimentelle Prüfung der
Frage in Aussicht.
Erhöhung von Qualität und Ausbeute an Trinkbranntwein durch
Schlampe, und das neue Steuergesetz. Schrohe weist in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 337,
darauf hin, daſs ein gewisser Säuregehalt in der Hefe nothwendig ist, um während der
Gährung Zersetzungsvorgänge, welche die Qualität des Branntweines verschlechtern, zu
verhindern, und wie andererseits ein Zusatz von Schlampe zur Maische ein
vorzügliches Mittel ist, um das Aroma des Branntweines zu erhöhen. Diese Wirkung der
Schlampe beruht jedenfalls auf einer Einwirkung der Säure auf den Alkohol und die
Fuselöle, wobei sich Aetherarten bilden. In neuerer Zeit wird diese Schlämpemethode
jedoch nicht nur zur Verbesserung des Branntweines, sondern auch zur Erhöhung der
Ausbeute benutzt. Man setzt ein Drittel bis die Hälfte des Bottichinhaltes an
Schlampe, welche man von den gröberen Theilen getrennt hat, hinzu. Es tritt stets
Hefeschaum auf, so daſs man durch Aufsetzen von Blechkränzen den Steigraum erhöhen
muſs. Da das neue Steuergesetz nun die Maischbottichsteuer für gewerbliche
Brennereien abgeschafft hat, so würde das Schlämpeverfahren wegen der so guten
Ausnutzung des Materiales sich überall empfehlen, wo es sich um die Erzeugung von
Trinkbranntwein handelt.
Die Entfuselung von Rohspiritus. F. Pampe unterzieht in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
95, die verschiedenen zur Entfuselung des Rohspiritus in Vorschlag gebrachten Mittel
einer Besprechung und kommt dabei zu dem Schluſs, daſs weder die Alkalien und alkalischen Erden,
noch die Säuren als Entfuselungsmittel für Spiritus angesehen werden können, weil
dieselben alle Alkohole und also auch den Aethylalkohol gleichartig beeinflussen und
den Rectificationsprozeſs nicht erleichtern. Die Anwendung dieser Mittel ist nur zur
Neutralisirung der Destillationsflüssigkeit zu empfehlen. Verfasser ist der Ansicht,
daſs es überhaupt sehr schwer sein wird, rein chemisch wirkende Entfuselungsmittel
zu finden, welche den Anforderungen der Praxis entsprechen und hält eine Wirkung
dieser Mittel nur nach zwei Richtungen für möglich. Einmal wird es sich um die
Entfernung des Aldehydes handeln, welche jetzt mit Erfolg nur durch Oxydation
möglich ist, wobei jedoch die Entstehung von Essigäther von Nachtheil ist. Aus der
in gröſseren Fabriken gemachten Beobachtung, daſs die in den gesättigten
Kohlefiltern zurückbleibende Fuselölmenge beim Ausdämpfen der Kohle, trotzdem die
vollständige Abscheidung des Fuselöles durch überhitzten Dampf möglich ist, immer
nur zum kleinen Theil wiedergewonnen wird, schlieſst Verfasser, daſs die Kohle nicht
nur eine physikalische Anziehung, sondern auch eine chemische Wirkung ausübt, und er
wird durch diese Beobachtung zu der Frage geführt, ob es nicht möglich wäre, die
höheren Homologen des Aethylalkoholes durch Entziehung von n.CH2 in Aethylalkohol überzuführen.
Ueber die Grenzzahl des in Spirituosen Getränken zulässigen
Fuselgehaltes haben G. Bodländer und J. Traube Untersuchungen ausgeführt, über welche H. Paucksch in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 99, berichtet. Die Verfasser fanden
bei Untersuchung einer gröſseren Anzahl von Branntweinen nach der Methode von Traube auch bei den billigen Sorten im Allgemeinen
einen niedrigeren Fuselgehalt als 0,3 Proc., und sie bringen daher als Grenzzahl
einen Fuselgehalt von 0,1 bis 0,15 Proc. in Vorschlag. (Ueber die Bestimmung des
Fuselöles vgl. unser Referat 1888 265 285.)
Verfahren zur Trennung von Gemischen von Aethylalkohol oder
Methylalkohol und Wasser von Fuselöl und ätherischen Oelen durch die beim
Behandeln von Alkohol mit wässerigen Lösungen gewisser Salze und Basen, wie Kalium-
und Natriumcarbonat, Kalium- und Natriumhydroxyd, Natriumphosphat, Natrium-,
Ammonium-, Magnesium- und Zinksulfat, Kali- und Ammoniakalaun hervorgerufene Bildung
zweier Flüssigkeitsschichten, deren obere die Beimengungen, deren untere den
gereinigten Alkohol enthält- von J. Traube und G.
Bodländer in Hannover (D.R.P. Nr. 41207 vom 20. Februar 1887 ab.
Ueber das Vorkommen von Vanillin im Weingeist berichtete
Salzer auf der Naturforscherversammlung zu
Wiesbaden. Derselbe fand in einem Weingeist 1g,5
Vanillin im Hektoliter und ist der Ansicht, daſs dasselbe zur Verdeckung des
Fuselgeruches absichtlich zugesetzt wurde. Beckurts,
Schmidt und Trommsdorff machen dagegen darauf
aufmerksam, daſs man die natürliche Bildung des Vanillins durch den Gährungsprozeſs
nicht ohne Weiteres als
unmöglich von der Hand weisen dürfe. Auch Reinke,
welcher über diese Mittheilung in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 331, berichtet, beobachtete häufig in
Feinsprit einen vanilleartigen Geruch, glaubt jedoch, daſs die Bildung von Vanillin
bei der Lagerung von Feinsprit in Fässern bestimmter Holzbeschaffenheit unter dem
Einfluſs von Spiritus und Luft vor sich gehe.
Bei einer Untersuchung über die Producte der Vergährung von
Zucker durch die elliptische Hefe (Comptes rendus, 1887 Bd. 104 S. 1109 und
1187) kamen Claudon und Morin, wie Windisch in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 133,
berichtet, zu einem anderen Resultat, als Ordonneau
(vgl. 1887 265 330) es erhalten hatte. Die Verfasser
vergohren 100k Zucker mit einer elliptischen Hefe,
welche aus dem Bodensatz eines 1885 geernteten Weines von Rouillac stammte. Dieselbe
zeigte sich durch Weinsteinkrystalle und organische Reste verunreinigt. Groſser
Durchmesser der Zellen 0,047 bis 0mm,059, kleiner
Durchmesser 0,036 bis 0mm,037. Nachdem die Hefe
rein gezüchtet war, wurde dieselbe in eine Würze ausgesät, welche aus 2k Bierhefe und 60k Zucker für 100l bestand. Die
Temperatur wurde auf 18 bis 20° gehalten; die Gährung verlief geschützt vor dem
Einfluſs fremder Organismen. Das Gährungsproduct besaſs einen weinigen Geruch, der
verschieden war von demjenigen derselben, jedoch mit Bierhefe vergohrenen Würze. Aus
100k Zucker wurden durch die Vergährung
erhalten:
Aldehyd
Spuren
Aethylalkohol
50612g
Normaler Propylalkohol
2
Isobutylalkohol
1,5
Amylalkohol
51
Oenanthyläther
2
Isobutylenglycol
158
Glycerin
2120
Essigsäure
205,3
Bernsteinsäure
452
Die Hauptmenge der höheren Alkohole, welche jedoch nur ungefähr den tausendsten Theil
des Aethylalkoholes betragen, bestand also fast ausschlieſslich aus Amylalkohol,
während Propyl- und Isobutylalkohol nur in geringer Menge auftraten. Die Basen,
welche sonst im Fuselöl sich finden, wurden hier vermiſst. Von besonderem Interesse
jedoch ist das vollständige Fehlen des normalen Butylalkoholes und der Buttersäure,
welche Ordonneau beide nachgewiesen hat und für
Producte der fermentativen Thätigkeit der elliptischen Hefe hielt.
In einer anderen Arbeit an derselben Stelle berichten die Verfasser über
Untersuchungen, welche sie über die Zusammensetzung des Cognacs ausgeführt haben (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
179).
Die Verfasser untersuchten 250g Cognacdestillat,
welches ihnen Ordonneau zur Verfügung gestellt hatte,
und fanden darin folgende Zusammensetzung:
Zusammensetzungdes
rohenDestillates
Zusammensetzung auf 100 Th.
höhererAlkohole berechnet
Nach Cloudonund Morin
nachOrdonneau
WasserAethylalkoholPropylalkoholIsobutylalkoholNormaler
Butylalkohol.AmylalkoholEssenz, höhere Alkohole
u.s.w.
18,5 10,5 8,3 3,2 34,5 24,1 0,9
–– 11,9 4,5 49,2 34,4–
–– 11,7– 63,8 24,5–
100,0
100,0
100,0
Der normale Butylalkohol wurde durch verschiedene Reactionen mit Sicherheit als
solcher erkannt. Der von Ordonneau verarbeitete Cognac
war ungefähr 25 Jahre alt, enthielt 1178,4 Buttersäure in 1hl und besaſs einen unangenehmen Buttergeruch. Die
Verfasser vermuthen nun, daſs Buttersäure und der normale Butylalkohol von einer
secundären Gährung des Weines vor der Destillation herrühren, und sie fanden auch
durch Versuche, daſs der Bacillus butyricus noch bei Gegenwart von 8 bis 10 Proc.
Aethylalkohol im Stande ist, Glycerin und Zucker hauptsächlich in normalen
Butylalkohol und Buttersäure umzuwandeln. Sie vermuthen, daſs dieser Bacillus in dem
Wein, aus welchem der Cognac Ordonneau's stammte,
enthalten war. Ein Vergleich der Menge der in dem Cognac gefundenen höheren Alkohole
mit Ausnahme des normalen Butylalkoholes mit derjenigen Menge dieser Verbindungen,
welche die Verfasser bei der Vergährung des Zuckers durch elliptische Hefe
beobachteten, zeigt, daſs im letzteren Falle sehr viel weniger von diesen
Verbindungen gebildet wurde. Es geht dies aus nachstehenden Zahlen hervor, welche
den Gehalt, berechnet auf 1hl absoluten Alkoholes,
angeben:
Cognac
Gährungsproducte des Zuckersmit elliptischer
Hefe
Propylalkohol
48,1
3,1
Isobutylalkohol
18,5
2,4
Amylalkohol
139,5
80,0
––––––––––––––––––––––––––––
206,1
85,5
Ueber die Giftigkeit der höheren Alkohole und der künstlichen
Bouquets haben Labor de und Magnan Untersuchungen angestellt (Revue scientifique), über welche in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 376,
berichtet wird. Die Versuche wurden an Hunden ausgeführt. Es wurden die
verschiedenen „Weinöle“, ferner Rohspiritus aus Rüben und Mais geprüft. Die
meisten dieser Substanzen äuſserten sehr nachtheilige Wirkungen. Besonders heftig
wirkte Furfurol, welches epileptische Krämpfe hervorrief. Die Verfasser machen
darauf aufmerksam, daſs vielfach die Bouquets der Weine, noch mehr aber die Liqueure
mittels solcher schädlicher Essenzen erzeugt werden und sind der Ansicht, daſs
diesen schädlichen Stoffen, wie sie auch im Branntwein vorkommen, die schädlichen
Folgen des Alkoholismus zuzuschreiben sind. (Zu einer entgegengesetzten Ansicht war
bekanntlich Hamberg bei seinen Versuchen gelangt, vgl.
1887 265 366. Der Ref.)
Eine Methode der Kultur anaërobischer Bacterien, nebst
Bemerkungen zur Morphologie der Buttersäuregährung. Ueber diesbezügliche
Untersuchungen von M. Gruber in Graz (Centralblatt für Bacteriologie und Parasitenkunde,
1887 Bd. 1 S. 367) berichtet Lindner in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 229.
Gruber fand, daſs die bisher unter dem Namen
Clostridium butyricum (Bacillus amylobacter) vereinigten Formen 3 wohl
unterscheidbaren Arten angehören, von denen 2 ausschlieſslich anaërobisch, d.h. ohne
Gegenwart von Luft bezieh. Sauerstoff zu leben vermögen, während die dritte Art
durch die Gegenwart von Sauerstoff in ihrer Entwickelung entschieden gefördert wird
und auch nur bei Luftzutritt Sporen bildet. Alle 3 Arten bilden aus Kohlehydraten
Buttersäure und Butylalkohol.
Eine Anleitung zur Herstellung gefärbter Hefepräparate
gibt Lindner in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 305.
Eine Einrichtung zur Verwerthung des bei Entleerung der
Dämpfe in Spiritusfabriken frei werdenden Dampfes hat sich Adolf Neumann in Arad patentiren lassen (D.R.P. Nr.
38817 vom 19. Juni 1886). Das Verfahren bezweckt, die der Maische beim Ausblasen
anhaftenden Dampfmengen besser auszunutzen. Die Maische wird zu diesem Zweck nicht
direkt nach dem Vormaischbottich, sondern erst nach einem Vermittelungsgefäſs
geführt, wo das Absetzen des Maischbreies erfolgt, während der mitgerissene Dampf
aus einer Oeffnung des Gefäſses austritt, in eine Kochschlange geleitet wird, durch
welche Wasser bis zur Siedetemperatur erhitzt werden kann. Nach der Angabe der
Patentschrift soll damit eine Kohlenersparniſs von 15 bis 30 Proc. erzielt werden.
Zu diesem Patent wird in dem Referat der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 127 bemerkt, daſs das Bestreben, die mit
den abgehenden Dämpfen abziehende Wärme möglichst auszunutzen, gewiſs beachtenswerth
ist, daſs aber andererseits die Einschaltung eines Zwischengefäſses viele Bedenken
mit sich bringt, insbesondere da dadurch die Möglichkeit der Verunreinigung der
Maische erhöht wird.
Ueber die Verwerthung der bei der Gährung der Maischen
entstehenden Kohlensäure berichtet die Zeitschrift
für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 376, nach einer Mittheilung des Pesther Lloyd, 1887 Nr. 287. Die Kohlensäure wurde aus
dem verschlossenen Gährbottich fortgeleitet und zur Erzeugung von Bicarbonat aus
Soda verwendet. Ein vorläufiger Versuch mit einem etwa 100hl süſse Maische enthaltenden Bottich ergab ein
finanziell befriedigendes Resultat.
Ueber den Einfluſs der Kohlensäure auf die spontane
Veränderung der Malzwürze berichtet Windisch
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10
S. 223, nach Untersuchungen von Cuisinier. Derselbe
fand in der Kohlensäure ein Antiseptikum von höchst eigenthümlichen Eigenschaften.
Die nicht mit
Kohlensäure behandelte Würze war nach 15 Stunden trübe und zeigte ausgesprochenen
Geruch nach Buttersäure. Die mit Kohlensäure behandelte Würze dagegen war vollkommen
klar und zeigte keinen unangenehmen Geruch., obgleich sie sehr sauer war. Der
Säuregehalt entsprach 3g Schwefelsäure für 1l, während er bei der ersten Würze nur 2g,5 Schwefelsäure beträgt. Die unter Kohlensäure
behandelte Würze enthielt keine Spur Alkohol, während sich in der anderen Alkohol
durch die Jodoformprobe nachweisen lieſs. Cuisinier
schlieſst aus diesen Versuchen, daſs die Kohlensäure die Essigsäuregährung nicht
verhindere, wohl aber die Buttersäurebildung hintenanhält und daſs man daher in der
Praxis bei der Bereitung von Hefe gut thun wird, die atmosphärische Luft abzuhalten
und durch Kohlensäure zu ersetzen.
Im Anschluſs hieran berichtet Windisch über die
Untersuchungen von M. Basswitz aus dem Jahre 1878 (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S. 199) über
die Wirkung der Kohlensäure auf Diastase, welche zu folgenden Resultaten führten: 1)
Die zuckerbildende Wirkung der Diastase wird durch Kohlensäure beschleunigt. 2) Die
bei Kohlensäurezutritt gebildete Zuckermenge ist gröſser als die bei
Kohlensäureabschluſs erhaltene. 3) In beiden Fällen tritt meist nach ½ bis 4
Stunden, auch bei Stärkeüberschuſs, ein Maximum der Zuckerbildung ein.
Ueber die direkte Verzuckerung der in den Pflanzenzellen
enthaltenen Stärke mittels Säuren haben Bondonneau und Foret Versuche gemacht (Comptes rendus, 1887 Bd. 105 Nr. 15, auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
385).
Die Verfasser fanden, daſs man Stärke hakigen Pflanzentheilen, ohne dieselben zu
zerkleinern, das Stärkemehl vollständig entziehen kann, wenn man dieselben bei 90
bis 100° mit 1 bis 2procentiger Säure behandelt. Die Säure dringt in die Pflanze
ein, wandelt die Stärke in Zucker um und dieser diffundirt in dem Maſse, als er
gebildet wird, in die umgebende Flüssigkeit. Die gewonnene Zuckermenge entspricht
genau dem Gehalt der Pflanze an Zucker und Stärke und in den ausgewaschenen
Rückständen war Stärke nicht mehr nachzuweisen. Die Verfasser haben Apparate
construirt, welche es gestatten, 5000k Stärkemehl
haltiger Pflanzentheile auf einmal nach diesem Verfahren zu verarbeiten, wobei man
sämmtliche Glukose in theoretischer Ausbeute gleich von den unverändert gebliebenen
Pflanzenzelltheilen getrennt erhalten soll.
Vorsicht beim Einkauf von Lakmuspapier. Hayduck theilt
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10
S. 351, mit, daſs oft Lakmuspapier in den Handel kommt, welches gänzlich unbrauchbar
ist, und dessen Verwendung zu argen Täuschungen führen kann. So ist ihm eine Probe
Lakmuspapier eingesandt, welches so stark alkalisch reagirte, daſs erst nach Zusatz
von 6cc 1/10
Normalschwefelsäure zu 20cc destillirtem Wasser
dasselbe anfing, Säure in der Flüssigkeit anzuzeigen. Daſs durch Verwendung eines solchen
Papieres die gröſsten Betriebsstörungen hervorgerufen werden können, liegt auf der
Hand.
Ueber ein thierisches Ferment berichtet Fokke in Brewer's Guardian, Nr. 436 S. 193. Derselbe beobachtete, daſs
das Gewebe irgend eines Theiles eines frisch geschlachteten Thieres, in eine
sterilisirte Flüssigkeit gebracht, im Stande ist, Zucker in Säure und Stärke in
Zucker überzuführen, und schreibt diese Wirkung dem thierischen Protoplasma zu, da
dieselbe auch stattfindet, wenn keine Mikroben mikroskopisch nachzuweisen sind. Die
Gährung hört auf, sobald die Säuerung einen gewissen Grad erreicht hat, tritt aber
nach der Neutralisation wieder ein. Der einzige Unterschied zwischen der
Fermentthätigkeit des Protoplasmas und derjenigen der Mikroorganismen soll nur ein
quantitativer sein. Letztere sollen wegen ihrer Vermehrungsfähigkeit kräftiger
wirken.
(Fortsetzung folgt.)