Titel: | Neuere Erdölfackeln. |
Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 159 |
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Neuere Erdölfackeln.
Patentklasse 4. Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Neuere Erdölfackeln.
Von den neueren Constructionen auf diesem Gebiete ist in erster Linie eine für Erdöl,
Solaröl u. dgl. bestimmte Fackel von H. Klette in
Buchholz bei Annaberg (*D. R. P. Nr. 41446 vom 20. Januar 1887) zu nennen. Eine
frühere Construction (*D. R. P. Nr. 17749) desselben Constructeurs, ausgeführt von
der Königin Marienhütte in Cainsdorf bei Zwickau, hat
eine groſse Verbreitung erlangt und sich zu Folge einfacher Bauart und einfacher
Handhabung sehr zweckdienlich erwiesen. Die neue Construction dürfte in gleicher
Welse geeignet sein zur Vornahme nächtlicher Arbeiten u.s.w.
Die in Fig. 5
Taf. 9 dargestellte Fackel besteht im Wesentlichen aus zwei Becken, einem oberen und
einem unteren, welche zur Aufnahme von Erdöl, Solaröl u. dgl. dienen und mit je
einem auf bezieh. in demselben liegenden Dochthalter ausgerüstet sind. Das obere
Becken a ist ein offener Hohlring von eiförmigem
Querschnitte, das untere b ein halber Hohlring. Das
eine Becken ist centrisch unter dem anderen angeordnet in einem Abstande, welcher
eventuell durch mehrere Tragarme, die zugleich zur festen Verbindung der Becken
unter einander dienen, festgelegt ist. Auf den oberen Randtheilen dieser Gefäſse
ruhen die Dochthalter c und d, Hohlcylinder mit gebogenen Wandungen, die an den nach auſsen gekehrten
Rändern kammartig in einzelne Zinken auslaufen, auf welchen Dochte aus
unverbrennlichen Stoffen, wie Asbest, Schlackenwolle, Thon u. dgl., aufgesteckt
werden können. Hierbei ist vorausgesetzt, daſs die Dochtmasse ein zusammenhängendes,
gewebartiges Ganzes bildet. Ist dies nicht der Fall, so erhalten die Dochthalter
eine andere Lage und Gestalt. Sie bestehen alsdann aus doppelwandigen Hohlcylindern,
Hohlringen o. dgl., welche, aus Drahtgewebe, durchbrochenem Metallblech u.s.w.
hergestellt, mit kurzfaserigem Materiale (Schlackenwolle, Asbestabfälle u.s.w.)
angefüllt und in die Becken so gelegt werden, daſs sie ebenso an den Rändern wie an
dem Boden derselben die erforderliche Stützung finden.
Am unteren Becken sitzen federnde Füſse zum Aufsetzen auf den Erdboden oder auf
Pfähle, während am oberen Becken kurze Tragarme angeordnet sind, zur Anbringung von
Schwebegestellen u.s.w. Alle diese Fackeltheile werden aus Guſsmetall, Metallblech,
gebranntem Thon o. dgl. hergestellt, je nach Zweck und Verwendung. Die Figur zeigt
eine aus Guſseisen hergestellte Platzfackel.
Bei Ingebrauchnahme der Fackel werden die Becken mit Erdöl o. dgl. gefüllt, die
Flamme an den Dochten entzündet, und es spielt sich dann folgender Vorgang ab: Durch
die von den Flammen ausgehende Wärme erhitzen sich die Wandungen der Becken und
namentlich die des oberen. Dadurch wird die Erdölfüllung zum Theile in Gas
umgewandelt und dieses
tritt durch die vom Dochte und Dochthalter nicht völlig geschlossene obere
Gefäſsöffnung aus, entzündet sich an der Flamme des Dochtes und vermehrt deren
Leuchtkraft in hohem Grade, zumal durch die zwischen dem oberen und unteren Becken
bestehenden Zwischenräume, ebenso durch die mittlere Oeffnung in den Becken und
bezieh. Dochthaltern die zur Erzielung einer lebhaften Verbrennung erforderliche
Luft, in reichlichem Maſse dauernd zugeführt wird.
Ist das obere Becken bis an den Rand mit Erdöl gefüllt, so bedarf es in der Regel der
vollen Füllung des unteren Beckens nicht, weil die nach Entzündung entstehende
Erwärmung des Gefäſsinhaltes ausreicht, diesen so auszudehnen, daſs ein Theil davon
überläuft und brennend in das untere Becken abflieſst; dieses wird daher selbsthätig
gespeist.
Will man aber die Verbrennung nicht beschleunigen, oder wird für gewisse Zwecke eine
Flamme als ausreichend erachtet, wie sie sonst Erdölfackeln zu bieten pflegen, so
füllt man das obere Becken nicht ganz und läſst auch das untere Becken ungefüllt.
Alsdann fällt die Speisung der Flamme den Saugdochten hauptsächlich zu, da die
Gasentwickelung nur langsam und ebenso wie die Luftzuführung nicht so energisch
stattfindet wie im anderen Falle.
Eine zweite Anordnung zeigt Fig. 6 Taf. 9. Hier ist
zwischen die Becken a und b, welche durch die Deckel c und d geschlossen sind, die wiederum zum gleichzeitigen
Festhalten der Dochte benutzt werden können, noch ein weiterer Cylinder e eingeschaltet, innerhalb dessen die Flamme des
unteren Beckens b brennt. Die Wärme derselben wirkt
sonach nicht unmittelbar auf das obere Becken a ein, da
sie sich zunächst der zwischen dem Cylinder e und dem
Becken a vorhandenen Luftschicht mittheilt und erst
mittels dieser die Erwärmung des Beckens a und seines
Inhaltes herbeiführt. Da aber diese Luft nicht alle Wärme abgibt, so wird
gleichzeitig erreicht, daſs sie als vorgewärmte Verbrennungsluft zur Erreichung
eines weiſseren Lichtes der oberen Flamme beiträgt. Will man, daſs die Luft
möglichst stark vorgewärmt der Flamme zugeführt werde, so kann man den Cylinder e äuſserlich mit Rippen versehen, ebenso wie innerlich
den Aufsatz c, in welchem sich gleichfalls ein Theil
der Verbrennungsluft zu erwärmen vermag.
Während bei den gebräuchlichsten Erdölfackeln, welche der Construction ihrer Brenner
nach mehr als Oeldampfbrenner zu bezeichnen sind, der Brennstoff behälter meist
oberhalb des Brenners angeordnet ist, legt ihn O.
Schmidt in Firma W. Hanisch und Co. in Berlin
(*D. R. P. Nr. 40319 vom 29. Oktober 1886) unterhalb des Brenners, und drückt den
Brennstoff mittels Luftdruck in die Höhe.
Der Oelbehälter enthält drei Räume A, B und F (Fig. 7 Taf. 9), von denen
der Cylinder A auf den Cylinder B aufgelöthet und mit demselben durch ein Ventil C verbunden ist. Die Lüftung des letzteren wird durch Linksdrehung des
Fülltrichters bewirkt, in welchem die Ventilspindel durch die Flügelmutter a festgezogen ist. Von dem Ventile C führt ein Rohr D bis
fast auf den Boden des Cylinders B hinab. Der Cylinder
A wird von einem Raume F umgeben, welcher letztere durch ein Rohr E
mit dem oberen Theile des Cylinders B in Verbindung
steht. Vom Boden des Raumes F führt das Rohr G, in welches ein Regulirventil H eingeschaltet ist, zum Brenner J. Der Brennstoff wird durch den Trichter
a dem Apparate zugeführt und flieſst durch das Rohr
D in den Cylinder B
hinab. Hierauf wird die Fackel gewendet, so daſs der Brennstoff in den Behälter F gelangt. Füllt man nun durch den Trichter a in den Cylinder A nach,
so wird die über dem in dem unteren Theile von B
befindlichen Erdöle vorhandene Luft comprimirt und drückt ihrerseits auf den im
Raume F befindlichen Brennstoff, so daſs dieser zum
Brenner J emporgedrückt wird. Ist die Flüssigkeit aus
dem Behälter F verbraucht, so ist diejenige aus dem
Raume A nach B gesunken.
Der Apparat ist alsdann wieder umzuwenden und durch a
von Neuem anzufüllen.
Die von Henry Wellington in Brooklyn construirte
Gasfackel (*D.R.P. Nr. 40317 vom 16. Juni 1886) ist in erster Linie zum Einbrennen
von Malereien, und zu ähnlichen Zwecken bestimmt, doch ebenso wohl für Leuchtzwecke
geeignet. Der Brennstoff wird aus dem Behälter mittels einer kleinen Pumpe nach dem
höher gelegenen Brenner gedrückt und gelangt vergast zur Verbrennung.
Der Brennstoffbehälter A (Fig. 8 Taf. 9) ist
zweckmäſsiger Weise aus einem Stücke Metall gestanzt und mit einem doppelten Boden
B B1 versehen,
welcher dem inneren Drucke gut widersteht. Im unteren Theile von A wird vor dem Einsetzen des Bodens der Pumpenstiefel
C eingelöthet, dessen Kolbenstange E mit einem Dorne a durch
den Deckel F hindurchgeht, um den Kolben D im Stiefel C fest
stellen zu können. Das innere Ende von C, mit der
Oeffnung b versehen, wird von einer Hülse G1 gestützt, welche
wieder in einer mit dem Oelbehälter A verlötheten Hülse
G derart gelagert ist, daſs zwischen beiden ein
ringförmiger Raum c bleibt, der einerseits durch den
Stutzen h mit dem Oelbehälter, andererseits durch Rohr
H mit dem Brenner in Verbindung steht. In der Hülse
G1 ist das Ventil
g angeordnet, welches Unter dem Einflüsse der Feder
d die Oeffnung b im
Pumpenstiefel geschlossen zu halten trachtet; von G1 zweigt bis nahe zur Decke von A das oben geschlossene und mit kleiner Oeffnung e1 versehene Rohr e ab. Der Kolben D ist
elastisch, so daſs beim Herausziehen der Kolbenstange die Luft vor den Kolben tritt,
und beim Einschieben von E durch b und Rohr e über die in
A befindliche Brennflüssigkeit gelangt, dieselbe
durch h, c und Rohr H nach
dem Brenner M drückend. Das Rohr H enthält in bekannter Weise Docht, Watte oder ein
ähnliches aufsaugendes Material. Der Brenner M ist mit
der gelochten Hülse M1
umgeben und andererseits mit Ansatz N ausgerüstet, um
die ihm von der Flamme
mitgetheilte Wärme möglichst vollkommen auf das Rohr H,
in dem die Vergasung vor sich geht, zu übertragen. Der Austritt des Gases wird durch
das Schraubenventil P in gewünschter Weise eingestellt.
Der Oelbehälter A ist noch mit Einguſs L und Handgriff J
versehen.
Mit der Herstellung von Gasfackeln (Patent Zwinz)
beschäftigt sich auch die Fabrik für bahntechnische Beleuchtungs- und
Ausrüstungsgegenstände von J. Rothmüller in Wien (nach
dem Metallarbeiter, 1887 * Nr. 23). Die Fig. 9 Taf. 9 läſst die
Construction der Fackel erkennen. Der Vortheil einer derartigen Erdölgasbeleuchtung
gegenüber der Pechfackelbenutzung liegt sowohl in der gröſseren Billigkeit und
Helligkeit der ersteren, wie auch in der Verläſslichkeit bei allen
Witterungsverhältnissen. Der Verbrauch an Erdöl bei der vorstehenden Fackel beträgt
etwa 0l,5 in der Brennstunde, während die
Pechfackelbeleuchtung mit der hierbei nöthigen Bedienung in derselben Zeit etwa
fünfmal so hoch zu stehen kommt. Die Vorzüge der Gasfackel sind mehrfach anerkannt
von Bahn Verwaltungen, Bauunternehmungen u.s.w. Auch das k. k. österreichische
Eisenbahnregiment hat sich nach umfassenden Vergleichsproben mit anderen
Beleuchtungsmitteln für die allgemeine Einführung der Gasfackel entschieden.