Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 228 |
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Neuere Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 128
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
9.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Die Zuckerfabrikation Deutschlands in der Arbeitszeit 1887
bis 1888 stellt sich nach den amtlichen Angaben wie folgt:
In Thätigkeit waren 391 Fabriken. Dieselben verarbeiteten 69639606
Doppelcentner Rüben, wovon 54,5 selbstgebaute und 45,15 zugekaufte. Die Ernte betrug
im Durchschnitte 264 Doppelcentner auf das Hektar.
Aus 100k versteuerter Rüben
wurden gewonnen:
Füllmasse
16,14k
Rohzucker aller Producte
13,08
Melasse
2,63
Aus 100k Füllmasse wurden
gewonnen:
81k,03
Rohzucker aller Producte
16k,29
Melasse.
Zur Darstellung von 100k
Rohzucker sind erforderlich gewesen 7,65 Doppelcentner Rüben.
Es betrug die Einfuhr:
Raffinirter Zucker
15799
Doppelcentner
Rohzucker
40789
„
Syrup
26842
„
Die Ausfuhr gegen Ausfuhrvergütung:
Rohzucker
3447108
Doppelcentner
Kandis- u.s.w. Zucker
1322128
„
Anderer harter Zucker
207438
„
Ohne Vergütung:
Zucker
546
„
Melasse
575463
„
Es stellt sich der Gesammtumsatz auf Rohzucker berechnet:
9106984
Doppelcentner
Rohzucker
Die Einfuhr
72815
„
„
Zusammen
9179799
„
„
Ausfuhr
5147232
„
„
daraus berechnet der Verbrauch auf 4032567; auf den
Kopf der Bevölkerung 8k,5.
In Fig. 1 Taf.
9 ist eine für B. Gerdes (Gröbers, Provinz Sachsen)
patentirte Pipette (D. R. P. Nr. 44728 vom 21. Januar 1888) zum raschen und genauen
Abmessen von Flüssigkeiten, besonders von Rübensäften,
Zuckerflüssigkeiten und Bleiessig bei den
Zuckerbestimmungen, abgebildet.
Der Apparat wird mittels seiner 4 Füſse an die Wand geschraubt.
Hierauf verbindet man (durch Gummischlauch, Glas- oder Bleirohr) das linke
Messingrohr A mit einer Saug-, das rechte auf gleiche
Weise mit einer Druckvorrichtung, entsprechend je einer Wasserhöhe von etwa 40cm, welche beide Vorrichtungen aus Flasche,
Gasometer u. dgl. leicht zusammengestellt werden können.
Behufs Ausführung der Abmessung bringt man die abzumessende
Flüssigkeit in einer Schale an die Pipette P, so daſs
deren Spitze eintaucht, und öffnet den oberen Quetschhahn Q1, wodurch die Pipette sich rasch bis
über den seitlichen Rohransatz füllt, ohne daſs die Flüssigkeit in diese eintreten
kann. Durch Oeffnen des zweiten Quetschhahnes Q2 (nachdem der erste freigelassen) entleert dann die
Pipette die bis auf 1/100cc abgemessene Flüssigkeit, indem
letztere in dem senkrechten Capillarrohre, genau an der Ansatzstelle des seitlichen Rohres abreiſst.
Wie hoch sie vorher über dem letzteren stand, ist gleichgültig, denn diese
überschüssige Menge begibt sich bei der folgenden Abmessung in das leicht zu
entleerende Gefäſs R.
Bei einem Pipetteninhalte von 5cc lassen sich in der Minute bequem 10 Abmessungen vornehmen, bei
gröſserem Inhalte einige weniger.
Durch besondere, einfache Vorrichtung können in denselben Apparat
die verschiedensten Pipetten von 5 bis 200cc
Inhalt eingefügt werden, und diese Befestigung ist dabei eine elastische, so daſs
der Apparat auch in ungeübten Händen nicht zerbricht.
Ein Vorzug desselben besteht darin, daſs die abgemessene
Flüssigkeit mit keinem Glas-, Metall- oder Quetschhahn mehr in Berührung kommt, wie
dies bei allen anderen derartigen Instrumenten der Fall ist. Aus diesem Grunde ist
die Abmessung eine sehr genaue und der Apparat einfach und dauerhaft.
Da die Abmessung eine rein mechanische ist, so kann damit eine
sehr groſse Anzahl durch gänzlich ungeübte Arbeiter, zeitweise sogar im Dämmerlichte
ausgeführt werden, ohne daſs hierdurch die Schnelligkeit oder die Genauigkeit im
Geringsten beeinträchtigt würde. (Zu beziehen vom Erfinder.)
Einer der Schlüsse, zu welchen die Vergleichsversuche A.
Petermann's (Gembloux) über den Werth der verschiedenen Wasser- und Alkoholmethoden zur Bestimmung des Zuckers in
der Rübe geführt hatten, lautete:
„Die Ergebnisse der Wasserdigestion sind im Durchschnitte um 0,2 Proc. höher als die der Alkoholmethoden.“
Mehrere Chemiker haben sich mit derselben Frage beschäftigt. Einige sind zu
demselben Schlusse gekommen; andere sind der Ansicht, daſs der bezeichnete
Unterschied nicht vorhanden sei. Es schien dem Genannten daher angezeigt, jene
Versuche in gröſserer Anzahl zu wiederholen und dazu Proberüben aus allen
rübenbauenden Gegenden Belgiens anzuwenden. Petermann
berichtete neuerdings über dieselben im Bulletin de la
station agronomique de Gembloux, Nr. 43.
Die Alkoholuntersuchung geschah mittels des Soxhlet'schen Apparates; die Extraction dauerte eine Stunde, entsprechend
durchschnittlich 12 Auswaschungen: Der Rückstand wurde nochmals mit Alkohol
digerirt, um durch die Polarisation die vollständige Erschöpfung festzustellen.
Jeder Bleiessigüberschuſs wurde vermieden; die Fällung war bei 2cc vollständig. Die wässerige Digestion geschah
unter Zusatz von 5cc Bleiessig von 29° B. Das
Filtrat wurde vor der Polarisation mit 1 bis 2 Tropfen Essigsäure angesäuert.
Alle Polarisationen wurden von 4 Beobachtern mittels eines vortrefflichen Apparates
von Schmidt und Hänsch (400mm) ausgeführt; die einzelnen Beobachtungen zeigten niemals gröſsere
Abweichungen als 0,1°. Die Ergebnisse dieser Vergleichsbestimmungen sind in Tabellen
einzeln mitgetheilt.
Nach dieser Zusammenstellung ist bei 129 Analysen in 13 Fällen der Unterschied
zwischen Alkohol- und Wasserpolarisation Null gewesen. In 22 Fällen war das
Ergebniſs der Wasserpolarisation um 0,02 bis 0,17 niedriger, in 94 Fällen um 0,02
bis 0,30 höher als das der Alkoholpolarisation.
Das allgemeine Mittel betrug:
Alkoholpolarisation
12,88
Proc.
Wasserpolarisation
12,97
„
––––––––––––
Mehr bei Wasserpolarisation
0,09
Proc.
Es hat aber bei den angegebenen Verschiedenheiten ein solches allgemeines Mittel
keine Berechtigung und keine Beweiskraft, da dasselbe die Einzelergebnisse und deren
Abweichungen um so mehr verhüllt, je zahlreicher dieselben sind.
Die Extraction durch den Soxhlet'schen Apparat war in
118 von 129 Fällen vollständig; die nachträgliche Behandlung des Rückstandes hat in
3 Fällen weniger als 0,1 Proc., dagegen in 8 Fällen noch eine Polarisation von 0,1
bis 0,3 Proc. ergeben.
Der Verfasser hat nun weiterhin noch eine groſse Anzahl Bestimmungen nach der von PelletBeschrieben in einer dem Grand concours in
Brüssel 1888 eingereichten Denkschrift.Der Verf. empfohlenen Methode der „sofortigen kalten Wasserdiffusion“ ausgeführt.
Dieselbe setzt die Anwendung eines auſserordentlich feinen Rübenbreies (erhalten
durch eine an der Pellet-Lomont'schen Reibe angebrachte
Keil'sche Scheibe) voraus. Gearbeitet wurde genau
nach Pellet's Angaben.
In einer Tabelle sind die erhaltenen Ziffern mit den zum Vergleiche ausgeführten
Bestimmungen nach der Alkoholextraction und der Wasserpolarisation aufgeführt, und
der Verfasser berechnet daraus ein allgemeines Mittel, welches aber ebenso wie das
vorige keine Berechtigung und keine Beweiskraft hat.
Eine Betrachtung der einzelnen Fälle wäre hier mehr angezeigt und läſst diese
Unterschiede noch auffallender und beweiskräftiger erscheinen als im vorhergehenden
Falle. Mit dem aus dem Mittel abzuleitenden Schlusse (s. unten) stehen die meisten
Einzelzahlen im Widerspruche, und es ergibt sich vielmehr aus diesen, daſs die
Wasserpolarisation, weil sie in vielen Fällen Abweichungen von der
Alkoholpolarisation zeigt, auch in der letzt beschriebenen Form, verlassen und durch
die genauere Alkoholpolarisation ersetzt werden muſs.
Aber selbst aus den nebelhaften Durchschnittszahlen zieht Petermann folgenden, nach dem Vorhergehenden nur theilweise
gerechtfertigten Schluſs: „Die sofortige Diffusion ist für alle Laboratorien,
welche eine groſse Menge Rübenuntersuchungen auszuführen haben, empfehlenswerth;
sie verlangt den möglichst geringen Aufwand an Arbeit, Zeit, Reagentien und Gas.
Meine Meinung ist aber immer, daſs die Alkoholextraction in allen Fällen
angewandt werden soll, in denen wissenschaftliche Genauigkeit angestrebt
wird.“
v. Lippmann theilte betreffs einiger seltener
Bestandtheile der Rübenasche mit (Deutsche
Zuckerindustrie, Bd. 14 Nr. 5 S. 136), daſs sowohl die Asche vieler Zuckermuster,
als auch die von Zuckerrüben und Rübenblättern die Anwesenheit von Borsäure erkennen läſst; die Reactionen sind meist so deutlich und
unzweifelhaft, daſs das Vorhandensein von mehr als bloſs minimalen Spuren vermuthet
werden darf, doch reichen die Beobachtungen nicht aus, um auf die Häufigkeit oder
Regelmäſsigkeit dieses Vorkommens einen bestimmten Schluſs zu ziehen.
Ein selteneres Element, das sich in oft recht erheblicher Menge in den
Schlempekohlen, die bei der Verarbeitung von Melassen gewonnen werden, anhäuft, ist
das Vanadin; seine Anwesenheit macht sich durch
auffällige Färbungen (meist blau oder blaugrau) bemerklich, und der Procentgehalt
der Schlempekohle an diesem Körper ist nach mehrfachen Beobachtungen kein
allzukleiner.
Textabbildung Bd. 272, S. 231Von anderen metallischen Elementen finden sich Mangan, Cäsium und Kupfer
spurenweise in der Asche von Rüben, Rübenblättern und Rübenproducten. Das Vorkommen
von Cäsium läſst sich mit dem Spektroskop scharf erkennen, und da man, auf Grandeau's Untersuchung hin, fast in allen
einschlägigen Werken nur den Rubidiumgehalt der Rübenasche angeführt findet, so wird
dieser Umstand besonders erwähnt; die Menge des Cäsiums ist aber jedenfalls eine
äuſserst geringe, denn während Rubidium bis zu 0,2 Proc. vorkommen soll, gelingt bei
Cäsium die Abscheidung und quantitative Bestimmung auf keinem der üblichen Wege, zum
Mindesten nicht aus den in einem gewöhnlichen Fabrikslaboratorium zu bewältigenden
Mengen Rohmaterial.
Dr. P. Brumme hat das in nebenstehender Figur
dargestellte Vacuummeter für Verdampfapparate (Zeitschrift
des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. 38 * S. 1228) als erprobt und
vollkommen zuverlässig empfohlen.
Derselbe besteht aus einem Quecksilbergefäſse B, welches sich mit seiner Messingfassung durch einen
Schneckengang bei S zur bequemen Einstellung des
Nullpunktes auf und nieder schrauben läſst. Das Quecksilbergefäſs ist in seinem
unteren Theile röhrenförmig verengt, um Quecksilber zu ersparen, nach oben erweitert
es sich schalenförmig und ist durch einen Deckel mit centraler Oeffnung für das
Barometerrohr geschlossen. Letzteres, vor einer aus weiſsem Glase angefertigten
weithin sichtbaren Scala von 0 bis 80cm
Eintheilung fest angebracht, geht lose durch den Deckel von B und ist mit seinem oberen offenen Ende durch einen dickwandigen
Gummischlauch mit der vierfach tubulirten Vorlage A
verbunden. Die Vorlage communicirt ihrerseits ebenfalls durch einen Gummischlauch
mit dem unter Luftleere
arbeitenden Verdampfapparate oder Vacuum. Beide Gummischläuche haben
Spiralfedereinlagen, widerstehen also dem äuſseren Drucke der Atmosphäre.
Der Zweck der Vorlage ist ein doppelter, einmal verhindert
dieselbe ein Einsickern von Condensflüssigkeiten in das Steigerohr des Quecksilbers,
hält letzteres sowie das Steigerohr also immer trocken und rein, zweitens aber
bildet die Vorlage einen werthvollen Controlapparat bei vorkommenden Undichtigkeiten
der Heizröhren oder Ueberkochen der Eindickungsapparate.
Verbindet man nämlich die Vorlage mittels des Spiralschlau dies
D und eines vorher auf seine Dichtheit gewissenhaft
geprüften Röhrchens von Eisen oder Blei von 10mm
innerem Durchmesser mit einem schräg aufsteigenden oder wagerechten Theile des
Brüdenrohres und zwar da, wo dasselbe den Verdampfapparat soeben verläſst, und gibt
man dem kleinen Verbindungsröhrchen steten Fall nach der Vorlage, so werden bei
eintretendem Ueberkochen von Saft oder plötzlichem Aufreiſsen der Heizrohre die in
das Brüdenrohr geschleuderten Saftmassen zum Theil auch in die Mündung des
Verbindungsrohres gelangen und von hier entweder stoſsweise oder in Tropfen in die
Vorlage abflieſsen. Werden die Glashähne abc mit Schnur
und Plombe oder auf andere Weise versichert, so daſs es dem am Verdampfapparate
arbeitenden Manne nicht möglich ist, die aufgesammelte Flüssigkeit aus der Vorlage
abzulassen, so gibt der Zustand innerhalb der Vorlage, sowie der Barometerstand dem
Aufseher oder Fabrikbeamten zu jeder Zeit Aufschluſs über die Zuverlässigkeit des
Kochers sowohl, als auch über die Verfassung, in welcher sich das ganze
Verdampfsystem befindet. Eine solche Controle ist des Nachts von ganz besonderem
Werthe. In verflossener Campagne hat ein solcher Apparat tadellos functionirt und
ganz erhebliche Dienste geleistet. Selbst bei kleineren Undichtigkeiten im
Verdampfungssysteme, welche sich sonst sehr lange der Beobachtung und selbst der
chemischen Controle entziehen, trat ein charakteristisches Tröpfeln von Saft in die
Vorlage und ein merkliches Schwanken der Quecksilbersäule ein. In allen Fällen hat
sich der Apparat als unbedingt zuverlässig erwiesen.
Die Vorlage faſst etwa 21 Flüssigkeit, die in einfacher Weise
durch den Glashahn a, nachdem der äuſsere Druck in der
Vorlage hergestellt und der Lufthahn b geöffnet ist,
entfernt wird; kommt es aber vor, daſs sich die Vorlage bei plötzlichem Ueberkochen
schnell mit Saft anfüllt, so ist der Hahn c sofort zu
schlieſsen und dem aufsichtführenden Beamten davon Meldung zu machen. Bei
regelrechtem Betriebe bleibt die Vorlage leer und trocken und die Quecksilbersäule
constant; man hat es überdies in der Hand, etwa sich ansammelndes Condenswasser auf
seinen Zuckergehalt zu untersuchen. (Der Apparat ist zum Preise von 75 M. von Schmidt und Hänsch in Berlin zu beziehen.)
Unter der Bezeichnung „Trockner mit Sichteinrichtung“ wurde Büttner und Meyer (Uerdingen) ein
Schnitzeltrockenapparat vom 17. Januar 1888 ab patentirt (D. R. P. Nr. 45080),
welcher in den Fig.
2 und 3 in zwei Schnitten dargestellt ist.
Die Erfinder lassen den Transport des Trockengutes durch zwei sich
entgegenarbeitende Mittel bewirken und zwar in positiver Richtung (d.h. in der
Richtung des Durchganges) durch einen Luftstrom, in negativer durch ein mechanisches
Mittel, als welches sich vorzugsweise Schraubenflügel eignen.
Da diese beiden Mittel nicht gleichartig arbeiten, indem der
Schrauben-Hügel auf leichtere Theilchen ebenso stark wirkt wie auf schwerere,
während der Luftstrom erstere stärker angreift, so findet im Trockenapparate selbst
eine stetige Sichtung der leichteren, trockeneren von den schwereren, feuchteren
Theilen statt; erstere werden dem Ausgange schneller zugeführt, letztere behufs
Vollendung der Trocknung im Apparate zurückgehalten. Die Energie der Wirkung jeder
der beiden Transportmittel kann leicht so bemessen werden, daſs der positive Impuls
(des Luftstromes) auf die trockeneren, der negative (der Schraubenflügel) auf die
feuchteren Theilchen überwiegt, so daſs letztere den Apparat überhaupt nicht
verlassen können.
Das Dasse Material fällt von A in den Trockenraum B, in welchem es durch die Schaufelräder CC stets von neuem gehoben wird. Ein durch den
Ventilator D erzeugter, durch den
Schmetterlings-Einlaſsschieber E regulirbarer Luftstrom
strebt, das Material der austragenden Schnecke F
zuzuführen. Zwischen den beiden Schaufelrädern ist eine mit Schraubenflügel s1
s1 besetzte Welle G gelagert, welche das durch die Schaufeln ihr
zugeschobene Material stetig zurücktransportirt.
Ein trockeneres und deshalb leichteres Materialtheilchen a wird etwa folgenden Weg nehmen: Es wird von 1 nach 2 durch eine Schaufel gehoben, durch
den Luftstrom im Fallen nach 3 transportirt und durch
die Schraubenflügel nach 4 zurückgebracht. Dabei wird
der durchschnittliche Weg 3 – 4 erheblich kleiner sein als die Wagerechtprojection von 2 – 3, so daſs das Theilchen in positiver Richtung
vorgerückt ist und in gleicher Weise seinen Weg durch 5, 6,
7, 8 bis 12 fortsetzt. Anders wird ein
feuchteres und deshalb schwereres Theilchen b
beeinfluſst, welches ursprünglich neben a gelegen haben
mag. Bei ihm wird der durchschnittliche auf die Wagerechte projicirte Weg II – III viel kleiner als
2 – 3 und unter
Umständen sogar nicht gröſser als III – IV sein. Es ist hier selbstverständlich immer nur von
durchschnittlichen Wegen gesprochen.
Unerheblich ist es für die transportirende und sichtende Wirkung des Apparates, ob
der Luftstrom selbst zugleich zum Trocknen benutzt wird oder nicht.
Die Schraubenflügel können statt an einer besonderen Welle auch an Armen des
Schaufelrades angeordnet sein (ss in Fig. 3).
Die Patent-Ansprüche lauten:
1) Verfahren, zu trocknendes Material innerhalb des
Trockenapparates gleichzeitig der positiv gerichteten Wirkung eines Luftstromes und
der negativ gerichteten von Schraubenflügeln zu unterwerfen und dadurch eine
Sichtung der trockeneren und feuchteren Theile, sowie einen stärkeren Transport der
ersteren und einen schwächeren der letzteren zu erzielen.
2) Ein geschlossener Trockenapparat, ausgerüstet mit
Schaufelrädern cc, welche das Material heben, sowie mit
Schraubenflügeln ss, s1
s1, welche das Material
zurücktransportiren, durchströmt von einem Luftstrome, welcher es vorwärts
transportirt und sichtet.
Für diesen Schnitzeltrockenapparat ist dem Genannten der vom Verein für die Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches ausgesetzte
Preis von 15000 M. zuerkannt worden, und es lauten die Berichte über die Arbeit mit
demselben allerseits günstig. So unter anderen derjenige von A. Müller in der Versammlung des Braunschweigischen Zweigvereines für Rübenzucker industrie (Deutsche Zuckerindustrie, Bd. 14 Nr. 49 vom 7. December
1888 S. 1595), welcher u.a. folgendes mittheilt:
Das Verfahren ist seit voriger Campagne in der Zuckerfabrik
Gilbach bei Wevelinghofen in Betrieb und soll nur 10 Pf. Unkosten auf den
Centner frischer Schnitzel verursachen.
Die Einrichtung des Verfahrens ist die denkbar einfachste. Eine unter die Schnitzelpressen
gestellte Transportschnecke nimmt das zum Trocknen bestimmte Quantum Schnitzel auf
und führt es dem Trockenofen zu. Der Ofen selbst wird mit Koks geheizt, es haben die
Feuergase durch einen Senkrechtzug und durch drei über einander liegende
Wagerechtzüge zu gehen. In jedem dieser Züge befindet sich eine Doppelmulde und in
jeder Abtheilung dieser Mulde eine Welle mit Flügeln. Die Wellen arbeiten einander
entgegen. Gelangt nun beispielsweise die zu trocknende Masse aus der
Transportschnecke in die linke Hälfte der obersten Mulde, so wird sie da von den
Flügeln der Welle gefaſst und der rechten Hälfte zugeworfen, in dieser wiederum der
linken, und so wiederholt sich diese Manipulation, bis die Schnitzel am Endpunkte
der Mulde angekommen, aus ihr in die darunter liegende zweite fallen und aus dieser
in die dritte. Von der dritten Mulde werden die nun trockenen Schnitzel von einer
Transportschnecke aufgenommen, einem Ausgangsrumpfe und den darunter hängenden
Säcken zugebracht. Bei dem Herüber- und Hinüberwerfen werden die Schnitzel von den
in derselben Richtung durch einen Exhaustor abgesogenen Feuergasen umspielt, und
zwar treffen die heiſsesten Gase die nassesten Schnitzel; die Anfangstemperatur
derselben ist 450° C, die Endtemperatur 90° C. Es hat sich nun in obengenannter
Fabrik herausgestellt, daſs es nicht rationell ist, die Trocknung bis auf ganz
geringe Feuchtigkeitsgrade herbeizuführen. Bei einem Wassergehalte von unter 10
Proc. brechen die Schnitzel, werden Pulver, lassen sich deshalb schlecht hantiren,
ziehen aber auch auſserdem aus der Luft Feuchtigkeit an. Am besten ist es, Schnitzel
mit etwa 10 Proc. Feuchtigkeit herzustellen.
Der Preis der trockenen Schnitzel ist in obengenannter Fabrik auf 4 M. festgesetzt,
indem man einen Preis von 30 Pf. für den Centner nasser Schnitzel zu Grunde legte
und 1 M. Unkosten hinzurechnete. Zu diesem Preise werden die Schnitzel gern
abgenommen, und die Fabrik denkt daran, die Production (zur Zeit 500 Centner in 24
Stunden) auf das Doppelte zu erhöhen, glaubt zugleich dadurch die Unkosten um 30
Proc. zu vermindern. Ohne die Thiere allmählich an das trockene Futter gewöhnt zu
haben, ist es nicht möglich, sie mit Schnitzeln, wie sie hier hergestellt sind,
sofort zu füttern, sie nehmen dieselben so nicht an; es ist vielmehr erforderlich,
das fünf- bis sechsfache von Wasser auf die Schnitzel zu geben und sie 10 bis 12
Stunden eingequellt stehen zu lassen. So präparirt nehmen die Thiere das Futter gern
und ziehen es den sauern Schnitzeln vor. Die mit dem Futter erzielten Resultate
waren bei Mastvieh die gleichen wie bei dem früheren Futter, dagegen hat sich bei
Milchvieh die Milch, wenn auch nicht dem Quantum nach, so doch qualitativ
verbessert. Man bekam bessere Butter und konnte sie ganz besonders gut verwenden,
Redner resumirt die Vortheile der Schnitzeltrocknung dahin: 1) trockenes
Futtermaterial von bester Beschaffenheit, 2) Aufbewahrung der Schnitzel ohne Verlust, 3) bedeutende
Frachtersparniſs, 4) Erhöhung des Futterwerthes dadurch, daſs den Thieren mit dem
Futter weniger Wasser zugeführt wird. In nächster Zeit sollen Schnitzel nach dem Meyer-Büttner'schen Verfahren, combinirt aber mit dem
von Prof. Märcker gemachten Vorschlage, die nassen
Schnitzel mit Kalkmilch anzusprengen (man soll durch dieses Ansprengen Schnitzel im
ungetrockneten Zustande mit einem Trockengehalte bis 26 Proc. bekommen haben),
getrocknet werden. Selbstverständlich würden auch hierdurch wiederum die Kosten für
Brennmaterial sinken.
Schnitzel- und Pülpenfänger von Ant. Wagner in Sarstedt (D. R. P. Kl. 89 Nr. 45515 vom
8. Juni 1888).
Die Rohsäfte der Zuckerfabrikation sind mit mehr oder weniger fein
zertheilten, festen Bestandtheilen der Zuckerrübe beladen, deren Zersetzung durch
den zur Scheidung angewendeten Aetzkalk in bekannter Weise nachtheilig auf das
spätere Verhalten der Säfte bei der Zuckergewinnung einwirkt.
Die Versuche mit Sieben, welche man in den Diffuseuren oder auch
an anderen Stellen gelegentlich angebracht hat, haben zwar einigen, jedoch nicht
genügenden Erfolg gehabt.
Nach der vorliegenden Erfindung wird der in Fig. 4 und 5 Taf. 9 mit A bezeichnete Apparat in die Rohsaftrohrleitung so
eingeschaltet, daſs der Saft durch das Rohr e ein- und
durch das Rohr a ausströmt. Eine Anzahl wagerechter
Siebe s1... s4 und senkrechter
Siebe d1... d4 bilden die
Abtheilungen r1... r4 von zunehmend
gröſserer Siebfläche und abnehmender Maschen weite, so daſs die Siebe s1 und d1 die gröſsten
Oeffnungen und kleinsten Flächen, die Siebe s4 und d4 die kleinsten Sieböffnungen und gröſsten Flächen
dem durchströmenden Safte darbieten. Die groſse Verlangsamung der Saftbewegung,
welche diese Anordnung bewirkt, begünstigt die Ablagerung der in dem Safte
suspendirten festen Theile, so daſs derselbe relativ frei von diesen den Apparat
verläſst und die Nachtheile auf geringfügige Mengen beschränkt werden.
Der Deckel schlieſst unter Gummidichtung den Apparat nach auſsen
ab und ist ohne Zeitverlust zu öffnen, so daſs das Ausnehmen der aufgefangenen
Schnitzel und Pulpen bequem in der Zeit erfolgen kann, welche nach dem Saftabzuge
eines Diffuseurs bis zu demjenigen des zweiten verstreicht. Der nach unten leicht
verjüngte Querschnitt des Apparates gestattet ein schnelles Abheben, Reinigen und
Wiedereinlegen der Siebe.
Die Röhren R dienen zur Entlüftung
des Apparates.
Patentanspruch.
Ein Schnitzel- und Pülpenfänger A von
der Einrichtung, daſs senkrechte Siebe d1... d4 und wagerechte Siebe s1... s4 die Räumer r1... r4 von zunehmender Siebfläche und abnehmender
Maschenweite bilden, in welchen der durchflieſsende Saft die Schnitzel und Pulpen
absetzt.
Verfahren zur Entzuckerung von Melassen u.
dgl. mittels Magnesiumsulfats, Alkohols u.s.w. von Dr. Paul Degener, BerlinDieses Patent ist bereits am 27. December 1888 erloschen. (D. R.
P. Kl. 89 Nr. 45037 vom 24. April 1887).
Wenn man Melasse, Syrup jeder Art, welcher irgend eine Zuckerart
enthalten kann, oder ähnliche stark verunreinigte zuckerhaltige Massen, warm oder
kalt, und in möglichst concentrirter Form mit nahezu oder ganz entwässertem
Magnesiumsulfat, Magnesiumsulfit oder Magnesiumphosphat, welch letztere Salze
weniger vortheilhaft in der Anwendung sind, mischt, die Masse bis zur Erhärtung bei
gewöhnlicher Temperatur oder mäſsiger Wärme unter Ausschluſs feuchter Luft liegen
läſst und sie – was auch schon vorher geschehen kann – genügend zerkleinert, so
laugt Alkohol oder Methylalkohol, mehr oder minder Wasser enthaltend, bezieh. wasserfrei,
daraus Zucker in sehr reiner Form aus, und die Lösung läſst bei systematischer
Anreicherung schlieſslich den Zucker in bemerkenswerth reiner Form fallen. Je länger
dabei die Masse vor dem Auslaugen liegt, um so reiner sind die Auszüge; der Alkohol
hat zweckmäſsig 95 Proc.
Setzt man, zugleich mit dem Magnesiumsulfat, oder vorher oder
nachher, etwas Aetzkalk hinzu, so erreicht man eine weit gröſsere Reinheit. Nur muſs
stets das Magnesiumsulfat im Ueberschusse vorhanden sein. Auch ein Zusatz von
Aluminium- oder Eisensulfat befördert die Reinheit der erzielten Extracte. Um die
Masse, wenn sie sehr wasserhaltig war, rascher fest werden zu lassen, setzt man ihr
auſserdem so lange gebrannten Gyps hinzu, als sich einkneten läſst. Bewährte
Vorschriften sind z.B. 100 Th. Melasse und 100 Th. Magnesiumsulfat (calcinirt) oder
100 Th. Melasse, 15 Th. Kalk (zerfallen), 60 Th. Magnesiumsulfat (calcinirt) und
Gyps in genügender Menge, 100 Th. Melasse, 30 Th. Kalk, 80 bis 100 Th.
Magnesiumsulfat (calcinirt). Die durch die übrigens sehr rasch verlaufende
Extraction gewonnenen alkoholischen Laugen und die Ausscheidungen daraus können
verschieden verarbeitet werden:
1) Entweder bringt man sie direkt ganz oder fast ganz zum Trocknen
und laugt kalt oder warm mit starkem oder absolutem Alkohol aus, der den Nichtzucker
fast ganz aufnimmt. Es bleibt ein sehr aromatischer heller Zucker zurück, dessen
Geschmack an Zucker aus Zuckerrohr erinnert.
Die alkoholische Lauge wird mit Kalk, Baryt oder Strontian bezieh.
deren Hydraten im Ueberschusse versetzt und, nachdem die Lösung nicht mehr
polarisirt, vom Niederschlage getrennt. Letzterer geht entweder trocken zu neuer
Melasse zurück, oder wird auf irgend eine Weise saturirt, und kann dann ebenso
verwendet oder für sich verarbeitet werden.
2) Oder man zieht den Alkohol ganz ab, verdampft zur Consistenz
von Füllmasse und centrifugirt. Den Ablauſsyrup kann man entweder nochmals verkochen
und abermals schleudern, die Restmelasse aber nach gehöriger Trocknung mit Alkohol
o. dgl. extrahiren oder letztere Behandlung sofort vornehmen.
3) Man kann auch so verfahren, daſs man die ersten alkoholischen
Laugen der „Sulfatmelassen“, welche den ganzen Nichtzucker, der in Alkohol
löslich ist, enthalten, gesondert auffängt und nach 1) oder 2) oder sonstwie
verarbeitet.
4) Endlich kann man den flüssigen Theil des alkoholischen Auszuges
vom Ausgeschiedenen trennen, nachdem jener längere Zeit gestanden hat, und beide
Portionen gesondert nach 1) oder 2) oder einer anderen Methode verarbeiten.
Bei Verfahren 3) und 4) kann die verunreinigte Flüssigkeit,
nachdem man sie, wenn nöthig, mit etwas starkem Alkohol o. dgl. versetzt hat, noch
ein oder mehrere Male zur Extraction dienen. Dasselbe gilt für die unter 1) erwähnte
Auswaschflüssigkeit. Die endgültig erhaltenen Zucker können dann noch, wenn nöthig,
raffinirt werden.
Die Mengen der zugesetzten Chemikalien richten sich nach der
Verunreinigung und dem Wassergehalte sowohl der zu entzuckernden Masse, wie der zu
diesem Zwecke verwendeten Lösungsmittel. Die entzuckerten trockenen Rückstände
werden entweder direkt als Dünger verwerthet oder regenerirt.
(Fortsetzung folgt.)