Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. |
Autor: | Stammer |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 282 |
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Neuere Verfahren und Apparate für
Zuckerfabriken.
(Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 228
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
9.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Die Gewinnung von Zucker aus Melasse mittels Strontian
erfolgt in den meisten Fällen nach dem Bisaccharatverfahren. Ueber das neuere, Scheibler unter Nr. 22000 patentirte Monosaccharatverfahren liegen bisher nur Mittheilungen des Erfinders vor
(Scheibler's Neue
Zeitschrift, Bd. 16 S. 1 und 13; vgl. auch Stammer's Lehrbuch der Zuckerfabrikation, 2.
Aufl. 8. 1087). Ueber dieses Verfahren machte neuerdings U.
Pätow Mittheilungen in Scheibler's Neue Zeitschrift, Bd. 21 Nr. 19 S. 254, welche wir hier
mit geringen Kürzungen folgen lassen.
Bringt man Melasse mit einer heiſsgesättigten Strontianlösung in dem Verhältnisse
zusammen, daſs sich der Zucker zum krystallisirten Strontianhydrat SrO + 9H2O wie 1 zu 0,8 verhält, so entsteht bekanntlich
eine Lösung, welche Monostrontiumsaccharat enthält, das durch Abkühlung und Anregung
zur Krystallisation abgeschieden werden kann. Ein solches übersättigtes Gemisch
sollte nach der von Scheibler entworfenen Tabelle über
die Löslichkeit des reinen Monostrontiumsaccharates durch Abkühlung bis auf 15° C.
Monosaccharat in solcher Menge ausscheiden, daſs die Mutterlauge nur noch 4,3 Proc.
von demselben enthält. Es müſsten demnach bei Verwendung von Melasse von 50 Proc.
Zucker und 20 Proc. Wasser etwa 90 Proc. des vorhandenen Zuckers durch jene Arbeiten
in Form von Monosaccharat abgeschieden werden. Die Mutterlauge hätte dann nach der
Theorie 3,3 zu polarisiren, entsprechend einem Gehalte von 4,3 Proc.
Monostrontiumsaccharat. Annähernd erreicht man dieses Resultat bei
Laboratoriumsversuchen. Im Groſsbetriebe erhält man jedoch, vorausgesetzt, daſs eine Kühlhausanlage nicht
zur Verwendung kommt, eine Mutterlauge, die etwa 10 polarisirt und somit noch 13,4
Proc. Monosaccharat enthält, wonach nur 72 Proc. des Zuckers abgeschieden werden. Es
liegt dies daran, daſs die Abkühlung der übersättigten Lösung schnell bewirkt werden
muſs, weil andernfalls die Kühlung unverhältniſsmäſsig viel Zeit oder einen dem
übrigen Betriebe nicht entsprechenden Raum beanspruchen würde. Ueberdies erwärmt
sich in Folge der Krystallisation des Monosaccharates die gekühlte Masse stets um
einige Grade, so daſs auch dadurch ein gröſserer Theil des Saceharates in Lösung
erhalten bleibt.
Den gesammelten Erfahrungen und den beobachteten Verhältnissen entsprechend ist nun
in dem hierauf bezüglichen Theile eine für eine Verarbeitung von 150 Metercentner
bestimmte Fabrik folgendermaſsen eingerichtet:
Kochstation, Monosaccharatraum, Pressen. Zum Vermischen der Melasse mit
Strontianlauge bezieh. Bisaccharat, sowie zum Verkochen der Zuckerlauge auf dieses
dienen vier cylinderförmige Kochpfannen von zusammen etwa 6000l Inhalt. Dieselben sind mit Rührwerk, offener
Dampfschlange, Einlaſsventil für Zuckerlauge und Ablaufhahn versehen.
Die Melasse, sowie die 30procentige Strontianlauge können aus einer gemeinsamen Rinne
in den einen oder anderen Behälter durch einen am oberen Theile desselben
befindlichen Ansatzstutzen, der durch einen Griffstopfen verschlieſsbar ist,
geleitet werden. Letztere wird von der Löschbatterie zunächst in einen gröſseren
Behälter getrieben, der rait Dampfschlange und Abfluſsleitung versehen ist und
unmittelbar über den Kochpfannen steht. Von dort wird sie nach Bedarf in einen
Meſsbehälter gelassen, dessen Ablauf hahn, ebenso wie der eines auf einer Waage
befindlichen Behälters für Melasse, in jene oben erwähnte Rinne ausmündet. Der Gang
der Arbeit ist kurz folgender:
Zuckerlauge wird unter Strontianhydratzusatz auf Bisaccharat verkocht. Nachdem dieses
von der Lauge getrennt ist, wird Melasse zugesetzt. Diese und das Bisaccharat
vereinigen sich sofort und liefern eine Masse von 1,4 spec. Gew. Dann läſst man in
die Pfanne noch Melasse und 30procentige Strontianlauge laufen, bis die verlangte
Schwere erreicht ist. Das Gemisch wird durchgerührt und geht in den Kühler.
Gleichzeitig läuft eine Pfanne voll Zuckerlauge, eine andere steht zum Absetzen des
Bisaccharates, und die vierte wird auf Bisaccharat verkocht. Am Boden der
Kochgefäſse befindet sich ein Hahn, um die Masse in den Kühler zu lassen. Die von
Scheibler ursprünglich vorgeschlagenen Theisen'schen Gegenstrom kühler haben sich nicht
bewahrt, es wurde daher eine neue Kühlvorrichtung construirt. Im Inneren einer
doppelwandigen Rinne bewegen sich um ihre Achse flache, kreisförmige Hohlkörper,
durch die Wasser flieſst. Durch einen Ventilator kann Luft von oben her durch
viele Oeffnungen geblasen werden. Dieser Küblapparat, von Langen und Hundhausen in Grevenbroich construirt, arbeitet sehr gut. Jede
Füllung wird bis auf 11° C. gekühlt, was ungefähr 25 Minuten dauert. Von hier
flieſst die schon von Monosaccharat durchsetzte Flüssigkeit in die
Monosaccharatbehälter, in denen gewöhnlich schon nach Verlauf von einigen Stunden
die Ausscheidung vor sich geht. Durch Umrühren wird die Saccharatbildung
beschleunigt, man kann aber die dafür erforderliche Arbeit sparen, da sie auch
ohnehin vollkommen erfolgt, wenn man die Masse nur lange genug sich selbst
überläſst. Vor dem Pressen muſs aber der Inhalt eines Behälters gut durchgearbeitet
werden. Der Monosaccharatraum ist mit 16 Behältern von je 10cbm Inhalt versehen und derartig gelegen, daſs er
von der Wärmeausstrahlung der Fabrik möglichst wenig getroffen wird. Jeder Behälter
hat am Boden eine Oeffnung, die durch einen Hahn abgeschlossen ist. Sämmtliche Hähne
münden in ein gemeinsames Rohr, das nach einer Pumpe führt. Diese eine mit
Kegelventilen versehene wagerechte Pumpe (System Langen und
Hundhausen) treibt nun die Monosaccharatmasse in Filterpressen, um die
Mutterlauge davon zu trennen. Die Kammerfilterpressen mit Entlüftung und absoluter
Saftverdrängung, wie die Firma Matthée und Scheibler in
Aachen solche baut, eignen sich für diesen Zweck sehr gut. Man spart aber bedeutend
an Arbeit und Tüchern, wenn man statt der 25mm
starken Kammerrahmen solche von doppelter Stärke anwendet. Sind nur
Rohzuckermelassen zu verarbeiten, so kann man sogar Rahmen von 200mm Breite verwenden, ohne sich der Gefahr
auszusetzen, daſs die Decklauge hierbei ihre Wirkung nicht gleichmäſsig ausüben
würde. Dieselben sind so aufgestellt, daſs durch den Saftkanal das
Monosaccharatgemisch und durch den Wasserkanal die Decklauge zugeführt wird.
Auſserdem ist noch ein Dampfrohr angebracht, damit bei Schluſs der Arbeit am Sonntag
Morgen die Tücher ausgedämpft werden können. Zum Filtriren dient doppelt gelegter
Jutestoff. Gewöhnlich müssen die äuſseren Tücher täglich, bei Invertzucker haltigen
Melassen sogar mehrmals am Tage gewechselt werden; die verschmierten Tücher werden
mit heiſsem Wasser ausgekocht und können dann oft wieder benutzt werden.
Der zum Vollpumpen der Kammern nöthige Druck ist ganz abhängig von der Beschaffenheit
des Saccharates. Man kommt meistens mit 3 bis 4at
Druck aus, muſs aber bisweilen 5 verwenden. Da zur Erzielung gleichmäſsig gedeckter
Saccharate längere Zeit derselbe Druck auf die Presse wirken muſs, befindet sich in
der Druckleitung ein Rückschlagventil, das nach Bedarf regulirt werden kann. Der die
Pressen bedienende Arbeiter kann schon beim Einpumpen in die erste Presse aus der
Art des Ablaufens der Zuckerlauge und der zum Füllen nöthigen Zeit beurtheilen, wie
hoher Druck anzuwenden ist, und läſst danach das Ventil stellen.
Das rohe Saccharat stellt eine feste hellbraune Masse dar, aus der man durch
Saturation einen Saft von 75 bis 80 Quotient erhält. Das gedeckte ist rein weiſs und
von lockerer Beschaffenheit. Es polarisirt 30 bei 28 Alkalität. (Diese Zahlen sind
das Mittel der täglichen Untersuchungen.) Die Schwankung, durch den verschieden
starken Druck bedingt, bewegt sich zwischen 28 und 38. Die Alkalität ist abhängig
von derjenigen des Monosaccharatgemisches (der ursprünglichen übersättigten Lösung)
und diese wiederum durch die Art der Melasse bedingt. Verarbeitet man nur
Rohzuckermelassen, kann man die Alkalinität so halten, daſs dieselbe 0,80 des
Zuckers beträgt; bei Raffineriemelassen ist deshalb eine höhere Alkalität (1 Zucker
auf 1 Strontianhydrat) anzuwenden, weil dadurch die Ausscheidung von Monosaccharat
vergröſsert wird. Nach Scheibler's Analysen ist das
Verhältniſs von Zucker und Strontianhydrat im Monosaccharat wie 1 : 0,77; man hat
demnach in der Praxis bei Verarbeitung von Raffineriemelassen 23 Proc.
Strontianhydrat mehr im Betriebe und, was am meisten ins Gewicht fällt, dieselbe
Quantität zu saturiren und wiederzubeleben.
Man erhält aus 10cbm des Rohgemisches von 1,30
spec. Gew. und 24 Polarisation oder 3120k Zucker
7500k ausgedecktes Monosaccharat oder 2250k Zucker, das sind 72,11 Proc. oder rund 72 Proc.
Die anderen 28 Proc. verbleiben in der Mutterlauge, die 35 Brix schwer ist, 10 Proc.
Zucker enthält und eine Alkalität von 10 hat. Dieselbe läuft direkt nach der
Kochstation, wo jedesmal 2500l auf Bisaccharat
verkocht werden. Man verwendet dazu auſser dem braunen Salze dasjenige weiſse Salz,
das zur Deckung der Strontianverluste bezogen wird. Dadurch wird bei dem Betriebe
das weiſse Salzhaus entbehrlich. Die von dieser Kochung herrührende decantirte
entzuckerte Endlauge, braune Lauge genannt, flieſst in den Krystallisationsraum in
flache Behälter, in welchen die Hälfte des überschüssigen Strontiumhydrats
auskrystallisirt. Nach dem Erkalten bis 20° C. wird die Lauge zur Saturation,
braunen Saturation, getrieben, wo der Rest des gelösten Strontians aussaturirt wird.
Die Saturation geschieht bei Siedehitze, und da durch Kohlensäure alles
Strontiumhydrat nicht gefällt werden kann, werden in eine Pfanne, die 2000l faſst, 2 bis 6k Soda zugesetzt. Nach beendeter Saturation wird die Lauge in ein Montejus
abgelassen und mittels Dampf in Filterpressen, braune Pressen, getrieben. Die von
denselben ablaufende Endlauge wird zur Abdampfung geleitet, wo sie bis auf 80 Brix
Angedickt wird. Die Endlauge hat durchschnittlich 12 bis 14 Brix und polarisirt 1,0
(Durchschnitt einer Campagne). Diese hohe Polarisation ist dadurch bedingt, daſs in
der Zuckerlauge eine stetige Anhäufung von Raffinose stattfindet, die, bei einem
gewissen Procentgehalte angelangt, durch die beim Verkochen auf Bisaccharat
gebräuchliche Alkalität nicht mehr abgeschieden wird. Diese Anreicherung an
Raffinose haben sowohl die Analysen der Zuckerlauge und der Endlauge, sowie auf dem
Laboratorium
angestellte Versuche die Raffinose zu isoliren, klar dargethan. Im Verlaufe eines
Jahres stieg bei ganz gleichbleibender Arbeit die Polarisation der Zuckerlauge von
10 auf 18, und dementsprechend erhöhte sich auch die Polarisation der Endlauge. Es
war schlieſslich nur noch möglich, durch Einhalten einer Alkalität von 25 bis 30
eine normale Polarisation der Endlauge zu erreichen, und weil eine derartige
Arbeitsweise im Betriebe nicht durchzuführen ist, muſste stets ein Theil der
Raffinose mit in die Endlauge gehen. Versuche, die noch nicht zum Abschlusse gelangt
sind, deuten darauf hin, daſs es möglich ist, durch fractionirtes Kochen mit
Strontian den Zucker von der Raffinose zu trennen. Scheibler's Methode zur Trennung von Zucker und Raffinose hat also
thatsächlich technischen Werth, wie einige Zahlen zeigen mögen: Nach halbjähriger
Arbeit wurde die Zuckerlauge des Betriebes (42,5 Brix, 15,8 Pol., 12,4 Ale.) auf
Bisaccharat verkocht und daraus ein Syrup von 69,5 Polarisation und 58,5 Proc.
Zucker nach der Inversion gewonnen. Aus demselben lieſs sich durch Zusatz von
Strontianlauge bezieh. Bisaccharat noch eine Abscheidung von Monosaccharat erzielen.
Zwei Monate später wurden dem Betriebe mehrere Kilogramm Bisaccharat entnommen, die
wiederum zu Syrup verarbeitet mit Strontianlauge versetzt wurden. Es fand nach
längerem Stehen nur eine geringe Ausscheidung von Monosaccharat statt, und die
hiervon herstammende Mutterlauge lieferte Bisaccharat.
Von 100k Melasse werden 26k eingedampfte Endlauge oder beinahe sämmtlicher
Nichtzucker der Melasse erhalten. Der in den braunen Pressen verbleibende Schlamm
ist fast von derselben Reinheit wie der weiſse, da durch die Einrichtung der
Saftverdrängungspresse eine ausgezeichnete Auslaugung desselben erreicht war.
Das ausgedeckte Monosaccharat – Vollpumpen, Decken und Ausnehmen einer Presse
beanspruchen 1½ Stunden – wird durch Trichter in Transportschnecken und durch diese
in Maischen geführt. Gewöhnlich lösen sich die Kuchen so vollständig von den
Tüchern, daſs es nur eines kleinen Anstoſses bedarf, sie zum Abfallen von denselben
zu bringen. Ist die Melasse aber stark invertzuckerhaltig, oder hat die Decklauge
nicht lange genug auf das Rohsaccharat gewirkt, so müssen die Saccharate von den
Tüchern abgeschabt werden, womit natürlich viel Arbeit, Verschmieren und schnelles
Unbrauchbar werden der Tücher verbunden sind. In der Maische, einem liegenden
schmiedeeisernen Cylinder mit Rührwerk, wird das Saccharat mit Wasser zerrührt, bis
das Gemisch eine Schwere von 1,11 spec. Gew. erreicht hat. Das Maischen geht leicht,
da sich bei dieser Concentration ein groſser Theil des Monosaccharats löst. Es
empfiehlt sich, nur bis zur angegebenen Schwere zu maischen, da sich bei derselben
am besten saturirt. Von der Maische wird das Gemisch durch eine Pumpe in die
Saturateure gebracht. Dieselben gleichen den in den Zuckerfabriken gebräuchlichen
in jeder Beziehung.
In ihnen wird die Flüssigkeit bis auf 70° C. erhitzt und so lange der Einwirkung der
Kohlensäure, die von dem Kammerofen zur Regenerirung des Strontians gesogen wird,
ausgesetzt, bis Phenolphtaleinpapier nicht mehr geröthet wird. Dann wird bis zum
Kochen erhitzt. Die Saturation geht glatt und schnell von Statten.
Durchschnittlich wurden 4000l Maische in einer
halben Stunde saturirt. Zur Trennung des Saftes von dem kohlensauren Strontium wird
der Inhalt der Saturation in Filterpressen, die sogen. weiſsen Pressen, gepumpt. Man
benutzt zu diesem Zwecke die gleiche Schlammpumpe wie oben und verwendet dieselben
Scheibler'schen Pressen, die bei der
Monosaccharatstation beschrieben wurden, und zwar solche mit Rahmen von 60mm Stärke. Der weiſse Schlamm enthält etwa 40
Proc. Wasser und in der Trockensubstanz 93 bis 95 Proc. Strontiumcarbonat und 0,5
bis 1 Proc. Strontiumsulfat neben 4 bis 5 Proc. organischen Substanzen. Er
polarisirt Null. Das Filtrat, der Saft, läuft zum Nachsaturiren zur zweiten
Saturation, wo er etwa 10 Minuten bei Siedehitze mit Kohlensäure in Berührung
gebracht wird. Er geht dann nochmals durch eine Filterpresse mittels eines Montejus
und wird in Verdampfapparaten auf 30 bis 40° Brix eingedickt. Der Dicksaft hat eine
wirkliche Reinheit von 95 Proc. Bei Verarbeitung von Rohzuckermelassen, kann man
leicht Säfte von einer durchschnittlichen Reinheit von 97 bis 98 darstellen. Es
bedarf hierzu nur einer gröſseren Anzahl von Pressen für das Monosaccharat.
Der Saft ist bisher für sich auf Korn verkocht worden, und alle daraus entfallenden
Producte wurden vom übrigen Betriebe getrennt gehalten. Beim Kochen haben sich
Schwierigkeiten niemals gezeigt. Die Zucker sind von ganz normaler Beschaffenheit
und namentlich auch die Nachproducte, die einen angenehmen Geschmack haben. Die
Restmelasse, Ablauf vom vierten Product, polarisirt 55 bei 50 Proc. Zucker (nach der
Inversion). Als Ausbeute wurden aus einer Melasse von durchschnittlich 49,79
Polarisation und 47,91 Proc. ZuckerDie Differenz zwischen der Polarisation und Inversion ist bekanntlich bei
Raffineriemelassen gröſser als bei Rohzuckermelassen., 53,7 Proc.
Füllmasse von 85 Polarisation gewonnen. 100 Füllmasse ergaben 40 Proc. Zucker von 96
Polarisation und 13,62 Proc. Endmelasse von 55 Polarisation.
In der Versuchsstation des österreichisch-ungarischen
Centralvereines für Rübenzuckerindusirie wurden von L. Strohmer in Wien einige Speisesyrupe untersucht, und zwar ein
inländischer und vier vom Auslande nach Oesterreich-Ungarn eingeführte, und folgende
Ergebnisse erhalten (Oesterreichisch-Ungarische Zeitschrift
für Zuckerindustrie, Bd. 17 Heft 6 S. 759):
Ausländische Speisesyrupe
InländischerSpeisesyrup
I
II
III
IV
V
Spec. Gew. bei 17,50 C
1,4233
1,4173
1,4344
1,4309
1,4181
Grade Balling
81,10
80,22
82,74
82,23
80,33
Direkte Polarisation
39,50
37,80
36,05
32,90
52,50
Polarisation nach der In- version bei 20° C
– 16,10
– 17,0
– 16,50
– 16,60
– 17,10
Reducirender Zucker, be- stimmt als
Invertzucker nach Preuß
25,50
21,56
28,34
21,67
0,47
Trockensubstanz
74,13
71,04
74,03
74,28
77,55
Asche
3,75
5,07
4,68
6,94
9,74
Aus diesen Analysen-Ergebnissen berechnet sich nachstehende Zusammensetzung der
untersuchten Syrupe:
I
II
III
IV
V
Wasser
25,87
28,96
25,97
25,72
22,45
Rohrzucker (Clerget)
41,91
41,31
39,60
37,30
52,45
Invertzucker
7,09
10,32
10,44
12,94
0,47
Optisch-inactiver Zucker
18,41
11,24
17,90
8,73
0,00
Asche
3,75
5,07
4,68
6,94
9,74
Org. fremde Stoffe (Differenz)
2,97
3,10
1,41
8,37
14,89
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
Als optisch-inactiver Zucker ist hier ein solches Gemenge von Glucose und
Invertzucker zu betrachten, in welchem die Rechtsdrehung jener durch die
Linksdrehung des letzteren aufgehoben wird.
Nach vorstehenden Untersuchungsergebnissen ist demnach der inländische Speisesyrup
nichts anderes als eine Rübenzuckermelasse, die ausländischen Speisesyrupe
charakterisiren sich dagegen als bessere Colonialzuckermelassen.
Stammer.