Titel: | Zinkgewinnung in Schachtöfen. |
Autor: | W. Koort |
Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 312 |
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Zinkgewinnung in Schachtöfen.
(Schluſs der Abhandlung S. 268 d. Bd.)
Zinkgewinnung in Schachtöfen.
Aus neuester Zeit stammt ein Verfahren von Eichhorn,
einem erfahrenen Zinkhüttenmanne, dem Miterfinder des Eichhorn-Liebig'schen Röstofens.
Das Verfahren erinnert zwar in der Wahl der Apparate an Westman. Im Prinzipe ist es jedoch wesentlich anders. Eichhorn bringt nämlich die durch die Kohlensäure bei
ihrer Reduction hervorgerufenen Oxyde wieder in eine Temperatur, bei welcher sie von
Neuem reducirt werden. Er benutzt hierzu zwei mit Koks gefüllte Schachtöfen, bei
welcher die Temperatur durch vorhergehendes Warmblasen erzeugt wird. Seine
Koksschachtöfen sind daher Wärmespeicher und Reductionsräume, während die Westman'schen Gaserzeuger nur Condensationsräume sind.
Das Eichhorn'sche Verfahren ist für Zink unter Nr. 45
599 in Deutschland vom 4. Oktober 1887 ab patentirt worden.
Wie in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1888 Nr.
43 und 44, von Eichhorn selbst ausgeführt ist, handelt
es sich bei der vorliegenden Methode nicht nur um Zinkgewinnung, sondern auch um die
Gewinnung von allen denjenigen Metallen und Metalloiden, welche bei der Spaltung aus
ihren Verbindungen wegen der niedrigen Lage ihres Siedepunktes in Dampfform
ausgeschieden werden.
Mit dem Wassergasprozesse ist eine neue Methode der Reduction unter Zuhilfenahme von
Wärme, welche vorher in dem reducirend wirkenden Kohlenstoffe selbst aufgespeichert
wurde, in die Industrie eingeführt worden. Von dieser neuen Methode sagt Eichhorn, daſs sie mit dem gewöhnlichen
Schachtofenprozesse im Hüttenwesen nicht in Concurrenz treten könne, daſs sie aber
den sogen. Gefäſsofenprozeſs wohl ersetzen könne. Ihr Werth liege darin, daſs keine
Gefäſse, geringere Handarbeit und weniger Kohlen als bei den Gefäſsöfen gebraucht
werden.
Da die in der Koksmenge aufzuspeichernde Wärmemenge nur eine begrenzte sein kann, so
wird dieselbe in verhältniſsmäſsig kurzer Zeit zu erneuern sein. Es wird daher in
Perioden von ¼ bis 1 Stunde abwechselnd gearbeitet werden müssen; der
Reductionsperiode wird allemal eine Periode des Warmblasens und der
Wärmeaufspeicherung folgen müssen und umgekehrt Die abwechselnde Arbeit bedingt nun
weiter, bei Reductionsprozessen, welche wie hier die Luft ausschlieſsen müssen, daſs
der Ofen nach Beendigung der Reductionsperiode von der zu reducirenden Verbindung
entleert werde, da sonst das reducirte Material während des Warmblasens durch den
Wind wieder oxydirt würde. Es folgt daraus, daſs praktisch diese Methode vorwiegend
nur anwendbar ist zur Reduction von Gasen, Dämpfen und für in Staubwolken so fein
vertheilte feste Substanzen, daſs sie von einem Gasstrome getragen werden
können.
Eichhorn untersucht nun unter Zugrundelegung der
Erfahrungen und Betriebsresultate beim Wassergasprozesse die Anwendbarkeit dieser
Methode zur Darstellung von Schwefel aus SO2 und von
Zink aus feinst vertheiltem Zinkoxyde.
Vergleicht man zu diesem Behufe das Verhalten der Sauerstoffverbindung dieser in
Frage stehenden Elemente bei der Reduction durch Kohle, so ergeben sich für 1k Substanz folgende Zahlen:
Ver-bindung1k
Zur Spaltung derVerbindung
erfor-derliche Wärme-menge
Durch Verbrennungdes Sauerstoffgehaltesder
Verbindung durchC zu CO erzeugteWärmemenge
Differenz derbeiden vorher-gehenden
Zahlen
Durch den Sauer-stoffgehalt der
Ver-bindung gebundeneKohlenstoffmenge
cal.
cal.
cal.
k
H2O
3222
1600
1622
0,6666
SO2
1110
900
210
0,3750
ZnO
1043
355
688
0,1481
Der durch Verbrennen des Sauerstoffgehaltes der Verbindungen nicht gedeckte
Wärmebedarf (Col. 4) muſs durch Verbrennung von Kohle durch Luft beglichen und
vorher aufgespeichert werden. Es kommt beim Warmblasen nur die Verbrennung von C zu
CO in Frage und entwickelt hierbei 1k C 2400 – 824
= 1576 nutzbare Calorien, wenn die Gase vom Warm blasen mit einer Temperatur
(Abhitze) von 500° C. entweichen. Hieraus berechnet sich ein theoretischer
Kohlenstoffverbrauch von in Summa
1,6958k
C
für
1k
H2O
0,5082
„
„
1
SO2
0,5846
„
„
1
ZnO
oder von
23,7412k
C
für
1k
H
1,0164
„
„
1
S
0,7285
„
„
1
Zn.
Es scheinen nach diesen Zahlen theoretisch die Verhältnisse zur Benutzung der neuen
Methode zur Darstellung von Schwefel und Zink erheblich günstiger zu liegen, als für
die Darstellung von Wasserstoff bezieh. die Zersetzung des Wasserdampfes.
Die Umstände, unter denen praktisch gearbeitet werden muſs, werden diese Verhältnisse
und Zahlen jedoch wesentlich ändern. Nur bei der Darstellung von Wassergas ist es
praktisch möglich, die zu zersetzende Verbindung, den Wasserdampf, rein und
unvermischt mit änderen Gasen in den Wärmespeicher einzuführen, indem derselbe
leicht in Dampfkesseln zu erzeugen ist. Die schweflige Säure, welche zur Anwendung
gebracht werden kann, ist als Verbrennungsproduct stets mit gröſseren Mengen von
Stickstoff gemischt (die Anwesenheit von freiem Sauerstoffe kann vermieden werden),
der mit erwärmt werden muſs und, da er mit einer gewissen, hohen Temperatur aus dem
Ofen wieder entweicht,
nicht unbedeutende Wärmeverluste verursacht. Die Zinkoxydwolken sind nicht nur mit
Stickstoff, sondern auch noch mit gröſseren Mengen von Kohlenoxyd gemengt, welches
natürlich in demselben Sinne ungünstig wirkt, wie jener. Diese Beimischungen wirken
nun nicht nur ungünstig durch Verursachung der angedeuteten Wärmeverluste, sondern
auch noch durch die Verdünnung bezieh. Volumenvermehrung. Durch diese Verdünnung
wird die Reductionszeit verkürzt, wenn nicht die Apparate von entsprechend gröſserem
Inhalte, also kostspieliger hergestellt werden, und die spätere Condensation von
Schwefel und Zink wird verzögert und schwieriger.
Die Reductionstemperatur liegt für schweflige Säure und Wasserdampf am niedrigsten:
um 500° herum. Da aber bei der Wassergasproduction neben H nur CO und nicht CO2 auftreten soll, so muſs die Temperatur praktisch
auf etwa 1200° gehalten werden. Es entspricht diese Temperatur auch der
Reductionstemperatur für Zinkoxyd, so daſs in dieser Beziehung die Verhältnisse in
den drei Fällen dann gleich liegen, wenn man als Umsetzungsproduct der Reduction
nicht CO2, sondern nur CO erhalten will.
Wie die Arbeitsmethode dieselbe ist, so werden auch die Apparate zur Zersetzung von SO2 und ZnO im
Wesentlichen dieselben sein, wie die zur Zersetzung des Wasserdampfes. Die Function
des Dampfkessels wird natürlich bei Schwefelerzen und Zinkerzen von einem Röstofen
oder Schachtofen oder einem anderen Apparate übernommen werden müssen. Da die Arbeit
dieser Apparate rationeller Weise nicht unterbrochen werden darf und es daher nicht
thunlich ist, daſs, wie bei der Wassergaserzeugung, während des Warmblasens der
Dampf einfach abgesperrt wird, die Rost- oder Schachtofengase abgesperrt werden, so
werden statt eines Reductionsraumes und Wärmespeichers
zwei genommen werden müssen. Auf diese Weise
arbeiten Röstofen oder Schachtofen continuirlich und die Reductionsräume abwechselnd
reducirend und Wärme aufspeichernd. Da die Producte Schwefel und Zink condensirt
werden müssen, was beim Wassergase nicht der Fall ist, so tritt in diesem Falle noch
ein Condensationsraum, eine Vorlage hinzu, die beim Wassergasapparate fehlt.
Schematisch besteht der Apparat aus dem Rost- oder Schachtofen E, in dem die Erze geröstet oder niedergeschmolzen
werden, aus den beiden Reductionsräumen bezieh. Wärmespeichern C1 und C2, die nur mit Koks
gefüllt sind und abwechselnd die SO2 und ZnO
reduciren oder durch Warmblasen oder Heizung Wärme aufspeichern, und endlich aus der
der Condensation dienenden Vorlage V.
Textabbildung Bd. 272, S. 314Die Betriebsresultate des Wassergasprozesses sind bekannt. Auf 1k Wasserdampf werden zur Reduction und Bindung
rund 3k Koks, d. i. äquivalent etwa 2k,7 Kohlenstoff, verbraucht bezieh. zu CO
verbrannt. Zur Dampferzeugung sind weitere etwa 0k,13 C erforderlich. Das Wärmeconto stellt sich bei der Zersetzung des Dampfes
für den Reductionsschacht, in dem obige 2k,7 C
verbraucht werden, wie folgt:
Einnahmen:
1k Wasserdampf von 150°
C
= 72
Cal.
0,6666 C zu CO verbrannt
= 1600
„
Saldo
= 2461
„
––––––––––––
4133
Cal.
Ausgaben:
Zersetzung von 1k H2O
= 3222
Cal.
Austritt von 1k,6666 H + CO
mit 1200° C
= 911
„
––––––––––––
4133
Cal.
Der Saldo von 2461 Cal. für 1k H2O muſs beim Warmblasen erzeugt und
aufgespeichert werden. Beim Warmblasen entsteht vorwiegend nur CO. Die Abhitze der
beim Warmblasen entweichenden Gase beträgt etwa 500°. Wird kalter Wind benutzt, so
kann unter diesen Verhältnissen 1k C nur 1576 Cal.
nutzbar abgeben, zur Deckung des Saldo von 2461 Cal. ist also 1k,561 C erforderlich. Durch den Sauerstoffgehalt
des Dampfes werden 0k,666 C verbrannt, in Summa
werden also theoretisch 2k,227 C für 1k H2O gebraucht.
Die Differenz dieser Zahl gegen die Resultate des wirklichen Betriebes = 2,700 –
2,227 = 0k,473 C (entsprechend 0,473 × 1576 = 745
Cal.) entspricht dem Wärmeverluste durch die Ausstrahlung der Ofenwände und durch
die Koksschlacke und beträgt 18 Proc. obiger Wärmemenge von 4133 Cal. Thatsächlich
ist dieser Verlust noch höher, denn beim Warmblasen verbrennt stets ein kleiner
Theil des C zu CO2, so daſs für 1k C mehr als 1576 Cal. abgegeben werden; doch
würde eine Berücksichtigung dieses Umstandes die Rechnung unnöthigerweise erschweren
und den so wie so nur relativen Werth dieser Rechnungen nicht erhöhen. Wo man keine
Verwendung für das beim Warmblasen gebildete Siemensgas hat, wird man natürlich
dahin streben, die Kohlensäurebildung beim Warmblasen möglichst zu erhöhen und das
Gas zur Lufterhitzung verwenden. Gelingt es, Luft von 500° C. zu erhalten und die
Hälfte des vergasten C zu CO2 zu verbrennen, so
steigt die für 1k C nutzbare Wärmemenge von 1576
Cal. auf etwa 4500 Cal. und der theoretische Bedarf beim Warmblasen sinkt von 1k,561 auf 0k,547
C!
Für den Betrieb auf Schwefel stellt sich die Rechnung
wie folgt: Angenommen, daſs z.B. reiche Schwefelkiese mit geringem Kupfergehalte in
E geröstet werden, wobei ein Kohlen verbrauch nicht
entsteht. Die Röstgase sollen mit 600° Temperatur in die Reductionsschächte C1 und C2 eintreten und ein
Sauerstoffüberschuſs in denselben vermieden werden. Auf 1k SO2 kommen
alsdann 2k,27 N. Das Wärmeconto für die
Reductionsschächte stellt sich dann für 1k SO2 wie folgt:
Einnahmen:
3k,27 (SO2 + N) von 600° Cal.
= 425
Cal.
0k,375 C zu CO
verbrannt
= 900
„
Saldo
= 299
„
––––––––––––
1624
Cal.
Ausgaben:
Zersetzung von 1k SO2
= 1110
Cal.
Austritt von 3k,645 (S + CO
+ N) mit 600° C
= 514
„
––––––––––––
1624
Cal.
Der Saldo von 299 Cal. für 1k SO2 muſs beim Warmblasen erzeugt und aufgespeichert
werden und erfordert 0k,19 C unter den oben
angenommenen Verhältnissen. In Summa werden also 0,375 + 0,19 = 0k,565 C für den Prozeſs selbst gebraucht. Dazu
kommt noch die zur Ersetzung der Wärmeverluste durch Ausstrahlung erforderliche
Menge,
Da die Gasmengen, die hier in Frage kommen, nur unerheblich groſser sind, wie die für
1k H2O beim
Wassergasprozesse und eine längere Reductionsdauer als die beim Wassergasprozesse
nicht erforderlich sein wird, so werden in beiden Fällen gleich groſse Apparate
gebraucht werden und gleich groſse Ausstrahlungsflächen und Massen vorhanden sein.
Die Intensität der Ausstrahlung wird eine geringere sein, da die
Reductionstemperatur bei der Zersetzung der SO2 eine
geringere ist, als die beim Wassergasprozesse benutzte. Wir wollen annehmen, der
Ausstrahlungsverlust sei 30 Proc. von den für 1k
SO2 erforderlichen Calorien, also
\frac{1624\,.\,30}{100}=487 Cal. oder
\frac{487}{1576}=0^k,309 C.
Der gesammte Kohlenstoffverbrauch für 1k SO2 wäre demnach
0,565 + 0,309 = 0k,874.
Das Resultat wird ein wesentlich anderes, wenn die Umsetzung im Reductionsschachte
nicht nach der Formel I: SO2 + 2C = S + 2CO vor sich
geht, sondern nach der Formel II: SO2 + C = S +
CO2. Die Bilanz stellt sich dann wie folgt:
Einnahmen:
3k,21 (SO2 + N) von 600° C
= 425
Cal.
0,1875 C zu CO2
verbrannt
= 1515
„
––––––––––––
1940
Cal.
Ausgaben:
Zersetzung von 1k SO2
= 1110
Cal.
3k,457 S, CO2 und N von 600°
= 469
„
Saldo
= 361
„
––––––––––––
1940
Cal.
Der Ueberschuſs ist in diesem Falle auf der Einnahmeseite. Nehmen wir für
Ausstrahlung wieder 30 Proc. = 582 Cal., so wären durch Warmblasen und Aufspeichern
nur 582 – 361 = 221 Cal. zu decken, d. i. = 0k,1402 C, und stellt sich der gesammte Kohlenstoffverbrauch in diesem Falle
nur auf 0,1875 + 0,1402 = 0k,3277 für 1k SO2.
Man wird vielleicht annehmen dürfen, daſs in der Praxis der Prozeſs theilweise nach Formel I, theil
weise nach Formel II verläuft und der wirkliche C-Verbrauch sich auf
\frac{0,874+0,328}{2}=0^k,601 belaufen wird. Da 1k SO2 0k,5 Schwefel entspricht, so würden demnach auf
100k Schwefel 120k,2 C oder 134k Koks verbraucht. SO2 wird als lästiges Nebenproduct nichts kosten.
Für die Darstellung von Zink soll den Berechnungen ein geröstetes Zinkerz von
folgender Zusammensetzung zu Grunde gelegt werden:
50,0
ZnO
= etwa
40 Zn
14,3
Fe2O3
= „
10 Fe
35,7
SiO2, CaO u.s.w.
–––––
–––––––
100,00
Erz
50 Metall
Beim Niederschmelzen im Schachtofen E werden die
reducirten Metalle, Blei, Kupfer, eventuell auch Silber und Eisen, direkt gewonnen.
Das dabei gebildete dampfförmige Zink wird sich mit der CO2 umsetzen nach der Formel Zn + CO2 = ZnO
+ CO und das voluminöse Zinkoxyd wird durch den Gasstrom weiter getragen.
Der beim Einblasen des Windes durch den Schmelz- und Reductionsprozeſs in E gebildete, auf dem Wege bis zur Gicht indifferent
gewordene Gasstrom wird demnach das Zinkoxyd alternirend nach C1 oder C2 tragen, wo dasselbe
nach der Formel ZnO + C = Zn + CO reducirt wird. Luft und CO2 ist hier nicht vorhanden, daher können die
Zinkdämpfe bestehen. Aus C1 und C2
flieſst der Gasstrom in den Condensationsraum V, in dem
sich die Zinkdämpfe als flüssiges Metall niederschlagen werden, wenn die Temperatur
hier etwas über dem Schmelzpunkt des Zinkes erhalten wird. Die aus V austretenden Gase sind wegen ihres Kohlenoxydgehaltes
vorzügliche Heizgase.
Der Betrieb im Schachtofen E wird bei heiſsem Winde etwa
23k,5 C für 100k Erz von obiger Zusammensetzung gebrauchen und werden demzufolge an der
Gicht auf je 100k Erz 144k,5 Gas (= 115cbm,5 von 0° C.) + 50k ZnO entweichen.
Die specifische Wärme des Zinkoxydes ist 0,132. Tritt der Gasstrom mit einer
Temperatur von nur 500° C. in die Wärmespeicher, z.B. in C1, ein, so werden 20930 Cal. in C1 hineingetragen. Die
Reductioustemperatur für Zinkoxyd liegt über 1200°, die Temperatur in C1 darf erst am Ende
der Reductionsperiode auf 1200° sinken, die Gase und Dämpfe werden daher
durchschnittlich mit 1300° aus C1 entweichend in Rechnung gestellt werden
müssen.
Das Wärmeconto stellt sich daher für C1, auf 100k Erz
bezogen, wie folgt:
Einnahme:
144k,5 Gas
von
500° C
= 17630
Cal.
50k ZnO
„
„
= 3300
„
7k,4 C zu CO
verbrannt
= 17760
„
Saldo
= 75916
„
––––––––––––
114606
Cal.
Ausgabe:
Reduction von 50k
ZnO
= 52150
Cal.
Es entweichen mit 1300° C. Temp.
40k Zn-Dampf
(geschätzt)
= 11080
„
144k,5 Gas + 17k,26 CO
= 51376
„
––––––––––––
114606
Cal.
Der Saldo von 75916 Cal. für 100k des in E niedergeschmolzenen Erzes muſs
also beim Warmblasen aufgespeichert werden plus den durch Abkühlung u.s.w.
entstehenden Verlusten, die auf etwa 34084 Cal. für je 100k verschmolzenen Erzes (nach Analogie) taxirt
werden sollen. In Summa müssen also für 100k Erz
beim Warmblasen 110000 Cal. abgegeben werden.
Beim Warmblasen mögen nun die Gase wieder mit einer Temperatur von 500° aus der Gicht
von C1 oder C2 entweichen. Der
Kohlenstoff der Koksfüllung werde zu einem Generatorgase von nur 4 Vol.-Proc. CO2 verbrannt und der Wind sei auf 500° C. erhitzt,
alsdann kann 1k C abgeben 3130 – 902 + 770 = rot.
3000 Cal. (Würde die Luft auf 800° C. erhitzt, so könnte 1k C bei gleicher Abhitze abgeben 3130 – 902 + 1232
= 3460 Cal.) Zur Deckung des Wärmebedarfes in C1 und C2 werden also
\frac{110000}{3000}=36^k,66 C für 100k Erz zu Generatorgas verbrannt werden müssen. Zu
dieser Menge kommen die bei der Reduction gebundenen 7k,4 C und die im Schachtofen E verbrauchte
Menge mit 23,5 Proc. hinzu, so daſs in Summa 67k,566 C (äquivalent etwa 75 Proc. Koks) zu Generatorgas verbrannt werden
müssen, um Zink nach diesem Verfahren herzustellen.
Es fragt sich nun, in wie weit das gewissermaſsen nur vergaste Kohlenquantum als
verbraucht betrachtet werden muſs. Aus der Vorlage Fwerden nach Condensation der
Zinkdämpfe 144,5 + 17,26 = 161k,76 Gas mit 44,4
Vol.-Proc. CO für 100k Erz austreten, ein
vorzügliches Heizgas mit einem absoluten Wärmeeffect von 1087 Cal. für 1k. Beim Warmblasen werden auf 100k Erz 450k
Generatorgas (mit etwa 4 Vol. CO2 und 27,5 Vol. CO)
mit 662 Cal. Wärmeeffect für 1k erzeugt. Die für
100k Erz in Summa erzeugten Gasmengen von
611k,7 enthalten somit 175900 + 277900 =
473800 Cal. und repräsentiren den Werth von
\frac{473800}{7000}=67^k,7 Steinkohlen.
Nun werden bei dem heutigen Verfahren der Verhüttung der Zinkerze auf 100k geröstetes Erz etwa 200k Kohlen gebraucht, davon 170k als Herd- und Mischkohlen in den Zinköfen und
30k für die Nebenbetriebe, wie Dampfkessel,
Röstung, Poterie u.s.w. Bei dem vorliegenden Verfahren stehen 67k,7 zur Verfügung, es bleiben somit auf 100k Erz 37k,7 zur
Winderhitzung, was zur Erhitzung der auf 100k Erz
erforderlichen Windmenge von 116,7 + 300,7 = 407k,4 selbst auf 800° C. mehr wie hinreichend ist. Um einen richtigen Vergleich
zu stellen, muſs daher
der ganze Kohlenverbrauch des heutigen Zinkhüttenbetriebes herangezogen werden und
stellt sich das Verhältniſs nach dieser Berechnung wie 75k Koks zu 200k
Kohlen.
Durch diese Berechnung will Eichhorn nur überschläglich
feststellen, ob das beschriebene Verfahren wohl zu weiteren Versuchen in der
beschriebenen Richtung ermuntern kann. Das Blei, Silber, Kupfer der Zinkerze dürfte
durch diesen Prozeſs vollkommen gewonnen werden. Im Uebrigen ist der Erfinder sich
wohl bewuſst, daſs durch den Transport des aus dem Zinkdampfe gebildeten voluminösen
Zinkoxydes durch die Gase groſse Schwierigkeiten und wegen des Ansetzens desselben
an den kälteren Koksschichten der Reductionsräume durch das spätere Warmblasen nicht
unbedeutende Verluste entstehen können.
Der Patentanspruch für das in Deutschland patentirte Verfahren lautet:
„Ein Verfahren zur Gewinnung von solchen Metallen und Metalloiden, welche bei
Spaltung aus ihren Verbindungen wegen der niedrigen Lage ihres Siedepunktes in
Dampfform ausgeschieden werden, darin bestehend, daſs die Beschickung von Erz
und Koks in einem und demselben Gebläseschachtofen continuirlich
niedergeschmolzen wird und die hierbei gebildeten Oxydwolken durch den Gasstrom
abwechselnd in einen von zwei alternirend arbeitenden Schachtöfen getragen
werden, Welche mit Kohle gefüllt sind und vorher abwechselnd durch Warmblasen
eine Temperatur erhalten, die über der Reductionstemperatur des Zinkoxydes
liegt, so daſs die hinübergetragenen Zinkoxydwolken hier zu metallischen
Zinkdämpfen reducirt und diese dann in einem mit jenen beiden Reductionsräumen
verbundenen gemeinschaftlichen Condensator zu flüssigem Metalle verdichtet
werden.“
Wenn auch nach dieser Fassung vorzugsweise nur Zinkgewinnung beabsichtigt wird, so
dürfte doch gerade in der Beseitigung der lästigen schwefligen Säure, welche in den
Röstgasen enthalten ist, ein noch höheres Ziel angestrebt werden. In neuerer Zeit
ist es bekanntlich gelungen, nach dem Verfahren von Hänisch und Schroeder die schweflige Säure
aus den Röstgasen zu absorbiren und zu wasserfreier flüssiger schwefliger Säure zu
verdichten, die gewöhnlich in Bomben zu 100k an
die Cellulosefabriken o. dgl. abgegeben wird.
Dieses Verfahren hat sich beispielsweise auf der Zinkhütte von W. Grillo zu Hamborn-Neumühl aufs Beste bewährt. Doch
steht zu erwarten, daſs, wenn noch viele Werke sich, wie verlautet, zur Einführung
jenes Verfahrens entschlieſsen, allmählich so ungeheure Mengen von flüssiger
schwefliger Säure gewonnen werden, daſs ihre Verwerthung, wenn nicht neue
entsprechende Industriezweige entstehen, nicht mehr Möglich erscheint. Aus diesem
Grunde dürfte eine rationelle Reduction der gasförmigen Säure zu Schwefel mit
Freuden begrüſst werden.
W.
Koort.