Titel: Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Fundstelle: Band 273, Jahrgang 1889, S. 170
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Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. Mit Abbildungen auf Tafel 9. Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. Spritzkühler für Condensationswasser von See. In einer der letzten Sitzungen des Gewerbevereins für Nordfrankreich haben die Gebr. See in Lille die Vorzüge ihres Condensationswasser-Spritzkühlers gegenüber den in Zuckerfabriken viel verbreiteten Reisig-(Gradir-)Kühlern auseinandergesetzt (Sucrerie indigène, Bd. 32 Nr. 8 S. 195 vom 19. Februar 1889). Wie Fig. 1 zeigt, besteht der Spritzkühler in einer guſseisernen, mit vielen Löchern versehenen Büchse, in welche das heiſse Wasser durch die Kreiselpumpe gedrückt wird, so daſs es daraus unter Druck in Gestalt einer Wassergarbe hinausbefördert wird. Das Wasser erfährt dadurch eine Abkühlung bis unter die umgebende Temperatur. Die Kosten der Einrichtung sind unbedeutend, die Unterhaltungskosten Null. Die oben genannte Gesellschaft hat den Herren See für den Wettbewerb 1888 eine silberne Medaille ertheilt. Man erwartet, da auch der Wasserverlust geringer sein soll, zahlreiche Anwendungen in Zuckerfabriken. Eine neue Art der Vacuumeinrichtung wurde W. Greiner in Braunschweig patentirt (* D. R. P. Nr. 31022). Es wird namentlich die Beseitigung zweier Arten von Verlusten beim Kochen im Vacuum durch diese Vacuumbeheizung angestrebt. Das Kochen mit gespannten, also heiſsen Dämpfen bewirkt bekanntlich: a) an den Wandungen der Heizkörper Zersetzungen in der Füllmasse; b) bei der groſsen Differenz zwischen Dampf- und Füllmassentemperatur ein Ueberreiſsen von Zuckertheilchen aus dem Kochraume heraus nach dem Condensator hin, welche nur zum Theil wiedergewonnen werden können. Als die gemeinschaftliche Ursache ist die zu hohe Temperatur des Heizdampfes bekannt. Ueber beide täuscht man sich gern hinweg. Ersteren verschweigt man, dem anderen sucht man mit dem Saftfänger beizukommen. Es gibt nach W. Greiner aber nur ein naturgemäſses Mittel, die genannten Verluste zu vermeiden oder doch auf ein sehr kleines Maſs zurückzuführen, und das ist ruhiges, langsames Kochen. Unter Berücksichtigung einer mittleren Heizdampftemperatur von etwa 115 bis 120° C. bedarf man freilich des langsameren Kochens wegen gröſserer Füllmassenräume und erweiterter, den Bedingungen entsprechend gestalteter Heizfläche. Da dieser Dampf ein 2,2 mal gröſseres Volumen hat als der Dampf von 145° C. so müssen andere Verhältnisse zwischen der Heizflächeneinheit und den Dampfdurchgangsquerschnitten eingeführt werden, – andere, als man bis jetzt bei den Schlangen gewohnt war. In dem Greiner'schen Systeme von Heizkörpern ist es möglich geworden, Heizdampf von geringer Spannung zu verwenden und trotz des groſsen Volumens dieser Dämpfe durch reichlich bemessene Querschnitte die Heizkörper so mit Dampf zu füllen und gefüllt zu erhalten, daſs ein Spannungsverlust kaum eintritt, beispielsweise mit Rückdampf zu kochen. Wenn man ferner das schnelle Ab- und Ausflieſsen des Condenswassers in Betracht zieht, so wird man die Richtigkeit dieses Systemes anerkennen. Im Allgemeinen wird man sich mit gedrosseltem direkten Dampfe behelfen müssen, da besondere Kessel für die Beheizung des Vacuums selten zur Disposition stehen werden. Man muſs sich dabei an den Erfolgen des verlustfreien Kochens genügen lassen. Am besten jedoch wird Heizdampf verbraucht, welcher in möglichst dünnwandigen Kesseln unter geringer Spannung erzeugt und verwendet wird und in welche das Condenswasser von selbst zurückflieſst. Dieses System der einfachen Dampfheizung, welches gar keine Wärmeverluste in eich trägt, ist in Groningen und Wegeleben eingerichtet, wo es sich nun bereits zwei Campagnen hindurch bestens bewährt hat. Eine Reihe älterer Kessel ist hier verwendet worden. Einen Regen-Gegenstrom-Condensator lieſs F. Schultze in Berlin patentiren (D. R. P. Kl. 89 Nr. 46014 vom 21. März 1888). In den in Fig. 2 Taf. 9 dargestellten zusammengesetzten cylindrischen Körper KK strömt bei B der Brüden ein. Letzterer umspült den in K lose eingehängten Cylinder CC und tritt bei P in denselben ein, dem Luftpumpenanschlusse L zustrebend. Das Kühlwasser wird bei W eingeführt, verbreitet sich in einem noch näher zu beschreibenden Napfe NN, fällt durch dessen Boden zertheilt herab und nimmt während des Fallens die Wärme des Brüdens auf, um schlieſslich im Fallrohre F herabzusinken. Der eintretende Brüden trifft also den von innen gekühlten Cylinder C, muſs dann das zwar schon erwärmte, aber doch minder heiſse Wasser bei P durchstreichen und zieht nun dem stetig kälteren frei fallenden frischen Wasser aufwärts entgegen. So ist der vollkommene Gegenstrom hergestellt, und die zur Luftpumpe geführten nicht condensirten Brüden oder nicht condensirbaren Gase verlassen den Condensator an dessen kühlstem Theile. Die Vorrichtungen für die thunlichste Ausnutzung des Kühlwassers sind nun folgende: Um auf dem Napfe N das Spritzen eines einfallenden Wasserstrahles zu vermeiden, wird das Wasser von unten eingeführt und dessen weiteres Emporsteigen durch eine vor die Mündung des Rohres gehaltene Platte verhindert. Der im Boden concentrisch ausgeschnittene Napf N liegt indirekt (durch eine elastische Zwischenlage geschieden) auf dem erweiterten Rande m m des Wasserrohres. Durch mehrere Schrauben s kann der Napf wagerecht eingestellt werden. Der Boden des Napfes enthält Röhrchen, welche in Kreisen r1 r2... stehen und zugleich in jedem Kreise verschiedene Höhen haben, gleichviel in welcher Folge. Durch diese Röhrchen fällt das Wasser regen-artig aus dem Napfe N in den Condensationsraum ab. Das Hervorragen der Röhrchen, auch der kürzesten, aus dem Boden des Napfes hat den Zweck, ein festes Aufsitzen von etwa mitgeführten Theilen (Blättern u.s.w.) zu verhindern, indem das von unten nachströmende Wasser solche Theile stets abhebt, während ein einfach gelochter Boden des Napfes bald verstopft sein würde. Die verschiedenen Höhen der Röhrchen bewirken, daſs bei geringer Verdampfung, also auch bei entsprechend geringem Wasserbedarfe, ein geringer Theil Wasser zugelassen werden kann, und dieser dennoch, durch den Kreis der niedrigsten Rohre abfallend, einen geschlossenen Kranz von fallenden Wasserstrahlen unterhalb des Napfes bilden muſs. Bei Mehrbedarf und gröſserem Wasserzuflusse steigt der Wasserspiegel im Napfe, und ein zweiter Kreis von Röhrchen tritt in Thätigkeit; dieser letztere Zweck der Röhrchen könnte auch durch Etagenbleche erreicht werden. Der Napf N ist zum Auswechseln eingerichtet. Ueber die Arbeit mit und ohne Knochenkohle wurde von Herberger in Waghäusel eingehend berichtet (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1889 Bd. 39 S. 279). In einer sehr treffenden Kennzeichnung der vielfach unrichtig begründeten Anschauungen über diese beiden Arbeitsweisen bezeichnet der Verfasser als Grund derselben vorzugsweise die meist zum Vergleiche benutzte unrationelle Knochenkohlenarbeit, nämlich diejenige mit unbedeutenden Mengen Knochenkohlen und mit unrichtiger Verwendung der Absüſswasser, in Vergleich zu welcher allerdings die gänzliche Weglassung der Knochenkohle berechtigt sei. Reichlich und richtig angewandte Knochenkohle werde dagegen, namentlich so lange die Käufer reinen und weiſsen Zucker zum Verbrauche beanspruchten, einstweilen nicht entbehrt und auch bei den jetzt reicheren und reineren Rübensäften durch die Nichtfiltration mit Anwendung von schwefliger Säure nicht ersetzt werden. Das Wesen der richtig verstandenen und gut geleiteten Knochenkohlenfiltration bestehe nicht sowohl in einer Aufbesserung des Reinheitsquotienten, welche vielfach nur 1 bis 2 Proc. betrage, als in dem Umstände, daſs das spätere Verhalten der filtrirten Producte in Bezug auf Ausbringung und Beschaffenheit ein so verschiedenes von dem des unfiltrirten zeigt, daſs anzunehmen sei, es bestehe das Wesen der Knochenkohlenfiltration in erster Linie in einer qualitativen Veränderung in der Zusammensetzung der Nichtzuckerstoffe, und erst in zweiter Linie in einer quantitativen Absorption derselben. Daher könne sehr wohl eine groſse Verbesserung der Farbe, des Geschmackes und des Krystallisationsvermögens von einer nur geringen Aufbesserung des Reinheitsquotienten begleitet sein. Die Beschaffenheit und Eigenthümlichkeit eines Saftes sei durchaus nicht ausschlieſslich nach dessen Reinheitsquotienten zu beurtheilen, vielmehr auch die Natur des Nichtzuckers in Betracht zu ziehen. Bestimmte Versuche, welche zu einem strengen, anwendbaren Vergleich zwischen beiden Arbeitsweisen führen können, sind trotz der seit Jahren dauernden Erörterungen über diesen Gegenstand nicht angestellt, oder wenigstens nicht veröffentlicht worden, und die allgemeinen Berichte über den Erfolg der Nichtfiltration entbehren so lange der beweisenden Grundlage, als solche einwandsfreie Vergleichsversuche nicht vorliegen. Der Verfasser theilt daher zur Ausfüllung dieser fühlbaren Lücke die Ergebnisse eines derartigen, vor einigen Jahren in Waghäusel ausgeführten Versuches mit, welcher derartig angelegt war, wie es ein richtiger Vergleich nach den unbestreitbar richtigen Grundsätzen erfordert, d.h. sie schlieſsen alle anderen Faktoren, die das Ergebniſs zu Gunsten der einen oder anderen Arbeitsweise verschieben könnten, aus, indem sie ein gleiches Rübenmaterial verwenden, die gleichen Kalkmengen verbrauchen, mit derselben Scheidung und derselben ersten und zweiten Saturation arbeiten und erst dann auseinandergehen, wo sich beide Verfahren im Prinzipe unterscheiden. Wo bei der Knochenkohlenarbeit die Filtration des Dünn- und Dicksaftes über ein angemessenes Quantum Kohle eintritt, da tritt bei der Nichtfiltration die ihrem Wesen eigene dritte Schwefligsäuresaturation, verbunden mit einer Filtration durch Pressen und über Kies, für welch letzteren indessen auch ein geringes, ihm gleich zu achtendes Quantum Knochenkohle, das also rein mechanisch wirkt, eingestellt werden kann. Die in den Versuchen zu Tage tretenden niedrigen Zahlen erklären sich bald, wenn man in Betracht zieht, daſs die Versuche volle 5 Jahre hinter der Gegenwart zurück liegen, und wenn man weiter in Erfahrung bringt, daſs die Fabrik bis in die letzten Jahre hinein mit einer äuſserst mittelmäſsigen Rübenqualität hat arbeiten müssen, bis es ihr gelungen ist, durch geeignete Samen aus wähl und Selbstzucht dem auch für süddeutsche Verhältnisse noch ungünstigen Boden eine lohnende Rübenqualität abzuringen, obwohl, wie bekannt, der süddeutsche Rohzuckerfabrikant nie mit den Zahlen hat rechnen können, wie sie in Norddeutschland allenthalben gang und gebe waren. Gerade deshalb zeigen aber die Versuche um so schlagender, daſs Aus den zwei Einzelversuchen, deren Ergebnisse einzeln mitgetheilt worden, hat der Verfasser folgendes Mittel beider Versuche berechnet. A. Ohne Knochenkohle. B. Mit Knochenkohle. Ctr. Ausbeute Analyse Ctr. Ausbeute Analyse 1. Verarbeitete Rüben 38530 54150     Zuckergehalt der Rüben 11,67 Proc. 11,67 Proc. 2. Erhaltene Füllmasse   5041   7125          für 100 Rüben 13,08 Proc. 13,15 Proc.          Zusammensetzung derselben 82,0 Proc. Z. 83,8 Proc. Z.   7,8    „     W.   6,9    „     W.   4,0    „     S.   3,6    „      S.   6,2    „      o.S.   5,7    „     o.S. ––––––––––– –––––––––– 88,9 Qt. 90,0 Qt.     Erhaltener Zucker in der Füllmasse 10,73   „ 11,02   „     Mithin Totalverlust bis zur Füllmasse   0,94   „   0,65   „ 3. Erhaltenes I. Product 3271,6 4864,0          für 100 Füllmasse 64,9    „ 68,26   „          für 100 Rüben   8,49  „   8,98   „          Zusammensetzung 94,3 Proc. Z. 94,7 Proc. Z.   2,1    „     W.   2,0    „     W.   1,4    „     S.   1,3    „     S.   2,2    „     o.S.   2,0    „     o.S. ––––––––––– ––––––––––– 96,3 Qt. 96,6 Qt.     Erhaltener Zucker im I. Product          für 100 Rüben   8,01  „   8,50  „          für 100 Z. in der Rübe 68,6    „ 72,9    „ 4. Erhaltenes II. Product 467 537          für 100 Füllmasse (II.) 29,3 Proc. 28,64 Proc.          für 100 Rüben   1,21  „   0,99  „          Zusammensetzung 90,4 Proc. Z. 89,4 Proc. Z.   2,9    „     W.   2,9    „     W.   2,9    „     S.   3,0    „     S.   3,8    „     o.S.   4,7    „     o.S. –––––––––– –––––––––– 93,1 Qt. 92,1 Qt.     Erhaltener Zucker im II. Product          für 100 Rüben   1,09  „   0,89  „          für 100 Z. in der Rübe   9,3    „   7,63  „ 5. Summa der erhaltenen Producte           für 100 Rüben I. ProductII. Product   8,49  „  1,21  „   8,98  „  0,99  „ –––––––––– ––––––––––              Summa I. und II. Product   9,70 Proc.   9,97 Proc.           Melasse für 100 Rüben   2,92   „   2,48   „ 6. Gewonnen wurden von 100 Z. der Rüben          im I. Product 68,6   „ 72,9   „          im II. Product   9,3   „   7,6   „          in der Melasse 12,5   „ 10,6   „ –––––––– ––––––––                Mithin Verlust   9,6 Proc.   8,9 Proc. 7. Mehr- oder Minderproduction der einen Arbeitsweise im Vergleich zur andern          für 100 Rüben I. ProductII. ProductMelasse – 0,49 „+ 0,27 „+ 0,22 „ + 0,49 „– 0,27 „– 0,22 „ bei einer relativ nicht so guten Rübenqualität der Unterschied zwischen Filtration und Nichtfiltration ein recht in die Augen springender ist. Die Versuche wurden doppelt in zwei verschiedenen Perioden der Campagne 1883/84 angestellt, und zwar wurde in der Zusammenstellung stets der Versuch über die Arbeit mit schwefliger Säure mit der darauf folgenden Betriebswoche verglichen. Das Rübenmaterial war um diese Zeit – und die Zahlen ergeben das ebenfalls – von nahezu gleichem Zuckergehalte und gleichem Quotienten. Beide Arbeitsweisen sind nach dem damals noch hier üblichen Verfahren der getrennten Scheidung und Saturation ausgeführt. Man arbeitete natürlich mit gleichen Kalkmengen, und zwar 1¾ Proc. Aetzkalk, der nach der für hiesige Verhältnisse am besten bewährten Methode in der Weise vertheilt wurde, daſs etwa 1,5 Proc. auf die Scheidung und ¼ Proc. auf die zweite Saturation kam. Bei der Arbeit ohne Knochenkohle geschah die dritte Saturation mit schwefliger Säure bis auf 0,02 Proc. Alkalität. Was die Verarbeitung bei dem Versuche mit schwefliger Säure anbetrifft, so ging dieselbe wie überall anderwärts von Statten. Der von der dritten Saturation kommende Dünnsaft lief durch Filterpressen, wurde in den Verdampfkörpern zu Dicksaft concentrirt und lief von da, um von der beim Verdampfen ausgeschiedenen Substanz mechanisch filtrirt zu werden, über Filter, die – da die Anwendung des Kieses versagt war – mit Knochenkohle gefüllt waren, deren geringes Quantum in Bezug zur ganzen Verarbeitung indessen als verbessernd gar nicht in Betracht kommen konnte. Der so rein mechanisch filtrirte Dicksaft wurde alsdann im Vacuum verkocht. Die hierbei gemachten Beobachtungen waren kurz folgende: Die Verdampfung der Säfte in den Verdampfkörpern ging augenscheinlich etwas langsamer vor sich, ebenfalls brauchte beim Verkochen derselben im Vacuum jeder einzelne Sud etwas mehr Zeit als bei solchen, die der Knochenkohlenfiltration entstammten. Die erhaltene Füllmasse erwies sich kurz und auch mit gut ausgebildetem Korne, freilich zeigte sie eine bedeutend dunklere Farbe als die hellgelben Massen der Knochenkohlenarbeit. Was natürlich der Füllmasse anhaftete, war auch an dem Zucker auszusetzen, der nicht die rein gelblich-weiſse Farbe der filtrirten Producte, sondern die den meisten geschwefelten Producten mehr oder minder anhaftende unreine Schattirung zeigte. Die normale Arbeit mit Knochenkohle ging wie gewöhnlich vor sich. Man arbeitete mit 12 Proc. Knochenkohle, lieſs die Dünnsaftfilter auf die Dicksaftfilter übersteigen und sandte die Absüſswasser in die Kalklöschstation. (S. Tabelle S. 174 und 175.) Da die Versuche zur Genüge für sich selbst sprechen, so ist es wohl kaum nöthig, einen weiteren Commentar an dieselben zu knüpfen. Nur so viel sei erwähnt, daſs sich also nach dem aus beiden Versuchen berechneten Mittel ein gleiches Rübenmaterial auf 100k Füllmasse a) bei der Arbeit ohne Kohle 64,9 Proc. eines Zuckers v. 94,3 b) mit 68,2 94,7 ergab; oder daſs aus 100k Rüben entfielen: a) b. d. Arbeit ohne Kohle:    8,49 I. Prod.,    1,21 II. Prod., in Sa.    9,70 Zucker,    2,92 Proc. Melasse b) „  „ mit    8,98    0,99    9,97    2,48 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Unterschied: – 0,49 I. Prod., + 0,22 II. Prod., – 0,27 Zucker, + 0,44 Proc. Melasse Die Versuche zeigen also, daſs bei der Arbeit ohne Kohle einem Mindergewinne von 0,49 Proc. I. Product für 100k Rüben ein Mehrgewinn von 0,22 Proc. II. Product und 0,44 Proc. Melasse gegenübersteht. Bei einer täglichen Verarbeitung von 5000 Centner Rüben würde mithin der Ausfall von 24,5 Centner I. Product durch einen Mehrgewinn von 11 Centner II. Product und 22 Centner Melasse und durch die geringeren Filtrationsspesen zu decken sein. Sicherlich dürfte Jeder auf den ersten Blick sehen, daſs die Preisdifferenz in dem Werthe der auf beiden Seiten erzielten Producte eine mehr als hinlängliche ist, die gröſseren Verarbeitungskosten der Knochenkohlenarbeit zu decken; ein Umstand, der also unter den obwaltenden Bedingungen sicherlich zu Gunsten der oben genannten Arbeitsweise spricht. Wenn man nun auch andererseits wieder zugeben muſs, daſs in Folge besseren Rübenmaterials und anderer Arbeit sich das Verhältniſs in den Ausbeuten beider Arbeitsweisen für die Nichtfiltration günstiger stellen wird und muſs, als die obigen Versuche ergeben haben, so wird man doch immer, auch beim besten Rübenmateriale, den Mehraufwand, der bei der Knochenkohlenarbeit aus den Filtrationsspesen besteht, mit Leichtigkeit durch die Mehrproduktion an I. Product, die nothgedrungen eintreten muſs, decken können. Freilich wird man bald mit dem Einwurfe bereit sein, um eine erfolgreiche Arbeit ohne Knochenkohlen bei den Versuchen zu erzielen, hätte man mit bedeutend mehr Kalk arbeiten müssen, man hätte mindestens 3 bis 3½ Proc. verwenden sollen. Ganz abgesehen nun davon, daſs früher in der That mit solchen Kalkmengen auch bei der Nichtfiltration gearbeitet wurde, so ist doch wiederum nicht zu verkennen, daſs diese hohen Kalkmengen sicherlich auch bei der Knochenkohlenfiltration den gleichen wohlthätigen Einfluſs ausgeübt haben würden; hätte man sie hier angewandt, so wäre ein richtiger Vergleich nicht möglich. Wie dem auch sein mag, so viel geht aus den angeführten Versuchen zur Evidenz hervor, daſs bei schlechtem Rübenmaterial die Knochenkohlenarbeit unstreitig nicht nur die bessere, sondern auch die rentablere ist, da sie allein wieder gut machen kann, und, wenn richtig und sachgemäſs angewandt, auch wieder gut machen wird, woran der Boden bezieh. eine schlechte Saftreinigung der Rüben gefehlt haben. H. Jelinek in Prag und M. Taussig in Sedlitz bei Kuttenberg ist ein Verfahren zum gleichmäſsigen Anwärmen und Auslaugen von Rübenschnitzeln patentirt worden (D. R. P. Kl. 89 Nr. 46023 vom 27. Mai 1888), welches im Wesentlichen darin besteht, daſs man den Saft eines Diffuseurs einmal oder mehrmals durch den Calorisator und den Diffuseur cirkuliren läſst. Bei dem bisherigen Verfahren werden die Säfte in den Calorisatoren oder in den Vorwärmepfannen (oder auch durch Anwärmeinjectoren) bedeutend höher erwärmt, als die Temperatur des Diffuseurs sein soll., wenn die Mischung des erhitzten Saftes mit den Schnitzeln stattgefunden hat. In Folge dessen werden diejenigen Schnitzel, welche vom heiſsen Safte zuerst getroffen werden, verbrüht, während die übrigen Schnitzel kalt bleiben und daher nicht genügend extrahirt werden. Die Cirkulation wird hier durch Centrifugalpumpen oder auch andere Pumpen (eventuell Injectoren) hervorgerufen. Die Wichtigkeit der vollkommenen Gleichmäſsigkeit der Temperaturen in jedem Gefäſse ist wohl bisher nicht genügend beachtet worden, doch bleibt es fraglich, ob die Erzielung derselben nicht auf einem zu umständlichen Wege angestrebt wird. H. J. Vrabec in Wegstädtl hat nach Beobachtungen in 14 böhmischen Zuckerfabriken einen Vergleich zwischen der Diffusionsarbeit aufgestellt (Böhmische Zeitschrift für Zuckerindustrie, Bd. 13 Heft 5 S. 328), wie dieselbe im Vorjahre unter dem früheren und in diesem Jahre unter dem neuen österreichischen Zuckergesetze (vgl. 1888 270 89) ausgeführt worden ist. Es zeigt sich darin, wie abhängig die Arbeitsweise von der Besteuerungsart ist und wie viel richtiger dieselbe geworden ist, seit sie sich nicht mehr allein auf die zu erzielenden Steuervortheile zu richten hat. 1887/88 1888/89 Die Diffusionsbatterie enthielt Körper 9 10–14 davon in Thätigkeit 8 9–11,5 Auslaugeraum 1 Körpers 710–1147l 1700–3783l             „          im Durchschnitt 922l 2679l Auslaugezeit 25,6 Min. 43,3–82 Min.          „           im Durchschnitt 25,6 „ 62,2 Min. Füllung für 1hl Auslaugeraum 57,5–68,1k 44,9–58,7k        „    im Durchschnitt 63,9k 52,3k Täglich abgefertigte Diffuseure 450 200–308       „     im Durchschnitt 450 241 Tägliche Rübenverarbeitung pr. Batterie.       2079–3393 MC.      2700–4222 MC.         „                     „              „    Zuckerfabr. 2079–4590 „ 2700–5778 „         „                    „               „    im Durchschnitt 2840 MC. 3739 MC.         „      Verarbeitung pr. 1hl Auslaugeraum 3236–3832k 935–1748k         „               „           im Durchschnitt 3593k 1229k Abgezogene Saftmenge vom Inhalt 95–114,6l 51,8–83,8l            „               „          im Durchschnitt 102,2l 65,0l            „               „          pr. 100k Rübe 149–177,7 108,8–142,9            „               „          im Durchschnitt 161 124,6 Der abgezogene Diffusionssaft hatte 8,7–11,3 S 10,0–12,8 S Durchschn. Zusammensetzung des Saftes 9,82–8,31–84,5 11,5–9,85–85,6           „       Quotient des Rübensaftes 83,4 83,0 Aufbesserung des Quotienten 1,1 2,6 Die ausgelaugten Schnitte polar 0,34–0,65 0,10–0,30    „            „                  „     im Durchschnitt 0,5 0,204 Auslaugetemperatur 81– 90° C. 63–85° C. Vorstehende Tabelle enthält den Vergleich der beiden Arbeitsmethoden. (Schluſs folgt.)

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