Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 229 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 272
S. 29.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
I. Rohmaterialien und Malz.
Ueber die Resultate der Anbauversuche der deutschen
Kartoffelkulturstation im J. 1888 erstattete der Vorsteher dieser Station,
Dr. v. Eckenbrecher, in der Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland Bericht
(Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 9
Ergänzungsheft S. 36 und 68). Wir können auf die sehr umfangreiche, mit
Sachkenntniſs und groſsem Fleiſse ausgeführte Zusammenstellung hier nicht näher
eingehen, um so mehr, als von den Versuchen eines Jahres und noch dazu des ersten
Versuchsjahres, bei der groſsen Schwierigkeit, welche eine derartige, umfangreiche
Versuchsanstellung in der Organisation und Ausführung bereitet, definitive Resultate
unmöglich erwartet werden können. Ebenso können wir auf den Bericht über vergleichende
Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffelspielarten, ausgeführt im J. 1888
in Emersleben, mitgetheilt von F. Heine in der
angeführten Zeitschrift S. 97, sowie ferner auf die Mittheilung von W. Paulsen (S. 107) über Paulsen's Pflanzmethode der Kartoffeln,
ähnlich der von Gülich, hier nur aufmerksam machen.
Das Thermometer zur Mietencontrole empfiehlt W. Martin in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 14. Derselbe hat bei Messungen in der
Temperatur der Kartoffelmieten groſse Schwankungen von 6 bis 25° gefunden. In den
Mieten mit etwa 6° waren die Kartoffeln gesund, in denjenigen mit hoher Temperatur
dagegen stark gekeimt und im Beginne zu faulen, so daſs eine schnelle Verarbeitung
dieser Kartoffeln geboten war. Eine Temperatur von etwa 6° hält der Verfasser für
die geeignetste. Er empfiehlt dringend, die Temperatur in den Mieten öfter zu
ermitteln, um, wo die Temperatur zu hoch ist, durch geeignete Maſsregeln dem
Verderben der Kartoffeln rechtzeitig vorbeugen zu können.
Heber das Verarbeiten von im Herbst eingefrorenen Kartoffeln
im Frühjahre macht G. Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritus Industrie, Bd. 12 S. 137,
Mittheilung. Danach lieſsen sich Kartoffeln, welche im Herbst eingefroren und im
April wieder ausgegraben wurden, noch ohne groſse Schwierigkeiten und mit gutem
Erfolge verarbeiten. Die eingefrorenen Kartoffeln stellten Stärkeklumpen von mehr
oder weniger trockener Beschaffenheit dar, welche noch lose von der eingeschrumpften
Kartoffelschale umhüllt wurden. Die Stärke war theilweise noch weiſs, theilweise
grau bis braun gefärbt und zeigte unter dem Mikroskop gesunde und durch Pilze
verletzte Körner; das Zellgewebe schien zum Theil zersetzt zu sein. Die Kartoffeln
wurden durch Sieben von Erde befreit, da beim Waschen ein groſser Theil der Stärke
verloren gegangen wäre. Es erwies sich als zweckmäſsig, das Dämpfen genau in
derselben Weise wie beim Mais oder Getreide vorzunehmen, d.h. den Dampf von Anfang
an nur von unten in den Henze'schen Apparat
einzuführen, während man oben etwas Dampf abblasen lieſs. Dämpfzeit etwa 2 Stunden
bei 4 bis 4at,5. Ferner war eine Entschalung der
Maische nothwendig, wobei sich der Müller'sche Apparat
sehr bewährte. Die enttreberte Maische war sehr dünnflüssig und gebrauchte deshalb
nur sehr geringen Steigraum, da ein Steigen und Fallen der Maische während der
Gährung nicht stattfand. Der Inhalt der Gährbottiche betrug im Durchschnitt 3333l und zu diesen wurden verarbeitet etwa 3hl gesunde, 25hl
erfrorene Kartoffeln und 200k Grünmalz,
einschlieſslich Hefe. Die Maische zeigte nach dem Abstellen im Gährbottich 25 bis
26° B. und enthielt noch unaufgeschlossene Stärkekörner. Die Vergährung dieser
Maische war nicht gut, was Verfasser darauf schiebt, daſs es der Hefe an
stickstoffhaltigen Nährstoffen mangelte. Die Ausbeute war jedoch besser, als man
erwarten konnte, denn es wurden im Durchschnitt von einer bis zur anderen amtlichen Abnahme,
wobei stets ⅔ des Maischmaterials an gefrorenen Kartoffeln verarbeitet wurde, 9,7
Proc. vom Maischraum erzielt. Von einer Maische, deren Alkoholgehalt nach Analyse
10,2 bis 11,7 Proc. betrug, wurde eine Probe, nachdem der Alkohol verdunstet war,
zunächst mit etwas Diastase, dann von Neuem mit Hefe in Gährung versetzt; es wurden
noch 3 Vol.-Proc. Alkohol gebildet. Die chemische Untersuchung dieser Maische hatte
noch 5,1 Proc. Maltose und 2,67 Proc. Dextrin ergeben. Die Qualität des Alkohols war
dieselbe wie die des gewöhnlichen Rohspiritus. Die Abfälle und Treber wurden vom
Vieh gern und mit Vortheil aufgenommen. Ob sich in allen Fällen eingefrorene
Kartoffeln so gut halten werden, muſs dahingestellt bleiben; Boden- und
Witterungsverhältnisse spielen dabei gewiſs eine groſse Rolle.
Ueber das Mälzen von Mais und Gerste auf pneumatischem Wege
nach Galland theilt Schrohe in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 45, die
Erfahrungen mit, welche man mit der pneumatischen Mälzerei nach Patent Galland in der Brennerei der Distillerie Franco Argentine in Conchitas bei Buenos-Ayres (vgl. 1889 271 281) gemacht hat. Danach functionirt die Anlage in
jeder Weise vorzüglich und zur gröſsten Zufriedenheit. Ueber denselben Gegenstand
mit besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Systeme der pneumatischen Mälzerei
(vgl. 1888 269 275) berichtete Verfasser auch in der
Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten
(Ergänzungsheft S. 51).
Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daſs die pneumatische Mälzerei für die
gröſseren Preſshefefabriken, welche Tag und Nacht arbeiten, mit Vortheil Verwendung
findet; ob dieselbe auch für die Spiritusfabrikation sich brauchbar erweisen wird,
wird davon abhängen, ob es möglich sein wird, die Bewegung des Apparates während der
Nacht oder wenigstens für einen Theil der Zeit zu umgehen; Erfahrungen darüber
liegen noch nicht vor.
Ueber das Verhältniſs zwischen Proteinkörpern und Amiden in
einigen aus böhmischen Gerstenmalzen bereiteten Auszügen veröffentlicht J. Hanamann in der Allgemeinen
Brauer- und Hopfenzeitung, 1889 Nr. 1 (auch Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6 S. 5) Untersuchungen, aus denen wir hier
nur das auch für die Spiritusfabrikation Wichtige mittheilen. Danach entsprach die
Menge des löslichen Stickstoffs in den verschiedenen Malzsorten nicht dem
Gesammtstickstoffe des Malzes. Das Verhältniſs des Proteïn- und Pepton-Stickstoffs
einerseits zum Amidstickstoff andererseits im löslichen Stickstoff war ein sehr
verschiedenes, indem bei den verschiedenen Malzsorten von 100 Th. löslichen
Stickstoffs in minimo 37,261, in maximo 52,941 Th. in Form von Protein und Peptonen
gefunden wurden. Die schon bekannte Beobachtung, daſs durch längeres Wachsen des
Malzes der Amidstickstoff eine Zunahme erfährt, fand auch bei diesen Versuchen eine
Bestätigung.
Im Anschlusse hieran wollen wir kurz über die sehr interessanten älteren
Untersuchungen Lintner's (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 6 S. 979) berichten. Lintner untersuchte 15 Malzproben und erhielt dabei
folgende Zahlen:
Nummer
Gerste(Stickstoffprocenteder
Trocken-substanz)
Malz(Stickstoffprocenteder
Trocken-substanz)
Lösliches Eiweiſs(Stickstoffprocenteder
Trockensubstanzdes Malzes)
Maltosezuwachsin 100cc
Versuchs-flüssigkeit
1
1,926
1,756
0,203
0,609
2
1,438
1,516
0,224
0,665
3
1,977
1,880
0,245
0,758
4
1,432
1,718
0,258
0,802
5
1,168
1,381
0,258
0,810
6
1,760
1,754
0,254
0,819
7
1,591
1,414
0,282
0,906
8
1,459
1,785
0,271
0,910
9
1,696
1,598
0,290
0,977
10
1,537
1,477
0,349
1,088
11
1,424
1,646
0,314
1,106
12
2,150
2,170
0,312
1,203
13
1,357
1,394
0,367
1,318
14
1,424
1,800
0,381
1,420
15
1,795
1,760
0,428
1,616
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgendes: 1) Die diastatische Wirkung des Malzes steht
nicht, wie man bisher vielfach glaubte, im Zusammenhange mit dem Stickstoffgehalte
der Gerste, aus welcher das Malz hergestellt wurde; dagegen bilden 2) die löslichen
Eiweiſsstoffe des Malzes ein Maſs für die diastatische Wirkung desselben. Daſs unter
Umständen eine stickstoffreiche Gerste ein sehr wirksames Malz geben kann, ist aus
obiger Zusammenstellung zu ersehen; es spricht daher nichts gegen die Anwendung
stickstoffreicher Gerste für Brennereizwecke, nur darf man nach Lintner's Untersuchungen nicht glauben, daſs eine
stickstoffreiche Gerste auch stets ein gutes Malz geben muſs.
Eine einfache Vorrichtung zum Waschen des Malzes
beschreibt H. Bahr-Bomsdorf in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 8.
Dieselbe wurde hergestellt aus einem kupfernen Hefenfaſseinsatz, in welchen ein
herauszunehmender, durchlöcherter Boden, 3cm von
dem unteren entfernt, eingesetzt wurde; an dem unteren Boden wurde ein
Wasserabfluſs- und Zufluſsrohr angebracht. Das Malz wird hineingeschüttet, Wasser
hinzugefügt und kräftig durchgerührt. Dann läſst man von unten Wasser eintreten und
das mit dem Schmutze beladene Wasser durch ein im oberen Theil angebrachtes
Abfluſsrohr abflieſsen und setzt dies so lange fort, bis das Wasser nicht mehr
schmutzig erscheint. Das Prinzip dieses Apparates ist jedenfalls ein richtiges, wie
es auch bei den Quellstöcken zur Anwendung kommen sollte. Der Zutritt des Wassers
von oben und der Abfluſs von unten ist entschieden zu verwerfen, denn bei dieser
Einrichtung filtrirt das mit Schmutz beladene Wasser wieder durch die Gerste bezieh. durch das Malz
hindurch und verunreinigt dieses von Neuem. Daſs das Waschen des Malzes
empfehlenswerth, bei mangelhaftem, mit Pilzen behaftetem Malz, besonders für die
Malzmenge, welche zur Hefebereitung verwendet wird, sogar sehr erwünscht ist, ist
bekannt.
II. Dämpfen und Maischen.
Ueber das Dämpfen mit dem Henze'schen Apparate macht K. Kruis in
der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd.
13 S. 2, sehr beachtenswerthe Mittheilungen. Der Verfasser bespricht die
verschiedenen Constructionen, welche der Henze'sche
Apparat in den 16 Jahren seit seiner Erfindung erhalten hat, von denen die rein
conische Form, wie sie H. Pauchsch in Landsberg baut,
oder diejenige, welche aus einem langgedehnten Conus mit einer nur kurzen
cylindrischen Zarge besteht, entschieden den Vorzug vor der cylindrischen Form
verdient, da bei den conischen Formen in allen Fällen zwei Dampfeinströmungen
genügen, um eine gleichmäſsig fortschreitende Durchkochung und gute Aufschlieſsung
zu erreichen. Bei den Dämpfern mit conischer Form ist eine geringere Dauer des
Dämpfens ausreichend, und dieselben liefern daher durchweg eine lichtere Maische,
woraus auf eine geringere Zersetzung des gährungsfähigen Materials während der
Dämpfzeit geschlossen werden kann. Der Verfasser bespricht eingehend die
verschiedene Arbeitsweise mit den Apparaten verschiedener Construction, sowie die
verschiedenen Zerkleinerungsvorrichtungen und macht noch besonders in Bezug auf die
Armatur darauf aufmerksam, daſs es sehr wünschenswerth ist, alle Ventile von einer
Stelle aus erreichen und von derselben Stelle aus auch die Ablesungen am Manometer
vornehmen zu können.
Ein einfaches Dampfmaischholz, welches als Vorzüge
Billigkeit (Preis 6,50 M.), gute Haltbarkeit und bequeme Handhabung besitzen soll,
beschreibt Heinrich Konkart in Rondsen bei Graudenz in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 92.
Die Verwendung eines Dampfmaischholzes zum Anwärmen des Hefegutes empfiehlt C. Hesse in Czerbienschin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 52.
Ueber die Nachtheile des Kühlschiffes berichtet A. Schneider-Nedlitz in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 107. Es ist dem Verfasser
nicht gelungen, bei Verwendung des Kühlschiffes bakterienfreie Maischen zu erzielen.
Nachdem das Kühlschiff durch einen Gährbottichkühler einfachster Art ersetzt war,
wurde eine um 2° Sacch. bessere Vergährung erreicht. Entgegen dieser Ansicht hält
Schultz in Bärfelde (Zeitschrift für Spiritusinduslrie, Bd. 12 S. 124) das Kühlschiff sehr
wohl für brauchbar, da es ihm gelungen ist, damit eine Vergährung bis auf 0,5°
Sacch. zu erreichen. Bei Ersatz des Kühlschiffes durch Kühlbottiche kommt, wie
Verfasser bemerkt, auch der Wasserverbrauch in Frage. Die Redaction der genannten Zeitschrift bemerkt
dazu, daſs die Uebelstände des Kühlschiffs sich besonders in der heiſsen Jahreszeit
geltend machen, während im Winter und Frühjahr das Kühlschiff dem Kühlbottich als
gleichwertig zu erachten ist. Ferner bietet die Gährbottichkühlung, deren geringer
Wasserbedarf wohl stets zu decken sein wird, ein vorzügliches Mittel, um die
Kühldauer abzukürzen und dadurch die Gefahren des Kühlschiffs zu vermeiden. In einer
weiteren Abhandlung S. 144 gibt Schneider zu, daſs sein
Kühlschiff sehr ungünstig, nämlich in der Nähe von Stallungen gelegen war, so daſs
es unmöglich war, damit bakterienfreie Maische zu erzielen. Er berechnet sich zu
Gunsten der Wasserkühlung, nach Abzug der Kosten für Einrichtung, einen Gewinn von
2872,3 M. für die Campagne.
Im Anschlusse hieran weist Heinzelmann noch darauf hin,
daſs die Gährbottichkühlung es ermöglicht, die Maische bedeutend wärmer abzustellen,
so daſs dieselbe nur verhältniſsmäſsig kurze Zeit auf dem Kühlschiffe zu verweilen
haben wird. Endlich bemerkt Schrohe S. 123, daſs für
die Preſshefefabrikation das Kühlschiff schwer zu ersetzen sein dürfte, da hier die
Lüftung der Maische, welche auf dem Kühlschiffe stattfindet, unentbehrlich ist.
Welche Y ortheile bietet das Hesse'sche Verfahren, die
Maische am zweiten Tage zu erwärmen und mittels der Kühl- bezieh. Wärmschlangen
zu bewegen?
Bekanntlich bezweckt das Verfahren von Hesse (vgl. 1889
271 284) in erster Linie eine möglichste Beschränkung
des Steigraumes, indem über 50 Proc. des sonst gebrauchten Steigraumes mit Maische
befüllt werden. Die Hauptpunkte des Verfahrens sind kurz folgende:
1) Die Vergährung darf bis zum zweiten Tage nicht zu stürmisch sein.
2) Die Hauptgährung wird durch Erwärmen der Maische am zweiten Tage mittels heiſsen
Wassers, welches durch die beweglichen Gährbottichkühlschlangen geleitet wird,
schnell hervorgerufen.
3) Die Maische muſs während der Gährung auf einer Temperatur von 29 bis 30° durch
Abkühlung mittels kalten Wassers erhalten werden.
4) Die Maische wird mit lauem Wasser bei fallender Gährung so weit verdünnt, daſs die
Bottiche während der Nachgährung bis zum Rande gefüllt sind.
Dem Verfahren liegt der Gedanke zu Grunde, die Hauptgährung zu einer Zeit schnell
eintreten zu lassen, in welcher sie fortwährend beobachtet werden kann, also bei
Tage, ferner die während der Zuckerbildung entstandene Maltose schnell durch Gährung
aus der Maische zu entfernen, um dann möglichst viel Zeit für die Nachgährung, also
für die Dextringährung zu gewinnen. Vergleichende Versuche, welche Heinzelmann nach dem Hesse'schen Verfahren mit und ohne Bewegung des Kühlers ausführte und
worüber er in der Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 12 S. 123, berichtet, ergaben für die mit der Bewegung des Kühlers verarbeitete Maische
eine Mehrausbeute von 0,64 Proc. Alkohol vom Maischraume; im Allgemeinen
veranschlagt der Verfasser die Mehrausbeute an Alkohol auf 0,50 bis 0,75 Proc. Als
ein Mangel des Verfahrens wird hervorgehoben, daſs die Maschine zur Bewegung des
Kühlers 12 Stunden in Betrieb bleiben muſs. Nach neueren Erfahrungen soll es jedoch
gelungen sein, die Zeit, in welcher die Kühlschlange bewegt werden muſs, auf 6
Stunden zu beschränken. Ferner ist man bestrebt, die Bewegung des Kühlers durch das
Kühlwasser selbst zu bewirken. Derartige Constructionen sind schon mehrfach, so auch
von Gontard-Mockau. angegeben (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 Ergänzungsheft S. 149., wo auch
Delbrück Mittheilungen darüber macht). Wenn es auch
dahingestellt sein muſs, ob diese Frage durch die bisher angegebenen Constructionen
schon vollständig für die Praxis gelöst ist – denn Gontard erreicht mit seinem Apparate nur eine Hubhöhe von 12 bis 15cm, während nach Hesse die Hubhöhe fast 0m,5 betragen
soll, in welchem Falle der Wasserverbrauch wohl ein zu groſser sein würde – so ist
doch anzunehmen, daſs es der Technik gelingen wird, diese Schwierigkeiten bald zu
beseitigen.
Wie viel Grünmalz ist zur Umwandelung eines Kilogramms Stärke
in Maltose und Dextrin erforderlich? Zur Entscheidung dieser Frage hat J. E. Brauer Versuche ausgeführt (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 131),
indem er 500g Primastärke verkleisterte und mit
verschiedenen Malzmengen (Gemisch aus ½ Roggen-, ¼ Gerste- und ¼ Hafermalz)
versetzte und nach Beendigung der Reaction mit Jod prüfte. Aus den Resultaten dieser
Versuche berechnet er die für 50k Kartoffeln,
entsprechend 10k Stärkemehl, erforderliche Menge
Malzgetreide und kommt zu dem Schlusse, daſs mindestens 1k,5 Malzkorn, entsprechend 2k,25 Malz, auf 50k Kartoffeln verwendet werden müssen. Die Redaction der
Spirituszeitschrift macht darauf aufmerksam, daſs bei dieser Umrechnung ein Fehler
stattgefunden hat, indem der Verfasser den Wassergehalt der verwendeten Stärke,
welcher ungefähr 20 Proc. beträgt, unberücksichtigt gelassen hat, so daſs er in
Wirklichkeit nicht 500g, sondern 400g Stärke zu seinen Versuchen verwendet hat. Daſs
man aber die trockene Stärke für die Umrechnung zu Grunde legen muſs, ist
selbstverständlich, da der procentische Stärkegehalt der Kartoffeln sich natürlich
auf wasserfreie Stärke bezieht. Die Zahlen des Verfassers sind daher durchweg zu
niedrig und nach der entsprechenden Umrechnung ergibt sich als Minimalgabe 1k,88 Malzgetreide, entsprechend 2k,8 Grünmalz, für 50k Kartoffeln.
Ueber das Entschalen der Maische und die dazu construirten
Apparate berichtet Prof. Delbrück in der
Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten in
Deutschland (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 Ergänzungsheft S.
148). Eine gewisse Menge von Trebern ist in der Maische nothwendig, denn die Hefe
bedarf eines Stoffes, welcher sich zwischen sie lagert, woran sie sich reibt oder stöſst, und
hierzu sind die Treber sehr geeignet. Ein Uebermaſs von Trebern ist andererseits
aber von Nachtheil, weil dadurch die durch die Versuche von Delbrück und Foth (vgl. 1887 263 530) als nothwendig erwiesene Bewegung der Maische
leidet. Von diesen Gesichtspunkten aus sind die Erfolge der Maischeentschalung zu
beurtheilen. Die Entschalung wird nur da am Platze sein und befriedigende Resultate
liefern, wo ein Uebermaſs von Trebern vorhanden, also die Entfernung eines Theiles
der Treber erwünscht ist. Dieser Fall liegt vor einmal bei sehr dicken Maischen,
andererseits bei Verarbeitung sehr dickschaliger Kartoffeln. In diesen Fällen werden
die Entschalungsapparate stets gute Dienste thun. Es kann hiernach aber nicht Wunder
nehmen, daſs die Antwort auf die Frage, wie sich die Entschalungsapparate bewährt
haben, im Allgemeinen sehr verschieden ausfallen muſs; denn es ist sehr
wahrscheinlich, daſs die Enttreberungsapparate vielfach angewendet werden, wo sie
gar nicht hingehören. Der Enttreberungsapparat hat nur dort einen Sinn, wo so viele
Treber in der Maische sind, daſs durch sie ein unverhältniſsmäſsiger Raum in
Anspruch genommen oder die Gährung gehemmt wird. In dünner Maische verwendet,
gewähren die Enttreberungsapparate sicherlich keinen Nutzen. Auch bei höheren
Concentrationen der Maische können die Apparate zuweilen überflüssig sein, so
besonders bei der Verarbeitung sehr dünnschaliger Kartoffeln. Nach den dem Verein
zugegangenen Mittheilungen sind bis jetzt im Ganzen über 300 Entschalungsapparate im
Gebrauche und zwar 297 Apparate von Eberhard-Müller in
Bromberg, 5 Apparate von C. G. Böhm in Fredersdorf und
3 Apparate von Voſs in Neuenburg in Westpreuſsen. Ueber
die Frage, wie sich die einzelnen Constructionen in der Praxis bewährt haben,
äuſsert sich Delbrück in folgender Weise. An der Spitze
steht der Müller'sche Apparat. Im Groſsen und Ganzen
sollen die Resultate günstig gewesen sein, nur soll der Apparat leicht
reparaturbedürftig sein; doch wird vom Fabrikanten mitgetheilt, daſs er, um diesem
Fehler zu begegnen, jetzt Guſsstahl im Inneren zur Verwendung bringt. Als ein
weiterer Uebelstand werden die groſsen Dimensionen des Apparates und die dadurch
hervorgerufene Schwierigkeit des Aufstellens in der Brennerei bezeichnet (vgl. 1889
272 36); doch sollen auch in dieser Beziehung
Verbesserungen angebracht sein und jetzt Apparate in kürzerer Form geliefert werden.
Ueber den Apparat von Böhm lautet das Urtheil nach den
Beobachtungen der Vereinstechniker Heinzelmann und Stenglein günstig. Der Apparat ist kleiner als der Müller'sche, so daſs er
über dem Vormaischbottich angebracht werden kann, und also die herausgedrückten,
flüssigen Theile direkt bei der Entschalung in den Maischbottich zurückflieſsen.
Nach Delbrück's Ansicht würde es günstig sein, die
Apparate so zu liefern, daſs man die Maische durch den Apparat hindurchpumpen kann,
so lange dieselbe noch warm ist; denn nach erfolgter Abkühlung ist jede Verzögerung
der Gährthätigkeit, jedes Durchpumpen durch Apparattheile, die nicht unbedingt
reinigungsfähig sind, sehr bedenklich. Es würde sich empfehlen, die Construction so
zu machen, daſs die süſse Maische enttrebert wird, so lange sie noch im
Maischbottich bei 62,5° steht. Der Apparat von Voſs,
dessen nähere Beschreibung nicht vorliegt, ist in drei Brennereien eingeführt und
soll nach Mittheilungen von Dams gut functioniren.
(Fortsetzung folgt.)