Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. |
Autor: | W. Leybold |
Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 563 |
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Neuerungen in der Gasindustrie.
Mit Abbildung.
Neuerungen in der Gasindustrie.
Ueber Ferrocyanbestimmung in gebrauchter
Reinigungsmasse; von O. Knublauch. Der Verkauf
der ausgebrauchten Gasreinigungsmasse geschieht in den meisten Fällen nach ihrem
Gehalte an Ferrocyanverbindungen, und zwar wird dieser Gehalt entweder als
krystallisirtes Blutlaugensalz, oder als trockenes Berlinerblau (Fe7Cy18) angegeben.
Die Bestimmung des Ferrocyans stöſst auf erhebliche Schwierigkeiten, indem die
beigemischten Substanzen, Schwefel, Rhodan, Theerbestandtheile, alle Reactionen
stören. Aus diesem Grunde ist ein einfaches Titriren der Lösung mit Kupferlösung
nach Bohlig oder mit übermangansaurem Kali nach de Haën unmöglich. Verfasser hat nun eine Methode
ausgearbeitet, welche
bereits in den meisten Fabriken, sowohl der Käufer als Verkäufer, Eingang gefunden
hat. Die Methode schlieſst sich der technischen Verarbeitung der Masse an, nämlich
Umsetzen der unlöslichen Verbindungen in ein einfaches lösliches Salz, Reinigen
dieses Auszuges und Bestimmung des Ferrocyans mit Kupferlösung. Die Versuche des
Verfassers richteten sich demgemäſs auf die Hauptpunkte: Die Temperatur, bei welcher
die Masse ohne Zersetzung zu trocknen ist; die quantitative Ueberführung der
unlöslichen Ferrocyanverbindungen in Lösung unter möglichster Vermeidung löslicher
störender Stoffe; weiter die Fortschaffung der Verunreinigungen und schlieſslich auf
die scharfe Erkennung des Endpunktes bei der Titration mit Kupferlösung. – Der Gang
der Untersuchung ist nach den angestellten Proben folgender: Die ganze Mischprobe,
etwa 200 bis 250g, wird 5 bis 6 Stunden bei 50 bis
60° C. getrocknet, die trockene Masse fein gepulvert und durch ein Sieb mit 360
Maschen für 1qcm gegeben. Nach dem Mischen werden
10g abgewogen und in einem Kolben mit Marke
bei 250 bis 255cc mittels 50cc einer 10procentigen Aetzkalilösung zersetzt;
dies geht vor sich entweder in 15 Stunden unter häufigem Umschütteln oder in 16
Stunden unter Umschütteln während der ersten und letzten zwei Stunden. Nunmehr wird
auf 255cc aufgefüllt, gut geschüttelt und
filtrirt. 100cc Filtrat werden in heiſse,
salzsaure Eisenchloridlösung (60g Eisenchlorid und
200cc Salzsäure 1,19 spec. Gew. im Liter)
eingegossen und die heiſse Fällung durch ein Faltenfilter rasch filtrirt, das
zurückbleibende Blau mit heiſsem Wasser gut ausgewaschen. Das Filter sammt
Niederschlag wird im Becherglase mit 20cc einer
10procentigen Kalilösung übergössen und das Blau so in Blutlaugensalz umgewandelt.
Filter mit Flüssigkeit werden in einen Meſskolben gespült, die Lösung auf 250cc aufgefüllt. Das Filtrat prüft man mit
Nitroprussidnatrium auf Schwefelwasserstoff: bei dessen Abwesenheit kann die
Flüssigkeit direkt nach dem Ansäuern mit Kupferlösung titrirt werden. Ist
Schwefelwasserstoff nachgewiesen, so kann derselbe durch Schütteln mit 1 bis 2g kohlensaurem Blei leicht entfernt werden. 50
oder 100cc Filtrat, entsprechend 0,8 bezieh. 1g,6 trockener Masse, werden nach dem Ansäuern mit
2,5 oder 5cc Schwefelsäure 1 : 5 mit Kupferlösung
titrirt. Letztere enthält im Liter 12 bis 13g
Kupfervitriol und ist auf 50cc einer
Ferrocyankaliumlösung gestellt, welche im Liter 4g
reines Salz enthält. Die Endtitration gibt etwas abweichende Resultate, je nachdem
man auf Papier mit Eisenchlorid tupft, bis keine blaue Färbung mehr entsteht, oder
ob man einen Tropfen Filtrat mit Eisenchlorid prüft. Doch ist die Differenz in den
meisten Fällen nicht bedeutend; wird mit kohlensaurem Blei die Lösung gereinigt, so
ist immer der Filtrirtiter zu wählen. In wenigen Fällen kam es vor, daſs sich eine
erhebliche Differenz zwischen Tupftiter und Filtrirtiter zeigte, indem auch der
Endpunkt nicht sicher zu erkennen war; das Filtrat von Kupferniederschlag blieb mit
Eisenlösung grün bis grüngelb. Durch mehrmaliges Fällen des Kupferfiltrats vom
Tupftiter und abermaliges Titriren wird der Tupftiter höher, der Filtertiter in
diesem Falle geringer, so daſs die Differenz kleiner wird. Die genannten Störungen
der Titration treten aber selten auf, nach Ansicht des Verfassers nur dann, wenn die
Masse nicht genügend übersättigt oder nicht gründlich regenerirt ist. Eine Reihe von
Schwefel- und Blaubestimmungen in alten Massen vervollständigt die sehr interessante
Arbeit. Nach des Verfassers Ansicht ist der Aufnahmefähigkeit von Massen für Cyan
gröſsere Aufmerksamkeit zu schenken, indem dieselbe bei verschiedenen Massen sehr
wechselt und denselben ganz verschiedenen Werth verleihen kann (Journal für Gasbeleuchtung, 1889 Bd. 32 S. 450).
Ueber Untersuchung gebrauchter Gasreinigungsmasse; von
C. Moldenhauer und W.
Leybold. Die ausgebrauchte Reinigungsmasse enthält etwa folgende
Bestandtheile: Schwefel und Schwefeleisen, etwas regenerirtes Eisenoxydhydrat,
Rhodanammonium, Rhodaneisen, Ferrocyanverbindungen mit Eisen und Ammoniak in
wechselnder Menge als Basis, häufig schwefelsaures und kohlensaures Ammoniak,
Theersubstanzen, meist auch Auflockerungsmaterial in Form von Sägespänen, Torf,
Spreu, Reishülsen, Gerberlohe u. dgl.; an hygroskopischem Wasser sind gegen 30 Proc.
vorhanden. Eine Masse wird als „ausgebraucht“ bezeichnet, wenn die
ausgeschiedene Schwefelmenge bei der Regenerirung den Zutritt der Luft verhindert,
so daſs die Oxydation des gebildeten Eisensulfürs zu Oxydhydrat nicht mehr genügend
stattfinden kann und schlieſslich ganz zum Stillstande gelangt. Dies tritt in der
Regel ein, wenn die Masse 30 bis 45 Proc. Schwefel aufgenommen hat; Deicke'sche Masse, welche nach der Ausnützung mit
Eisenspänen unter Kochen oder Erhitzen in Haufen wieder gebrauchsfähig gemacht wird,
kann sogar 65 Proc. Schwefel enthalten. Mit dem Gehalte an Schwefel nehmen auch die
Cyanverbindungen zu, welche sich zum Theil als Ferrocyan-, zum Theil als
Schwefelcyansalze ablagern. Beide bilden sich erst in der Masse aus Cyanwasserstoff,
der im gewaschenen Gase frei auftritt. Zur Zeit wird die alte Masse meist nach ihrem
Ferrocyangehalte verkauft, während Schwefel, Rhodan, Ammoniak unberücksichtigt
bleiben. Der Gehalt wird zumeist in Procenten trockenes Berlinerblau (Fe7Cy18), oder in
Procenten krystallisirtes gelbes Blutlaugensalz angegeben. Die Bestimmung geschieht
bisher in den meisten Fabriken nach KnublauchSiehe D. p. J., 1888 267 323. durch Titration mit Kupferlösung nach
Reinigung der Ferrocyanlösung. Da die Titration hier manchmal zu Ende versagt, so
wenden die Verfasser zum Titriren Chamäleon an Dach Entfernung aller organischen
Substanzen. Reines Blutlaugensalz wird nach de HaënPost, Chemisch-technische Analyse, 1888 S.
166. einfach mit Chamäleon titrirt; zerstört man
dasselbe selbe durch
Abdampfen mit Schwefelsäure, so bleibt Eisensulfat zurück, das reducirt beim
Titriren dieselbe Menge Chamäleon verbraucht wie das entsprechende Quantum
Blutlaugensalz.
Diese Methode auf alte Reinigungsmasse angewandt, gestaltet sich das Verfahren wie
folgt: Die Masse wird mit Aetznatron und etwas Soda zerlegt, ein Theil der
filtrirten Lösung abgedampft, mit Schwefelsäure zerlegt und die organische Substanz
durch Glühen entfernt. Der Rückstand, bestehend aus schwefelsaurem Eisenoxyd und
saurem Natriumsulfat, wird in Schwefelsäure gelöst, mit Zink in der Wärme reducirt,
das Oxydulsalz mit Chamäleon titrirt Erforderlich ist zu dem Verfahren: 10procentige
Natronlauge mit 2 Proc. wasserfreier Soda, reine Schwefelsäure 1 : 10 (Vol.) mit
Wasser verdünnt, reines eisenfreies Zink, ferner eine Lösung von übermangansaurem
Kali. 12g,5 krystallisirtes Salz wird zu 2l gelöst, 100cc
davon mit 700cc destillirtem Wasser versetzt; die
Lösung wird auf Eisen eingestellt. 1cc entspricht
etwa 1mg,32 Eisen = 10mg Blutlaugensalz = 1mg,78 Fe7Cy18
Berlinerblau.
Die Ausführung der Bestimmung des Berlinerblau in alter Masse geschieht wie
folgt:
Von der Masse wird ein Theil im eisernen Mörser rasch zerstoſsen, mit dem Löffel
gemischt und davon 50g in einem Bechergläschen auf
der Centigrammwage abgewogen. Die abgewogene Menge bringt man in einen Literkolben
und fügt 100cc der angegebenen Lösung von 10 Proc.
Aetznatron und 2 Proc. calcinirter Soda hinzu; bei Massen, welche nicht über 3 bis 4
Proc. Blau enthalten, genügt 6 Proc. Aetznatron nebst 2 Proc. Soda in der
Lösung.
Den Literkolben stellt man 4 bis 5 Stunden auf ein warmes Sandbad oder auf einen
warmen Ofen; nach dieser Zeit ist die Zersetzung sicher vorgegangen und es kann nun
mit destillirtem Wasser auf 1030cc aufgefüllt
werden, wozu man am Hals des Kolbens eine Marke angebracht hat. Mit den üblichen
Massen angestellte Versuche ergaben, daſs der Rückstand von 50g bei dieser Zersetzung im Mittel 30cc Volumen besitzt mit nur geringen Abweichungen,
welche bei dem groſsen Volumen nicht in Betracht kommen. Nach gründlichem Schütteln
wird filtrirt, vom Filtrat 100cc in einer
Porzellanschale auf etwa 10cc abgedampft, wobei
der Ammoniakgehalt sich verflüchtigt. Der Rest wird in eine Platinschale gespült und
langsam 25cc Schwefelsäure 1 : 10 zugegeben, wobei
starkes Aufbrausen zu verhüten ist. Man dampft auf dem Sandbade vollständig ab, bis
die Schwefelsäure abgeraucht ist und glüht zuletzt über offener Flamme. Es bleibt
eine gelbe geschmolzene Salzmasse von Eisenoxydsulfat und saurem Natriumsulfat
zurück, die vollständig frei von organischer Substanz ist. Nach dem Erkalten wird
dieselbe unter Erwärmen in 100cc Schwefelsäure 1 :
10 gelöst, zuerst in einem Theile der Säure unter Nachspülen mit dem Reste und
nochmaligem Ausspülen mit 50cc warmem Wasser. Die
ganze Lösung bringt man
in einen etwa ¼l fassenden Kolben und fügt 10g chemisch reines Zink, sowie 1cc einer Lösung von reinem Kupfervitriol 1 : 10
hinzu, welch letztere die Reduction wesentlich beschleunigt. Nach ungefähr 3 Stunden
dauerndem Erwärmen auf dem Wasserbade ist das Eisenoxydsalz vollständig reducirt; in
einem Tropfen, welcher auf Porzellan mit einem Tropfen Rhodankalium zusammengebracht
wird, darf keine rothe Färbung mehr entstehen.
Die Lösung wird nach vollendeter Reduction kalt filtrirt, um das ausgeschiedene
Kupfer zurückzuhalten. Man braucht nicht Sorge zu tragen, daſs sich hierbei wieder
Oxydsalz bilde, da eine stark saure Eisenoxydullösung sich nicht rasch verändert,
selbst nicht nach mehreren Tagen. Nach dem Ausspülen und Verdünnen des Filtrats auf
0l,4 titrirt man aus der Bürette mit Glashahn
oder besser aus der Gay-Lussac'schen Bürette, bis zur
schwachen Rothfärbung. Ein blinder Versuch mit 10g
Zink, derselben Menge Säure, Wasser und Kupfervitriol, ergab einen Verbrauch von
0cc,4 Chamäleonlösung, um dieselbe Farbe zu
erlangen, welche also von dem verbrauchten Volumen abgezogen werden müssen. Der Rest
× 10 ergibt die Cubikcentimeter Chamäleon auf den Liter Lösung, und × 2 auf 100g alte Masse. Durch Multiplication mit dem
Coefficienten der Chamäleonlösung für Blau erhält man direkt Procente trockenes
Berlinerblau, Fe7Cy18
(Journal für Gasbeleuchtung, 1889 Bd. 32 S. 155).
Gewinnung des Sulfo- und Ferrocyans aus gebrauchten
Gasreinigungsmassen; von J. V. Esop. Verfasser
untersuchte verschiedene Gasreinigungsmassen und fand darin 0,85 bis 4,06 Proc.
Schwefelcyanwasserstoff (als Eisen- und Ammoniaksalz), 3,51 bis 9,03 Proc.
krystallisirtes Blutlaugensalz an Ferrocyanverbindungen, 1,03 bis 2,42 Proc.
Ammoniak. Das Sulfocyan ist in Wasser löslich, Ferrocyan nur in Alkalien; es
erscheint also von Wichtigkeit, die Auslaugung möglichst vollständig vorzunehmen und
bei den geringen Mengen der zu lösenden Stoffe doch möglichst concentrirte Laugen
und wenig Waschwasser zu erhalten. Auslaugeversuche mit einem Systeme Shank'scher Kästen, wie sie in der Leblanc-Sodafabrikation verwendet werden, ergeben keine
günstigen Resultate, indem man sehr groſser Gefäſse bedarf und bei der groſsen
Wassermenge zur Ausfüllung des Porenvolumens der Masse dünne Laugen erhielt. Es
wurden nunmehr die Massen in Rührwerken mit Wasser digerirt, dann abgepreſst; die
erhaltene Lauge ist sehr concentrirt, die Behandlung geht schnell vor sich und in
den Rückständen verbleiben nur sehr geringe Mengen Rhodan. Die Auslaugung geschieht
heiſs oder nur warm mit gleichem Erfolge; dagegen muſs zur Auslaugung des Ferrocyans
mit alkalischer Lauge bestimmte Temperatur eingehalten Werden; bei zu niedriger
Temperatur erzielt man nur unvollständige Erschöpfung, bei zu hoher entstehen
Schwefelverbindungen und dadurch aus Ferrocyan Schwefelcyansalze. Aetzkalk ist am
billigsten, doch muſs man mit groſsem Ueberschusse arbeiten. Aetznatron wirkt sehr energisch, ist aber
theuer, da auf den Gehalt an Blutlaugensalz in der Masse 80 Proc. Aetznatron
verwendet werden muſs, bei sehr lange gelagerten Massen sogar 100 Proc.
Nach dem Patente Kunheim und Comp. wird die fein
gemahlene, mit Wasser erschöpfte Masse mit Kalkpulver in geschlossenen Gefäſsen
erhitzt und dadurch Ammoniak frei gemacht. Bei folgendem Auslaugen mit Wasser geht
Ferrocyan in Lösung, doch nicht vollständig. Verfasser stellte nun Versuche an mit
Schwefelnatrium, ferner mit Soda und Kalk, schlieſslich mit Natriumsulfat und
Aetzkalk und erzielte mit letzterem sehr gute Resultate, welche sogleich im
Groſsbetriebe eingeführt wurden. Nach Ansicht des Verfassers wird durch den Aetzkalk
ein Theil des Ammoniaks frei und dies bewirkt die Umsetzung des Natronsulfats und
Aetzkalks zu Aetznatron und schwefelsaurem Kalk, welcher Vorgang unter gewöhnlichen
Verhältnissen nicht vor sich geht. Bei normalen, ausgebrauchten Massen that Kochsalz
und Kalk denselben Dienst, jedoch nicht bei länger gelagerten Massen.
Durchschnittlich wurde so viel Natronsulfat verbraucht, als Blutlaugensalz aus der
Masse zu erzielen ist, aber mehr Kalk, als der Rechnung zur Zersetzung
entspricht.
Behufs rascher Auslaugung wurden unter erhöhtem Kalkzusatz Rhodan und Ferrocyan
gleichzeitig gelöst, die Lauge angesäuert und durch fractionirte Fällung
Berlinerblau ausgeschieden. Bei dieser Art des Auslaugens wurde mehr Rhodan erzielt
als bei einfachem Lösen in Wasser. Rhodan ist demnach zum Theil in wasserunlöslicher
Form vorhanden. So wurden z.B. bei folgenden Massen erhalten Rhodan, als Procent
Rhodanwasserstoff berechnet:
gelöst mit 1) Wasser
2) Alkali
Masse
aus
Mainz
3,56
5,98
Proc.
HCNS
„
„
Zürich
2,56
2,85
„
„
„
„
Hanau
3,72
4,40
„
„
„
„
Pforzheim
3,56
5,98
„
„
Bei nicht genügender Vorsicht gehen Polysulfurete in Lösung, welche die Verarbeitung
sehr stören. Die ganze Verarbeitung geschieht im stehenden schmiedeeisernen Kessel
mit Rührwerk mit Einblasen von Dampf. Eine Luftpumpe saugt die Luft ab und drückt
dieselbe mit dem frei werdenden Ammoniak in ein Säuregefäſs. Der gesammte Inhalt
wird nach mehrstündiger Arbeit in ein Klärbassin gedrückt, die klare Flüssigkeit
verarbeitet, der Satz abgepreſst und nachgewaschen, wobei die Waschwasser für neue
Quantitäten Masse zum Auslaugen dienen (Zeitschrift für
angewandte Chemie, 1889 S. 305).
Verfahren und Apparate zur Reinigung des Leucht- oder
Kohlengases von seinen Schwefelverbindungen; von C.
Estcourt in Manchester, H. Veevers in The
Lakes, Duckinfield, Chester und M. Schwab in Manchester (D. R. P. Kl. 26 Nr. 45948 vom 16. September
1887). Um Kohlengas von seinen Schwefel Verbindungen zu reinigen und gleichzeitig den
Schwefel daraus zu gewinnen, wird das Gas der Einwirkung von schwefliger Säure in
Lösung oder in gasförmigem Zustande und von einer Lösung von Chloriden, Sulfaten
oder Carbonaten der Alkalien oder alkalischen Erden ausgesetzt. Dadurch werden die
im Gas enthaltenen Schwefel Verbindungen zersetzt und der Schwefel wird gefällt. –
Zur Durchführung dieses Verfahrens wird ein Apparat angewendet, der aus einer Reihe
von Behältern A, B, C, D mit Scrubber S besteht. Die zum Entschwefeln dienende
Chlorcalciumlösung befindet sich im Behälter A,
circulirt von hier aus durch B, C und den Scrubber S in den Behälter D und
dann durch ein Speiserohr in den durch Wände in eine beliebige Anzahl von Kammern
getheilten, geschlossenen Kessel E, von wo sie durch
ein Abfluſsrohr in den ersten Behälter zurückkehrt.
Textabbildung Bd. 273, S. 569 Die nöthige schweflige Säure wird der Chlorcalciumlösung während der
Circulation zugeführt. Dieselbe, in einem Ofen G durch
Verbrennen von Schwefel entwickelt, steigt durch das Rohr g in ein Schlangenrohr, welches sich in der circulirenden Lösung im
Behälter C befindet, und wird hier von der durch die
Brause gehenden Flüssigkeit aufgenommen. Die schweflige Säure enthaltende Lösung
geht in den Kessel E, in welchem sich Holzkugeln F drehen, und kommt hier in innigen Contact mit dem zu
reinigenden Gas, wodurch dasselbe gewaschen und der darin befindliche Schwefel am
Boden der Kammern des Kessels E niedergeschlagen
wird.
(Die Idee des Verfahrens ist eine sehr gute, indem sowohl Schwefelwasserstoff als
auch Schwefelkohlenstoff durch schweflige Säure umgesetzt worden unter Auscheidung
von freiem Schwefel. Statt des Verbrennens von Schwefel wird wohl die flüssige
schweflige Säure des Handels mit Vortheil dienen können. Das Verfahren bedarf aber
einer sorgfältigen Ueberwachung; die schweflige Säure soll etwas im Ueberschusse
vorhanden sein, welche wieder herausgenommen werden muſs.
Ferner ist eine eigene Cyanreinigung nöthig, indem der Cyanwasserstoff des Rohgases
durch schweflige Säure wie durch den Scrubber nicht herausgenommen wird. Anstände
wird auch das Material der Apparate bieten, indem Eisen von schwefliger Säure
angegriffen wird.)
Neue Form der Pentanlampe; von A. Vernon Harcourt. Zu sehr genauen photometrischen Messungen wird in
England manchmal Harcourt's Pentanflamme angewandt,
eine Einlochflamme, welche ein Gemenge von Pentandampf mit Luft verbrennt. Dieselbe
zeichnet sich nach Dibdin's Verfahren durch
auſserordentliche Gleichmäſsigkeit und Genauigkeit aus, indem von 100 Versuchen 98
Proc. keinen gröſseren Fehler als 2 Proc. aufwiesen. Doch ist der Apparat
complicirt, nur mit Vorsicht zu handhaben und schwierig zu transportiren. Harcourt construirte nun eine neue, einfachere Lampe,
welche Pentandampf allein verbrennt. Dieselbe ist einer gewöhnlichen Spirituslampe
ähnlich, mit einem Metallcylinder darüber stehend, ohne Glascylinder. Der
Metallcylinder erzeugt einen Zug nach aufwärts und dadurch der Flamme etwas gröſsere
Steifigkeit; auch erhöht er die Verbrennungstemperatur etwas und erzeugt damit eine
mehr weiſse Flammenfärbung. Der Docht im Verbrennungsröhrchen ist dazu da, das
Pentan in die Höhe zu saugen; indessen brennt die Flamme 50 bis 75mm über dem Dochtende. Die absteigende Wärme
verdampft das Penfan und führt es der Flamme zu. Das Dochtröhrchen steckt in einem
weiteren Röhrchen, welches die Temperatur des ersteren gleichmäſsig erhält. Beide
stecken in einem weiteren Rohre, welches sich nach oben verengt. Der auf die Flamme
gesetzte Kamin erweitert sich oben; unten ist er mit Bändern auf die Dochtrohre
aufgesetzt. Der Kamin ist verstellbar und so die Entfernung zwischen den zwei Rohren
zu verändern. Zwischen den Rohrstücken ist die Flamme sichtbar, und zwar immer
dieselbe eingestellte Höhe.
Um die Normalflamme in Gebrauch zu nehmen, dreht man das weite Rohr hinweg und
erwärmt das Dochtröhrchen mit der Hand; es lassen sich dann die Pentandämpfe oben
entzünden. Das Rohr mit dem Kamine wird wieder aufgesetzt, der Docht etwas in die
Höhe geschraubt. Dann steigt die Flamme zum Theil in den Kamin hinein und ist
zwischen dem oberen und unteren Rand der Rohre sichtbar. Dies ist der Theil der
Flamme, welcher als Normalmaſs dient; ändert sich auch die Höhe der Flamme etwas, so
bleibt doch die Helligkeit des mittleren Flammenstücks fast unverändert. Harcourt stellt Versuche an, um den hellsten Theil der
Flamme so heraus zu schneiden; dann stellte er die Höhe des Flammenausschnitts fest,
dessen Lichtstärke 1, 1½ und ½ engl. Kerze entspricht. Dazwischen liegende
Helligkeiten lassen sich durch Einstellen auf eingravirte Masse leicht herstellen.
Die Aenderung der gesammten Flammenhöhe lassen sich durch zwei schmale Schlitze von
10mm Höhe im Kamin controliren. Innerhalb
dieser Gröſse darf die Flammenhöhe schwanken, ohne daſs eine Aenderung in der
Helligkeit des
Ausschnittes entstände. Diese Schwankungen der Flammenhöhe sind aber nach 10 Minuten
dauerndem Brennen sehr gering, sobald also die Rohre eine gleichmäſsige Temperatur
erlangt haben. Das ganze Instrument steht bequem auf 3 Stellschrauben; die
Ueberwachung der Flammenhöhe ist erleichtert durch ein Stückchen Spiegel, in welchem
der Beobachter dieselbe stets sieht. Die Farbe des Lichts ist weiſs, wie die der
früheren Pentanflamme (Journal of Gaslighting, 1888 Bd.
51 S. 371).
W. Leybold.