Titel: | Neuerungen an Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen. |
Autor: | R. Kn. |
Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 459 |
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Neuerungen an Lettern-Setz- und
-Ablegemaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 24.
Neuerungen an Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen.
Das Bestreben, kostspielige Handarbeit durch billigere Maschinenarbeit zu ersetzen,
fördert auch auf dem Gebiete der Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen immer neue
Constructionen zu Tage, welche, wenn sie auch bis jetzt noch keine endgültige Lösung
dieses alten Problems gebracht haben, so doch unaufhaltsam der Lösung näher führen,
so daſs die allgemeine Einführung von Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen in unseren
Druckereien wohl nur eine Frage der Zeit ist. Die Schwierigkeiten, welche der Lösung
dieser Frage entgegenstehen, sind allerdings nicht gering, und ist auf dieselben in
diesem Journal bereits früher hingewiesen worden (vgl. 1882 234 * 377 und 461). Nicht zu jeder Art Satz sind indeſs die Lettern-Setz-
und -Ablegemaschinen geeignet, und wird im Allgemeinen bei den sogen.
Accidenzarbeiten, bei Anwendung der verschiedenartigsten Typen, je dem individuellen
Geschmacke des Auftraggebers entsprechend, die Handarbeit des Setzers nicht entbehrt
werden können, indeſs gibt es ein groſses Feld von typographischen Arbeiten, auf
welchem sich Maschinen zur Beschleunigung und billigeren Herstellung der Arbeit mit
Erfolg anwenden lassen, und das ist beim Satz von Büchern und Zeitungen. Auf diesem
Gebiete liegt das richtige Feld der Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen, und hier
werden diese Maschinen auch ihren Einzug in unsere Druckereien halten, trotz der
ihrer vollendeten Construction noch entgegenstehenden Schwierigkeiten und trotz des
theilweise noch recht verbreiteten Vorurtheiles.
Die Frage scheint gerade in neuester Zeit ihrer Lösung ein gut Stück näher gekommen
zu sein, indem auf den letztjährigen Ausstellungen in London, Paris und Berlin
Maschinen zur Ausstellung gelangten, welche über die Stadien des Versuchs hinaus zu
sein scheinen und zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Ueber diese Maschinen sei
in folgendem berichtet, gleichzeitig mögen aber auch die übrigen, während der
letzten Jahre bekannt gewordenen Setz- und Ablegemaschinen Besprechung finden. Bei
der Vieltheiligkeit dieser Maschinen, deren vollständige Beschreibung sich meist nur
unter Zuhilfenahme mehrfacher Zeichnungen bewerkstelligen läſst, kann sich diese
Besprechung indeſs bei dem uns zur Verfügung stehenden Raume vorwiegend nur auf eine
Hervorhebung des Charakteristischen beschränken, während für eine erschöpfende
Erkenntniſs auf die bezüglichen Patentschriften verwiesen werden muſs.
Die Eintheilung des Stoffes ergibt sich dabei aus den drei Hauptarbeiten, dem Setzen
der Lettern, dem Ausschlieſsen des gesetzten Satzes und dem Ablesen dieses
Satzes.
1) Leiternsetzmaschinen.
Von den Setzmaschinen, bei denen sich die ausgestoſsenen Lettern durch ihr Eigengewicht nach dem Setzschiff bewegen, sei zuerst,
die Maschine von J. L. Mc. Millan in Ilion (New York,
Nordamerika) genannt (* D. R. P. Nr. 41758 vom 17. August 1886), von welcher die
Textfig. 1 ein perspectivisches Bild gibt. Die
Maschine hat die Gestalt eines rechten Winkels, deren rechter Schenkel die
Letternkästen D zwischen zwei dreieckigen
Zwischenwänden B und C
aufnimmt, während der linke die Zugstangen und Uebertragungshebel vom Tastenbrette
U zu dem Letternausstoſser G enthält. Die Typenkästen D sind in
wagerechten über einander liegenden Reihen angeordnet und wieder in Gruppen
eingetheilt, derart, daſs schmale Buchstaben, wie f, i,
j, u.s.w., eine Gruppe, sehr breite Buchstaben, wie m, w, z.B. eine andere Gruppe bilden. Auf gleiche Weise werden die anderen
Buchstaben eingeordnet, wobei die am häufigsten gebrauchten Lettern am besten in die
unteren Kästen gebracht werden. Die Lettern sind in den Kästen stehend gelagert und
werden mittels durch Gewichte F (Textfigur 1) beschwerter Drücker E (Fig. 1 Taf. 24) beständig
nach vorn gedrückt, wobei sie an einem Widerlager F
Anlage finden. Neben diesem Lager F hat der
Letternkasten eine Oeffnung e und verläuft das
Widerlager F schräg nach innen, so daſs die Type für
gewöhnlich zurückgehalten wird, einem leichten Drucke durch den wagerecht
schwingenden, durch den Ausschnitt j hindurchgreifenden
Ausstoſser G aber nachgibt und in eine nach der
Hauptrinne o (Fig. 2) bezieh. der
Setzrinne W (Textfig. 1)
führenden Seitenrinne übertritt.
Fig. 1., Bd. 274, S. 460
Die Hauptrinne o verläuft
senkrecht, während die Seitenrinnen in diese unter dem der Dreiecksgestalt der
Flächen B entsprechenden Winkel in diese münden.
Demgemäſs sind auch die Letternkästen D zwischen den
Wänden BC zur Senkrechten geneigt. Es empfiehlt sich, die
Hauptrinne mit einer leicht abnehmbaren Glasplatte zu überdecken, so daſs man sofort
erkennen kann, wo etwa eine Letter stecken geblieben ist.
Den weiteren Transport aus der Hauptrinne o in das
Setzschiff zeigt Fig. 2 Taf. 24.
Da die Typen, besonders diejenigen, welche aus den oberen Schriftkästen kommen, eine
verhältniſsmäſsig beträchtliche Höhe durchfallen, so haben sie eine Neigung,
zurückzuprallen, wodurch sie sich auf die Seite drehen oder auch den Hauptkanal
verstopfen und dadurch die anderen Typen verhindern könnten, niederzufallen.
Um dieses zu verhindern, wird am unteren Ende der Hauptrinne o, oder nahe bei demselben, eine hin und her schwingende Klappe Y angebracht, welche, dem Stoſse der niederfallenden
Type nachgebend, sich öffnet, aber sofort wieder in ihre erste Lage zurückkehrt und
dadurch die Type verhindert, in die Rinne zurückzuprallen und mit ihrem oberen Ende
gegen eine etwa nachfolgende Type zu stoſsen. Die Klappe hat ferner das Bestreben,
eine dünne Type, welche, wie dies zuweilen vorkommt, sich etwas seitlich gedreht
hat, wieder gerade zu richten, sowie auch den Fall der schwereren Typen etwas zu
verzögern und somit den Stoſs zu vermindern, der mit der Zeit die Type abnutzen und
ihre Länge verringern würde.
Das Ueberschieben der Lettern in die Setzrinne bezieh. das Weiterschieben der Lettern
in der letzteren nach dem Setzschiffe E erfolgt mittels
des Stöſsers Z, der bei jedem Anschlage einer Taste
bewegt wird. An der Setzrinne W ist noch eine
Reibungsvorrichtung R (Textfig. 1) angebracht, um die Lettern in der Rinne zu halten. Der
Arbeiter nimmt nun von der in der Setzrinne W
vorgeschobenen Letternreihe mittels eines besonderen Werkzeuges einen Theil ab,
schlieſst ihn vermuthlich aus (was unsere Quelle nicht angibt) und schiebt ihn durch
Treten auf M mittels des Kopfes J in das Setzschiff E über, deren breite
einstellbar ist. – Der Erfinder hat auch eine weiterhin zu besprechende
Ablegemaschine construirt, die ebenfalls eine gewisse Einfachheit besitzt, indessen
in Gruppen eingetheilte und mit besonderen Signaturen versehene Lettern
voraussetzt.
Zu den Setzmaschinen, bei denen die ausgestoſsenen Lettern durch ihr Eigengewicht
nach der Setzrinne befördert werden, gehört auch die Maschine von J. R. Rogers in Lorain (Ohio, Nordamerika), welche
zugleich die Herstellung einer Stereotypmatrize und das Ablegen der Typen ermöglicht
(* D. R. P. Nr. 48369 vom 12. August 1888). Die Maschine müſste danach als eine sehr
complicirte erscheinen, wenn sie nicht für die Gestalt der Lettern eine
Voraussetzung machte, die ihr wohl nur eine beschränkte Verwendbarkeit verschafft.
Die dabei verwendeten Typen sind nämlich von verschiedener Länge (Fig. 4 Taf. 24) und an
Drähten a (Fig. 3) aufgehängt, die
sich von einem halbkreisförmigen Rahmen b nach einem
senkrechten Rahmen c erstrecken. Diese Typen n können auf diesen Drähten herabgleiten und werden für
gewöhnlich durch einen Sperrmechanismus zurückgehalten, welcher beim Anschlage der
Klaviatur d durch Vermittelung der Drähte e ausgelöst wird. Sind nun auf diese Weise eine Anzahl
Typen n gesetzt, welche sich in der dargestellten Weise
an einander anreihen, unter Einschaltung von Kautschukspatien, so werden sie mittels
des bei f drehbaren Handhebels f1 und des Blockes g auf eine bestimmte Columnenbreite zusammengepreſst, worauf man mittels
des Handhebels i die im Schiffchen v enthaltene Matrizenmasse gegen die Typen andrückt und
so einen Abdruck nimmt.
Die Klaviatur d und die Rahmen b und c mit den Drähten a sind nun unter einander derart zu einem Ganzen
verbunden, daſs dieser Theil der Maschine um den Punkt h drehbar ist. Das Ablegen der gesetzten
Typen erfolgt daher einfach dadurch, daſs man die Rahmen bc nach hinten um den Punkt h umklappt,
wodurch die Lettern auf den Drähten a in ihre
anfängliche Lage wieder zurückgleiten und vom Sperrmechanismus wieder gefaſst
werden. Die Rahmen werden darauf mit den geordneten Typen wieder in ihre normale
Lage zurückgebracht und das Setzen kann nach entsprechendem Vorschübe des
Schiffchens v von Neuem beginnen. Von der Matrize wird
dann wie sonst ein Abguſs genommen.
Als eine zweite Gruppe lassen sich nun diejenigen Setzmaschinen bezeichnen, bei denen
die ausgestoſsenen Lettern nicht durch ihr Eigengewicht, sondern mittels besonderer
Uebertragungsmittel, wie Transportbänder, Greifer u.
dgl., nach der Setzrinne gebracht werden.
Hier sei zuächst die Setzmaschine von E. Wentscher in
Berlin genannt (* D. R. P. Nr. 43909 vom 17. Oktober 1886), welche auf der
„Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin“
ausgestellt war. Die Vorführung dieser Maschine im Rahmen der
Unfallverhütungsausstellung wurde dadurch ermöglicht, daſs sie als Vorrichtung zur
Verhütung von Bleivergiftung auftrat. Mit der Setzmaschine ist eine selbsthätige
Ausschlieſsvorrichtung verbunden, welche die Aufgabe des mechanischen Ausschlieſsens
anscheinend glücklich löst und welche weiterhin noch zu besprechen sein wird.
Die zu setzenden Lettern werden aus ihren Behältern mittels Greifer entnommen und nach der Stelle, an welcher sich der Satz bildet,
geführt. Hierzu war es nöthig, den sehr groſsen Hub, den die Mechanismen zum Greifen
der Lettern in Folge der groſsen Anzahl von Letternbehältern zu machen haben würden,
in kleinere Hübe zu zerlegen, und werden die Lettern daher mehrere Mal durch
kleinere wagerechte und senkrechte Strecken geführt.
Diese Letternführung bildet das Merkmal der Setzmaschine, und sei an der Hand des in
Fig. 5
dargestellten Querschnittes der Maschine versucht, dieselbe zu erläutern. Die Lettern sind in den
in drei Reihen 1, 2 und 3
angeordneten Kästen c derart enthalten, daſs sie unten
Mittels der einen Greifergruppe t entnommen werden
können. Da im vorliegenden Falle drei Reihen angenommen sind, so kann von drei
Schriftarten, z.B. Petit, Borgis, Korpus, gesetzt werden, von denen sich die
jeweilig benutzte immer an der Stelle x befindet,
während mit Hilfe des Daumens T und der Stangen S die Schriftart gewechselt wird. Die Greifer bilden
zwei Gruppen, von denen die eine, t, von einer
Curvenfläche der Welle s immer wagerecht, die andere,
w, von dem Getriebe ab
und Nuth r immer derart senkrecht bewegt wird, daſs sie
sich die Lettern übergeben bezieh. abnehmen, so daſs dieselben abwechselnd wagerecht
und senkrecht tiefer nach der Setzrinne geführt werden. Dabei wandern die Lettern
derart, daſs eine Letter ihren Weg beginnt, bevor noch die vorhergehende ihr Ziel
erreicht hat. Die Letternentnahme erfolgt durch Anschlag der Tasten g, wobei durch Zurückziehen der Stange l der betreffende Letternbehälter c seine Unterstützung bei m verliert und herabsinkt, so daſs der betreffende Greifer t bei seiner Bewegung hindurchtreten und eine Letter
entnehmen kann. Das Wiederheben des Behälters erfolgt vom Letterngreifer w aus. Nach jedem Worte wird ein besonderer Hebel
geschaltet und hierdurch die weiterhin zu besprechende Ausschlieſsvorrichtung in
Bewegung gesetzt. Die Maschine wird durch einen Motor betrieben, und wird die Welle
s bei jedem Tastenanschlage für eine Tour mit der
Antriebscheibe gekuppelt, doch kann die Bewegung der Welle eine continuirliche
werden, wenn die folgende Taste bereits angeschlagen ist, ehe die Tour vollständig
beendet ist.
Die ausgestellte Maschine ist das erste ausgeführte Exemplar, und hat sich zur
weiteren Ausführung ein „Consortium Setzmaschine Wentscher“ Berlin, Friesenstraſse Nr. 5,
gebildet, das die ersten Maschinen im flachsten Jahre in Betrieb zu bringen hofft.
Die Buchdruckereibesitzer, welche bei Gelegenheit der Generalversammlungen von
Berufsgenossenschaft und Buchdruckerverein die Unfallverhütungsausstellung
besuchten, verweilten mit besonderem Interesse bei dieser Maschine und erkannten den
darin liegenden Fortschritt gegenüber früheren Lösungsversuchen rückhaltlos an. Ein
endgültiges Urtheil über die Maschine dürfte indeſs noch verfrüht sein.
Von einem wesentlich anderen Gesichtspunkte geht A.
Lagerman in Jonköping bei der Construction seiner seit etwa zwei Jahren in
Gebrauch befindlichen Setzmaschinen aus. Er stellte sich die Aufgabe, gegenüber den
theuren, vieltheiligen Setzmaschinen, denen noch allerlei besondere Bedingungen
anhängen, eine kleine billige Maschine zu schaffen, welche in Verbindung mit dem
jetzt gebräuchlichen Setzkasten benutzt werden soll. Die Textfig. 2 (L'imprimerie, 1889 Nr. 368)
zeigt diese Lagerman'sche Anordnung, und hat der Setzer
dabei weiter nichts zu
thun, als die ergriffene Letter in einen am vorderen Rande des Setzkastens, da wo
der Setzer stellt, angebrachten Beschickungstrichter zu werfen, ohne Rücksicht auf
deren Lage. Die Richtigstellung der Letter und die Führung in das Setzschiff besorgt
die kleine Maschine. Von der Art des Arbeitens der letzteren mag das Folgende einen
Begriff geben.
Der Beschickungstrichter ist mit einer unteren Oeffnung versehen, welche gerade groſs
genug ist, um eine einzelne Type der Länge nach hindurchgleiten zu lassen. Unter
dieser Oeffnung ist ein sehr genau ausbalancirter Hebel angebracht, welcher durch
den Aufschlag der Type einen elektrischen Strom schlieſst und auf einen
Elektromagneten in der Weise einwirkt, daſs die Armatur desselben den Mechanismus
antreibt. Dieser letztere wird von einem Motor so betrieben, daſs derselbe eine
einzelne Umdrehung macht und dann wieder stillsteht. Während dieser Umdrehung wird
die Type zwischen zwei Armen gefaſst, welche dieselbe nach rechts führen, um unter
dem Trichter Platz für die nächste Type zu schaffen und um die Type in eine gewisse
Stellung zwischen dem Maschinen bette und einem mit einer Feder versehenen Hebel zu
bringen.
Fig. 2., Bd. 274, S. 464
Steht die Schrift der Type in dieser Stellung nach unten, so wird die Type von der
Maschine nach oben gedrückt, und zwar durch einen von unten her gesteuerten Hebel.
Wenn aber die Schrift der Type richtig, d.h. nach oben steht, so wird die Type durch
eine in ihren Einschnitt eingreifende Klinke festgehalten, so daſs dieselbe nicht
nach oben gedrückt werden kann. Nach dieser Operation kommt die Maschine zum
Stillstande, bis die nächste Type durch den Trichter gleitet und die Maschine wieder
in Bewegung setzt. In diesem Augenblicke wird die erste Type von einer auf einer
kleinen wagerechten Welle montirten Zange erfaſst, welche dieselbe weiter nach
rechts führt.
Wenn nun die Schrift der Type nach unten stand, so daſs die Type vorher nach oben
gedrückt war, so stöſst die Type gegen eine Stange, wodurch die Zange etwas aus
ihrer senkrechten Lage gebracht wird, und gleichzeitig greift das andere Ende der
Welle in eine feststehende Zahnstange ein, welche während der Bewegung der Maschine
die Welle mit der Zange eine halbe Umdrehung machen läſst und so die Type richtig
stellt. Bevor die Zange die Type losläſst, wird die letztere wieder zwischen dem
Bette der Maschine und einem dem vorigen ähnlichen Hebel festgelegt. Stand die
Schrift der Type jedoch richtig, d.h. nach oben, so stöſst dieselbe nicht gegen die
Stange, die Zange macht keine halbe Umdrehung und die Type wird einfach zwischen
Bett und Hebel eingebracht.
Nun kann aber der Einschnitt oder die Signatur entweder nach rechts oder links stehen
und der dritte Schritt der Maschine, d.h. wenn die dritte Type durch den Trichter
niedergefallen ist, besteht darin, diesen Einschnitt richtig zu stellen.
Der federnde Hebel und der Theil des Bettes, zwischen welchen die Type gehalten wird,
sind mit Rippen versehen, durch welche (mittels ihrer Signatur) die Type in dieser
Stellung gehalten wird. Stöſst die Type nun bei ihrem weiteren Transporte nach
rechts gegen einen Vorsprung, welcher dieselbe auf die flache Seite dreht, so hält
der federnde Hebel die Type in dieser Stellung, bis dieselbe jetzt in vollständig
richtiger Stellung in die Rinne eingelegt wird, welche nach dem Setzschiffe führt.
Dieses endet den dritten Schritt der Maschine, mit der Zeit bildet sich in der Rinne
eine lange Letternreihe, zwischen deren Wörtern Spatientypen von gleicher Dicke
eingeschaltet sind, und Welche durch andere Zwischenstücke in Zeilen abgetheilt ist.
Diese feilen werden dann auf der weiterhin zu besprechenden, von der vorlegenden
Maschine völlig getrennten Ausschlieſsvorrichtung mechanisch ausgeschlossen.
Diese Lagerman'sche Setzmaschine, mittels welcher
stündlich 4500 bis 5000 Lettern gesetzt werden können, kam zuerst 1887 in der
Centraldruckerei in Stockholm in Betrieb, und haben sich in Amerika und England
Actiengesellschaften, Lagerman Typotheter and Justifier
Comp. Lim., mit bedeutenden Geldmitteln zur Ausbeutung der Patente
gebildet, welche gleichzeitig die Construction geeigneter Werkzeugmaschinen
begannen. In England arbeiten die ersten Lagerman'schen
sogen. Typotheter mit bestem Erfolge in der Druckerei
von R. Clay and Sons in London. Für Skandinavien ist
durch Vermittelung der Firma Gustav Carlston in
Stockholm gleichfalls eine Actiengesellschaft in der Bildung begriffen (Journal für Buchdruckerkumt, 1889 Nr. 9 und 10).
Der Preis der Lagermanschen Setzvorrichtung, deren
Billigkeit gegenüber den sonstigen Setzmaschinen ein wesentlicher Vorzug ist,
beträgt etwa 1300 M. bei einer Gröſse von 20 zu 30cm.
Eine interessante, geistreiche Lösung der Frage der Setz- und Ablegemaschinen gibt
auch die Maschine von F. Praunegger in Graz (* D. R. P.
Nr. 45517 vom 4. November 1887). Der Constructeur ging davon aus, die Bewegungen des
menschlichen Armes nachzuahmen, und bildet daher das Charakteristische der Maschine
ein in der Mitte derselben angeordneter Letterntransporthebel, welcher beim Anschlage der Tasten nach rechts oder
nach links ausschlägt, um die betreffende Letter abzuholen und in das Zeilenfach
einzulegen. Die Lettern sind, wie Fig. 6 bis 8 Taf. 24 zeigen, in
Kästen k enthalten, welche radial an einem Ringstücke
C1 anstehen, dessen
Krümmung dem Schwingungsbogen des Letterntransporthebels entspricht. Zwischen den
Kästen und dem Ringstücke ist für jeden Kasten ein Sperrmechanismus C eingeschaltet, welcher im Ringstücke um den Zapfen
c drehbar ist und aus den Seitenwänden c2 und Hinterwand c1 mit Ansatz c3 besteht. Die Fig. 7 zeigt
die Normalstellung des Letternlostrennapparates, bei welcher Stellung dieser eine
Fortsetzung des Letternfaches k bildet und die
vorderste Letter in denselben übertritt, welche dabei noch von dem kleinen Ansätze
k1 gestützt
wird.
Der Antrieb der Maschine erfolgt durch eine Kurbelwelle mit Trittbewegung, wodurch
ein Mechanismus in beständiger Bewegung erhalten wird. Wird nun die der zu setzenden
Letter entsprechende Taste einer Klaviatur angeschlagen, so wird der
Bewegungsmechanismus des Letterntransporthebels mit dem oben genannten beständig
bewegten Mechanismus gekuppelt, der Letterntransporthebel schwingt aus seiner
Mittellage (Mittellinie der ganzen Maschine) nach rechts oder links bis an das
betreffende Letternfach k aus, worauf ein an ihm
sitzender beweglicher Arm c5 (Fig.
7) sich in die Höhe bewegt, und durch Gegenlage gegen den Ansatz c3 des
Letternlostrennapparates diesen entgegen der Feder c4 um seinen Zapfen c
dreht. Dadurch gleitet die vorderste Letter vom Ansätze k1 ab und fällt herab in den Behälter des
Letterntransporthebels, welcher jetzt in seine Mittellage zurückkehrt und in dieser
die Letter freigibt, die nun durch einen Kanal nach dem Setzschiffe gleitet.
Zu bemerken ist noch, daſs das Einrücken für den Antriebsmechanismus des
Letterntransporthebels, um ein sicheres taktmäſsiges Zusammenarbeiten des das Pedal
tretenden Fuſses und der die Tasten anschlagenden Hand zu ermöglichen, immer in dem
Augenblicke geschehen muſs, wo die Kurbel der Antriebswelle durch den tretenden Fuſs
auf den tiefsten Punkt gebracht ist, daſs man also in diesem Augenblicke die
betreffende Taste niederdrücken muſs. Die ganze Maschine ist im Uebrigen eine
hübsche, gut durchdachte Construction, wenn sie auch in einigen Theilen etwas
vieltheilig ist. Dieses Prinzip des Letterntransportes hat der Constructeur auch für
eine Ablegemaschine verwendet, welche weiterhin zu besprechen sein wird.
Von den Letternsetzmaschinen ist nun noch eine der lebensfähigsten Constructionen zu
nennen, die Maschine von J. Thorne, welche auch auf der
diesjährigen Weltausstellung in Paris ausgestellt war. Die Maschine ist indeſs keine
neue Erfindung, und wurde schon 1882 in diesem Journal über dieselbe berichtet (1882
243 * 387 und 464). Dieselbe hat aber neuerdings
wesentliche Verbesserungen erhalten, und wird jetzt in Amerika von der Thorne Machine Company in Hartford (Conn.) und in
England von dem Type Setting Syndicate Limited in
London gebaut. Für diese Vervollkommnungen sind den genanten Gesellschaften in
Deutschland Patente unter den Nummern 44472, 45055 und 45199 vom 25. Oktober 1887
und 46427 vom 20. April 1888 ertheilt worden.
Das Wesentliche der Bauart der Maschine, in welcher Typen-Setz- und -Ablegemaschine
vereinigt sind, der Tastenbrettmechanismus und die senkrecht über einander liegenden
Typencylinder, darf nach dem Berichte 1882 243 * 387 als
bekannt vorausgesetzt werden. Die Vervollkommnungen betreffen nun in der Hauptsache
einerseits das Einfüllen und die Anordnung der Typen im Ablegecylinder und die
Transportvorrichtung des letzteren, andererseits die richtige Ueberführung der
Lettern von dem rotirenden Tische in den Winkelhaken und die Anordnung des
Setzschiffes, in das die Lettern aus dem Winkelhaken übergeschoben werden. Diese
neue Bauart der Maschine zeigt die Textfig. 3 und ist
in derselben mit A der Antrieb für den
Ueberführungsmechanismus der Lettern nach dem Winkelhaken K und mit B der Antrieb für den neuen
Transportmechanismus B1
des Ablegecylinders C bezeichnet.
Dieser letztere wie der Setzcylinder C1 sind mit den senkrechten, die Lettern enthaltenden
Nuthen C2 versehen, und
sind in der auf der Ausstellung befindlichen Maschine 90 solcher Nuthen in jedem
Cylinder vorhanden. Das Tastenbrett hat dementsprechend ebenfalls 90 Tasten, durch
deren Anschlag bekanntlich die untersten Lettern aus den Nuthen heraus auf den
rotirenden Tisch D befördert werden. Wie ein Vergleich
der Textfigur mit der Fig. 21 Taf. 32 in Bd.
243 zeigt, sind auch diese Hebelverbindungen HH1
JF und G zwischen dem
Tastenbrette und den Letternauswerfern wesentlich vereinfacht, und gerathen nach
Aussage des Fabrikanten nicht leicht in Unordnung.
Von dem rotirenden Tische D gelangen die Lettern auf das
endlose Transportband z, das um die Scheibe E läuft und die Lettern nach dem Winkelhaken K führt. Um nun die Lettern auf diesem Wege in Ordnung
zu halten, sind am Bande z Seitenführungen angebracht
und der so gebildete Kanal ist mit nach unten keilförmig verstärkten Platten
überdeckt, welche zwischen sich und dem Bande z nur
Raum für eine Type lassen, so daſs etwa auf einander liegende Lettern in eine
einzige Ebene gebracht werden. Um aber nun derartig neben einander auf dem Bande z liegende Lettern alle hinter einander anzuordnen,
müssen die Lettern jetzt eine aus zwei ovalförmigen Rädern bestehende
Trennvorrichtung r passiren, welche nur je eine Letter
durchgehen läſst.
Fig. 3., Bd. 274, S. 468
Von dem Transportbande z werden die Lettern bei der
amerikanischen Bauart wie früher durch ein Heberad in den Winkelhaken gehoben,
während bei der englischen Ausführung die in Fig. 9 und 10 Taf. 24 dargestellte
Stöſsereinrichtung zur Verwendung gelangt. Zwischen Leisten wird hier eine Plattet
von einem Excenter senkrecht auf und ab geführt, welche oben den Stöſser c trägt, auf den zur gröſseren Sicherheit ein Schieber
d die mit dem umlaufenden Bande z ankommende Letter a
überschiebt. Der Stöſser c ist an seiner dem
Transportbande z zugekehrten Seite der Scheibe e entsprechend gestaltet, macht eine sehr rasch auf und ab
gehende Bewegung und hebt so die Letter a unter die die
vorher gehobenen Lettern haltende Feder i und unter den
Haken h, damit die Zeile bildend.
Auf diese Weise wird die Letternreihe im Winkelhaken K
nach dem Setzschiffe M überführt, wo von einem zweiten
Arbeiter, der gegenüber dem Spatienkasten N seinen
Platz hat, die Justirung vorgenommen wird. Die Spatien werden dem Kasten durch ein
Pedalwerk O entnommen, und müssen im Uebrigen
Correcturen wie früher vorgenommen werden. Bezüglich der Einrichtung des
Setzschiffes M sei auf die Patentschrift Nr. 44472
hingewiesen. Ferner ist noch eine Neuerung zu nennen, die indeſs in unserer
Textfigur nicht ersichtlich ist und die die Einfügung seltenerer Typen betrifft. Zu
dem Zwecke ist über der inneren Kante des Tastenbrettes ein Typenkasten angebracht,
aus dem der Setzer nach Bedarf mittels Schieber Lettern ausstöſst, die in einen nach
dem rotirenden Tische D führenden Trichter fallen und
so zwischen die übrigen Lettern eingefügt werden.
Das Ablegen des Satzes und das Füllen der Kanäle des
Ablegecylinders C ist bereits in Bd. 243 S. 388
behandelt worden, und ist dem nur noch hinzuzufügen, daſs die Bewegung des
Ablegecylinders eine genau geregelte geworden ist, und der Cylinder eine rasche Vor-
und eine langsame Nacheinstellung erhält. Der Setzcylinder ist oben, da wo der
Ablegecylinder bezieh. die abzulegenden Lettern auf ihm schleifen, mit
auswechselbaren stählernen Platten versehen, und wird bei gefülltem Kanäle des
Ablegecylinders die unterste Letter fest genug auf den Setzcylinder aufgedrückt, um
in ihren zugehörigen Kanal hineinzufallen. Verringert sich die Letternsäule im
Ablegecylinder C, so müssen Nachrücker in Gestalt von
runden Bolzen angewendet werden.
Diese Thorne'sche Setz- und Ablegemaschine bedarf zur
Bedienung dreier Personen, einer, welche die Tasten anschlägt, einer zweiten, welche
die Zeilen ausschlieſst, und eines Lehrlings, welcher den Ablegecylinder versorgt.
Das Anschlagen der Tasten, das nicht ermüdend ist und von Frauen besorgt werden
kann, bedarf natürlich einer Lernzeit, derart, daſs ein Setzer nach etwa drei Wochen
gegen 4000 Lettern in der Stunde setzen kann, während er bei vollkommener
Geschicklichkeit etwa 10000 bis 12000 Lettern in der Stunde zu setzen vermag; in
vielen Fällen können mehrere Tasten zugleich angeschlagen werden. Die Maschine würde
damit bei einem Preise von 8000 M. eine Ersparniſs von etwa 25 Proc. gegenüber dem
gewöhnlichen Setzen bieten. Was die Abmessungen der Maschine anbetrifft, so haben
die Typencylinder etwa 380mm Durchmesser, das
Gewicht der Maschine beträgt gegen 400k bei einer
Höhe von 1m,67 und einem Platzbedarfe von 0qm,75. Für die praktische Brauchbarkeit der
Maschine spricht auſser dem Absatze in Amerika auch der Umstand, daſs in England im
Laufe eines Jahres mehr als 30 Maschinen abgesetzt sind.
2) Ausschlieſsvorrichtungen.
An selbsthätigen Ausschlieſsvorrichtungen liegen zwei Constructionen vor, welche
beide bereits praktische Bedeutung gewonnen haben und sich auch bei weiterer
Erprobung als brauchbar erweisen dürften. Die eine Anordnung ist von E. Wentscher in Berlin erfunden (* D. R. P. Nr. 47820
vom 17. Oktober 1886) und die andere gehört der Lagerman
Typotheter and Justifier Comp. Lim. in London (* D. R. P. Nr. 47861 vom 12.
August 1888) an. Beide wurden bereits bei Besprechung der betreffenden Setzmaschinen
erwähnt.
Bei der Wentscher-Construction ist davon ausgegangen,
daſs zum zweckmäſsigen maschinellen Ausschlieſsen die Zeile in Wörter zerlegt und
durch eine mechanische Vorrichtung jedem Worte das entsprechende Ausschluſsstück
hinzugefügt werden muſs, worauf die Wörter wieder zur Zeile vereinigt werden. Um
dies zu ermöglichen, ist den Buchstaben und Ausschlieſsungen systematische Dicke gegeben, und zwar ist als Einheit das
Viertel-Millimeter gewählt und als kleinstes Ausschluſsstück für die Schrift der
Ausstellungsmaschine (Borgis) ein solches von 1mm
Dicke. Dann folgen Ausschlieſsungen von 1½, 2, 2½
und 3mm Dicke. Jede dieser Ausschluſssorten ist in
einen senkbaren Kanal gefüllt, und die Ausschiuſskanäle sind so gestellt, daſs eine
die einzelnen Wörter enthaltende Trommel unter ihnen hinweggeführt werden kann.
Wie bereits bei der Setzmaschine von E. Wentscher
erwähnt, wird beim Setzen nach jedem Wort ein besonderer Hebel bethätigt und dadurch
das eben vollendete Wort in einen der Kanäle einer Trommel hineinbefördert, und die
Trommel um einen Kanal weiter gerückt. Diese Trommel ist um eine senkrechte Achse
drehbar und an ihrem Umfang mit etwa 50 senkrechten Kanälen in gleichem Abstande von
einander für die einzelnen Wörter versehen. Wenn nun eine Zeile nahezu gesetzt ist,
ertönt ein Glockenzeichen und der Setzer kann sich entschlieſsen, ob er das ganze
nächste Wort oder einen Theil desselben noch in die Zeile bringen, oder ob er
abschlieſsen und die Zeile aussperren will. Der Setzer dreht nun eine seitlich
angebrachte Kurbel einmal, und hierdurch wird ein ziemlich complicirter Mechanismus
bethätigt, welcher veranlaſst, daſs je nach Gröſse des übrig bleibenden Raumes der
eine oder der andere Kanal vorrückt, und auf jedes Wort der in Umdrehung versetzten
Trommel ein Ausschluſsstück abgibt. Die Vorrichtung arbeitet so vollkommen, daſs in
den zahlreichen Fällen, wo der Raum zwischen den Wörtern nicht ganz gleich ausfallen
kann, die ersten Zwischenräume mit dünneren, die letzten mit den nächstdickeren
Ausschluſsstücken gefüllt werden, so daſs stets dieselbe Zeilenbreite erzielt
wird.
Aus der Trommel, welche in ununterbrochener Umdrehung begriffen ist, da hinten stets
neue Wörter hinzukommen, werden die mit Ausschlieſsungen versehenen Wörter, eins
nach dem andern, herausbefördert, aneinander gereiht und als vollständige Zeile auf ein
schräg stehendes, an der oberen Langseite offenes Schiff befördert. Auf diesem
Schiff sind feststehende Messingregletten in Abständen, welche dem Schriftkegel
entsprechen, angebracht, und zwischen diesen wird eine Zeile nach der andern
eingefügt. Wenn eine Rinne die ihr zukommende Zeile aufgenommen hat, rückt das
Schiff um den Betrag einer Rinne weiter, bis es gefüllt ist.
„Spationiren“ kann die Maschine nicht; dafür aber kann eine Schrift mit
seitlichem Fleisch, der also gewissermaſsen die Spatien „angegossen“ sind,
zur Verwendung kommen. Solche Schriften sind schon hier und da in Gebrauch, haben
sich aber freilich für gewöhnliche Zwecke wenig bewährt.
Das Ablegen der Schrift bezieh. das Wiedereinfüllen in Röhren wird durch eine
Ablegemaschine ausgeführt, die in ähnlicher Weise wie die von Fischer (Gutenberg-Kommandit-Gesellschaft in Bielefeld)
die einzelnen Buchstaben, auf Grund verschieden gestellter Signaturen sortirt und in
die Kanäle zurückführt.
Die vorstehenden Angaben sind zum Theil der Papierzeitung, 1889 Nr. 67, entnommen, da dem Referenten eine weitere
Besichtigung der Ausstellungsmaschine nicht möglich war, indem die Maschine bereits
6 Wochen vor Schluſs der Ausstellung abgeholt wurde. Die Angaben werden aber
genügen, um einen Begriff der Ausschlſsvorrichtung zu geben, und darf daher mit
Interesse der weiteren Entwickelung der zur Zeit allerdings noch nicht völlig
durchgearbeiteten Wentscher'schen Maschine entgegen
gesehen werden.
In anderer Weise verfährt Lagerman bei seiner
Ausschlieſsvorrichtung. Während bei Wentscher die
einzelnen Wörter getrennt geführt werden und jedem Worte die zum fertigen Ausschluſs
nöthige Spatie aufgelegt wird, werden bei Lagerman die
Wörter wie sonst zu Zeilen vereinigt, und zwischen die Wörter Spatien ein und
derselben Dicke vorläufig eingelegt. In diesem Zustande wird das Setzschiff mit den
Typenreihen auf den Ausschlieſsapparat übertragen, wie unsere Textfigur 4 rechts zeigt. Auf demselben liegt es
derart geneigt, daſs die Kopfenden der Lettern dem Setzer zugekehrt sind, und
befindet sich dabei die vorderste Zeile über dem Finger eines auf und ab bewegten
Schiebers. Ueber dem vorderen Theile des Setzschiffes sind drei Kanäle angeordnet,
in denen Spatien verschiedener Dicke enthalten sind, die je nach Erforderniſs an
Stelle der im Satz enthaltenen Spatien gesetzt werden. Für die Praxis genügen zum
Ausschlieſsen halbe, Drittel- und Viertel-Gevierte, und sind deshalb auch nur drei
Spatienkanäle vorgesehen, doch kann zur gröſseren Bequemlichkeit noch eine vierte
Gröſse benutzt werden.
Der Setzer verfährt nun beim Ausschlieſsen folgendermaſsen: Nachdem die vorderste
Zeile in die bereits genannte Lage gebracht ist, drückt der Setzer durch Bewegen
eines Hebels einen hakenförmigen Finger auf die oberste Letter der vordersten Zeile
und schiebt diese letztere in eine gewisse Lage nach aufwärts. Der hakenförmige
Finger zeigt dabei durch einen auf einer elliptisch gestalteten Scala spielenden
Zeiger dem Setzer an, ob die betreffende Zeile zu lang oder zu kurz ist, und in
welchem Maſse die Spatien ausgewechselt und welche von den verschiedene Arten der
Zwischentypen zwischen die Wörter der Zeile eingeführt werden müssen, um die
vorgeschriebene Zeilenlänge zu erhalten. Hat der Setzer so erkannt, in welchem Maſse
die Auswechselung der Spatien stattfinden muſs, so stellt er einen zweiten Zeiger
entsprechend ein, der in unserer Textfig. 4 links
oben von dem auf der eiförmigen Scala spielenden Zeiger ersichtlich ist, und dreht
an dem rechts ersichtlichen Handrade. Dadurch wird mittels eines in der
Nuthcurvenscheibe geführten Hebels ein Schieber gegen, die emporgeschobene Zeile
bewegt, der vorn eine keilartige Nase zum Ausstoſsen der vorläufig gesetzten Spatie
und dahinter eine Vertiefung zur Aufnahme der nun einzuschiebenden Spatie
besitzt.
Fig. 4., Bd. 274, S. 472
Die Entnahme der einzuführenden Spatien aus den drei Behältern
erfolgt gemäſs der Einstellung des zweiten Zeigers.
Dieses Ausstoſsen der alten und Einführen der neuen Spatien wird für einige oder alle
Wortzwischenräume der Zeile wiederholt, wobei der die Längenänderung angebende
Zeiger bei jedem Spatienersatz seine Stellung ändert, bis er in seine Nullstellung
gelangt, welche anzeigt, daſs die Zeile nunmehr die vorgeschriebene Länge besitzt.
Die auf diese Weise fertig geschlossene Zeile wird sodann durch einen wagerecht
bewegten Schieber in das Setzschiff übergeschoben (Textfig.
4 links oben), in welchem die Zeilen zu Columnen geschlossen, und
gewünschtenfalls mit Durchschüssen in selbsthätiger Weise versehen werden.
Das Ausschlieſsen wird also in derselben vollkommenen Weise durchgeführt, wie beim
gewöhnlichen Setzen, und dürfte sich das Lagerman'sche
Setz- und Ausschlieſsverfahren ohne Schwierigkeit in die Praxis einführen, zumal
lediglich hinsichtlich der Spatien eine Vorbedingung gemacht ist. Auch der Preis ist
gegenüber den sonstigen Setzmaschinen gering, derjenige der Ausschlieſsvorrichtung
beträgt etwa 2350 Mark. Diese Eigenschaften der Billigkeit und der Anpassung an das
zur Zeit übliche Setz verfahren lassen das Lagerman'sche Verfahren als ein Verbindungsglied zwischen dem letzteren und
den vieltheiligen theueren Setz- und Ablegemaschinen erscheinen, und gewähren ihm
eine sehr aussichtsreiche Zukunft.
3) Lettern-Ablegemaschinen.
Während sich brauchbare Setzmaschinen für die jetzt gebräuchlichen Typen ohne zuviel
Schwierigkeiten bauen lassen, liegt die Sache für die Ablegemaschinen nicht so
einfach und setzen hier die Erfinder zum selbsthätigen Ablegen meist systematisch
abgestufte bezieh. mit besonderen Signaturen versehene Lettern voraus. So ist dies,
wie bereits erwähnt, der Fall bei der Thorne'schen
Ablegemaschine, und ebenso bei derjenigen von Mc Millan
in Ilion, New York (* D. R. P. Nr. 41126 vom 17. August 1886), dessen Setzmaschine
am Eingang dieses Berichtes behandelt wurde. Diese Millan'sche Maschine ist eine Verwandte der Thorne'schen Maschine, insofern als sich hier der Ablegecylinder innerhalb eines die Letternsetzkanäle enthaltenden
Ringes dreht. Wie Fig. 12 Taf. 24 zeigt, sind die abzulegenden Lettern in radialen Kanälen
c der sich langsam drehenden Scheibe L enthalten, und werden von dem von Feder M beeinfluſsten Schieber N
gegen die Zapfen j und k
zweier Schieber O und P
(Fig. 11
Taf. 24) angedrückt, welche in einer Aussparung i der
Scheibe L dadurch auf- und absteigen, daſs ihre Zapfen
s in Nuthen l und m des festliegenden Ringes Q geführt werden. Die Lettern besitzen Signaturen, wie sie Fig. 11 zeigt, und es ist
leicht ersichtlich, daſs, sobald die Daumen j und k eine gleiche Lage wie die Signaturen haben, die
vorderste Letter zufolge des Federdruckes (M) in den
Setzkanal W übergeschoben wird, welche Kanäle später
der Setzmaschine wieder
vorgelegt werden. Folgen bei diesem Ueberschieben zwei Lettern desselben Buchstabens
auf einander, so werden beide unmittelbar hinter einander übergeschoben. Da die
Scheibe L ungefähr eine Umdrehung in 1½ Minuten macht,
kann der Arbeiter das Einfüllen des abzulegenden Satzes während des Umlaufs
vornehmen. Wie weit sich dieses Ueberschieben der Lettern glatt vollzieht, kann
natürlich nur die Praxis entscheiden; im Uebrigen erscheint die Maschine etwas
sperrig und dürfte durch die wagerechte Bauart viel Raum einnehmen.
In ähnlicher Weise wie bei Thorne und Millan findet das Ablegen des Satzes bei der Maschine
von R. Winder in Bolton statt (* D. R. P. Nr. 47469 vom
30. Oktober 1888). Auch hier werden mit besonderen Signaturen versehene Typen
vorausgesetzt, die einzeln vom abzulegenden Satz auf ein schräges Letternbrett
gleiten und hier der Einwirkung von mit Daumen besetzten Armen derart unterliegen,
daſs die Daumen bei Uebereinstimmung mit den Lettern-Signaturen durch die letzteren
hindurchtreten und dadurch die Letter freigeben, die darauf durch ihr Eigengewicht
in den Setzkasten gleitet.
Gegenüber diesen, besondere Lettern bedingenden Constructionen hat die Ablegemaschine
von F. Praunegger in Graz (* D. R. P. Nr. 45056 vom 4.
November 1887) den Vortheil, für gewöhnlichen Satz verwendbar zu sein, welchem
Vortheil allerdings eine gröſsere Complicirtheit als Nachtheil gegenüber steht. Die
Maschine bildet eine völlige Umkehrung der weiter oben genannten Setzmaschine
desselben Erfinders, so daſs wieder ein Lettern-Lostrennapparat und der in der Mitte der Maschine gelagerte,
wagerecht schwingende Lettern-Transporthebel die
charakteristischen Theile der Maschine bilden. Der nur wenig abgeänderte
Lettern-Lostrennapparat nimmt wieder die vorderste Letter des abzulegenden Satzes in
sich auf, und bricht bei jeder Umdrehung der Maschine eine Letter vom Satze ab,
welche darauf in den Behälter des Transporthebels fällt. Ungefähr zur gleichen Zeit,
wo das Lostrennen der vordersten Letter erfolgt, muſs die entsprechende Taste der
Klaviatur angeschlagen werden, so daſs der Transporthebel mit der empfangenen Letter
durch den früher beschriebenen Antrieb nach rechts oder links aus seiner Mittellage
ausschwingt, bis er vor dem der betreffenden Letter entsprechenden Fache aufgehalten
wird und hier die Letter freigibt, welche nun in ihren Kanal gleitet.
Dem Vortheil der Maschine, für gewöhnlichen Satz verwendbar zu sein, ist noch
hinzuzufügen, daſs auch der Lettern-Trennapparat einfach ist, und gegenüber den für
Typen mit besonderen Signaturen bestimmten, selbsthätig arbeitenden Mechanismen
nicht leicht in Unordnung gerathen dürfte. Dem gegenüber fallen allerdings die
diesem Lettern-Ablegesystem anhaftenden höheren Betriebskosten wesentlich ins
Gewicht, da bei nahezu gleichem Zeitaufwand die Maschine mehr als einer Person zur
Bedienung bedürfen wird.
Als Lettern-Ablegemaschine ist auch noch die Rogers'sche
Maschine zu nennen, deren Typen-Ablegen bereits bei Besprechung der Setzmaschine
Erledigung gefunden hat.
4) Linotype-Setzmaschine.
Am Schlusse unseres Berichtes sei nun noch über eine amerikanische Erfindung von
bereits in der Praxis erwiesenem Werthe berichtet, welche unter dem Namen Linotype- oder Mergenthaler's Setzmaschine den betheiligten
Kreisen in Amerika und in jüngster Zeit auch in London vorgeführt worden ist. Die
Behandlung dieser Maschine am Schlusse des Berichtes und getrennt von den
Setzmaschinen rechtfertigt sich damit, daſs sich diese Maschine von den
Typensetzmaschinen dadurch wesentlich unterscheidet, daſs sie eine Matrizen-Setz-
und Grieſsmaschine zugleich ist, welche auſserdem die Matrizen nach Vollendung des
Gusses selbsthätig wieder vertheilt, so daſs sie wieder zum Gebrauch bereit gestellt
sind. Der Erfinder dieser Maschine, Ottmar
Mergenthaler, ist ein Deutscher (Württemberger), welcher ursprünglich
Uhrmacher war, 1872 im Alter von 18 Jahren nach Amerika (Baltimore) ging, und sich
hier der Construction von Setzmaschinen zuwandte. Er hat nahezu 15 Jahre an der
Vollendung seiner Maschine gearbeitet, und dabei gegen 220 Patente (darunter die
Deutschen Patente Nr. 42171, 40857, 34901, 34575, 32586 und 32346) zum Schütze
seiner Maschine in allen ihren Einzelheiten genommen, unter einem Aufwände von
ungefähr 300000 Dollars (The Engineer, 1889 Bd. 68 S.
34). Diese Zahlen zeigen, wie viel Geld und Mühe aufgewendet werden muſsten, um die
Maschine auf ihren gegenwärtigen Standpunkt der Vollendung zu bringen. Bei der
vorliegenden Besprechung der Maschine ist uns ein Eingehen auf Einzelheiten
natürlich ebensowenig möglich wie früher, doch werden die Textfig. 5 und die Fig. 13 bis 19 Taf. 24
genügen, um einen hinreichenden Einblick in den Arbeitsgang der Maschine zu geben.
Hinsichtlich der Einzelheiten sei noch auf die Patentschrift Nr. 42171
verwiesen.
Die Textfigur gibt ein perspectivisches Bild der gesammten Maschine und ist rechts
das Tastenbrett mit 107 Tasten ersichtlich, und oberhalb des Tastenbrettes eine
gleiche Anzahl senkrechter Rohre, deren jedes einen Satz Matrizen enthält, und zwar
sind die am häufigsten gebrauchten Matrizen links in längere, die seltener
vorkommenden rechts in kurze Rohre eingefüllt. Diese Rohre, von denen Fig. 13 Taf.
24 eine Seitenansicht zugleich mit Ansicht des Auslösungsmechanismus gibt, enthalten
Matrizen von der in Fig. 14 gezeichneten Form, senkrecht über einander stehend. Auf der einen
Längskante der Matrizen befindet sich ein Index-Buchstabe und auf der anderen bei
a die vertiefte Form desselben Buchstabens.
Sämmtliche den gleichen Buchstaben tragende Matrizen sind in allen Beziehungen
gleich, dagegen unterscheiden sich die Matrizen für die verschiedenen Buchstaben durch ihre Dicke,
wie auch durch die Anzahl der zahnförmigen Einschnitte d, die zur richtigen Vertheilung der Matrizen nach dem Gebrauche in ihre
zugehörigen Rohre dienen.
Fig. 5., Bd. 274, S. 476
Durch den Anschlag der Tasten fällt die unterste Matrize in eine geneigte Rinne, in
welcher sie, von Drähten geführt, abwärts gleitet, getrieben von einem Luftstrom,
der durch ein Rohr (Textfigur rechts) von einem Gebläse zugeführt wird. Die Matrize
bleibt endlich vor der in Fig. 15 Taf. 24
ersichtlichen beweglichen Wand u stehen, welche
jedesmal um die Breite einer Matrize vorrückt. Sobald ein Wort gesetzt ist, wird
eine Spatie von der in Fig. 16 und 17 gezeigten
Gestalt aus dem Behälter H (Fig. 15) eingeführt, und
ein neues Wort wird begonnen, bis eine Zeile fertig ist. Diese kann der Setzer mit
einem Blicke lesen, indem, wie erwähnt, jede Typenform einen Index-Buchstaben auf
der dem Beobachter zugekehrten Seite trägt. Findet der Setzer einen Fehler, so kann
er die falsche Matrize herausnehmen und durch die richtige ersetzen. Hierauf werden
die Matrizen zwischen die herab bewegten Arme JJ1 (Fig. 15) gefaſst und es
erfolgt das Ausschlieſsen der Zeile in folgender Weise.
Die Spatien (Fig.
16 und 17) bestehen
aus zwei auf einander gleitenden keilförmigen Stücken, von denen die kleineren Keile
zwischen den Matrizen sitzen, während die langen Theile selbsthätig zwischen die
Matrizen eingeschoben werden, bis die Zeile die vorgeschriebene Breite erreicht.
Dann wird die Matrizenzeile vor die Oeffnung des Gieſsapparates gebracht (Fig. 18) und
ein Druck auf den Kolben der Gieſspumpe vollendet den Guſs. Das Metall wird dabei
auf der geeigneten Temperatur mittels eines Thermometers erhalten, das selbsthätig
den Gaszufluſs regelt. Nach erfolgtem Gusse wird die Zeile glatt geschnitten und hat
dann die in Fig.
19 gezeigte Gestalt, welche Zeile das Wort „Engineering“ darstellt. Eine derartige Zeile kann dabei, wenn dies
erwünscht, selbsthätig beliebig oft hinter einander gegossen werden. Die fertigen
Zeilen werden nun ausgestoſsen und nach einem senkrechten, in der Textfigur vorn bei
A ersichtlichen Rahmen befördert, in dem sich Zeile
auf Zeile fegt, bis eine Columne fertig ist.
Nach erfolgtem Gusse werden die Matrizen an einer Führung C nach dem oberen Theile B der Maschine
emporgehoben, mittels eines Hebels, der von einer Nuthcurvenscheibe bethätigt wird
und links in der Textfigur ersichtlich ist. Hier werden die Matrizen von
gitterförmigen Greifern B an einer V-förmigen Schiene
entlang geführt, welch letztere den zahnförmigen Einschnitten d der Matrizen (Fig. 14) entsprechend
gezahnt ist, deren Zähne indeſs derart theilweise weggeschnitten sind, daſs die
Matrize ihrem zugehörigen Rohre gegenüber ihren Halt verliert und in ihren Kanal
hineinfällt. Damit ist die Matrize dann wieder zum Gebrauche bereit gestellt.
Die Maschine arbeitet mit groſser Genauigkeit und mit einer Geschwindigkeit von 5000
„m's“ in der Stunde, und es ist selbstverständlich, daſs eine Maschine
mit einer derartigen Leistung und bei den Arbeiten, die sie auszuführen hat,
sorgfältig gebaut sein muſs. Zu bemerken ist ferner, daſs die Maschine bei irgend
welchen Unregelmäſsigkeiten auf elektrischem Wege abgestellt wird, und daſs sie
verhältniſsmäſsig wenig Raum einnimmt, da sie ungefähr 1m,5 lang, 0m,9 breit und 1m,5 hoch ist (Engineering, 1889 Bd. 47 S. 729).
Gegenüber dem weitverbreiteten und zum Theil ja auch berechtigten Miſstrauen der
betheiligten Kreise gegenüber derartigen Maschinen ist als gutes Zeugniſs für die
Mergenthaler'schen Maschinen zu erwähnen, daſs in
Amerika gegen 130 Maschinen in Gebrauch sind, und wird u.a. die New York Tribüne ganz auf der Mergenthaler'schen Maschine gesetzt. Dieser Satz ist auch ihr eigenstes
Gebiet, und ist sie zum Setzen von Original-Manuscripten, in denen häufig sehr
einschneidende Correcturen vorgenommen werden, natürlich nicht recht geeignet. In
London, wo zwei Maschinen in der Druckerei des Railway
Herald arbeiten, findet augenblicklich eine lebhafte Erörterung über den
Werth der Maschine statt und es muſs natürlich abgewartet werden, wie weit die Mergenthaler'sche Maschine bei ihrem allerdings sehr
hohen Preise sich für continentale bezieh. für deutsche Verhältnisse geeignet
erweist.
R. Kn.