Titel: | Eine Abänderung des Bessemer-Verfahrens. |
Autor: | W. K. |
Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 320 |
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Eine Abänderung des
Bessemer-Verfahrens.
Eine Abänderung des Bessemer-Verfahrens.
In den Stenay-Werken in Frankreich, in welchen im J. 1884 die Walrand-Delattre-Birne zur Einführung gelangte, benutzt man gegenwärtig
die Robert-Birne, welche einen elliptischen Querschnitt
hat, an einer Seite eine Fläche besitzt, an welcher sich die Düsen befinden und
durch Hand bewegt wird. Letztere sind gegen die Fläche, in welcher sie in die Birne
münden, unter verschiedenen Winkeln geneigt. Dies hat zur Folge, daſs das Eisenbad
beim Blasen in drehende Bewegung versetzt wird, wodurch alle Theile desselben der
oxydirenden Wirkung des Windes ausgesetzt werden. Die Pressung des Windes kann im
Vergleiche zu der gewöhnlichen Bessemerbirne geringer sein, da die Düsen nicht am
Boden, sondern an der Seite angebracht sind. In einer gewöhnlichen Bessemerbirne ist
die Höhe der Metallsäule über der Düsenöffnung gleich der Badtiefe, in der Robert-Birne hingegen nur 10 bis 15cm.
Die Pressung beträgt gewöhnlich 3 bis 4 Pf. auf den Quadratzoll. Der erste Zeitraum
des Blasens dauert 7 bis 8, der zweite 3 bis 4 Minuten. Nach dem Verschwinden der
Flamme am Ende des zweiten Zeitraumes, wodurch die Elimination des Kohlenstoffs
angedeutet wird, tritt ein Ueberblasen von ½ bis 2 Minuten ein. Die Flamme erscheint
wieder und ist von bedeutender Gröſse. Sobald die Flamme nun zurückgeht, wird die
Birne gedreht. Man setzt 1 Proc. 75procentiges Ferromangan zu und läſst 10 Minuten
stehen, damit letzteres reagiren kann. Bei basischer Ausfütterung wird etwas mehr
Ferromangan zugesetzt. Wurde das Stahlbad sorgfältig desoxydirt, so kann der Stahl
ohne Furcht, daſs er aufkoche, gegossen werden. Für Stahlguſs setzt man noch
Ferrosilicium in geringer Menge zu. Die Birnen fassen nach Garrison (vgl. Oesterreichische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1889 S. 543 u. ff.) bis zu 3t, in Amerika hat man sogar 5t Fassung mit Erfolg angewendet.
Das Futter der Robert-Birne kann sowohl sauer als auch basisch
sein.
Das saure Futter muſs mit Rücksicht auf die hohe Temperatur, welche in der Birne
herrscht, und mit Rücksicht auf die Stöſse. welche durch die Bewegung des Bades
hervorgerufen werden, hoch feuerfest und sehr fest im Allgemeinen sein. Die Ziegel
müssen hoch silicirt sein und so wenig Kalk und Magnesia wie möglich enthalten. Ein
gut brauchbares Material zeigte folgende Zusammensetzung:
SiO2
96,75
Proc.
Al2O3
2,55
„
CaO
0,40
„
Verschiedenes
0,30
„
Die Oberfläche des Bodenfutters ist bei einer 1t,8-Birne 255mm vom Boden und 290mm von der Düsenreihe entfernt. Als Düsen
verwendet man in der Regel gebrannte Thonformen, welche 470mm lang sind und oben an der Mündung 30mm und unten 35mm Lochdurchmesser besitzen. Bei einer Birne von 1t Fassungsraum sind 5 Düsen so angeordnet, daſs
sie gegen die Senkrechte auf die Einströmebene Winkel von 0, 5, 10, 15, 20° bilden.
Wenn der Apparat gröſser ist, so muſs die Düsenzahl entsprechend erhöht werden.
Das verwendete Roheisen eines französischen Werkes besitzt an:
C
3,5
Proc.
Si
2,0
„
Mn
1,0
„
S
0,05
„
P
0,05
„
der erzeugte Stahl:
C
0,07
bis
0,3
Proc.
Si
0,16
„
0,39
„
Mn
1,0
Proc.
Das Ferromangan, welches bei diesem Prozesse verwendet wird, hat an
Mn
71,1
Proc.
P
0,01
„
Si
0,15
„
Das Ferrosilicium an:
Si
10,0
Proc.
S
0,03
„
Mn
1,30
„
P
0,003
„
Für basisch ausgefütterte Birnen wird Roheisen angewendet, welches folgende
Zusammensetzung zeigt:
S
= 0,04
Proc.
Mn
= 1,80
„
P
= 2 – 2,5 Proc.
Si
= 0,5 Proc.
Das basische Futter besteht aus gebranntem und gepulvertem, sehr reinem Dolomit,
welcher mit 10 Proc. wasserfreiem Theer versetzt wird. Boden und Seitenwände werden
aus einer Masse gestampft, welche aus 1 Th. Theer und 4 Th. Dolomit besteht. Man
kann aus der Mischung auch Ziegel anfertigen, die dann einem hohen hydraulischen
Druck ausgesetzt werden.
Die resultirende basische Schlacke zeigte folgende Zusammensetzung:
SiO2
0,0
Proc.
CaO
25,8
„
MgO
Spur
Fe2O3
„
P2O5
16,0
Proc.
S
0,17
„
Mn
2,8
„
Einige Analysen basischen Stahls ergaben folgende Zusammensetzung:
I
II
C
0,112
0,122
Si
0,027
0,022
S
0,136
0,048
P
0,08
0,052
Mn
0,258
0,411
Der Verlust soll bei saurer Zustellung 12 Proc., hingegen bei basischer 13 bis 18
Proc. betragen. Wie die Betriebsaufschreibungen nachweisen, kamen auf 1000 Th. Stahl
bei dem sauren Prozeſs beispielsweise 300 Th. Koks, bei dem basischen Prozeſs
hingegen nur 217 Th. Weitere Zahlen-Belege über Betriebsresultate,
Festigkeitsversuche des fertigen Stahls u.s.w. siehe in der Quelle und in Revue industrielle, 1889 S. 481.
W. K.