Titel: | Wagerechte Tandem-Verbundmaschine von Hick, Hargreaves und Co. in Bolton. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 342 |
Download: | XML |
Wagerechte Tandem-Verbundmaschine von Hick,
Hargreaves und Co. in Bolton.
Mit Abbildungen auf Taf.
19.
Wagerechte Tandem-Verbundmaschine.
Während bei den Verbundmaschinen gewöhnlicher Construction der vom Kessel kommende
hochgespannte Dampf sich im Hochdruckcylinder und nach dem Durchstreichen durch
einen direkt mit diesem verbundenen Zwischenbehälter, im Niederdruckcylinder bezieh.
mehreren derselben arbeitverrichtend ausdehnt, weicht die der Firma Hick, Hargreaves und Co. in Bolton patentirte, in Industries, 1889 S. 372, beschriebene
Tandem-Verbundmaschine von diesem Prinzip ganz wesentlich ab.
Der von einem mit Hochdruck arbeitenden Kessel kommende Dampf gelangt hier ebenfalls
zunächst in den kleinen Cylinder, entweicht jedoch nach vollbrachter Arbeit in einen
zweiten Kessel, welcher als ein erweiterter Zwischenbehälter betrachtet werden kann
und geht von hier in den groſsen Cylinder, darnach in den Condensator.
Die Fig. 1 Taf.
19 veranschaulichte Dampfmaschine mit 380 bezieh. 760mm Durchmesser der mit Mantel umkleideten Cylinder, 1200mm Kolbenhub und selbsthätiger Corliſsstauerung
ist in der Harford-Mühle bei Bolton im Betriebe und hat sich, wie die untenstehenden
Angaben des vom 13. bis 15. August 1889, nach mehr als einjähriger ununterbrochener
Thätigkeit der Maschine, vorgenommenen Verdampfungsversuches ergeben, gut bewährt,
wennschon bessere Resultate als bei den Maschinen mit der bisher üblichen Anordnung
der Dampfzuführung nicht erreicht wurden.
Der zu der Maschine gehörige cylindrische, ganz aus Fluſsstahl gefertigte
Hochdruckkessel von 2m,29 Durchmesser und 8m,23 Länge ist mit zwei Flammenrohren von je 0m,914 Durchmesser versehen, in welche der Rost von
zusammen 3qm,53 Fläche gelegt ist und für eine
Betriebsspannung von 10at Ueberdruck construirt,
während der, bei der Anlage bereits vorhandene Niederdruckkessel von 2m,13 Durchmesser und 9m,13 Länge nur Dampf von etwas über 1at
Ueberdruck liefert.
Die in den Flammenrohren des Hochdruckkessels erzeugten Heizgase gehen durch diese,
umspülen dann den unteren Theil seines Mantels, ziehen hierauf auf beiden Seiten
wieder nach hinten zu dem Niederdruckkessel, dessen Flammenrohre und Mantel
ebenfalls umspülend, und nach dem Passiren eines im Rauchkanal aufgestellten
Economisers mit 144 Röhren in den Schornstein.
Das vom Condensator entnommene Speisewasser wird durch den Economiser in den
Niederdruckkessel gedrückt und aus diesem durch eine besondere Pumpe dem
Hochdruckkessel zugeführt. Erwähnenswerth ist an der Maschine noch die Anordnung
zweier Kugelregulatoren, von denen der kleinere den gröſseren beeinfluſst.
Zwei, an den beiden Cylindern unter normaler Belastung der Maschine abgenommene
Indicatordiagramme veranschaulichen die Fig. 2 und 3 der Taf. 19.
Die Ergebnisse der Untersuchung sind nachstehend zusammengestellt:
Dauer der Versuche
30 Stunden
Verbrauchte Kohle, insgesammt
8141k
„ „ in der Stunde
271k
„ „ „ „ „ und 1qm Rostfläche
77k
Verdampftes Wasser, insgesammt
67521k
„ „ in der Stunde
2250k
„ „ „ „ „ und
1qm Rostfläche
638k
Temperatur des Speisewassers
41° C.
„ hinter dem Economiser
78° C.
„ der Heizgase vor dem Economiser
191° C.
„ „ „ hinter „
„
122° C.
Verdampfung
8at,2
Dampfdruck im Hochdruckkessel
9at,77
„ „ Niederdruckkessel
1at,09
Durchschnittsleistung der Maschine
371 ind.
Wasserverbrauch bez. auf Stunde und Indicatorpferd
6k,07
Kohlenverbrauch „ „ „ „
„
0k,73
Die Maschine machte durchschnittlich 91 Umdrehungen in der Minute.
Es ist wohl kaum anzunehmen, daſs diese Construction zahlreiche Nachahmungen erfahren
wird, denn der Dampf verbrauch der Maschine würde sich jedenfalls noch günstiger
stellen, wenn der vom Hochdruckcylinder abziehende Dampf nicht erst in einer langen
Rohrleitung nach dem Niederdruckkessel und von hier in einer ebensolchen Leitung
nach dem Niederdruckcylinder, sondern auf kürzerem Wege in den letzteren gelangte,
ganz abgesehen auch von den erheblichen Mehrkosten des zweiten Kessels und der
Rohrleitungen, die doch wohl in Einern Verhältniſs gegenüber der besseren Ausnutzung
der Heizgase stehen dürften.
Fr.