Titel: Neuerungen in der Gasindustrie.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 268
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Neuerungen in der Gasindustrie. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 274 * S. 541.) Mit Abbildungen auf Tafel 15. Neuerungen in der Gasindustrie. Ueber bessere Verwerthung von Ammoniak und Gaswasser, von H. Bunte. Verfasser berichtet vorläufig als Referent einer Commission des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern über Versuche, welche genannter Verein anstellen lieſs behufs Hebung der Verwendung von Ammoniumsulfat zu Düngezwecken. Dieselben umfassen Düngeversuche mit diesem Salz im Vergleich zu der zweiten groſsen Stickstoffquelle, dem Chilisalpeter. Die Versuche wurden angestellt von Prof. Märker in Halle, sowie von Prof. Wagner in Darmstadt; sie unterscheiden sich wesentlich, indem ersterer alle Proben als Feldversuche, je ¼ha, anstellte, letzterer als Topfversuche, also in kleinem Maſsstabe. Bei Düngungsversuchen mit Ammoniumsulfat war beobachtet worden, daſs dasselbe in manchen Fällen keine entscheidende Wirkung hervorrief, wenn der Boden keinen oder nur geringen Gehalt an Kalk besaſs; es wurde deshalb die Einwirkung des kohlensauren Kalks mit in die Versuche aufgenommen. Der kohlensaure Kalk wurde in Mengen von 10 Centner auf den Morgen gepulvert leicht untergepflügt. Auf je 2 Abtheilungen wurden folgende Proben angestellt: 1) ohne schwefelsaures Ammoniak und kohlensauren Kalk; 2) mit 10 Centner des letzteren auf den Morgen; 3) schwächere Düngung von Ammoniaksalz ohne Kalk und 4) mit Kalk; 5) stärkere Düngung mit Kalk. Für Gerste wurden zur schwächeren Düngung 50 Pfund Ammoniumsulfat, zur stärkeren 75 Pfund gegeben; für Rüben, Hafer und Kartoffeln 75 bezieh. 125 Pfund. Die Resultate sind kurz folgende: Mit Ausnahme eines Versuchs mit Sommerweizen brachte die Ammoniakdüngung überall eine erhebliche Steigerung des Ertrags; die mit stärkeren Ammoniakmengen ausgeführten Versuche lieferten gröſsere Erträge als die mit schwächeren Düngungen ausgeführten. Eine Beigabe von kohlensaurem Kalk erhöhte den Ertrag sowohl der gedüngten als der ungedüngten Abtheilungen mit Ausnahme der Zuckerrüben; die Kalkammoniakdüngung überragte aber die Wirkung der reinen Kalkdüngung mehrfach; es ist zu hoffen, daſs bei günstigeren Witterungsverhältnissen die günstige Wirkung des Kalks eine allgemeinere sein wird. Weitere Versuche betrafen die Feststellung der Wirkung des schwefelsauren Ammoniaks gegenüber dem Chilisalpeter. Die Ergebnisse derselben sind folgende: Die schwächere Salpeterstickstoffdüngung gab sehr bedeutend niedrigere Ertragserhöhungen als die stärkere. Die schwächere Ammoniakdüngung hatte bei allen Feldfrüchten fast genau dieselben Erträge hervorgebracht als gleiche Stickstoffmengen in Form von Chilisalpeter. Ein Gemisch von Chilisalpeter und Ammoniaksalz brachte dieselben Ertragserhöhungen sowohl wie die alleinige Ammoniak-, wie auch die alleinige Salpeterdüngung. Bei den Körnerfrüchten zeigte die verstärkte Stickstoffdüngung dieselbe Wirkung, gleichgültig ob sie in Form von Chilisalpeter oder schwefelsaurem Ammoniak gegeben wurde. Dagegen war die stärkere Ammoniakdüngung bei den Wurzelfrüchten der entsprechenden Salpeterdüngung unterlegen. Prof. Märker's Feldversuche finden volle Bestätigung in den von Prof. Wagner angestellten Topfversuchen; in den Töpfen befinden sich die vollständig gleichen Erdmischungen mit genau gewogenen Mengen der Substanzen, deren Düngewirkung festgestellt werden soll. Alle Töpfe erhalten die gleiche Menge Samen und werden auf Wagen aufgestellt, um sie im Freien oder im Glashaus, je nach Witterung, bequem aufstellen zu können. Die gedüngten Pflanzen zeigten ein ganz auffallendes Wachsthum gegen die nicht gedüngten; auch der Zusatz von kohlensaurem Kalk und Mergel wurde in Betracht gezogen. Die Versuchszahlen sind noch nicht fertig abgeschlossen, doch zeigen dieselben deutlich, daſs es „praktisch vorkommende und praktisch herstellbare Verhältnisse gibt, unter welchen 1k Ammoniakstickstoff genau den gleichen Mehrertrag liefert als 1k Salpeterstickstoff.“ Aus den Versuchen geht ferner hervor, daſs die Mehrwirkung, welche eine gleiche Menge Salpeterstickstoff gegen Ammoniakstickstoff in vielen Fällen der Praxis gezeigt hat, wesentlich auf die folgenden Momente zurückzuführen ist: a) das schwefelsaure Ammoniak gelangt nur dann zu ungehinderter Wirkung, wenn genügend kohlensaurer Kalk im Boden vorhanden ist; b) das Natron des Chilisalpeters übt unter Umständen eine sehr vortheilhafte, theils direkte, theils indirekte Wirkung auf die Pflanzenentwickelung aus. (Journal für Gasbeleuchtung 1889 32 1115.) Ueber die photometrischen Arbeiten der physikalisch-technischen Reichsanstalt, von O. Lummer.Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern. 1889. Verfasser war mit E. Brodhun zusammen beauftragt worden, vergleichende Versuche der Hefner Alteneck'schen Amylacetatlampe gegen Normalkerzen anzustellen; es zeigte sich, daſs die in der Praxis gebräuchlichen Photometer den Anforderungen wissenschaftlicher Versuche nicht genügten, ebenso die Vergleichslichtquellen. Die Leuchtkraft der Hefner-Lampe ändert sich um 2,7 Proc. bei Aenderung der Höhe um 1mm; es ist ein genaueres Einstellen als auf 0mm,5 nicht möglich, deshalb wurde die Höhe der Flamme vergröſsert und durch Abblendung des oberen Theils der Flamme ein unteres Stück herausgeschnitten, welches genau einer Kerze, d.h. einer Hefner-Lampe, entspricht. Dies Maſs läſst sich genau herstellen und es kann die Höhe der Flamme um ein bestimmtes Maſs schwanken, ohne daſs die Helligkeit des Ausschnittes sich ändert. Was das Photometer betrifft, so dient allgemein das Bunsen'sche Fettfleckphotometer, und zwar entweder als Gleichheitsphotometer, so daſs die Fettflecke beiderseits verschwinden, oder als Contrastphotometer, bei welchem die Einstellung nach dem gleichstarken Hervortreten der Felder auf hellerem oder dunklerem Grunde geschieht. Ein Photometer soll die Empfindlichkeit der Augen voll ausnutzen, d.h. es soll direkt den Unterschied zweier Lichtquellen von wenigstens 1,5 Proc. wahrnehmen lassen. Damit das Auge in volle Thätigkeit treten kann, sollen folgende Bedingungen erfüllt sein: Jedes der Felder darf nur von einer Lichtquelle Licht erhalten; die Grenze, in der die beiden Felder zusammenstoſsen, muſs möglichst scharf sein und im Moment der Gleichheit vollständig verschwinden. Die erste Bedingung ist vom Bunsen'schen Photometer nicht erfüllt, da sowohl der gefettete wie der ungefettete Theil des Schirms lichtdurchlässig sind; die beiden andern sind genügend erfüllt, aber nicht am Weber'schen Photometer, da bei diesem im Moment der Einstellung ein schwarzer Zwischenraum die Felder trennt. Schwierigkeiten macht auch die Herstellung der Papierschirme, indem dieselben auf beiden Seiten absolut gleich sein sollen, so daſs ein Umkehren des Schirms die Messung nicht ändert. Hat man wirklich gleiche Schirme, so daſs dieser bei beiderseits gleichen Lichtquellen in der Mitte steht, so kommt es auf den Winkel an, unter dem man auf den Schirm blickt, damit der Fettfleck sich dunkel, hell oder gar nicht vom Papier abhebt. Es läſst sich erreichen, daſs diese drei Stellungen in eine zusammenrücken. Eine Beschreibung des Lummer-Brodhun'schen Photometers findet sich in D. p. J. 1889 272 * 178. Methode zur Bestimmung der Ferrocyanverbindungen in den Nebenproducten der Gasfabrikation, von R. Gasch. Verfasser bildete eine von ZulkowskiD. p. J. 1883 249 168. angegebene Methode zur Untersuchung alter Reinigungsmasse auf Berliner Blau weiter aus; dieselbe besteht darin, daſs die durch Zersetzung der Masse mit Alkali erhaltene Ferrocyanlösung ohne Entfernung der verunreinigenden Körper in eine saure und heiſse Lösung von Kaliumzinksulfat von bekanntem Zinkgehalt so lange eingelassen wird, bis mit Eisenchlorid durch Tüpfeln auf Filtrirpapier ein Ueberschuſs von Ferrocyan nachgewiesen wird. Die Aenderungen des Verfassers bestehen in Einführung eines anderen Indicators, in der Bereitung einer anderen Zinklösung von geringerer Concentration und empirischer statt theoretischer Titerbestimmung. Als Indicator wird eine Lösung von essigsaurem Uranoxyd 1 : 100 angewandt; man. tupft einen Tropfen der auf einen kleinen Ueberschuſs von Ferrocyan zu prüfenden Flüssigkeit auf weiſses Porzellan. Bei Zusatz eines Tropfens Uranlösung entsteht, wenn Ferrocyan überschüssig, eine braune Färbung. Abfiltriren ist nicht erforderlich, da der Niederschlag von Ferrocyanzinknatrium oder Kalium sich mit Uranlösung nicht zersetzt. Die Zinklösung ist so gestellt, daſs 1cc 0,02 bis 0g,03 gelbem Blutlaugensalz entspricht; man löst 20g,62 reinen Zinkvitriol zu 1l oder die entsprechende Menge Kaliumzinksulfat, wobei mit Schwefelsäure etwas angesäuert wird. Als Prüfungsflüssigkeit dient eine Lösung von reinem, bei 30 bis 40° C. getrocknetem Blutlaugensalz, 20g im Liter, so daſs also 1cc 0g,02 Salz enthält. Beide Lösungen sind etwa gleichwertig, wobei 10 Aequivalente Zink durch 7 Aequivalente Blutlaugensalz gefällt werden. 10cc Zinklösung werden aus der Bürette mit Blutlaugensalzlösung titrirt, bis die oben angegebene Reaction mit dem Indicator eintritt. Die Anwendung des Verfahrens auf alte Gasreinigungsmasse geschieht in der Weise, daſs 20g der nach den Angaben von KnublauchD. p. J. 1889 273 563. getrockneten und gesiebten Masse in einer angewärmten Porzellanschale mit einem gemessenen Volumen warmer 15 bis 20proc. Natronlauge verrieben wird unter allmählichem Zusatz von warmem, gemessenem Wasser. Die Temperatur darf nicht über 50° C. gehen. Man spült mit gemessenem Wasser in einem 200cc-Kolben und füllt auf, mischt und filtrirt in die Bürette, aus der titrirt wird. 10cc Zinklösung werden genügend angesäuert und bei 70 bis 80° C. mit der Ferrocyanlauge titrirt, bis die Uranlösung Reaction ergibt. Da Natronlauge und Wasser vor dem Zusatz gemessen wurden, so ist das Volumen der ganzen Lösung bekannt. Aus dem gebrauchten Volumen Ferrocyanlauge wird auf das ganze Volumen und mit dem Titer auf den Ferrocyangehalt der Masse gerechnet. Die schlieſsliche Angabe geschieht in Procenten krystallisirtem gelbem Blutlaugensalz. Nach der Titration hat man sich stets zu überzeugen, daſs die Lösung noch sauer ist. Auch der Cyangehalt von Ammoniakwasser läſst sich nach dieser Methode bestimmen, indem dasselbe mit etwas Eisenvitriol und Natron in Ferrocyan übergeführt wird; nach dem Filtriren titrirt man mit der Flüssigkeit je nach ihrem Ferrocyangehalt, der am besten erst qualitativ geprüft wird, 2 oder 5cc Zinklösung. (Journal für Gasbeleuchtung 1889 32 966.) Controlapparat für Gasreinigung von Ledig. Die Controle über die Entfernung des Schwefelwasserstoffs aus dem Gase geschieht bisher in Gasfabriken durch Probiren mit Bleipapier an einem Hahn oder durch Ueberleiten des Gases über einen mit Bleizuckerlösung getränkten feuchten Papierstreifen in einem Rohr oder einer Glocke. Verfasser construirte nun einen Gasprüfer, welcher angibt, ob jederzeit reines Gas in die Behälter geliefert wurde, zu welcher Zeit eventuell unreines Gas producirt wurde, wie lange Zeit unreines Gas in die Behälter ging. Ferner gestattet die Stärke der Schwärzung des Bleipapiers eine Beurtheilung, wie stark die Verunreinigung war. Der Apparat führt einen mit Bleilösung getränkten Papierstreifen mit constanter Geschwindigkeit durch eine von constantem Gasstrom durchflossene Glocke. Als Verschluſs dient Quecksilber, als Triebwerk für die gleichmäſsige Bewegung des Streifens das Zählwerk eines kleinen trockenen Gaszählers. Der Streifen ist mit Centimetertheilung versehen und seine Geschwindigkeit so geregelt, daſs er bei einem stündlichen Gasdurchgang von 50l um 1cm vorrückt; dieses Quantum wird mittels eines Behl'schen Consumregulators gleichmäſsig erhalten. Ständig sind 2cm Streifen dem Gase ausgesetzt, so daſs jeder Theil desselben 2 Stunden dem Gase ausgesetzt ist. Wird täglich einmal der Stand des Gasmessers und der Stand des Papierstreifens notirt, so ist man im Stande anzugeben, zu welcher Zeit und wie lange eventuell unreines Gas in die Behälter ging. Eingeschaltet wird der Apparat zwischen Reinigung und dem Stationsgasmesser. Der Gasprüfer ist in Form eines kleinen Kästchens mit Glocke auf dem Gasmesser angebracht; durch ein Brennerrohrchen auf der Glocke läſst man das Gas ausbrennen. (Journal für Gasbeleuchtung 1889 32 925.) Apparat zur Caustisirung von Ammoniakwässern (D. R. P. Nr. 49500) von Solvay und Co. Vor der eigentlichen Destillation der Ammoniakwässer muſs Kohlensäure und Schwefelwasserstoff aus denselben entfernt werden. Hierzu dient (Fig. 1 Taf. 15). Die Säule S, zusammengesetzt aus einer Anzahl über einander liegender Abtheilungen bb1 b2 b3 b4. Jede dieser Abtheilungen enthält eine Schlange cc1 c2 c3 c4. Die Schlange jeder Abtheilung ist mit denen der benachbarten Abtheilungen durch auſsen liegende Muffen w w1 w2 w3 in freier Verbindung. Jede Abtheilung steht mit der nächsten oberen durch einen Stutzen d1 d2 d3 d4, der von einer Haube e1 e2 e3 e4 überdeckt ist, sowie mit der nächst unteren Abtheilung durch ein Ueberlaufrohr f4 f3 f2 f1 in Verbindung. Die im eigentlichen Destillationsapparat A entwickelten flüchtigen Producte strömen durch das Rohr t ab, welches sie in die Schlange c der untersten Abtheilung b leitet; sie durchströmen c in deren ganzer Ausdehnung, treten dann durch w in die Schlange c1, aus dieser durch w1 in c2 u.s.w. bis sie aus der obersten Schlange durch w4 und l in den Condensator C gelangen, aus welchem sie als concentrirte Flüssigkeit durch das Rohr s nach dem Behälter X abflieſsen. Der Condensator ist ebenfalls aus einer Anzahl über einander liegender Abtheilungen g zusammengesetzt, deren jede mit der nächst unteren durch ein Ueberfallrohr verbunden ist und welche sämmtlich von einer Schlange i durchzogen sind. Von jeder Verbindung w w1 w2 w3 kann man ein Rohr z abgehen lassen, um die in den Schlangen gebildete Flüssigkeit nach einem Sammler u zu leiten, aus welchem sie z.B. durch v zugleich mit den zu destillirenden geschiedenen Ammoniakwässern, in den Destinationsapparat zurücktreten. Das untere Ende der Schlange i steht durch das Fallrohr n mit dem die Ammoniakwässer enthaltenden Behälter H in Verbindung. Letztere sinken nun durch n in die Schlange i und steigen in dieser nach oben, wobei sie sich unter Verdichtung der durch l einströmenden Dämpfe bezieh. Gase erwärmen. Die so auf geeignete Temperatur, etwa 40° vorgewärmten Ammoniakwässer treten oben aus der Schlange i durch das Steigrohr o in das Waschgefäſs W über, wo sie die aus der obersten Abtheilung b4 des Scheideapparates durch m entweichenden Dämpfe bezieh. Gase waschen, und daraus alles Ammoniak, welches diese etwa noch enthalten, aufnehmen, während sie deren ganzen Gehalt an Kohlensäure und Schwefelwasserstoff frei durch m1 entweichen lassen. Aus dem Waschgefäſs k sinken die Ammoniakwässer durch das Fallrohr p in die oberste Abtheilung b4 des Scheideapparates, erwärmen sich hier an der Schlange e4, flieſsen durch das Ueberlaufrohr f4 in die Abtheilung b3, erlangen hier durch die Berührung mit der Schlange c3 einen noch höhern Wärmegrad, fallen dann durch f3 nach b2 und darauf durch f2 nach b1 und endlich durch f1 nach b, welches sie durch den Ueberlauf f verlassen, um durch die Leitung r bei v in den eigentlichen Destillationsapparat A überzutreten. Während ihres Durchganges durch die Abtheilungen b4 b3 b2 b1 und b werden die Ammoniakwässer nach und nach auf eine immer höhere Temperatur gebracht. Die Entbindung von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff beginnt bereits in den obersten Abtheilungen b4 b3 und setzt sich in den unteren Abtheilungen b2 b1 fort. In b und b1 ist die Temperatur so hoch, daſs sich zugleich mit den genannten Gasen auch Ammoniak entwickelt; da dieses aber in den nach oben folgenden Abtheilungen durch Flüssigkeitssäulen streichen muſs, deren Temperatur immer mehr abnimmt, so unterliegt es hier der Wiederverdichtung, bezieh. Wiederauflösung, während Kohlensäure und Schwefelwasserstoff sich nicht lösen, sondern als Gase im Apparat nach oben steigen. Die in der untersten Abtheilung b entbundenen Gase entweichen durch d1 nach b1 wobei sie sich unter der Haube e1 her durch die in b1 enthaltene Flüssigkeit hindurchdrängen müssen und hierdurch die Entbindung von Gasen aus dieser befördern, welche sie durch d2 mit nach b2 reiſsen, wo die Haube e2 den Gasstrom wiederum eine Flüssigkeitssäule zu durchstreichen zwingt. Hierbei gibt der Gasstrom einen Theil seines Ammoniakgehaltes wieder ab, nimmt dagegen neue Mengen von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff auf. Dieselben Vorgänge wiederholen sich in den Abtheilungen b3 und b4, so daſs die schlieſslich durch m abziehenden Gase nur noch Kohlensäure und Schwefelwasserstoff nebst einer geringen Menge Ammoniak enthalten, die im Wascher W wieder gelöst wird. Die aus letzterem durch m1 entweichenden Gase kann man gewünschten Falles noch einen zweiten, mit Säure gefüllten Waschapparat durchstreichen lassen. Die in X sich aufsammelnden Ammoniakwässer können, je nach dem Gange des Apparates, jeden gewollten Ammoniakgehalt erreichen: man kann nach Belieben eine caustische Flüssigkeit mit einer Dichte von nahezu 1° oder selbst von noch geringerer Dichte bis zu 0° B., z.B. mit 20 bis 30 Proc. Ammoniak, oder eine nur zum Theil caustische Flüssigkeit von noch gröſserer Concentration herstellen. Die einzelnen Abtheilungen b werden zweckmäſsig aus Eisen gegossen und die Schlangen c aus Blei bezieh. sonst geeignetem Metall hergestellt. Apparat zur Herstellung von carburirter Luft für Beleuchtung, Heizung, sowie zu Motorenbetrieb von M. C. Jaunez. Die bisherigen Carburirapparate bestehen aus einem Gefäſs, welches die zu verdampfende Substanz wie Benzin, Gasolin oder andere flüchtige Kohlenwasserstoffe enthält, und einem Gebläse oder einer Glocke, welche durch mechanischen Antrieb Luft zuführen. Jaunez construirte einen Apparat (Fig. 2 Taf. 15), bei welchem er allen mechanischen Antrieb vermied; dabei wird Wärme angewendet, was den Vortheil hat, daſs alles Gasolin ohne Rückstand nutzbar gemacht wird. Auſserdem ist die warme Mischung gleichmäſsiger als die kalte, die Leuchtkraft und Heizkraft des Gases bleibt immer die gleiche, weil Temperaturschwankungen nicht vorkommen. Das Gas kühlt sich im Behälter ab, wobei einiges Oel condensirt wird; dasselbe läuft in den Oelbebälter zurück. In den Gasleitungen dagegen scheidet sich nichts mehr aus. Da die ganze Carburirung im geschlossenen Gefäſs stattfindet, ohne Hinzutreten äuſserer Luft, so ist jede Gefahr ausgeschlossen. Der ganze Apparat ist leicht aufzustellen und von niederem Preis; der Kubikmeter Gas kommt auf etwa 20 Pf. zu stehen. Die Leuchtkraft des Gases ist 40 Proc. höher als von Kohlengas. Verwendet wird Gasolin oder Petroleumnaphta von 0,650 spec. Gew. Der Apparat (Fig. 2) besteht aus einem Behälter B, darüber einem Gasbehälter mit Wasserverschluſs; einem Druckregulator H mit Wasserverschluſs; einem Heizapparat mit Brenner, welcher 1m,4 unter dem Behälter angebracht ist in der Laterne C; einer Hahnbüchse F mit Sicherheitshahn, einem Injektor und dem Hahn K. Der Behälter B ist mit Gasolin gefüllt, dessen Stand am Flüssigkeitsstandglas sichtbar ist. Ein Rohr E mit dem Regulirhahn d verbindet den Gasolinbehälter mit dem Ventilkasten F; dazwischen ist dasselbe schlangenförmig über dem Brenner C gewunden behufs Erwärmung des Gasolins. Ferner gehört zum Apparat ein Vorrathsbehälter für Gasolin von 0,650 spec. Gew., welcher mindestens 10cm über dem Gefäſs B stehen muſs; die Zuleitung enthält die Hähne R und r. Zur Ingangsetzung des Apparats werden erstlich die Wasserverschlüsse der Glocken gefüllt, ferner aus dem Vorrathsbehälter mit Gasolin der Behälter B durch Oeffnen der Hähne R und r. Ist am Standglas eine genügende Höhe Gasolin sichtbar, so schlieſst man den Hahn r, läſst aber R offen. Das Nachfüllen geschieht auf dieselbe Weise auch während des Betriebs. Nun wird aus einem Kautschukblasebalg Luft in die Glocke geblasen durch den Hahn K; sobald die Glocke oben anstöſst, wird der Hahn geschlossen. Dies hat den Zweck, genügend kalt carburirte Luft herzustellen, um in den ersten Augenblicken des Betriebs den Brenner zu speisen. Ist der Apparat im Gang, so wird Hahn K wieder geöffnet. Der Heizbrenner in der Laterne C wird entzündet, die Flamme brennt blau. Nun öffnet man auch den Sicherheitshahn an der Hahnbüchse F; sobald das Rohr E warm geworden ist, öffnet man langsam den Regulatorhahn d. Es flieſst Gasolin in den Heizapparat, verdampft dort, die Dämpfe steigen im Rohr E in die Höhe, gehen durch den Injektor in der Hahnbüchse F und reiſsen Luft mit, mit welcher gemischt sie in die Glocke D eintreten. Das Gasgemisch geht durch die Säule G in den Druckregulator H; dessen kleine Glocke hebt sich und der Apparat ist nun in Thätigkeit. Der Hahn der Hauptleitung wird geöffnet und an den Brennern die Flamme entzündet. Im kalten Regulator verdichtet sich etwas Naphta, welche durch die kleine Röhre m in das Becken B unter den Flüssigkeitsspiegel zurückläuft. Um den Gang des Apparats zu unterbrechen, schlieſst man den Hahn K, sowie den Sicherheitshahn an der Hahnbüchse F, ferner R, löscht den Brenner in der Laterne C und schlieſst die Hauptgasleitung. (Publication industrielle 1889 S. 422.) Carburirapparat für Leuchtgas. Hiram S. Maxim construirte einen einfachen Carburator, welcher in der Fabrik der Maxim-Nordenfelt's Geschütz- und Munitionsgesellschaft zu Erith in Betrieb ist. Derselbe steht im Kesselhaus neben der Gasuhr, mit deren Ausgang verbunden; ein Umgang dient zur Abgabe von nicht carburirtem Gas am Tage. Der Apparat hat das Ansehen eines groſsen Injektors oder Dampfstrahl-Exhaustors; es ist nämlich ein senkrechter Cylinder, aus mehreren Kammern über einander bestehend, von 6 Fuſs Höhe und 14 engl. Zoll äuſserem Durchmesser. Bei diesen Maſsen kann der Carburator für 1000 Flammen dienen; der zu Erith speist bisher deren 700. Die unterste Kammer enthält einen Kupfercylinder, die Retorte genannt. Derselbe enthält Gasolin, welches aus einem auſsen stehenden Reservoir einläuft, etwa zur halben Höhe des Cylinders. Derselbe ist auſsen von Dampf oder heiſsem Wasser umgeben, wenn der Apparat in Thätigkeit sich befindet. Die Gasolindämpfe steigen durch eine Reihe von durchlöcherten Platten in die nächst höhere Kammer, welche einen in Quecksilber schwimmenden kleinen Gasbehälter umschlieſst. Letzterer dient als Mischkammer für Gas und Gasolindampf und zugleich als einfacher Regulator für die Gröſse der Carburirung, welche in beliebigem Maſs erfolgen kann. Der Behälter trägt innen eine senkrechte Achse, welche durch ein Rohr in die Retorte mündet. Am oberen Ende der Achse ist ein Conus angebracht, welcher das Rohr vollständig schlieſst, wenn der Behälter leer ist. Tritt Gas in denselben, so steigt er und hebt die Achse, so daſs um so mehr Gasolindampf eintritt, je höher der Behälter steigt. Die Gase mischen sich und finden einen Ausweg durch eine Reihe von Löchern im obern Theil der Behälterwände; die Löcher sind so angeordnet, daſs um so mehr über der Quecksilberoberfläche sich befinden, je mehr Gas eintritt und verbraucht wird. Der Behälter ist also sowohl Druckregulator oder besser Rheometer, als auch ein Mischgefäſs. Durch die getroffene Anordnung können keine Gasolindämpfe nach oben treten, wenn der Apparat nicht in Gang ist, selbst wenn Wasserdampf die sogen. Retorte auſsen umspült. Läſst man Gas eintreten, so tritt stets das verhältniſsmäſsige Quantum Gasolindampf dazu, indem der Behälter steigt. Eine Veränderung im Gasverbrauch verursacht also keine Aenderung in der Leuchtkraft, sondern dieselbe bleibt stets dieselbe. Eine vollständige Sättigung des Gases mit Gasolindampf würde ein Gas von 60 Kerzen auf 5 Cubikfuſs ergeben; um aber eine Condensation von Oel in den Rohrleitungen zu vermeiden, ist es zweckmäſsig, nur bis auf 40 Kerzen Gasolindampf einzuführen. Gewöhnliches Kohlengas von 16 Kerzen im Argandbrenner bei 5 Cubikfuſs stündlichem Verbrauch gibt im offenen Schnittbrenner auf den Cubikfuſs 1,66 bis 1,74 Kerzen. Nach der Carburation brennen 2,08 Cubikfuſs Gas im ähnlichen, aber kleineren Brenner in der Stunde, auf den Cubikfuſs Gas treffen 6,68 Kerzen–, es ergeben also 2,08 Cubikfuſs carburirtes Gas mehr Licht als 7,6 Cubikfuſs nicht carburirtes. Es wird dies erreicht durch einen Aufwand von 4,38 Gallons auf 1000 Cubikfuſs Gas (70l,3 auf 100cbm). Bei einem Gaspreis von 17 Pf. für 1cbm beträgt die Ersparniſs 57,2 Proc. wobei das Gasolin zu 20 Pf. der Liter angenommen ist. Der Verbrauch an Dampf oder heiſsem Wasser ist sehr gering. (Journal of Gaslighting 1889 53 989.) Ueber PhotometrieVortrag, gehalten auf der Southern District Association of Gas Engineers and Managers, London.; von John Methven. Die Ueberwachung und Prüfung der Gasversorgung Londons liegt bekanntlich in den Händen der städtischen Gas-Referees. Dieselben haben nach ihren Instructionen a) die Art und Weise anzugeben und zu prüfen, nach welcher die Leuchtkraft des Gases gemessen wird; b) die Methoden anzuordnen, nach welchen die Reinheit desselben festgestellt wird; c) die Gasmenge zu prüfen, welche die öffentlichen Laternen verbrauchen; d) die Zahl und Lage der Prüfungsstationen anzugeben, sowie die darin nöthigen Apparate; e) den Druck zu messen, welchen die Gasfabriken in den verschiedenen Tageszeiten geben. Die Leuchtkraft des gewöhnlichen Gases soll bei 5 Cubikfuſs stündlichem Verbrauch 16 Kerzen betragen, der Druck 0,6 bezieh. Abends 1 Zoll Wasserhöhe. Nun haben aber die Referees seit dem Erscheinen der ursprünglichen Gasacte ihre Photometer verändert, so daſs die Leuchtkraft eines Gases jetzt niederer gemessen wird als früher. Das Photometer soll ein Bunsen'sches sein in verbesserter Form; es sind aber schon mehrere solche verbesserte Formen von den Referees eingeführt worden. Ein solches ist z.B. im Gebrauche in der Prüfungsstation in Lambeth Road, während die Gaswerke ein Letheby'sches Photometer benutzen; es ist dies ein neues Instrument mit festen Punkten zur Stellung der Gasflamme und des Schirms, während die Kerzen auf einer beweglichen, verschiebbaren Wage stehen. Auf dem Bunsen-Photometer betrug die Leuchtkraft des Gases während eines Zeitraumes von 6 Monaten im Mittel 16,38 Kerzen, in der Fabrik wurden aber am Letheby-Apparat in derselben Zeit 17,12 Kerzen gemessen; es zeigte sich also ein Verlust von 4,3 Proc. Da das Gas sich auf dem Wege zur Stadt nicht so viel verändert haben konnte, so muſste der Fehler am Instrument liegen. Der einzige Unterschied desselben fand sich in der Gröſse der Kammern an jedem Ende, in welchem das Gas und die Kerzen brennen, ferner in der Entfernung des Normalbrenners vom Schirm; dieselbe betrug beim Photometer in den Gaswerken 7¾ Zoll; am anderen aber 21 Zoll; im ersteren Falle war die Kammer rechtwinkelig und senkrecht zur Achse des Photometers aufgestellt, an dem Apparate der Prüfungsstation dagegen dreieckig, gegen den Schirm zu geöffnet. Die Wände der rechtwinkeligen Kammer reflektirten Licht auf den Schirm, während dies in der dreieckigen Kammer nicht der Fall war. Eine Veränderung der Form verringerte das reflektirte Licht, beseitigte es aber nicht vollständig. Es wurden ausgeschnittene Blenden zwischen Kammer und Schirm gesetzt; bei vergröſsertem Ausschnitte von 6⅝ × 2 Zoll auf 6⅝ × 8 Zoll ergab sich eine Erhöhung der gemessenen Leuchtkraft des Gases von 15,80 auf 16,33 Kerzen. Bei veränderter Kammer war die Erhöhung geringer, bei gröſseren Ausschnitten änderte sich die Leuchtkraft fast nicht mehr. Die Zunahme an Licht kam nachweislich von dem vom Glascylinder reflektirten Licht, welches bei kleinen Oeffnungen nicht in dem Maſse Zutritt zum Schirm hatte als bei groſsen. In neuerer Zeit wurde in mehreren Prüfungsstationen ein verbessertes Bunsen'sches Instrument eingeführt, genannt ein Thurm-Photometer. Dasselbe hat die Gasflamme wie die Kerzen in einen langen Kamin eingeschlossen; durch denselben zieht die Luft in groſser Menge mit ganz anderer Geschwindigkeit als ohne Kamin, viel stärker natürlich bei der Gasflamme als bei den Kerzen. Das Gas wird hierbei unter ganz anderen Bedingungen geprüft, als es im öffentlichen Gebrauche der Fall ist, die Messungen fallen zu niedrig aus. Die Gas-Referees haben demnach schon zwei Photometer eingeführt, welche niederere Resultate ergaben als die Apparate, welche bei Erlaſs der Gasacte in Gebrauch waren. Nun sind sie daran, das Evans-Photometer zu ändern, um es den neuen gleich zu gestalten. Diese Neuerungen sind zum groſsen Schaden der Gasfabriken erfolgt, denn die Lichtmessungen, welche früher einer Kohle einen bestimmten Lichtwerth zuschrieben, geben jetzt geringere Zahlen an. Es ist auch fraglich, ob die Gasfabriken in London überhaupt eine Kohle finden, welche gut genug ist, um den neuen Ansprüchen zu genügen. Bei dem Baue der neuen Photometer wurde der 60zölligen (1m,52) Photometerbank der Vorzug gegeben, während die 100zöllige (2m,54) im Verschwinden begriffen ist. Bei diesem Wechsel ist aber die Sache weder vereinfacht noch genauer geworden; um einen Unterschied von 2 Kerzen zu erlangen, also von 15 bis 17 Kerzen, beträgt die Verschiebung des Schirms an dem 100zölligen Apparate 19/16 Zoll, am 60zölligen dagegen nur 11/16 Zoll; dabei beträgt die Normalflamme 2 Kerzen. Die Schwierigkeit, am 60zölligen Instrument einzustellen, ist gröſser als am anderen. – Verfasser construirte ein neues Photometer (welches vorgezeigt wurde), an welchem die zu 2 Kerzen Aenderung nöthige Verschiebung 2¾ Zoll beträgt, also erheblich mehr als früher. Das Prinzip desselben ist, daſs Normalflamme und Photometerschirm in bestimmter Entfernung von einander auf der Photometerbank fest aufgestellt sind, während die zu prüfende Gasflamme beweglich ist. Bei 16 Kerzen Gas beträgt die Entfernung der beiden Flammen 60 Zoll. Wenn gewünscht, kann die Normalflamme und der Schirm auch zusammen auf einem beweglichen Schlitten befestigt und zusammen verschoben werden, wobei die zu prüfende Gasflamme feststeht. Als Normalflamme dient hier stets der Methven-Schirm mit Ausschnitt, welcher genau 2 Kerzen Licht hindurchläſst. Das Instrument dient mit Vortheil als tragbares Photometer. Der Normalbrenner für Kohlengas soll ein Sugg's-London-Argandbrenner sein nach der Gasacte; der zu verwendende Brenner soll so beschaffen sein, daſs er aus dem Gase die gröſstmögliche Leuchtkraft erzielt und auch für die Consumenten brauchbar ist. Sugg gab seinem Brenner ursprünglich zwei verschieden weite Cylinder, bei 6 Zoll Höhe 1⅞ und 1¾ Zoll weit, um je nach der Güte des Gases eine hohe Leuchtkraft zu erreichen. Die Referees nahmen den weiteren Cylinder als normal an. Verfasser kam aus seinen Versuchen zu der Ueberzeugung, daſs der Brenner mit dem weiteren Cylinder nicht die höchste Leuchtkraft erzielt; er maſs die Leuchtkraft vorschriftsmäſsig bei 5 Cubikfuſs stündlichem Verbrauch und corrigirte das Resultat nach Barometer und Temperatur; als Mittel von 40 Messungen an 4 Tagen wurde 15,34 Kerzen gemessen; nun wurde der Verbrauch erhöht bis zu 16 Kerzen Leuchtkraft, dann auf den vorigen Consum mit Druck und Temperatur corrigirt; es ergab sich 15,68 Kerzen. Es zeigt dies, daſs die Leuchtkraft des Gases noch etwas erhöht werden kann. Verfasser fand auch, wie schon früher Poole, daſs die Leuchtkraft eines Gases im gleichen Brenner sich änderte mit dem verbrannten Quantum Gas weniger einer bestimmten Constante. Obwohl nun bei vielen Versuchen das verbrannte Gasquantum das gleiche war, so änderte sich doch die Menge der schweren Kohlenwasserstoffe im Gas mit dem Resultat, daſs die Höhe der Flamme sich verkleinerte. Zugleich verbraucht sie weniger Luft zur Verbrennung; damit wächst die Menge der unverbrauchten Luft im Brenner, und je kleiner die Flamme wird, d.h. je geringwertiger das Gas ist, um so gröſser wird der Einfluſs der Luft auf dieselbe. Der Ueberschuſs an Luft raubt der Flamme Leuchtkraft, so daſs die Lichtentwickelung sinkt. Damit ist gezeigt, daſs der Brenner, als von atmosphärischen Bedingungen abhängig, durchaus nicht immer die höchste Leuchtkraft entwickelt. Einer Veränderung in den atmosphärischen Bedingungen folgen sowohl die Luft wie auch das Gas in ihrer Dichtigkeit. Wie die Dichtigkeit des Gases ist, so ist auch die Dichtigkeit der Flamme im Brenner. Es folgt aber durchaus nicht, daſs unter höherem Barometerdruck und höherer Temperatur die Flamme gröſser wird, weil mehr Gas die Uhr passirt; sondern im Gegentheil die Verbrennung des dichteren Gases in der ebenfalls dichteren Luft tritt näher am Brenner ein, die Flammenhöhe sinkt. Bei niederem Druck und hoher Temperatur wird die Dichtigkeit der Flamme verringert, dieselbe gewissermaſsen verdünnt und damit auch die Zugkraft des Cylinders verringert. Es brennt also die Flamme bei verringertem Sauerstoffzutritt, dessen Folge eine sogleich auffallende bräunliche Farbe der Flamme ist. Aus diesen Gründen wirkt die Correctur nach Druck und Temperatur so ungleich; tritt dieselbe bei Gas von niederem specifischen Gewichte ein, so wird die Leuchtkraft erheblich verbessert, bei höherem specifischen Gewichte dagegen weniger. Dies zeigt ebenfalls, daſs der Brenner nicht immer die volle Leuchtkraft des Gases zur Entwickelung kommen läſst. Die Zugkraft des Cylinders ist ein ganz bestimmter Betrag; ist in demselben zu viel Flamme, so wird weniger Luft eingezogen, ist die Flamme dagegen klein, so tritt um so mehr Luft ein. Die Zugkraft ist abhängig von dem Verhältnisse der Dichtigkeit der Gase im Cylinder und der umgebenden Luft; hat letztere eine sehr niedere Temperatur, so tritt mehr Luft ein als bei höherer Wärme. Damit ändert sich auch die Leuchtkraft der Flamme; photometrirt man dasselbe Quantum Gas am gleichen Apparate bei verschiedenen Temperaturen des Raumes, so ergeben sich sehr verschiedene Zahlen. Folgende Versuche zeigen, wie wichtig es ist, im Photometerlokal stets ungefähr die gleiche Temperatur zu halten: Ein und dasselbe Gas ergab am offenen Photometer unter sonst gleichen Bedingungen bei 3,9° C. 15,93 Kerzen, bei 22,2° C. dagegen 16,90 Kerzen, also eine Zunahme von 0,97 Kerzen, am geschlossenen Photometer 16,42 und 17,46 Kerzen, also 1,04 Zunahme. Es fand sich auch, daſs der Feuchtigkeitsgehalt der Luft einen groſsen Einfluſs auf die Leuchtkraft ausübt, wie später gezeigt wird. Um die Ursachen der verschiedenen Lichtentwickelung aufzusuchen, wurde erst ein genau gleichmäſsiges Normallicht construirt; hierzu diente carburirtes Gas, welches in einem gemessenen Quantum zugeführter getrockneter Luft verbrannt wurde. Der Luftbehälter stand in einem groſsen Raume von gleichmäſsiger Temperatur, ganz unabhängig vom Prüfungslokale, so daſs für vollständig constanten Luft- und Gaszutritt gesorgt war. Der Brenner entwickelte die höchste Leuchtkraft bei niederer Temperatur. Es wurde daraus klar, daſs die Temperaturerhöhung nicht zu der früher gefundenen angeblichen Erhöhung der Leuchtkraft bei wachsender Temperatur von 3,9° auf 22,2° beitrug, sondern daſs dieselbe starken Einfluſs auf die Kerzen übte, nämlich deren Leuchtkraft verringerte. So wurde z.B. ein Gas, am offenen Photometer gegen Kerzen gemessen, bei – 8,6° C. gefunden zu 16,32 Kerzen, bei + 13,3° dagegen zu 16,78 Kerzen; mit der vorhin geschilderten Normalflamme dagegen wurde gefunden 16,37, bei der höheren Temperatur 16,00 Kerzen; hier zeigte sich also eine Verringerung, welche allein von dem veränderten Verhältnisse am Gasbrenner herrührte. Verfasser war früher überrascht über die Erhöhung der Leuchtkraft eines Brenners, als er die zugeführte Luft mit Eis kühlte; dieselbe betrug 10⅓ Proc. Es lag dies allein an der Entfernung des Wasserdampfes aus der Luft, welcher im Kühlrohr blieb. Hier zeigt sich also die überraschende Thatsache, daſs eine Erniedrigung der Temperatur der zugeführten Luft dasselbe Resultat ergab, welches andere z.B. bei Regenerativbrennern durch das Gegentheil erreichen. M. Brémond beschreibt in einer interessanten Arbeit über den Einfluſs der atmosphärischen Verdünnung auf die Leuchtkraft von Gas Versuche, welche in verschiedenen Höhen der spanischen Nordbahn angestellt wurden; der Apparat war in einem Güterwagen eingerichtet. Der Schluſs, zu welchem er gelangt, ist der, daſs mit steigender Höhe der Verlust an Leuchtkraft zunimmt, und zwar unabhängig von Druck und Temperatur, welche das Gas verdünnen. Seine Hauptangabe über die durch die Verdünnung der Luft sinkende Leuchtkraft ist die, daſs je 100 Fuſs Erhöhung dieselbe um 0,742 Proc. verringern. Dies ist ein weiterer Beweis für den Einfluſs der Dichtigkeit der Luft auf die Lichtentwickelung im Brenner. Versuche über den Lichtwerth von Kerzenflammen. Da der Kerzendocht sich neigt, so hat jede Flamme eine schmale und breite Seite wie eine Gasflamme. Die Leuchtkraft wechselt je nach der Seite, welche dem Schirm zugeneigt ist; der Vergleich gegen einen Methven-Schirm mit 2 Kerzen-Ausschnitt ergab folgende Zahlen; dieselben erscheinen etwas niedrig, weil der Ausschnitt etwas mehr als 2 Kerzenlicht hindurchlieſs: Leuchtkraft der 2 Kerzenin Normalkerzen A. Beide Dochtebenen parallel zum Photometerschirm 1,999 B. Dochtebene rechtwinkelig zum Schirm, Docht gegen    denselben geneigt 1,957 C. Dochtebene rechtwinkelig zum Schirm, Docht von dem-    selben weg geneigt 1,933 Die Instruction der Referees schreibt vor, die Kerzen sollten so gestellt werden, daſs die Dochtebene der einen Kerze senkrecht zu der der anderen Kerze steht. Es gibt viele Stellungen, in welchen dies der Fall ist, aber nur eine, in welcher die Kerzen ihre mittlere Leuchtkraft dem Schirm zuführen. Beim Evans-Photometer sind die Kerzen verschiebbar zur Lichtmessung; ein Zeiger am Kerzengestell gibt an der Scala die Helligkeit des Gases an; hier ist natürlich die Stellung der Dochte von groſser Wichtigkeit. Bei dem Schirm zugeneigten Dochten wurde an diesem Apparate die Helligkeit der beiden Kerzen auf 240 Grains stündlichen Verbrauch 2,032 Kerzen gefunden, vom Schirm weggeneigt 1,953 Kerzen, also 4 Proc. Unterschied. Als eine Gasflamme ebenso zweimal gemessen wurdeBekanntlich werden in England zur Lichtmessung stets 2 Kerzen gebraucht und keine bestimmte Flammenhöhe eingehalten, wie bei uns üblich, sondern deren Helligkeit zu 2 Kerzen angenommen. In vielen Fällen wird die Leuchtkraft eines Gases auch in Grains Wallrath angegeben, welche Kerzen von derselben Helligkeit zusammen in einer Stunde verbrauchen würden., ergab sich 3,6 Proc. Differenz. Im ersteren Falle ist die Messung zu Ungunsten des Gases niederer, im letzteren Falle höher. Werden die Kerzen stets so gestellt, daſs sie ihre mittlere Leuchtkraft dem Schirm zusenden, also beide Dochte zu demselben geneigt, so sind die Schwankungen, die gewöhnlich den Kerzen zugeschrieben werden, nicht groſs. Systematische, ein Jahr lang täglich angestellte Versuche ergaben am offenen Photometer eine mittlere Abweichung vom Mittel nach oben um 1,59 Proc. 1,37 Proc. unten nach, also eine gesammte Abweichung von 2,96 Proc. Am geschlossenen Evans-Photometer war die mittlere Abweichung nach oben 1,44 Proc. nach unten 1,36 Proc. gesammt 2,80 Proc. Die Temperatur des Lokals übt einen groſsen Einfluſs auf die Helligkeit von Kerzen aus; bei 10° C. hatte eine Kerze auf 120 Grains stündlichen Verbrauch die Helligkeit 1,198 Kerzen; bei 22,2° C. dagegen 1,041 Kerzen, also 13 Proc. weniger. Der mittlere Wallrathverbrauch betrug in der Stunde 120,2 und 119,7 Grains, also nur sehr wenig verschieden. – Prof. Tyndall beschreibt in seinem Werk Wärme, eine Art von Bewegung Versuche, welche er mit Dr. Frankland über die Verschiedenheit von Kerzenflammen am Fuſs und auf der Spitze des Mont Blanc anstellte. Er sagt: „Der Anblick der sechs Flammen überraschte uns beide; sie schienen nur ein Gespenst derjenigen, welche wir in Chamounix gesehen hatten, klein, schwach und farblos, mit bedeutend verringerter Verbrennungskraft. Die Wägung ergab die unerwartete Thatsache, daſs das Quantum stündlich verbrauchtes Stearin genau dasselbe war auf der Spitze des Berges wie im Thal. Diese Erscheinung ist der gröſseren Beweglichkeit der Luft in dieser Höhe zuzuschreiben; die Theilchen Sauerstoff durchdringen die Flamme mit gröſserer Leichtigkeit und zerstören ihre Leuchtkraft, verkleinern die Flamme durch ihre rasche Wirksamkeit. Bei Erniedrigung der Dichtigkeit der Luft wird die Beweglichkeit deren Atome vergröſsert.“ Methven schreibt nun den Verlust an Leuchtkraft bei höherer Temperatur, also geringer Dichtigkeit der Luft, einer anderen Ursache zu, nämlich dem erhöhten Gehalt an Wasserdampf. Ueber den Einfluſs des Wasserdampfes auf die Leuchtkraft von Flammen stellte Verfasser verschiedene Versuche an; so fand er die Leuchtkraft einer Kerze gegen ein constantes Normallicht bei gewöhnlicher Temperatur und feuchter Luft zu 1,104 Kerzen auf 120 Grains stündlichen Consum, bei trockener Luft dagegen 1,196 Kerzen, also um 8,38 Proc. mehr. Speist man einen Argandbrenner mit trockener Luft, so ist die Leuchtkraft eine hohe und sehr gleichmäſsige; mit feuchter warmer Luft dagegen sinkt dieselbe bedeutend. Zwischen 10° C. und 23,9° mit trockener und feuchter Luft betrug die Erniedrigung für eine 5 Cubikfuſs-Flamme 10 Proc. Die Flamme eines 5 Cubikfuſs-Flachbrenners in eine Kugel eingeschlossen und ebenso wie vorher behandelt verlor 11,2 Proc. an Leuchtkraft. Eine 2½ Zoll hohe Flamme von Kohlengas wurde in Harcourt's Pentanbrenner mit Cylinder auf gleiche Weise mit trockener und warmer feuchter Luft behandelt; sie verlor zwischen denselben Wärmegraden 13 Proc. an Leuchtkraft. Am Brenner wurde eine Einrichtung angebracht, welche ein gemessenes Quantum Luft einblasen lieſs, aber auch es möglich machte, daſs der Brenner wie gewöhnlich Luft einzog. Die eingeblasene Luft wurde nach jedem Versuche gemessen; bei Anwendung von trockener Luft im 5cm-Argandbrenner erhöhte sich die nöthige Luftmenge mit steigender Temperatur wie folgt: Temperatur Leuchtkraft Stündlich verbrauchte Luft 18,9°C. 15,4 Kerzen      10,42cbm 29,4°C. 15,1 11,46 40°C. 14,7 11,89 Mit feuchter Luft trat eine ähnliche Reihe ein im Luftverbrauche bei sinkender Helligkeit der Flamme. Bei erhöhtem Luftzutritt verlor die Argandflamme stets an Leuchtkraft, und zwar verursachten mit trockener Luft 48,8 Proc. Erhöhung der Luft eine Lichtverringerung um 20 Proc. oder 1 Proc. – 0,076 Kerzen. Von feuchter Luft erniedrigen 50,6 Proc. Erhöhung die Helligkeit um 21,3 Proc. d.h. 1 Proc. um 0,071 Kerzen. Bei Anwendung verschiedener Cylinder wechseln diese Zahlen. Es muſs bemerkt werden, daſs diese Versuche nur Uebertreibungen der Veränderungen darstellen, welche unter den gewöhnlichen Bedingungen der Atmosphäre vorkommen können, sowie an den Brennern unter gewöhnlichen Verhältnissen. Indessen sind dieselben doch sehr lehrreich, indem sie zeigen, welchen Einflüssen eine Flamme unterworfen ist und wie durch dieselben die Prüfung des Leuchtgases so wechselnde Resultate ergeben kann. (Gas-World, 1889 S. 572.) Ueber die Herstellung von Sauerstoff und dessen Verwendung zur Gasreinigung; von A. Valon.Vortrag, gehalten in der Versammlung des Gas-Instituts. Die Darstellung von Sauerstoff nach dem Verfahren der Brin's Company geschieht bekanntlich durch Ueberleiten von Luft über erhitzten Baryt und Absaugen des absorbirten Sauerstoffs bei erhöhter Temperatur mittels einer Pumpe. Die hierbei wechselnden Temperaturen betrugen 650 und 790° C. Bei den Versuchen zeigte es sich, daſs ebenso wohl beim Ueberleiten wie Absaugen derselbe Hitzegrad eingehalten werden könne. Valon setzte die Stahlretorten mit Baryt in gewöhnliche Gasretorten ein, welche im gewöhnlichen Ofen erhitzt wurden. Die Anordnung zeigt Fig. 3 und 4 Taf. 15; die Mundstücke und Steigrohre wurden entfernt, die Zwischenräume zwischen den stählernen und den Chamotteretorten mit feuerfesten Steinstücken in Zwischenräumen ausgesetzt. Die Vorderseite der Retorten wurde mit einer guſseisernen Platte verschlossen, deren Auſsenseite mit nicht wärmeleitender Masse überzogen. In jede der ovalen Retorten von den Maſsen 22 auf 16 Zoll (558 auf 406mm) kamen 4 Stahlretorten; die untersten beiden Gasretorten blieben leer. In Fig. 3 sind A die Chamotteretorten, B die Stahlröhren, C die Verbindungsrohre an den Deckeln, D die Rohrleitung von der Luftpumpe zu den Eintrittsrohren der Stahlretorten, E die Leitung von der Luftpumpe zu den Ausgängen der Stahlretorten, Die Einhüllung in die Gasretorten gestattet eine gleichmäſsigere Erhitzung der Stahlretorten als ohne die ersteren. Eine Anordnung ohne die Einhüllung zeigt Fig. 4. Wo sehr auf geringen Raum gesehen werden muſs, sind senkrecht stehende Retorten in Gebrauch, so z.B. in Westminster. Die Umstellung der Ventile beim Ueberleiten der Luft und Absaugen des Sauerstoffs geschah bisher durch Hand; dieselbe geschieht nunmehr automatisch. Für kleinere Anlagen ist eine Pumpe zum Ueberleiten und Absaugen genügend; bei gröſserem Betriebe sind zwei oder mehr Pumpen erforderlich, deren jede für eine bestimmte Zahl Rohre dient; es kann also eine Pumpe beständig einblasen, eine andere absaugen. Je gröſser die Einrichtung wird, um so billiger kommt deshalb die Production zu stehen. Zwischen der Luftpumpe und den Stahlretorten wird ein kleiner runder Kalkreiniger, sowie ein solcher mit Aetznatron eingeschaltet zur Entfernung von Kohlensäure und Wasser. Die atmosphärische Luft wird durch diese beiden in den Ofen gepreſst; der durchgehende Stickstoff entweicht durch ein Ventil. Das Einblasen geschieht eine bestimmte Zeit lang; dann werden die Ventile umgestellt, die Luft aus den Rohren ausgesaugt bis zu 63cm,5 Wasserhöhe Vacuum und ins Freie durch einen Hahn geblasen. Ist dies Vacuum erreicht, so wird der nun abgehende Sauerstoff in den Behälter gedrückt. Derselbe enthält in der Gasanstalt Ramsgate 1cbm,13, doch ist ein gröſserer wünschenswerth. Der Sauerstoff geht durch eine Gasuhr, welche auf den gewünschten Zusatz zum Rohgase eingestellt ist, in das Eingangsrohr des Exhaustors; von da geht derselbe mit dem Rohgase vorwärts in die Reinigungsapparate. W. G. Hicks in Ramsgate hat einen Apparat angegeben, welcher den Sauerstoffzusatz zum Gase stets in gleicher procentmäſsiger Menge dem Gase zusetzt; dies wird erreicht durch ein Räderwerk, welches an der Trommelachse des Stationsgasmessers angebracht ist; dasselbe bewegt die Achse des Sauerstoffgasmessers und läſst dadurch Sauerstoff eintreten. Durch verschiedene eingesetzte Zahnräder kann die Menge des zugesetzten Sauerstoffs geändert werden; derselbe ist stets proportional der Menge des erzeugten Gases. Bei dem Besuche der Jahresversammlung des Southern District Association of Gas Engineers zu Ramsgate wurde ein Reinigerkasten mit Kalk, etwa in halb ausgebrauchtem Zustande, geöffnet; der Kalk zeigte keinerlei unangenehmen Geruch, wie ihn sonst der Grünkalk entwickelt. Der Kasten wurde wieder geschlossen und reinigte noch 25 Tage hindurch Gas; selbst da war er noch nicht vollständig ausgebraucht, denn das eintretende Rohgas enthielt in 100cbm 1441g Schwefelwasserstoff und 1707g Kohlensäure, am Ausgange des Reinigers dagegen 1270g und 1487g; es trat also noch eine Abnahme ein. Das Zeichen für einen ausgebrauchten Reinigerkasten ist gleicher Kohlensäuregehalt im Rohgase vor und nach demselben. Die Gröſse der Reinigerkasten in Ramsgate ist 4,26 × 4m,26, also mit 18qm,1 Reinigungsfläche. Die drei Kasten wurden jeder mit 9cbm,2 gelöschtem Kalk, von welchem aber nur etwa 60 Proc. caustisch waren, gefüllt. Zwei Kasten wurden zugleich in Betrieb gesetzt; nach 6 Tagen war im Kasten 1 weder Kohlensäure noch Schwefelwasserstoff zu finden. Am 7. Tag fanden sich 224g Kohlensäure und 320g Schwefelwasserstoff; das Rohgas enthielt an diesem Tag 1807g bezieh. 1373g (0,92 Vol.-Proc. Kohlensäure und 0,90 Vol.-Proc. Schwefelwasserstoff). Der Schwefel in anderer Form als Schwefelwasserstoff im gereinigten Gas war unter 13g,7 in 100cbm Gas. Am 7. Tag begann also der zweite Reiniger zu arbeiten; bis zum 14. Tag zeigte sich an seinem Ausgange weder Kohlensäure noch Schwefelwasserstoff. Nun wurde noch Kasten 3 in Betrieb genommen, und erst am 29. Tag, nachdem Kasten 1 zu arbeiten begonnen hatte, zeigte Nr. 3 am Ausgange 11g,4 Schwefelwasserstoff und eine Spur Kohlensäure. Nr. 1 war noch nicht ganz erschöpft, obwohl ihn mehr als 226520cbm Gas passirt hatten. 1cbm Kalk reinigte im Ganzen etwa 8135cbm Rohgas. Der Gesammtschwefel im gereinigten Gas überschritt niemals 18g,3 in 100cbm, so lange die richtige Menge Sauerstoff zugegeben wurde. Die Gesammtproduction des Gaswerks Ramsgate beträgt jährlich etwa 3,4 Millionen Cubikmeter. Um die Wichtigkeit des Sauerstoffzusatzes zu ermessen, muſs bemerkt werden, daſs ohne diesen stets 3 Kasten Kalk zur Wegnahme der Kohlensäure, 2 für Schwefelkohlenstoff und noch 4 mit Eisenreinigungsmasse für Schwefelwasserstoff erforderlich waren, also bedeutend mehr als mit Sauerstoffzusatz. Auch der gebrauchte Kalk verringert sich mit letzterem wesentlich. Das Rohgas enthielt im Mittel nach dem Waschen und Scrubbern etwa 1830g Kohlensäure und 1373g Schwefelwasserstoff in 100cbm (d. i. 0,93 und 0,90 Vol.-Proc). Es wurden auch Versuche angestellt, statt 0,6 Proc. Sauerstoff Luft bis zu 5 Proc. dem Gase zuzusetzen, doch hatte dies eine bedeutende Schwächung der Leuchtkraft zur Folge. Der Sauerstoffzusatz verursachte eine Erhöhung der Leuchtkraft, so daſs der Zusatz von Cannel zur verwendeten Pelaw-Main-Kohle wegfallen konnte. Die Anlage Fig. 4 kann in 24 Stunden im Maximum 10000 Cubikfuſs (283cbm) Sauerstoff von etwa 90 Proc. liefern, also genug zur Reinigung von 1½ Millionen Cubikfuſs (42475cbm). Der Baryt kann sehr lange gebraucht werden und auch der Verbrauch an Brennmaterial ist nicht bedeutend, zumal die höchste Temperatur nur 790° C. beträgt. In Ramsgate beläuft sich die tägliche Production auf 2000 Cubikfuſs (56cbm,6) Sauerstoff und werden hierzu etwa 6 Centner Brennmaterial verwandt; dabei ist zu berücksichtigen, daſs die Erwärmung der eisernen Retorten durch die thönernen hindurch geschehen muſs. In Westminster, bei senkrecht stehenden Retorten ohne Einhüllung, werden täglich auf 10000 Cubikfuſs (283cbm) nur 14 Centner Koks verbraucht. Die Anlagekosten der Sauerstoffanlage sammt Pumpen, Retorten, Reinigern und dem Behälter betragen auf 1000000 Cubikfuſs (28316cbm) jährliche Production an Kohlengas 100 bis 200 M. je nach der Gröſse der Anlage. Der Unterhalt bezieht sich nur auf Stahlretorten und die Luftpumpe; erstere kosten 50 M. das Stück, und halten in Folge der niederen Temperatur sehr lange aus. Die Pumpe hält etwa so lange wie ein Exhaustor aus. Nach Einrichtung der Anlage belaufen sich die Betriebskosten sammt Heizung und Arbeit auf 1000 Cubikfuſs Sauerstoff (28cbm,3) 1,50 bis 2,50 M. je nach der Gröſse der Anlage (auf 100cbm 5,30 bis 8,82 M.). (Journal of Gaslighting, 1889 Bd. 54 S. 41.) Verfahren zur Beseitigung von Naphtalinverstopfungen in Gasröhren; von Schneckenburger. Die Entfernung von Naphtalin aus verstopften Röhren geschieht bisher durch Eingieſsen von Weingeist oder von siedendem Wasser; besser wirkt noch das Einblasen von Wasserdampf, welcher das bei 78° schmelzende Naphtalin leicht loslöst. Das angesammelte Wasser muſs aus tiefen Stellen wieder abgelassen oder ausgepumpt werden; doch bleibt dabei das in Wasser unlösliche Naphtalin gern im Rohr stecken. Verfasser bläst nun heiſse Kohlenwasserstoffdämpfe ein, nämlich Erdöl vom Siedepunkt 212°, also weit über den Siedepunkt des Naphtalins erhitzt. Die Dämpfe condensiren sich wieder und nehmen das Naphtalin gelöst mit, so daſs die Lösung in den Syphons bequem ausgepumpt werden kann. Zur Erzeugung der Dämpfe dient ein kleiner Dampfkessel auf einem Handwagen, der leicht an die Stelle verstopfter Laternen oder Zugänge zu Hausleitungen gebracht werden kann. (Journal des usines à gaz, 1890 Bd. 14 S. 19.) Neuer Brenner für Gaskochherde; von Merz.Vortrag, gehalten auf der Versammlung des Mittelrheinischen Gasindustrie-Vereins zu Neustadt a. d.h. Bei den bisherigen Gaskochherden war es nicht möglich, zugleich mit dem Kochen Wasser heiſs zu halten, wie es bei den gewöhnlichen Herden im Wasserschiff geschieht. War die Einrichtung dafür getroffen, so bestand diese in einem eigenen Gasbrenner oder in der Wärmeabgabe der vorbeiziehenden Rauchgase oder des daneben befindlichen Brat- oder Backraums. Der besondere Brenner verbraucht unnöthig viel Gas, die beiden anderen Mittel wirken nur sehr dürftig. Es muſs also gewöhnlich Wasser auf einem Kochbrenner erhitzt werden, wodurch ein solcher dem Kochen von Speisen entzogen wird. Verfasser construirte einen Kochbrenner, welcher zugleich das Erhitzen von Wasser gestattet (vgl. Fig. 5 und 6 Taf. 15). Der Kochbrenner ist ein Doppelringbrenner, welcher durch verschiedene Hahnenstellung mit dem kleinen, dem groſsen oder beiden Ringen zugleich brennen kann. Unter dem groſsen Ringe a ist ein Wasserkasten b angegossen, in dessen Boden bei c das aus dem Wasserschiff kommende Wasser einströmt, durch den Kasten flieſst, sich dabei an den heiſsen Wandungen erwärmt und durch die Oeffnung d in das Wasserschiff wieder zurückflieſst. Durch diese ständige Circulation des Wassers erwärmt sich dasselbe rasch auf eine Temperatur, welche es zu allen häuslichen Zwecken dienlich macht. Nach Versuchen von Kugler erwärmte sich die 10l betragende Füllung des Wasserschiffes von 18° C. nach 30 Minuten auf 44° C, nach 1 Stunde auf 57°, nach 1⅓ Stunden auf 69° C. Um jederzeit während des Kochens heiſses Wasser entnehmen zu können, ist an der Ausströmöffnung d ein -Stück in die Rohrleitung eingeschaltet und mit einem Zapfhahn versehen. (Bericht über die XXVII. Hauptversammlung des Mittelrheinischen Gasindustrie-Vereins.) (Fortsetzung folgt.)

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