Titel: Scheinwerfer mit Glasparabolspiegel.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 352
Download: XML
Scheinwerfer mit Glasparabolspiegel. Scheinwerfer mit Glasparabolspiegel. Die elektrotechnische Zeitschrift, 1890 Heft 27 S. 371, bringt einen eingehenden Bericht über die aus den Werkstätten von Schuckert und Co. in Nürnberg hervorgehenden Scheinwerferapparate und vergleicht dieselben mit den von anderen Firmen ausgeführten Projectoren. Sie liefert den Nachweis, daſs der Schuckert'sche Glasparabolspiegel dem „Manginspiegel“ ganz entschieden überlegen ist, und hebt besonders hervor, daſs Glasparabolspiegel von der genannten Firma mit aller für die Praxis wünschenswerthen Genauigkeit hergestellt werden und für die Fernbeleuchtung die natürlichste und beste Form von Reflectoren sind. Den Hauptgegenstand des Berichtes bildet ein für die Kriegsmarine bestimmter elektrischer Scheinwerfer der Firma Schuckert und Co., welcher auf der allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin im vergangenen Jahre das Interesse der Techniker in hohem Grade erregt hat. Derselbe ist für Stromstärken von 120 bis 150 Ampère construirt und mit einem Glasparabolspiegel von 900mm lichtem Durchmesser ausgestattet. Die wesentliche Einrichtung des Apparates ist folgende: Das cylindrische Scheinwerfergehäuse ist mit seitlichen Tragzapfen in zwei von einem Drehtisch sich erhebenden Ständern gelagert und kann daher in senkrechtem sowie in wagerechtem Sinne in jede beliebige Lage gedreht werden. Für beide Richtungen sind Feinstellungen vorgesehen, um den Apparat nach Belieben grob oder mikrometrisch auf bestimmte Punkte des Horizontes einstellen zu können. Einen wichtigen Theil des Apparates bilden die beiden vor dem parabolischen Reflector montirten „Streuer“, deren jeder aus einem System parallel neben einander angeordneter planconvexer Cylinderlinsen zusammengesetzt ist. Die Linsen des hinteren in der Achsenrichtung des Parabolspiegels verschiebbaren Streuers decken sich vollkommen mit denen des vorderen festen Streuers. Sind beide um die Summe ihrer Brennweiten von einander entfernt, so werden die vom Parabolspiegel reflectirten Parallelstrahlen vom hinteren Linsensystem so gebrochen, daſs sie sich zwischen beiden Systemen in der Brennweite des vorderen vereinigen und von hier aus divergiren. Indem die Lichtstrahlen nun das vordere Linsensystem treffen, werden sie durch dieses wieder parallel gemacht. Da aber die vorderen Cylinderlinsen eine geringere Brennweite besitzen und daher nicht in ihrer ganzen Breite vom divergirenden Lichtbündel getroffen werden, so bleibt nach dem Durchgang des letzteren ein Raum zwischen je zwei benachbarten Cylinderlinsen, der kein Licht empfängt und dem Flügel eines vor dem vorderen Streuer montirten jalousieartigen Verdunkelungsapparates Platz gibt. Dieser Apparat nimmt, so lange die Flügel zur Achse des Reflectors parallel stehen, kein Licht weg, ist aber zum Signalisiren mit Lichtblitzen mittels Oeffnens und Schlieſsens seiner Flügel stets bereit. Wird der hintere Streuer bis dicht an den vorderen vorgeschoben, so wirken beide Linsensysteme wie ein einziges von geringerer Brennweite. Die Lichtstrahlen kreuzen sich daher in einem gewissen Abstande auſserhalb des vorderen Streuers und divergiren vom Kreuzungspunkte aus unter einem gewissen Zerstreuungswinkel. Auch in diesem Falle bleibt zwischen je zwei benachbarten Cylinderlinsen ein vom Lichte nicht bestrichener Raum für je einen Jalousieflügel. Da jeder Stellung des beweglichen Streuers ein bestimmter Streuungswinkel entspricht, so können durch einfaches Verschieben desselben alle Streuungsgrade durchgemacht werden, bei dem in Rede stehenden Apparate vom concentrirten Lichte bis zur Maximalstreuung (45 bis 48°). Scheinwerfer mit Glasparabolspiegeln von 400 bis 900mm Durchmesser werden für die Landarmee sowie für die Kriegs- und Handelsmarine bis jetzt nur von der Firma Schuckert und Co. in Nürnberg gebaut. Sie haben in kurzer Zeit nicht nur in der deutschen Armee und Marine, sondern auch in Belgien, Dänemark, Italien, England, China, Japan und der Türkei groſse Verbreitung gefunden.