Titel: Neues von der Druckluft.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 580
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Neues von der Druckluft. (Schluſs des Berichtes S. 509 d. Bd.) Neues von der Druckluft. Die von Prof. Radinger in Paris angestellten Versuche haben gezeigt, daſs ein ökonomischer Betrieb nur durch Anwendung stärkerer Expansion und Vorwärmung der Luft sowie Vermischung derselben mit Wasserdämpfen zu erreichen ist. Andererseits lassen sich in Bezug auf die Herstellung der Luftmotoren und ihrer Vorwärmöfen wesentliche Vortheile erreichen, wenn man beide nach Art der Kleindampfmaschine zu einem Ganzen vereinigt. Deshalb stehen Motor und Ofen auf derselben Grundplatte. Der Ofen enthält ein doppelspiralförmig gewundenes Heizrohr, welches von der Druckluft durchströmt wird. Die Heizgase steigen in dem durch die Heizschlange gebildeten Cylinder in die Höhe und ziehen dann auſsen auf spiralförmig gewundenem Wege um denselben herum nach der Esse; hierbei gerathen sie durch eingesetzte Rippen in Wirbelungen, wodurch sie genöthigt werden, in kräftigerer Weise, als es ohne diese der Fall wäre, ihre Wärme an die Heizfläche abzugeben. Die Abluft vom Motor geht in die Esse und facht hier wie das Blasrohr der Locomotive den Zug an. Die Anfachung ist desto stärker, je mehr Luft verbraucht wird, also auch abbläst. In Folge dessen wird auch mehr Wärme im Ofen gebildet und umgekehrt. Es entsteht also auf diese Weise eine selbsthätige Regulirung. Als Motor ist eine Maschine mit Schwungradregulator und Hahnsteuerung nach dem patentirten System Dörfel-Pröll in Aussicht genommen. Dieselbe arbeitet bereits in zahlreichen Exemplaren höchst ökonomisch mit gröſserer Geschwindigkeit (200 bis 300 Umgänge in der Minute) und zeichnet sich durch groſse Einfachheit in allen ihren Theilen aus. Die dem System eigenthümliche groſse Oekonomie, Ruhe des Ganges und exacte Regulirung ist eine Folge der unmittelbaren Verstellung der Expansion durch den Regulator und Bildung sehr starker Compression, wodurch der Einfluſs des schädlichen Raumes fast vollständig ausgeglichen wird. Dieselbe würde bei Verwendung des Systems für Luftmaschinen insofern noch sehr nützlich sein, als die dadurch erzeugte Wärme nicht verloren gehen, sondern bei der darauf folgenden Luftfüllung und Expansion entsprechende Verwerthung finden würde. Aus diesen Gründen darf bei angemessener Vorwärmung und Wassereinspritzung der Luft verbrauch bei Maschinen dieses Systems zu etwa 10 bis 12cbm für die indicirte Pferdekraft und Stunde angenommen werden. Die Berechnung der erforderlichen Druckluft zum Betriebe eines Luftmotors von z.B. 10 indicirten Pferdestärken mit Vorwärmung und Wassereinspritzung und der hierzu nöthigen Wasser- und Kohlenmenge läſst sich in folgender Weise anstellen. Nehmen wir an, daſs die auf 170° erhitzte, von 6 auf 4at Ueberdruck durch ein Reductionsventil heruntergedrosselte Luft unvermischt mit Wasserdampf auf das fünffache Volumen expandirt, \left(\frac{v}{v_1}=5\right), so folgt die absolute Endtemperatur T (T = 273 + t für t in Graden nach Celsius) am Ende der Expansion, falls weder Wärme zu noch ab geführt wird (adiabatische Zustandsänderung) und im vorliegenden Falle wieder v1 das Anfangs-, v das Endvolumen bedeutet, aus der Gleichung \frac{T_1}{T}=\left(\frac{v}{v_1}\right)^{\varkappa-1}=5^{1,41-1}=1,93, \frac{273+170}{T}=1,93,\ T=230, also t = 230 – 273 = – 43. 1k expandirte Luft würde hiernach mit Berücksichtigung der specifischen Wärme bei constantem Druck cp = 0,237 1 . 0,237 . (170 + 43) = 50,5 Calorien Wärme weniger haben, als 1k der aus dem Vorwärmofen der Maschine zugeführten Luft. Es erscheint nun zweckmäſsig, so viel Wasserdampf der Luft zuzuführen, daſs die Auspufftemperatur 70° beträgt. Es ermöglicht uns dies auch den Vergleich mit einem Radinger'schen Versuch, bei welchem die Luft die angenommenen Temperaturen hatte. Hiernach würde folgen, daſs der Dampf an 1k Luft (70 + 43) . 0,237 = 26,78 Cal. abgeben muſs. 1k Dampf von 5at absoluter Spannung enthält 652 Cal. Gesammtwärme, also ist die von 1k Dampf durch Condensation zu erhaltende Wärmemenge 652 – 100 = 552 Cal. und für 1k Luft müssen \frac{26,78}{552}=0,04851k Wasser im Ofen verdampft werden. Aus den Temperaturen T = 273 + 70 = 343, T1 = 273 + 170 = 443, und dem Werthe \frac{v}{v_1}=5 folgt nach der Gleichung \frac{T_1}{T}=\left(\frac{v}{v_1}\right)^{\varkappa-1},\ \frac{443}{343}=5^{\varkappa-1} und hieraus κ = 1,158. Es ist bekanntlich die Gleichung der Expansionsarbeit, wenn sie die Temperaturen enthält: L_0=\frac{p_1\,v_1}{\varkappa-1}\,\left(1-\frac{T}{T_1}\right)=\frac{p_1\,v_1}{\varkappa-1}\,\left(1-\frac{343}{443}\right). Es folgt somit (κ = 1,158 und \frac{v_1}{v}=\frac{1}{5} gesetzt, Cylinderdurchmesser d und Kolbenhub l in Meter): L_0=\frac{1}{0,158}\,\frac{d^2\,\pi}{4}\,l\,.\,\frac{1}{5}\,.\,7\,.\,10334\,\left[1-\frac{343}443{\right]}. Die Volldruckarbeit ist L_1=p_1\,v_1=7\,.\,10334\,.\,\frac{v}{5}=7\,.\,10334\,.\,\frac{d^2\,pi}{4}\,\frac{l}{5}. Die Gegendruckarbeit mit starker Compression ist L_2=1,2\,.\,10334\,.\,\frac{d^2\,\pi}{4}\,l. Da nun die indicirte Arbeit L = L0 + L1 – L2 ist, so folgt: L=10334\,\frac{d^2\,\pi}{4}\,l\,\left\{\frac{1}{0,158}\,.\,\frac{7}{5}\,.\,0,226+\frac{7}{5}-1,2\right\}, L=10334\,\frac{d^2\,\pi}{4}\,l\,\,.\,2,2. Wenn der Luftmotor 10 indicirte entwickelt, wobei n = 200 Touren in der Minute sein soll, so folgt L für den Hub, L=\frac{10\,.\,75\,.\,60}{200\,.\,2}=112^k,5. Es ergibt sich also die Gleichung: 112,5=10334\,\frac{d^3\,\pi\,.\,3}{8}\,.\,2,2 und bei l=\frac{3}{2}\,d d=\sqrt[3]{\frac{112,5\,.\,8}{10334\,.\,3,14\,.\,3}\,.\,2,2} d = 0m,160, l = 0m,240. Wir nehmen an, daſs durch eine bis zum Admissionsdruck reichende Compression der schädliche Raum vollständig ausgeglichen wird, und unter dieser Voraussetzung die berechneten theoretischen Werthe unmittelbar für die Praxis verwerthbar sind. Es folgt dann das Volumen Luft und Dampf, welches die Maschine für den Hub verbraucht, zu \frac{d^2\,\pi}{4}\ \frac{l}{5}=0,0201\,.\,\frac{0,24}{5}\,\sim\,0,000965 also stündlich =0,000963\,.\,\frac{200\,.\,3600}{30}\,\sim\,23^{cbm},1, von 170° Temperatur und 5at absolutem Druck. Das Gewicht dieses Gemisches ist angenähert gleich demjenigen reiner Luft, weil der Betrag an Dampf sehr gering ist (etwa 5 Proc). Es berechnet sich sonach das Gewicht G nach der Gleichung G=0,034165\,\frac{p\,V}{T}, worin p die absolute Spannung des Gemisches in Kilo für 1qm, V das berechnete Volumen in Cubikmetern und T die absolute Temperatur = 273 + 170 = 443 ist. Wir erhalten also G=\frac{0,034165\,.\,5\,.\,10334\,.\,23,1}{443}=9^k,20 Hierin stecken noch 9,20 . 0,0485 = 0k,44 Dampf. Das Gewicht der pro i und Stunde verbrauchten Druckluft berechnet sich also zu 9,20 – 0,44 = 8k,76, welche bezogen auf atmosphärische Pressung und eine Rohrtemperatur von 10° ein Volumen von V=\frac{G\,T}{0,034165\,.\,p}=\frac{8,76\,.\,283}{0,034165\,.\,1\,.\,10334}=7,04\,\sim\,7^{cbm} einnimmt. Radinger hat bei Luftmaschinen in Paris, die mit demselben Anfangsdruck und denselben Temperaturen arbeiteten, wie in der Rechnung vorausgesetzt, für die stündliche Pferdekraft einen Luftverbrauch von 14,8 bezieh. 14cbm ermittelt. Es bestand also hier noch ein bedeutender Verlust, der wahrscheinlich seinen Grund in einer mangelhaften Ausführung der Maschinen, geringeren Expansion u.s.w. gehabt hat. Neueren Nachrichten zufolge sollen Versuche mit besseren Maschinen ein wesentlich günstigeres Ergebniſs gehabt und auf einen Verbrauch von 10cbm pro i und Stunde geführt haben, was von unserem berechneten theoretischen Grenzwerth schon nicht mehr so sehr abweicht. Erfahrungsgemäſs verbrauchen kleine rotirende Motoren sehr viel Luft, wie die Untersuchungen von Prof. Radinger gezeigt haben, bis 60 oder 70cbm für die Stunde und gebremste Pferdestärke; dieses Ergebniſs steht in Uebereinstimmung mit den schlechten Erfahrungen, die man auch im Dampfmaschinenbau mit rotirenden Maschinen gemacht hat. Pröll wählte daher auch für die Entwickelung kleinerer Kräfte eine Kolbenmaschine eigenartiger Construction, bei der ebenfalls ein sparsamer Betrieb zu erwarten ist. Der Motor besteht aus einer einfach wirkenden Woolf'schen Maschine mit zwei Cylindern. Die hin und her gehende Bewegung der ein zusammenhängendes Stück bildenden Kolben wird durch eine Kreuzschleife oder auch durch eine Schubkurbel in eine rotirende umgesetzt. Das Gehäuse, in welchem sich diese befindet, ist zweitheilig und keinem Drucke ausgesetzt. Die seitlich heraustretende Welle trägt einerseits ein Schwungrad mit Riemen oder Seiltrieb, andererseits ist dieselbe mit einem excentrischen Zapfen versehen, der einen Schieber bewegt, wodurch der Zu- und Abgang der Luft nach und von beiden Cylindern gesteuert wird. Die Luft strömt zunächst in den oberen Hochdruckcylinder, um dann im unteren Niederdruckcylinder durch Expansion zu wirken. Unter dem Boden des Niederdruckcylinders, wo die mit der Expansion verbundene Kältebildung hauptsächlich vor sich geht, befindet sich eine Heizquelle, bestehend in einer Gasflamme mit Luftzutritt nach Wobbe'scher Construction zur Erlangung gröſster Heizkraft. Um den Heizherd läuft ein Kanal, den die Druckluft durchströmt, bevor sie in den oberen kleineren Cylinder gelangt. Sie nimmt dabei eine gewisse Menge Wärme auf, welche gestattet, sie bereits im kleinen Cylinder durch frühzeitigeren Abschluſs etwas expandiren zu lassen, worauf sie dann in den groſsen Cylinder tritt, um hier weiter zu expandiren. Ein Federregulator verstellt ein Regulirventil, welches den Zutritt der Druckluft beherrscht. Auſserdem verstellt derselbe einen Regulirhahn im Zuleitungsrohre der Gasflamme, da bei gröſserer Belastung des Motors und dementsprechend gröſserem Verbrauche von Druckluft auch die Gasheizung stärker werden muſs und umgekehrt. Es wird auf diese Weise nicht mehr Gas verbraucht, als dem jeweiligen Belastungszustande des Gasmotors entspricht. Vorstehend beschriebener Motor ist zur Entwicklung von ¼ bis 2 bestimmt. Nehmen wir an, daſs derselbe mit 3at Ueberdruck und dreifacher Expansion arbeitet und die Anfangstemperatur der Luft 160° beträgt, so berechnet sich bei Annahme eines Exponentialwerthes κ = 1,41 die Temperatur der Auspuffluft zu 4°, sie liegt also noch genügend hoch über Null. Läſst man diese Kaltluft im Sommer in den Raum strömen, in welchem sich die Arbeiter aufhalten, so würde beispielsweise in einer Werkstatt von 5m Tiefe, 3m,5 Höhe und 15m Länge, in der sechs Mann bequem arbeiten können, die Lufttemperatur um 4 bis 5° herabgezogen werden, was zum Wohlbefinden der Arbeiter in heiſsen Sommertagen wesentlich beitragen würde, zum Mindesten wohl ebenso viel, als eine Erwärmung des Raumes im Winter um denselben Betrag. Die Luftcompressoren drücken die verdichtete Luft in fünf Windkessel von je 13m Länge und 2m,5 Durchmesser. Aus diesen gelangt sie in die Rohrleitung, welche bis zur ersten Verbrauchsstelle 500mm Durchmesser hat. Bei der früher berechneten Luftmenge ergibt sich hierbei während des stärksten Betriebes eine Geschwindigkeit der Luft von 11m,5 in der Secunde. Zufolge der in Paris angestellten Beobachtungen ist hierbei selbst auf gröſsere Längen hin ein erheblicher Druckverlust durch Reibung oder Undichtigkeit (gute Construction und Ausführung selbstverständlich vorausgesetzt) nicht zu befürchten. Nach Darcy (vgl. Reuleaux's Constructeur 4. Auflage, S. 999), ebenso nach Weißbach, ergibt sich bei der angeführten Geschwindigkeit und 3km Rohrlänge höchstens ein Druckverlust von 1at. Da derselbe aber proportional dem Quadrate der Geschwindigkeit ist, so wird bei geringerem Betriebe, also während des gröſsten Theiles des Tages, ein viel geringerer Druckverlust auftreten, was durch die Beobachtungen in Paris auch bestätigt wird. Der Hauptstrang der Rohrleitung, welcher doppelt ist, hat Sicherheitsvorrichtungen gegen das plötzliche Entweichen einer gröſseren Luftmenge, falls an irgend einer Stelle ein Bruch eintreten sollte. Der verhältniſsmäſsig geringe Verlust, welcher zwischen der Arbeit in der Centralstation und derjenigen vom Luftmotor ausgegebenen besteht, und der nach Riedler bei vorstehend beschriebener als rationell angelegt zu betrachtender Anlage durch die Vorwärmung der Luft vollständig ausgeglichen werden kann, rechtfertigt in jeder Beziehung die Anlagen elektrischer Centralen und deren Betrieb durch Druckluft. Der Wegfall hoher Schornsteine, jeder Rauch- und Ruſsbelästigung, die Möglichkeit, die Luftmaschinen ebenso geräuschlos und sparsam arbeiten zu lassen, als gut ausgeführte Dampfmaschinen, sie überall leicht aufstellen zu können, wo nur die Rohrleitung hingelegt werden kann, und die Thatsache, daſs man nicht wie beim Betriebe von Condensationsmaschinen an das Vorhandensein genügender Wassermassen zum Betriebe der Condensation gebunden ist, gewährt groſse Vorzüge vor dem Betriebe von Dampfanlagen im Weichbilde der Stadt, falls solche überhaupt zugelassen werden. Es möge eine elektrische Centrale für 600 effective Pferdestärken angenommen werden, bestehend aus drei Zwillingsmaschinen. Die Admissionsspannung der Druckluft betrage 6at. Um bei einer so groſsen Kraftanlage auch die Vor Wärmapparate der Luft zu sparen, welche schon eine beträchtliche Heizfläche erhalten müſsten, wird nach der Idee des Betriebsingenieurs Fischinger der Firma O. L. Kummer und Co. eine Vereinigung von Luftmaschine und Gasmaschine beabsichtigt. Erstere zeigt in Bezug auf Temperaturveränderungen das entgegengesetzte Verhalten wie letztere. Während bei der Gasmaschine in Folge der im Cylinder stattfindenden Gasexplosion eine groſse Verbrennungswärme frei wird, welche durch intensive Kühlung des Cylinders beseitigt werden muſs, macht die Kältebildung bei der Expansion der Druckluft eine Vorwärmung derselben nöthig. Durch die Vereinigung beider Maschinenarten und eine entsprechende Leitung der Druckluft bezieh. Verwendung der Verbrennungsproducte der Gasmaschine kann der gröſste Theil der jetzt bei der Gasmaschine verloren gehenden Wärmemenge für den Arbeitsprozeſs der Druckluftmaschine nutzbar gemacht werden. Durch die Construction wird die Vorwärmung der Luft in die Maschine verlegt. Es bedarf also keiner Heizanlage, und die damit verbundenen Uebelstände kommen vollständig in Wegfall. Für den Gascylinder ist das System Benz gewählt, weil dasselbe im Zweitakt arbeitet und auſserdem die hierzu erforderliche Druckluft unmittelbar zur Verfügung gestellt werden kann. Die Arbeit im Zweitact verleiht der Maschine auch eine gröſsere Gleichförmigkeit im Gange. Slaby fand in einer Gasmaschine von 4,46 e = 5,11 i: Bezeichnung der Wärmemengen. Calorien InProcenten Nach Ver-suchen vonBrooks undSteward inProcenten 1) Gesammte durch Verbrennung von 2cbm,02    Gas freigewordene Wärme 9847 100 100 2) In indicirte Arbeit umgesetzte Wärme3) Vom Kühlwasser absorbirte Wärme4) Mit den Verbrennungsproducten abgehende    Wärme 162650413183     16,6    50,1    33,3   17  52  31 Sa. 9850   100,0 100 In der Druckluft stecken bei Annahme eines Verbrauches von 14cbm pro i und Stunde, wobei wir nach den vorherigen Berechnungen sehr sicher gehen und uns allein auf die Versuche mit unvollkommenen Maschinen in Paris stützen (1cbm = 1k,27) 160° Anfangstemperatur cp = 0,237. 14 . 1,27 . 0,237 . 160°   =  674 Cal. ––––––––––– In der Abluft von 2°, 14 . 1,27 . 0,237 . 2   ∽     9 Cal. Verlust durch Strahlung und Undichtigkeiten         35 In indicirte Arbeit umgesetzt \frac{75\,.\,60\,.\,60}{428}   ∽ 630 ––––––––––– Sa. 674 Cal. Nach den Versuchen von Slaby kommen auf eine indicirte Pferdestärke der Gasmaschine an Wärme, umgesetzt in indicirte Arbeit: \frac{1626}{5,11}=318 Cal. und von Kühlwasser absorbirte und in den Verbrennungsproducten enthaltene Wärme: \frac{5041+3183}{5,11}\,\sim\,1610\ \mbox{Cal.} Für die Erwärmung der Druckluft von 10° im Rohre auf 160° in der Maschine sind 14 . 1,27 . 0,237 (160 – 10) = 632 Cal. nöthig. Wenn Luft von 160° ohne Zu- und Abfuhr von Wärme (adiabatisch) auf das fünffache Volumen expandirt, so ergibt sich nach der schon früher benutzten Formel: \frac{T_1}{T}=\left(\frac{v}{v_1}\right)^{\varkappa-1}=5^{1,41-1}=1,93, \frac{273+160}{T}=1,93, woraus T=\frac{433}{1,93}=223 und die Endtemperatur t = 223 – 273 = – 50° folgt. Damit dieselbe nur 2° betrage, müssen also während der Expansion 50 + 2 = 52° zugeführt werden, also im Ganzen 14 . 1,27 . 0,237 (150 + 52) ∽ 851 Cal. Dies bezieht sich auf 1 i. 1 i der Gasmaschine liefert 1610 Cal. für die Vorwärmung der Druckluft (welchen Werth wir allerdings, da in ihm die sonst vom Kühlwasser und in den Abgasen enthaltene Wärme steckt, als Maximalwerth zu betrachten haben), also kommt auf 1 i der Luftmaschine \frac{851}{1610}=0,528\ HP_i der Gasmaschine, welchen Werth wir mit Rücksicht auf gewisse unvermeidliche Verluste nach unten auf 0,5 abrunden. 120 i der combinirten Maschine setzen sich somit zusammen aus 80 i von Druckluft und 40 i von Gas. Hiernach besteht folgende Wärmebilanz pro i: Verausgabte Wärmemenge. 1) In indicirte Arbeit der Luftmaschine umgesetzte Wärme =630\,.\,\frac{2}{3} = 420 Cal. 2) In der Abluft enthaltene Wärme =\ \ \ 9\,.\,\frac{2}{3} =     6 3) Verlust durch Strahlung und Undichtigkeit =\ \ 35\,.\,\frac{2}{3}   24 4) In indicirte Arbeit der Gasmaschine umgesetzte Wärme =318\,.\,\frac{1}{3} = 106 –––––––––– Summa     556 Cal. Disponible Wärmemenge. 1) In der Druckluft enthaltene Wärmemenge 14\,.\,1,27\,.\,0,237\,.\,10\,.\,\frac{2}{3} =   28 Cal. 2) Im Gas enthaltene Wärme \frac{9847}{5,11}\,.\,\frac{1}{3} = 642 –––––––––– Summa    670 Cal. Aus dieser Gegenüberstellung folgt, daſs in der combinirten Maschine \frac{(420+106)\,100}{670}=78,5\ \mbox{Proc.} der disponiblen Wärme in mechanische Arbeit umgesetzt werden, ein jedenfalls sehr günstiges Resultat. Eine elektrische Anlage von 600 kann etwa 6000 Glühlampen von 16 Kerzenstärken speisen. Die Kosten der Erzeugung einer gleichen Lichtstärke mittels Gas würde bei dem üblichen Preise von 15 Pf. für 1cbm bei Anwendung von 16 Kerzen-Schnittbrennern etwa 135 M. für die Stunde betragen. Dieser Betrag ergibt sich aus folgender Berechnung: Ein 16 Kerzen-Schnittbrenner verbraucht für die Stunde etwa 150l Gas. Von 1cbm Gas gewinnt man danach \frac{16\,.\,1000}{150}=\sim\,107 Kerzen, welche nach Obigem 15 Pf. kosten. Es kosten demnach 6000 . 16 = 96000 Kerzen \frac{96000}{107}\,.\,15\,\sim\,135 M. Die Rentabilität einer nach vorbeschriebenem Systeme ausgeführten elektrischen Centralanlage würde sich wie folgt berechnen: Eine Zwillingsgasluftmaschine von 200 effectiven Pferdestärken würde bei 120 Umgängen in der Minute und fünffacher Expansion einen Druckluftcylinder von 400mm Durchmesser, 750mm Kolbenhub und einen Gascylinder (nach Zweitact-System) von 225mm erhalten müssen. Die Kosten einer solchen Zwillingsmaschine können auf 24000 M. geschätzt werden. Hierzu käme eine Dynamomaschine 20000 –––––––––– Summa 44000 M. Zur Erzeugung von 600 e wären drei solcher Maschinenpaare    und drei Dynamomaschinen nöthig, so daſs sich die Kosten    derselben stellen würden auf 132000 M. Dazu noch ein Schaltbrett 15000 Diversa 6000 Leitung im Blocksystem für 6000 Glühlampen, 25 M. pro Lampe 150000 –––––––––– Gebäude 57000 Summa 360000 M. –––––––––– Es würden 4 Proc. Zinsen hiervon betragen 14400 M. 7 Proc. Amortisation 25200 Unkosten an Personal 15000 –––––––––– Summa 54600 M. Von 100 e entsprechend 100 . 1,2 = 120 i werden nach vorhin angestellter Berechnung 80 durch Druckluft und 40 durch Gas erzeugt. Rechnen wir einen Verbrauch an Druckluft von 14cbm und einen solchen an Gas von 0cbm,8 pro i und Stunde, wie in der Berechnung des Wärmeeffectes der combinirten Maschine vorausgesetzt, was beides als sehr ungünstig zu betrachten ist, so würden sich bei einem Einheitspreise von 0,7 Pf. für 1cbm Luft (welche Annahme durch die späterhin folgende Rentabilitätsberechnung als gerechtfertigt begründet werden soll) und 12 Pf. für 1cbm Gas, die Kosten der Druckluft für 100 e = 120 i und Stunde wie folgt stellen: Kosten an Druckluft 80 . 0,007 . 14 =  7,84 M.       „      „  Gas 40 . 0,8 . 0,12 =  3,84       „      „  Oel o. dgl. und zur Abrundung =  2,32 ––––––––––––––––––––––––– Summa   14,00 M. –––––––––––––––––––– Bei 600 e und 800 Stunden betrügen    sonach die Betriebskosten 14 . 6 . 800 =   67200 M. wozu die vorhin aus Verzinsung, Amorti-    sation und Personal-Unkosten berech-    nete Summe von      54600 –––––––––––––––––––– käme, also betrügen die Gesammtunkosten    121800 M. Auf die Brennstunde kämen als \frac{121800}{800}\,\sim\,150 M., gegenüber 135 M. bei Gasbeleuchtung. Es kostet demnach die Glühlampenstunde \frac{150\,.\,100}{6000}=2,5 Pf. Wird sonach dieselbe an die Consumenten, wie es jetzt üblich ist, zum Preise von 4 Pf. abgegeben, so bleibt dem Unternehmer noch ein entsprechender Verdienst, und die Verhältnisse liegen keineswegs ungünstiger als bei elektrischen durch Dampfkraft unmittelbar betriebenen Centralen. Zur Feststellung der Rentabilität lassen wir nunmehr folgen eine Rentabilitätsberechnung. a) Anlagekosten. Mark 10 Maschinen je 750 i je 70000 M. 700000 Deren Aufstellung und Armaturen 30000 20 Compressoren je 10000 M. 200000 5 Windkessel je 12000 M. 60000 15 Kessel von 200qm. Heizfläche je 20000 M. 300000 4 Generatoren je 15000 M. 60000 Einmauerung der Kessel 30000 Rohrleitung, Reparaturwerkstätte, div. Pumpen    im Maschinenhaus und Hilfsmaschinen, sowie    Maschinen zur elektrischen Beleuchtung 100000 Maschinen- und Kesselhaus mit Inspektor- und    Maschinistenhaus und 3 Essen 500000 Terrainerwerbung 200000 Rohrleitung, 20km. 1400000 Bauleitung, Versicherung u.s.w. 200000 Insgemein für Unvorhergesehenes 220000 ––––––– Summa 4000000 b) Einnahme. Bei einer Abgabe von rund 200 Millionen Cubikmeter Luft jährlich, wie früher berechnet, und einem durchschnittlichen Preise derselben von 0,7 Pf. für 1cbm würde sich die Einnahme jährlich auf 1400000 M. belaufen. c) Betriebskosten. Dieselben bestehen aus 2 Theilen: den Kosten für Kohlen zum Betriebe der Centralstation, die wir vorhin zu 300000 M. berechneten, und den Unkosten für Direktion, Bedienung, Reparaturen u.s.w., die mit Bezug auf maschinelle Anlagen ähnlicher Art als die geplanten, aber dem Projecte angepaſst, mit 200000 M. angesetzt werden können (vgl. die Betriebskosten des Dresdner Wasserwerkes). Demnach würde sich ergeben d) Gewinn von 900000 M. Verwendet man diesen zu einer Verzinsung von 5 Proc. des Anlagekapitals, und zu Abschreibungen in Höhe von selbst 10 Proc. also in Summa zu einer Ausgabe von 600000 M., so bliebe noch ein Betrag von 300000 M. übrig, was die Vertheilung einer Super-Dividende von 7,5 Proc. ermöglichen würde. e) Ungünstigere Annahmen. Setzen wir den ungünstigen in erster Zeit gewiſs eintretenden Fall voraus, daſs in den ersten vier Jahren in Folge zu geringer Zahl von Consumenten nur die Hälfte von Druckluft zu liefern wäre, so würde sich die Rentabilität wie folgt stellen: Einnahmen aus der Abgabe von 100 Millionen Cubikmeter Luft 700000 M. Ausgaben an Kohlen für den Betrieb der halben Anlage 150000 M. Sonstige Unkosten 190000  „   –––––––– 340000  „ ––––––– bleiben übrig Summa 360000 M. Gewinn. Verzichtet man in den ersten vier Jahren auf höhere Abschreibungen als 2 Proc. so würden für 4 Proc. Verzinsung des Kapitals 160000 M. 2 Proc. Abschreibung   80000 ––––––––––– Summa 240000 M. benöthigt werden, also noch 120000 M. zur Vertheilung einer Super-Dividende von 3 Proc. übrig bleiben. Aus der Rentabilitätsberechnung folgt auch der Nachweis für die Richtigkeit der Behauptung des Herrn Prof. Riedler In seinem kürzlich in Offenbach a. M. gehaltenen Vortrage, daſs es sehr wohl möglich sei, die Druckluft zum Preise von 0,4 Pf. für 1cbm zu erzeugen, was angenähert auch bei der Druckluftanlage in Birmingham statt hat, wo der Cubikmeter Druckluft, bezogen auf atmosphärische Spannung und Temperatur, 0,5 Pf. kostet. Der Pariser Einheitssatz von 1,2 Pf. für 1cbm Druckluft erscheint für die Beurtheilung des Werthes einer städtischen Druckluftanlage in Deutschland gar nicht maſsgebend und ist nur geeignet, dieselbe in Miſscredit zu bringen und ihre Bedeutung gegenüber anderen Arten der Kraftvertheilung herabzusetzen. Die Kosten einer Druckluftanlage von 6000 ind. mit einer Rohrleitung von 24k zu 400mm Durchmesser und 10k   50mm und 100mm Durchmesser sind s. Z. von Herrn Ingenieur Francois (vgl. dessen Schrift: Transport et distribution de la force motrice par l'air comprimé dans la ville de Paris 1888) auf 4000000 M. abgeschätzt worden. In unserer Berechnung sind nur insgesammt 20km Rohrleitung von 500mm Durchmesser bis herunter zu 50mm Durchmesser angenommen worden. Andererseits stellten sich die Kosten einer Anlage von 6000 in Birmingham nur auf total 3000000 M. (vgl. den Bericht des kgl. Regierungsbaumeister Fränkel in Cöln über die Anlage in Birmingham in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888). Die hier angefühlte Summe von 300000 M. ist nicht richtig und beruht auf einem Drückfehler. In der betreffenden Originalabhandlung von Sturgeon sind die Kosten zu 150000 Pfd. Sterl. = 3000000 M. angegeben.