Titel: | Ueber den Gebrauch des zersetzten Granitsandes als natürlichen Mörtel in Japan; von Dr. J. Takayama. |
Autor: | J. Takayama |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 275 |
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Ueber den Gebrauch des zersetzten Granitsandes
als natürlichen Mörtel in Japan; von Dr. J. Takayama.
Verwendung des zersetzten Granitsandes als natürlichen
Mörtel.
An einigen Provinzen Japans findet sich viel zersetzter Granitsand, der mit zu Staub
gelöschtem Kalk vermischt ebenso hart wird, wie die in einigen Theilen Europas
vorkommenden vulkanischen Tuffe, die sogen. Puzzolane oder Trasse. Wegen dieser
Eigenschaft ist der erwähnte Granitsand seit den ältesten Zeiten, obwohl nicht in
ausgedehntem Maſse, in Japan für mancherlei Zwecke verwendet worden, wie z.B. zur
Dichtung der Brunnenwände, zur Anlage von Springbrunnenbecken, zu Gossen u.s.w.
Neuerdings hat ihn auch der Unternehmer Hattori als eine
Art Concret beim Brückenbau und bei der Anlage von Mühlgräben, ebenso als Mörtel bei
Seehäfenbauten mit Erfolg verwendet. Aber um denken praktisch im gröſsten Maſsstab
zu verwerthen, ist es wünschenswerth, vorher auſser seinen chemischen Eigenschaften, wie z.B.
seiner Löslichkeit in Salzsäure oder Schwefelsäure, auch seine Fähigkeit sich zu
verhärten, zu studiren. Welches ist z.B. das beste Verhältniſs zwischen Sand und
Kalk? Wie groſs ist bei richtiger Mischung mit Kalk seine Zugfestigkeit? Kann er als
Mörtel zu maritimen Bauten verwendet wirklich dem Seewasser Widerstand leisten?
In Bezug auf obige Fragen habe ich im Laboratorium des kaiserlich japanischen
Ministeriums für Ackerbau und Handel verschiedene Untersuchungen angestellt und gebe
im Folgenden einen Auszug meines japanisch geschriebenen Berichts.
Der Sand wird hauptsächlich in Chukoku, d.h. Mitteljapan, gefunden, und ich habe die
von mir zu meinen Experimenten verwendeten Proben selbst an denjenigen Stellen
gesammelt, wo er am häufigsten vorkommt und in Folge dessen auch am häufigsten
benutzt wird. Es sind im Ganzen 7 Proben, alle von mehr oder weniger braungelber
Farbe. Sie bestehen aus gelbgefärbtem thonigem Stoff, Quarz, Feldspath, Glimmer,
womit grobe Körner von noch nicht ganz zersetztem ursprünglichem Granitfels
vermischt sind. Seine Fundorte sind folgende:
1) Sand aus Ninoshima in der Provinz Aki. Derselbe wurde vor einigen Jahren als
Mörtel bei dem Bau des Hafens von Ujina in derselben Provinz verwendet.
2) Sand aus Tenjinyama, Provinz Bizen. Er wurde ebenfalls bei einigen Seebauten
verwendet, die jedoch vor ihrer Vollendung eingestellt wurden.
3) Sand aus Toyoura, Provinz Suwo.
4) Sand aus Shinkawaguchi, Provinz Mikawa. Derselbe wird nicht nur an seinem Fundorte
benutzt, sondern deckt auch zürn gröſsten Theil den Bedarf Tokios.
5) Sand aus Maruyama, Provinz Owari.
6) Sand aus Akuragawa, Provinz Ise.
7) Sand aus Komukai, Provinz Ise.
Die unter 3, 5, 6 und 7 genannten Arten wurden schon in alter Zeit an den
betreffenden Fundorten und in der Umgegend derselbe bei kleineren Bauten, wie
Brunnen, Wasserleitungen u.s.w. verwendet.
Die unter 1 bis 3 genannten Proben mögen sedentäre Sande genannt werden, d.h. sie
werden noch auf dem ursprünglichen Granitfels gefunden, während 4 bis 7
transportirten Sand darstellen, der mehrere Meilen von dem ursprünglichen Granitfels
entfernt gefunden wird und mehr oder weniger mit Kieselstein vermischt ist.
Mechanische Analyse.
Diese geschah nach dem bei Bodenanalysen gebräuchlichen fahren, d.h. durch Sieben und
Schlämmen. Zuerst wird ein gewisses Quantum an der Luft getrockneten Sandes gewogen
und in verschiedene Sieben, deren Maschenweite von 10mm bis 4mm variirt, gesiebt, worauf der in jedem Siebe
bleibende Rückstand gewogen und dessen Quantum bestimmt wird. Dazu wurden von dem
durch das Sieb von 4mm Maschenweite gegangenen
Sande 60g abgewogen und mittels Schöne's Schlämmapparat gewaschen und der in dem
Cylinder des Apparats zurückgebliebene gröbere Theil nochmals mit Orth's Sieb gesiebt. Es ergaben sich folgende
Resultate:
Tabelle I.
NummerderProben
Durchmesser der
abgesiebten Körner
unter 4mm
4–6mm
6–8mm
8–10mm
über 10mm
1
55,44
21,67
9,37
9,23
4,08
2
66,68
23,62
6,02
2,13
0,58
3
75,00
18,03
3,41
1,85
1,20
4
87,48
7,09
3,26
1,45
0,38
5
95,57
4,27
–
–
–
6
57,23
17,28
8,61
4,16
12,08
7
73,41
14,47
6,15
2,55
2,42
NummerderProben
Geschwindigkeitdes Wassers
Durchmesser der abgesiebten
Körner
0,2mm
2,0mm
7,0mm
0,1–0,25mm
0,25–0,5mm
0,5–1mm
1–2mm
2–3mm
3–4mm
1
1,26
2,87
4,93
0,52
13,05
17,20
36,96
18,29
2,33
2
3,01
17,19
34,80
1,09
13,58
13,79
14,09
0,43
–
3
4,55
21,37
16,74
0,41
15,11
12,83
18,33
8,34
0,65
4
0,73
11,15
10,51
0,24
18,70
21,51
9,15
23,19
1,73
5
2,48
9,80
13,58
0,47
20,87
24,18
18,11
7,62
1,65
6
0,64
6,86
4,51
0,64
19,39
22,86
28,61
11,59
2,67
7
1,03
3,59
9,89
1,51
20,08
22,99
24,08
10,50
1,34
Der in den oben genannten groben Sieben zurückgebliebene Theil besteht aus
zerfallenem ursprünglichem Granitfels, Feldspath, Quarz; der in dem Cylinder des
Schlämmapparates verbleibende Theil sowohl, als der mit Wasser in einer
Geschwindigkeit von 7mm ausflieſsende Theil
besteht hauptsächlich aus feinem Quarzsand, feinem Feldspath und Glimmer. Als diese
Theile mit Kalk gemischt wurden, zeigten sie gegen alle Erwartung keine Spur von
Erhärtung. Der durch Wasser von 2mm und 0mm,2 Geschwindigkeit getrennte Theil bildete ein
gelbliches feines Pulver, ähnlich gewöhnlichem Porzellanthon feiner Qualität. Mit
Kalk vermischt wurde derselbe wie natürlicher vulkanischer Tuff.
Wenn wir demnach den in Untersuchung befindlichen Granitsand mit Concret, der
gewöhnlich durch Vermischung mit Portlandcement, Sand und Fragmenten von
zerbrochenen Steinen hergestellt wird, vergleichen, so können wir sagen, daſs der
feine gelbliche, thonige Stoff, der als Portlandcement wirkt, das Wesentliche des
ursprünglichen Sandes
ist, während der im groſsen Schlämmcylinder und der in Orth's Sieb Nr. 1–2 zurückgebliebene Theil Sand ist, der übrige groſse
Theil nur Steinfragmente.
Chemische Analyse.
Die durch Wasser von 2mm Geschwindigkeit getrennten
Theile wurden im Luftbad von 100° C. getrocknet und untersucht. Die Quantität der
durch Wasser von 0mm,2 getrennten Theile war, wie
aus der Tabelle zu ersehen, zu klein und wurde deshalb auſser Betracht gelassen.
Tabelle II.
NummerderProben
SiO2
Al2O3
Fe2O3
Mn-Oxyd(MnO)
CaO
MgO
K2O
Na2O
H2O
1
50,82
31,92
2,94
0,39
0,32
0,47
0,67
1,20
10,93
2
52,91
26,82
6,39
0,33
0,77
0,72
1,09
0,90
10,34
3
47,74
34,14
4,62
n. b.
0,28
0,12
0,26
0,19
12,55
4
45,12
34,01
4,80
0,19
1,58
0,79
0,51
0,55
12,44
5
52,14
26,88
5,26
Spur
1,21
0,51
0,35
0,61
12,87
6
43,92
34,62
5,21
–
0,95
0,98
0,41
0,37
13,35
7
53,00
30,07
3,14
Spur
0,55
0,76
0,27
0,43
11,50
Behandlung mit Salzsäure.
1) Ein gewisses Quantum dieser Probe wurde gewogen und in einer Platinschale mit
einer genügenden Menge concentrirter Salzsäure übergossen. Die mit einem Uhrglas
bedeckte Schale wurde auf dem Wasserbad 8 Stunden erhitzt. Es wurde bis zur
Trockenheit verdunstet, dann ein kleines Quantum Salzsäure und eine genügende Menge
Wasser hinzugegeben und filtrirt. Im Filtrat wurden Al2O3, Fe2O3, CaO u.s.w. bestimmt und der Rückstand
im Filter in der Platinschale mit Natriumcarbonat behandelt, um abgeschiedene SiO2 aufzulösen.
2) Der dabei bleibende Rückstand wurde nochmals in der gleichen Weise behandelt. Die
in beiden Fällen sich ergebenden Resultate werden in der Tabelle unter 1 und 2
angeführt.
Tabelle III.
Nummerder Proben
Nummerder Be-handlung
Al2O3
Fe2O3
CaO
MgO
K2O
Na2O
SiO2
1
1
25,64
2,89
0,30
0,32
0,19
0,37
26,88
2
0,25
Spur
–
–
–
–
1,95
2
1
19,55
5,69
0,35
0,37
0,13
0,24
25,00
2
1,70
0,12
–
–
–
–
2,15
3
1
28,29
3,75
0,22
0,10
0,23
0,16
31,03
2
1,57
0,26
–
–
–
–
2,01
4
1
30,14
4,41
0,52
0,67
0,26
0,27
34,15
2
0,77
–
–
–
–
1,40
5
1
22,82
4,87
0,32
0,30
0,11
0,10
28,01
2
1,88
Spur
–
–
–
–
3,75
6
1
31,52
4,65
0,20
0,40
0,30
0,21
33,08
2
0,45
0,12
–
–
–
–
1,62
7
1
25,32
2,19
0,17
0,17
0,14
0,27
28,06
2
1,00
0,19
–
–
–
–
2,01
Man ersieht, daſs der thonige Stoff durch Salzsäure leicht zersetzt wird. Schon bei
der ersten Behandlung wurde der gröſste Theil der Al2O3(Fe2O3) zur Lösung gebracht, auſserdem schien
der im Rückstand verbliebene Theil sich bei wiederholter Behandlung allmählich zu
zersetzen.
Es ist bekannt, daſs der gewöhnliche Thon unter solchen Verhältnissen nicht sehr
durch Salzsäure beeinfluſst wird, während einige Arten Normalthon (Al2O3, 2SiO2, 2H2O), z.B.
weiſser Thon, wie er für das berühmte Kioto-Porzellan gebraucht wird, nach meinen
Versuchen zwar sehr von Salzsäure angegriffen werden, aber keineswegs so leicht
zersetzbar sind, wie die untersuchte Thonsubstanz. Es unterliegt demnach keinem
Zweifel, daſs die Ursache des leichten Erhärtens des Granitsandes mit Kalk in der
Fähigkeit des zersetzten Thones, Aluminium- und Kalksilicate zu bilden, zu suchen
ist.
Behandlung mit
Schwefelsäure.
Der Prozeſs ist ungefähr derselbe wie bei der Behandlung mit Salzsäure, d.h. ein
gewisses Quantum der Probe wird in einer Platinschale gewogen, reichlich
concentrirte Schwefelsäure hinzugefügt, durch Umrühren mit einem Platindraht gut
vermischt und auf dem Sandbad ungefähr 6 Stunden erhitzt. Wenn keine schwefelsauren
Dämpfe mehr aufsteigen, wird Wasser hinzugegeben, die Flüssigkeit filtrirt und
weiter behandelt, wie bei dem Versuch mit Salzsäure angegeben. Das Ergebniſs der
Versuche ist folgendes:
Tabelle IV.
Nummerder Proben
Al2O3
Fe2O3
SiO2
1
26,82
2,19
26,09
2
25,08
3,73
26,49
3
28,23
2,69
27,91
4
33,01
3,38
36,37
5
25,24
4,09
26,62
6
32,42
4,18
31,78
7
28,83
1,29
31,12
Da die thonige Substanz etwas Feldspath enthält, ist es natürlich, daſs nicht alle
Thonerde in Lösung geht.
Ich habe auch durch Behandlung mit Natriumcarbonat festzustellen versucht, ob der
Thon amorphe oder lösbare SiO2 enthält oder nicht,
und habe gefunden, daſs ihr Betrag sehr gering ist, z.B. in Nr. 1 nur 0,29 Proc., so
daſs diese nicht die Ursache der Erhärtung sein kann.
Bestimmung des dem Sande
hinzuzufügenden Kalkes und der Zugfestigkeit.
Da der im Sand enthaltene Thonstoff sich, wie oben gesagt, mit Kalk verbindet und
erhärtet, so hielt ich es, um die hinzuzufügende Menge CaO ausfindig zu machen,
für besser, die löslichen SiO2, Al2O3, Fe2O3 nochmals durch
direkte Behandlung des Sandes mit Salzsäure zu bestimmen und die Menge des Kalkes
aus der angenommenen Formel zu berechnen. Auf diese Weise habe ich durch Behandlung
des Sander Nr. 4, der auch in allen folgenden Experimenten verwendet wurde,
gefunden:
Al2O3
6,14
Proc.
Fe2O3
1,16
„
SiO2
6,95
„
Für die Verbindung dieser drei Hauptbestandtheile mit Kalk nahm ich folgende fünf
Formeln an:
1)
⅓
CaO . Al2O3 (Fe2O3) +
⅓
CaO . SiO2,
2)
½
CaO . Al2O3 (Fe2O3) +
½
CaO . SiO2,
3)
1
CaO . Al2O3 (Fe2O3) +
1
CaO . SiO2,
4)
2
CaO . Al2O3 (Fe2O3) +
2
CaO . SiO2,
5)
3
CaO . Al2O3 (Fe2O3) +
3
CaO . SiO2.
Ich will nicht sagen, daſs Kalk und Thon sich in Wirklichkeit so verbinden, daſs sie die in den Formeln ausgedrückten Verbindungen
bilden. Die Formeln sind vielmehr nur zur Bequemlichkeit aufgestellt, um die
relative Menge des hinzuzufügenden Kalks berechnen zu können.
Nach diesen Formeln gestaltet sich das Verhältniſs von Sand und Kalk wie folgt:
Sand
Kalk
1
100
3,41
2
100
5,12
3
100
10,24
4
100
20,48
5
100
30,72.
Der bei meinen Experimenten verwandte Kalk ist derjenige, welcher in Tokio am
allgemeinsten gebraucht wird. Er kommt aus der Provinz Mino und ist sogen.
luftgelöschter Kalk. Er ist ein feines Pulver, enthält aber gewöhnlich mehr oder
weniger grobe Bestandtheile, die ich sorgfältig mittels feiner Siebe entfernt habe.
Bei der Analyse ergab sich:
CaO
68,12
Proc.
CaCO3
5,00
„
H2O
26,87
„
Unlösbarer Rückstand
Spur
Der nutzbare Kalk beträgt 68,12 Proc., den Formeln entsprechend sind daher an
luftgelöschtem Kalk hinzuzufügen: zu Nr. 1 5,01; zu Nr. 2 7,51; zu Nr. 3 15,03; zu
Nr. 4 30,06; zu Nr. 5 45,09 Th. Kalk.
Die beim Formen der Briquettes gebrauchte Form, ebenso die Maschine zu deren Prüfung
sind dieselben, wie sie beim Formen und Prüfen des Portlandcements verwendet werden,
dagegen ist die Methode der Briquettesformung wegen der Natur des erforderlichen
Sandes durchaus verschieden. Bei den folgenden Untersuchungen muſsten sehr viele
Briquettes angewandt werden und zu diesem Zwecke beschäftigte ich einen sehr geschickten
Arbeiter des Unternehmers Hattori und lieſs ihn diesen
Theil der Arbeit ausführen.
Sand und Kalk wurden nach dem oben erwähnten Verhältniſs abgewogen und sorgfältig
vermischt; dann wurde die nöthige Menge Wasser hinzugegossen und das Ganze nochmals
gründlich gemischt. Die Form wurde gut auf einem Holzblock befestigt, das Material
nach und nach in kleinen Mengen hinzugefügt und nach jedem erneuten Zusatz mit einem
hölzernen Stöſsel bis zur Füllung der Form festgestampft. Hierauf wurde die
Oberfläche mit einem Metallspatel abgestrichen und die Masse vorsichtig aus der Form
genommen. Nach der Erfahrung japanischer Arbeiter darf die hinzugefügte Quantität
Wasser nicht zu groſs sein, sondern nur so viel, als nöthig ist, um ein Adhäriren
der Theile zu bewirken. Wenn zuviel Wasser hinzugefügt wird, so vermindert sich die
schlieſsliche Erhärtungsfähigkeit. Es genügt also nicht, um der Masse eine Form zu
geben, dieselbe nur mit dem Spatel einzuschlagen, wie dies beim Portlandcement
geschieht, sondern sie muſs tüchtig gestampft werden. Daher nennt man in Japan diese
Art Sand Tatakitsuchi, d.h. Stampferde, und den Mörtel Tataki, Stampf(-Mörtel). Beim
Bau von Brunnenmauern z.B. verfährt man fast ganz auf dieselbe Weise, aber natürlich
in gröſserem Maſsstabe. Zuerst wird eine der Gröſse des Brunnens entsprechende
hölzerne Mauerform angefertigt, sagen wir z.B. von 1m Durchmesser für die innere und 1m,20
für die äuſsere Wand und in der Hohe von 1m. Dann
wird der hohle Raum zwischen den zwei Wänden nach und nach mit präparirtem Material
ausgefüllt und hartgestampft, worauf die Form entfernt und das festgewordene Rohr
bis zur vollständigen Erhärtung stehen gelassen wird.
Von den nach der obigen Methode angefertigten 5 Klassen Brikettes habe ich die eine
Hälfte, nachdem dieselbe 24 Stunden an der Luft gelegen, in Wasser, und die andere
in einen seichten Holztrog gelegt, der mit einem Holzdeckel bedeckt wurde, um zu
sehen, ob sich daraus ein Unterschied in ihrer Zugfestigkeit ergeben würde.
Tabelle V.
Zugfestigkeit der in der Luft erhärteten Briquettes.
Die Zahlen in Tabelle V und VI bedeuten Kilo auf 1qc und sind die Durchschnittszahlen von 6
Experimenten.
Briquettes angefertigt nach Formel:
Dauer derErhärtung
1
2
3
4
5
2 Wochen
2,79
3,32
4,00
3,88
3,47
4 „
3,27
4,78
6,97
5,21
5,09
6 „
3,21
4,41
7,88
6,30
4,81
9 „
2,97
4,80
4,92
5,61
5,51
12 „
2,99
5,03
6,58
5,80
5,22
15 „
2,95
4,82
6,03
5,38
4,89
Tabelle VI.
Zugfestigkeit der im Wasser erhärteten Briquettes.
Briquettes angefertigt nach Formel:
Dauer desVerbleibens
1
2
3
4
5
2 Wochen
3,17
3,86
5,24
3,92
3,94
4 „
3,42
5,89
6,50
5,53
4,52
6 „
3,58
5,40
5,98
5,86
4,74
9 „
3,34
4,86
8,33
5,58
4,93
12 „
3,47
5,53
8,36
4,92
5,71
15 „
3,49
5,00
7,85
5,43
5,02
Aus diesen Ergebnissen darf ich schlieſsen:
1) Als das beste Verhältniſs des Kalkes zum Sande erscheint das von Formel 3, d.h.
eine Mischung von 100 Th. Sand und 15,03 Th. Kalk, da nach 9 Wochen die
Zugfestigkeit 8,33 und nach 12 Wochen 8,36 betrug, welches die gröſsten bei den
Experimenten erreichten Zahlen sind. Wenn wir die Kalkmenge auf ⅓ vermindern nach
Formel 1, so wird die Zugfestigkeit bedeutend geringer; die gröſste erreichbare
Festigkeit beträgt dann nur 3,58 nach 6 Wochen.
Die nach Formel 2 bereiteten Briquettes lieferten ein besseres Resultat als die der
Formel 1, aber sie waren entschieden schwächer als die der Formel 3.
In den Proben der Formel 4 ist die Menge des zugesetzten Kalkes doppelt so groſs als
bei Formel 3, aber das Resultat war nicht besser, und durch Erhöhung der Kalkmenge
nach Formel 5 wurde die Festigkeit allmählich geringer, wie aus Tabellen V und VI
deutlich zu ersehen ist.
2) In Bezug auf die zur Erhärtung erforderliche Zeit habe ich gefunden, daſs nach
Verlauf (einer Woche die Masse noch zu weich ist um mit der Maschine geprüft zu
werden; nach 2 Wochen jedoch ist dieselbe schon bedeutend härter und nach 4 bis 6
Wochen scheint die Erhärtung vollständig zu sein, wie die obigen Tabellen
zeigen.
3) Die unter Wasser gehaltenen Briquettes zeigten eine etwas gröſsere Festigkeit, als
die an der Luft gelegenen. Der Unterschied zwischen beiden Behandlungsweisen ist
jedoch kein erheblicher.
Wirkung des Seewassers.
Die Thatsache, daſs der oben besprochene Granitsand dem Einfluſs des Süſswassers
widersteht, ist in Japan wohl bekannt und man kann sich von deren Richtigkeit an
zahlreichen Brunnenwänden u.s.w. überzeugen, die noch nach vielen Jahren keine Spur
des Verfalls zeigen. Für Seewasser jedoch gibt es kein derartiges Beispiel, und es
ist fraglich, ob der besprochene Mörtel seine Festigkeit in Seewasser ebenso gut
behält, wie im Süſswasser. Ein Besuch der submarinen Bauten in der Provinz Hiroshima zeigte,
daſs dieselben schon etwas unter dem Einfluſs des Wassers gelitten hatten. Bei der
kurzen Zeit von einem Jahr, die seit dem Bau verstrichen war, bin ich jedoch nicht
im Stande, ein bestimmtes Urtheil über seine Widerstandsfähigkeit abzugeben.
Ich habe diesbezüglich verschiedene Experimente angestellt, indem ich die Briquettes
in Seewasser legte und die Menge des sich auflösenden Kalkes nach Verlauf von je 2
Wochen, wenn das Seewasser erneut wurde, bestimmte. Das gebrauchte Seewasser wurde
aus der Bucht von Shinagawa (Tokio) gebracht, das nach der Analyse in 1l Wasser enthält: NaCl 21,42, KCl 0,37, MgCl2 2,63, MgSO4 1,52,
CaSO4 1,12. Die verwendeten Briquettes hatten
bereits 3 Monate lang in Süſswasser gelegen, das während dieser Zeit nicht erneuert
worden war, so daſs also der Erhärtungsprozeſs vollendet war.
Tabelle VII.
Die Zahlen dieser Tabelle und der Tabelle VI sollen in Gramm die
Menge des in 11 Seewasser von je 100qc Briquettes
aufgelösten Kalkes zeigen.
Briquettes angefertigt nach Formel:
DauerderAussetzung
1
2
3
4
5
2 Wochen
0,166
0,189
0,028
0,092
0,155
4 „
0,212
0,031
0,057
0,182
0,252
6 „
0,212
0,206
0,012
0,2021
0,2631
8 „10 „12 „14 „16
„18 „20 „22 „
0,2230,2960,2470,2440,2590,36230,1900,185
0,2370,2180,2160,2210,2350,22830,1790,170
0,1570,1570,1850,1890,2150,26630,1850,173
2
2
1 Zeichen des Verfalls.
2 Ganze Oberfläche angegriffen
und Zeichen des Verfalls.
3 Es zeigten sich Sprünge.
Zu gleicher Zeit habe ich das Experiment mit destillirtem Wasser wiederholt und gebe
zur Vergleichung die Resultate in folgender Tabelle:
Tabelle VIII.
Briquettes angefertigt nach Formel:
DauerderAussetzung
1
2
3
4
5
2 Wochen
0,032
0,054
0,111
0,071
0,206
4 „
0,009
0,015
0,044
0,170
0,170
6 „
0,006
0,003
0,008
0,068
0,068
8 „
0,003
0,003
0,004
0,003
0,003
10 „
Spur
Spur
Spur
Spur
Spur
Wie aus den obigen Tabellen ersichtlich, haben die Briquettes im Süſswasser ihre Gestalt
vollständig behalten, obgleich eine geringe Quantität Kalk in Lösung gegangen
war.
Sobald jedoch der ungebundene Kalk von der Oberfläche weggelöst ist, findet keine
weitere Einwirkung des Wassers statt, während die in Seewasser gehaltenen Briquettes
zeigten, daſs es keine Grenze für die Einwirkung desselben gibt, d.h. die Lösbarkeit
des Kalkes dauerte auch noch nach 22 Wochen fort, und ohne Zweifel würden sich bei
fortgesetzter Einwirkung noch weitere Kalkmengen lösen. Wie in Tabelle VII erwähnt,
zeigten die Briquettes der Formeln 4 und 5 nach 5 oder 6 Wochen Bruchzeichen und
wurden nach 8 Wochen ungeeignet, der Wirkung des Wassers zu widerstehen. Die
Widerstandskraft der Briquettes der Formeln 1 bis 3, welche weniger Kalk enthalten,
gegen Seewasser ist gröſser als die der Formeln 4 und 5; sie zeigten jedoch nach 17
oder 18 Wochen Sprünge an den Rändern und überdies löste sich der Kalk fortwährend
auf. Demnach werden alle Proben vom Seewasser angegriffen, aber ich möchte erwähnen,
daſs zwischen den Briquettes der Formeln 4 und 5 und denen der Formeln 1 bis 3 der
Unterschied besteht, daſs bei den ersteren die ganze Oberfläche von dem Wasser
corrodirt wird, bei den letzteren dagegen nur die Ränder Risse zeigen.
Es ist behauptet worden, daſs der Zerfall manchen Mörtels im Seewasser dem Einfluſs
der in demselben enthaltenen Magnesiumsalze zuzuschreiben sei, und die Wahrheit
dieser Behauptung wird in Bezug auf Granitsandmörtel durch das folgende Experiment
bezeugt.
Ich habe fünf nach den fünf Formeln angefertigte Briquettes in Lösungen von
Magnesiumsulphat gelegt. Die Oberfläche der Briquettes war bei allen fünf gleich
groſs, d.h. ungefähr 283qc. Es stellte sich
heraus, daſs die Briquettes der Formeln 4 und 5 nach einer Woche Zeichen des
Verfalls zeigten, die der Formeln 1 und 3 erst nach 3 Wochen Risse. Nachdem ich
diese fünf Proben im Wasser 5 Wochen hatte liegen lassen und dann den
Magnesiumgehalt des letzteren bestimmte, fand ich:
Menge der Magnesiain der ursprünglichen
Lösungin 1l Wasser
Menge der nach 5 Wochenin 1l Lösung ver-bliebenen
Magnesia
1)
3g,28
1g,985
2)
3g,28
1g,420
3)
3g,28
1g,110
4)
3g,28
0g,435
5)
3g,28
Spur
Die obigen Zahlen zeigen, daſs die Wirkung der Magnesiumsalze des Wassers der in den
Briquettes enthaltenen Kalkmenge entsprechend zunimmt.
Wirkung des Frostes.
Bei der Untersuchung zahlreicher Bauten, wie Brunnen, Senkgruben u. dgl., in Tokio
und an anderen Orten fand ich, daſs einige der Einwirkung des Reifes und Frostes Widerstand leisten,
während andere sehr unter deren Wirkung zu leiden hatten, ganz abgesehen natürlich
von dem mechanischen Verfall unter dem Einfluſs der Zeit. Es scheint, daſs die
sorgfältig, besonders mit dem richtigen Verhältniſs des Kalkes gebauten unserem
Klima gut widerstehen. Die durch den Mörtel absorbirte Wassermenge hat natürlich
Einfluſs auf diese Wirkung und um diese Menge festzustellen, legte ich Briquettes
der fünf Klassen (jedes Briquette hatte etwa 283qc
Oberfläche), nachdem sie ungefähr 2 Monate der Luft ausgesetzt gewesen, in Wasser
und fand, daſs
Die
Briquettes
der
Formel
1
8,22
Proc.
„
„
„
„
2
6,20
„
„
„
„
„
3
4,46
„
„
„
„
„
4
5,80
„
„
„
„
„
5
8,25
„
Wasser absorbirten.
Nachdem ich diese Briquettes zu fünf verschiedenen Malen dem Frost ausgesetzt hatte,
zeigte Nr. 1 leichte Sprünge an den Rändern, während die anderen keinerlei
Veränderungen zeigten. Der für den Zweck gebrauchte Apparat ist ein doppelter
Cylinder; der innere aus verzinntem Blech, groſs genug, um fünf Briquettes
aufzunehmen, der äuſsere aus dickem Holz. Zwischen den beiden Cylindern war genügend
Raum zur Aufnahme von Eis und Salz. Die Oberfläche der zu diesem Experiment
bestimmten Briquettes war bei der Anfertigung durch Reiben mit dem Spatel geglättet
worden und dieser Umstand trug wesentlich zu ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Frost
bei, da ich fand, daſs Briquettes, deren Oberfläche durch Kratzen mit einem Messer
rauh gemacht worden war, und die dann fünfmal dem Frost ausgesetzt wurden, alle, mit
Ausnahme von Nr. 3, etwas beeinfluſst waren, da sich beim Reiben mit dem Finger eine
pulverige Masse ablöste. Nr. 3 zeigte, wie gesagt, keinerlei Veränderung, und seine
gröſsere Widerstandsfähigkeit ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daſs die
Probe eine geringere Menge Wasser absorbirt hatte.
Zusammenfassung.
Ich habe gezeigt, daſs der Granitsand eine thonige Substanz enthält, die durch
Säuren, besonders durch Salzsäure, leicht zersetzt werden kann, und die in der
Vermischung mit Kalk das Hartwerden des Sandes verursacht. Bei der Probe Nr. 4 ist
das beste Verhältniſs des hinzuzufügenden Kalkes das der Formel 3.
Dasselbe darf nicht willkürlich vergröſsert oder verkleinert werden. Manche Arbeiter
sind der Meinung, durch Vermehrung der Kalkmenge werde gröſsere Festigkeit erzielt
und es werde nur deshalb weniger Kalk hinzugesetzt, weil derselbe theurer sei als
Sand. Diese Ansicht ist, wie ich gezeigt, ganz falsch; ein Uebermaſs von Kalk
vermehrt nicht die Festigkeit, sondern vermindert dieselbe. Aus der Arbeit ist
ferner ersichtlich, daſs
der Mörtel dem Seewasser nicht widersteht, also bei submarinen Bauten nicht
verwendet werden kann. Wenn die richtige Menge Kalk zugesetzt wird, so widersteht
der Mörtel der Verwitterung, wie zahlreiche Bauten zeigen. Die Zugfestigkeit des
Mörtels ist geringer als die des Portlandcementes.
Der Preis des Granitsandes ist unverhältniſsmäſsig niedriger als der des
Portlandcementes, indem 1t von 400 Pfund englisch
auf 4 bis 5 Yen (1 Yen ungefähr 3 M.) zu stehen kommt, und es dürfte sich deshalb
die Verwendung desselben bei den gegenwärtig in Tokio geplanten Unternehmungen,
einer verbesserten Wasserleitung und einer Kanalisation, empfehlen.