Titel: Ammonin-Cellulose.
Autor: A. Haussner
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, S. 286
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Ammonin-Cellulose. (Mittheilung von dipl. Ingenieur A. Haussner, Privatdocent in Leoben.) Ammonin-Cellulose. Gelegentlich meines Referates in D. p. J. 1890 277 119 wurde die Wirkung von Ammonin auf Fasern erwähnt. Angedeutet wurde auch, in welcher Richtung eine ausgiebigere Verwendung von Ammonin möglicherweise geschehen könnte, indem dasselbe bei der Cellulosedarstellung nützlich gemacht werden kann. Von der chemischen Fabrik des Herrn v. Kalkstein in Heidelberg wurden mir Proben zweier Sorten von Ammonin zur Verfügung gestellt, von denen Nr. 1 das a. a. O. beschriebene Aussehen zeigt und auch zur Lumpenwäsche dient, während Nr. 2 von bräunlicher Farbe zum Kochen von Holzabfällen u. dgl., also zur Gewinnung von Cellulose hergestellt ist. Desgleichen erhielt ich Muster von auf diese Weise gewonnenem Zellstoffe. Das äuſsere Ansehen des fertigen Stoffes zeigt eine blendende Weiſse. Unter dem Mikroskope erschienen die einzelnen Fäserchen, so weit beobachtet werden konnte, mit stumpfen Enden, so daſs ich den Eindruck gewann, als ob schöner, langfaseriger Holzschliff gebleicht worden sei. Auch schien es mir, als ob, wenigstens an einzelnen Stellen, noch Inkrustentheilchen, wenn auch nur in Spuren, vorhanden wären. Nach Angabe des Erfinders ist die Patentirung des Verfahrens, das vermöge seiner Billigkeit geeignet sein soll, Holzschliff vollständig zu verdrängen, eingeleitet.Das Verfahren ist in der Fabrik von Palm eingeführt. Sollte sich das Verfahren in der Praxis bewähren, so wäre ein solcher Erfolg auf das freudigste zu begrüſsen. Es ist dies ja durchaus nicht unmöglich, besonders wenn wir den Natrongehalt des Ammonins berücksichtigen, wodurch das Verfahren eine Verwandtschaft mit der Darstellung von Natroncellulose erhielte. Das letztere Verfahren konnte nicht genügen, um Holzschliff zu verdrängen; dieser kam noch immer viel billiger zu stehen, was ja wenigstens noch für gewisse Papiersorten das allein Ausschlaggeben ist. Ob das Ammonin zu den so sehnlichst erwarteten glücklicheren Resultaten tauglich sein wird, kann wohl jetzt, bevor das Verfahren nicht genau bekannt ist, noch nicht entschieden werden. Jedenfalls löblich ist aber jeder Veruch, der darauf abzielt, uns vom Holzschliffe unabhängig zu machen.