Titel: Zur Technologie des Glases.
Autor: R. Zsigmondy
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, S. 370
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Zur Technologie des Glases. (Schluſs des Berichtes S. 311 d. Bd.) Mit Abbildungen auf Tafel 20. Zur Technologie des Glases. Ein interessantes Beispiel des Auftretens von Krystallen in geschmolzener Glasmasse bespricht F. Fouqué (Comptes rendus, 1889). In einen Wannenofen, dessen Wanne 24m lang, 6m breit und 1m,2 tief war, und die etwa 400000k Glas von der Zusammensetzung SiO2 73,7 Proc. Na2O 11,7 CaO 14,6 MgO und FeO Spuren enthielt, ergoſs sich in Folge einer Durchlöcherung der Wanne deren Inhalt in den Fabrikraum. Man schlug ein zweites Loch in die Wanne und leitete die daraus ausflieſsende Glasmasse mit Hilfe einer Rinne in den Hof. Ein Schnitt durch den erstarrten Glasstrang zeigte, daſs das Innere desselben aus glasiger grünlicher Masse bestand, welche keine Spur Krystallisation besaſs. Nur gegen den äuſseren Umfang enthielt er milchweiſse Knoten. Der Durchmesser des inneren Kernes betrug etwa 0m,3. Die äuſsere Schicht von etwa 0m,1 Dicke war milchweiſs, groſsentheils krystallinisch und nicht blasig. Der entglaste Theil bestand aus schönen Wollastonit-Sphärolithen, eingebettet in Glasmasse. Das entglaste Glas weicht wesentlich von der vulkanischen Lava ab, es enthält keine Blasen auf der Oberfläche und besitzt andere Structur. Im Gegensatze zur Lava ist das Maximum der Krystallisation nicht im Inneren der Masse, sondern nahe dem Rande gelegen. Der Wollastonit der Glasmasse wird eben unter anderen Bedingungen fest, als die Feldspathe und Eisenmagnesiumsilicate der Laven. (Vgl. E. Hussak „Ueber sphärolithische Entglasungsproducte“ 1889 273 88.) Verfahren, Hohlglasgegenstände aus massivem Kupferrubinglas herzustellen, von der Gräflich Schaffgotsch'schen Josephinenhütte in Schreiberhan, Schlesien (D. R. P. Kl. 32 Nr. 46596 vom 28. Juli 1888). 2000 Th. feiner Kies 400 Minium 600 Potasche 100 Kalk 20 phosphorsaurer Kalk 20 Weinstein 20 Borax 9 Kupferoxydul 13 Zinnasche werden gemengt und im offenen Hafen niedergeschmolzen. Nach Angabe der Patentschrift ist das Verhältniſs SiO2 : Cu2O wesentlich, eine Abweichung von 1 Proc. macht das Schmelzen von gutem Glase unmöglich. Einfachere Hohlglasgegenstände laufen wie das Ueberfangglas im Kühlofen an. Zusammengesetzte und aufgetriebene Gläser läſst man, nachdem sie vollständig erkaltet, in einer Muffel anlaufen. Man erhält so schöne, durch die Masse rubinroth gefärbte Gläser, die auch an den dicksten Stellen durchsichtig sind. Er. Guignet und L. Magne besprechen die Fabrikation rother Gläser vom 12. und 13. Jahrhundert. Sie sind der Ansicht (entgegen Ebell), daſs Kupferoxydul dem Glase die rothe Färbung ertheilt, ohne jedoch ihre Ansicht genügend zu stützen. Kupferchlorür zwischen zwei Gläser gebracht, ertheilt denselben auch die bekannte rothe Farbe. Durch Mischen folgender zwei Sätze von Henrivaux erhält man grüne Gläser mit purpurrothen Streifen und Adern: I II Na2CO3 100 100 CaCO3   50   50 Sand 260 260 Kupferoxyd     0(?) Eisenoxyduloxyd   15 Im Sprechsaal, 1889 Nr. 21, sind folgende zwei Sätze von grünem Glase mitgetheilt: 1) Hellgrün: 100k Sand, 36k Potasche, 14k Kalk, 1k Salpeter, 1k,5 Uranoxyd, 0k,12 Arsenik. 2) Pompadourgrün: 100k Sand, 36k Potasche, 13k Kalk, 0k,75 Uranoxyd, 0k,38 schwarzes Kupferoxyd, 0k,75 rothes Eisenoxyd, 0k,20 Manganoxyd, 0k,12 Arsenik. Die angeführten Glassorten zeigen, wie alle Kalk-Urangläser, charakteristische Fluorescenz. Im Hannöverischen Gewerbeblatt, 1889 Nr. 12, wird das Material der Brillengläser besprochen. Verfasser wendet sich zunächst gegen die schwindelhafte Reklame, welche jetzt häufig von Optikern getrieben wird, die, um für ihre schlechten Gläser Abnehmer zu finden, marktschreierische Namen, wie „sympathisches Glas“, „Smaragdglas“ u.s.w., erfinden. Ebenso wird mit den Anpreisungen der Bergkrystallgläser viel gesündigt. Bergkrystall ist an sich ein gutes Material für Brillengläser und besonders wegen seiner Härte und Dauerhaftigkeit geschätzt, sollte aber als doppeltbrechendes Mineral senkrecht zur optischen Achse geschnitten werden. Das wird nun in neuester Zeit, da die Brillengläser aus Bergkrystall Gegenstand der Massenproduction geworden sind, durchaus nicht allgemein befolgt, und insbesondere sollen es englische Firmen sein, welche, um Material zu sparen, den Bergkrystall nach seiner Längsachse schneiden. Verfasser räth zur Vorsicht beim Ankaufe derartigen Glases. In früherer Zeit verwendete man zum Schütze des Auges gegen grelles Licht Brillen aus grünem Glase. Die grünen Gläser haben den Nachtheil, leicht Contrastfarben zu erwecken, und lassen die Gegenstände in schmutzigen Farben erscheinen. Blaue Gläser wurden zuerst vom englischen Optiker Adams eingeführt. – Das durch Braunstein gefärbte rauchgraue oder musfarbene Glas erhielt früher einen beträchtlichen Bleizusatz und litt in Folge dessen an groſser Weichheit; gegenwärtig steht es dem weiſsen an Härte gleich. Auch Brillengläser aus intensiv-gelbem Glase werden angefertigt; das gelbe Glas löscht die meisten Farben aus, ermöglicht also durch Herbeiführung eines monochromatischen Glases die schärfsten Gesichtswahrnehmungen. Dementsprechend werden diese Brillen nur als Schieſsgläser verwendet. Das Einbrennen von Glasfarben wird in der Fachzeitschrift Diamantbesprochen. Der wichtigste Punkt beim Einbrennen ist die richtige Leitung des Feuers. Das gewöhnlichste, aber am wenigsten sichere Mittel, den Feuergrad zu beurtheilen, ist, durch ein Probeloch der Muffel die Gläser zu betrachten und nach der Farbe derselben den Hitzegrad zu bestimmen. Das zweite Mittel, welches weniger Uebung erfordert, ist die Benutzung eines Probescherbens (Glasscherben, mit einer Farbe bestrichen, welche ihren Ton beim Einbrennen ändert). Das sicherste Mittel sind die Pyrometer; diese sind leider complicirt oder unbequem zu gebrauchen. (Vielleicht würde sich das optische Pyrometer für diesen Zweck eignen. D. Ref.) Die Luftthermometer, welche die genauesten Temperaturen angeben, sind unbequem. Die Temperatur, bei welcher die Glasmalerfarben eingebrannt werden, ist die bekannte Kirschrothglühhitze. Hansen gibt ein neues Verfahren an zum Ueberziehen von Glas, Porzellan u.s.w. mit Metall auf galvanostegischem Wege. Das Glas o. dgl. wird zunächst mit einer Lösung von Goldchlorid oder Platinchlorid in Aethyläther, die vorher mit einer Lösung von Schwefel in Oel versetzt wurde, bestrichen und in einer Muffel mäſsig erhitzt. Um den Kupferüberzug zu erhalten, löst man 2 Th. CuSO4 in 8 Th. destillirtem Wasser. Zur Versilberung nimmt man 17 Th. salpetersaures Silberoxyd und 13 Th. Blutlaugensalz auf 300 Th. Wasser. Zur Vergoldung verwendet man 7 Th. gefälltes Gold. Den noch feuchten Niederschlag bringt man in eine Lösung von 9 Th. Blutlaugensalz in 90 Th. Wasser. Wir glauben, daſs die anderen gebräuchlichen Bäder für Galvanoplastik und Galvanostegie sich für diesen Zweck auch eignen dürften. Dr. A. Miethe bespricht die Formgebung optischer Gläser (Prometheus, 1890 Bd. 1 S. 401). Neues Verfahren, um Glastafeln mit lithographischen Schriften oder Zeichnungen herzustellen, von Felix Forstner in Wien (Oesterreichisches Privilegium vom 7. April 1890). Ungeleimtes Papier wird der Reihe nach mit Kleister, Gummi arabicum und zweimal mit Oelfarbe bestrichen. Dieses so präparirte Papier wird nach dem gewöhnlichen lithographischen Verfahren bedruckt. Nach dem Trocknen des Druckes wird das Papier auf die mit Kutschenlack oder Leinölfirniſs bestrichene Glastafel aufgelegt, auf der Rückseite mit einem Schwämme befeuchtet und abgezogen. Eine Tafel, welche auf diese Weise bedruckt wurde, hat das Aussehen einer mit Oel bemalten Glastafel, nur kommt das neue Verfahren bei Massenproduction viel billiger zu stehen, als die alte Handarbeit, Ein Verfahren, Glas, Porzellan u.s.w. zu decoriren, ist Jean G. Bonnaud in England patentirt worden. Eine Glasplatte wird gereinigt, mit einer Lösung von 20g Syrup o. dgl., 5 bis 20g chlorsaurem Kali und 10g Borax in 100cc Wasser überzogen. Auf diese Platte wird eine positive Photographie gelegt. Nach genügender Lichteinwirkung wird die Platte mit einem Farbpulver bestreut, welches an den dunklen Stellen des Bildes hängen bleibt. Man fixirt die Farben mit einer „fettigen Composition“ (100cc Lavendelessenz, 10g fettiger Essenz von venet. Terpentin, 5g pulverisirtem Terpentinharz). Zur Uebertragung des auf der Glasplatte hergestellten Ueberzuges auf das zu decorirende Objekt wird das Bild mit einem Gemische von 100cc 2procentigem Collodium, 10g fettiger Essenz von venet. Terpentinöl und 5g pulverisirtem Terpentinharz begossen, hierauf in lauwarmes Wasser, dann in 10procentige Potaschelösung und hierauf in eine wässerige Lösung von Borax (10 Proc.) und Zucker (5 Proc.) gebracht, wodurch das Häutchen sammt Bild von der Tafel gelöst wird. (Vgl. übrigens Frank 1889 273 137.) Verfahren zur Herstellung von Lichtbildern auf Glasgegenständen für Beleuchtungszwecke von Friedr. Günther in Ullersdorf bei Teplitz (Oesterreichisches Privilegium vom 7. September 1889). Derartige Glasgegenstände erhalten gewöhnlich ihre Verzierung durch Glasmalerei, Aetzen oder Schleifen. Schöne, im durchfallenden Lichte harmonisch wirkende Lichtbilder werden nach dem Erfinder durch Blasen der Gegenstände in entsprechend präparirten Formen aus Milchglas hergestellt. Die Formen sind einseitig mit positiv ausgearbeiteten Reliefs versehen, welche im Glase ein entsprechendes Negativbild erzeugen. Bei Tage, im auffallenden Lichte gesehen, erscheint der Decor ziemlich matt und nichtssagend, bei durchfallendem Lichte erscheint dagegen das Bild in der Farbe des Glases (grau in grau, grün in grün u.s.w.) in den zartesten Schattirungen und ertheilt demselben ein ungemein schönes Aussehen. Zur weiteren Verschönerung kann derselbe ganz oder theilweise bemalt werden. Maschine zum Glaspressen von Holzapfel und Hilgers in Berlin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 46464 vom 16. Juni 1888). Bisher verwendete man Glaspressen, deren Deckel entweder jedesmal mit der Form verbunden werden muſste, oder Formen mit losen Deckeln, die durch an dem Preſsstempel befestigte Federn festgehalten wurden. Um die diesen Constructionen anhaftenden Nachtheile zu beseitigen, werden bei der neuen Maschine die Formen mit losen Deckeln versehen. Eine eiserne Traverse a (Fig. 1 Taf. 20) ist mit der Preſsplatte d verbunden. Letztere hält die Form fest in der zum Pressen erforderlichen Stellung. Das Ein- und Ausrücken der Preſsplatte d geschieht durch vier mit Gewinden versehene Bolzen e (Fig. 2). Diese bewirken durch kleine Zahnräder f, welche durch ein gemeinsames Zahnrad g mit Handgriff h gedreht werden, Hebung und Senkung der Preſsplatte d. Verbessertes Verfahren zur Herstellung von Rohglas nach System Leuffgen durch combinirte Anwendung von Wasser-, Kohlen-, Holz-, Oel- oder Naturgas und Generatorgas von Julius Quaglio. Gewöhnlich werden Glaswaren in der Weise hergestellt, daſs man Gemenge von Alkalien, Kalk und Kieselsäure in Häfen niederschmilzt und das geschmolzene und geläuterte Glas aus dem Schmelzgefäſse selbst verarbeitet. Quaglio schmilzt das Rohglas in eigens von ihm für diesen Zweck construirten Oefen und läſst das so gewonnene Rohglas „Calcin“ in Schlackenwagen und Wasserbassins ausflieſsen. Erst nach dem Erkalten wird das „Calcin“ in den Arbeitshäfen oder Wannen von Neuem geschmolzen und verarbeitet oder als ungeformtes Rohmaterial in den Handel gebracht. Der bei diesem Verfahren verwendete Ofen ist in Fig. 3 bis 5 Taf. 20 dargestellt. aa1 und bb1 sind die Gas- und Luftzuführungsschächte, durch welche die Gase abwechselnd nach dem üblichen Regenerativsystem streichen und in dem mit Kuppe überspannten Raume, welcher in der Mitte ein Sammelbassin d, seitlich erhöht liegende Schmelzplateaux ee1 und zwischen Sammelbassin und Schmelzplateaux wellförmige Erhöhungen ff1 hat, zur Verbrennung kommen. Ueber der Kuppe des Schmelzofens ist eine Bühne zum Lagern des Schmelzgutes angeordnet. Die Kuppe selbst ist über den Schmelzplateaux ee1 mit einer nach Bedarf sich ergebenden Anzahl Oeffnungen versehen, welche durch Schächte h besetzt sind, die in den Boden der Bühne ausmünden und zur Aufnahme je eines, mit Deckel, Schieber oder in sonst praktischer Form abschlieſsbaren Schmelztopfes dienen. In diesen Schmelztöpfen (aus feuerfestem Material) wird Glasgemenge eingelegt und mittels einer am Boden angeordneten Düse durch Preſswind mit Wasser-, Leucht- oder Naturgas erzeugte Stichflamme continuirlich niedergeschmolzen. Am Ausflusse des Schmelzofens ist ein sogen. Wassersack angebracht, welcher, mit geschmolzener Glasmasse gefüllt, das Austreten der Verbrennungsgase der Stichflamme in den Schmelzraum efd verhindert. Das durch die Stichflamme vorgeschmolzene Glasgemenge tritt durch die Schächte h auf die Plateaux ee1 und nach der Ueberschreitung der Wälle ff1 in dünner Schicht in das Sammelbassin d der Schmelzwanne. Der Schmelzwannenraum dff1ee1 wird durch Generatorgase in gleichmäſsig hoher Temperatur erhalten, was um so leichter möglich, als der Ofen nicht durch Einbringen kalten Glassatzes abgekühlt wird. Beim Ueberlaufen der Glasmasse über ff1 vollzieht sich beinahe vollständig der Läuterungsprozeſs. Die in der Wanne d angesammelte Glasmasse kann durch eine regulirbare Oeffnung am Boden derselben continuirlich abgelassen werden. Das auf diese Weise gewonnene Rohglas soll den Vortheil bieten, beim Schmelzen die Arbeitshäfen nicht anzugreifen, wodurch einerseits die Häfen geschont werden, andererseits ein reineres, womöglich schlierenfreies Product erzielt wird. – Es ist möglich, daſs die neue Einrichtung dem Bedürfnisse gewisser Zweige der Technik entspricht, allgemeine Anwendung dürfte das „Calcin“ kaum finden, da nach bisherigen Methoden ganz gute Gläser geschmolzen wurden und das 2 malige Einschmelzen der Glasmasse und der damit verbundene Mehrverbrauch von Brennmaterial jedenfalls vom Standpunkte der Oekonomik als Rückschritt zu bezeichnen ist. (Vgl. die entgegengesetzte Ansicht Guhrauer's 1875 215 358.) Calcin wird übrigens in Holland, Frankreich, Belgien mehr verwendet als in Deutschland und Oesterreich. Ueber die Herstellung von Wasserstandsröhren für Dampfkessel von E. Meyer und Co. (Moniteur industriel, 1890 S. 171). Dem aus dem Hafen entnommenen Glase wird durch zweckmäſsiges Blasen die Gestalt einer Birne gegeben, dieses gut durchgearbeitet, bis die einzelnen Schichten sich vollständig vereinigt und in ihrer Temperatur ausgeglichen haben. Man erhitzt dasselbe hierauf nochmals bis zur Erweichung der Glasmasse und zieht unter gleichzeitiger innerer Luftzuführung zur erforderlichen Länge aus. Die Röhren werden, noch heiſs (300 bis 400° C.), in Stücke von der gewünschten Länge zerschnitten, hierauf in ein Bad von annähernd der gleichen Temperatur gebracht, worin sie 24 Stunden bis zum vollständigen Erkalten belassen werden. Hierauf werden sie innerhalb 10 Stunden auf eine Temperatur von 600° C. gebracht und durch weitere 10 Stunden erkalten gelassen. Gegen Temperaturänderungen sollen die Röhren unempfindlich sein, sie ertragen einen Druck von 150 bis 200k für 1qcm. Bleioxyd wird dem Glassatze in keiner Form zugesetzt, wodurch die Röhren nach Ansicht des Verfassers gegen corrodirende Einflüsse geschützt sind. Verfahren und Apparat zur Herstellung von Flaschen und Glashohlwaren von Howard M. Aschley in Ferrybridge (D. R. P. Kl. 32 Nr. 47570 vom 16. September 1887). Dieses Verfahren wurde schon früher einer Besprechung unterzogen (vgl. 1889 273 133). In Fig. 6 ist Schnitt und Ansicht des Apparates, in welchem fertige Glashohlkörper hergestellt werden, aufgezeichnet, in Fig. 7 ein Schnitt durch den Apparat, in welchem halbfertige Glashohlkörper hergestellt werden, die man indem Apparate Fig. 6 fertig blasen kann. Die Flaschenform A aus Guſseisen oder einem anderen geeigneten Materiale wird zweckmäſsig aus zwei Hälften gefertigt, die mit den Armen B versehen sind, welche sich um Gelenkstifte drehen können. Die Form A wird von einer Glocke C umgeben und schlieſst sich beim Hochgehen der letzteren dadurch, daſs die Federn D gegen die Arme B drücken. Oben kann die Glocke durch eine eventuell getheilte Platte G luftdicht geschlossen werden. Die Form A ist an beiden Enden offen, der Halstheil kann jedoch durch einen Stempel E, der Bodentheil durch den Teller F geschlossen werden. Die Platte G oder die auf Schlitten angebrachten, eventuell durch Hebel beweglichen Theile schlieſsen sich eng an den Halstheil der Flaschenform A an, und das Loch I in der Mitte gestattet den Durchtritt des Stempels E. Die Glocke C ist mit einer Luftpumpe oder einem Evacuirapparate in Verbindung gebracht und kann durch den Hebel K auf dem Verbindungsrohre J auf und ab bewegt werden. Der ganze Apparat ist so eingerichtet, daſs er um 180° gedreht werden kann; in umgekehrter Lage, d.h. den Hals nach unten gekehrt, wird, ehe die Glocke geschlossen wird, die geschmolzene Glasmasse in die Form gebracht, diese alsdann durch den Teller F geschlossen und der ganze Apparat umgedreht. Das Schöpfen der Masse geschieht mit einer thongefütterten Kelle, und das Volumen der Glasmasse, welche sehr heiſs verarbeitet werden muſs, wird durch einen vorher angesetzten Trichter bestimmt. Während die Glasmasse noch in zähflüssigem Zustande sich befindet, wird der Stempel E in die Form gestoſsen und wieder zurückgezogen, so daſs ein Eindruck in der Glasmasse verbleibt, welcher dem inneren Durchmesser des Flaschenhalses entspricht. Wird nun die Glocke nach vorhergegangener Drehung gehoben, bis sie dicht an der Platte G anliegt, und die Luftpumpe in Gang gesetzt, so wird aus der Glocke C und auch aus der mit dieser communicirenden Form A die Luft entfernt, so daſs von dem durch den Stempel E gemachten Eindruck her der Druck der atmosphärischen Luft die zähe Glasmasse dicht an die Form A anpreſst. Wird die Glocke C gesenkt, so öffnet sich die Form A selbsthätig, und die fertige Flasche kann in den Kühlofen überführt werden. Fig. 7 ist ein Apparat zur theilweisen Formgebung der Flasche, welche dann in dem Fig. 6 dargestellten Apparate fertig geformt wird. Ersterer besteht aus der getheilten Form L1 in welche der mit einer Druckleitung verbundene hohle Stempel N eingeführt werden kann. Die Oeffnung O desselben kann durch eine Stange P mit Stift, welche nur eine durch den Schlitz Q begrenzte Bewegung ausführt, zu dem Zwecke freigelegt werden um die Glasmasse durch die aus dem Hohlstempel N austretende Luft an die Form L zu pressen. Sämmtliche Formapparate können auf einer Drehscheibe an einem Gestelle und Rahmenwerk in der Weise angebracht werden, daſs eine continuirliche Arbeit der Apparate möglich wird. – Die Production mit diesem Apparat, der in Castleford in Thätigkeit ist, beträgt gegenwärtig etwa 500 Flaschen in 9 Stunden. Verfahren zur Herstellung von Flaschen und anderen Hohlgegenständen aus Glas von den Cristalleries du val St. Lambert (Oesterreichisches Privilegium vom 25. Mai 1889). Das Verfahren unterscheidet sich von anderen dadurch, daſs die Glasgegenstände aus zwei getrennten Theilen hergestellt werden, d.h. daſs der Hals gepreſst und dann mit dem Körper während des Ausblasens verschmolzen wird. Fig. 8 Taf. 20 stellt den Längsschnitt des dabei gebrauchten Apparates dar. ADHJ ist die länglich zweitheilige, bei aa drehbar gelagerte, oben offene Flaschenform, in welcher der frei eingesetzte Kolben P, welcher dem Flaschenbodenprofil angepaſst ist, beliebig auf und ab bewegt werden kann. Die Aussparung ADBC entspricht der äuſseren Flaschenwandung, während der untere Theil GEKF den Raum für die Form freiläſst, in welcher der Hals gepreſst wurde. Diese Form wird nun unmittelbar nach dem Pressen des Halses in den für sie bestimmten Hohlraum eingeschoben, und zwar so, daſs der äuſsere Rand des Flaschenhalses genau mit der Linie BC der Flaschenform zusammentrifft. Durch einen Tritt wird der Rohrstutzen T in den Flaschenhals eingeschoben, wobei derselbe die Oeffnung oo des Apparates hermetisch verschlieſst. Dieser Rohrstutzen erweitert sich nach der inneren Seite und ist am Ende mit einem Pfropf verschlossen. In die so weit fertige Form wird die zu einer Flasche nöthige Quantität Glas eingegossen, welche sofort mit dem unteren, noch roth glühenden Rande des Flaschenhalses verschmilzt. Die Form wird hierauf umgedreht, so daſs sie die Lage Fig. 9 bekommt, wobei gleichzeitig ein Hahn, der die Zuleitung comprimirter Luft abgeschlossen hat, geöffnet wird. Diese strömt durch T ein, schiebt den Pfropfen bei BC auf die Seite, bläst die Flasche auf und drückt gleichzeitig den durch ein Gegengewicht belasteten Stempel P nach abwärts. – Um eine gleichmäſsige, conisch nach abwärts sich erweiternde Flaschenmündung zu erzielen, wird der Dorn der Presse ebenfalls conisch gewählt. Das neue Verfahren soll gesteigerte Production ermöglichen und gleichmäſsigere Ware liefern. Vorrichtung zum Glätten von Stirnflächen an Flaschenmündungen von G. Tempel in Friedrichsthal bei Lauchhammer (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45968 vom 20. Mai 1888). An der Platte d des Stieles A sind die conischen, im Kreise liegenden Glättrollen angebracht (Fig. 10). Die Achsen derselben liegen schräg, so daſs sämmtliche Rollen sich in gleicher Ebene auf der gegen die Rollen gedrückten Flaschenmündung abwälzen, wodurch eine Glättung der letzteren hervorgebracht wird. An A sind auſserdem die federnden Schenkel B angebracht, deren Enden die Halterollen G tragen. Neuerung an Glaskühlöfen von Anthony Dixon Brogan in Firhill, Glasgow, Joseph French in St. Paulus, Nordamerika, und James Craig in Firhill (D. R. P. Kl. 32 Nr. 46481 vom 20. Juli 1888). Die Oefen enthalten eine Anzahl etagenförmig angeordneter Auflageflächen für die zu kühlenden Glastafeln. Dieselben werden gebildet aus je einem feststehenden Stangenrost, einem zugehörigen Schieberrost, welch letzterer durch geeignete Mechanismen (Hebel, Rollen) unter oder über die Stangen des festen Rostes gebracht werden kann. Von einem Elevator, welcher für sämmtliche Etagenroste einstellbar ist, werden die Glasplatten abgenommen und durch Zurückziehen, Heben und Senken des untergeschobenen Schieberrostes auf den festen Rost niedergelegt. Ein neuer Glasschneidediamant wurde Johann Urbanek in Wien patentirt (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45831 vom 10. Mai 1888). Derselbe besteht aus dem Kopfe a (Fig. 11), in welchen der Diamant b gefaſst ist, und dem Hefte c, um welches der Kopf auf einer zur Längsachse des Heftes senkrechten Achse d etwas drehbar ist. Zu diesem Zwecke ist der Kopf mit einer Höhlung f versehen, in welche das Ende des Heftes c hineingreift. Gegen das hintere Ende des Kopfes zu kann ein zweiter stumpfer Diamant g eingesetzt werden, der durch eine kleine Stellschraube parallel zur Längsachse des Heftes verstellt werden kann, und durch welchen der scharfe Diamant b seine Führung erhält. Eine andere Vorrichtung, um das sichere Schneiden von Glas zu vermitteln, wurde H. Fincke in Hannover patentirt (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45271 vom 2. März 1888). Ein hölzernes Lineal (Fig. 12) ist mit Maſstheilung versehen. Mit diesem in Verbindung steht die Schiene c, in welcher schwalbenschwanzförmig geführt der Schlitten d läuft. Mit diesem ist der Diamanthalter e durch die Blattfeder f in Verbindung gesetzt. An letzterer sind die Klemmbacken gg1 angebracht, die kugelförmig an der Innenseite ausgespart den Diamanthalter e tragen, welcher mit Hilfe dieser Vorrichtung ganz sicher eingestellt werden kann. Durch Feststellung der Schraube mittels der Blattfeder i ist der Diamant gegen eine Verletzung, welche durch seitliche Verschiebung nach vollendetem Schnitte veranlagst werden könnte, gesichert. Verfahren und Maschine zum Schneiden optischer Linsen von Heinrich Schneider in Oberstein (D. R. P. Kl. 67 Nr. 44185 vom 13. December 1887). Die Spindel b (Fig. 13) ist mit einer Zange verbunden, in welche der Stein c eingespannt ist; d ist eine halbkugelförmige Schale, welche durch das Winkelgetriebe e und die Schnurscheibe f in Rotation versetzt wird. Die senkrechte Welle d ist in den Spitzen h drehbar, und das Handrädchen i dient dazu, um den bei dem Schneiden nothwendigen Druck ausüben zu können. Mit Hilfe des Supports K läſst sich die halbkugelförmige Scheibe in beliebige Entfernung von dem zu schneidenden Steine einstellen. Maschine zum gleichzeitigen Anschleifen und Poliren von zwei ebenen Begrenzungsflächen an einem Werkstücke von E. Offenbacher in Markt-Redwitz (D. R. P. Kl. 67 Nr. 49564 vom 17. December 1887). Schleifmaschine für Scheiben von ovaler Form von V. Avril (D. R. P. Kl. 67 Nr. 45491 vom 2. März 1888). Gegen einen rotirenden, hin und her gehenden Schleifstein wird ein rotirendes, in einem Rahmen befestigtes, aus mehreren ovalen Scheiben bestehendes Gläserbündel durch das eigene Gewicht angepreſst und dadurch gleichmäſsig abgeschliffen. Ausbalancirter Spannrahmen für Tafelglas-Facettirmaschinen von der Aachener Spiegelmanufactur, E. Hellenthal und Co. in Aachen (D. R. P. Kl. 64 Nr. 44911 vom 7. April 1888). Der Rahmen a (Fig. 14) ist um e drehbar auf den stellbaren Schraubenspindeln ff gelagert und durch Gewichte p so ausbalancirt, daſs die zu facettirende Platte b immer mit constantem Druck gegen die Oberfläche der wagerechten Schleifscheibe gedrückt wird. Der Rahmen ist auf einem kleinen Wagen montirt. Luftdichte Glasverschlüsse wurden in den letzten Jahren vielfach construirt. Jedermann kennt den jetzt so häutig an Bierflaschen und Flaschen moussirender Getränke angebrachten Verschluſs, bestehend aus einem Porzellan- oder Holzknopfe mit Gummiring, der durch ein doppeltes Drahtgelenk mit der Flasche verbunden ist. Ein kräftiger Druck auf dieses Gelenk genügt, um die Flasche zu öffnen. Ein anderer Verschluſs wird jetzt häufig auch im Handel angetroffen und eignet sich besonders für Weinflaschen, die einmal geöffnet einige Zeit aufbewahrt werden sollen. Ein dicker Gummistopfen wird mit Hilfe einer Schraubenspindel und Mutter zwischen zwei Holz- oder Elfenbeinstücke eingeklemmt; er weicht zur Seite und wird dadurch so stark an die Flaschenwandung gepreſst, daſs der Verschluſs nur nach dem Aufschrauben der Mutter von jener wieder entfernt werden kann. Die Flasche wird durch Abziehen des Schlüssels dem Unberufenen unzugänglich. An Stelle der vielfach gebrauchten Metalldeckel, welche mit Korkfütterung und Schraubenwindung versehen zum Verschlieſsen von Pulvergläsern vielfach in Gebrauch waren, construirten C. Stölzle und Söhne ähnliche Verschlüsse aus Glas. Dieselben erhalten auſser der Korkeinlage noch einen Gummiring. Derselbe wird befeuchtet auf den Flaschenrand gelegt, und der Glasdeckel, in dessen gerippte innere Vertiefung der Korkring vorher ebenfalls befeuchtet eingelegt wurde, in die Gewinde der Flasche eingedreht und kräftig angezogen. Diese Construction hat sich bewährt. Einen anderen einfachen luftdichten Verschluſs construirt B. Ritter v. Poschinger. An einem deckelartigen Stöpsel befinden sich Ansätze, die nach Einsetzung desselben in das Glas in sich verengende Fugen des inneren Flaschenhalses eingreifen und bei kurzer Drehung ein Anpassen des Stöpsels bewirken. Zur Dichtung dient auch hier ein Gummiring. Da die Manipulation beim Oeffnen und Schlieſsen eine einfache und der Gummiring nur von wenigen Chemikalien angegriffen wird, empfiehlt sich diese Construction für mancherlei industrielle Zwecke, für Speisekammergläser u.s.w. Ein anderer Verschluſs für Conservengläser rührt von A. Widmer in Zwiesel, Bayern, her. Fig. 17 stellt die Flasche in der äuſseren Ansicht, Fig. 18 dagegen im Querschnitte dar. Die Flasche besitzt in ihrem Halse zwei sich zapfenartig gegenüberstehende Erhöhungen. Die Hülse c, welche ebenfalls aus Glas über einen Kern gepreſst wird, hat zwei rechtwinkelige Einschnitte, welche auf der unteren Seite ihrer Länge nach 1mm Steigung haben. Wird die Hülse über den Hals der Flasche gesteckt und in ⅕ Umgang gedreht, so schlieſst dieselbe mittels des zwischen beiden liegenden Gummiringes luftdicht ab. Der Vortheil des Verschlusses von auſsen ist, daſs Differenzen in der Wandstärke hier bei Verwechslungen der Deckel keinen Einfluſs haben, daſs man also eine Flasche mit dem Deckel einer jeden anderen Flasche derselben Qualität verschlieſsen kann. (Sprechsaal.) Um das Auge vor Verletzungen zu schützen, welche bei einer Zertrümmerung des Schutzbrillenglases durch Bruchstücke desselben erfolgen könnten, construirt K. W. Müller in Eberswalde eine Schutzbrille mit doppelten elastisch befestigten Gläsern (D. R. P. Kl. 42 Nr. 47124 vom 11. Oktober 1888). Die Gläser sind doppelt angeordnet und durch eine Feder derart in ihrer Fassung gehalten, daſs sie nachgeben, wenn sie einem Stoſse ausgesetzt sind. Zerbricht das äuſsere Glas trotz der Feder, so bietet das innere für viele Fälle noch hinreichend Schutz. Es ist bekannt, daſs Glasdachziegel bei hellem Sonnenscheine dadurch Veranlassung zu Bränden geben können, daſs sie gleich Sammellinsen wirken und in der Nähe des Brennpunktes liegende Gegenstände aus Holz zu entzünden befähigt sind. In diesem Sinne sollen besonders die im Glase enthaltenen Hohlräume (Blasen) wirken (?). Ein Mittel gegen die Gefahr besteht im Bestreichen der Ziegel mit weiſser Farbe. Weit zweckentsprechender ist der Vorschlag, welcher sich im Sprechsaal, 1890 Nr. 15, findet, die Glasziegel mit Hilfe eines Sandstrahlgebläses zu mattiren, oder an der Oberfläche des Glases feine Längsriefung anzubringen. Die Patent Transparent Wire Wave Roofing Co. in London will einen Ersatz für Glasfenster in einem mit Leinölfirniſs gefüllten Drahtgewebe gefunden haben. Der neue Fensterstoff ist grünlichgelb durchscheinend und durch Eintauchen eines Eisendrahtgewebes in gekochtes Leinöl hergestellt. Das Gewebe besteht aus einem 0mm,4 dicken Draht, dessen Fäden 2mm,2 von einander abstehen. Die Dicke der Tafeln beträgt 1 bis 1mm,5. Sie werden in Längen von 10m und Breiten von 0,6 bis 1m,2 geliefert. Die Befestigung geschieht durch Zerschneiden der Gewebe mit der Schere und Annageln der Stücke. Gegen Regen und Sonnenschein soll der Stoff beständig sein. (Jedenfalls nicht auf die Dauer.) Glasröhren mit Asphaltmantel. Die Firma Wilhelm Seume in Dresden und Prag bringt neuerdings derartige Röhren in den Handel, welche 5mm dick mit einer 1cm dicken Asphaltschicht umgeben sind, welche sie nach Möglichkeit vor dem Zerbrechen schützen soll. Die Röhren werden als Ersatz für Holz-, Thon-, Eisen-, Cement-, Bleiröhren empfohlen und sollen der Einwirkung von Säuren u.s.w. gut widerstehen und auch dem Ansetzen von Abscheidungen wenig Gelegenheit bieten. (Sprechsaal, 1889.) Um Signaturen auf Standflaschen matt zu ätzen empfiehlt der Sprechsaal, 1889 S. 164, ein Gemenge von 36g Fluornatrium und 7g schwefelsaurem Kali in 0l,5 Wasser zu lösen, sodann 14g Zinkchlorid und 65gstarke Salzsäure in 0l,5 Wasser gelöst zuzusetzen. Die Mischung mit Feder oder Pinsel aufgetragen ätzt in 15 bis 30 Minuten mattweiſs. Dr. R. Zsigmondy.

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