Titel: Die Dampfmaschinen-Indicatoren.
Autor: Freytag
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 29
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Die Dampfmaschinen-Indicatoren. Mit Abbildungen. Die Dampfmaschinen-Indicatoren. Ueber die allgemeine Entwickelung der Dampfmaschinen-Indicatoren, sowie über die Vorzüge und Nachtheile der hauptsächlichsten Systeme dieser für den Dampfmaschinenbau so überaus wichtigen Messinstrumente hielt C. F. Budenberg, der Geschäftstheilhaber der weltbekannten Firma Schäffer und Budenberg, im März dieses Jahres vor der Owens College Engineering Society and Sheffield Society of Engineers in Manchester einen höchst interessanten Vortrag, welcher, in Industries, 1890 S. 152, bezieh. Iron, 1890 S. 538, veröffentlicht, dem folgenden Berichte zu Grunde gelegt ist. Der Dampfmaschinen-Indicator ist bekanntlich eine Erfindung von James Watt und es ist anzunehmen, dass diesem der Besitz eines derartigen Instrumentes für die Vervollkommnung der Dampfmaschine von sehr grossem Nutzen gewesen ist, weshalb er diese Erfindung aus ökonomischen Rücksichten in das tiefste Geheimniss hüllte und erst kurz vor seinem Tode einigen Freunden von derselben Mittheilung machte. Wie fast alle Erfindungen Watt's ist auch der erst geraume Zeit nach seinem Tode allgemeiner bekannt gewordene Indicator in solcher Vollkommenheit aus seinen Händen hervorgegangen, dass bis auf den heutigen Tag wesentliche Aenderungen daran nicht vorgenommen sind. Die mannigfachen Verbesserungen beziehen sich nur auf Einzelheiten und waren hauptsächlich durch die Einführung von Dampfmaschinen mit grösseren Kolbengeschwindigkeiten und höheren Dampfdrücken als bisher bedingt; es sind dieselben nichtsdestoweniger von der grössten Wichtigkeit, da bei Benutzung dieses Instrumentes die grösstmöglichste Genauigkeit des Arbeitens überaus nothwendig ist. Der eigentliche Zweck des Indicators ist, eine graphische Darstellung der wechselnden Drücke, welche auf den beiden Kolbenseiten eines Dampfmaschinencylinders herrschen, für jeden Punkt der Kolbenstellung zu liefern, um damit die Arbeit einer Dampfmaschine ermitteln, sowie Fehler in der Construction und Ausführung derselben entdecken zu können, welche letzteren andernfalls dem Constructeur entgehen würden. Diese vorzugsweise Benutzung des Indicators erschöpft jedoch noch lange nicht seine Verwendbarkeit; er kann gleich vorteilhaft noch zu verschiedenen anderen Zwecken Verwendung finden, z.B. auf den Schieberkasten einer Dampfmaschine gesetzt zur Bestimmung des Spannungsverlustes des Dampfes auf dem Wege vom Kessel nach dem ersteren, auf den Kessel gesetzt zur Ermittelung der in diesem durch den abziehenden Dampf hervorgerufenen Spannungsdifferenz, auf das Ausströmrohr geschraubt zur Bestimmung des Gegendruckes einer Dampfmaschine, und ebenso lässt er sich an Condensatoren, Luftpumpen u. dgl. anbringen, um auch hier über die im Inneren dieser Apparate vor sich gehenden Erscheinungen Klarheit zu schaffen; ausserdem lässt sich mit Hilfe des Indicators die Aufzeichnung relativer Bewegungen, wie z.B. derjenigen des Schiebers in Bezug auf die Kolbenbewegung einer Dampfmaschine, leicht vornehmen, indem man in diesem Falle den Schreibstift bei geschlossenem Indicatorhahn durch die Schieberstange bewegen lässt; ebenso erhält man, wenn der Papiercylinder von der Schieberstange aus bewegt, der Indicator dagegen wieder mit dem Dampfcylinder in Verbindung gesetzt wird, ein Diagramm, welches die Dampfspannung, bezogen auf den Schieberweg, graphisch darstellt und über das Arbeiten der Steuerung genauen Aufschluss gibt. Der Indicator von Watt war derartig eingerichtet, dass er das Diagramm auf eine mit Gegengewicht versehene Tafel, die mittels einer Schnur durch den Kolben der betreffenden Dampfmaschine hin und her bewegt wurde, zeichnete; diese Einrichtung ist seitdem allgemein und zwar zuerst von Mac Naught durch einen Cylinder ersetzt worden. Der von dem zuletzt Genannten construirte Indicator wurde vor dem Auftauchen desjenigen von Richards am meisten angewendet; der Kolben hatte hier einen Durchmesser von nur ⅜ Zoll engl. und war mit einer sehr langen, schwachen Spiralfeder verbunden, deren oberes Ende einen Halter für den Schreibstift trug, der leicht auf einen Papiercylinder gedrückt wurde. Bei sehr geringen Geschwindigkeiten gab dieser Indicator ziemlich zufriedenstellende Auskunft, indess schon bei massigen Geschwindigkeiten von 40 bis 50 Umdrehungen in der Minute wurden die Störungen in Folge heftiger Schwankungen der langen, schwachen Feder so bedeutend, dass die mit demselben abgenommenen Diagramme nicht mehr benutzt werden konnten. Dieser Mangel wurde von Richards durch Anbringung einer stärkeren kurzen Feder beseitigt, welche durch den Dampfdruck zusammengepresst und nicht, wie dies bei Naught geschieht, ausgezogen wird. Um bei den hierdurch bedingten kurzen Kolbenwegen dem Schreibstift eine genügende Bewegung zu ertheilen, musste ein Hebel werk vorgesehen werden, welche Aufgabe Richards dadurch löste, dass er zur Führung des Schreibstiftes einen Watt'schen Lemniskoidenlenker benutzte und diesen mit der Kolbenstange genau so in Verbindung brachte, wie es Watt an seinen Balancier-Dampfmaschinen bei den Kolbenstangen des Dampfcylinders, der Condensatorpumpe u.s.w. ausgeführt hatte. Der Richards'sche Indicator, welcher noch jetzt am häufigsten anzutreffen ist und mit nicht unwesentlichen Verbesserungen von der Firma Elliott Brothers in London eingeführt wurde, hat eine Kolbenfläche von ½ Quadratzoll engl., einem Durchmesser von 0,79 Zoll engl. entsprechend, und ungefähr 25/32 Zoll engl. Hub. Der Kolben ist dampfdicht im Cylinder eingeschliffen und sein Weg steht zu demjenigen des Schreibstiftes im Verhältniss 1 : 4; er ist fest mit der im Cylinderdeckel geführten Kolbenstange und diese am oberen Ende mit einer kleinen Führungstange verbunden, welche an dem Hauptlenker angreift. Der letztere wird ebenso wie der Gegenlenker von den Armen einer um das Indicatorgehäuse drehbaren Hülse gestützt, welche ein bequemes Andrücken bezieh. Entfernen des in einer von den Lenkern geführten Hängeschiene befestigten Schreibstiftes an den bezieh. von dem Papiercylinder zulässt. Die obere Kolbenseite steht durch kleine, gewöhnlich im Cylinderdeckel angebrachte Löcher, welche auch zuweilen, um zu verhindern, dass der entweichende Dampf gegen das Diagrammpapier bläst, seitlich am Cylinder angebracht sind, mit der Atmosphäre in Verbindung. Das Indicatorgehäuse ist unten durch eine Differentialverschraubung mit einem Hahnstück verbunden und kann in Folge dessen unter jeden beliebigen Winkel eingestellt werden. Der um eine im Gestell befestigte Stahlspindel drehbare Papiercylinder besitzt am unteren Theile eine mit Spurkranz versehene Scheibe und in seinem Inneren eine Spiralfeder, welche die Rückdrehung des Cylinders bewirkt. Die Spannung dieser Feder lässt sich bei den von der Firma Schäffer und Budenberg angefertigten Indicatoren, um einerseits bei schnellgehenden Maschinen ein correctes, von den Einflüssen der schwingenden Massen des sich hin und her drehenden Papiercylinders unabhängiges Diagramm zu bekommen, andererseits um bei langsam laufenden Maschinen die Ausdehnung der Schnur während des Versuchs möglichst zu vermeiden, je nach Bedarf durch Reguliren einer Spannschraube verstärken oder abschwächen. Beim Indiciren schnellgehender Maschinen und besonders dann, wenn wenig Compression vorhanden ist, lässt es sich bei Benutzung des Richards'schen Indicators nicht vermeiden, dass die obere Curve der Diagramme von der richtigen Expansionslinie abweicht und mehr oder weniger wellenförmig wird. Diese Erscheinung ist zunächst bedingt durch die auf und nieder schwingenden nicht unbeträchtlichen Massen dieser Geradführung; ferner erleiden einzelne Theile derselben, wie Hauptlenker, Gegenlenker und die Hängeschiene leicht eine Verbiegung, sobald der Schreibstift an den Papiercylinder gedrückt wird, wodurch nicht nur Beeinträchtigungen in der richtigen Wirkung der Geradführung, sondern auch Abnutzungen in den Gelenken u.s.w. entstehen. Um diese genannten Uebelstände zu beseitigen, hat Thompson an Stelle des von Richards' verwendeten Watt'schen Lemniskoidenlenkers einen Evans'schen Ellipsenlenker benutzt und dabei, um die Trägheit der Massen zu verringern, das Gewicht derjenigen Theile der Geradführung, welche eine grosse Bewegung auszuführen haben, möglichst gering genommen. Während die Geradführung des Richards'schen Indicators mit ihren doppelten Gegenlenkern und dem stark belasteten Hebelende, welches den Schreibstift trägt, nach Prof. Reynolds die Abnahme von Diagrammen nur noch bei etwa 69, 105 und 155 minutlichen Umdrehungen, je nachdem Federn für Dampfdrücke von 20, 50 und 100 Pfund auf den Quadratzoll engl. zur Verwendung kommen, gestattet, ist es mit der Thompson'schen Geradführung möglich, Diagramme auch bei 200 bis 300 und mehr Umgängen in der Minute ohne Wellenlinien abzunehmen. Textabbildung Bd. 279, S. 30 Fig. 1.Evans' Ellipsenlenker. Die Drehpunkte oder Scharniere der Richards'schen Geradführung haben nahezu sämmtlich grosse Wege zurückzulegen und alle beweglichen Theile derselben sitzen ausserhalb der Ebene des schweren Trägers der Führung, während bei der Thompson'schen Geradführung mit Ausnahme eines einzigen Hebels sämmtliche Achsen und Lagerungen centrisch und in breiten Auflagern liegen, die nicht so schnell der Abnutzung unterworfen sind als jene; auch ist die Anzahl der Glieder eine geringere, als bei Richards. Thompson benutzte zu seiner Geradführung eine Combination des Evans'schen Ellipsenlenkers, welche Fig. 1 schematisch veranschaulicht; a und b sind zwei feste Punkte, um welche die Glieder ac und eb schwingen. Durch richtige Wahl der Grössenverhältnisse der einzelnen Theile des Ellipsenlenkers kann man erreichen, dass der vom Punkte d zurückgelegte Weg sich ziemlich genau einer geraden Linie nähert. Um eine mathematische Gerade zu erhalten, müsste sich der Punkt c auf fc bewegen, b mit f zusammenfallen und de gleich ce sein. Um der ersteren Bedingung so weit als möglich Genüge zu leisten, ist das Glied ac ziemlich lang gehalten, so dass die durch die Nichterfüllung der beiden anderen Bedingungen entstehenden Fehler nur noch derartige sind, dass sich innerhalb des gebräuchlichen Hubes des Schreibstiftes selbst mit sehr feinen Messwerkzeugen kaum ein Abweichen des Punktes d bezieh. des Schreibstiftes von der geraden Linie nachweisen lässt. Dreyer, Rosenkranz u. Droop in Hannover haben diese Geradführung an ihren nach Thompson's Muster gebauten Indicatoren dadurch verbessert, dass sie den richtigen Evans'schen Lenker zu Grunde legten. Textabbildung Bd. 279, S. 30 Thompson's Indicator. Bewegt sich eine Stange dc (Fig. 1) von gegebener Länge zwischen den Schenkeln eines rechten Winkels cfd, so beschreibt jeder Punkt derselben, z.B. e, eine Ellipse, deren halbe Achsen m und n sind; wird umgekehrt der Punkt c in einer Geraden fc und Punkt e in einer Ellipse geführt, deren Achsen 2 m und 2 n sind, so muss sich Punkt d nothwendiger Weise in einer Geraden bewegen. Liegt e auf der Mitte von de, so wird m = n und es geht dann die Ellipse in den Kreis vom Radius m = n über, dessen Mittelpunkt f ist. Die mit derartigen Geradführungen geschriebenen Senkrechten weichen nach den Berechnungen von W. Hartmann (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1890 Nr. 2 S. 28) bei 70 mm Diagrammhöhe nur noch um 1/32 mm von der mathematischen Geraden ab; die Genauigkeit ist demnach weit grösser als diejenige, mit welcher selbst der geübteste Mechaniker für gewöhnlich Längen abzumessen pflegt. Bei dem Fig. 1 bis 3 ersichtlichen Indicator von Thompson ist der Hauptlenker mit dem Kolben durch eine längere dünne Stange verbunden, welche in der hohlen Kolbenstange mittels nachziehbaren Kugelgelenkes befestigt ist; es erfordert diese Construction eine äusserst peinliche und vorzügliche Ausführung, um so mehr, als die hohle Kolbenstange eine ziemlich dünne Wandung besitzt, indessen kann sich die Lenkerstange jetzt frei und ohne Spielraum bewegen. Der Cylinder ist hier, wie bei Richards, mit der Tragplatte nicht aus einem Stück hergestellt, wie es behufs genauer Ausbohrung – parallel mit der Bohrung des Deckels und der Achse des Papiercylinders – vortheilhaft wäre, sondern in den Indicatorkörper eingeschraubt, kann daher leicht erneuert werden und ist auch der Reinigung gut zugänglich. Mit Rücksicht auf die grösseren Geschwindigkeiten, für welche dieser Indicator bestimmt ist, betragen die Bohrungen des Absperrhahnes und der Verbindungsstücke ½ Zoll engl. im Durchmesser, gegenüber ⅜ Zoll im Richards'schen Indicator; die Kolbenbewegung steht zu derjenigen des Schreibstiftes wieder im Verhältniss 1 : 4, der Kolbenhub beträgt ¾ Zoll und die grösste Diagrammhöhe demnach 3 Zoll engl. gegenüber 3⅜ Zoll engl. beim Richards'schen Indicator, dessen Gesammtconstruction im Uebrigen beibehalten ist. Der Thompson'sche Indicator wird auch in einer kleineren Grosse gefertigt, welche sich ganz besonders zur Abnahme von Diagrammen bei grossen Geschwindigkeiten eignet; der Kolbenhub beträgt bei diesem kleineren Instrument nur ⅝ Zoll engl. und die grösste Diagrammhöhe bei dem Umsetzungsverhältniss 1 : 4 demnach 2½ Zoll engl. Textabbildung Bd. 279, S. 31 Fig. 4.Crosby's Indicator. Die Schreibstiftführung ist hier besonders leicht gehalten, so dass die Schwankungen des Stiftes selbst bei den grössten Geschwindigkeiten gering ausfallen, weshalb auch stärkere Federn zur Verwendung gekommen sind als bei dem grossen Indicator; ferner ist die Lenkerstange ausserhalb des Deckels am Ende der Kolbenstange durch ein Kugelgelenk mit der letzteren verbunden und damit die Benutzung einer hohlen Kolbenstange, welche wegen ihres grossen Durchmessers leicht grössere Reibungen erzeugt, vermieden. Das Gewicht dieses Indicators mit Zubehör beträgt etwa 2½ k, während das grössere Instrument etwa 5½ k wiegt. Ein dem Thompson'schen in der Gesammtanordnung ähnlicher Indicator ist der in Amerika vielfach benutzte Crosby-Indicator, welcher in Fig. 4 wiedergegeben ist und sich hauptsächlich durch die Geradführung des Schreibstiftes und eine eigenartige Anordnung der Federn von dem ersteren unterscheidet. Die Schreibstiftführung wird durch einen angenäherten Ellipsenlenker bewirkt, dessen Eigentümlichkeit darin besteht, dass der Angriffspunkt des Gegenlenkers noch weiter als derjenige des Evans'schen Lenkers bei Thompson von dem Schreibstifte weg nach der Kolbenstange zu, und zwar in diese selbst gerückt ist, so dass er nur die kleine Bewegung des Schreibhebels mitzumachen hat und seiner geringen Länge wegen auch von wenig störendem Einfluss auf die Bewegung des Schreibzeuges sein wird. Der Unterschied der Wege der äusseren Gegenlenkerpunkte für dieselbe Schreibstiftbewegung stellt sich bei den Indicatoren von Crosby und Thompson wie 1000 zu 1625. Ueber die Nachtheile dieser Schreibstiftführung sowie die eigenartige Anordnung der doppelarmig gewundenen Federn ist bereits 1884 254 * 412 ausführlicher berichtet worden; nachzutragen ist noch, dass die Crosby'schen Papiercylinder nicht mit Spiralfedern, sondern behufs Erzielung einer gleichbleibenden Spannung der die Trommel bewegenden Schnur mit Drehschraubenfedern versehen sind, deren Widerstand für Hin- und Rücklauf nicht gleichförmig, sondern wechselnd ist, da, um eine gleichförmige Schnurspannung zu erhalten, die Federspannung beim Beginn des Rücklaufes um das Doppelte des Momentes zuzüglich der Reibung der Trommel grösser sein muss als diejenige bei Beginn des Hinlaufes. Es kommt nämlich bei der Berechnung beider Federarten der grösste Radius ihrer Windungen in Betracht, insofern die Biegsamkeit in geradem, die Kraft dagegen in umgekehrtem Verhältnisse hierzu steht. Bei den früher erwähnten Spiralfedern ist das äusserste Ende am inneren Umfange der Trommel befestigt, deren unveränderlicher Radius somit zugleich derjenige der Feder ist, wogegen die Drehschraubenfeder der Crosby'schen Trommeln ihren Radius umgekehrt zur Zahl der Windungen stetig beim Hin- und Rücklaufe ändert. Durch geschickte Benutzung dieses Unterschiedes zusammen mit dem Trommelgewicht ist es Crosby möglich geworden, seine Schnurspannung selbst für ganz ungewöhnlich hohe Umdrehungszahlen, wie 500 und mehr, praktisch so gut wie gleich zu halten; selbstverständlich muss dabei die mittlere Federspannung durch Drehung des Federknopfes dem Gange entsprechend gehalten werden. Eine von G. W. Brown construirte Vorrichtung, den Betrag der Schnur Spannung graphisch darzustellen, ist übrigens 1884 254 * 414 beschrieben worden. Der Kolbenhub des Indicators von Crosby beträgt nur ⅜ Zoll engl., die Uebersetzung 1 : 6, so dass sich eine Diagrammhöhe von 2¼ Zoll engl. ergibt; er leidet, trotzdem er im Uebrigen allen Anforderungen, welche man an ein gutes Instrument stellen darf, auch in Bezug auf sorgfältige Herstellung aller Theile vollkommen Genüge leistet, hauptsächlich an dem Uebelstande, weil zu leicht und empfindlich gebaut, für den  gewöhnlichen Gebrauch nicht besonders zweckmässig zu sein; haben doch mit derartigen Instrumenten, namentlich bei grossen Geschwindigkeiten abgenommene Diagramme gezeigt, dass sogar die Vibrationen der Maschine nicht ohne Einfluss auf das Schreibzeug gewesen sind. Textabbildung Bd. 279, S. 31 Fig. 5.Kenyon's Indicator. Ein anderes, wenn schon nicht von grosser praktischer Bedeutung, so doch wegen seiner aussergewöhnlichen Construction erwähnenswerthes Messinstrument ist der (bereits 1881 242 * 317 kurz erwähnte) Indicator von Kenyon in Manchester. Kolben und darüber liegende Spiralfeder sind hier durch eine Bourdon'sche Röhre ersetzt, wie solche bei Manometern zur Bestimmung des Kesseldruckes vielfach Verwendung findet; durch die von den verschiedenen Drücken abhängigen Bewegungen des freien Endes der federnden Röhre wird die Schreibstiftführung, welche ähnlich wie beim Richards'schen Indicator aus einem Lemniskoidenlenker besteht, auf und nieder bewegt. Textabbildung Bd. 279, S. 32 Fig. 6.Tabor's Indicator. Das Instrument ist, anderen Indicatoren gegenüber, von einer bedeutenden Grosse und seine Angaben sind zu sehr von der Beeinflussung der Röhre bei Temperaturschwankungen und dem Gewichte des in derselben angesammelten condensirten Wassers abhängig; es hat jedoch in neuerer Zeit als Hochdruckindicator zur Bestimmung von Drücken zwischen 5 bis 10 t auf den Quadratzoll engl. und darüber vielfache Verwendung gefunden, nachdem die Messingröhre durch eine aus vorzüglichem Stahl gefertigte Röhre ersetzt wurde, welche in der aus Fig. 5 ersichtlichen Weise jetzt genau wie bei einem Dampfkesselmanometer angeordnet ist. Namentlich zu hydraulischen Zwecken eignet sich dieser Indicator vorzüglich, weshalb er auch von Prof. Unwin bei seiner hydraulischen Zerreissmaschine zur Abnahme von Diagrammen benutzt wurde. Textabbildung Bd. 279, S. 32 Fig. 7.Geradführung zu Tabor's Indicator. Bei dem 1880 236 * 272 beschriebenen und häufiger angewendeten Indicator von Darke in London hat der Kolben nur einen einzigen Hebel zu bewegen, welcher den Schreibstift trägt; der letztere sitzt in einem Träger, welcher in einem langen Schlitz parallel zur Papiertrommel geführt wird, mit dem fest gelagerten Hebel demnach nicht fest verbunden sein kann, sondern in einem Langschlitze desselben gleitet. Ein Uebelstand an diesem Indicator liegt darin, dass der kleine, zwangläufig bewegte Schreibstiftträger in gewissen Stellungen einer bedeutenden Reibung unterworfen ist und sehr leicht klappert, wodurch grosse Unregelmässigkeiten in den Linien des Diagrammes entstehen; aus diesem Grunde kann diese Einrichtung nicht empfohlen werden. Das Streben nach Verringerung des Gewichtes der schwingenden Massen führte vor etwa acht Jahren den Ingenieur Tabor in New York zur Construction eines Indicators, bei dessen Geradführung ebenfalls der Gegenlenker vollständig vermieden ist und welcher im Uebrigen grosse Aehnlichkeit mit dem Thompson'schen Indicator hat. An Stelle des bei letzterem angeordneten kurzen Gegenlenkers wird hier, wie Fig. 6 und 7 zeigen, die Geradführung des Schreibstiftes (nach Engineer 1889 S. 50) ebenfalls wie beim Darke'schen Indicator zwangläufig und zwar mittels Stiftes durch eine Curve von der Form eines angenäherten Kreisbogens bewirkt, dessen Krümmungsmittelpunkt etwa in der Achse des Schreibstiftes liegt. Die Curve ist in einer auf dem Cylinderdeckel befestigten Platte ausgespart und um schädliche Reibungen, sowie ein Klappern des Stiftes zu verhüten, ist derselbe mit einer kleinen, lose drehbaren Rolle verbunden, welche sich in der genannten Curve frei auf und nieder bewegt und damit die geradlinige Führung des Schreibstiftes ermöglicht. Das Umsetzungsverhältniss beträgt 1 : 5, der Kolbenhub 0,65 Zoll engl., die Diagrammhöhe demnach 374 Zoll engl. Die Kolbenstange ist mit dem Kolben in der aus Fig. 7 ersichtlichen Weise durch einen Kugelzapfen verbunden und das Dichthalten des Kolbens durch umlaufende Riffelungen, in denen sich Wasser aufhalten kann, erreicht. Textabbildung Bd. 279, S. 32 Fig. 8.Indicator von Innes. Ebenso wie derjenige von Crosby, besitzt auch dieser Indicator, um seitliche Kolbendrücke in Wegfall zu bringen, doppelarmig gewundene Federn. Der Schreibstift kann auf jeder Seite der aus einem dünnen Messingrohre bestehenden Papiertrommel benutzt und zu dem Zwecke die ganze Geradführung mittels Handgriff in einer auf dem abschraubbaren Cylinderdeckel angebrachten Ringnuth entsprechend gedreht werden; eine regulirbare Schraube verhütet ein zu starkes Andrücken des Schreibstiftes gegen das von ungleich langen Streifen aus Neusilber gehaltene Papier. Mittels einer durch federnden Riegel in Eingriff gebrachten Sperrklinke lässt sich auch hier in der gewöhnlichen Weise die Papiertrommel feststellen. Der Leitrollenträger besteht aus einer cylindrischen Scheibe, welche, auf ihrem äusseren Umfange mit Leder überzogen, sich je nach der Schnurablenkung mit Leichtigkeit einstellt. Ein Vergleich der Tabor-Geradführung mit dem Evans'schen Lenker zeigt, dass beide geometrisch identisch sind, denn bei beiden werden die Punkte c und e (Fig. 1 und 7) des Hauptlenkers gezwungen, sich auf Kreisen um die Punkte a bezieh. b zu bewegen; die Art und Weise jedoch, wie der Zwanglauf hervorgebracht wird, ist verschieden. Ein anderer Indicator, dessen Vortheile darin bestehen, dass man mit Leichtigkeit ein grosses Uebersetzungsverhältniss zwischen Kolben und Schreibstift bei kleinen Abmessungen der Geradführung erzielen kann, so dass dadurch die schwingenden Massen wiederum vermindert werden, ist der ebenfalls in Engineer, 1889 S. 489, beschriebene Indicator von Mc. Innes. Wie aus Fig. 8 ersichtlich, bezieht sich hier die Aenderung auf die Art und Weise, wie die Bewegung des Kolbens auf den Hauptlenker der Geradführung übertragen wird. Während bei allen anderen Indicatoren das hierzu nothwendige Glied von der Kolbenstange unmittelbar zum Hauptlenker führt, hat Mc. Innes dieses Glied zwischen die Kolbenstange und den Gegenlenker gelegt. Textabbildung Bd. 279, S. 33 Indicator von Fraser, Tavernier und Casper. Bei der Construction aller bisher genannten Indicatoren nahm man behufs Gewinnung brauchbarer Diagramme namentlich darauf Bedacht, die Masse des Kolbens und der damit zusammenhängenden Schreibstiftführung auf einen immer geringeren Betrag zurückzuführen. Ganz hiervon abweichend ist der der Firma Fraser, Tavernier und Casper in London patentirte, in Fig. 9 und 10 veranschaulichte Indicator ausgeführt; es wird bei demselben nach Industries vom 15. August 1890, ähnlich wie bei dem Indicator von Brown (1888 269 * 59), die Durchbiegung einer elastischen Platte durch den Dampfdruck zur Aufzeichnung des Diagramms benutzt, und zwar erfolgt die Uebertragung der Plattenbewegung auf die um den Cylinder rotirende Papiertrommel mittels einer Anzahl scheren artig über einander liegender Hebel, welche in Folge ihrer bedeutenden Masse, sowie in Anbetracht der erheblichen Reibungsverluste, welche bei der Drehung der einzelnen Hebel um ihre Bolzen entstehen, bei nur einigermassen höheren Geschwindigkeiten die Aufzeichnung eines brauchbaren Diagramms kaum gestatten werden. Der Dampf tritt durch die Oeffnung B2, den Kanal B1 und die Bohrung B in eine Kammer D, welche mit einer Flüssigkeit gefüllt ist und mittels dieser den Dampfdruck gleichmässig auf die elastische Platte F überträgt; auf der letzteren ruht ein kleiner Kolben G, welcher durch eine Spiralfeder niedergedrückt wird und durch eine Stange mit Kugelgelenk seine Bewegungen auf die scherenartig über einander liegenden Hebel L überträgt, welche dieselben dann vergrössert durch Stangen O dem Schreibstiftträger Q mittheilen. Die von den bisher genannten Indicatoren aufgezeichneten Diagramme geben bekanntlich nicht direct die wirklichen, auf den Kolben ausgeübten Dampfdrücke, sondern nur die Druckschwankungen auf ein und derselben Kolbenseite während einer Umdrehung der Maschine an. Die obere oder Admissionscurve gehört in Wirklichkeit nicht zu der darunter stehenden Emissionscurve, sondern eigentlich schon zu derjenigen Emissionscurve, welche beim gleichzeitigen Indiciren der anderen Kolbenseite entstehen würde; man nimmt eben für gewöhnlich, bei der Berechnung der Leistung einer Maschine aus den abgenommenen Diagrammen an, dass die Vorgänge während zweier auf einander folgenden Hübe und bei Anwendung eines einzigen Indicators, welcher durch einen Dreiwegehahn abwechselnd mit den beiden Cylinderenden in Verbindung gebracht wird, sogar während mehrerer Umdrehungen der Maschine auf beiden Kolbenseiten dieselben sind. Unter Umständen können diese Annahmen indess zu Fehlern Veranlassung geben und man müsste dann, um ein richtiges Resultat zu erhalten, die mittels zweier Indicatoren erhaltenen Diagramme combiniren, d.h. durch Abzug der entsprechenden Ordinaten ein neues Diagramm entstehen lassen, welches nun den wirklichen Druck auf den Kolben bei jeder Stellung desselben angibt. Um dies auf weniger umständliche Weise zu erreichen, wendet man Doppelindicatoren an, welche in der Regel so eingerichtet sind, dass sich mit ihnen sowohl Einzeldiagramme als auch Diagramme, welche aus dem Unterschiede der Drücke vor und hinter dem Kolben einer Dampfmaschine resultiren, nehmen lassen. Einen derartigen Indicator von Schäffer und Budenberg zeigt Fig. 11; er besteht aus einer Verbindung von zwei Indicatoren, die gleichzeitig auf den Schreibstift wirken und diesen veranlassen, direct den resultirenden Dampfdruck auf den Maschinenkolben anzugeben. Die beiden auf der Spindel S befestigten Kolben K und K1 stehen bei geöffneten Hähnen unter der Einwirkung der Drücke beider Cylinderseiten, welche bei Hochdruckmaschinen einander entgegen wirken, bei Condensationsmaschinen indess sich gegenseitig unterstützen, d.h. nach einer Richtung wirken, so dass beim Hingange des Kreuzkopfes  der Maschine die Feder  nach oben, beim Hergange nach unten (oder umgekehrt) um die Differenz beider Cylinderpressungen (positiv gerechnet) comprimirt, also stets auf Druck beansprucht wird. Textabbildung Bd. 279, S. 33 Fig. 11.Doppelindicator von Schäffer und Budenberg. Das Diagramm (Fig. 12) ist demnach eine theils oberhalb, theils unterhalb der atmosphärischen liegende Linie, und die Entfernung von der ersteren ist jedesmal der wirkliche Druck auf die Kolbenstange; der Curventheil oberhalb derselben gibt die Arbeit der einen, derjenige unterhalb die Arbeit der anderen Cylinderseite und die ganze geschlossene Curve die Gesammtarbeit während einer Umdrehung an. Oeffnet man nur den einen oder andern Indicatorhahn, so erhält man von beiden Cylinderseiten Einzeldiagramme und durch Abnehmen derselben auf demselben Papier, wo bereits das combinirte Diagramm geschrieben ist, ein in jeder Beziehung übersichtliches Bild, aus dem alle Einzelheiten des Diagramms ersichtlich sind und welches die Berechnung der Kraftleistung der Maschine ausserordentlich erleichtert. Die Einrichtung und Verhältnisse der Geradführung sind diejenigen des gewöhnlichen Thompson-Indicators und das Instrument kann durch einfaches Abschrauben des viergängigen unteren Stutzens und Einschrauben eines Cylinders auch sofort in einen einfachen Indicator umgewandelt werden. Textabbildung Bd. 279, S. 34 Fig. 12.Indicator-Diagramm. Eine Eigentümlichkeit des Doppelindicators gegenüber allen anderen Constructionen besteht nach C. F. Budenberg darin, dass derselbe von den Einflüssen des variirenden Barometerstandes unabhängig ist. Während bei den einfachen Indicatoren über dem Kolben der Atmosphärendruck wirkt, ist beim Doppelindicator der Kolben in Bezug auf diesen Druck entlastet. Wenn man bedenkt, dass die Indicator federn immer nur für einen bestimmten Barometerstand richtig justirt werden können, dass aber andererseits durch die fortwährenden Barometerschwankungen und durch die differirende Höhenlage der zu indicirenden Maschine, welche Berglocomotiven oder unterirdische Wasserhaltungsmaschinen sein können, der Gegendruck auf den Indicatorkolben sehr schwankt, so ist klar, dass der Doppelindicator bedeutend richtigere Diagramme gibt als ein einfacher Indicator, bei dem der Einfluss des Barometerstandes vernachlässigt ist. Der Indicator wird, wie Fig. 13 zeigt, mit dem Cylinder durch Hähne verbunden, welche wegen der Druckabnahme über ½ Zoll weit und möglichst kurz gehalten werden. Textabbildung Bd. 279, S. 34 Fig. 13.Indicator-Anordnung. Was der erwähnte Einfluss des Barometerstandes auf die von einem Indicator erzielten Curven anbelangt, so kann derselbe in den meisten Fällen vernachlässigt werden. Nimmt man z.B. den Barometerstand zu 75 cm an, so wird 1 cm Quecksilbersäule 1/75 at oder 0,0133 k auf 1 qcm entsprechen; denkt man nun den Barometerstand um ganze 5 cm verändert, so würde dies nur ungefähr einen Unterschied von 0,0133,5 = 0,0665 auf 1 qcm ausmachen, welcher doch kaum von grosser practischer Bedeutung sein dürfte. Freytag.