Titel: Neuerungen in der Gasindustrie.
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 95
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Neuerungen in der Gasindustrie. (Fortsetzung des Berichtes S. 64 d. Bd.) Neuerungen in der Gasindustrie. Nachträge zur Methode der Ferrocyanbestimmung; von R. Gasch. Verf. wendet die von ihm angegebene Methode1890 277 270. auch auf die Cyanbestimmung im Leuchtgase an; er leitet das Gas durch drei oder vier Woulff'sche Flaschen mit Eisenvitriol und Natronlauge, wobei die Flaschen in einem Kasten mit warmem Wasser erwärmt werden, und zwar auf die Temperatur, die das Gas in dem Apparate, an welchem die Probenahme geschieht, besitzt. Bei kaltem Gase ist die Erwärmung von Nutzen. Nachdem mehrere Cubikmeter Gas (bei Rohgas 2 cbm) durch die Flaschen gesaugt, giesst man den Inhalt der Flaschen, in welchen sich Ferrocyan befindet, zusammen, misst das Volumen und bestimmt Ferrocyan, Carbonylferrocyan und Rhodan. Die beste Geschwindigkeit des Gasdurchtrittes in den Flaschen ist 50 bis 60 l in der Stunde; die Flaschen sollen nicht über 50° C. erhitzt werden; nur bei Proben an einer sehr heissen Vorlage muss auch das Wasser wärmer werden. Ist die Flüssigkeit der letzten Flaschen zu verdünnt, so dampft man ein und gibt, sie zu der übrigen; Schwefel wird mit kohlensaurem Blei entfernt, auch das Volumen von Theer und des Eisenniederschlages in Rechnung gebracht. Nach der Ferrocyanbestimmung mit Zinklösung im Becherglase, bestimmt man im Filtrate Carbonylferrocyan, indem man so lange eine auf Carbonylferrocyankalium empirisch gestellte Eisenoxydsalzlösung zugibt, bis die Rhodanreaction als Indicator auftritt. Vor dem Titriren muss die Lösung mit Kochsalz ausgesalzen werden, um den Niederschlag unlöslich zu machen; im Filtrate bestimmt man Rhodan. Das Carbonylferrocyankalium stellt man aus dem Violett im Ueberschusse mit reinem Aetzkali dar nebst Auskrystallisiren über concentrirter Schwefelsäure. – Verf. bestimmt mit der von ihm angegebenen Titrirmethode auch Cyan, Ferrocyan und Rhodan im Gaswasser, wobei sich nebenher auch Chlorsalze und Sulfate, sowie Sulfide bestimmen lassen.Verf. gibt in seinen „Sonstigen Bemerkungen“ an, gelbes Blutlaugensalz käme mit verschiedenem Wassergehalte vor; damit ist Verf. im Irrthume. In der Firma, in welcher der ganze Blutlaugensalzhandel Deutschlands zusammenläuft, wurde solches noch nie beobachtet, sondern stets 99,6 bis 99,8 Proc. theoretisches kllst. Ferrocyankalium im Blutlaugensalze gefunden, welches dazu nach verschiedenen Methoden hergestellt wird. Dass aber unter verschiedenen Umständen Blutlaugensalzlösungen verschieden zinkhaltige Niederschläge entstehen lassen, ist sicher, und mögen aus diesem Grunde die Angaben der Literatur nicht übereinstimmen.D. Ref. (Journal für Gasbeleuchtung, 1890 Bd. 33 S. 215.) Die Herstellung von Chlorammonium aus den Nebenproducten der Gasfabrikation mit Hilfe von Chlormetallen; von Dubosc und Heuzey. Das Ammoniakwasser, welches bei der Destillation von Kohle in der Vorlage und den Kühl- und Waschapparaten sich vorfindet, wird in drei Arten in den Handel gebracht: als rohes Gaswasser von 4 bis 5° B. und etwa 4 Proc. Ammoniak; als concentrirtes Gaswasser von 10 bis 12° B. und mit 12 bis 14 Proc. Ammoniak; ferner als Ammoniumsulfat mit 20 bis 21 Proc. Stickstoff, entsprechend 24,3 bis 25,5 Proc. Ammoniak. Diese drei Producte mit Chlormetallen behandelt setzen sich um in Salmiak; Verf. verwenden hierzu Eisenchlorid mit Chlorcalcium gemischt, wobei sich Schwefeleisen und kohlensaurer Kalk neben Chlorammonium bildet. Erstere setzen sich rasch ab, während Eisenchlorid allein einen schlammigen, schwer absetzbaren Niederschlag bildet. Die Verarbeitung des Gaswassers ist folgende: Durch Stehenlassen des Gaswassers in Cisternen mit getrenntem Wasserspiegel scheidet man den Theer vollständig ab und pumpt die klare Flüssigkeit in erhöht stehende Tröge; eine Pumpe führt das zur Umsetzung nöthige Quantum Eisenchlorid und Chlorcalcium zu, wobei ein Rührapparat die Masse bewegt. Die Umsetzung geht sofort vor sich und nach etwa 12 Stunden ist etwa ⅔ der Flüssigkeit vollständig klar, frei von Schwefel und Kohlensäure. Der klare Theil wird abgezogen, mit Salzsäure schwach angesäuert und zu den Verdampfungsapparaten geleitet. Der abgesetzte Schlamm wird in einer Filterpresse abfiltrirt, der Rückstand soll, an der Luft getrocknet, eine gute Gasreinigungsmasse ergeben. Die Rohlauge hat durchschnittlich 7° B.; um sie zur Krystallisation zu bringen, muss auf 13° B. abgedampft werden. Das Abdampfen geschieht in flachen Trögen aus Eisenblech oder Gusseisen mit etwa 2 cbm Inhalt; feinkörniger Guss gibt anscheinend die besten Resultate. Der ganze Ofen ist mit einem hölzernen Mantel bedeckt, mit einem Abzugsrohre für die Dämpfe, welche in einen Kamin gelangen. In denselben kann etwas Luft zugelassen werden, damit für den Fall einer schlecht geleiteten Zersetzung Schwefelwasserstoff darin verbrennt. Die auf 13° B. abgedampfte Flüssigkeit lässt man in Holzgefässen auskrystallisiren und trägt dabei Sorge, dass innerhalb der 15 Tage, welche die vollständige Krystallisation dauert, täglich die gebildete feste Decke eingestossen wird, um die Abkühlung rascher vor sich gehen zu lassen. In diesem Falle erhält man spitze Krystalle; wünscht man Würfel, so werden 5 Proc. einer 35° B.-Eisenchloridlösung zugesetzt. Dieselbe wirkt allein durch ihre Gegenwart und bleibt in der Mutterlauge. Die Krystalle lässt man abtropfen und trocknet sie bei 50 bis 60°. Zur Herstellung von raffinirtem Salze unterbricht man das Abdampfen bei 11° B. und fällt den Metallgehalt der Lösung mit etwas Schwefelammonium; die reine Lauge dampft man in emaillirten Pfannen ab, lässt krystallisiren und trocknet die Krystalle. Die Umsetzung von Ammoniumsulfat in Salmiak mittels Metallchloriden geschieht auf zweierlei Art, indem sich entweder ein unlösliches Sulfat bildet, wie bei Anwendung von Chlorcalcium, oder ein lösliches, wie bei Kochsalz, Eisenchlorür, Chlorzink, Manganchlorür. Im ersten Falle geschieht die Herstellung, indem man das Ammoniumsulfat, in möglichst wenig Wasser gelöst, in ein erhöht stehendes Gefäss pumpt, in welchem sich die zur Zersetzung nöthige Menge Chlorcalcium in concentrirter Lösung befindet; die Umsetzung beginnt sofort und wird durch ein Rührwerk unterstützt. Das gebildete Gemisch, bestehend aus Gyps und Salmiaklösung, wird in einer Filterpresse mit Nachwaschung bearbeitet; die erhaltene Lösung wird abgedampft, wie vorher beschrieben. Der Gyps lässt sich als Düngemittel verwerthen. – Der zweite genannte Process, bei welchem sich ein lösliches Sulfat bildet, gründet sich auf die Anwendung von Eisenchlorür, wie es beim Abbeizen von Eisen entsteht, oder von Chlornatrium. Die Eisenlösung von 24° B., mit etwa 25 Proc. Eisenchlorür, wird neutralisirt und in einem Kessel auf wenigstens 60° C. gebracht. Nun setzt man die entsprechende Quantität Ammoniumsulfat zu und die Umsetzung geht vor sich, es bildet sich Eisenvitriol und Salmiak. Ersteres ist weniger löslich als Salmiak und beginnt beim Abkühlen des Kessels sogleich sich abzusetzen. Die Lauge wird in Kühlgefässe gebracht, wo sie 95 Proc. des vorhandenen Eisenvitriols durch Krystallisation verliert. Die verbleibende Flüssigkeit wird mit den Waschwässern der Krystalle in flachen Pfannen abgedampft, wobei rohes Salz auskrystallisirt. Zur Herstellung von reinem Salmiak werden die Verunreinigungen mit Schwefelammonium und Chlorbaryum ausgefällt und schliesslich das Filtrat abgedampft. Derselbe Process geht mit jedem Chlormetalle vor sich, welches ein lösliches Sulfat bildet. (Bull. industr. Rouen, 1890 S. 439.) (Fortsetzung folgt.)