Titel: | Schussweitenmesser auf amerikanischen Kriegsschiffen. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 39 |
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Schussweitenmesser auf amerikanischen
Kriegsschiffen.
Schussweitenmesser auf amerikanischen Kriegsschiffen.
In einem Vortrage, welchen der Lieutenant Bradley A.
Fiske der Flotte der Vereinigten Staaten zu Anfang vorigen Jahres über die
Anwendung der Elektricität im Kriege im Franklin
Institute gehalten hat, wird unter anderen auch der neueste
Schussweitenmesser (range finder) erwähnt, der dazu bestimmt ist, jederzeit die
Entfernung anzugeben, in welcher sich ein zu beschiessendes Schiff befindet. Da die
Visire gewöhnlich auf 50 Yard (45,7 m) graduirt sind und zwei mit je 12 Knoten
fahrende Schiffe sich in der Secunde um 13⅓ Yard einander nähern, so dürfen von der
Messung der Schussweite bis zum Abfeuern eines wirksamen Schusses nicht mehr als 4
Secunden verstreichen. Mit einem Schussweitenmesser versehen, kann ein Schiff
bereits aus wenigstens 1800 m Entfernung zu feuern anfangen, und wenn das
beschossene Schiff keinen solchen Messer besitzt und deshalb ein wirksames Feuer
erst aus etwa 470 m Entfernung beginnen kann, so braucht das beschiessende Schiff
sich nur in entsprechender Entfernung zu halten, um ungefährdet schiessen zu
können.
In dem Journal des Franklin Institute (September
1890, Bd. 130 S. 195) finden sich folgende Angaben über den neuesten
Schussweitenmesser. Am Ende einer ein für alle Mal festgelegten Linie werden zwei
Fernrohre aufgestellt, mittels deren zwei Beobachter dem Gegenstande, dessen
Entfernung zu messen ist, beständig folgen; an den Fernrohren ist der Gradbogen
durch einen Neusilberdraht ersetzt. Ein dritter Beobachter hat nun die Aufgabe, die
Nadel eines Galvanoskops beständig auf Null zu halten und hat dazu weiter nichts zu
thun, als einen Contactstab auf einem Widerstandsdrahte entsprechend zu verschieben;
der Contactstab gibt dann fortdauernd die Entfernung des beobachteten Gegenstandes
an.
Textabbildung Bd. 280, S. 39Fig. 2.Watel's elektrischer Ventilator. Auf dem Schiffe Chicago mass die Standlinie
88 m; das eine Fernrohr war am Bug, das andere am Hintertheil aufgestellt; der
mittlere Fehler bei den Messungen betrug 0,6 Proc. und es war ganz leicht,
fortlaufend die Entfernung von sich bewegenden Schiffen anzugeben.
Aus diesen Angaben geht hervor, dass in diesem Schussweitenmesser die Widerstände
nach Art einer Wheatstone'schen Brücke angeordnet sind;
wie die einzelnen Instrumente unter einander und mit der erforderlichen galvanischen
Batterie zu verbinden sind, ist a. a. O. nicht angegeben. Es mag indessen hier auf
die grosse Verwandtschaft hingewiesen werden, welche dieses Instrument mit dem
Feueralarm-Apparate von Sickert und Lossier besitzt. Letzterer ist in den Annalen der Telegraphier 1. Heft * S. 64 (vgl. auch Polytechnisches Centralblatt, 1872 * S. 1247),
beschrieben und dazu bestimmt, in der Feuerwache beim Eingehen eines Lärmrufes
sofort anzugeben, wo das Haus liegt, aus welchem der Ruf eingegangen ist. In diesem
Feuermelder ist aber die Lösung der gestellten Aufgabe deswegen wesentlich
vereinfacht, weil die Summe der Widerstände für jedes
der beiden Paare unveränderlich ist, welche die auf gleicher Seite der das
Galvanoskop enthaltenden Diagonale liegenden Parallelogrammseiten bilden.