Titel: Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle.
Autor: Ignatz Lew
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 40
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Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle. Von Dr. Ignatz Lew. (Fortsetzung der Abhandlung S. 16 d. Bd.) Mit Abbildungen. Eine neue Methode zur Beurtheilung der Schmieröle. Aus vielen Versuchen geht hervor, dass die Form der Curvenlinien für fette Oele von der Form jener der Mineralschmieröle verschieden sind; letztere sind noch von der Natur der Mineralöle, aus welchen die Schmieröle gewonnen wurden, abhängig. Die Erniedrigung der Temperatur bedingt überhaupt bei allen Flüssigkeiten eine grössere innere Reibung, nur wächst dieselbe bei den fetten Oelen nicht so rapid wie bei den Bakuer Mineralschmierölen und bei letzteren langsamer als bei den amerikanischen. Ist die innere Reibung irgend eines Oeles bekannt, so kann sofort auf Grund der oben gebrachten Entwickelungen und graphischen Darstellung die Brauchbarkeit im einen oder anderen Falle, d.h. seine Schmierfähigkeit, die innere Temperatur in der schmierenden Schicht bei den gegebenen Bedingungen und überhaupt die Veränderungen im Reibungswiderstand mit der grösseren oder kleineren Erwärmung der Lager bestimmt werden, kurz alle Haupteigenschaften des zu prüfenden Oeles. Es muss allerdings erwähnt werden, dass bei Oelen, welche eine bestimmte dicke Consistenz überschreiten, die graphische Methode eine grössere Reibungskraft voraussagt, als das wirklich der Fall ist, d.h. eine zu kleine Schmierfähigkeit und umgekehrt; diese Fehler können aber bei Anwendung der Formel (4) gehoben werden. Die oben erwähnte Methode wurde angewendet bei Beurtheilung der Schmierfähigkeit von Mineralölen verschiedener Fabriken Russlands, welche u.a. auch auf der Ausstellung der Mineralölproducte in St. Petersburg ausgestellt waren; die charakteristischen Curven wurden auf Rapsöl bezogen, welches ja, wie bekannt, eine grössere Beständigkeit in den Schmiereigenschaften auch bei bedeutenden Temperaturänderungen zeigt. Die Grössen μ und λ wurden mittels Petroff's Apparat bestimmt, welcher aus der Fig. 3 zu ersehen ist. Es ist dies ein Apparat, mittels welchem die Zeit bestimmt wird, in welcher ein bestimmtes Volumen des zu prüfenden Oeles von bestimmter Temperatur und unter bestimmtem Druck durch ein dünnes, gut calibrirtes und gemessenes Rohr läuft. Bezeichnen wir durch: μ die innere Reibung der Flüssigkeit in Gewichtseinheiten(mg), welche einer Fläche von 1 qmm zukommt beieiner Geschwindigkeit = 1; λ die äussere Reibung, welche der gemeinschaftlichen Be-rührungsfläche der Flüssigkeit mit den Rohrwändenentspricht, bei der Bewegung derselben in der Röhremit der Schnelligkeit = 1; D den Durchmesser des Ausflussrohres; α die Länge des Rohres; H die in Gewichtseinheiten ausgedrückte Differenz desDruckes für die Flächeneinheit der Ausflussöffnung; Q die in der Zeit O ausgeflossene Flüssigkeitsmenge, inCubikeinheiten ausgedrückt; O die Zeit, in welcher das Volumen Q durchgelaufen ist,in Secunden ausgedrückt; t die Temperatur der durchgelaufenen Flüssigkeit. Die Abhängigkeit von μ, von den angegebenen Verhältnissen wird dann durch die Formel \mu=\frac{\pi\,D^4\,H^0}{128\,\alpha\,Q}\,\left(1+\frac{8}{D}\ \frac{\mu}{\lambda}\right) ausgedrückt. Diese Formel genügt zur Bestimmung von μ, wenn mit genügender Genauigkeit angenommen werden kann, dass der Ausdruck \frac{8}{D}\,\frac{\mu}{\lambda} im Verhältniss zu 1 sehr klein ist; letzteres können wir erreichen, wenn wir D, d.h. den Durchmesser der Röhre, dementsprechend wählen. Für Versuche mit Mineralölen, z.B. bei Temperaturen, die 15° C. nicht überschreiten, kann \frac{\mu}{\lambda}=0,015 angenommen werden; dementsprechend muss D = 0,5 mm genommen werden, um μ mit einer Genauigkeit 0,05 ihrer Grösse zu bestimmen. Textabbildung Bd. 280, S. 40Apparat zum Messen der durchfliessenden Oelmenge. Um also das Volumen des Oeles, welches während des Versuches das Rohr durchfliesst, zumessen, dient ein Glasgefäss, welches aus einer Kugel mit zwei angeschmolzenen Röhren besteht, wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen ist. Das Volumen des Gefässes zwischen aa und bb wird genau gemessen und ist in der Gleichung mit Q bezeichnet. Das zur Untersuchung bestimmte Oel gelangt in das Gefäss C durch das obere gerade Rohr a (Fig. 2). Der Ausfluss des Oeles während des Versuches erfolgt durch die Röhre b. Das Gefäss C und Rohr b sind mittels Kautschukschläuchen verbunden. Das andere Ende des Rohres b wird bei d mittels Kautschukschlauch mit dem Kugelgefäss (Fig. 1) verbunden. Die Flüssigkeit wird durch die Capillare b in die Kugel e mittels gepresster Luft gedrückt. Der ganze Apparat zur Bestimmung von μ ist in Fig. 3 abgebildet; er besteht aus einer Colonne E, in welcher sich ein kupfernes, cylindrisches Reservoir befindet, welches auf der Zeichnung punktirt angegeben ist. Das Reservoir ist mittels Röhren mit der Compressionspumpe O, mit dem Quecksilbermanometer und mit den Röhren H, F, K verbunden; das Rohr K ist mit dem zur Aufnahme von Oel bestimmten Gefäss f (vgl. C auf Fig. 2) verbunden. Wird der Hahn H geschlossen, so kann mittels der Compressionspumpe O im Reservoir E die Luft bis zum gewünschten Druck comprimirt werden, welcher auf dem Manometer abgelesen werden kann. Der Druck bleibt im Reservoir ziemlich constant, wenn die Temperatur sich nicht verändert. Wird jetzt der Hahn H geöffnet und Hahn L geschlossen, so wird im Gefäss f ein Druck erzeugt, dessen Grösse am Stande der Quecksilbersäule zu erkennen ist; das Oel fliesst dann aus dem Gefäss f durch das Rohr K in die Kugel G. Zar besseren Regulirung des Versuches wird das obere Rohr der Kugel G mittels Kautschukschlauch mit einem Gummiballon C verbunden. Schliesst man den am Rohre A befindlichen Hahn B, so kann man mittels Gummiballon C in der Kugel G einen Druck erzeugen, welcher demjenigen im Gefässe f gleichkommt; eine Bewegung der Flüssigkeit im Rohre K ist dann ausgeschlossen. Es genügt, den Hahn B zu öffnen oder zu schliessen, um die Flüssigkeit in K wieder ungehindert ausfliessen zu lassen bezieh. deren Ausfluss zu sistiren. Der ganze Druck, welcher in der Formel mit H bezeichnet wird, kann für gewöhnlich am Manometer abgelesen werden; bei sehr genauen Bestimmungen muss der Niveauunterschied des Oeles in f und G in Betracht gezogen werden. Es genügt jedenfalls, den Niveauunterschied in dem Moment zu bestimmen, wenn die Kugel G bis zur Hälfte gefüllt ist. Um diese Differenz zu bestimmen, muss vor Beginn des Versuches oder besser am Schlüsse desselben die Flüssigkeit im Gefässe G bis zur Marke n und hierauf bis m gebracht werden und in beiden Fällen die Abstände der Flüssigkeitsoberflächen im Gefässe f von irgend einer wagerechten Fläche bestimmt werden. Das arithmetische Mittel dieser zwei Messungen \frac{h_2+h_3}{2} wird den Abstand der Flüssigkeitsoberflächen im Gefässe f von der wagerechten Ebene angeben, im Momente, wo die Kugel G bis zur Hälfte gefüllt war. Es muss auch der Abstand h1 der Marke m von derselben wagerechten Ebene bestimmt werden, ebenso der Abstand zwischen m1 und dem Mittelpunkt der Kugel G. Es wird dann der Ausdruck \left(\frac{h_2+h_3}{2}-h_1-a\right) die Höhe der Flüssigkeitssäule darstellen, die in Verbindung mit dem Drucke der comprimirten Luft die Flüssigkeit durch das Rohr K fliessen lässt. Der Hahn L ist dazu angebracht, um bei geschlossenem Hahn H die comprimirte Luft aus dem Gefäss f herauslassen zu können. Textabbildung Bd. 280, S. 41Fig. 3.Petroff's Apparat zur Bestimmung der Reibung der Flüssigkeiten. Die wagerechte Fläche, von welcher h1, h2, h3 gemessen werden, ist im Apparate durch die Oberfläche einer Spiegelglasplatte bb dargestellt, welche auf einem eisernen Rahmen aa ruht, der seinerseits durch die Bolzen m1m1 gestützt ist. Letztere ruhen auf den Schrauben c1, c2, c3, welche an den Tisch befestigt sind und dazu dienen, um die Spiegeloberfläche bb in wagerechte Lage zu bringen. Die Zeit, in welcher die Kugel G mit der Flüssigkeit gefüllt wird, misst man mittels einer Secundenuhr; zu genaueren Bestimmungen können die Schwingungen des Pendels benutzt werden. Da die Schwingungsdauer gewöhnlich 0,4'' gleich ist, so kann der Beobachtungsfehler bei einiger Uebung 0,2'' nicht überschreiten. Die Temperatur der Flüssigkeit muss während der ganzen Versuchszeit constant bleiben, da auch ganz kleine Veränderungen in derselben auf die Grösse der inneren Reibung von bedeutendem Einflüsse sind. Das Gefäss f, das Rohr K und Kugel G stehen daher in einem mit Wasser gefüllten grossen Gefässe, welches mit schlechten Wärmeleitern umgeben ist. Das kupferne, innen verzinnte Bad cccc, von der Form eines Parallelepipedons, hat breite umgebogene Ränder und steht angeschraubt in einem hölzernen Kasten, derart, dass noch rundum ein Raum von 25 mm frei bleibt, welcher mit Watte ausgefüllt ist. Dieser Holzkasten steht in einem zweiten grösseren von gleicher Anordnung. Das innere kupferne Bad schliesst ein metallischer Deckel, der mit einer durch Watte isolirten Holztafel bedeckt ist. Auf letzterer liegt ein Holzdeckel für den äusseren, dritten Holzkasten. Das Kupferbad ist mit dem äusseren und inneren Holzkasten durch dieselben Bolzen verbunden, welche auf den Schrauben c1, c2, c3 ruhen. Zur Bestimmung der Wassertemperatur in der Wanne sind durch den Deckel zwei Thermometer N und N geführt. Man kann mit den bis jetzt beschriebenen Vorrichtungen die Temperatur in der Wanne ziemlich constant halten. Damit aber auch die in f befindliche Flüssigkeit die gleiche Temperatur hat, wie sie die Thermometer N und N anzeigen, steht in der Wanne noch ein Gefäss h, welches vom Gefäss f sich nur durch etwas breiteren und längeren Hals unterscheidet. Das Gefäss h wird mit derselben Menge der zu prüfenden Flüssigkeit gefüllt und ein weiteres Thermometer M eingeführt. Zeigen die Thermometer N, M und N dieselbe Temperatur oder M nur sehr wenig Abweichung von NN, so kann mit genügender Sicherheit angenommen werden, dass auch die Temperatur der Flüssigkeit, welche durch das Rohr K fliesst, sich nur wenig von der Temperatur des Wassers unterscheidet. Der Vorgang in der Kugel G, welche in der Wanne liegt, kann mittels der an den Wänden der Wanne angebrachten Spiegelgläser beobachtet werden. Angeschraubte kupferne Cylinderröhren sorgen für Licht in der Wanne sowie dafür, dass die zur Beobachtung bestimmten Spiegelgläser nicht schwitzen. Zur Ausführung des Versuches wird die Wanne mit Wasser gefüllt, dessen Temperatur etwas höher ist als die, bei welcher der Versuch ausgeführt werden soll; dann wird die Wanne geschlossen und abgewartet, bis sie die gewünschte Temperatur angenommen hat. Durch ein unten angebrachtes Hahnrohr P kann die Wanne vom Wasser entleert werden. Der Bügel d hält die Kugel G in bestimmter Lage fest. Zur Messung der Höhen h1, h2, h3 muss der Rahmen aa mit dem auf demselben liegenden Spiegelglase, mit dem Bügel d und den darauf stehenden Gefässen f, K und G aus der Wanne herausgenommen werden. Der Rahmen kann auf den Deckel des äusseren Kastens gesetzt und dann mit Hilfe der Schrauben c1, c2, c3 das Glas in wagerechte Lage gebracht werden. Die Messung geschieht im Freien mittels Winkelmass mit Scala. Diese Messungen sind aber nur bei ganz genauen Untersuchungen nothwendig, denn bei einem Niveauunterschied am Manometer von 150 mm kann eine Oelschicht von 50 mm vernachlässigt werden. Nachdem die Höhen h1, h2, h3 gemessen wurden – vorausgesetzt, dass dies nothwendig war – wird der Rahmen aa mit allen darauf stehenden Gegenständen in das Wasser gesetzt und die Oberfläche bb in wagerechte Lage gebracht. Zur Ausführung des Versuches wird die Wanne geschlossen, der Hahn H geöffnet, die Luft in G mittels Gummiballon C comprimirt und zwar so stark, dass die Flüssigkeit im Rohre K in Ruhe bleibt. Ist die gewünschte Temperatur, welche an den Thermometern N, M, N abzulesen ist, erreicht, so wird der Hahn B geöffnet und die Zeit bestimmt, in der die Kugel G mit der Flüssigkeit sich füllt. Zu erwähnen ist noch, dass vor jedem Versuche das Rohr K, Gefäss f und Kugel G gut gereinigt und getrocknet werden müssen. Die Versuchsresultate, welche mit verschiedenen Mineralölen im Vergleich zu Rapsöl auf dem Petroff'schen Apparat erhalten wurden, sind aus nachfolgender Tabelle zu ersehen: Tabelle I. Die Grössen der inneren Reibung μ. Oele der Fabrik Ragosin und Co. Oele der Fabrik Fuller Oele der Société Anonyme dePetrole de Crimée Oele der Fabrik Kuskowsk beiMoskau (Russ.-Amerik.Naphta-Prod.-Gesellsch.) Oele Rapsöl Spindelöl Maschi-nenöl Winter-Waggonöl Cylinderöl Spindelöl Maschi-nenöl Waggonöl Schmieröle: Spindelöl Maschi-nenöl Winter-Waggonöl Nr. I A Nr. I B N. II Spec. Gew.bei 17,5° C. 0,888 0,905 0,910 0,916 0,8848 0,9125 0,9068 0,9150 0,9150 0,9100 0,9000 0,9050 0,9070 Die Temperaturenin Celsius 10°15°20°25°30°35°40°45°50°55° 0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246 0,004060,003080,002390,001900,001620,001310,00107 0,041750,029850,021460,015230,011080,008160,00612 0,075760,045930,032300,021360,015250,011040,00816 0,079500,044250,030770,021620,01600 0,008960,006340,005490,003170,002720,002260,001900,00159 0,009360,006840,006150,004020,003160,002540,002080,001710,00130 0,004160,003200,002460,002030,001650,001380,001140,00098 0,018400,012280,008680,006400,004740,003580,002800,002180,001740,00126 0,016000,007330,005450,004150,003190,002460,001940,001570,00128 0,004290,003150,002500,002060,001670,001340,001080,000870,00076 0,026250,017850,012360,008720,006570,005080,003950,003100,00187 0,044100,028760,019350,013730,010050,007400,005560,004330,00435 0,056550,034300,030090,016870,012540,009320,006880,005160,004130,00300 Tabelle II. Die Grössen der inneren Reibung μ. Oele von der FabrikBallain de Balluin Odessa Oele der Fabrik Gebr. Nobel Oele der FabrikChodetzky Oele Rapsöl Schmieröle Spindelöl Maschinenöl Naphtarück-stände filtrirt Naphtarück-stände nichtfiltrirt Ein Gemisch von Fettölmit Mineralöl Nr. I Nr. II Nr. I Nr. II Spec. Gew. bei 17,5° C. 0,9010 0,9058 0,896 0,907 0,907 0,909                        10°15°20°25°30°35°40°45°50°55° 0,014380,011700,009370,007500,006060,004950,004090,003420,002900,00246 0,042900,027790,018760,013150,009500,007100,005390,004180,003260,00250 0,039400,025630,017450,012580,009370,007090,00536.0,004140,00325 0,019230,013250,009550,006980,005160,003940,00300 0,037020,024760,017250,012240,008860,006570,005000,00390 0,053550,034460,024500,017050,012240,009190,00698 0,084000,052550,034870,024480,017790,012940,00953 0,008000,006360,005050,004100,003290,002700,002280,001950,00170 0,007890,006280,004980,004020,003230,002650,002200,001910,00165 Tabelle III. Die Grössen n und n1 (Coefficienten der inneren Reibung). Fabrikenvon Bezeichnung der Oele Spec. Gew. n n 1 Ragosinund Co. SpindelölMaschinenölWinter-WaggonölCylinderöl 0,88800,90500,91000,9160   63136153193   78126134151 Fuller SpindelölMaschinenölWaggonöl 0,88480,91250,9068      77,0  81  50      89,4     93,5     64,4 Société Anonyme de Petrole de Crimée Schmieröl Nr. I A          „       Nr. I B          „       Nr. II 0,91500,91500,9100      93,9     86,1     54,0    104,2     98,2     69,7 Kus-kowsk beiMoskau SpindelölMaschinenölWinter-Waggonöl 0,90000,90500,9070    108,6   131,3   143,5    113,0126   133,4 Ballainde Balluin Odessa Schmieröl Nr. I          „       Nr. II 0,90100,9058    129,1   144,2    123,9   131,2 Gebr. Nobel SpindelölMaschinenölNaphtarückstände filtrirt               „           nicht filtrirt 0,8960,9070,9070,909   98142142161 106129130138 Cho- detzky Oel Nr. I  „   Nr. II      79,8     79,1      93,5     92,5 In obigen Tabellen I und II sind zur bequemen Vergleichung die Veränderungen der inneren Reibung bei denselben Temperaturen angegeben. Bei den Versuchen selbst war es unmöglich, die Temperaturen innerhalb je 5° genau einzuhalten. Die Grössen μ wurden direct aus den graphischen Tabellen genommen, nachdem auf Grund der Versuche für jedes Oel die entsprechende Curve festgestellt war. – Die Grössen n und n1, also die Coefficienten der inneren Reibung, welche in der Tabelle III angegeben sind, wurden mittels der für Rapsöl feststehenden Coefficienten bestimmt; es wurde für letzteres die äussere Temperatur, die Temperatur der schmierenden Schicht und folglich auch bei bekannter Tangente des Winkels α berechnet. – Man berechnet den Coefficienten n aus dem Quotienten des Reibungscoefficienten des zu prüfenden Oeles und dem Reibungscoefficienten des Rapsöles. Der Werth n1 wird nach Formel (4) gefunden. Es muss berücksichtigt werden, dass je näher der Coefficient n1 des zu prüfenden Oeles dem Coefficienten des Rapsöles steht und je mehr die Curve des ersteren sich der Curve des letzteren nähert, desto mehr das untersuchte Oel bezüglich seiner Schmierfähigkeit mit dem Rapsöl übereinkommt. Zur vollständigen Beurtheilung verschiedener Sorten Schmieröle müssen die für diese Oele erhaltenen Grössen n1 mit der für Rapsöl gefundenen, sowie auch unter einander verglichen werden. In der Tabelle IV ist ein solcher Vergleich verschiedener Sorten Oele unter einander gegeben. Es können aus der Tabelle folgende Schlüsse gezogen werden: 1) Die Oele der Fabrik von Fuller haben die höchste Schmierfähigkeit. 2) Von den verschiedenen Sorten Schmieröl der Fabrik Ragosin und Co. besitzt die höchste Schmierfähigkeit, im Vergleich zu den Oelen anderer Fabriken, das Spindelöl von 0,888 spec. Gew. Tabelle IV. Bezeichnung der Oele Amerik. Fabrikvon Fuller Fabrik vonRagosin und Co. FabrikKuskowskbei Moskau Société Anonymede Petrolede Crimée Fabrik vonBallain de Balluin Odessa Fabrik derGebr. Nobel Gemisch vonFettöl u. Minervon Chodetzky   1) Vaselinöl für Uhren-      mechan. 42,0   63,8   2) Oel für Nähmasch. 30,2   86,9 115,8   3) Spindelöl 64,4   78,0   99,4 106,0   4) Maschinenöl 77,9 126,0 126,0 69,7 123,9 129,0 93,8   5) Winter-Waggonöl 89,9 134,0 133,4 131,2 130,0   6) Sommer-      „ 143,0 141,0 142,6 138,0   7) Maschinenöl 83,1 104,3 98,2 122,4 92,5   8) Oleonaphta 138,0   9) dto. 102,0 10) Solaröl   35,0 11) Schwarzes Oel 151,0 150,2 12) Oleonid 109,0 13) Maschinenöl 93,5 74,0 3) Von den Oelen der Fabrik Kuskowsk bei Moskau gleichen das in der Tabelle aufgeführte Maschinenöl von 0,9050 spec. Gew., das Winter-Waggonöl von 0,9070 spec.Gew. und das Sommer-Waggonöl von 0,9100 spec. Gew. fast ganz den Ragosin'schen. 4) Von den Oelen der Société Anonyme de Petrole de Crimée besitzen alle drei Oelmuster, die Maschinenöle von den spec. Gew. 0,910, 0,915, grosse Schmierfähigkeit. 5) Von den Oelen der Fabrik Ballain de Ballu in Odessa stehen auch das Maschinenöl, Winter- und Sommer-Waggonöl dem von Ragosin fast gleich. 6) Filtrirte und nicht filtrirte Naphtarückstände von 0,907 bezieh. 0,909 spec. Gew. der Gebr. Nobel stehen bezüglich Schmierfähigkeit höher als die Ragosin'schen. Es geht daraus hervor, dass die theuren raffinirten Schmieröle in manchen Fällen durch die billigen Naphtarückstände ersetzt werden können. 7) Beide Oelsorten von Chodetzky nähern sich den entsprechenden Oelen von Fuller; es hat dies seinen Grund darin, dass erstere ein Gemisch von Mineral- und Fettöl sind, in welchem die innere Reibung nicht so gross ist als wie in reinem Mineralöl. Textabbildung Bd. 280, S. 43Schema I. Schaulinien für Spindelöle. I) Fabrik von Fuller. II) Ragosin und Comp. III) Kuskowsk. IV) Gebr. Nobel. In den Schemata I, II, III sind die charakteristischen Curven der Spindelöle, Maschinenöle und Waggonöle dargestellt. Die Curven der übrigen Oele können nach den oben angegebenen Tabellen leicht abgeleitet werden. Wie schon oben erwähnt wurde, gibt der Grad der Durchsichtigkeit der Schmieröle, deren Raffination, Dichte, Entflammungs- und Entzündungspunkt keinen Fingerzeig für die Grösse der inneren Reibung derselben, doch sind alle diese Bestimmungen von Wichtigkeit, was aus der nachfolgenden Darlegung erhellt: Mischt man zwei Oele, die bei ein und derselben Temperatur verschiedene innere Reibung besitzen, so ergibt sich für das Mischproduct eine charakteristische Curve, welche einem Oele entspricht, dessen Eigenschaften zwischen denen der beiden Componenten liegen. Textabbildung Bd. 280, S. 44 Schema II. Schaulinien für Maschinenöle. I) Fabrik Soc. anon. de la Crimée. II) Fuller. III) Ballain de Ballu IV. Ragosin und Comp. V. Kuskowsk. Man kann daher die grosse innere Reibung irgend eines dicken Schmieröles bis zu einem bestimmten Grade verkleinern, wenn man demselben kleine Mengen Solaröl, Pyronaphta oder Kerosin, welche eine sehr kleine innere Reibung besitzen, zumischt. Textabbildung Bd. 280, S. 44 Schema III. Schaulinien für Winter-Waggonöle. 1) Fabrik von Fuller. II) Gebr. Nobel. III) Ballain de Ballu. IV) Kuskowsk. V) Ragosin und Comp. Doch kann diese Zugabe nur dann zweckentsprechend sein, wenn das zugegebene Product sich nicht wesentlich verflüchtigt. Die Zugabe solcher leichten Oele kann natürlich durch Bestimmung des Entflammungs- und Entzündungspunktes des betreffenden Musters nachgewiesen werden. Auch die Zugabe verschiedener harziger Producte erhöht die innere Reibung der Schmieröle und damit auch die Reibung in der Maschine; abgesehen hiervon haben dieselben auch noch eine nachtheilige chemische Wirkung auf die in Reibung kommenden metallischen Oberflächen. Auch wurde oft beobachtetVgl. Bericht der Commission der Naphta-Ausstellung., dass Oelmuster von ein und derselben Sorte, die in ein und derselben Fabrik zu verschiedenen Zeiten erhalten waren, nicht die gleiche charakteristische Curve haben, wenn sie auch allen anderen Anforderungen entsprechen. Diese Thatsache ist natürlich für die Consumenten aus ökonomischen Rücksichten von Bedeutung. Eine Bestimmung der inneren Reibung der Oele lässt sofort die Aehnlichkeit beider Oelmuster erkennen und weist darauf hin, in welcher Richtung eine Abweichung von dem einmal als gut befundenen Oele erfolgt ist. Die Fabrikanten haben es somit in der Hand, nachdem sie diese Abweichungen kennen, einheitliche Producte zu produciren. Die Fabrikation der Schmieröle, hauptsächlich in Russland, deren Begründung dem bekannten Fabrikanten Ragosin in erster Linie zu verdanken ist, hat in verhältnissmässig kurzer Zeit eine bedeutende Ausdehnung erreicht und zeichnet sich durch grosse Mannigfaltigkeit ihrer Erzeugnisse aus, dank des hierfür vorzüglich geeigneten russischen Erdöles. Aber auch hier, wie bei den übrigen Destillationsproducten des Erdöles ist eine Unsicherheit bemerkbar, welche in der Bezeichnungsweise und den Eigenschaften verschiedener für denselben Zweck bestimmter Oelsorten zum Vorschein kommt. Eine Beseitigung dieser Unsicherheit kann mittels der oben besprochenen Methode von Petroff erreicht werden. Es ist dem Techniker ein Weg gezeigt, vorzügliche Oele von streng präcisen Eigenschaften zu produciren und damit grössere Vortheile aus seinem Betriebe zu ziehen. Bis jetzt ist in dieser Richtung verhältnissmässig wenig geschehen, es unterliegt aber keinem Zweifel, dass das rege Interesse für die Sache die Techniker davon nicht zurückschrecken lassen wird, Versuche in angedeuteter Richtung vorzunehmen, auch wenn dieselben wesentlich complicirter sich gestalten, als dies bei denselben seither gebräuchlichen Methoden und Apparaten der Fall war.