Titel: | Kettenspann- und Regulirvorrichtung für mechanische Webstühle. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 54 |
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Kettenspann- und Regulirvorrichtung für
mechanische Webstühle.
Mit Abbildungen.
Kettenspann- und Regulirvorrichtung für mechanische
Webstühle.
Die durch das D. R. P. Kl. 86 Nr. 52159 vom 25. October 1889 geschützte Kettenspann
Vorrichtung der Actiengesellschaft Neuwalzwerk in
Neuwalzwerk bei Bösperde (Westfalen) soll die bekannte Kettenbaumbremse ersetzen und
eine gleichmässigere Spannung der Kettenfäden ermöglichen als diese. Bei derselben
erfolgt die Spannung durch einen Gewichtshebel, welcher durch ein Planetenräderwerk
derart mit dem Kettenbaum in Verbindung gebracht ist, dass die innere Drehbarkeit
des Räderwerks erst beim Ueberschreiten der wagerechten Lage des Spannhebels durch
Lösung einer Sperrung möglich gemacht wird.
Textabbildung Bd. 280, S. 54Kettenspann- und Regulirvorrichtung für mechanische Webstühle Auf dem Zapfen des Kettenbaumes A (Fig. 3 und 4) ist ein Zahnrad B befestigt, welches die Drehung von A auf ein Zahnrad C und
mittels dieses Rades und der Welle S auf das Zahnrad
D überträgt. C und D sind daher fest auf der Welle S. Lose auf der Welle S sitzt der Hebel Y, der bei X ein
Belastungsgewicht, bei I, II
den Drehzapfen eines
Zahnrades P trägt, das in das Rad D eingreift.
Die Spannung in den Kettenfäden sucht also, dem beschriebenen Zusammenhang der Theile
entsprechend, mittels BCSD das Rad P rechtsum zu drehen. Solange nun die Drehung des Rades
P durch den auf P
befestigten Zapfen Q und den am Stuhlgestell
angebrachten Anschlag V gehindert wird, ist durch Rad
P und Rad D der Hebel
Y fest mit Welle S
verbunden; Gewicht X am Hebel Y sucht dann den Baum A mittels der Räder C und B aufwindend zu
drehen, spannt also die Kettenfäden an. Oder umgekehrt, das Abziehen der Kette von
A bewirkt mittels B
und C Hebung des jetzt durch P und D fest mit S und C verbundenen Hebels Y und des Gewichtes X
(Fig. 1).
Sobald jedoch bei dieser Hebung von Y, I, II, P und X der Zapfen Q aus dem
Bereiche des Anschlages V kommt (Fig. 2), kann sich P frei drehen, die feste Verbindung von S mit Y (mittels P und D) ist dadurch
gelöst, Hebel Y sinkt, sich lose auf S drehend, mit P und X nieder, bis Q wieder in
den Bereich des Anschlages V gekommen, die weitere
Drehung von P verhindert und dadurch mittels P und D den Hebel Y wieder mit der Welle S
verkuppelt, worauf sich das beschriebene Spiel wiederholt.
Beim Niedergange des Hebels Y dreht sich das Rad P als Planetenrad mit der Summe zweier
Geschwindigkeiten, von denen die eine der durch die Ketten ab Wickelung
hervorgerufenen Geschwindigkeit des Rades D, die andere
der durch das Niedersinken des Hebels Y bezieh. der
Achse I, II veranlassten entspricht.
Bei der wirklichen Ausführung der neuen Einrichtung (Fig. 3 und 4), in denen die
Buchstaben dieselbe Bedeutung wie in Fig. 1 und 2 haben, ist die
Wirkungsweise genau die oben beschriebene.
Es ist in Fig. 3 und 4 noch bei T2 der Brustbaum, bei
W der Warenbaum eines Webstuhles (Drahtwebstuhles),
bei U die Hauptwelle desselben gezeichnet.
In constructiver Hinsicht ist noch Folgendes zu bemerken:
Die Welle S mit den Rädern C und D ist in einem am Stuhlgestell
angeschraubten Stelleisen IV gelagert. Der lose auf S aufgesteckte Hebel Y ist
rahmenartig construirt. Das Rad D treibt nicht, wie in
Fig. 1 und 2 dargestellt, das Rad
P direct, sondern mittels eines fünffachen im
Rahmen YY1Y2 des Hebels Y untergebrachten Rädervorgeleges EF, GH, JK, LM, NO. Je zwei dieser Vorgelege drehen
sich lose auf den im Rahmen YY1Y2 befestigten Achsen I
und II.
Die Welle III des Vorgeleges JK ruht in entsprechenden Lagern in den Rahmentheilen Y1 und Y2. Rad P ist lose auf die Achse II gesteckt, seine Nabe reicht durch Y2 hindurch und trägt aussen eine Art Windflügel QQ, welcher an Stelle des Zapfens Q (Fig. 1 und 2), sich gegen den
federnden Anschlag V stützend, die Hemmung des
Räderwerkes EF, GH, JK, LM, NO, P vermittelt. Der
Anschlag V ist auf dem Arm V des Stelleisens IV befestigt.
Textabbildung Bd. 280, S. 55Kettenspann- und Regulirvorrichtung für mechanische Webstühle.X ist das aus einzelnen Scheiben zusammengestellte
Belastungsgewicht für den Hebel F, dessen Wirkung durch
die Schwere des im Hebelrahmen angeordneten Räderwerkes unterstützt wird. Um
nöthigenfalls die Schwere des letzteren ganz oder theilweise auszubalanciren, kann
ein Gewicht X1 (Fig. 3) auf Y angebracht werden.
Der starke Widerstand, den das Räderwerk E bis P einer Drehung entgegensetzt, bewirkt einerseits eine
gewisse Bremsung des Rades D, so dass eine plötzliche
Verminderung der Kettenspannung, daher eine ruckweise Kettenabwickelung nicht
eintreten kann; andererseits veranlasst jener Widerstand einen langsamen Niedergang
des Hebels Y. Damit auch dieser Niedergang nicht
plötzlich durch den Anschlag V unterbrochen werde, ist
V als Feder construirt. Es kann dann der Flügel Q nach der ersten Berührung mit V noch eine Anzahl Umdrehungen mit verzögerter Bewegung machen, bevor er,
somit auch das ganze Räderwerk E bis P, zur Ruhe kommt.