Titel: | Ueber die Ursachen von Explosionen in Braunkohlen-Briquettefabriken. |
Autor: | Rud. Holtzwart , Ernst v. Meyer |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 237 |
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Ueber die Ursachen von Explosionen in
Braunkohlen-Briquettefabriken.
Von Dr. Rud. Holtzwart und Prof. Dr.
Ernst v.
Meyer.
(Schluss der Abhandlung S. 185 d. Bd.)
Mit Abbildung.
Ueber die Ursachen von Explosionen in
Braunkohlen-Briquettefabriken.
III. Ueber das Zustandekommen von Explosionen mit
Braunkohlenstaub.
Da bei normalem Betriebe die in Oefen und anderen Apparaten befindlichen Gase (s.
Abschnitt I), sowie die durch scharfes Trocknen der Braunkohlen im Luftstrome
entstehenden Gasgemenge (s. Abschnitt II) eine eigentliche Explosionsgefahr
ausschliessen, so war der Schluss berechtigt: Explosionen treten nur unter abnormen
Bedingungen ein; die Ursache jener ist in Bränden zu suchen.
Eine Nachahmung von Explosionen war zu erstreben. Namentlich galt es, die Holle des
feinen; überall in Oefen, Sammelräumen,
Schnecken, Elevatoren vorhandenen Staubes zu ermitteln.
Von der Voraussetzung ausgehend, dass einer jeden ExplosionVon einer
durch fahrlässige Zündung entstehenden Explosion war abzusehen.
ein Brand voraufgeht, und dass in erster Linie der Kohlenstaub als Vermittler und
Träger der Explosionen wesentlich sei, haben wir eine Reihe von Versuchen, besonders
im kleinen Massstabe, ausgeführt.
Dass Braunkohlenstaub in Bewegung durch glühende Kohlen
zum Entflammen gebracht werden kann, während er in Ruhe mit der gleichen Wärmequelle
in Berührung sich nicht entzündet oder nur in langsames Glimmen geräth, ist eine den
Praktikern längst bekannte Thatsache.
Textabbildung Bd. 280, S. 237Apparat zur Untersuchung der Explodirbarkeit. Zur vollständigen Entflammung des Kohlenstaubes gehört immerhin eine
intensive Hitze. Einen augenfälligen Beweis dafür lieferte ein Versuch, welcher
bestimmt war, im grösseren Massstabe das Zustandekommen von Explosionen zu zeigen. –
Auf unseren Vorschlag wurde in Oberröblingen a. See unter Leitung des Herrn
Inspectors Meyer, für dessen thätige Mitwirkung wir
aufrichtig dankbar sind, eine etwa 4 m hohe Esse gebaut, in welcher unten ein Rost
angebracht, während sie oben mit einem Behälter aus Eisenblech gekrönt war. Durch
Wegziehen der den Boden des letzteren bildenden Platte konnte der Staub aus der Höhe
in die Esse fallen. Man bezweckte damit, denselben in lebhafte Bewegung und in
Berührung mit glühenden Kohlentheilchen zu bringen, um seine Entflammbarkeit
festzustellen und zu beobachten, ob explosionsähnliche Erscheinungen einträten.
Trotzdem, dass aus der erwähnten Höhe Staub in die auf dem Roste befindliche glühende
Kohle, dass ferner glimmende, mit Staub vorsichtig bedeckte Kohlen aus dem Behälter
herabfielen, war eine rasche, mit Verpuffung verknüpfte Entflammung nicht zu
bewirken. Die Hitze war also nicht intensiv genug, eine plötzliche, durch die ganze
Staubmasse verlaufende Entzündung herbeizuführen.
Versuche in kleinem Massstabe haben zu bestimmteren, zum Theil unerwarteten
Ergebnissen geführt. Bei der Versuchsanordnung müsste es sich darum handeln, Staub
verschiedener Herkunft, aber gleichartig vorbereitet, auf seine Fähigkeit, sich
entflammen zu lassen, unter möglichst gleichen
Bedingungen zu prüfen. Der Apparat, dessen wir uns zu diesem Zwecke bedienten,
bestand aus verschiedenen Theilen, deren Zusammenhang und Bedeutung aus beigefügter
Zeichnung und nachfolgender Erläuterung sich ergeben:
E ist das „Explosionsrohr“ von etwa 50 cc Inhalt
mit zwei bei ii eingeschmolzenen Platindrähten, deren
Spitzen etwa 3 bis 4 mm von einander entfernt sind und zwischen welchen Funken
mittels eines Inductionsapparates überspringen sollen. Das Rohr ist durch zwei
Kautschukstopfen geschlossen, durch deren einen k2 ein rechtwinkelig gebogenes Glasrohr geht, welches
durch Wasser abgesperrt wird, während durch den anderen Stopfen k1 ein Rohr mit
Glashahn H2 geführt
ist. Dicht an letzteren bringt man den zu prüfenden Staub.
Das Explosionsrohr steht durch den Schlauch ef in
Verbindung mit Flasche A (von etwa 600 cc Inhalt),
diese mit Flasche B (etwa 3 l fassend), welche
letztere, anfangs leer, aus dem etwa 1,5 m höher stehenden Gefäss C durch ein Heberohr unter den gewünschten Druck
gesetzt und allmählich mit Wasser gefüllt wird. Durch Oeffnen des Quetschhahnes H (bei c) kann die Luft in
Flasche A einem genau mittels Quecksilber-Manometers
D zu messenden Druck ausgesetzt werden; ist dieser
erzielt, so schliesst man H1; der Glashahn H2 war natürlich von Anfang an geschlossen. Damit ist die Vorbereitung
jedes einzelnen Versuches, welche nur wenige Minuten braucht, beendet. Jedesmal
wurde gleichviel von dem zu prüfenden Staub – etwa 0,18 g – verwandt.
Nach Herstellung eines willkürlichen, aber bestimmten Druckes in A wurde der Funkenstrom (mittels zwei kräftigen
Bunsen-Elementen u.s.w.) in Gang gesetzt, sodann durch rasches Aufdrehen und
sofortiges Wiederschliessen des Hahnes H2 der Staub in das Explosionsrohr geschleudert.
Gleichzeitig war zu beobachten, ob eine Verpuffung eintrat, und, wenn dies der Fall
war, mit welcher Intensität sie sich vollzog, ob sie sich schnell oder weniger rasch
ausbreitete, ob ferner nach derselben ein mehr oder weniger starkes Zurücksteigen
des Sperrwassers erfolgte.
Acht Staubproben verschiedener Herkunft (Nr. 4 bis 8 aus einem Bezirk) wurden in dem
obigen Apparate auf ihre Entflammbarkeit geprüft (Tab. 1), von fünf (Nr. 1 bis 5)
wurde die vollständige Zusammensetzung bestimmt (s. Tab. 2).
Die erste Tabelle enthält die Ergebnisse der mit dem „Explosionsrohr“
gemachten Beobachtungen. In der ersten Spalte sind die Staubproben aufgeführt.
Dieselben stammten aus verschiedenen Briquettefabriken, und zwar waren sie theils
den Elevatoren und Schnecken, theils den Sammelräumen u.s.w. entnommen, in welchen
sich der Staub auf vorspringenden Ecken und Kanten abgesetzt hatte. Um denselben
möglichst gleichartig zu erhalten, wurde er durch ein feines Gazesieb geschüttelt,
endlich lange Zeit im Exsiccator über Schwefelsäure getrocknet.
Die zu analysirenden Staubproben (Nr. 1 bis 5) warenBezüglich der
analytischen Methoden sei Folgendes bemerkt: Der Gehalt des vollkommen
getrockneten Staubes (bezieh. der Braunkohle) an Schwefel wurde nach der Sauer'schen
Methode (Zeitschrift für analytische Chemie,
Bd. 12 S. 32) ermittelt, jedoch war diese so verbessert, dass der zur
Verbrennung nöthige Sauerstoff an drei Stellen des Rohres eingeführt wurde.
– Kohlenstoff und Wasserstoff bestimmte man in bekannter Weise durch Verbrennen mit
Kupferoxyd unter Vorlegen einer Schicht chromsauren Bleis, Stichstoff nach der Dumas'schen Methode. ausserdem durch vorsichtiges
Erwärmen (auf 60 bis 70°) von dem letzten hygroskopischen Wasser befreit.
Tabelle 1.
Druck, unter welchem die Luft in A
stand:
Staubproben
2 Cent
3 Cent
4 Cent
8 Cent
Gesammtergebniss
Quecksilber
Explosion
erfolgte:
Nr. 1
zweimal nichteinmal
sehr schwach
einmal nichteinmal
schwach
zweimal nicht
nicht
Die Fähigkeit, zu entflammen, sehr ge-ring: bei
acht Versuchen sechs negative
Nr. 2
zweimal nicht
zweimal nicht
zweimal nicht
nicht
Staub gelangte keinmal
zur Verpuffung
Nr. 3
zweimal nichteinmal
sehr schwach
zweimal nicht
zweimal nicht
nicht
Staub zur Entflammung nicht geeignet
Nr. 4
zweimal
zweimal
zweimal
zweimal
Staub verpuffte ausnahmslos stark
sehr
kräftig
Nr. 5
zweimal nicht
zweimal nicht
zweimal nichteinmal
schwach
nicht
Bei sieben Versuchen sechs negative
Nr. 6
zweimal nichteinmal
schwach
zweimal
zweimal
zweimal
Probe zur Entflammung geneigt.Bei neun Versuchen
sieben positive
ziemlich
stark
Nr. 7
zweimal
zweimal
zweimal
zweimal
Staub verpuffte ausnahmslos
stark
Nr. 8
zweimaleinmal nicht
zweimal
zweimal
zweimal
Desgl.
stark
Die Frage, ob und wie das in der Entflammbarkeit oder der Nichtentzündlichkeit des
Staubes ausgesprochene Verhalten mit der chemischen Beschaffenheit desselben
zusammenhängt, liegt nahe. Die fünf ersten ProbenLeider ist
darunter nur eine
„explosive“ Probe. wurden analysirt; in Tab. 2 sind die
Ergebnisse der Analysen zusammengestellt:
Tabelle 2.
Asche
C
H
N
S
O
Nr. 1
DirectAschefreiberechn.
15,93–
56,9367,70
5,166,14
0,931,10
4,134,90
16,9220,16
Nr. 2
DirectAschefreiberechn.
14,05–
57,7267,16
4,735,5
0,740,86
3,163,68
19,6022,80
Nr. 3
DirectAschefreiberechn.
9,44–
60,7667,09
5,225,76
1,151,27
2,002,21
21,4323,67
Nr. 4
DirectAschefreiberechn.
6,12–
61,3365,83
4,664,96
1,111,21
0,630,68
26,1527,82
Nr. 5
DirectAschefreiberechn.
7,08–
59,5664,10
4,534,88
1,221,33
0,600,65
27,0129,04
Ein Blick auf Tab. 1 lehrt, dass der Braunkohlenstaub verschiedener Herkunft sich in
Bezug auf Entzündlichkeit ganz verschiedenartig verhält. Die letztere steht in
keinem nachweisbaren Zusammenhang mit der Elementarzusammensetzung des Staubes. So
ist die „explosive“ Staubprobe Nr. 4 chemisch sehr ähnlich zusammengesetzt
mit der zur Entzündung so gut wie nicht geneigten Probe
Nr. 5 (s. Tab. 2). Wahrscheinlich ist die Fähigkeit des Staubes, mehr oder weniger
leicht zu entflammen, abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit desselben, sowie
von der Art seines Bitumens: Eigenschaften, welche der wissenschaftlichen
Bearbeitung noch wenig zugänglich sind.
Aus Tab. 1 ergibt sich die Thatsache, dass die Staubproben Nr. 4, 6, 7 und 8 in hohem
Masse zur Entflammung geneigt waren, während der aus dem gleichen Bezirk stammende
Staub von Nr. 5 kaum zur Verpuffung neigte. Dagegen war der Staub von Nr. 1, 2, 3
entweder sehr wenig (Nr. 1) oder gar nicht (Nr. 2, 3) entflammbar.
Die Stärke der Verpuffung war schon für das Auge des Beobachters deutlich
verschieden, wie dies auch in Tab. 1 angedeutet ist. In einzelnen Fällen (bei Probe
Nr. 1, 3) konnte man die Fortpflanzung der Entzündung ähnlich verfolgen, wie beim
Verpuffen eines Kohlenoxyd-Luftgemisches in der Nähe der Entzündungsgrenze. Die
starken Verpuffungen dagegen vollzogen sich plötzlich, so dass das ganze
Explosionsrohr mit einem Lichtblitze erfüllt war (bei Nr. 4, 7, 8).
In letzterem Falle wurde aus der Oeffnung des Rohres m
ziemlich viel Gas herausgeschleudert, worauf die Sperrflüssigkeit mehr oder weniger
hoch aufstieg. Bei schwachen Verpuffungen trat wenig Gas aus, auch war ein
Zurücksteigen kaum zu bemerken. Diese Beobachtungen gewähren nur einen ungefähren
Anhalt zur Beurtheilung der Stärke obiger Entflammungen.
Wenn auch die oben mitgetheilten Versuche manche Frage unbeantwortet lassen, so
können sie doch praktisch verwerthet werden. In dem Apparat, welcher leicht
herzustellen und ohne Schwierigkeit zu handhaben ist, können Staubproben einer vergleichenden Prüfung auf ihre Entzündlichkeit schnell
unterzogen werden. Durch Aenderung der Funkenspannung und -Weite, sowie des Druckes
lässt sich – gleichartige Versuchsanordnung vorausgesetzt – ein Urtheil über die
grössere oder geringere Gefährlichkeit verschiedener Sorten Braunkohlenstaub
gewinnen.
Erwähnt sei noch, dass in jenem Apparate eine Entflammung resp. Verpuffung von Staub
nur dann eintritt, wenn dieser in Bewegung und dadurch
zu feinster Zertheilung gebracht wird. Durch einfaches
Schütteln des mit Staub beschickten Apparates konnte selbst der leichtest
entflammende Staub im Funkenstrom nicht zum Verpuffen gebracht werden. – Luft, in
welcher Braunkohlenstaub feinst zertheilt und bewegt ist, lässt sich geradezu mit
einem entzündlichen explosiven Gasgemische vergleichen. – Wir wollen nicht unerwähnt
lassen, dass von uns die ersten Versuche über Explosivität von Kohlenstaub so
angestellt wurden, dass das Gefäss A, sowie das
Explosionsrohr statt mit Luft mit einem Gemenge von Kohlenoxyd und Luft, welches
nahe der Entzündungsgrenze stand, gefüllt war (letztere liegt bei etwa 12 Proc. CO;
d.h. ein Gemisch von 12 Proc. CO und 88 Proc. Luft wird durch einen elektrischen
Funken gerade noch entzündet). Die Verpuffung des explosiven Staubes Nr. 4 mit einem
Gemisch von 90 Proc. Luft und 10 Proc. CO war nicht erheblich stärker, als mit Luft
allein!
Wir verkennen keineswegs die Unvollständigkeit der bisherigen Versuche, die
Entzündlichkeit des Braunkohlenstaubes zu ermitteln, hoffen aber, eine Anregung zu
weiteren eingehenden Arbeiten in dieser Richtung gegeben zu haben. So liegt es nahe,
das Verhalten des Steinkohlenstaubes in dem Explosionsrohr zu prüfen (Mehlstaub war
in demselben, bei schwachem Funkenstrom, nicht zum Verpuffen zu bringen). –
Durch die unter I mitgetheilten Versuche haben wir gezeigt; dass Gasgemenge, welche
sich in Trockenöfen verschiedener Construction, in Sammelräumen, sowie in Schnecken
vorfinden, eine Explosionsgefahr nicht in sich bergen,
solange der Betrieb normal, d.h. solange nicht an irgend einer Stelle jener Apparate
ein Brand von ziemlich grosser Ausdehnung entstanden ist. Zu dem wesentlich gleichen
Ergebnisse haben uns die Versuchsreihen II geführt, welche den Beweis
erbringen, dass die Braunkohlen, auch wenn sie im langsamen Luftstrom einer
Schwelung bei abnorm gesteigerter Temperatur (400° und mehr) unterliegen, Gasgemenge
liefern, welche in Folge des starken Gehaltes an Kohlensäure und der meist sehr
geringen Menge brennbarer Gase nicht explosiv sind.
Die, oft gehörte, zuweilen in Gestalt einer
scheinbar unanfechtbaren Behauptung geäusserte AnnahmeVgl. Kohlenzeitung für 1889, S. 61, 68.,
dass die Braunkohle schon bei relativ geringer Temperatur Kohlenwasserstoffe in
bedrohlicher Menge ausgebe, ist gänzlich unbegründet und haltlos.
Das Agens, welches die Hauptgefahr, ja zunächst die einzige
Gefahr mit sich bringt, ist der feine, in Bewegung versetzte und dadurch aufs
Aeusserste zertheilte Staub. Aber nur dann wird die Gefahr, welche er in
sich birgt, acut, wenn er Gelegenheit findet, sich zu entzünden. Erster Grundsatz
muss also sein, dies zu verhüten. Die einzige hier in Betracht kommende Ursache ist
„ein Brand“ in den Apparaten – sei er durch
Ueberhitzen resp. glühende Kohlentheilchen (Funken aus der Feuerung) oder durch
Selbstentzündung von Kohlen (z.B. im Sammelraum) entstanden.
Wir kommen zu dem Schluss: Ohne vorausgehenden „Brand“
keine Explosion!
Diese beginnt mit einer zunächst geringfügigen Entflammung von Kohlenstaub, welche den Charakter einer Explosion annimmt, wenn sie reichliche Nahrung findet
in Folge der feinen, sich über weite Strecken ausdehnenden und bewegten Staubmassen,
sowie durch freien Zutritt atmosphärischer Luft. Eine solche, sich weit ausbreitende
Entflammung, bei welcher enorme Quantitäten von Gasen (Kohlensäure, Kohlenoxyd,
geringere Mengen Kohlenwasserstoffe) entwickelt und durch gewaltige Erhitzung
ausgedehnt werden, hat an sich schon den Effect einer Explosion. Sie kann aber noch
eine weitere verhängnissvolle Folge haben. Da bei derselben ein Theil des Staubes
unvollständig verbrennt, daher brennbare Gase gebildet werden, so tritt der Fall
leicht ein, dass die letzteren, mit der zuströmenden Luft gemischt, in Berührung mit
den lange Zeit glühend bleibenden Kohlentheilchen heftig (nach Art der
Knallgasgemische) explodiren. In der That sind solche Erscheinungen: eine starke
Entflammung und bald darauf folgende heftige Explosion, mehrfach beobachtet
worden.
Nachschrift von E. von
Meyer.
Im Anschluss an unsere Untersuchungen will ich die Aufmerksamkeit auf einige Punkte
lenken, welche in den letzten Jahren wiederholt Gegenstand eingehender Besprechungen
seitens der Praktiker gewesen sind.
Die Hauptaufgabe zur Verhütung von Explosionen in Briquettefabriken muss, wie schon
ausgesprochen wurde, in der Bekämpfung resp. Beseitigung der primären Ursache
bestehen: dem Zustandekommen eines grösseren Brandes ist mit allen Mitteln
entgegenzuarbeiten; überhaupt sind alle Umstände, welche die Entstehung von Bränden
begünstigen, sorgsam zu vermeiden.
Dass in dieser Hinsicht die gut construirten Dampföfen,
in welchen durch Schleppschaufeln das Liegenbleiben von Kohlen verhindert wird, eine
grössere Sicherheit bieten, als die Oefen mit mehr oder weniger directer Feuerung,
leuchtet ein, wird auch durch unsere Versuche illustrirt.
Eine andere Frage, in welcher die Ansichten der Praktiker auseinandergehen,
betrifft die Ventilation in den verschiedenen Apparaten
der Briquettefabriken. Die einen erblicken in derselben das wirksamste Mittel, die
Explosionsgefahr zu verringern, andere nehmen das Gegentheil an. – Auf Grund
theoretischer Erwägungen, sowie der bei den obigen Untersuchungen gewonnenen
Erfahrungen theile ich die letztere Ansicht, insofern
eine Gefahr in Folge der Ventilation in stauberfüllten
Apparaten angenommen wird.
Wenn man Luft den Räumen zuführt, in welchen ein Brand im Entstehen begriffen ist, so
wird dieser dadurch angefacht. Namentlich da, wo zugleich grössere Mengen feinen
Staubes in Bewegung sind, besonders in Trockenelevatoren und anderen
Transportelementen, sollte Ventilation eher verboten als vorgeschrieben werden.
Wenn bergpolizeiliche Bestimmungen dennoch Ventilation anordnen, so wird bei stricter
Ausführung derselben die Gefahr erhöht, statt vermindert zu werden. Man denke den
Fall, dass unvermerkt glimmende Kohle in den Trockenelevator oder in Schneckenkanäle
gekommen ist: fehlt hier die Ventilation, so ist keine
Gelegenheit zum Umsichgreifen des Feuers gegeben, vielmehr wird es bald erstickt
werden. Bei guter Ventilation dagegen findet dasselbe Nahrung, der feine bewegte
Staub sorgt für Weiterverbreitung und bringt durch Verbrennung Explosionswirkungen
hervor.
Nun werden von Praktikern gerade die Transportelemente, insbesondere
Trockenelevatoren als die Orte bezeichnet, in welchen
besonders oft Explosionen zum Ausbruch gelangt sind. Naturgemäss drängt sich die
Frage auf: Lassen sich nicht diese Vorrichtungen, wie Elevatoren, Schnecken,
thunlichst beschränken oder völlig umgehen?
Nach meiner Ansicht wird die Gefahr dadurch vermehrt, dass in vielen Fällen die
Anlage der Sammelräume unter den Trockenöfen untersagt
wird. In Folge dessen muss die trockene Kohle forttransportirt, meist gehoben
werden, wobei – wenn eine, zunächst auch nur geringfügige Entzündung stattgefunden
hat – die Gelegenheit zu Explosionen eher gegeben wird, als wenn die Kohle direct
den Sammelraum erreicht.
Auch die Ueberwachung eines solchen einfachen Uebergangs ist sicherlich leichter, als
in jenem Falle.
Gewichtige Stimmen von Praktikern sind in dem gleichen Sinne erhoben worden, wie denn
auch einfache theoretische Erwägungen zu dem nämlichen Ergebniss führen. – Das
Hauptgewicht liegt in der guten Aufsicht. Die Erstickung eines im Sammelraum rechtzeitig bemerkten Feuers ist gewiss ohne Gefahr zu
erzielen.
Man gelangt zu dem Schluss: Je kürzer und einfacher der Weg
von den Darrvorrichtungen zu dem Sammelraum, desto geringer ist die
Gefahr.
Leipzig, im April 1891.