Titel: | Czeija und Nissl's elektrische Wächterhausschlagwerke. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 271 |
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Czeija und Nissl's elektrische
Wächterhausschlagwerke.
Mit Abbildungen.
Czeija und Nissl's elektrische Wächterhausschlagwerke.
Die Glockensignaleinrichtungen spielen im Eisenbahnwesen eine sehr wichtige Rolle,
besonders auf der offenen Bahnstrecke. Der Glockenapparat meldet dem Bahnwärter
namentlich das Ankommen der Züge und die Richtung, in welcher dieselben fahren; dazu
erinnert er ihn an seine Pflicht, die an seiner Bahnstrecke etwa vorhandenen
Bahnübergänge rechtzeitig abzusperren. Wie von anderen Bahnsignaleinrichtungen muss
man auch von den Glockenschlagwerken verlangen, dass sie zuverlässig arbeiten, und
wünschen, dass sie möglichst wenig Beaufsichtigung und Bedienung erfordern. Bei den
österreichischen Bahnen, bei denen die Wächtersignalapparate schon seit vielen
Jahren und in vielseitigerer Weise als in Deutschland benutzt werden, hat sich im
Laufe der Zeit das Bedürfniss geltend gemacht, diese Apparate in ihrer Einrichtung
zu vereinfachen und besonders die für die Auslösung und das Wiederanhalten des
Laufwerkes erforderlichen Theile übersichtlicher anzuordnen und leichter zugänglich
zu machen. Dieses Bedürfniss zu befriedigen, haben sich schon seit mehreren Jahren
Czeija und Nissl in Wien bemüht, deren
Wächtersignalapparat im Nachfolgenden nach der Zeitschrift
für Elektrotechnik, 1891 * S. 178, beschrieben werden mag.
Einen Ueberblick über die Anordnung des ganzen Signalapparates gestattet der Aufriss
Fig. 1, während Fig.
2 die einzelnen Theile deutlicher sehen lässt. Das zwischen zwei
Gestellplatten befindliche Laufwerk besteht, ähnlich wie bei anderen
Glockenschlagwerken, aus einem Hauptrade H sammt
Aufziehtrommel für das Triebgewicht Q,
dem Laufrade L mit Auslöseexcenter e
und Fallscheibe s, endlich einem Windflügel oder an
dessen Stelle einer Centrifugalbremse W.
Textabbildung Bd. 280, S. 272Fig. 1.Czeija und Nissl's elektrische Wächterhausschlagwerke. Die zur Auslösung des Werkes dienenden Theile aber besitzen eine
wesentlich andere Anordnung, als bisher bei Schlagwerken üblich. Doch befindet sich
auch hier über dem Elektromagnete E dessen Anker a, und es sitzt auf seiner Achse o die Auslösegabel Ag;
auch ist letztere an ihren beiden Enden mit beweglichen Stahllappen ausgerüstet und
zwar in verschiedener Höhe; auf diesen Lappen liegt das Auslöseprisma p in seiner Ruhelage. Dieses Prisma ist am Ende des
Armes Ah1 des
dreiarmigen Hebels Ah1,
Ah2, Ah3 angebracht, welcher
mittels des verschiebbaren Regulirgewichtes q so
eingestellt wird, dass die Belastung der Lappen durch den Hebel nur sehr gering ist.
Der Arm Ah2 hat die
Ausrückung des Hebels Rh zu bewirken, auf dessen oberes
Ende sich während seiner Ruhelage der Arretirungshebel n aufzulegen vermag.
Textabbildung Bd. 280, S. 272Fig. 2.Czeija und Nissl's elektrische Wächterhausschlagwerke. Wird nun zufolge eines den Elektromagnet E
durchlaufenden Stromes der Anker a angezogen, so wird
zugleich die Auslösegabel Ag so bewegt, dass der
Auslösearm Ah1 von dem
oberen (rechten) Lappen auf den auf dem linken Gabelzinken sitzenden unteren Lappen
und bei der darauffolgenden Stromunterbrechung von diesem in die Gabel Ag hineinfällt. Dabei nimmt aber der Arm Ah2 den aus dem Hebel
Rh vorstehenden Zapfen z mit, so dass der nach oben gerichtete Arm von Rh nach links bewegt wird und den Arretirungsarm n frei gibt. Das Laufwerk kommt also daher in Gang und versetzt den
Glockenzughebel G in Thätigkeit.
Das Laufrad L hebt nun mittels des Excenters e, das den Arm Ah3 nach unten drückt, nach und nach den Arm Ah1 wieder auf den
oberen Stahllappen und Ah2 gibt den Zapfen z frei; der Hebel Rh presst sich daher gegen die Scheibe s und tritt schliesslich in einen Ausschnitt dieser
Scheibe hinein, so dass sein oberer Arm sich wieder dem Arm n in den Weg legt und das Laufwerk wieder zum Stillstande bringt.
Die sehr einfachen Theile für die Auslösung lassen sich sehr leicht und ohne ein
zeitraubendes Zerlegen des Räderwerkes abnehmen und reinigen.
Da der Prismenhebel Ah1
nur sehr wenig Druck auf die Auslöselappen ausübt, so vermag dieses Schlagwerk noch
mit sehr schwachem Strome sicher zu arbeiten. Und da zur Bewegung der die Auslösung
und das Wiederanhalten des Laufwerkes vermittelnden Theile nur eine sehr geringe
Kraft erfordert wird, werden diese Theile nur ganz wenig in Anspruch genommen, der
Gang ist sehr ruhig und eine lange Gangdauer des Apparates verbürgt.
Selbstverständlich kann eine solche Auslösung auch für andere Laufwerke mit Vortheil
benutzt werden, z.B. bei elektrischen Distanzsignalen u. dgl.