Titel: | Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit derselben zu beachtenden Punkte. |
Autor: | E. Muth |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 104 |
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Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit
derselben zu beachtenden Punkte.
Von Dr. E.
Muth.
(Fortsetzung des Berichtes S. 74 d.
Bd.)
Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit derselben zu
beachtenden Punkte.
Die Hauptwalzen, welche das Sieb zu tragen haben, sind die untere Gautschwalze, die Brustwalze, die Leit- und Spannwalzen,
sowie die Registerwalzen. Die Lagerung der Gautsch-,
Brust- und Leitwalzen zu einander ist von grossem Einfluss auf das fehlerfreie
Laufen des Siebes. Was die obere und untere Gautschwalze betrifft, so wird zur
Prüfung; ob dieselben zu einander parallel laufen, ein rechtwinkliges Lineal an
beide gelegt und die Walzen so lange gegen einander verschoben, bis die vorhandene
Wasserwage richtig spielt. Erst wenn diese beiden Walzen einander parallel liegen,
erst dann darf die Brustwalze eingelegt werden. Bei der Lagerung der Brustwalze ist
darauf zu achten, dass auch sie parallel mit der Gautschwalze liegt. Liegt die
Brustwalze tiefer als nöthig, so drückt das Sieb zu stark auf die erste Tragewalze,
welche früher gleich stark wie die anderen Walzen gehalten wurde. Dieselbe ist nicht
im Stande, den Druck auszuhalten, so dass sich dieselbe biegt und federt. Diesem
Misstande abzuhelfen, wird deshalb die erste Tragewalze stärker als bisher genommen.
Sobald sich zeigt, dass das Sieb zu stark auf die Trage walze drückt, muss die
Brustwalze höher gelegt werden. Da die Brustwalze mit der Schüttelung in directer
Verbindung steht, so ist die Kraft, welche sie zum Antriebe braucht, ziemlich gross
und wird um so grösser, je mehr ihre Lager ausgelaufen sind, wodurch sie aus der
niedrigen Lage kommt. Bei den neuen Maschinen wird hier dadurch vorgebeugt, dass die
Lager verstellbar gemacht werden. Die Brustwalze, welche von dem Siebe ganz umgeben
ist, erfordert bei der Arbeit doppelte Achtsamkeit. So ist besonders darauf zu
achten, dass bei nur wenig Spritzwasser kein Stoff auf der Walze sitzen bleibt, denn
an dieser Stelle weitet sich das Sieb aus und erhält Beulen, welche den Anlass
geben, dass dasselbe in Falten läuft. Um das Festsetzen von Stoff zu verhindern,
wird ein nach vorne fein auslaufender Holzschaber angebracht, der den festsitzenden
Stoff abstreicht.
Die Brustwalze muss möglichst stark sein und der Durchmesser soll wenigstens ⅓
desjenigen der Gautschwalze sein, schon deshalb, damit sie sich bei der Spannung,
welche das Sieb häufig weit mehr als nöthig erfährt, nicht biegt. Bei etwa 1800 mm
Maschinenbreite soll der Durchmesser zum wenigsten 120 mm betragen. Wenn häufig
empfohlen wird, diese schwächer zu nehmen, so kann es nur deshalb sein, dass bei den
schwächeren Walzen die Schüttelung eine bessere ist; wo der Vortheil sich findet,
muss jeder nun selbst erproben. Um bessere Verfilzung des Papiers zu erzielen, wird
häufig das Sieb nach der Brustwalze zu etwas niederer gelegt. Der bei der
Tieferlegung der Brustwalze angestrebte Zweck ist der, dass der Wasserstand auf dem
Siebe höher gehalten werden kann, wodurch bei richtiger Schüttelung eine bessere
Verfilzung stattfindet, indem die Fasern länger in der Flüssigkeit schwimmend
gehalten werden, ein Vortheil, welcher durch richtiges Ausproben herausgefunden
werden muss.
Für die Gautschwalzen ist zu beachten, dass, je breiter
die Maschine ist, also je länger diese Walzen sind, sie auch im Durchmesser um so
grösser genommen werden müssen; bei Maschinenbreite von 1800 bis 2000 mm soll
derselbe wenigstens 40 bis 50 cm sein. Durch die Pressung haben die Zapfen dieser
Walzen einen sehr grossen Druck auszuhalten, da auf sie der Druck zuerst wirkt. Sind
diese nun zu schwach, so werden sie gebogen, die Papierbahn wird an den beiden
Seiten mehr gepresst als in der Mitte und die Trocknung des Papiers ist eine
ungleiche, wodurch nicht nur geringeres Papier, sondern auch grosse Mengen Ausschuss
entstehen. Die Zapfen der Gautschwalzen sollen deshalb kurz und sehr stark genommen
werden. Häufig findet man auch, dass um das Ausbiegen der Zapfen aufzuheben, die
Walzen in der Mitte 1 bis 2 mm stärker genommen werden. Die untere Gautschwalze hat
den Druck der Presse auszuhalten und wird, um das Wasser besser ablaufen zu lassen,
mit einem Schlauch überzogen. Hierdurch wird die Biegung der Zapfen etwas
ausgeglichen; auf der ganzen Maschinenbreite ist die Pressung eine
gleichmässigere. Ausserdem läuft das Wasser bei der Filzunterlage besser ab als bei
der blanken Metallfläche, die Haare des Schlauches streichen die am Sieb hängenden
Tropfen ab und dieses nimmt das Wasser auf. Die Gautschpresse hat den grössten
Einfluss auf den Lauf des Siebes, wenn wie bereits hervorgehoben, nicht beide Walzen
parallel zu einander laufen. Die Pressung bei den alten Maschinen findet man noch
als Hebelpressung, bei den neueren dagegen fast nur die Handpresse. Der
Maschinenführer bekommt hier die Stärke der Pressung ins Gefühl und kann sich bei
einiger Uebung leicht von der Art der Pressung überzeugen. Er wird auf diese Art
leicht finden, dass sich schwache Papiere bei starker Pressung besser arbeiten
lassen, starke dagegen bei nur schwacher Pressung. Die obere wie die untere
Gautschwalze sind beide mit Filzschläuchen überzogen
und ist die Haltbarkeit des unteren, auf welchen die Luft nur wenig einwirken kann,
eine geringe; häufig kommt es vor, dass nach wenigen Wochen schon ein neuer Schlauch
aufgezogen werden muss, eine Arbeit, die sehr umständlich und zeitraubend ist, da
dabei auch das Sieb geändert werden muss. Um dieses Vorkommen zu verhindern, wurde
vorgeschlagen, die untere Gautschwalze aus Rothbuchenholz und ohne Schlauch zu
nehmen, in Amerika wird die untere Gautschwalze mit Hartgummi bezogen, auch nur um
besagtes Vorkommen zu verhindern. Nachdem mehrjährige Garantie für diese Walzen
gegeben wird, ist anzunehmen, dass dieselben den Druck gut aushalten, ohne dass der
Gummi abspringt. Beim Aufziehen des Schlauches auf die Gautschwalze und zum
Festsitzen desselben ist erforderlich, dass dieser keinesfalls weiter als der Umfang
der Walze ist. Ist derselbe auf dem Schlauchspanner richtig ausgeweitet, jedoch nur
bis dahin, dass er sich knapp über die Walze ziehen lässt, so wird er ohne Schlupf-
oder Streupulver festsitzen. Hauptaugenmerk ist auf das Befestigen und Festziehen
der beiden Enden zu richten, was durch stark mit Talg getränkte Trommelschnur
geschehen muss und so, dass an jeder Falte ein starker Knoten gemacht wird. Reisst
der Bindfaden, so geht nicht der ganze Verschluss auf und der Schlauch bleibt immer
noch fest sitzen. Ist der Schlauch aufgezogen, so wird er zum Zusammenziehen und
Festsitzen mit kochendem Wasser begossen und wenn nöthig mit einem glatten Stück
harten Holzes glatt gestrichen. Die Wirkung des Schlauches besteht neben dem
besseren Auspressen des Wassers auch darin, dass die auf demselben befindlichen
Haare das Einpressen des Gewebes in das Papier verhindern. Die auf dem Schlauche
vorhandenen Haare sind auch der Grund, dass die feuchte Papierbahn nicht am Schlauch
sitzen bleibt, wenn diese angepresst wird. Die Haare haben federnde Eigenschaft und
stossen das feuchte Papier ab, dass solches am Siebe sitzen bleibt, bis es der
Maschinenführer auf den Nassfilz überführt. Gleichmässig starkes Auspressen des
oberen Schlauches ist für die Trocknung des Papiers und die Durchsicht mit
Haupterforderniss. Es fällt dieses dem Streicher zu.
Derselbe liegt an der oberen Gautschwalze, nach dem Siebe zu; er ist aus Holz
gefertigt, welches der Rundung der Walze angepasst sein muss, und ist zur besseren
Abdichtung mit einem Stück alten Schlauches belegt. Neben dem gleich-massigen
Auspressen des Schlauches hat der Streicher den Zweck, das zum Abspritzen des
Schlauches verwendete Wasser daran zu verhindern, dass es am Schlauche herunter läuft und auf der
Papierbahn Ausschuss verursacht. Sobald der Schlauch Stellen hat, an welchen der
Streicher weniger anliegt, ist an allen diesen Stellen auch der Schlauch ungleich
ausgedrückt und entwässert. Geht nun die feuchte Papierbahn durch die Gautschpresse,
so nimmt die feuchte Stelle des Schlauches das Wasser nicht oder nur wenig auf, und
das Papier wird zerdrückt oder bleibt am Schlauch sitzen. Um die auf dem Schlauche
befindlichen Haare möglichst lang zu erhalten, ohne dass sie auf dem Schlauche
festkleben, befindet sich auf der Walze eine, seitliche Bewegungen machende, Bürste;
diese hält die Haare lose, doch ist zu beachten, dass die Bewegungen, welche die
Bürste macht, auf das Nöthigste beschränkt werden; fünf bis sechs in der Minute
genügen, mehr haben den Nachtheil, dass sie die Haare abbrechen oder ausreissen. Es
werden zur Zeit Versuche gemacht, an Stelle des Streichers eine mit Gummi bezogene
Walze zum Ausdrücken des Schlauches zu benutzen; hierbei findet weit geringere
Abnutzung des Schlauches statt und das Auspressen muss ebenso gut wie bei dem
Streicher möglich sein. Ueber den Erfolg konnte noch nichts in Erfahrung gebracht
werden. Die Gautschpresse übt nicht nur auf die Durchsicht des Papiers grossen
Einfluss aus, auch für die Leimung ist die Stärke der Pressung sehr von Belang. Wenn
durch die Pressung bezweckt wird, die auf den Fasern sitzenden Harz- und
Leimtheilchen in die Zwischenräume des Papiers zu pressen, so darf die Pressung
nicht zu stark sein, damit nicht die feinen Theilchen, welche die Fasern überziehen,
herausgepresst werden, was der Fall ist, wenn das noch vorhandene Wasser mit Gewalt
entfernt werden soll. Für diesen Zweck sind die weiter noch vorhandenen Pressen auch
geeignet, wenn ein Theil des Wassers von den Filzen zuvor aufgenommen ist. Der
Antrieb des Siebes geschieht durch die untere Gautschwalze, während die obere nur
durch die Reibung, welche das zwischen beiden Walzen durchgehende Sieb verursacht,
herbeigeführt wird. Die Abnutzung, welche der Schlauch hierdurch erfährt, ist sehr
gross, besonders an den Stellen und zu der Zeit, wo kein Papierstoff auf dem Sieb
ist. Es wird dieses am deutlichsten bemerkt, wenn schmale Formate längere Zeit
gearbeitet wurden und auf breitere übergegangen werden soll. Die zuvor unbenutzten
Stellen des Schlauches lassen die Papierbahn so lange am Schlauche haften, bis sich
die betreffenden Stellen des Schlauches gereinigt haben. Um diese Abnutzung des
Schlauches zu hindern, wurde der Versuch gemacht, der oberen Gautschwalze eigenen
Antrieb zu geben.
Es treten Fälle ein, in welchen der obere wie auch der untere Schlauch sich auf den
Walzen verschieben; der Grund kann darin liegen, dass beide Walzen einander nicht
parallel laufen oder dass eine Seite der Presse stärker wirkt. In diesem Falle wird
auch das Sieb verlängert, und wenn der Fehler nicht in besagtem Grunde liegt und
sich abhelfen lässt, wird der Schlauch am besten entfernt, da dieser alsdann zu weit
gearbeitet war oder nicht richtig in der Walke behandelt wurde.
Auf der ersten Siebleitwalze des rücklaufenden Siebes
bleibt häufig Stoff sitzen, welchen das Spritzwasser nicht entfernen konnte. In
diesem Falle wird das Sieb an dieser Stelle ausgeweitet; weshalb an dieser Walze ein
der Rundung angepasster Holzstreicher angelegt wird, welcher allen an der Walze
haftenden Stoff abnimmt. Zweck der Tragewalzen ist, dem
Sieb eine Unterlage zu geben, sowie das durchlaufende Wasser, welches unten an den
Siebmaschen hängen bleibt, abzustreichen. Liegen diese Walzen weit aus einander, so
bilden sich im Sieb Vertiefungen, die sich im Papier bei dessen Durchsicht bemerkbar
machen; je näher sie beisammen liegen, desto besser wird die Durchsicht. Hier macht
sich jedoch der Missstand geltend, dass diese Walzen mehr Kraft zum Antrieb nöthig
haben, weshalb von diesen Walzen ein Uebergang zu den sogen. Registerwalzen
stattfindet, d.h. die Leitwalzen werden in dem gleichen Verhältnisse, als sie näher
bei einander liegen, auch kleiner. Dadurch, dass diese immer näher bei einander
liegen, hält die Papierbahn auch das Wasser länger. Bei diesen Walzen ist
Haupterforderniss, das dieselben gerade und nicht gebogen sind; in letzterem Falle
verursachen sie bei dünnflüssigem Stoffe Verschiebung der Papierbahn und ungleiches
Verfilzen. Es tritt ungleiche Entwässerung ein, indem der Theil des Siebes, welcher
hochgehoben wird, das Wasser rascher abgibt, während es sich an dem niedrig
liegenden sammelt, so dass beim Durchgang bei der Gautschpresse das Papier zerdrückt
wird. Die Trage walzen sind auf die Entwässerung der Papierbahn von bedeutendem
Einfluss, indem solche das Wasser länger zurückhalten; es wird möglich, durch
vergrösserte Anzahl von Walzen die Länge des Siebes zu ersetzen. Nöthig ist es und
wird leider bei den kleinen Registerwalzen nicht genug
beachtet, dass alle Walzen des Siebes sich gleich drehen. Wenn dieses nicht der Fall
ist, so sind die Walzen nicht gleich gelagert, oder aber sie sind gebogen und
obenbesagter Fehler kommt vor. Liegen derartig gebogene Walzen vor dem Saugekasten,
so heben diese die Entwässerung der Papierbahn auf, indem bei hochgebogener Walze
der Sauger Beiluft zieht und nicht wirkt. Die eingeschlossene Luft kann nicht rasch
genug entweichen, presst sich durch die Papierbahn durch und wenn diese auch keine
Löcher erhält, so doch wenigstens Beulen oder Blasen, welche das Aussehen
beeinflussen. Um die Entwässerung hinter den Schleussen beinahe oder ganz
aufzuheben, sucht man die Registerwalzen, welche unter die Schleussen zu liegen
kommen, durch T-Träger zu ersetzen. Die Entfernung der Schleusse von dem Boden des
T-Trägers bedingt die Dicke oder Stärke des Papiers; diese bleibt immer die gleiche,
was bei den Registerwalzen nicht möglich ist, indem besonders bei gebogenen Walzen
die Entfernung mit der Drehung eine andere wird, da die Lage des Siebes durch die
Unterlage bedingt ist. Die T-Schiene verschliesst eine grössere Fläche des Siebes,
verhindert das Wasser am Ablaufen; ausserdem lassen sich bei der vorhandenen
grösseren Oberfläche die Schienen genauer einstellen.
Nachdem das Einlegen des Siebes und die dabei zu beachtenden Punkte berücksichtigt
sind, soll hier auch die Behandlung desselben während und nach der Arbeit zur
Sprache kommen, so dass die weiter an demselben angebrachten Vorkehrungen erst
später beschrieben werden. Das Reinigen des Siebes
geschieht am besten mittels Wasser einer Druckleitung sofort nach beendeter Arbeit.
Sind grosse Flecken vorhanden, welche die Siebmaschen verstopfen, so dass an diesen
Stellen das Wasser nicht ablaufen kann und die Papierbahn beim Pressen zerdrückt
wird, so legt man nach beendeter Arbeit, wenn der Flecken sich nicht ausbürsten
lässt, einen mit Benzin getränkten Flanelllappen auf denselben, lässt diesen einige
Zeit darauf wirken und wenn der Fleck aus Harz, Fett oder Schmiere besteht, wird er
sich mit einer scharfen Drahtbürste ausbürsten lassen; besteht er aus Stärke oder
Harzthonerde, so genügt schwaches Ausbrennen mit einer Spirituslampe. Kohlensaurer
Kalk wird sich durch Behandeln mit Essig oder verdünnter Salzsäure entfernen lassen,
Gyps dagegen wird auch der Salzsäure Widerstand leisten. Wenn deshalb empfohlen
wird, zum Reinigen des Siebes allgemein verdünnte Salzsäure zu nehmen, so kann
hiervor nur gewarnt werden. Den einen Fall, dass kohlensaurer Kalk der Grund für die
Verstopfung der Siebmaschen ist, ausgenommen, ist solche nicht nur nutzlos, sondern
das Sieb wird durch wiederholte Behandlung damit immer mehr brüchig werden und seine
Dauer lässt sich auf die Hälfte der Zeit, welche es sonst halten würde, herabsetzen.
Ausser der Verlängerung des Siebes, welche einseitig
vor sich geht, wenn die Gautschwalzen nicht parallel zu einander liegen, müssen auch
alle Trag- und Registerwalzen diesen parallel liegen; liegt nur eine derselben etwas
vor oder zurück, so hat das Sieb auf dieser Seite einen längeren Weg zu machen, wird
mehr gespannt und verlängert. Die im Sieb entstehenden Beulen sind meistens durch
Stoff veranlasst, welcher an den Walzen sich ansetzte. So oft das Sieb über diese
Stelle läuft, drückt der angehäufte Stoff auf dasselbe, bis die Beule immer grösser
wird, wodurch auch immer einseitige Verlängerung hervorgerufen wird. Scheinbar
lassen sich die Beulen ausstreichen, indem diese ausgeweitete Stelle mit einem
harten glatten Gegenstand gestrichen wird. Die vorhandene Beule wird aber nur auf
eine grössere Fläche vertheilt, der Fehler bleibt, denn der einmal in die Länge
gezogene Draht lässt sich durch Ausstreichen nicht wieder verkürzen. Dieser nur
durch Nachlässigkeit des Maschinenführers entstandene Fehler ist der Anlass, dass
die Dauer des Siebes um Wochen gekürzt wird, weshalb nicht genug Achtsamkeit nach
dieser Seite empfohlen werden kann. Verlängerung des Siebes kann auch verursacht
werden durch den Sauger, wenn dieser auf einer Seite stärker wirkt als auf der
anderen. Ja es sind Fälle bekannt, wo das mit der Druckleitung aufgespritzte
Spritzwasser zur Verlängerung beigetragen hat. Die einseitige Verlängerung des
Siebes, welche in den verschiedenen Ursachen ihre Entstehung findet, lässt sich
beseitigen durch Beachtung der bei den Falten angegebenen Manipulation.
Falten im Sieb entstehen immer beim Passiren des Siebes
durch die Gautschpresse, selbst wenn dieses mit aller Vorsicht eingelegt wurde, aber
vom Fabrikanten ohne die nöthige Sorgfalt hergestellt ist, so dass die einzelnen
Drähte ungleich sind und sich ungleich dehnen. Wird dieses nicht rechtzeitig
bemerkt, so ist das Sieb nach halbtägiger Arbeit verloren; andernfalls aber gibt es
ein einfaches Mittel, um zu helfen. Nimmt man auf der Seite, auf welcher das Sieb
verlängert ist, die obere Gautschwalze etwas hoch und lässt es einigemal herumgehen,
so wird dasselbe auf der Seite, auf welcher die Pressung stattfindet, verlängert, so
dass nun beide Seiten wieder gleich lang sind. Auch wenn starke Papiere gefertigt
werden, entstehen ab und zu Falten; durch Hochnehmen der Gautschwalze kann geholfen
werden.
Aus Phosphorbronze gearbeitete Siebe werden, wo viel Zellstoff verarbeitet wird,
empfohlen, da solche durch vorhandene schweflige Säure und deren Salze weniger
angegriffen werden, obgleich das Vorhandensein dieser Salze nur gering sein kann, da
dieselben ja auch die Anfertigung von Leimpapier beeinflussen.
Die Schüttelung des Siebes geschah früher durch die mit
einer Leine versehene Schüttelvorrichtung, neuerdings aber allgemein durch die
sogen. Frictionsschüttelung, so dass hierdurch neben der Anzahl der Schüttelungen
auch die Länge oder der Hub der Schüttelung genau geregelt werden kann. Durch die
Schüttelung wird das Verfilzen der Fasern unter einander bewirkt, wie solche durch
den Schöpfer beim Handpapier erzeugt wurde, hier jedoch werden die geschöpften
Fasern nach allen Richtungen gleichmässig geschüttelt, während beim Maschinenpapier
die Schüttelung nur eine seitliche ist. Damit die einzelnen Fasern sich um so
vollständiger verfilzen, müssen diese neben grosser Weiche auch Geschmeidigkeit
haben und Freiheit in der Bewegung. Alle diese Eigenschaften werden am besten
erreicht, in je mehr Flüssigkeit sich die Fasern befinden, d.h. in derselben
schwimmen. Es ist deshalb von besonderem Werthe, den Wasserstand auf dem Siebe
möglichst lang und hoch zu halten, wenigstens auf der Partie des Siebes, auf welche
die Schüttelung einwirkt. Auf Grund vielfacher Erfahrung ist bei der Verarbeitung
von langem Stoffe grosse Schüttelung am vortheilhaftesten, kurzer Stoff wird am
besten mit kleinem Hub verarbeitet, ebenso wie auch dicke Papiere mit geringer
Schüttelung gearbeitet werden, während dünne starke Schüttelung vertragen. Die
Schüttelung des Stoffes ist also abhängig von der Art des Papiers; die
Schüttelvorrichtung muss deshalb so beschaffen sein, dass man sowohl die Anzahl der
Schüttelungen als auch die Länge derselben während des Ganges der Maschine ändern
kann und dass diese dem zu verarbeitenden Stoffe angepasst wird. Die nicht geleimte
Faser hat grössere Weichheit und verfilzt sich leichter als die mit Harzleim
überzogene, mit ein Grund, weshalb das auf der Oberfläche mit animalischem Leim
geleimte Papier grössere Festigkeit hat, auch wenn das Maschinenpapier wie
Handpapier an der Luft getrocknet ist. Bei normalem Papier soll die Schüttelung 5
bis 8 mm lang sein und die Zahl der Schüttelungen 200 bis 300. Durch die Schüttelung
unterscheidet sich auch das auf der Langsiebmaschine gefertigte Papier von dem auf
der Cylindermaschine. Durch die auf der Langsiebmaschine entstehende Strömung
verbunden mit der Schüttelung werden die meisten Fasern so gelegt, dass sie lang
gestreckt nach dem Maschinenlaufe liegen, wozu auch die vorhandenen Schaumhalter
oder Schleussen beitragen. Die Schüttelung bezweckt nun das Verfilzen der Fasern
unter einander, allein durch sie wird auch ein Theil der Fasern gestreckt nach der
Breitseite der Maschine gelegt, so dass also durch richtig gehandhabte Schüttelung
der Unterschied, welchen das Papier nach dem Maschinenlaufe und nach der Breitseite
hat, fast aufgehoben werden kann. Das auf der Cylindermaschine gearbeitete Papier
wird deshalb, da die Schüttelung nur eine geringe ist, niemals die Festigkeit von
Langsiebpapier haben.
Der Wasserstand auf dem Siebe ist in erster Reihe
abhängig von der Art, wie der zu verarbeitende Stoff gemahlen wurde. Schmieriger
Stoff, mit stumpfen Messern und Schienen gemahlen (wodurch die Fasern nur zerrieben
und nach der
Längsrichtung gespalten sind), wie solcher für feste und geleimte Papiere nöthig,
hält das Wasser auf dem Sieb sehr lang zurück, die Fasern sind geschmeidig und
verschliessen die Maschen des Siebes, so dass der darüber befindliche Stoff das
Wasser festhält. Leinen- und Sulfitzellstoffe nehmen diese Beschaffenheit leicht an.
Baumwolle dagegen und besonders wenn sie mit scharfen Messern und Grundwerkschienen
gemahlen ist, gibt röschen Stoff, indem die Faser hier senkrecht zu ihrer Länge
geschnitten ist. Dieser Stoff gibt das Wasser auf dem Sieb sehr schnell ab, es kann
sogar der Fall eintreten, dass der Stoff auf den Platten des Knotenfängers sitzen
bleibt, indem das Wasser durch die Schlitze abläuft. Für sehr starke Druckpapiere
ist dieser Stoff geeignet, indem hier auf die Schüttelung keine Rücksicht genommen
zu werden braucht. Hoher und möglichst lang andauernder Wasserstand auf dem Siebe
ist Haupterforderniss für feste Papiere.
Bedingt wird der Wasserstand ausserdem durch die Schienen oder Schaumkalter, von welchen drei,
auch vier in gewisser Entfernung hinter einander liegen, an dem Theil des Siebes, wo
der Stoff auf dasselbe läuft. Zweck derselben ist, wie auch der Name sagt, den auf
der Flüssigkeit schwimmenden Schaum zurückzuhalten, damit die sogen. Schaumflecke
verhindert werden. Der Wasserstand des Stoffes zwischen und hinter den Schaumhaltern
muss 8 bis 10 mm höher sein, als da, wo der Stoff die Schaumhalter verlassen hat.
Querstreifen, welche sehr häufig im Papier bei seitlich auffallendem Licht gefunden
werden, haben den Grund in ungleichem Wasserstand, indem eine der Schienen direct
auf einer Registerwalze aufsteht, welch letztere gebogen ist. Der Fehler kann
verhindert werden, wenn das Siebleder über die letzte Schiene reicht oder dadurch,
dass an Stelle der Registerwalze eine T-Schiene liegt. Das Anbringen der T-Schiene
ist schon deshalb zu empfehlen, da von der Stellung der Schienen gegen das Sieb die
Dicke (die Stärke) des Papiers bedingt ist. Es ist Haupterforderniss, dass alle
Schienen auf der ganzen Maschinenbreite gleich weit vom Sieb entfernt stehen; ist
dieses nicht der Fall und die Schiene steht auf einer Seite dem Siebe näher als auf
der anderen Seite, so wird das Papier ungleich stark, es wird keilig, trocknet
ungleich und gibt beim Glätten mit dem Kalander unverhältnissmässig viel Ausschuss.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Registerwalzen, welche unter den Schienen
liegen, durch T-Schienen zu ersetzen. Nöthig ist, dass die Schienen bei sehr breiten
Maschinen in der Mitte einen Träger haben, damit sich dieselben nicht verbiegen und
sich gegen einander leicht schieben lassen, wenn es beim Formatstellen nöthig ist.
Die hier angebrachten Flügelschrauben müssen sich leicht bewegen lassen, durch
Unterlegscheiben wird dieses am besten erzielt. Doch ist durch angebrachte
Gegenschrauben darauf hinzuwirken, dass diese Flügelschrauben am Herausfallen
während der Arbeit verhindert werden, denn sobald dieses unbemerkt geschieht und die
Schraube mit durch die Gautschpresse geht, so kann sie nicht nur Sieb, sondern auch
Walze unbrauchbar machen. Ein Vortheil, welcher vielfach von Maschinenführern
benutzt wird, beruht im Abrunden der Ecken der Schienen; hierdurch geht an beiden
Seiten etwas mehr Stoff durch und die Ränder der Papierbahn werden stärker. Auf
diese Art gibt es weit weniger Ausschuss. Die Abdichtung an den Deckelriemen
wird besser, so dass die schärferen Ränder weit weniger Gefahr für das
Festsitzen oder Einreissen der Papierbahn bieten, auch lässt sich dieselbe leichter
abnehmen.
Die Abdichtung des Stoffes zu beiden Seiten der Papiermaschine und damit auch das
Stellen der Formate geschieht durch die Deckelriemen, welche auf dem Formatwagen laufen. Die neueren Maschinen haben den
Vorzug, dass das Heraus- oder Hereinfahren der Deckelriemen auf dem Sieb während der
Arbeit möglich ist, ein Vortheil, der sehr zu beachten ist, wenn der Stoff aus
verschiedenen Gründen sich verschieden zusammenzieht; hierbei werden die Abschnitte
immer schmäler, bis die Messer entweder rupfen oder nicht mehr abschneiden, so dass
abgestellt werden muss und unnöthiger Verlust durch Ausschuss entsteht. Zwei über
die Maschine laufende Schrauben ermöglichen es, mit den Deckelriemen auch während
der Arbeit heraus oder herein zu fahren. Einen weiteren Vortheil bietet der neue
Format wagen durch eine Vorrichtung, mittels welcher das Siebleder zu beiden Seiten
hochgenommen werden kann, so dass die seitliche Abdichtung die denkbar beste ist und
das Siebleder weit mehr geschont wird. Die Abdichtung der Deckelriemen gegen das
Siebleder geschieht durch einen starken Messingwinkel ∟; hierdurch wird es möglich,
die Deckelriemen direct auf dem Sieb laufen zu lassen, ohne sie über das Siebleder
zu legen.
Die Deckelriemen, welche das Format des zu arbeitenden
Papiers geben, müssen mit dem Sieb genau die gleiche Geschwindigkeit haben, will man
nicht, dass solche zu fest aufgesetzt werden müssen, um das Durchlaufen von Stoff zu
verhindern, wodurch Nudeln entstehen. Diese veranlassen Ausschuss oder rauhe Ränder,
auch reisst das Papier gerne ein oder bleibt sitzen, am Siebe sowohl wie an der
Gautschpresse. Die durch Deckelriemen oder schlecht anliegendes Siebleder
entstehenden Nudeln, Schnallen u.s.w. sind immer Zeichen eines unfähigen
Maschinenführers; die Fehler sind leicht zu beseitigen und bei nur einigermassen gut
gehaltener Maschine dürften diese niemals vorkommen. Für Deckelriemen findet man
häufig grauen vulcanisirten oder rothen Gummi; diese haben, solange sie neu sind,
scharfe Ränder und dichten auch leidlich ab, nach kurzem Gebrauche aber brechen oder
reissen Stücke heraus, die Kanten werden rauh und damit auch die Ränder der
Papierbahn. Ein weiterer Missstand macht sich geltend, welcher im Verschmieren oder
Verstopfen der Siebmaschen besteht. Durch die Reibung, welche die Deckelriemen auf
dem rauhen Sieb erfahren, werden von dem Gummi und von den Füllstoffen Theile
abgeschliffen, welche die Maschen des Siebes damit verstopfen, so dass, wenn nachher
ein breiteres Format gearbeitet werden muss, das Wasser von dem Stoff, der auf dem
verschmierten Sieb liegt, nicht ablaufen kann; das Papier wird verdrückt und eine
Zeitlang wird nur Ausschuss erzeugt. Am besten haben sich die aus imprägnirtem
Baumwollstoff gearbeiteten Deckelriemen bewährt; diese haben die nöthige Weiche, um
gut abzudichten, verschmieren das Sieb nur wenig und die Kanten behalten die gleiche
Schärfe; auch recken sich dieselben bei längerer Arbeit weit weniger als Gummi. Als
Breite für die Deckelriemen genügen 3 bis 4 cm; jede weitere Breite ist von
Nachtheil, da die Abdichtung nur an der Kante stattfindet. Wenn die Deckelriemen
richtig anliegen, wird die Höhe in dem entsprechenden Verhältnisse genommen, so
dass der Deckelriemen bei dem Druck nicht umbiegt; es dürfte das angegebene Maass
eher zu gross als zu klein sein.
Weitere Beachtung verlangt der Saugapparat, von welchem
wenigstens zwei an der Maschine sind. Früher wurde die Luftleere des Kastens durch
Glockenpumpen erzeugt, später durch das Heberprincip, vertreten durch die sogen. Kaufmann'schen Saugapparate. Zweck dieser Sauger ist,
der Papierbahn das Wasser, welches nicht freiwillig abläuft, abzusaugen, so dass
dieselbe so weit entwässert ist, dass sie beim Durchgehen zwischen der Gautschpresse
nicht zerdrückt wird. Die Saugekasten bestehen aus Eisen, und eine Vorrichtung lässt
mehr oder weniger Wasser ablaufen. Zu beachten ist die Abdichtung des oberen Theils
des Kastens, über welchen das Sieb mit der Papierbahn läuft. Die Kante des Kastens
muss so abgedichtet sein, dass dieselbe, wenn das Sieb überall gleich anliegt, keine
Beiluft zieht. Weiter ist zu beachten, dass durch das feste Anliegen des Siebes und
die Bewegung desselben eine starke Abnutzung stattfinden würde, wenn das Sieb auf
dem harten Eisen schleift. Die Kante des Saugekastens wird deshalb mit Leder belegt,
wobei dafür zu sorgen ist, dass die zum Aufschrauben benutzten Schraubenköpfe gut
eingelassen sind, so dass jede Beschädigung des Siebes ausgeschlossen ist. Da sich
die Fasern des nassen Leders leicht abschleifen, wodurch dasselbe öfters erneuert
werden muss, findet man jetzt meistens die Saugekasten mit Holz belegt. Astfreies
und gespaltenes Ahornholz hat sich am besten bewährt, und lässt sich in nassem
Zustande besser befestigen als das sehr weiche Leder. Gespaltenes Holz muss deshalb
genommen werden, um sicher zu sein, dass dasselbe parallel der Längsfaser läuft;
denn wird das Holz nass, ist dessen Ausdehnung verschieden, und häufig kommt es bei
gesägtem Holz vor, dass Stücke abspringen und die Luftleere aufgehoben wird, oder
solche Stücke gehen mit durch die Gautschpresse und beschädigen das Sieb.
Saugapparate, bei welchen die Luftleere durch Glockenapparate erzeugt wird, haben
den Vortheil, dass das von der Papierbahn abgesaugte Wasser wieder zum Verdünnen des
nachfolgenden Stoffes genommen werden kann, was immerhin von Werth ist, wenn man
berücksichtigt, dass mit dem abgesaugten Wasser eine Menge Fasern, Leim und Stärke
abgeht, welche aufs neue benutzt werden. Wird die Luftleere wie bei dem Kaufmann'schen Apparate durch die Heberwirkung erzeugt,
so kommt ausser dem Siebwasser so viel weiteres Wasser in den Apparat, als
erforderlich ist, um die verlangte Luftleere zu erhalten. Hierbei wird so viel
Wasser erhalten bezieh. das abgesaugte so stark verdünnt, dass es sich in den
wenigsten Fällen noch lohnt, das vom Sauger ablaufende Wasser wieder zu benutzen,
oder es lässt sich nur ein kleiner Theil wieder verwenden. Für die kräftige Wirkung
des Saugers ist ausserdem für das Ablaufrohr eine grössere Länge nöthig, das
ablaufende Wasser muss wieder um so höher gehoben werden. Als Vortheil des Kaufmann'schen Saugers kann hervorgehoben werden, dass
für die Erzeugung der Luftleere keine Kraft nöthig ist, während die Nachtheile in
grösserem Wasserverbrauche und Verlust werthvoller Fasern und Leimstoffe besteht.
Für geringere Druckpapiere, aus Holz und Erde gearbeitet, bei welchem kein
Ueberschuss an Leim ist, da diese nur halbgeleimt verlangt werden, ist der Kaufmann'sche Saugapparat angebracht; wo jedoch bessere
Papiere gearbeitet werden, findet man beide Arten combinirt. Ein Glockenapparat
saugt zuerst das meiste Wasser ab und das ablaufende Wasser wird zum Verdünnen des
neuen Stoffes verwendet, das wenige, was an dem zweiten Sauger, welche die Luftleere
durch Heber erzeugt, noch abläuft, kann unbeachtet bleiben, wenn man die Ersparniss
an Kraft in Betracht zieht. An einigen Orten wurde der Versuch gemacht, mit dem
Sauger eine Art Injector für Wasser, Luft oder Dampf in Verbindung zu bringen und
dadurch vollständigere Absaugung des Wassers zu erzielen. Derartige Vorrichtungen
erfordern die Beschaffung von Kraft, welche immerhin Kosten verursacht, weshalb die
Einführung ihre Schwierigkeiten haben wird.
Das Heben des Siebwassers sowie des Stoffes geschah vielfach mit Schöpfrädern, bei deren Gebrauch sich der Missstand
zeigte, dass der Stoff wie das Wasser stark mit Luft gepeitscht wurde. An deren
Stelle wird jetzt allgemein die doppelt wirkende Pumpe
verwendet, welche diesen Missstand nicht hat, und vor Verunreinigung geschützt ist,
da der Stoff in geschlossenen Röhren lauft. An einigen Maschinen findet man die Wasserleitung an dem unteren Theile der Stuhlung
angebracht, doch hat sich dieses nicht bewährt, zu viele Ecken und Krümmungen
machten die Reinigung beinahe unmöglich. In der Rohrleitung soll für letzteren Zweck
sich an jeder Ecke, an jeder grösseren Biegung ein Verschlussdeckel befinden, der
leicht abgenommen werden kann. In das durch einen Verschlussdeckel verschliessbare
Ende der Leitung führt man, wenn der Wasserzufluss abgestellt ist, einen an zwei
Leinen befestigten Strohwisch ein. Durch den Wasserdruck wird der Strohwisch mit der
einen Leine durchgeführt. Auf diese Art wird es möglich, den Strohwisch so lange
durch die Leitung zu ziehen, bis das Wasser klar und hell abläuft. Wer die
Anforderungen kennt, die an reines Wasser gestellt werden, wird die
Umständlichkeiten dieser Manipulation gerne mit in Kauf nehmen, hat er doch
hierdurch die Gewissheit, eine Menge Ausschuss im Papier weniger zu bekommen. Wie
oft die Reinigung vorzunehmen ist, kann nur bei Kenntniss der localen Verhältnisse
beurtheilt werden, jedenfalls aber, wenn fliessendes Wasser verwendet wird, im
Frühjahr bei Beginn der wärmeren Jahreszeit, wo das Wasser anfängt, die gelösten
Stoffe auszuscheiden, welche es bei der kälteren Jahreszeit aufgenommen hat. Auch
für die Stoffleitung sollen einige Punkte erwähnt
werden, welche häufig unbeachtet bleiben. Häufig wird der Stoff durch Farbschlamm
und solche Körper verunreinigt, die sich in der Stoffleitung nur durch unrichtige
Auffassung festgesetzt hatten. Um rasches Abfliessen des Stoffes zu ermöglichen,
besonders bei geringem Gefäll, wird die Weite der Stoffleitung in keinem
Verhältnisse gegen die Stoffmenge genommen. Der das Rohr nicht ausfüllende Stoff
lässt Schlamm wie Farbe und Kleister absetzen, die sich immer mehr anhäufen, bis
endlich durch einen Zufall grössere Stücke abgestossen werden, welche später
Ausschuss geben. Wird die Rohrweite dem Holländerauslauf entsprechend genommen, so
ist das Rohr mit Stoff ausgefüllt, so dass besagte Abscheidung nicht stattfinden
kann; der eingeengte Stoff schiebt den im Rohr sitzen gebliebenen vor sich her, so
dass die Rohrleitung auf diese Art gereinigt wird. Da an den Stellen der
Rohrleitung, an welchen ein Knie ist. häufig Stoff stehen bleibt, von welchem das
Wasser nach dem Bottich abläuft, so tritt der Fall ein, dass sich die Leitung
verstopft. Hier muss deshalb auch ein Verschlussdeckel aufgeschraubt werden, welcher
es möglich macht, dass mit der Hand eingefahren werden kann, um den entwässerten
Stoff herauszunehmen.
Bei der Siebpartie bleibt nur noch das Rouleau oder die
Siebwalze zu besprechen, welche, wenn glatt, zum
Egalisiren des Papiers dient, wenn aber ein Zeichen auf derselben ist, zum
Einpressen des Wasserzeichens. Da die Siebwalze nicht mit ihrem ganzen Gewichte auf
der Papierbahn liegen darf, so lagert dieselbe in einem Hebellager, dessen Gewicht
sich so verschieben lässt, dass die Walze wenig oder stark auf das Papier drückt. Da
an die Durchsicht des Papiers grosse Anforderungen gestellt werden, so werden alle
besseren Papiere, gleichgültig ob velin oder gerippt, mit dem Rouleau gearbeitet.
Wenn Wasserzeichen oder Rippen im Papier verlangt werden, so muss der Stoff mehr
rösch gemahlen werden, damit er das Wasser besser abgibt und die Eindrücke der Walze
leichter annimmt. Schmierig gemahlener Stoff ist schwerer zu entwässern, er bleibt
leichter am Rouleau sitzen. Um den am Rouleau sitzen bleibenden Stoff abzunehmen,
wird ein Stück Nassfilz auf die ganze Maschinenbreite an das rückwärts laufende
Rouleau angedrückt, dieses nimmt alle Fasern ab sowie auch die Schaumblasen, so dass
die auf die Papierbahn drückende Siebwalze immer gereinigt ist. Die Nummer des
Ueberzugs der Sieb walze wird immer zwei bis drei Nummern feiner genommen als das
Sieb. Das Beziehen der glatten Siebwalze geschieht am besten in der Fabrik selbst,
wenn mit der Siebwalze zugleich eine grössere Anzahl Siebüberzüge bestellt werden.
Das Ueberziehen geschieht am besten, wenn der Ueberzug an der Decke des
Arbeitssaales so aufgehängt wird, dass die zu beziehende Walze unter demselben
steht. Der an einer Rolle hängende Ueberzug kann so über die Walze gezogen werden,
wenn das untere Ende fünf bis sechs Mal ungefähr 20 bis 30 mm lang eingeschnitten
und umgebogen wird. Zwei runde Scheiben werden aus Holz angefertigt und so weit
genommen, dass sich dieselben über den Ueberzug ziehen lassen und etwa 25 bis 30 mm
hervorstehen; sie dienen als Handgriff zum Anfassen und Ueberziehen desselben. Die
eine der Scheiben wird über das eingeschnittene Ende des Siebüberzugs gestreift, die
Einschnitte umgebogen und die zweite Scheibe an die übergestreifte Scheibe gelegt
und mittels Klemmschrauben oder Holzschrauben beide Scheiben an einander befestigt,
so dass die umgebogenen Enden des Ueberzuges zwischen diesen eingepresst sind. Wird
an dieser Handhabe der Ueberzug herunter gezogen, so lässt sich derselbe ohne jeden
Kniff und Eindruck überziehen, sitzt fest und straff auf der Walze. Das Befestigen
der Enden geschieht mittels Ringe oder Vernähen mit Draht.
Das Abnehmen der Papierbahn und Ueberführen auf den Nassfilz geschieht durch den
Maschinenführer, indem dieser etwas feuchte Papiermasse zusammenballt, mit dieser
die Papierbahn vom Sieb abreibt, zu dem Zwecke, ein spitz zulaufendes Ende vom Sieb
abzunehmen und auf den Nassfilz zu führen; liegt dieses auf dem Nassfilze, so nimmt
der Nassfilz die durchgerissene Papierbahn vom Sieb selbsthätig ab und diese wird
auf dem Filz durch die Nasspresse geführt. Das Abreiben der Papierbahn auf dem Sieb
soll man nach neuerem Vorschlage nicht mehr mit der Hand, sondern mittels eines
Spritzrohres vornehmen, welches zwischen Sauger und Gautschpresse halbkreisförmig
die Papierbahn durch Aufspritzen eines feinen Wasserstrahles trennt. Dadurch, dass
nach dem Durchgang durch die Gautschpresse der Maschinenführer etwas feuchten Stoff
an das spitze Ende der Papierbahn drückt, bleibt diese daran haften und lässt sich
leicht überführen.
Das Aussehen des Papiers bei der Durchsicht ist bei den feineren Papieren von grossem
Werthe; die klare Durchsicht ist neben richtig gemahlenem Stoff auch abhängig von
der Schüttelung und dem richtigen Wasserstand auf dem Sieb. Früher konnte die
Durchsicht erst geprüft werden, nachdem das Papier den Trockencylinder verlassen
hatte, so dass also 60 bis 80 m schon verdorben waren. Mit Einführung des
elektrischen Lichtes ist aber die Einrichtung getroffen, dass zwischen Gautschpresse
und dem letzten Sauger eine Edisonlampe brennt, wodurch das Sieb von unten beleuchtet wird. Man erhält so die Durchsicht der nassen
Papierbahn, welche sich jetzt schon in einem solchen Zustand befindet, dass die
Fasern keine Verschiebung mehr erleiden und die Durchsicht die gleiche bleibt.
Hiernach kann man die Ursache abändern, welche der Grund für das unegale Aussehen
ist, ohne dass es mehr geringer aussehendes Papier gibt, als sich im Augenblicke der
Beobachtung auf dem Sieb Papierbahn befindet. Das Zerspringen des Glases der
Glühlampe durch das auftropfende kalte Wasser wird dadurch verhindert, dass das Glas
der inneren Lampe cylinderförmig ist und diese als Schutzglas das birnförmige Glas
erhielt.
(Fortsetzung folgt.)