Titel: Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Fundstelle: Band 281, Jahrgang 1891, S. 138
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. (Fortsetzung des Berichtes S. 114 d. Bd.) Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. II. Verhalten der Cemente. A) Vor der Verwendung. Das Annässen von heissen Portlandcementklinkern wird bei Ringöfen des öfteren durchgeführt, um mit Hilfe des plötzlich entwickelten Wasserdampfes die gesinterten Massen zu zerkleinern und das Entleeren der Kammern, sowie das nachherige Zerkleinern und Zermahlen zu erleichtern. Nach Erdmenger ist diese Operation besonders vortheilhaft bei zerrieselnden Cementmassen (Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 169 und 187). Bringt man ein Stück heissen Klinkers, der eben im Zerrieseln begriffen ist, schnell unter Wasser, so wird man einen sofort eintretenden dauernden Stillstand im Zerrieseln beobachten können. Läuft hierbei das Wasser von der heissen Probe ab, so erhält man nach dem Erkalten guten, festen Klinker. Wird das heisse Stück dagegen in ein mit Wasser gefülltes Gefäss gebracht, so kann es leicht in kleine Stücke zerspringen, oder auch sich in einen grobkörnigen, mürben Klumpen verwandeln, also granulirt werden. Beim Einführen eines Wasserstrahles in die Ringofenkammer werden beide Producte neben einander entstehen, und man wird daher ein Gemisch von hartklinkeriger und mürber, geborstener und feuchter Masse erzielen. Beide Massen werden dann gemeinsam vermählen. An Stelle des Wassers kann man auch Schnee oder Wasserdampf verwenden, oder irgend ein Mittel, das die Klinker schnell abkühlt. Wasserdampf wirkt weniger sicher als Wasser, und unterbricht den Process des Zerrieselns nur solange er auf die Massen ausströmt. Nach Erdmenger beseitigt das Abschrecken solcher Cementmassen bis zu einem gewissen Grade auch deren Neigung zu treiben, falls dieselbe nur in geringem Maasse vorhanden war; eingeschlossene Aetzkalktheilchen werden unschädlich gemacht. Als Beispiel der Wirkung des Wasserstrahles führt Verfasser folgende Tabelle an: Zugfestigkeit mit 3 Th. Sand, normengemäss eingeschlagen. a b c d k/qc k/qc k/qc k/qc Nach 2 Tagen   4,5   8,3   8,0   9,0     „   3     „   5,0   9,4 10,0 11,3     „   1 Woche   8,0 15,0 17,3 17,1     „   4 Wochen 13,7 22,7 24,1 25,2     „   3 Monaten 16,8 28,0 30,6 31,1 a) an der Luft zerrieseltes Pulver; b) durch Wasserstrahl abgeschreckte Stücke, welche darauf in nunmehr fest gebliebenem Zustande entsprechend gefeint wurden; c) bis zur Zertrümmerung zu grobkörnigem Pulver abgeschreckte Stücke; das Pulver nachher getrocknet und gefeint (wie a und b); d) von Haus aus ganz bleibende, nicht zerrieselnde Stücke in gleicher Weise gefeint. Besonderes Interesse beanspruchen die unter c angeführten Festigkeitszahlen, welche sich auf granulirten Cement beziehen und die den unter d angeführten Zahlen für normalen Cement sehr nahe kommen. Man vergleiche die Wirkung der Granulirung auf Hochofenschlacke, namentlich im Hinblicke auf den Umstand, dass zerrieselnde Cementmassen meist reich an Thonerde sind. Ueber die Fortsetzung seiner Versuche, betreffend die Einwirkung der Luft und anderer Gase auf Cement berichtet Tomëi-Oppeln (12. Generalversammlung, vgl. 1889 273 556). Es zeigte sich, dass das specifische Gewicht sowohl, als auch das Litergewicht durch Luftlagerung beeinflusst wird, und dass die Abnahme der Dichte besonders auf die Feuchtigkeit der Luft zurückzuführen ist. Damit hängt auch die Zunahme des Glühverlustes zusammen. – Cement, welcher 28 Tage an feuchter, kohlensäurefreier Luft lagerte, hatte ein Litergewicht von 1207 g und ein specifisches Gewicht von 3,085 g und der Glührückstand betrug 96 Proc. Für den frischen Cement sind die entsprechenden Werthe 1250 g, 3,085 bezieh. 98,8 Proc. Bei der Beurtheilung der Grenzwerthe für guten Cement sind diese Verhältnisse zu berücksichtigen. Für denselben Cement ging die Zugfestigkeit von 17,8 k/qc auf 13,5 k/qc und die Druckfestigkeit von 201 k/qc auf 143 k/qc zurück. In dieser Weise kann der Cement durch Lagern in undichter Verpackung nahe einer Wasserfläche durch die Feuchtigkeit beeinflusst werden und es geht daraus hervor, dass bei Verwendung von Cement namentlich bei grösseren Bauten besondere Sorgfalt auf die richtige, sachgemässe Lagerung zu verwenden ist. Schwefel wurde in den Cement durch Ueberleiten von SH2 und auch durch Zusatz von Schwefelcalcium gebracht. Die Wirkung des Sulfides zeigt sich darin, dass der Cement langsamer abbindet, die Temperaturerhöhung abnimmt und die Festigkeit zurückgeht. Litergewicht und Dichte ändern sich unbedeutend. Tomëi zieht aus seinen Beobachtungen den Schluss, dass die Temperaturerhöhung von Aluminaten und Ferraten abhängt, da Schwefelwasserstoff nur auf diese einwirken kann. B) Nach der Verwendung. Ueber die Wasserdurchlässigkeit von Cement und Cementmörteln haben G. Hyde und W. J. SmithJourn. of the Frankl. Inst., 1889 S. 220. in Pennsylvanien Versuche angestellt. Die zur Prüfung dienende Vorrichtung war einfach: in eine mit 4 ⊤-Stücken versehene Röhre wurde Wasser unter beliebigem Drucke eingepresst. In die ⊤-Stücke waren 150 mm lange und 75 mm weite Cylinder, welche die Probestücke mit besonders sorgfältiger Gummidichtung enthielten, eingeschraubt. Unter jedem Cylinder wurde ein Becherglas mit Gummibändern befestigt, zur Aufnahme des abfliessenden Wassers. Die Versuche erstreckten sich auf folgende acht Sorten von Cement: 1) Union, bezogen von Lesley und Trinkle, 2) Old Newark von S. H. French und Co., 3) Brooks und Shoebridge Portland von French und Co., 4) Stettiner Portland von denselben, 5) Anchor Coplay Portland, 6) Giant Portland von Lesley und Trinkle, 7) Improved Union „        „        „        „ 8) Egyptischer Portland von Lesley und Trinkle. Sowohl Cement als Sand wurden vor der Verwendung sorgfältig abgesiebt. Die Untersuchung umfasste sechs Reihen von Proben: a) von reinem Cement nach 7 Tagen, b)   „       „           „         „   28     „ c) Mörtelproben aus gleichen Theilen Cement und Sand nach 7 Tagen, d) dieselben nach 28 Tagen, e) Mörtelproben aus 1 Th. Cement und 2 Th. Sand nach 7 Tagen, f) dieselben nach 28 Tagen. Die Cylinder von 3 Zoll (7,6 cm) Durchmesser wurden 3 Zoll hoch mit der angemachten Mischung gefüllt. Der Druck wurde von 75 Pfund für den Quadratzoll engl. auf 200 Pfund gesteigert. Die von Oliver Hugh ausgeführten Analysen der Cemente 2 bis 7 finden sich in folgender Tabelle: Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 6 Nr. 5 Nr. 7 In HCl lös-lich SiO2Al2O3Fe3O3P2O5CaOMgOAlkalien 13,92  8,52  3,20  1,8245,07  7,86  1,61 16,88    6,92    3,82    1,08 58,40    2,06    1,03   21,14    1,02    2,01  66,04    0,47    1,78   20,99    4,12    5,18    1,17  60,75    0,41    1,79   10,18    4,55    2,41    1,33  59,91    0,60    1,61 24,44  4,69  3,80  0,5052,39  3,47  2,03 Calciumsulfat   3,21     4,32     3,73     5,02     2,01   3,24 In HClunlöslich SiO2Al2O3MnOMgO 11,33  2,59  0,86     4,99    0,60Spur    0,36     4,36Spur     1,45   13,39    3,70    0,31   5,17SpurSpur Summa 99,99 100,46 100,55 100,88 100,00 99,73 GesammtkieselsäureGesammtthonerde 25,2514,31   21,87  11,34   25,50    3,03   22,44    9,30   23,57  10,66 29,61  8,49 Hyde und Smith haben die Resultate ihrer Untersuchung in acht Tabellen niedergelegt. Es geht aus denselben hervor, dass die besseren Cemente, wenn sie un-vermischt angewendet werden, weder nach 7 noch nach 28 Tagen Erhärtung Wasser durchlassen. Die weniger guten Sorten liessen auch sehr wenig Wasser hindurch; der schlechteste nach 7tägiger Erhärtung und bei einem Drucke von 13 at etwa 40 g in 24 Stunden. Die Mörtelproben hingegen sind alle durchlässig; wir finden da die Zahlen 8,7 bis 140 Unzen für den Quadratzoll und Stunde für einen Druck von 200 Pfund für den Quadratzoll. Grössere Oberflächen lassen gewöhnlich verhältnissmässig mehr Wasser durch, weil sie meist von Rissen und Sprüngen durchsetzt sind. Die folgenden drei Tabellen mögen hier Aufnahme finden: Reine Cemente. – 7 Tage Bindezeit. Handelsmarke Liter auf 1 qc bei 5 at 6⅔ at 13⅓ at B. u. S. engl. Portl. Improved Union Egypt. Portl. Stettiner Portl. 0,001 0,007 Old Newark Portl. 0,005 0,026 Union 0,006 0,009 0,017 Anchor (Coplay) 0,011 0,018 0,023 Giant Portl. 0,016 0,010 0,047 Mörtel. – 7 Tage Bindezeit. Handelsmarke Liter auf 1 qc in 24 Stunden CementzuSand 5 at 6⅔ at 13 ⅓ at Anchor (Coplay) 0,26 0,41 1,11 1 : 1 Stettiner Portl. 0,37 0,58 1,58 1 : 2 Improved Union 0,61 0,94 2,07 1 : 1 Union 2,18 3,04 6,37 1 : 1 B. u. S. engl. Portl. 2,78 4,14 8,38 1 : 2 Giant. Portl. 4,51 5,85 7,55 1 : 2 Old Newark Portl. 5,46 8,83 1 : 2 Egypt, Portl. 7,49 9,25 17,82 1 : 2 28 Tage Bindezeit. Handelsmarke Verh. vonCementzu Sand Liter auf 1 qc in 24 Stunden 5 at 6⅔ at 13⅓ at Anchor (Coplay) 1 : 1 0,06 0,10 0,25 Improved Union 1 : 1 0,10 0,12 0,53 Union 1 : 1 0,30 0,44 0,79 Stettiner Portl. 1 : 2 0,34 0,53 1,16 Egypt. Portl. 1 : 2 0,76 1,49 2,79 Giant Portl. 1 : 2 1,26 2,43 5,54 B. u. S. engl. Portl. 1 : 2 1,92 2,39 3,52 Old Newark Portl. 1 : 2 6,00 Ueber Festigkeitsversuche, welche in Ymuiden an Betonblöcken angestellt wurden, mag hier nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins Folgendes Erwähnung finden: Die Blöcke hatten 1 m Länge und 0,20 m Breite und blieben nach 5tägiger Luftlagerung 120 Tage in Dünensand vergraben liegen. Die Zugfestigkeit erwies sich als 7- bis 10 m al geringer als die Druckfestigkeit. Bei einer Mörtelmischung aus 3 Th. Sand und 2 Th. Cement erhielt Granitbeton eine Zugfestigkeit von 12 k/qc, der Klinkerbeton 10,9 k/qc und der Kieselsteinbeton nur eine solche von 9,44 k/qc. Durch Verwendung kleinerer Kieselsteine konnte die Festigkeit des letztgenannten Betons erhöht werden. Der Bruch der Blöcke war in allen Fällen porös. Ueber Umstände und Verhältnisse, unter welchen eine Erhärtung von Portlandcementmörtel nicht stattfinden kann, von H. Schiffner.12. Generalversammlung. Die Ursachen, welche das Erhärten verhindern oder beeinträchtigen können, lassen sich in drei Gruppen theilen: 1) Störende Ursachen, welche in der Beschaffenheit des zum Mörtel verwendeten Sandes liegen. Es kann sowohl die physikalische, wie die chemische Beschaffenheit ein Erhärten verhindern; 2) die Einwirkung fremder Stoffe auf den frischen Cementmörtel, z.B. von stark säurehaltigen Flüssigkeiten, Pflanzenölen, gerbsäurehaltigen Laugen, saurem Bier in Bierkellern, organischen Stoffen, Einwirkung von schwefelsaurem Kali oder Natron, oder sonstigen in den Ziegelsteinen oder im Erdboden enthaltenen löslichen Stoffen; 3) die unrichtige Verarbeitung oder Behandlung des Mörtels. Hierhin gehört z.B. das sogen. Stören des Cementes, d.h. das Verarbeiten desselben, nachdem die Abbindung schon begonnen hat. Dasselbe kann bei Raschbindnern am leichtesten vorkommen, ist aber auch bei Langsambindnern nicht ausgeschlossen, wenn z.B. der Mörtel lange vor der Verwendung zubereitet wird und stehen bleibt. Die Erhärtung kann dann noch eintreten, sie wird aber stets in geringerem Maasse eintreten. Hierher gehört auch das sogen. Ersäufen des Cementes, d. i. die Gefährdung oder gänzliche Verhinderung des Erhärtens durch zu grossen Wasserzusatz beim Anmachen des Mörtels. Endlich kann die Erhärtung verhindert werden durch Austrocknen des Mörtels. Die Erhärtung des Cementes läuft der Wasseraufnahme desselben parallel. Die höchstmögliche Erhärtung tritt mit vollendeter Wasserbindung ein. Nach Feichtinger, Die chem. Technologie der Mörtelmaterialien, 1885, findet die Wasseraufnahme des reinen Cementmörtels wie folgt statt. Der Mörtel enthält an chemisch gebundenem Wasser: Gleich nach dem Anmachen 0,99 Proc. nach 4 Stunden 1,41 20 2,29 3 Tagen 5,62 7 6,85 14 7,96 18 8,45 21 8,91 24 10,40 28 10,52 35 11,34 42 11,35 49 11,50 56 11,60 80 11,56 Die Proben sind unter Wasser erhärtet. Schiffner fand bei Wiederholung des Versuches Zahlen, die annähernd mit denen von Feichtinger übereinstimmen. An feuchter Luft findet die Wasseraufnahme etwas langsamer statt als bei Erhärtung unter Wasser. Schiffner suchte nun festzustellen, in welcher Weise das Erhärten der Mörtel durch geringere Zufuhr von Wasser und durch gänzlichen Mangel desselben beeinflusst wird. Das Ergebniss der seit 3 Jahren fortgesetzten Untersuchungen ist das folgende: 1) Die Normenkuchen, welche 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 27 Tage unter Wasser und von da ab an der Luft im Laboratorium aufbewahrtIm Laboratorium war die Luft sehr trocken. wurden, sind sämmtlich durchaus volumenbeständig und von tadelloser Erhärtung. Auch bei den ältesten zeigt sich keine Spur von Abnahme der Festigkeit oder irgend einer Formveränderung. 2) Die 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 3 Tage unter Wasser und von da ab im Laboratorium an der Luft aufbewahrten Kuchen sind ebenfalls sämmtlich bis heute ohne Form Veränderung geblieben; die Härte derselben ist jedoch geringer als die der Kuchen 1). 3) Die ohne jede Befeuchtung an der Luft im Laboratorium aufbewahrten Kuchen sind sämmtlich mehr oder weniger mürbe, bröcklig und ohne jede Festigkeit. Das Zerfallen derselben begann am Rande und pflanzte sich gegen die Mitte der Kuchen fort. Die Zeitdauer bis zum Beginne des Zerfalles war abhängig von der Jahreszeit, von der Mahlung, der Bindezeit, der Energie der Anfangserhärtung. Bei austrocknender Luft im Frühjahre, bei starker Heizung im Winter trat der Beginn des Zerfalles schon nach 2 bis 3 Monaten ein. Diese Erfahrungen wurden durch Prüfung von Cementen verschiedener Herkunft bestätigt. Bei Cementen, welche auf dem 5000-Maschensiebe einen bedeutenden Rückstand liessen, trat der Zerfall noch früher ein. Von der Thatsache ausgehend, dass gut erhärteter Portlandcementmörtel etwa 10 bis 12 Proc. Wasser chemisch gebunden enthält, lag der Schluss nahe, dass Mörtel während der Erhärtung gar kein Befeuchten bedürfen, wenn man nur dafür sorgt, dass das im Mörtel enthaltene Anmachwasser (etwa 27 Proc.) bei der Erhärtung nicht entweicht. Es ergab sich auch, dass ein bei der Erhärtung vor Austrocknen geschützter Kuchen gut erhärtet, wenn der Schutz so lange andauert, bis der Gehalt an chemisch gebundenem Wasser im Minimum etwa 7 Proc. beträgt. Wird das Austrocknen des Portlandcementmörtels künstlich beschleunigt, demselben durch Erwärmen in den ersten 3 Tagen das hygroskopische Wasser entzogen, so findet keine weitere Erhärtung mehr statt. Naturgemäss wird das Austrocknen der Mörtel durch Aufstreichen derselben in dünnen Schichten sehr beschleunigt. Damit stimmt auch überein, dass Cemente in 1 ½ bis 2 cm dicken Schichten bei Lagerung im Laboratorium ihre Form und Festigkeit behielten, also dem Austrocknen widerstanden, während dieselben Cemente in dünnen Lagen mürbe wurden und zerfielen. Solche mürbe Kuchen enthielten etwa 4 Proc. chemisch gebundenes Wasser und erhärteten beim nachträglichen Einbringen in Wasser, wenn sie 4 Wochen darin verblieben. Die Festigkeit der richtig behandelten Cemente wurde auf diesem Wege natürlich nicht erreicht. Aus allen angeführten Thatsachen ergibt sich der folgende Schluss: Die Befeuchtung des Portlandcementmörtels und der Schutz desselben vor Austrocknung in den ersten Tagen nach der Herstellung sind unbedingte Erfordernisse für die gute Erhärtung. Wird diesen Bedingungen nicht genügt, so wird dadurch das Erhärten des Mörtels wesentlich beeinträchtigt und ein Zerfallen desselben in kürzerer oder längerer Frist herbeigeführt, wenn der Mörtel nicht allein in den ersten Tagen, sondern überhaupt ohne Schutz vor Austrocknen bleibt. Das Austrocknen der Mörtel wird durch Auftragen in dünnen Lagen, durch trockene Ziegelsteine oder durch scharfen Wind begünstigt. Schiffner wendet sich am Schlusse seines Vortrages gegen Tetmajer's Behauptung, dass die deutsche Normenprobe einseitig und unzulänglich sei (vgl. 1889 273 593) und gegen seine Theorie des Lufttreibens. Das Mürbewerden und Zerfallen mancher Cemente an trockener Luft liegt nach Tetmajer in einer unvollkommenen Mischung und Aufbereitung des Rohmaterials. Nach Schiffner ist die Erklärung dieser Erscheinung in den von ihm angestellten Versuchen gegeben. Ein dicker Cementkuchen mit nicht scharf und dünn auslaufenden Rändern zerfällt auch ohne Wasserzuführung an der Luft nicht, während ein Kuchen von demselben Cement, dünn aufgetragen, mürbe wird, wenn man ihn austrocknen lässt. Schiffner führte entgegen der Behauptung Tetmajer's, dass die Darrprobe ein Mittel zur Erkennung der Lufttreiber sei, an, dass sämmtliche bei seinen Versuchen verwendeten Cemente die Darrprobe bestanden haben. Ebenso behauptet er, dass jeder Cement, der die Normenvolumenbeständigkeitsprobe tadellos besteht, auch die Darrprobe bestehen müsse, falls dieselbe richtig ausgeführt wird. Die Plattendarrprobe – von der Kugeldarrprobe nicht zu reden – ist schon deswegen nicht in die Normen aufgenommen worden, weil ein Cement nach derselben als gut erscheinen kann, während die Wasserprobe ihn als Treiber kennzeichnet. Nach Schott beginnt das Zerfallen an der Luft häufig damit, dass sich an der unteren ebenen Fläche der Kuchen kleine Erhöhungen bilden. Beim Berühren mit der Messerspitze löst sich an diesen Punkten ein dünnes Blättchen ab, und darunter befindet sich ein helleres Körnchen, aus schwächerer Masse bestehend. Schott fand in den zerfallenen Kuchen unter diesen Umständen oft 30 Proc. kohlensauren Kalk. Bei nassen Cementen findet durch Kohlen säure aufnähme eine Nachhärtung statt; tritt die Kohlensäure in den trockenen Cement, so scheint ein Zerspringen der Theilchen stattzufinden. In einer Entgegnung, Lufttreibende Portlandcemente und die Darrprobe, hebt Tetmajer hervor, dass Schiffner, wie aus seiner eigenen Abhandlung hervorgeht, mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, die nebst den deutschen Normenproben auch die Darrprobe bestanden haben. Die Schlussfolgerungen Schiffner's, sowohl was den Werth der Darrprobe und ihre Beziehungen zur Wasserprobe, als auch was das Verhalten der Probekörper an der Luft anlangt, können sich, da er mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, nur auf tadellose Cemente beziehen und es ist nicht zulässig, dieselben auf alle Handelswaren dieser Kategorie zu erstrecken. Der Umstand, dass das Lufttreiben der Cemente durch dieselben Agentien bedingt wird wie das Wassertreiben findet nach Tetmajer darin seine Erklärung, dass der Unterschied zwischen Lufttreibern und Wassertreibern bloss ein gradueller ist. Die Lufttreiber sind die obersten Glieder in der Reihe der Kalktreiber, die nach oben an den in jeder Hinsicht normalen Portlandcement, nach unten an diejenigen Species grenzen, die sowohl in Wasser als an der Luft unbeständig erscheinen. Die Differenzen sind wohl darauf zurückzuführen, dass Schiffner gute Cemente absichtlich schlecht behandelt und dadurch den Zerfall derselben herbeigeführt hat, während Tetmajer bei einzelnen Cementen trotz richtiger Behandlung ein Mürbewerden und Zerfallen an der Luft beobachtet hat. Solche Cemente, die übrigens ziemlich selten zu sein scheinen, werden durch die Darrprobe gekennzeichnet. Tetmajer führt folgendes Beispiel eines derartigen Cementes an. Ein Portlandcement, aus welchem ein misslungener Betonboden in einem Luzerner Privatgebäude hergestellt worden war, zeigte gleichzeitig die Eigenschaft, nach etwa 2monatlicher Magazinirung die Fassdauben zu zersprengen. Aus einem solchen zersprengten Fasse wurden zwei Proben entnommen, die eine vom Rande, die zweite von der Mitte. Das Material vom Fassrande hatte alle Proben (Glüh-, Koch-, Darr- und die Plattenproben, Luft- und Wasserlagerung) vollkommen bestanden, während dasjenige aus der Fassmitte die Darr-, Glüh- und Kochproben nicht bestanden hatte, an der Luft nach etwa ½ Jahre zu zerfallen begann und heute fast vollständig zerfallen ist. Nach etwa 1½jähriger Luftlagerung fand Dr. Heintzel für die Proben aus der Fassmitte 4,77 Proc. H2O, vom Fassrande 6,43 Proc. H2O. Die Probekörper hatten in der ersten Phase der Erhärtung trotz gleichartiger Behandlung entweder verschieden grosse Wassermengen aufgenommen, oder es hatten die an der Luft zerfallenen Probekörper bei gleicher Wasser aufnähme einen Theil ihres Wassergehaltes zufolge der Aufnahme atmosphärischer Kohlensäure wieder abgegeben. Der Kohlensäuregehalt beider Proben war der gleiche, 11,8 bezieh. 11,4 Proc. Diese Uebereinstimmung lässt sich nur dadurch erklären, dass der angemachte Mörtel die Differenz an Kohlensäure unter gleichzeitiger Wasserabgabe aufgenommen hat und dann zerfallen ist. (Schweizer Bauzeitung und Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 420. Die Entgegnung Schiffner's s. Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 495.) (Schluss folgt.)