Titel: | Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 169 |
Download: | XML |
Neuerungen an Fräsen und
Fräsemaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
Das Fräsewerkzeug.
Aus einem von George Addy am 30. October 1890 in der
Institution of Mechanical Engineers gehaltenen Vortrage über das Fräsewerkzeug ist
nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 678, bezieh. Industries, 1890 Bd. 9 * S. 588, das Folgende entnommen
(vgl. C. Pfaff 1888 269 *
9).
In diesem Vortrage findet hauptsächlich die Keilnuthfräse Berücksichtigung, wobei
namentlich darauf hingewiesen wird, dass ein Fräser mit hinterdrehten Flankenriffen
sich wohl für Querschnitte mit schrägstehenden Flanken, nicht aber für rechteckige
Querschnittsform eignet.
Textabbildung Bd. 281, S. 169Fig. 1.Scheibenfräse für Keilnuthen. Es stelle in Fig. 1
A den Mittelpunkt oder die Drehachse einer
Scheibenfräse vor und sei B ein Punkt des
Mittelpunktkreises bezieh. B der Ort, um welchen sich
der Formquerschnitt eines Fräsezahnes dreht, so folgt, dass der dem Mittelpunkte A zugehörige Bogen 3 2 die
Bahn dieser Zahnstelle 2 vorstellt. Nun besitzen alle
im Bogen 1 3 zu B
mittelpunktsgemäss liegenden Querschnitte gleiche Form, also auch gleiche Breite. Es
ist daher bei gleicher Eingriffstiefe in das Werkstück die der Zahnstelle 1 oder 3 entsprechende
Breite (6 7) kleiner als die dem höheren Zahnpunkte 2 zugehörige Breite (5 4)
im Formquerschnitte C (Fig.
1).
Hieraus ist ersichtlich, dass alle der Zahnstelle 2 im
Arbeitskreise folgenden Querschnitte eine kleinere Breite als 4 5 besitzen, dass also die für eine correcte
Schnittwirkung erforderliche Anstellung vorhanden ist.
Beim hinterdrehten Fräser D von rechteckiger
Querschnittsform kann diese Bedingung ohne besondere Vorsorge nicht erfüllt
werden.
Sollen nun Keilnuthen von beständiger Nuthbreite ausgefräst werden, so muss man auf
die Vortheile, welche hinterdrehte Fräser gewähren, verzichten.
Es bleibt daher nichts weiter übrig, als mit Fräsern gewöhnlicher Zahnform zu
arbeiten, bei welchen das Anschärfen der Riffenzähne auf der Rückseite der sogen.
Zuschärfungsfläche derselben in ordnungsmässiger Weise durchgeführt wird.
Obwohl dieses Zuschärfungsverfahren das eigentlich richtige ist, so hat dies bei
Fräsescheiben mit Flankenriffen doch den grossen Nachtheil, dass mit dem Zuschärfen
auch gleichzeitig eine Aenderung, ein Schwinden des Formquerschnittes verbunden
ist.
Ganz besonders auffällig ist dieses bei Fräsescheiben mit gleicher
Querschnittsbreite in Bezug auf die Nuthbreite, bei Zahnlückenfräsern überhaupt
wegen Aenderung der Flankenform der Radzähne.
Textabbildung Bd. 281, S. 169Getheilte Scheibenfräse. Für die Herstellung von Längsnuthen müssten daher nicht nur ebenso viel
Fräser vorhanden sein, als Nuthbreiten verlangt sind, sondern es würden diese Fräser
in Folge Abnutzung und Nachschärfung das ursprüngliche Breitenmaass einbüssen,
wodurch der Vortheil, welcher das Fräse Werkzeug vor allen anderen Schneidwerkzeugen
auszeichnet, ganz und gar verloren geht.
Addy stellt nun die Fräsescheibe mit Flankenriffen aus
zwei Scheibentheilen her, deren Berührungsebene etwas schräg gegen die Drehungsebene
gestellt ist (vgl. 1889 272 * 128).
Beide Theile können nun gegensätzliche Verstellung auf der Nabenbüchse erhalten und
in dieser Einstellung durch Einlegescheiben mittels Ring und Mutter auch festgelegt
werden, wodurch eine beliebige Aenderung der Fräserbreite ermöglicht wird.
Diese Schnittfuge ist aus dem Grunde schräg gegen die Drehungsebene gestellt, damit
die durch die zwischenliegenden Einlegescheiben im Fräserumfange entstehende Lücke
die Sauberkeit der Arbeit nicht beeinflusst.
Textabbildung Bd. 281, S. 169Fräsescheibe mit Flankenriffen. Nach diesem Verfahren sind die in Fig. 2 bis 4 dargestellten Fräser
hergestellt. Auf die Spindelbüchse H sind vermöge eines
Keiles K die schräg geschnittenen Theile der
Fräsescheiben J J aufgeschoben, die mittels Mutter und
Unterlagscheiben festgespannt werden. In dieser Form (Fig. 4) sind Fräser von
230 mm Durchmesser und 38 mm Breite, welche durch Erweiterung der Scheibenhälften
bis 50 mm gesteigert werden kann, bereits ausgeführt. Wenn es aber nur die durch
das Nachschärfen entstehende Verkleinerung der Fräserbreite zu beseitigen gilt, so
kann auch die Theilungsebene in die mittlere Drehungsebene gelegt werden, dafür aber
die Fuge durch eine geeignete Verzahnung (Fig. 5) verdeckt werden.
Für das Arsenal in Woolwich wurde ein Fräser von 254 mm Durchmesser, 99 mm Breite
und 9,5 mm Nachstellung in der Breitenrichtung geliefert.
Bei der Herstellung solcher Fräsescheiben entsteht durch die bedeutende Grösse der
Nabenbohrung ein Materialgewinn, indem aus dem herausgestochenen Nabenmaterial
kleinere Fräser verfertigt werden können.
Ja es kann diese Ausführungsart in der Richtung wie Fig. 6 erweitert werden,
indem ein Fräser von 560 mm Durchmesser und 140 mm Breite aus zwei Ringtheilen
erzeugt wird, die vermöge eines Einsatzringes an einem gusseisernen
Scheibenhaupttheil mittels Schrauben befestigt werden.
Bekanntlich steht bei grossen Scheibenfräsern dem Vortheile einer grösseren
Riffenzahl und einer leichteren Instandhaltung der Riffenschneiden der Nachtheil
eines verhältnissmässig grossen Kraftmomentes gegenüber, welches auf alle Rahmen und
Tischtheile der Maschine unmittelbar einwirkt.
Hingegen sind grosse Scheibenfräsen mit eingesetzten Schneidzähnen nur gelegentlich
für grobe Arbeit zur Anwendung zu empfehlen.
Für die Riffentheilung t ist eine praktische Formel in
Bezug auf Millimeter t = 0,8√d gegeben, worin d der Durchmesser der
Fräsescheibe ist.
Textabbildung Bd. 281, S. 170Scheibenfräse mit eingesetzten Schneidzähnen. Während die Richtung der Schneiden der Flankenriffen nach einem Zugkreise
tangirend angestellt ist, so dass dieselben annähernd einen Winkel von 10° mit dem
nach dem Mittelpunkte gezeichneten Halbmesser einschliessen, sind die Riffenzähne
selbst mit 10° Anstellungs- und 70° Zuschärfungswinkel, also insgesammt mit 80°
Schneidwinkel wie Fig. 7
und 8 angeschliffen.
Für Fräsescheiben von über 150 mm Durchmesser sind folgende Schnittgeschwindigkeiten
und Schaltungsgrössen angegeben, und zwar für
Schnittgeschwindigkeitin mm/Sec.
Vorschubin mm/Minut.
Stahl
180
12,5
Schmiedeeisen
225
25,0
Gusseisen
300
40,0
Rothguss
600
65,0
Erwähnung verdient eine Analyse von Stahl, welcher zur Anfertigung der Fräser
dient:
Tiegel-Gusstahl
Ivanhoe-Stahl
Kohlenstoff
1,2
1,67
Silicium
0,112
0,252
Phosphor
0,018
0,051
Mangan
0,36
2,557
Wolfram
–
4,65
Eisen
98,29
90,81.
Spannfutter für Schmirgelscheiben.
Textabbildung Bd. 281, S. 170Befestigung der Schmirgelscheiben. Damit eine Stirnseite des Schmirgelkörpers bei der Bearbeitung von
Hohlkörpern frei bleibe, wird von der Sterling Emery Wheel
Comp. in New York die Bohrung des Schmirgelkörpers nach innen zu erweitert,
die getheilte Spannbüchse (Fig. 9) mit dem Randtheil eingeschoben und die Gewindbüchse (Fig. 10) eingeschraubt,
deren Hohlgewinde der Maschinenspindel entspricht. (American
Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 24 S. 7.)
Reinecker's Fräsewerkzeuge.
Sehr bemerkenswerth sind die Fräsewerkzeuge von J. E.
Reinecker in Chemnitz, einer Firma von Ruf in der Herstellung von
Werkzeugen.
Den Erfahrungen nach sind die hinterdrehten Fräser in allen Fällen, wo die stetige
Gleichheit der durch Fräsen erzeugten Formquerschnitte Bedingung ist, den
enggezähnten Fräsern in jeder Richtung überlegen.
Ein hinterdrehter Fräser ist in der Weise gebildet, dass jeder Schneidzahn aus einer
stetigen Folge genau gleicher Formquerschnitte zusammengesetzt zu denken ist, welche
nach irgend einer unter dem Fräserkreise zurücktretenden krummen Linie derart
eingestellt sind, dass ihre Richtungsebenen stets durch die Fräserachse gehen oder
wie bei Fräsern für Holzbearbeitung an irgend einem Zugkreise berührend gerichtet
bleiben.
Die Herstellung solcher hinterdrehter Fräser geschieht am besten auf
Sonderdrehbänken, und zwar nach zwei Grundsätzen. Es schwingt entweder der
Stahlhalterschlitten für jeden einzelnen Fräsezahn gegen die langsam kreisende Fräse
je einmal langsam vor und in möglichst rascher Gangart zurück, wodurch am
Fräserumfange ebenso viel Bogenzähne entstehen als Fräsezähne gebraucht werden. Der
steile Bogentheil je eines Zahnes wird später entfernt.
Je nachdem nun die Schneidkante des schwingenden Stahles in einer wagerechten Ebene
geführt wird, welche entweder in die Ebene der Drehungsachse der Fräse, darüber oder
darunter fällt, wird die Schleiffläche der vorderen Zahnbrust nach der Fräserachse
oder nach einem Zugkreise von bestimmter Grösse gerichtet sein müssen.
Weil aber die Betriebsdauer einer solchen Fräse mit der Rückenlänge eines Fräsezahnes
entsprechend zunimmt, so ist es vortheilhaft, diese steilen Bogentheile kurz, oder
die Ausschnitte möglichst schmal, dafür aber die Rücken der Fräsezähne um so länger
zu machen.
Diese schwingende, zur Drehbanksachse winkelrecht stehende Bewegung des
Supportschlittens wird entweder durch Kammscheiben, die von einem entsprechend stark
übersetzenden Bädertriebwerke ihre Bethätigung finden, oder durch ein
Kurbeltriebwerk mit Schleifkurbel nach Hobelmaschinenart hervorgerufen.
Nach einem anderen Verfahren schwingt die kreisende Fräserscheibe gegen den
festgelegten Drehstahl. Da nun der Dorn mit der abzudrehenden Fräserscheibe in eine
besondere Vorrichtung eingespannt ist, welche zwischen den Spitzen der Drehbank
liegt, so kann gleichwohl jede gewöhnliche Leitspindeldrehbank zum Drehen
hinterdrehter Werkzeuge verwendet werden.
Das Nachschleifen der hinterdrehten Fräsezähne findet an der vorderen Zahnbrust
statt, wobei die Richtung der Schleiffläche der beim Hinterdrehen eingehaltenen Lage
der Schwingungsebene des Schneidstahles zur Drehachse entsprechen muss.
Ohne Aenderung des Formquerschnittes kann das Nachschleifen des Fräsers so lange
fortgesetzt werden, als genügend widerstandsfähiges Material am Fräsezahn übrig
bleibt, Wie weit dies getrieben werden kann und welche grosse Betriebsdauer solche
hinterdrehte Fräser aufweisen, mögen die folgenden Bilder klarstellen.
Allerdings liegt diese Dauerhaftigkeit in Ursachen begründet, welche den
hinterdrehten Fräsern eigenthümlich sind, nämlich in der grösseren Festigkeit der
grob getheilten Zähne und ferner in der weit getriebenen Härtung. Hinter, drehte
Fräser können glashart belassen werden, während die enggezähnten Fräser bei diesem
Härtezustande leicht ausbrechen und dadurch unbrauchbar werden.
Textabbildung Bd. 281, S. 171Reinecker's Fräsescheiben. Der im Schaubilde (Fig. 11) dargestellte neue Formfräser zeigt nach der durch das
Nachschleifen bedingten Abnutzung das in Fig. 12 ersichtliche
Aussehen, ohne hierbei unbrauchbar geworden zu sein oder ein anderes
Arbeitsergebniss als der neue Fräser zu liefern.
Nachgeschliffen wird an der Stirnfläche oder an der Zahnbrust a, während die Rückenfläche b durch das
Schleifrad nicht berührt werden darf.
Da nun die in der mittleren Kreisebene liegende Scheitelstelle c des Zahnquerschnittes a
offenbar höher liegt als der entsprechende Punkt d, so
folgt, dass der nach c d verlaufende Rückenbogen für
die Fräsewirkung nicht in Betracht kommt. Alsdann wird der vollständig
abgeschliffene Fräser (Fig.
12) einen, um den radialen Unterschied c d
kleineren Halbmesser haben, was auf die Wirkungsweise zwar ohne Einfluss ist, doch
eine gewisse Vorsicht bei der Einstellung der jeweilig zugeschliffenen und
verkleinerten Fräse zum Werkstücke erheischt, sobald dieses zur Erzielung stetiger
Gleichheit mittels Sondervorrichtungen aufgespannt wird.
Nuthen- oder Schlitzfräsen sind in Fig. 13 bis 15 vorgeführt.
Die Fräsescheibe (Fig.
13) mit einfachen Fräsezähnen arbeitet bloss mit den in der Mantelfläche
liegenden Schneiden und eignet sich nur für Herstellung nicht zu tiefer Nuthen.
Greift diese Fräsescheibe mit ihren Flanken zu sehr ins Werkstückmaterial ein, so
geht dieselbe warm, klemmt in Folge der hierdurch auftretenden Ausdehnung, was zu
weiteren. Uebelständen führt.
Eine auch an den Seitenflanken der Zähne hinterdrehte Fräsescheibe für tiefe Schlitze
ist in Fig. 14
abgebildet. Dieselbe geht vollkommen frei in der gefrästen Nuth, doch ist sie nicht
ganz gegen Abnutzung der Seitenschneiden geschützt, weshalb eine absolute Stetigkeit
der Nuthenbreite dadurch nicht ganz gesichert erscheint, weil die Zahnecken in der
Stirnfläche zweifellos stärker angegriffen werden als die obere Schneide.
Textabbildung Bd. 281, S. 171Fräsescheiben zur Herstellung des Mannlicher-Abzuges. Dessenungeachtet ist diese Nuthenfräse mit hinterdrehten Rücken und
Seitenflächen gegenüber der einfachen Nuthenfräse Fig. 13 als ein
vorzügliches Werkzeug zu bezeichnen.
Eine enggezähnte dreiseitige Scheibenfräse zeigt Fig. 15.
Zu beachten ist, dass die Bohrungen sämmtlicher Fräser auf 16, 22, 27, 32 und 40 mm
festgestellt sind, während die Durchmesser der Fräsescheiben schwanken.
Durchmesser in Millimeter:
Bohrung
16
22
27
32
40
Gerade Cy- linderfräse
35–49
50–69
–
70–99
100–120
Zahnlücken- fräse
–
50–55
65–70
80–105
115–135
Scheibenfräse
50–59
60–89
90–109
110–170
171–200
Beachtenswerth ist der aus drei Formfräsen (Fig. 17 bis 19) bestehende Satz für
die Bearbeitung der Kanten des in Fig. 16 dargestellten
Drückers eines Mannlicher-Gewehres.
Die nach Bearbeitung von 200000 Stück solcher Drücker durch Abschleifen
zurückbleibende und noch gebrauchsfähige Formfräse Fig. 20 hat bei 6 mm
Plattendicke eine Arbeitsstrecke von 1200 m erzeugt, ohne die Stetigkeit des
Formquerschnittes hierbei eingebüsst zu haben.
A. Swasey's Zahnräderfräsemaschine.
Liegt allen Zahnflanken eines Rädersatzes von gleicher Theilung dasselbe
Bildungsgesetz zu Grunde, sind, mit anderen Worten, Zahnkopf- und Zahnfussflanken
aller Räder dieses Satzes durch Abwälzung eines und desselben Rollkreises
entstanden, so können alle Räder unter sich in Eingriff gebracht werden, also auch
jedes einzelne Rad mit der Zahnstange in richtiger Weise eingreifen.
Textabbildung Bd. 281, S. 172Fig. 21.Swasey's Zahnräderfräsemaschine. In jedem Falle ist die Zahnstange nichts anderes als ein Zahnrad von
unendlich grossem Durchmesser, deren Zahnflanken aus Rollkreisen geformt sind, die
jenen der eingreifenden Zahnräder gleichen müssen.
Auch sind die berührenden Kreise zweier Räder, die Theilkreise, Kreise von gleicher
Geschwindigkeit. Es wird daher ebenso die Theilungslinie einer Zahnstange mit einer
Geschwindigkeit geradlinig fortbewegt, welcher derjenigen des Zahnradkreises
gleicht, zu welchem sie Tangirende ist.
Wenn nun dem in die Zahnstange eingreifenden Zahnrade die Fähigkeit ertheilt würde,
in irgend welcher Weise die Flanken der bildsamen Zahnstange auszugestalten, so
müsste genau dieselbe Zahnstange in Eingriff mit jedem beliebigen Rad des Satzes
entstehen.
Genau dasselbe gilt aber auch für die Umkehrung. Man könnte mit einer Zahnstange,
welche mit der Fähigkeit der Formgebung ausgerüstet ist, alle Räder eines Satzes
bilden, sobald man in den Stand gesetzt ist, den Theilkreisen aller dieser
Räder die Geschwindigkeit der Zahntheilungslinie der Zahnstange zu geben.
Darauf ist nun das Verfahren von Ambrose Swasey in
Cleveland, Ohio, begründet.
Nach diesem im American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 46 *
S. 5, bezieh. Engineering, 1891 Bd. 51 * S. 55, The Engineer, 1891 Bd. 71 * S. 30, Engineering News vom 29. November 1890 * S. 492 und The Engineering and Mining Journal vom 6. December 1890
* S. 649 beschriebenen Verfahren zur Bildung von Zahnrädern mittels Fräsen wird eine
aus Fräserscheiben zusammengesetzte Zahnstange mit gleichmässiger Bewegung in der
Achsrichtung verschoben, dabei aber das zu fräsende Zahnrad mit gleicher
Bogengeschwindigkeit in derselben Richtung gedreht, währenddem aber die
Fräsezahnstange in einer zu dieser winkelrecht stehenden Richtung in beständiger
Kreisung erhalten, wodurch die Zahnlücken nach und nach durch Spanentnahme gebildet
werden.
Wenn aber diese geradlinige Bewegung, sowie die Drehung des Werkstückrades
ununterbrochen und gleichmässig fortdauern soll, so müsste die Fräsezahnstange aus
mindestens ebenso viel einzelnen Fräsescheiben bestehen, als das Werkstückrad Zähne
erhalten soll.
Weil aber der Formquerschnitt jeder einzelnen Fräsescheibe genau der gleiche sein
muss, ebenso wie die Abstände derselben, welche die Gleichheit der Theilung
bedingen, ebenfalls ganz dieselben sein müssen, so folgt daraus die Umständlichkeit
und Kostspieligkeit eines solchen Werkzeuges.
Um nun dieses im Prinzipe an sich zwar einfache Verfahren für Fräsearbeit praktisch
zu gestalten, beschränkt Swasey die geradlinige
Bewegung der Fräsezahnstange auf den Betrag einer einzigen Zahntheilung und setzt
die Fräsezahnstange aus sechs einzelnen Scheibenformfräsen zusammen.
Damit aber diese geradlinige Axialbewegung der Fräsezahnstange zu einer
ununterbrochen fortdauernden werde, ist dieselbe vermöge eines Achsenschnittes in
zwei Hälften getheilt, jeder Hälfte aber eine gesonderte Axialbewegung durch eine
Kammscheibe in der Art gegeben, dass, während die untere wirkende Hälfte im Sinne
der Zahnraddrehung nach rechts fortschreitet, die obere Hälfte im Leerlaufe und in
rascher Gangart nach links in die ursprüngliche Lage zurückgestellt wird.
Dieses Wechselspiel wiederholt sich je einmal für jede Umdrehung des Gehäuses, in
welcher die Fräsezahnstange eingeschlossen ist, also z-mal für ein Zahnrad von z
Zähnezahl. Nach je einer vollendeten Umdrehung des Zahnrades von z Zähnen wird die
Fräsezahnstange um den Betrag der Spandicke in der Richtung der Zahnbreite
vorgeschaltet und dieses so oft fortgesetzt, bis die volle Zahnradbreite im
Schaltungswege bestrichen ist.
Sind diese von einander abhängigen Bewegungen in einer Maschine verwirklicht, so kann
man mit einem einzigen Fräsewerkzeug Satzräder von beliebiger Zähnezahl und
richtiger Flankenform erzeugen.
Es sind daher nur so viel Fräsewerkzeuge erforderlich, als Zahnradtheilungen verlangt
sind.
Da aber in neuerer Zeit durch genau arbeitende Fräserfräsemaschinen es durchaus keine
Schwierigkeiten macht, eine grössere Anzahl Fräser von genau gleichem
Formquerschnitte herzustellen bezieh. hinterdrehte Fräser ohne Aenderung des
Formquerschnittes nachzuschärfen, so bietet auch die Herstellung einer aus sechs
Fräsescheiben zusammengestellten Fräsezahnstange keine nennenswerthen
Schwierigkeiten dar.
Textabbildung Bd. 281, S. 173Einzelstücke zu Swasey's Zahnräderfräsemaschine. Dieses in Fig.
22 und 23
dargestellte Fräsewerkzeug wird in der Weise hergestellt, dass jede einzelne
Fräsescheibe a vollständig fertig gefräst, geschliffen
und mit vier Löchern g versehen, nachher mittels einer
Sägefräse in zwei Theile getheilt wird, von welchen je sechs mittels zweier
Rundstangen c (Fig. 25 und 26) zu einem ganzen
Stück verbunden werden.
Selbstverständlich entspricht die Dicke je einer Fräsescheibe der genauen
Zahntheilung.
Alle vier Verbindungsstangen gleiten in der Achsrichtung in zwei Lagerbüchsen d (Fig. 25 bis 27), welche zur
Vermeidung von Verdrehungskräften vermöge zweier Räderpaare e gleichzeitig und gleichmässig angetrieben bezieh. gedreht werden.
An jedem Stangenpaare c, an welchem eine Reihe von sechs
Fräserhalbscheiben angeschlossen ist, befindet sich ein Halbcylinder f, in welchem ein Querstift g sitzt.
Diese Stifte g sind die Träger zweier Rollen h, welche zwischen den Kammscheiben i und k (Fig. 24) sich.
bewegen.
Da nun diese beiden Kammscheiben i und k in einem Auge l des
Lagerschlittens m festgestellt sind, so folgt, dass bei
einer Drehung des ganzen Systems gleichzeitig eine Längs Verschiebung der
Fräserhalbscheiben eintreten muss.
Um nun die Zeit des leeren Rücklaufes der oberen Fräserhälfte abzukürzen, dafür aber
die Dauer des Arbeitsganges der unteren Fräserhälfte zu vergrössern, sind diese
Kammscheiben derart eingerichtet, dass auf den Arbeitsgang etwa ⅔ einer vollen
Umdrehung des Fräsersystems entfallen, dass also die Rechtsbewegung der unteren
Fräsezahnstangenhälfte ⅔ der Zeit einer vollen Umdrehung des ganzen Fräsesystems
beträgt. Es wird daher in dem Augenblicke, wo diese Hälfte aus dem Eingriffe mit dem
Werkstückrade tritt, die andere Hälfte der Fräsezahnstange schon längst in das
Werkstückrad z eingesetzt haben.
Dieses Werkstückrad z (Fig. 25) sitzt auf einem
Dorn, welcher in die Theilradspindel einsetzt und andererseits in einer
Reitstockspitze geht. Theilrad und Werkstück lagern in einem Schlitten mit
lothrechter Einstellbewegung am Gestellfusse.
Mittels Winkelräder n, welche im Schlitten m lagern, und vermöge einer Querwelle, die im festen
Gestellkopfe geht, findet der Antrieb mittels Fest- und Losscheibe statt.
Von dieser Antriebswelle aus vermitteln Versatzräder den Betrieb des ununterbrochen
fortlaufenden Theilrades, welches für eine Zähnezahl z des Werkstückrades nur
\left(\frac{l}{z}\right), d. i. den zten Theil derjenigen Umdrehungszahl beträgt,
welche die Fräsespindel macht.
Die Schaltung des Schlittens mit dem Fräsespindellager erfolgt durch eine
Schraubenspindel o, an welcher das Handrad für die
Einstellbewegung sitzt. Eigenthümlich ist die Führung des Lagerschlittens an der
Unterseite der durch Rippen versteiften wagerechten Gestellplatte.
Abgesehen von der verwickelten Bauart der kreisenden Fräsezahnstange und abgesehen
von den durch diese Verwickelung bedingten Ausführungsfehlern ist diese selbsthätige
Zahnräderfräsemaschine als eine ausserordentlich hübsche Leistung im Baue von
Räderfräsernaschinen zu bezeichnen.
Allerdings beschränkt sich das Anwendungsgebiet dieser Maschine auf die Herstellung
von Versatz- oder Satzrädern, innerhalb dieser Grenzen ist sie aber auch ein
vollkommenes Werkmittel.
(Fortsetzung folgt.)