Titel: | Die Dampfmaschinen der Internationalen elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 1 |
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Die Dampfmaschinen der Internationalen
elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a.
M. 1891.
Von Fr.
Freytag.
Mit Abbildungen.
Die Dampfmaschinen der Internationalen elektrotechnischen
Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891.
Ein ganz eigenartiges Gepräge gab der Maschinenhalle der Frankfurter Ausstellung das
beinahe vollständige Fehlen der in den Maschinenhallen früherer Ausstellungen
ersichtlichen, als Mittelglied zwischen Kraft- und Arbeitsmaschinen dienenden
Triebwerke und Transmissionen mit ihren unzähligen nach allen Richtungen hin
geführten Riemen und Seilen. Ungehindert konnte der Blick von einem zum anderen Ende
der geräumigen Halle schweifen und ungefährdet konnte sich der Ausstellungsbesucher
in den breiten Gängen derselben bewegen, da hier nur diejenigen Apparate Aufstellung
gefunden hatten, welche mechanische in elektrische Energie umzusetzen bestimmt sind.
Hierzu kommt weiter, dass ungefähr die Hälfte der ausgestellten Motoren und
namentlich die grösseren mit ihrem zugehörigen Dynamo direct gekuppelt waren, wodurch ebenfalls wieder viele übertragende Theile
in Wegfall kommen. Das Ueberwiegen dieser letzteren Construction kann als ein
hervorragendes Kennzeichen für den gegenwärtigen Stand des Maschinenbaues betrachtet
werden, denn es erfordert einerseits eine hohe Vollendung der Motoren in Bezug auf
ruhigen und gleichmässigen Gang, welchen Anforderungen durch vom Regulator
abhängige, den eintretenden Schwankungen in der erforderlichen Betriebskraft
vollständig angepasste Steuerungen in den meisten Fällen Genüge geleistet war;
andererseits setzt diese Construction eine gute Wirkung der Dynamomaschine bei
verhältnissmässig geringer Umdrehungszahl voraus.
Es verdanken diese Dynamodampfmaschinen ihre Entstehung den Uebelständen, welche bei
der Einführung der elektrischen Beleuchtung auf Seeschiffen der Betrieb mittels
Riemen verursachte, und in weiterer Linie war es die Platzfrage, die bekanntlich
hier eine grosse Rolle spielt, welche die Veranlassung gab, die Dynamo mit den
Dampfmaschinen direct zu kuppeln.
Um dies zu erreichen, mussten die Umdrehungszahlen der Dampfmaschine wesentlich
erhöht, die der Dynamo aber verringert werden. Das Kuppeln wurde anfangs in der
Weise durchgeführt, dass man beide Maschinen mit einander durch eine Scheiben- oder
Coulissenkuppelung verband, ohne an den Modellen etwas zu ändern; man sah jedoch
bald ein, dass sich durch eine gänzliche Neuconstruction der Maschine noch erheblich
an Platz und Gewicht sparen liesse, und verband deshalb die Dampfmaschinen so innig
mit den Dynamo, dass beide ein Ganzes bilden, welches mit Recht den Namen
Dampfdynamo erhielt.
Die wesentlichen Vorzüge derartiger Dampfdynamo vor den Riemendynamo: der
geringe Raumbedarf, die bessere Uebersichtlichkeit und grössere Betriebssicherheit
durch Fortfallen eines Zwischengliedes, welches leicht zu Störungen Veranlassung
geben kann, waren so in die Augen springend, dass Dampfdynamo sehr bald auch bei
Landanlagen ausgedehnte Verwendung fanden; besonders in den Fällen, wo die
vorhandene Betriebsmaschine bereits so belastet war, dass dieselbe die erforderliche
Mehrarbeit zum Betriebe der elektrischen Beleuchtung nicht leisten konnte.
Die auf der Ausstellung vertretenen Arbeitsmaschinen waren theils in besonderen
Räumen, den Werkstätten, vereinigt, theils auf den einzelnen Gebrauchsstätten des
Ausstellungsplatzes, den Pumpstationen, Aufzügen, Bahnen u.s.w. vertheilt: ihren
Elektromotoren wurde die Energie von der Erzeugungsstelle aus durch umsponnenen
Draht zugeführt, welcher auch die Dynamomaschinen, sofern sie Lichtmaschinen sind,
mit den Lampen verbindet.
Dem Umstände, dass namentlich in grösseren Städten bei Beleuchtungsanlagen für
Privatzwecke, sowie ferner, wie bereits oben bemerkt, auf Schiffsfahrzeugen der Raum
zur Unterbringung der Dynamomaschine und der Betriebsmaschine oft äusserst
beschränkt ist, verdanken die in stehender Anordnung ausgeführten Dampfmaschinen
ihre rasche Entwickelung, zumal sich dieselben auch im Uebrigen äusserst
vortheilhaft zum directen Antreiben von Dynamo eignen. Diese Maschinen waren auf der
Ausstellung zahlreich vertreten; im Uebrigen liessen die von einzelnen Firmen
ausgestellten Tandemmaschinen mit hinter einander Hegenden Cylindern und
gemeinschaftlicher Kolbenstange erkennen, dass auch auf die Construction liegender
Maschinen der Wunsch nach Platzersparniss nicht ohne Einwirkung geblieben ist.
Als Steuerungsorgane fanden sich bei den Ausstellungsmaschinen neben den
Flachschiebern und Ventilen hauptsächlich Kolbenschieber, während zur Regulirung
derselben die von amerikanischen Schnelläufern her bekannten Schwungradregulatoren
mit Spannfeder und director Einwirkung auf das Excenter vielfache Verwendung
gefunden haben.
Eine vortrefflich bemessene Eincylindermaschine liegender Anordnung von 35 ,
zum Betreiben einer Dynamomaschine der elektrotechnischen Fabrik von Carl Ilgner und Co. in Minden mit 25000 Voltampère
dienend, hatte die Maschinenfabrik von Ph. Swiderski in
Leipzig-Plagwitz ausgestellt. Der Cylinder hat 280 mm Bohrung und 370 mm Hub; die
Umdrehungszahl beträgt 195 in der Minute, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit
von 2,405 m.
Wie die Abbildungen Fig.
1 bis 3
erkennen lassen, ist der Rahmen mit den Kurbelwellenlagern und der Kreuzkopfführung
aus einem Stück gegossen und der Cylinder schwebend angeschraubt. Die Dampfkanäle liegen mit
der unteren Kante tangential zur Cylinderbohrung, damit condensirtes mitgerissenes
Wasser besser abfliessen kann.
Die Steuerung erfolgt durch einen Grund- und einen Deckschieber; letzterer ist nach
Rider als Flachschieber ausgebildet. Die
Durchlasskanäle des Grundschiebers werden auf der Rückseite von mehreren schräg
gelegten unter einander verbundenen Kanälen gebildet und ebenso ist auch der
Deckschieber mit schrägen Durchlassöffnungen versehen, um bei wagerechter
Verschiebung durch das Excenter und gleichzeitiger senkrechter Verstellbarkeit durch
den Regulator die verschiedenen Füllungsgrade zu ermöglichen; letzteres wird dadurch
erreicht, dass eine auf der Expansionsschieberstange sitzende, als Mitnehmer
dienende Hülse mit einem Zahn versehen ist, der in eine auf dem Rücken des
Deckschiebers angebrachte Lücke greift.
Textabbildung Bd. 283, S. 2Swiderski's Dynamobetriebsmaschime. Die Regulirung erfolgt durch einen kräftigen Federregulator, der bei
geringem Eigengewicht und geringer Tourendifferenz eine verhältnissmässig grosse
Energie entwickelt und auf Verdrehen der Expansionsschieberstange wirkt.
Um während des Betriebes die Umdrehungszahl von Hand aus verstellen zu können, ist
eine Spiralfeder angebracht, welche der Centrifugalkraft der Kugeln entgegenwirkt
und deren Anspannen einen schnellen Gang der Maschine zur Folge hat.
Die gekröpfte Kurbelwelle ist nur zweimal gelagert und zur Herbeiführung eines
stossfreien Ganges durch Gegengewichtsscheiben abbalancirt; die Lager sind
viertheilig und mittels Druckschrauben wagerecht nachstellbar. Die Pleuelstange
sowie der Stahlgusskreuzkopf und Kolben sind möglichst leicht gehalten, und um ein
Umherspritzen von Oel zu verhüten, ist über der Kurbel ein Schutzmantel
angeordnet.
Die Kraftabgabe erfolgt mittels Riemen durch das auf der einen Seite der Maschine
dicht am Lager sitzende Riemenscheibenschwungrad von 1700 mm Durchmesser und 280 mm
Breite.
Zur Schmierung der Kurbel und Kurbellager sowie der Excenter dient ein
gemeinschaftliches Rohr, welches in Stützen ruht, die auf den Lagerdeckeln befestigt
sind, und mit einem Schmierbehälter communicirt. Das Condenswasser aus
Schieberkasten und Cylinder wird mittels Röhrchen direct in das Abdampfrohr
geleitet, nur zum Anfetten des in den Cylinder tretenden Arbeitsdampfes ist eine in
stehender Anordnung ausgeführte Schmierpumpe vorgesehen.
Die von derselben Firma ausgestellte liegende Verbundmaschine ohne Condensation von
50 ; diente zum Betreiben zweier Dynamo mit Nebenschlusswickelung von C. und E. Fein in Stuttgart, deren Gesammtleistung
40000 Volt Ampère betrug, und zeigte in ihren einzelnen Theilen eine grosse
Uebereinstimmung mit der Eincylindermaschine.
Der Hochdruckcylinder hat 245 mm, der Niederdruckcylinder 370 mm Bohrung, der
gemeinschaftliche Hub beträgt 300 mm und die Tourenzahl 200 in der Minute.
Die beiden Cylinder sind möglichst nahe an einander gelegt, jedoch jeder für sich und
mit den aussenliegenden Schieberkästen aus einem Stück gegossen; der
Zwischenbehälter wird durch ein glattes Rohr gebildet, welches unter den Cylindern
angebracht ist.
Die Steuerung des Niederdruckcylinders erfolgt durch einen Trick'schen Kanalschieber, der mit 50 Proc. Füllung
arbeitet, während diejenige des Hochdruckcylinders wieder durch einen Grund- und
Deckschieber derselben Construction, wie bereits besprochen, geregelt wird.
Die Kurbelwelle ist doppelt gekröpft, dreimal gelagert und, um ein möglichst
stossfreies Arbeiten der Maschine zu erzielen, mit Gegengewichtsscheiben versehen.
Cylinder, Regulator, Schutzmäntel, Kolben, Kreuzköpfe, Pleuelstangen, Führungen und
Lager, sowie die Schmiervorrichtungen sind ebenso wie bei der Eincylindermaschine
ausgebildet.
Auf den beiden äussersten Enden der Welle dicht neben dem Lager sitzen zwei
Riemenscheibenschwungräder von 1600 mm Durchmesser und 220 mm Breite, von denen die
Kraft mittels Riemen abgeleitet wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 3Swiderski's stehende Verbundmaschine. Ausser diesen beiden liegenden Maschinen hatte Ph.
Swiderski noch eine stehende Verbundmaschine ohne Condensation von 100
zur Ausstellung gebracht, welche mit einer Dynamomaschine von 75000
VoltAmpère der Firma J. Einstein und Co. in München
direct gekuppelt und auf derselben Fundamentplatte mit dieser montirt war.
Die Cylinder haben 320 bezieh. 450 mm Bohrung, der gemeinschaftliche Kolbenhub
beträgt 350 mm und die Umdrehungszahl 200 in der Minute.
Beide Dampfcylinder sind nach den in Fig. 4 bis 6 ersichtlichen
Abbildungen mit ihren aussen liegenden Schieberkästen und dem Zwischenbehälter, der
als Kanal vom Hochdruckcylinder nach dem Niederdruckschieberkasten führt, aus einem
Stück gegossen, welches einerseits auf zwei kräftigen Ständern von kastenförmigem
Querschnitt, die gleichzeitig als Kreuzkopfführung ausgebildet sind und andererseits
auf drei schmiedeeisernen Säulen ruht, welche die leichte Zugänglichkeit aller
Theile gestatten.
Um einen möglichst gleichmässigen und ruhigen Gang zu erzielen, sind die Kurbeln um
180° versetzt, wobei die hin und her gehenden Massen der Hochdruckseite denen der
Niederdruckseite das Gleichgewicht halten; auch sind die Cylindermittel
möglichst nahe an einander gebracht, um das durch die Dampfarbeit in den Cylindern
entstehende und Erschütterungen in der Maschine verursachende Moment so gering als
möglich zu erhalten.
Damit ferner die hin und her gehenden Massen den ruhigen Gang der Maschine nicht
beeinträchtigen, sind sie äusserst leicht hergestellt; die Form des Kolbens ist z.B.
aus diesem Grunde glockenförmig und das Material desselben Stahl. Die Dichtung wird
durch je drei elastische Stahlringe hergestellt. Die Kolbenstangen sind an ihrem
unteren Ende als Kreuzkopf ausgebildet und werden von den ebenfalls sehr leicht
gehaltenen Pleuelstangen gabelförmig umfasst.
Die doppelt gekröpfte, aus Stahl gefertigte Kurbelwelle ruht in drei Lagern, welche
mit der Grundplatte aus einem Stück gegossen sind; die Lagerschalen aus Weissmetall
sind durch Keile verstellbar. Die Grundplatte selbst ist kastenförmig ausgebildet
und mit Oelfängern versehen, so dass das Fundament vor Zerstörung durch Oel
geschützt ist. Gesteuert wird die Maschine in derselben Weise wie die liegende
Verbundmaschine und zwar am Niederdruckcylinder wieder durch einen einfachen Trick'schen Schieber, der eine constante Füllung von 50
Proc. zulässt, und am Hochdruckcylinder durch einen Grund- und Deckschieber; indem
der Hub des letzteren geändert wird, erreicht man Füllungen von Null bis 65
Proc.
Im Gegensatz zu den jetzt vielfach gebräuchlichen vollständig entlasteten
Kolbenschiebern sind die Schieber hier als Flachschieber ausgebildet, wodurch die
schädlichen Bäume allerdings sehr klein ausfallen und auch ein dichter Abschluss
dauernd gesichert bleibt, beides indess doch wohl auf Kosten des Wirkungsgrades der
Maschine. Die Regulirung erfolgt durch einen im Schwungrad angebrachten
Federregulator, welcher beim Ausschlag der Regulatorhebel das ebenfalls am
Schwungrade ausserhalb der Mitte um einen Zapfen drehbare Expansionsexcenter so
verstellt, dass bei der grössten Füllung der Hub am grössten und bei der kleinsten
Füllung, also beim grössten Ausschlag der Gewichtshebel, der Hub gleich Null wird.
Die Bewegung des Excenters wird durch die Excenterstange mittels einer Schwinge,
deren Achse durch den Schieberkastendeckel in das Innere geht, auf den Deckschieber
übertragen. Der Grundschieber sowie der Schieber des Niederdruckcylinders erhalten
ebenfalls die Bewegung des Excenters durch eine Schwinge, wodurch in beiden
Cylindern sehr kurze Dampfkanäle ermöglicht werden.
In den meisten Fällen, in denen die Regulirung der Maschine durch einen der in
neuester Zeit vielfach angewandten Schwungradregulatoren erfolgt, wirkt dieser nur
auf einen einzigen Schieber, so dass sich Compression und Vorausströmung mit jedem
Füllungsgrade ändern und bei kleinen Füllungen verhältnissmässig grosse Werthe
annehmen. Es beträgt z.B. bei 2 Proc. Füllung die Compression 80 Proc., und um dies
zu ermöglichen, müssen die schädlichen Räume übermässig gross gewählt werden, da
sonst die Compressionscurve weit über die Anfangsspannung steigen würde; hiermit ist
aber selbstverständlich eine grosse Dampfvergeudung und Herabminderung der
Maschinenarbeit verbunden. Bei der vorliegenden Steuerung sind diese Uebelstände
vermieden, da durch Hinzufügung eines Grundschiebers Vorausströmung und Compression
des Dampfes constant bleiben.
Die Kurbelwelle, Kolben- und Schieberstangen, die Kolben und sämmtliche Zapfen
sind aus Stahl, die Pleuelstangen und Schrauben aus zähem Schweisseisen hergestellt.
Die Kurbelwellenlager bestehen aus Weissmetall, die übrigen Lager sind aus Rothguss
gefertigt. Um ein Warmlaufen zu verhindern und die Abnutzung möglichst zu
verringern, sind die Lagerlängen so gewählt, dass die specifischen Reibungsarbeiten
und Flächenpressungen nur einen geringen Betrag ausmachen: trotzdem sind alle Lager
noch mit Nachstellvorrichtungen versehen, so dass selbst nach jahrelangem Betriebe
ein ruhiger Gang gesichert erscheint.
Am Schwungrad ist die Nabe dreifach getheilt gegossen und mit Schrumpfringen
versehen, wodurch die beim Guss entstehenden Spannungen wirksam beseitigt werden;
ausserdem ist das Rad durch eine Schutzhaube, welche die Regulatortheile verdeckt
und mit den Schwangradarmen fest verschraubt ist, nicht unwesentlich versteift und
durch Abdrehen des Kranzes an der inneren und äusseren Seite ausbalancirt.
Sämmtliche Condenshähne können durch einen Griff geöffnet werden, weshalb bei einiger
Aufmerksamkeit des Maschinisten Wasserschläge beim Anlassen der Maschine nicht
vorkommen können. Symmetrisch zur Bewegung der Condenshähne befindet sich an der
Säule rechts die Absperrschieberbewegung. An der vorderen Cylinderseite sind die
Centralschmiergefässe angebracht, in denen die für jedes Lager oder jeden Zapfen
nöthige Tropfenzahl sichtbar eingestellt werden kann; von dieser Centralschmierung
aus leiten Röhrchen das Oel nach den desselben bedürftigen Orten. Es ist somit die
Bedienung und Aufsicht der ganzen Maschine von einer Stelle aus leicht möglich und
damit die wichtigste Aufgabe, einen ununterbrochenen Betrieb zu sichern, in
einfachster Weise gelöst.
Das Umherspritzen von Oel wird wieder durch Schutzwände verhütet und sammelt sich
dasselbe in der kastenförmigen Grundplatte so lange an, bis es durch einen
Ablasshahn zur Reinigung entnommen wird.
Eine stehende, von C. Sondermann in Winterthur
construirte Einfachexpansionsmaschine mit 210 mm Cylinderdurchmesser und 210 mm Hub,
welche bei 280 minutlichen Umdrehungen, 6 at Anfangsdruck, 20 Proc. Füllung und ohne
Condensation etwa 15 indicirte bezieh. etwa 12 effective leistet, hatte die
Maschinenfabrik Fritz Voss in Cöln-Ehrenfeld
ausgestellt; dieselbe war mit einer Dynamomaschine von Ilgner und Co. in Minden direct gekuppelt.
Dieser Dampfmotor (vgl. 1891 280 * 226) soll nach Angabe
der Fabrik für 1 indicirte und Stunde einen Dampf verbrauch von nur 15 k
ergeben – ein Resultat, wie es von einer Maschine dieser Grosse und Arbeitsweise
bisher höchst selten erreicht worden ist.
Der Motor zeichnet sich ferner trotz der hohen Umdrehungszahl durch einen sehr
ruhigen Gang aus, was durch möglichste Verminderung der Gewichte der arbeitenden
Theile und genaueste Ausgleichung derselben durch Gegengewichte an der Kurbel
erreicht ist.
Zur Steuerung des Arbeitsdampfes dient ein in zwei Büchsen seines Gehäuses
gleitender, mit innerer Ein- sowie äusserer Ausströmung arbeitender, genau
eingepasster Kolbenschieber, welcher als Differentialkolben ausgebildet ist, so dass
sein geringes Eigengewicht, wie auch die Gewichte der Schieberstangen u.s.w.
ausgeglichen sind und der Regulator nur die äusserst geringe Reibung der
Schieberstange in der Stopfbüchse zu überwinden hat.
Der Regulator (D. R. P. Nr. 52550) verstellt die Füllung mit 2 Proc. Ungleichheit der
Umdrehungszahl zwischen 2 bis 60 Proc. des Kolbenhubes und ist in einem am
Schwungrad angegossenen Gehäuse untergebracht; bezüglich seiner Construction ist
1891 280 * 266 Weiteres zu ersehen.
Vollendete Schmiervorrichtungen lassen die Maschine für den Betrieb von Dynamo
besonders geeignet erscheinen. Es verdient noch die solide Gestaltung des Ständers
hervorgehoben zu werden, welcher weitere Schutzvorrichtungen überflüssig macht,
indem er das Triebwerk der Maschine umschliesst und gleichzeitig als Oelfänger
dient, wobei die Zugänglichkeit nach diesen Theilen und der Stopfbüchse durchaus
nicht erschwert ist.
Die Maschinen- und Armaturenfabrik vormals C. Louis
Strube in Magdeburg-Buckau hatte eine stehende Verbunddampfmaschine mit
einer von Otto A. Barleben in Magdeburg angegebenen
Steuerung (D. R. P. Nr. 53276) ausgestellt. Die Maschine besitzt Cylinder von 270
bezieh. 375 mm Durchmesser mit 350 mm gemeinschaftlichem Kolbenhub und leistet mit
200 minutlichen Umdrehungen und einer Dampfspannung von 10 at Ueberdruck 60
effective ; sie diente zum Betriebe zweier von der Firma Gebr. Naglo in Berlin gelieferten Dynamomaschinen
verschiedener Systeme, von denen die eine direct mit der Maschinen welle gekuppelt
war, die andere dagegen mittels Riemen von dem Schwungrade der Maschine aus
betrieben wurde.
Der Maschinenrahmen bildet ein einziges in Hohlguss ausgeführtes Gusstück und trägt
auf der unteren Platte die drei Lager zur Aufnahme der Maschinenwelle, deren Schalen
aus Phosphorbronze gefertigt sind. In den Ständern befinden sich die cylindrisch
ausgebohrten Kreuzkopfgleitbahnen, welche durch Wegfall der sonst üblichen
Säulenanordnung gestatten, dass die Kreuzköpfe doppelt geführt werden und damit den
beweglichen Maschinentheilen eine äusserst sichere Führung geben.
Die beiden Cylinder sind unter sich in einer Kanalausbauchung, welche um dieselben
herumläuft, fest verschraubt und bilden innerhalb dieser Verschraubung den
Zwischenbehälter; sie sind dann auf dem Maschinengestell gemeinschaftlich befestigt,
mit Filz isolirt und mit einem unoxydirbaren Stahlblechmantel umkleidet.
Die Schwungradwelle ist doppelt gekröpft und die Kurbeln sind behufs annähernder
Aufhebung bezieh. Ausgleichung der arbeitenden Kräfte gegenseitig um 180°
versetzt.
Das zur Fortdrückung mit Zähnen versehene, ballig abgedrehte Schwungrad ist in den
Armen hohl gegossen, die Nabe mit schmiedeeisernen Schrumpfringen umgeben und
besitzt ein Gewicht von etwa 1000 k. Die beiden Kreuzköpfe sind aus Stahlfaçonguss
hergestellt und haben zum Ausgleich eintretender Abnutzungen auf beiden Gleitflächen
nachstellbare gusseiserne Gleitschuhe. Die aus bestem Feinkerneisen geschmiedeten
Pleuelstangen tragen oben und unten ebenfalls Lager aus Phosphorbronze;
Kreuzkopfzapfen und Kolbenstange sind aus bestem Gusstahl angefertigt und letztere
in die Kreuzköpfe mit Gewinde eingeschraubt, sowie durch Gegenmuttern gegen
Verdrehungen gesichert.
Der Regulator der Maschine wird mittels Schraubenräder direct von der
Schwungradwelle angetrieben und überträgt seine Verstellungskraft auf die beiden
Expansionsschieber unter Vermittelung einer Spindel, an deren im Inneren des
Schieberkastens befindlichen Ende ein Zahnrad aufgekeilt ist, welches mit dem
Zahnkranz einer hohlen Welle in Eingriff steht; letztere ist unverschiebbar, aber
leicht drehbar auf der Expansionsschieberstange angeordnet, sowie mit einem links-
und rechtsgängigen Schraubengange ausgerüstet, dessen Ganghöhe dem Muttergewinde in
den beiden Expansionsschiebern entspricht. Eine Verdrehung der hohlen Welle
veranlasst somit eine Verstellung der beiden Expansionsschieber, wodurch die Füllung
verändert wird.
Die Spindel führt sich in einer Metallhülse, welche in den Schieberkasten
hineinreicht und an der unteren Wandung desselben mittels Flansches befestigt ist.
Die innere Stirnfläche dieser Hülse ist derart geschliffen, dass ein am Zahnrade
befindlicher Anlauf mit derselben eine Dichtung herbeiführt. Diese beiden
Dichtungsflächen werden durch den im Inneren des Schieberkastens herrschenden
Dampfdruck stets mit derselben Kraft gegen einander gepresst, so dass der vom
Regulator zu überwindende Widerstand stets denselben Werth beibehält. Um auch bei
der Ausserbetriebsetzung der Maschine das Anliegen der eben erwähnten
Dichtungsflächen an einander mit Sicherheit zu bewirken, ist am äussersten Ende der
Hülse eine Erweiterung angeordnet, in welcher sich eine Feder befindet; letztere
drängt, auf einen Stellring der Spindel einwirkend, dieselbe stets nach aussen.
Die Drehung der Spindel erfolgt durch einen Winkelhebel, der am Regulatorbock drehbar
gelagert ist und dessen nach oben gerichteter Schenkel ein Zahnsegment trägt,
welches mit einem auf der Spindel befestigten Zahnrad in Eingriff steht, während der
andere Schenkel durch eine Stange mit dem Regulatormuff in directer Verbindung ist.
Die Reibungsflächen der Spindel und des gesammten Stellzeuges sind so gering, dass
es möglich ist, das Gewicht des Regulators auf ein Minimum zu beschränken, wodurch
ein schnelles Arbeiten desselben erreicht wird, da auch die lose auf der
Expansionsschieberstange sitzende hohle Welle bei der geringsten Drehung des
entsprechenden Zahnrades sofort auf die beiden Expansionsschieber einwirkt. Der
Unterschied bei Leerlauf und voller Belastung der Maschine ist in Bezug auf das
sichere Arbeiten des Regulators ein ziemlich geringer und beträgt nicht mehr als
höchstens 2 Proc. Jeder Cylinder ist zum Messen der darin stattfindenden
Dampfspannung mit einem Federmanometer ausgerüstet und ferner mit Indicatorstutzen
versehen. Zur Erkennung der Gleichmässigkeit der Umdrehungen trägt der
Maschinenrahmen einen von der Schwungradwelle mittels Riemen direct betriebenen
Tachymeter, Patent Buss, Bombart und Co.
Die sämmtlichen Schmiervorrichtungen sind so dimensionirt, dass sie für einen 16
stündigen Betrieb hinreichend Oel fassen; sie sind als Tropfenöler ausgeführt und
gestatten eine gefahrlose Bedienung auch während des Betriebes. Die Schmierung der
Kurbelzapfen erfolgt durch Oelscheiben mittels Centrifugalkraft; der
Hochdruckcylinder wird durch eine Pumpe, Patent Mollerup, und der Niederdruckcylinder durch einen automatischen
Schmierapparat, Patent Strube, mit Oel gespeist.
Der Dampfverbrauch der Maschine, auf 1/7 Füllung im Niederdruckcylinder berechnet, soll 13
k für 1 indicirtes ; und Stunde betragen.
(Schluss folgt.)