Titel: | Neuerungen an Speiserufern für Dampfkessel. |
Autor: | Freytag |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 31 |
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Neuerungen an Speiserufern für
Dampfkessel.
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Speiserufern für Dampfkessel.
Die zur Sicherung des Dampfkesselbetriebes dienenden sog. Speiserufer oder
Warnapparate bringen bekanntlich den eingetretenen Wassermangel im Kessel durch das
Ertönen einer Dampfpfeife oder auch eines Läutewerkes zur Anzeige. In der Regel wird
die Dampfpfeife durch einen im Innern des Kessels liegenden Schwimmer (siehe u.a.
1882 243 * 9) zum Ertönen gebracht, welcher, wenn er zu
tief sinkt, mittels Stange ein zur Pfeife führendes Ventil öffnet, oder auch durch
einen leicht schmelzbaren Metallpfropfen (siehe 1882 243
* 41, 244 439, 1887 264 * 12),
welcher bei genügenden Wasserstande stets mit abgekühltem Kesselwasser, bei zu
tiefem Wasserstande dagegen mit dem Dampfe in Berührung kommt, und diesem nach
erfolgtem Schmelzen Zutritt zur Pfeife gestattet.
Die Anbringung der mit Schwimmern in directer Verbindung stehenden Dampfpfeifen
begegnet bei gewissen Kesselconstructionen insofern Schwierigkeiten, als es zuweilen
an dem hierzu erforderlichen Platz mangelt, auch das Volumen des im Kessel
eingeschlossenen Wassers mitunter nicht genügt, um dem Schwimmer diejenigen
Abmessungen zu geben, welche er zu seiner Arbeitsverrichtung braucht, und
schliesslich ist die sichere Wirkung derartiger Speiserufer auch von der schwer zu
erzielenden guten Führung des Schwimmers abhängig.
Man hat deshalb Speiserufer in den Handel gebracht, welche von zugehörigen Schwimmern
nur mittelbar bethätigt werden und die letzteren auch dadurch vollständig zu
vermeiden gesucht, dass man Apparate baute, bei denen die wechselnden Ausdehnungen
und Zusammenziehungen eines Rohres beim Eintreten von Dampf oder Wasser in dasselbe
zur Inbetriebsetzung der Dampfpfeifen dienen.
In Nachstehendem sollen einige derartige Speiserufer unter Benutzung der in Revue générale de mécanique 1891 Bd. 1 N. 7 S. 61 über
diesen Gegenstand gebrachten Mittheilungen zur Besprechung kommen.
Der in Fig. 1 zur Darstellung gebrachte Speiserufer
von Bourdon besteht aus einem mittels Deckels C hermetisch verschlossenem gusseisernen Gefässe B, welches auf einem mit dem Kessel verbundenen Stutzen
A befestigt ist, und durch ein schmiedeeisernes
Rohr D, welches in seiner Verlängerung bis zu
demjenigen Wasserstande reicht, auf welches das Wasser ohne Gefahr befürchten zu
müssen heruntergehen darf, mit dem Kesselinneren in Verbindung steht. So lange der
Wasserstand nicht bis zur unteren Grenze sinkt, ist das Gefäss B sammt der darin befindlichen aus Kupfer gefertigten
Glocke E, welche durch eine Federstütze F an einer mit dem Deckel C verschraubten Führung aufgehangen ist, stets mit Wasser angefüllt. Die
Glocke ist in diesem Falle vollkommen entlastet und das obere, ventilartig
ausgebildete Ende der Federstütze hält die centrale Oeffnung eines in dem Deckel C geschraubten und mit der Pfeife S verbundenen Stückes geschlossen. Sinkt dagegen der
Wasserspiegel so weit, dass die untere Oeffnung des Rohres D frei wird, so fliesst das im Apparat befindliche Wasser in der Kessel
zurück und ersterer füllt sich mit Dampf an. Die nun nicht mehr entlastete Glocke
sinkt nach unten, drückt hierbei die Feder zusammen und öffnet das Ventil, welches
vordem die Oeffnung nach der Pfeife verschlossen hielt, so dass die letztere zum
Ertönen kommt.
Textabbildung Bd. 283, S. 32Fig. 1.Speiserufer von Bourdon. Um sich jederzeit von der Wirksamkeit des Apparates überzeugen zu können,
ist auf der einen Seite des Gefässes B ein Kanal B1 angegossen, welcher
durch die centrale Oeffnung im Stutzen A in der auf der
Abbildung ersichtlichen Weise mit dem Kesseldampf in Verbindung steht; eine im
oberen Theile von B angebrachte Oeffnung ist durch ein
Schraubenventil geschlossen und sobald dieses letztere durch Drehen am Handrad V geöffnet wird, kann der Dampf auch in das Innere des
Gefässes B treten, was nach Verdrängung des darin
befindlichen Wassers, genau wie vordem, ein Ertönen der Pfeife zur Folge hat.
Einen dem Speiserufer von Wilson (1886 262 * 209) sehr ähnlichen von der Exhaust Injector Company in Manchester construirten Warnapparat, System Dewhurst, veranschaulicht Fig. 2. Er besteht aus einem mit dem Kessel
verbundenen Rohrstück A, in dessen nach oben gerichtete
Abzweigungen zwei schmiedeeiserne Rohre T und T1 geschraubt sind,
während ein drittes Rohr D1 aus Kupfer die Verlängerung einer in den Kessel bis zum
Normalwasserstande reichenden Röhre D bildet; dasselbe
ist unten ebenfalls mit A verschraubt, oben durch einen
eingeschraubten Stopfen d geschlossen, und dient, indem
es sich beim Eintreten von Dampf oder Wasser verschieden stark erwärmt bezieh.
ausdehnt, zur Anzeige der nothwendigen Speisung des Dampfkessels.
Textabbildung Bd. 283, S. 32Fig. 2.Speiserufer der Exhaust Injector Company. Sämmtliche drei genannten Rohre T, T1 und D1 sind oben durch das röhrenförmige Stück B mit einander verbunden; in letzterem befindet sich
noch ein Ventil c, dessen Stange c1 mitten durch die
unten an B geschraubte Pfeife S geht und am Stopfen d des Kupferrohres D1 befestigt ist.
Der Dampfraum des Kessels ist durch die ringförmige Oeffnung a des Rohrstückes A in steter Verbindung mit
den Rohren T und T1, so dass auch das Ventil c durch den Dampfdruck auf seinen Sitz gehalten wird. Wenn genügend Wasser
im Kessel ist, sind auch die Rohre D und D1 mit Wasser
angefüllt, wobei das Rohr D1 seine normale Länge beibehält. Sinkt hingegen der Wasserspiegel so tief,
dass die Mündung des Rohres D frei wird, so strömt
Dampf in das Rohr D1
ein; dieses dehnt sich aus und hebt dabei das Ventil c
von seinem Sitz, so dass der durch die Rohre T und T1 strömende Dampf in
die Pfeife S entweichen kann und letztere so lange zum
Ertönen bringt, bis der normale Wasserstand im Kessel wieder hergestellt ist.
Bei dem in Fig. 3 ersichtlichen Speiserufer von Strubbs soll ebenfalls die Ausdehnung eines Rohres die
Inbetriebsetzung der Dampfpfeife bewirken: letztere kann auch ausserhalb des
Kesselhauses Aufstellung finden und ist in derartigen Fällen durch eine Rohrleitung
mit dem Apparat verbunden, welche im vorliegenden Falle mit einem Zwischenstück C1 verschraubt ist.
Textabbildung Bd. 283, S. 32Fig. 3.Strubbs' Speiserufer.Textabbildung Bd. 283, S. 32Fig. 4.Macabilt's Speiserufer. Dieses ist durch eine Ueberstellmutter an den T-förmigen Rohrstutzen C angeschlossen und
letzterer durch ein Mantelrohr B mit dem auf dem Kessel
befestigten Gehäuse A verbunden, in welchem ein am
äussersten Ende des mit kleinen Löchern versehenen Rohres D1 fest gemachtes, die untere Oeffnung des
Mantelrohres B verschliessendes Ventil c untergebracht und geführt ist. Der Druck, welchen das
Ventil auf seine Sitzfläche ausübt, kann mit Hülfe des Handrades V geregelt werden.
Ueberschreitet die Spannung des Kesseldampfes eine bestimmte Grenze, so dehnt sich in
Folge der höheren Temperatur das durchlochte Rohr D1, dessen Ausdehnungscoefficient höher als derjenige
des Mantelrohres B ist, aus. Das Ventil öffnet sich in
Folge dessen und der Dampf entweicht in der vorgenannten Rohrleitung nach der
Pfeife.
Der Apparat zeigt in diesem Falle die Ueberschreitung einer festgesetzten
Kesselspannung an, doch lässt sich derselbe auch als Speiserufer verwerthen, denn
sobald die untere Oeffnung des wieder bis zum unteren Wasserstande reichenden Rohres
D, welches für gewöhnlich mit Wasser angefüllt ist,
beim Sinken des Wasserspiegels frei wird, füllt sich dasselbe mit Dampf an, und
durch die dem durchlochten Rohre D1 mitgetheilte Wärme dehnt sich dasselbe aus, öffnet
das Ventil und bringt dadurch die Pfeife zum Ertönen.
Es erscheint uns die Einstellung des durchlochten Ausdehnungsrohres D1 in Folge der
Leitungswärme des Kesseldampfes schwierig und ein sicheres Functioniren dieses
Warnapparates daher kaum wahrscheinlich.
Der Speiserufer von Macabilt ist wieder, wie in Fig. 4 ersichtlich, mit einem kleinen Schwimmer E versehen, welcher aus einer geschlossenen, hohlen
Kugel besteht, die in dem auf dem Kessel befestigten, entsprechend geformten Gefäss
B, dessen Verlängerung zwei nach unten gerichtete
Kanäle enthält, untergebracht ist; der eine Kanal B1 reicht bis zum Niveau des niedrigsten
Wasserstandes im Kessel, während der andere noch etwas eintaucht.
So lange beide Kanäle im Kesselwasser liegen, befindet sich das Gefäss C mit Wasser angefüllt und der in dieses eintauchende
Schwimmer hält durch die mit ihm verbundene Ventilstange eine in der Pfeife S angebrachte Durchgangsöffnung geschlossen. Sinkt
hingegen der Wasserstand im Kessel so weit, dass die untere Oeffnung des Kanales B frei wird, so fliesst das in diesem und ebenfalls
auch das in dem Gefäss C befindliche Wasser durch den
andern Kanal, letzteres in Folge des durch Rohr b
eintretenden Dampfes, in den Kessel zurück; der Schwimmer geht nach unten und der
durch die Ventilöffnung strömende Dampf bringt die Pfeife in Wirksamkeit.
Der Speiserufer von Guibert bringt nicht nur einen
Wassermangel, sondern auch einen zu hohen Wasserstand im Kessel zur sofortigen
Anzeige.
Er besteht, wie Fig. 5 erkennen lässt, aus einem
Gussstück A, welches durch eine mittlere Zwischenwand
in zwei Hälften getheilt und durch Deckel a und a1 geschlossen ist,
zwischen denen und dem Gusstück noch elastische Scheidewände b und b1
eingelegt sind. Das Gusstück ist auf dem Kessel befestigt und steht durch zwei Rohre
C und C1 mit dem Innern desselben in Verbindung, während
die durch Deckel und Scheidewände gebildeten beiden Abtheilungen mit Dampf angefüllt
sind, welcher durch die centrale Oeffnung c eintritt.
Das untere Ende des Rohres C schneidet mit dem
tiefsten, dasjenige des Rohres C1 mit dem höchsten Wasserstande im Kessel ab,
welcher, um das Mitreissen von Wasser durch den abziehenden Dampf zu vermeiden,
nicht überschritten werden darf. In der Mitte einer jeden elastischen Scheidewand
ist eine Stange befestigt, deren freies Ende ein kleines Ventil bildet, welches beim
Verlassen seines Sitzes dem Dampf Zutritt zu den Pfeifen gestattet. Wie auf der
Abbildung ersichtlich, öffnet sich das eine Ventil nach innen, das andere nach
aussen.
Beim normalen Wasserstande (Fig. 5) ist die
linksseitige Kammer des Gusstückes A mit Wasser
angefüllt und der Druck, welchen dasselbe auf die elastische Zwischenwand b ausübt, geringer als derjenige, welcher von der
entgegengesetzten Seite, die unter directem Dampfdruck steht, auf dieselbe
ausgeübt wird; das nach innen schliessende Ventil wird demnach mit einer Kraft,
welche gleich ist dem Unterschiede der auf beiden Seiten der Zwischenwand b wirkenden Druck, auf seinem Sitz gehalten. Die
Zwischenwand b1 steht
dagegen, so lange der normale Wasserstand erhalten bleibt, auf beiden Seiten unter
Dampfdruck und ist daher vollständig entlastet, so dass auch hier das zugehörige
Ventil auf seinem Sitze verbleibt.
Textabbildung Bd. 283, S. 33Fig. 5.Guibert's Speiserufer.Textabbildung Bd. 283, S. 33Fig. 6.Speiserufer mit elastischen Kupferscheiben. Steigt der Wasserstand im Kessel und erreicht das Niveau desselben die
Röhre C, so tritt auch in die rechtsseitige Kammer des
Gusstückes Wasser und das nun durch den Unterschied der Drucke auf die Zwischenwand
b1 geöffnete Ventil
lässt den Dampf nach der Pfeife entweichen.
Fig. 6 veranschaulicht einen dem vorigen ähnlichen
Apparat, bei welchem die Zwischenwände, um eine genügende Elasticität zu erhalten,
aus kupfernen Scheiben mit vorstehenden Rändern gebildet sind, die mittels Zinn
verlöthet wurden. Zwei Hähne R und R1 am oberen Theile des
Gusstückes A dienen zur Reinigung und bieten ausserdem
ein weiteres Mittel zur Erkennung des Wasserstandes im Kessel.
Textabbildung Bd. 283, S. 33Fig. 7.Perotte's pyrometrischer Speiserufer. Der als „Avertisseur pyrométrique“
bezeichnete Speiserufer von Perotte steht, wie Fig. 7 erkennen lässt, durch das Dampfrohr T1 mit dem oberen,
durch das Rohr T mit dem unteren Theile eines Kessels
in Verbindung.
Das Gehäuse A trägt die durch ein Röhrchen t mit dem Dampfrohre in Verbindung stehende Pfeife S, ausserdem den Support B, an dessen äusserstem Ende sich der Winkelhebel L gelenkig anschliesst und ferner ein mit diesem Hebel verbundenes
Messingrohr C. Die Arme des Winkelhebels L stehen im Verhältniss 1 : 13, und sein längerer Arm
ist durch eine Stange D mit dem Hebel d verbunden, welcher zum Inbetriebsetzen der Pfeife
dient.
Nach dem Gesetz der communicirenden Röhren liegt das Wasserniveau im Apparat genau so
hoch wie im Kessel. Beim normalen Betriebe muss der Wasserspiegel über dem
horizontalen Messingrohr C stehen, so dass dieses mit
Wasser angefüllt bleibt; sinkt dann der Wasserstand im Kessel bis unter das Rohr C, so läuft das Wasser aus letzterem heraus und es
tritt Dampf an dessen Stelle, welcher eine erheblich höhere Temperatur als das
Wasser besitzt und in Folge dessen eine Ausdehnung des Messingrohres herbeiführt,
welche durch den Winkelhebel L und Stange D auf den Drücker e und
durch diesen auf die Ventilstange der Pfeife derart übertragen wird, dass letztere
ertönt. Stellt nun der Heizer die Speisepumpe an, so steigt das Wasser im Kessel und
Apparat und kühlt beim Eintritt in das Rohr C dieses
derart ab, dass durch die Wiederzusammenziehung desselben auch der Hebel L in seine ursprüngliche Lage zurückkehrt und die
Pfeife sich unter Mitwirkung einer vordem zusammengedrückten Schraubenfeder von
selbst schliesst.
Zu den einfachsten und bekanntesten Speiserufern gehört die in Fig. 8 veranschaulichte, verbesserte Warnpfeife von
Black.
Textabbildung Bd. 283, S. 34Fig. 8.Black's Speiserufer.Textabbildung Bd. 283, S. 34Fig. 9.Speiserufer Horsin-Déon. Sie besteht aus einem im Kessel liegenden Rohr D, welches bis zum niedrigsten Wasserstand reicht, und einem die
Verlängerung des ersteren bildenden, ausserhalb des Kessels liegendem Rohre D1, welches die Pfeife
S, zwei Hähne R und
R1, sowie über
diesen einen leicht schmelzbaren Metallpfropfen trägt. Der Hahn R wird beim Einsetzen eines neuen Metallpfropfens
benutzt und der Hahn R1
dient, da er je nachdem im geöffneten Zustande Wasser oder Dampf ausströmen
lässt, zur weiteren Controle des Wasserstandes im Kessel.
So lange der letztere genügend ist, bleiben die Rohre mit Wasser angefüllt, und
dieses greift den Metallpfropfen, welcher die Verbindung mit der Pfeife schliesst,
in keiner Weise an; sobald indess der Wasserspiegel unterhalb des Rohres D zu liegen kommt, strömt der Kesseldampf nach dem
Zurückfallen des Wassers in die Rohre und es kommt nach erfolgtem Schmelzen des
Metallpfropfen die Pfeife zur Wirkung. Um nach Abstellen der Rohrleitung durch den
Hahn R einen neuen Metallpfropfen einsetzen zu können,
ist das Abschrauben der Pfeife L nothwendig und um ein
zufälliges Verschliessen des Apparates bezieh. ein Auswechseln des leicht
schmelzbaren Pfropfen durch einen nicht schmelzbaren seitens des Kesselwärters zu
verhüten, sichert man die Stellung des geöffneten Hahnes R durch eine Schnur mit Plombe P.
Bei dem Speiserufer von Horsin-Déon wird die Ausdehnung
zweier Rohre zur Abgabe von Rufsignalen benutzt.
Der Apparat besteht, wie in Fig. 9 ersichtlich, aus
den beiden Rohren T und T1, welche durch das Rohr D mit dem Kessel in Verbindung stehen, und den zwei
Gehäusen A und A1, von denen das erstere auf den Kessel befestigt,
das letztere noch mit einem Reinigungshahn R versehen
ist.
Die Rohre T und T1 übertragen ihre Bewegungen auf Winkelhebel E und E1, welche mit den an der mittleren Stütze R angegossenen kleinen Armen gelenkig verbunden sind;
zu dem Zwecke ist an jedem der beiden Rohre ein Bügel c
befestigt und dieser mit Stücken verschraubt, welche die Spindeln e und e1 tragen; die Köpfe der letzteren sind mit
senkrechten Armen der Winkelhebel verbunden. Im Falle von Wassermangel ersetzt der
Dampf das aus den Rohren T und T1 und den Gehäusen A und A1 in den Kessel zurückfliessende Wasser und die
durch die höhere Temperatur desselben bedingte Ausdehnung der Rohre T, T1 bewirkt eine
Aenderung ihrer ursprünglichen Krümmung, wodurch die senkrechten Schenkel der
Winkelhebel nach aussen gezogen werden und die wagerechten Schenkel derselben die
Ventilstange der Pfeife nach unten drücken; letztere kommt dann durch den mittels
Röhrchen t zugeführten Dampf in Wirksamkeit.
Sobald der normale Wasserstand eingetreten ist, steigt das Wasser unter der Wirkung
des Kesseldruckes von Neuem in die Rohre T, T1, condensirt den darin befindlichen Dampf und nimmt
dessen Stelle ein; durch die nun stattfindende Zusammenziehung der Rohre gelangen
sämmtliche Theile des Apparates wieder in ihre ursprüngliche Lage.
Der Speiserufer von Murrie functionirt unter Mitwirkung
eines Schwimmers, welcher ebenso wie auch bei Macabilt
nicht im Innern des Kessels, sondern in einem kugelförmigen Gefäss B (Fig. 10)
eingeschlossen ist und mit dem Inneren des Kessels durch ein Rohr D in Verbindung steht, dessen untere Oeffnung noch
etwas unter dem Niveau des niedrigsten Wasserstandes liegt.
So lange der Wasserstand im Kessel nicht unter die Mündung des Rohres D sinkt, steht auch Wasser im Gefäss B und der gehobene Schwimmer E hält das Ventil der Pfeife S geschlossen;
sinkt jedoch das Niveau des Kesselwassers unter die Rohrmündung, so fällt die
Wassersäule, welche
den Schwimmer trägt, zurück und letzterer bewirkt durch sein gleichzeitiges Sinken
ein Oeffnen des Ventiles, so dass der Dampf in die Pfeife treten kann.
Das kleine, ausserhalb des Gefässes B liegende Rohr t gestattet nach Oeffnen des Hahnes r sich von der Wirksamkeit des Apparates jederzeit zu
überzeugen.
Auch der von Reimann erfundene Speiserufer besitzt einen
kugelförmigen Schwimmer, welcher wieder, wie Fig. 11
und 12 erkennen lassen, in einem gusseisernen
Behälter B eingeschlossen ist, der nicht direct,
sondern wie bei dem Speiserufer von Perotte, durch zwei
Rohre T und T1, das eine für Wasser, das andere für den Dampf mit
dem Kessel in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 283, S. 35Fig. 10.Murrie's Speiserufer.Textabbildung Bd. 283, S. 35Fig. 11.Reimann's Speiserufer.Textabbildung Bd. 283, S. 35Fig. 12.Reimann's Speiserufer. Das Innere des Behälters ist, damit der Hebel L des Schwimmers E nicht in das Wasser
eintaucht, durch eine Zwischenwand b, welche sich
indess nur bis zu einer gewissen Höhe erhebt, in zwei Abtheilungen zergliedert, in
deren einer, vor dem Wasser geschützt, eine vom Hebel L
bethätigte, in der Metallbüchse a geführte Welle liegt,
welche auf ihrem aussenliegenden Ende einen Zeiger c
trägt, der an einem getheilten Sector d die
Stellung, welche der Schwimmer im Inneren des Behälters einnimmt, anzeigt.
Die äussersten Stellungen dieses Zeigers geben einen Wassermangel oder aber einen
Ueberfluss von Wasser im Kessel an und können mit Hilfe zweier elektrischer
Contacte, welche ein am hinteren Theil des Behälters B
befestigtes Platinblättchen e trägt, nach Berührung
desselben durch einen am äussersten Ende des Zeigers angebrachten Stift mit Feder
c1 auf weitere
Entfernungen übertragen werden.
Die Pfeife S ist auf dem Behälter B befestigt und der zum Ertönen derselben nöthige
Dampfstrahl kommt durch das Rohr t direct aus dem
Kessel.
Beim normalen Betriebe bleibt das zur Pfeife gehörige Ventil durch den Dampfdruck
geschlossen und der an der Stütze M drehbare Hebel l unbeweglich; sobald aber das Wasser unter die
festgesetzte Grenze sinkt, gelangt der Schwimmer in seine tiefste Stellung und ein
kleiner, auf der Zeigerachse, nahe an der Nabe des Zeigers, sitzender Daumen trifft
mit einem Ansatz des mit der Stange F gelenkig
verbundenen Bügels f zusammen, wodurch die Stange nach
Zerstörung des Gleichgewichtes in die auf der Abbildung (Fig. 11) durch punktirte Linien ersichtliche Lage gelangt und der Hebel
l durch sein äusseres Ende l1 keinen Druck mehr auf die Ventilstange
der Pfeife ausüben kann – der Dampf bringt die letztere dann in Wirksamkeit. Ausser
der beschriebenen Verrichtung lässt sich mit Hilfe dieses Apparates auch die
Ueberschreitung eines festgesetzten Druckes des Kesseldampfes erkennen. Regelt man
nämlich die Spannung der Feder f dem normalen
Kesseldruck entsprechend, so wird dieselbe bei Ueberschreitung desselben
zusammengedrückt, wodurch die Pfeife, ohne dass die Stange F ausgelöst ist, ebenfalls zum Ertönen kommt.
Textabbildung Bd. 283, S. 35Speiserufer System Amouroux. Der von der Société des anciens établissements
Cail in Paris construirte Speiserufer, System Amouroux, lässt sich direct am Kessel befestigen, oder auch wieder durch
zwei Rohre mit demselben in Verbindung bringen; er besteht, wie die Abbildungen Fig. 13 und 14 veranschaulichen, aus
einem mit dem Kessel durch die Hähne r und r1 verbundenen Rohre
B, welches auch zum directen Erkennen des
Wasserstandes im Kessel dienen kann und mit zwei Kupferrohren T und T1 verschraubt ist, deren Enden einen ebenfalls aus Kupfer
gefertigten Behälter R tragen. Die beiden Rohre sind
behufs geringer Durchbiegung mit einer Anzahl schraubenförmiger Windungen versehen
und gestatten demzufolge dem Behälter R eine Bewegung
um den festen Punkt O mittels des Hebels L, welcher durch eine Stange L1 mit dem auf der Ventilstange der Pfeife
S liegenden Hebel l
verbunden ist; letzterer findet seinen Drehpunkt in der Stütze m, welche mit dem zum Tragen der Pfeife dienenden
konsolartig geformten Rohrstück L1 verschraubt ist.
Da der Behälter B durch die Rohre T und T1 mit dem Kessel in Verbindung steht, wird auch, wie
bei einem gewöhnlichen Wasserstand mit Glasröhre, das Wasser in dem ersteren genau
so hoch, wie im Kessel selbst stehen und beim normalen Betriebe zufolge der Schwere
des in dem Behälter befindlichen Wassers das zur Pfeife gehörige Ventil geschlossen
bleiben; sinkt dagegen der Wasserspiegel im Kessel bis auf diejenige Grenze, auf
welche er noch ohne Gefahr heruntergehen darf, so wird der Behälter leichter und
bewirkt bei seiner Aufwärtsbewegung ein Abheben des Ventil es unter Dampfdruck und
das Ertönen der Pfeife.
Auf dem nach rückwärts verlängerten Hebel l ist noch ein
Gegengewicht P angeordnet, durch dessen Verschiebung
die Wirkung des Behälters R, je nachdem der Kessel mit
höherer oder niederer Dampfspannung arbeiten soll, beeinflusst wird.
Um diesen Apparat auch an Schiffskesseln anbringen zu können, in denen der
Wasserspiegel stets schwankenden Bewegungen ausgesetzt ist, hat Amouroux, wie in Fig. 13 ersichtlich, im
Innern des Kessels eine doppelte, aus durchlochtem Blech bestehende Schutzschraube
C angeordnet, welche dem emporgeschleuderten Wasser
den Austritt aus der Oeffnung im Kessel erschwert.
Freytag.