Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 111 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 21
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
IV. Destillation und Rectification.
Verfahren zur gesonderten Gewinnung von Feinsprit und Fuselöl
unmittelbar aus Maische und zugehöriger Temperaturregler von Robert Ilges in Cöln-Bayenthal (D. R. P. Nr. 55666 vom
3. Juni 1890). Der Apparat bildet eine Ergänzung zu dem aus der Patentschrift Nr.
48343 bekannten Fuselölabscheider. Das Wesentliche des Apparats ist der
Temperaturregler, welcher es ermöglicht, die Temperatur des durchfliessenden Lutters
gleichmässig, insbesondere zwischen 88 und 85,5° zu halten, was für die
gleichmässige Darstellung eines Destillats von hoher Feinheit erforderlich ist.
V. Schlämpe.
Bei Fütterung mit Schlämpe beobachtete Ohlsen sehr grosse Schwankungen im Gehalt der Milch an
allen Bestandtheilen. (Jahresbericht der Fortschritte auf
dem Gebiete der Hygiene.)
VI. Apparate.
Spirituscontrolapparat von Brauer und Klaser in Hernals bei Wien (D. R. P. Nr. 55534 vom 3. April
1890). Bei diesem Apparat wird zuerst das Gewicht der Flüssigkeit mittels einer in
Wagebalken hängenden Trommel und dann das Volumen dieser Flüssigkeit mittels eines
Zellenrades zu dem Zweck bestimmt, aus dem Verhältniss des Gewichtes zum Volumen den
durchschnittlichen Alkoholgehalt des Spiritus zu ermitteln.
VII. Analyse.
Anleitung zur Bestimmung des Extractgehaltes von
Branntweinen. Durch Bundesrathsbeschluss ist festgesetzt, dass in Bezug auf
den Zoll als Liqueure alle Branntweine zu behandeln sind, welche mehr als 3 Proc.
Extract enthalten. Zur Feststellung des Extractgehaltes im Branntwein ist folgende
Anleitung bekannt gemacht: Man wägt in einem Kölbchen, dessen Gewicht genau
festgestellt ist, genau 100 g der zu prüfenden Flüssigkeit ab und dampft die
Flüssigkeit im Wasserbade auf ein Drittel bis ein Viertel ihres Raumes ein. Nachdem
man sich durch den Geruch überzeugt hat, dass der Alkohol vollkommen verjagt ist,
füllt man den Inhalt des Kölbchens wieder auf 100 g mit Wasser auf. Das Kölbchen
wird dann mit einem Stopfen verschlossen und auf die Normaltemperatur von 17,5°
abgekühlt. Nachdem die Flüssigkeit diese Temperatur erreicht hat, wird sie in einen
Glascylinder gegossen und das specifische Gewicht mittels einer Spindel nach Brix
festgestellt. Bei der Spindelung ist so zu verfahren, wie in der Anlage A zu den Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz
unter 2 vorgeschrieben ist. Zeigt die entgeistete Flüssigkeit 3,0 Brix oder mehr, so
ist der Branntwein als Liqueur zu behandeln. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14 S. 215.)
Ein Glasebullioskop zur Bestimmung von Alkohol in Wein,
Liqueur u.s.w. ohne Destillation beschreibt A.
Rossel in der Schweizerischen Wochenschrift für
Pharmacie 29,95.
Eine Anleitung zur Prüfung alkoholischer Flüssigkeiten
auf secundäre Bestandtheile geben Alfred H.
Allen und William Chattaway in The Analyst Bd. 16 S. 102.
Mit dem von Br. Röse vorgeschlagenen Verfahren (vgl.
1890 281 286) zur Bestimmung des
Alkohols hat Leo Grünhut bei der Untersuchung
von rohen Gährungsproducten keine brauchbaren Resultate erhalten; trotz
verschiedener Modifikationen der Versuchsbedingungen verlief die Reaction nie in dem
angegebenen Sinne. Ob dieses durch die geringe Menge der Verunreinigungen bedingt
war, lässt der Verfasser dahingestellt. (Chemikerzeitung Bd. 15 S. 847.)
Eine Methode zur Bestimmung des Acetons in den denaturirten
Alkoholen, welche auf der Ueberführung des Acetons durch Jod in Jodoform
beruht, beschreibt Leo Vignon in Compt. Rend. 112873. Nach einem Referat in dem Chemischen Centralblatt 1891 11 S. 1072 scheint die
Methode noch der weiteren Prüfung und Ausbildung zu bedürfen.
Reagens auf Aceton. Zum Nachweis von Aceton empfiehlt
Alfred Schwicker in der Chemikerzeitung 1891 S. 914 die Behandlung mit Jodlösung und Ammoniak. Bei
Gegenwart von Aceton bildet sich Jodoform, während Alkohol in gleicher Weise
behandelt, kein Jodoform abscheidet. Die Reaction kann daher auch zum Nachweis von
Aceton im Alkohol dienen.
Farbenreactionen der Zuckerarten mit Phenolen theilt Bertrand in Bulletin de la Soc.
Chim. de Paris Bd. 5 S. 932 mit.
Zur Bestimmung der Maltose mit
Kupferkaliumcarbonatlösung gibt Ost in den Berichten der deutschen chem. Gesellschaft 1891 S. 1634
eine genaue Anleitung. Der Verfasser hat die Reductionswerthe für 10 Minuten
Kochdauer ermittelt und daraus eine Tabelle berechnet, welche die den Kupfermengen
von 50 bis 298,6 mg entsprechenden Maltosemengen angibt.
Trockenapparat nach F. Soxhlet. Der von Soxhlet für Laboratoriumsarbeiten construirte, in der
Zeitschrift für angewandte Chemie 1891 S. 363
beschriebene Trockenapparat zeichnet sich vor allen ähnlichen Apparaten dadurch sehr
vortheilhaft aus, dass mit Hilfe desselben das Trocknen der verschiedensten
Substanzen bei 103° in Folge der sinnreichen Construction des Apparates
ausserordentlich beschleunigt wird, so dass man Substanzen, die in andern Apparaten
mehrere Stunden getrocknet werden müssen, in diesem Apparat in etwa 30 Minuten
trocknen kann. Der Apparat, welcher schon in vielen Laboratorien Eingang gefunden
hat, ist sehr zu empfehlen. Zu beziehen ist derselbe von Johannes Greiner in München.
VIII. Allgemeines und Theoretisches.
Eine neue Verbindung, die Gulonsäure, und den dazu gehörigen
Zucker, die Gulose, von beiden die rechtsdrehende Modification, haben E. Fischer und O. Piloty
durch Reduction der Zuckersäure dargestellt und näher untersucht und damit eine neue
Methode für die Darstellung neuer Zuckerarten, der Isomeren der Hexosen, gegeben.
Ferner stellte Fischer in Gemeinschaft mit R. Stahel die entsprechenden linksdrehenden Körper aus
der Xylose dar. Die Verfasser untersuchten ferner die Constitution der Xylose und
kamen zu dem Schluss, dass dieselbe offenbar ebenso wie die Arabinose zur Reihe des
Linksmannits oder Linkssorbits gehört. Durch Reduction erhielten die Verfasser
aus der Xylose einen von ihnen Xylit genannten Alkohol, der von dem Arabit ganz
verschieden ist und einen farblosen, nicht krystallisirenden Syrup darstellt. (Berichte der deutsch. chem. Gesellschaft 1891 Bd. 23
S. 521 und Bd. 24 S. 528.)
Das Verfahren von Günther und Tollens zur quantitativen
Bestimmung von Pentaglukosen in Vegetabilien haben de Chalmot und B. Tollens verbessert. Die nach diesem verbesserten
Verfahren ausgeführten Bestimmungen der Pentaglukosen in verschiedenen
Pflanzenstoffen, wobei z.B. im Kirschgummi 45 bis 46 Proc. Arabinose gefunden
wurden, bestätigen wiederum, dass die Pentaglukosen in der Natur sehr verbreitet und
in beträchtlicher Menge vorhanden sind. (Berichte der
deutsch. chemischen Ges. 1891 Bd. 24 S. 694.)
Trehalose hat Maquenne aus
persischer Trehala dargestellt. Die Untersuchung ergab, dass die Trehalose ein
achtatomiger Alkohol ist, isomer mit den eigentlichen Saccharosen und verwandt mit
der Maltose, indem sie bei der Einwirkung von Säuren nur Glukose gibt, sie
unterscheidet sich aber von der Maltose durch das Fehlen der Aldehydfunction und
steht in dieser Beziehung der Saccharose nahe. (Compt.
Rend. Bd. 112 S. 947.)
Die Bildung von Stärke aus Formaldehyd in der Pflanze
hat Bokorny durch neuere, in den Berichten der botanischen Gesellschaft 1891 Bd. 9 S.
103 veröffentlichte Versuche mit Sicherheit nachgewiesen.
Das Drehungsvermögen der Lävulose und des Invertzuckers
hat H. Ost bestimmt und gefunden, dass wenn p die
Gramme Substanz in 100 g Lösung bedeutet, die Drehungswerthe für p = 3 bis 30
annähernd auf einer Geraden liegen, welche nach folgender Formel gezogen ist:
[\alpha]\,\frac{20}{D}=- (91,90+0,111\,p).
Für sehr verdünnte Lösungen fällt die Curve stark ab, wie dies
ähnlich auch für Dextrose von Tollens beobachtet ist.
Verfasser berechnete nun hieraus das Drehungsvermögen für Invertzucker unter der
Voraussetzung, dass der Invertzucker aus gleichen Theilen Dextrose und Lävulose
besteht, und dass den Invertzuckerlösungen vom Procentgehalt p das halbe
Drehungsvermögen der Summe der Drehungen von p Lävulose und p Dextrose zukommt, nach
seiner Formel für Lävulose und nach der von Tollens für
Dextrose und vergleicht damit die gefundenen Werthe. Die Uebereinstimmung war eine
befriedigende. Die bisher durch Inversion von Rohrzucker mit Salzsäure hergestellten
Invertzuckerlösungen können, streng genommen, nicht als reine
Dextrose-Lävulose-Mischungen angesehen werden, denn sie enthalten stets mehr oder
weniger Zersetzungsproducte von geringerem Drehungsvermögen beigemengt. Dagegen fand
Verfasser die Ansicht Gubbe's bestätigt, dass Oxalsäure
in einprocentiger Lösung bei 50 bis 53° die Monosaccharide nicht merklich angreift,
während bei 100° schon durch 0,25 procentige Oxalsäure und ebenso durch 0,1
procentige Salzsäure eine beginnende Zersetzung der Lävulose nachweisbar ist. (Berichte der deutsch. chem. Ges. Bd. 24 S. 1636.)
Die in den Leguminosensamen vorhandenen löslichen
Kohlehydrate untersuchte W. Maxwell. (Chem.
Centralblatt 1890 Bd. 11. S. 9.) In den reifen Samen von Phaseolus vulgaris wurden
5,36 Proc. löslicher Kohlehydrate gefunden. Dieselben bestehen aus Rohrzucker,
Galaktan und Dextrin, während Glukose nicht vorhanden war.
Xylose aus Maiskolben stellten Storm und Lotz dar. Aus 2,5 k lufttrockener Kolben wurden 6 g Xylose
erhalten. (American chem. Soc. 1891 Bd. 13 S. 348.)
Ueber ein neues Enzym, die Glukase, veröffentlicht Robert Géduld in der Distillerie Française eine längere, aus dem Laboratorium von Jules Cuisinier herrührende Arbeit. Wir können aus der
interessanten Arbeit, welche einen werthvollen Beitrag zur Erklärung des
Zuckerbildungsprocesses liefert, hier nur die Schlussfolgerungen des Verfassers nach
der Wochenschrift für Brauerei Bd. 8 S. 620
wiedergeben. 1) Die Glukase existirt, theils in löslichem, theils in unlöslichem
Zustande in den nicht gekeimten Getreidekörnern. Sie existirt auch in der gekeimten
Gerste und zwar in unlöslicher Form. 2) Die Glukase verflüssigt nicht Stärkekleister
und wandelt lösliche Stärke nur äusserst schwach um. 3) Die Glukase wandelt beim
Digeriren bei 50 bis 60° die verschiedenen Dextrine theilweise und allmählich mit
gleicher Geschwindigkeit in Dextrose um. Es kann nicht mit Bestimmtheit behauptet
werden, dass dabei Zwischendextrine gebildet werden, es ist dies jedoch auzunehmen.
Wenn der gebildete Zucker in dem Maasse, als er gebildet wird, durch Gährung wieder
zerstört wird, kann sämmtliches Dextrin abgebaut werden. 4) Die Glukase übt ihre
schärfste Wirkung auf die Maltose aus, welche sie vollständig in Dextrose
überzuführen im Stande ist. 5) Die Glukase spielt in der Vegetation eine grosse
Rolle, indem sie die Ueberführung der Stärke in Dextrose vermittelt.
Ueber den Nachweis, das Vorkommen und die Bedeutung des
diastatischen Enzyms in den Pflanzen hat J.
Wortmann Untersuchungen ausgeführt. (Botanische
Zeitung Bd. 48 S. 581.) Der Verfasser fand die Diastase sehr verbreitet.
Auch in stärkefreien, nicht keimenden Samen ist Diastase vorhanden, jedoch in so
geringer Menge, dass ihr eine physiologische Bedeutung nicht zuzuschreiben ist. Der
Verfasser ist der Ansicht, dass es nur einzelne Fälle sind, in denen nachweislich
die Diastaseproduction so erheblich sei, dass die Umwandlung des Stärkemehls ohne
directe Vermittelung des Protoplasmas ausschliesslich durch Diastase bewirkt werden
könne, das seien die stärkehaltigen Reservestoffbehälter, Samen, Knollen und
Rhizome. Abgesehen von diesen Fällen, zu denen man noch die Diastase producirenden
Bakterien und Pilze rechnen müsse, sei die allgemeine Thatsache die, dass die
Diastase an der Auflösung des Stärkemehls nur einen geringen, in sehr vielen Fallen
gar keinen Antheil habe, sondern dass die Umwandlung der Stärke meistens durch die
directe Vermittelung des Protoplasmas selbst erfolgen müsste.
Zur Lehre von den nicht organisirten Fermenten. Von J. Mrotschkovsky. In Bezug auf die Diastase fand der
Verfasser, dass eine dreiprocentige Carbolsäure noch nicht das diastatische Ferment
zu vernichten und eine ein- und zweiprocentige Carbolsäure- oder zwei- bis
fünfprocentige Jodoformlösung dasselbe überhaupt nicht zu beeinträchtigen vermochte.
Dagegen wird die Einwirkung der Diastase auf Stärke schon durch 0,1 Proc.
Salicylsäure und durch 1 : 200000 Quecksilberchlorid aufgehoben. (Hygien. Rundschau Bd. 1 S. 324).
Ueber einen 18 Proc. Alkohol ergebenden
Gährungserreger. Gegen die Mittheilungen von Schrohe über diesen Gegenstand (vgl. 1891 281
301) wendet sich Liebscher in der Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14 S. 103). Er
führt mehrere Analysen von Saké an, nach denen dasselbe nur 11 bis 15 Proc. Alkohol
enthält und bemerkt, dass auch dieser Alkoholgehalt nur durch mehr wöchentliche
Gährdauer erreicht wird. Verfasser macht ferner darauf aufmerksam, dass Koji nach
Cohn nicht dem genus Eurotium angehört, sondern
richtiger als Aspergillus Oryzae bezeichnet wird, dass derselbe wohl Stärke in
Zucker umzuwandeln vermag, aber kein Gährungserreger sei, also nur als Ersatz des
Malzes dienen kann, während die Gährung durch wilde Hefe, welche aus der Luft in die
Maische gelangt, hervorgerufen wird. Es würde sich daher bei praktischen Versuchen
mit dem japanischen Gährungserreger empfehlen, von der Benutzung des Koji abzusehen
und erst einmal Reinculturen der Saccharomycesarten vorzunehmen, welche sich in dem
Saké finden. Da das Saké pasteurisirt wird, würde zu diesen Versuchen nicht das
fertige Saké, sondern das Moto zu benutzen sein.
Ueber die Verflüchtigung des Alkohols bei der Gährung
veröffentlicht E. Riss in der Zeitschrift des Landw. Vereins in Bayern Versuche, welche die Ermittelung
derjenigen Menge Alkohol bezweckten, welche durch die entweichende Kohlensäure
mitgerissen wird, während der Alkoholverlust durch Verdunstung bei diesen Versuchen
ausgeschlossen war. Der Verfasser berechnet auf Grund seiner Versuchsergebnisse,
dass in der Praxis auf je 100 hl Alkoholerzeugung pro Jahr 1 hl absoluter Alkohol im
Werthe von 50 Mark verloren gehe. Zweifelsohne sind die Mengen Alkohol, welche durch
Verflüchtigung aus den Gährbottichen allein verloren gehen, in der Praxis aber noch
viel grösser, da zu den hier ermittelten Verlusten noch jene hinzukommen, welche
durch Abdunsten an der Flüssigkeitsoberfläche aus den offenen Gährbottichen
entstehen. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd.
14 S. 148.
Ueber die Ernährung der Hefe und Bildung von Glykogen
hat E. Laurent Versuche gemacht. Er prüfte etwa 100
organische Stoffe auf ihre Fähigkeit als Nährstoff für Hefe zu dienen. Bei vielen
dieser Stoffe fand die Bildung von Glykogen in der Hefe statt, dessen Menge bis zu
32,6 Proc. betragen kann. (Botanische Zeitung Bd. 48 S.
719). – Der Verfasser prüfte ferner Nitrate, Nitrite
und Ammoniaksalze in Bezug auf ihren Nährwerth für Hefe
und einige andere Pflanzen. Benutzt wurden Lösungen folgender Substanzen in
bezüglich ihres Stickstoffgehaltes äquivalenten Mengen: Ammoniumsulfat,
Ammoniumphosphat, Kaliumnitrat, Natriumnitrat und Kaliumnitrit. Von diesen ist das
Nitrit völlig unbrauchbar, beinahe giftig. Das günstigste Resultat wurde mit den
Ammoniaksalzen erhalten, die Nitrate standen ihnen bedeutend nach. Verfasser führt
das Verhalten der letzteren darauf zurück, dass die Nitrate zu Nitriten von den von
ihnen benutzten Hefearten reducirt werden. Die Nutzlosigkeit oder positive
Schädlichkeit der Nitrate ist aber davon abhängig, ob die Nährlösung neutral oder
sauer ist. In letzterem Falle entsteht freie Salpetersäure, welche giftig wirkt und
zwar schon in der äussersten Verdünnung. In den Versuchen mit Schimmelpilzen traten
Verschiedenheiten in Bezug auf die Förderung durch Nitrate und Ammoniaksalze hervor.
Eine Anzahl Schimmelpilze gedieh besser bei ammoniakalischer Stickstoffernährung als bei
Nitratzufuhr. Die Unterschiede treten in derselben Gattung auf und müssen zunächst
als Thatsache hingenommen werden. (Riedermann's Centralblatt
für Agriculturchemie Bd. 20 S. 358.)
Neuere Versuche über den Ursprung der in den Schlampen der
Branntweine enthaltenen höheren Alkohole, welche L.
Lindet im Anschluss an seine früheren Versuche (vgl. 1891 281 301) ausführte, bestätigten die vom Verfasser
ausgesprochene Ansicht, dass die höheren Alkohole Producte einer Nebengährung sind.
Unterdrückt man diese Nebengährungen durch Anwendung von viel Hefe oder dadurch,
dass man die Gährung durch Zusätze sehr intensiv verlaufen lässt, so wird eine
geringere Menge höherer Alkohole gebildet, wie z.B. folgende Zahlen zeigen, welche
Cubikcentimeter höherer Alkohole pro Liter reinen Alkohols angeben:
Versuch I
Versuch II
Mit viel Hefe
1,47
3,96
Mit wenig Hefe
2,30
5,29.
(Compt. Rend. Bd. 112 S. 663.)
Ueber Cognac, Rum und Arac. II. Mittheilung. Ueber Rum,
das Material zu seiner Herstellung, seine Bereitung und nachherige Behandlung, unter
Berücksichtigung der im Handel üblichen Gebräuche, sowie seiner Ersatzmittel und
Nachahmungen. Von Eugen Sell. Arbeiten aus dem kaiserlichen
Gesundheitsamt Bd. 7 S. 210. Der Verfasser erörtert eingehend die
Darstellung und Zusammensetzung des Rums und theilt Analysen des Gesundheitsamtes
mit, in welchen auch die in geringer Menge auftretenden Bestandtheile – organische
Säuren, Furfurol, Aldehyd und höhere Alkohole – berücksichtigt sind. Für die
Beurtheilung des Rums kommt der Verfasser zu einem ähnlichen Schluss wie beim
Cognac, dass es unmöglich sei, echte Ware von unechter auf chemischem Wege zu
unterscheiden. Auch hier wird solchen Sachverständigen der Vorzug zu geben sein,
welche ihr Urtheil auf Grund der Geschmacks- und Geruchsprobe abgeben. In ebenso
ausführlicher Weise bespricht Verfasser den Arac.
Die Zusammensetzung der Branntweine und Alkohole. Von
Ed. Mohler. Verfasser fand in den natürlichen
Branntweinen bedeutend weniger fremde Bestandtheile als in den künstlichen und hält
es für möglich, auf Grund dieser Unterschiede künstliche und natürliche Branntweine
chemisch zu erkennen. (Bulletin de la soc. chim. de
Paris Bd. 5 S. 750.)
Studien über die Milchsäuregährung. Von Adolf Mayer. Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14
S. 191, 199. Durch ausgedehnte Versuche hat der auf dem Gebiete der Gährungschemie
durch sein Lehrbuch wohlbekannte Verfasser das Wesen und speciell den Chemismus der
Milchsäuregährung zu erforschen unternommen. Wir können aus der umfangreichen Arbeit
hier nur die Hauptpunkte wiedergeben: I. Spielt bei der
Milchsäuregährung der freie Sauerstoff eine Rolle? Die zur Beantwortung
dieser Frage unternommenen Versuche führten zu folgenden Resultaten: 1) (Schon lange
bekannt, aber hier mit besonders deutlichen Zahlen belegt.) Milchsäuregährung wird
sehr begünstigt, wenn Gelegenheit gegeben ist zur Neutralisirung des sauren
Gährungsproductes. 2) Milchsäuregährung ist möglich bei Ausschluss von Sauerstoff.
Der Fortgang der Gährung viele Tage lang beweist die gestellte These, die im
Gegensatz steht zu älteren in der Literatur vorkommenden Behauptungen. 3) Freier
Sauerstoff hat einen sehr bedeutend begünstigenden Einfluss auf die
Milchsäuregährung, sowohl zu Anfang wie dauernd. Dieser Einfluss ist allerdings nach
den Versuchen sehr verschieden gross, vom Unmerkbaren beginnend, bis die Gährung auf
die vierfache Intensität steigernd. Worauf die verschieden grosse Einwirkung des
Sauerstoffes zurückzuführen ist, hat Verfasser bis jetzt nicht ermitteln können.
Dass die Grösse der fraglichen Einwirkung aber nicht von der Kleinheit der Aussaat
oder der An- oder Abwesenheit von kohlensaurem Kalk abhängig ist, hat Verfasser in
besonderen vergleichenden Versuchen bewiesen. 4) Die Menge des bei der
Milchsäuregährung in Mitleidenschaft gezogenen Sauerstoffes ist zu gering, um in der
Gleichung dieser Gährung eine Rolle zu spielen. II. Haben
bei der Milchsäuregährung Ausscheidungen von Kohlensäure oder anderen Gasen
statt? Aus den diesbezüglichen Versuchen ist zu schliessen, dass es
wenigstens echte Milchsäuregährungen ohne erhebliche Kohlensäureentwickelung gibt.
III. Ueber das Optimum der Milchsäuregährung. Die erste
Versuchsreihe wurde bei 30, 44 und 50° ausgeführt und ergab, dass 30° wenigstens im
Anfang besser wirken als 44° und dass bei 50° die Gährung wohl möglich ist, aber
keine grossen Fortschritte macht. In einer anderen Versuchsreihe wurden niedrigere
Temperaturen in Discussion gezogen und es zeigte sich hier die Temperatur von 30°
als die günstigste, indem bei dieser die grösste Menge Milchsäure erzeugt wurde,
jedoch ist der Unterschied der bei 25° und bei 30° erzielten Resultate zu gering, um
zu vermuthen, dass das Optimum allzuhoch über 30° liegen sollte. Die angeführten
Versuche lehren immerhin, dass die optimale Temperatur zwischen 30 und 40° zu suchen
ist, also weniger abweichend von den optimalen Temperaturen anderer
Gährungsprocesse, als man gewöhnlich denkt. Sie lehren weiter, dass, wie bei allen
bis jetzt bekannten physiologischen Temperaturcurven, der obere Zweig kürzer ist als
der untere, denn 22° ist, für die dauernde Gährung wenigstens, noch offenbar
günstiger als 50°. Ferner ist zu erwähnen, dass man zwischen 30 und 40° bei den
höheren Temperaturen mehr die reineren Milchsäuregährungen erhält, während die
tieferen wohl einer dauernden raschen Vergährung günstig sind, aber leichter durch
Entwickelung von Wasserstoffgas und sonstige putride Erscheinungen gestört werden.
Damit steht in Zusammenhang das Delbrück'sche Recept,
nach welchem der reine Organismus bei 50°, einer Temperatur, bei welcher andere
Gährungen gänzlich in den Hintergrund gedrängt werden, erhalten wird. Andere
erfahrene Experimentatoren in bakteriologischen Laboratorien gehen darin noch weiter
und erhitzen selbst kurze Zeit auf 60°. Aus dem allen erhellt die grosse
Widerstandsfähigkeit der Milchsäurebakterien und selbst der Ausübung eines geringen
Grades ihrer charakteristischen Gährthätigkeit bei höheren Temperaturen. Das Optimum
dieser Thätigkeit liegt doch darum von der Temperatur der Warmblüter nicht allzu
sehr entfernt. IV. Welche Basis wirkt zur Neutralisation der
entstehenden Säure am günstigsten? Geprüft wurden Calcium, Magnesium und
Zink als Carbonate, Das bei weitem günstigste Resultat ergab Calcium, das
ungünstigste Zink, Magnesium wirkte etwas besser als Zink. V. Beiträge zur Feststellung der Gleichung der Milchsäuregährung. 10 g Milchzucker, in geeigneter Weise vergohren,
lieferten:
8,39 g Milchsäure oder 83,9 Proc. des Milchzuckers und 0,37 g Essigsäure oder 3,7
Proc. des Milchzuckers. Durch directe Bestimmung der Milchsäure wurde annähernd
dieselbe Zahl, nämlich 8,18 g Milchsäure = 81,8 Proc. des verwendeten Milchzuckers
erhalten. Endlich ergab auch eine Berechnung der Milchsäure auf Grund des bei der
Gährung entwickelten Gases, das sich gegen Ende des Versuches als beinahe reine
Kohlensäure erwiesen hatte, eine Bestätigung das obigen Resultates und es lehrte
auch diese Berechnung ferner, worauf schon aus anderen Versuchen geschlossen werden
konnte, dass keine ansehnliche selbständige Gasentwickelung bei der hier
untersuchten Milchsäuregährung stattfand. Weiter zeigte die Bestimmung der
Trockensubstanz in der vergohrenen Flüssigkeit und zum Vergleich in einem künstlich
hergestellten Gemisch von gleicher Zusammensetzung, wie sie durch die Analyse der
vergohrenen Flüssigkeit ermittelt worden war, eine fast vollständige
Uebereinstimmung, wodurch bewiesen wird, dass nicht noch andere Gährungsproducte in
irgend erheblichen Mengen anwesend waren, die bei der Analyse übersehen worden sind.
Jedoch auch auf diesem Wege ist es dem Verfasser nicht möglich gewesen, den noch
bleibenden Rest von etwa 12,8 Proc. verschwundenen Milchzuckers zu identificiren.
Bis zur Aufklärung dieses Verlustes von reichlich 12 Proc. erscheinen dem Verfasser
theoretische Folgerungen aus seinen Versuchen verfrüht.
(Schluss folgt.)