Titel: | Ueber neuere Versuche mit überhitztem Dampf. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 229 |
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Ueber neuere Versuche mit überhitztem
Dampf.
Ueber neuere Versuche mit überhitztem Dampf.
Der Chefingenieur Walther Meunier brachte nach
auszüglichen Mittheilungen im Organ der Société des
ingénieurs civils, 1891 S. 106, in dem Verwaltungsbericht der Association alsacienne des propriétates d'appareils à
vapeur vom Jahre 1890 einen Bericht über im Elsass wieder aufgenommene
Versuche mit überhitztem Dampf.
Es ist zunächst daran zu erinnern, dass bereits früher von dem oben Genannten
angestellte derartige Versuche in Bezug auf den Dampfverbrauch selbst sehr günstige
Resultate ergeben hatten, und Walther Meunier ist der
Ansicht, dass nur die seiner Zeit erfolgten Unfälle an mit überhitztem Dampf
betriebenen Motoren die Schuld tragen, dass weitere Versuche nicht fortgesetzt
wurden, obwohl diese Unfälle lediglich durch fehlerhafte Construction der Motoren
bezieh. durch Ueberlastung derselben, sowie in Folge ungenügender
Dichtungsmaterialien herbeigeführt wurden.
Die bisher benutzten Dampfüberhitzer zerfallen in zwei verschiedene Gruppen:
diejenigen, welche, wie der Ueberhitzer von Hirn (1867
186 * 338), in einem nahe am Schornstein liegenden
Heizkanal Aufstellung finden, und diejenigen, welche in der Nähe der Maschine liegen
und von einem besonderen zur Heizung des Dampfes dienenden Feuerraum umgeben sind;
letztere, zuerst von L. Uhler eingeführten Ueberhitzer
zeigen eine grosse Aehnlichkeit mit den Field'schen
Röhrenkesseln, da sie ebenfalls wie diese eine Anzahl aufgehängter und unten
geschlossener Rohre besitzen, welche oben mit einem Sammelbehälter in Verbindung
stehen, aus welchem der überhitzte Dampf nach der Maschine strömt. Im Inneren dieser
Rohre liegen, concentrisch zu den äusseren, unten offene Rohre, welche durch einen
anderen Sammelbehälter mit der vom Kessel kommenden Dampfleitung communiciren. Die
Rohre liegen in einer cylindrischen Feuerbüchse mit kreisrundem Roste, und zwar
kommen die äusseren Rohre direct mit der Flamme in Berührung.
Aehnliche Ueberhitzer dienten bereits im Jahre 1866 zu Versuchen, welche in der
Friedrich-Wilhelms-Hütte zu Troisdorf bei Cöln und durch den bekannten
Dampfkesselfabrikanten J. Piedboeuf in Aachen
angestellt wurden, doch sind die damit erzielten Erfolge nach den erhaltenen
Auskünften keine besonders glänzenden gewesen, was hauptsächlich an der
Schwierigkeit gelegen haben soll, die Verbindungen der Rohre mit den Sammelbehältern
dicht herzustellen.
Die aus Gusseisen gefertigten Rohre waren bei diesen Apparaten in geringerer Anzahl
vorhanden und zeigten auch grössere Durchmesser, als wie dies bei dem Ueberhitzer
von Uhler, dessen Rohre aus Schmiedeeisen bestehen, der
Fall ist. Mit letztgenanntem Ueberhitzer hat Walther
Meunier kürzlich eine grössere Anzahl von Versuchen vorgenommen und dabei
aufs neue die Thatsache feststellen können, dass die Dampfersparniss bezieh. der
Minderverbrauch an Brennmaterial bei der Verwendung von überhitztem Dampf ein ganz
beträchtlicher ist.
Der Ueberhitzer hatte aus 8 Kesseln, System Green (1867
185 * 13) den zum Betreiben einer 500 pferdigen
wagerechten, von der Sociéte des ateliers de
Bitschwiller erbauten Zwillingsmaschine dienenden Dampf aufzunehmen.
Die Einrichtungen waren derart getroffen, dass sowohl die Speisewassermenge,
welche in den Kesseln verdampft wird, wie auch die von der Maschine entwickelte
Arbeit und die verbrannte Kohle so genau als möglich während zweier Versuche von
längerer Dauer gemessen werden konnten. Zur Kesselfeuerung diente eine halbfette
Waschkohle aus dem Kohlenbecken von Charleroi, während
der Ueberhitzer, da dessen Rostconstruction die Verwendung belgischer Kohle nicht
zuliess, mit solcher aus Rouchamp gefeuert wurde.
Die Versuche ohne Ueberhitzer fanden am 29. und 30. Mai, diejenigen mit Ueberhitzer
am 4. und 5. Juni statt. Die totale Heizfläche der Kessel mit je drei Siederöhren
betrug 252 und die Rostfläche 15,11 qm; es wurde jedesmal ein Versuch mit sieben und
danach ein solcher mit nur fünf Kesseln vorgenommen. Bei den Versuchen mit
Ueberhitzer wurde die Temperatur des Dampfes beim Austritt aus demselben zu 255,5°
bezieh. 269,40° gemessen, entsprechend einer Ueberhitzung um 96,50° bezieh.
110°.
Die indicirte Totalleistung der Maschine war, da auch gleiche Umdrehungen während der
vier Versuche eingehalten werden konnten, eine ziemlich constante. Der
Dampfverbrauch betrug für indicirtes Pferd und Stunde bei den Versuchen ohne
Ueberhitzer 12,69 und 12,54 k, bei den Versuchen mit Ueberhitzer dagegen nur 9,31
und 8,35 k. Es ergibt sich hieraus eine Dampfersparniss von 26,14 bis 29,82 Proc.
und ein Minderverbrauch an Kohlen von 22,11 bis 25,85 Proc.
Ein weiterer, an einer wagerechten Verbundmaschine, welche eine Leistung von 300
indicirten ff entwickelte und mit Dampf von 6½ k Spannung gespeist wurde,
angestellter Versuch, ergab eine Dampfersparniss von 19,8 Proc. und eine
Kohlenersparniss von 16,15 Proc. Walther Meunier theilt
noch mit, dass der Ueberhitzer System Uhler in dem
Etablissement, wo er zuerst Aufstellung gefunden hat, bereits seit acht Monaten in
Bezug auf Dampfersparniss ganz vorzüglich functionirt, doch mussten schon viele
Reparaturen und Veränderungen an demselben vorgenommen werden, so dass es den
Anschein hat, als wäre zunächst erst die Herstellung eines möglichst vollkommenen
Ueberhitzungsapparates ins Auge zu fassen, ehe man dazu übergeht, weitere Versuche
mit überhitztem Kesseldampf nachdrücklicher fortzusetzen.
Fr.