Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 261 |
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Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf
der Frankfurter Ausstellung.
(Fortsetzung des Berichtes S. 165 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
VI. Noth- (Hilfs-) Signale von der Strecke und auf den
Zügen.
Von jenen Signalmitteln, deren Aufgabe darin besteht, den Bahnstationen von der
Strecke aus plötzlich eingetretene Störungen im Zugsverkehr bekannt zu geben,
aussergewöhnliche, die Züge gefährdende Ereignisse zu verkünden, oder – insbesonders
– anzuzeigen, dass eine Hilfsmaschine erforderlich geworden ist, sind in Frankfurt
ausschliesslich nur solche Systeme vorhanden gewesen, bei welchen die Signalzeichen
mittels der Morse'schen Telegraphenschrift zur Darstellung gelangen oder durch eine
bestimmte Zahl und Gruppirung von Glockenschlägen an den gewöhnlichen, für die
durchgehenden Liniensignale bestimmten Läutewerken (Glockenapparaten) dargestellt
werden.
Die erstere Form war durch die bereits besprochenen, sogen. Strecken- oder Wärterbudentelegraphen und
dann durch verschiedene Arten von selbsthätigen
Zeichengebern vertreten. Diese „Automattaster“ bestehen bekanntlich
aus einem Contacte, der durch ein in Umdrehung versetztes, am Rande mit
entsprechenden Einschnitten versehenes Schliessungsrad in bestimmter Folge kurz oder
länger unterbrochen wird. Dabei ist selbstverständlich vorausgesetzt, dass der
Contact in eine Telegraphenleitung eingeschaltet ist, in welcher ein Ruhestrom
coursirt, und die Bahnstationen mit Morseapparaten versehen sind. Die durch das
Rädchen verursachten Unterbrechungen bringen auf den Morsestreifen der Stationen
Punkte und Striche hervor, aus denen zwei Zeichen gebildet werden, deren eines den
Wärterposten kennzeichnet, von dem das Nothsignal gegeben wird, wogegen das andere,
nachfolgende, den Ruf nach der Hilfsmaschine, oder nach einer solchen sammt
Arbeiter, mit Aerzten u.s.w. bedeutet. In der Regel ist es die Läutewerkslinie
selbst, die neben ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Zügeabläuten, auch noch mit
einer Morseeinrichtung auf Ruhestromschaltung versehen und durch den automatischen
Taster geführt wird. Die Drehung des Schliessungsrädchens geschieht durch das
Laufwerk des gewöhnlichen Streckenläutewerkes, das zu dem Ende von dem
Signalisirenden mit der Hand ausgelöst werden muss. Das Signalrädchen sitzt dabei
entweder fix auf der Laufwerksachse, und in diesem Falle muss dasselbe behufs Abgabe
des Nothsignals erst durch irgend einen Zwischenmechanismus mit der
Contactvorrichtung in Verbindung gebracht werden, oder es wird im Bedarfsfalle erst
auf die betreffende Drehachse aufgesteckt. Einrichtungen von allen diesen bekannten
Formen (vgl. Zetzsche's Handbuch der Telegraphier Bd. 4 S. 428 bis 440) waren von Siemens und Halske in Berlin und Anordnungen mit
abnehmbaren Signalrädern auch von den königl. bayrischen Staatsbahnen
ausgestellt.
Auf den bayrischen Staatsbahnen sind fünf Hilfssignalzeichen eingeführt (vgl. Kohlfürst, Die elektrischen Einrichtungen der
Eisenbahnen, S. 97) und deshalb auch bei jedem Läutewerk auf offener
Bahnstrecke je fünf Signalscheiben vorhanden, die natürlich für gewöhnlich unter
controlirbarem Verschlusse stehen und erst im Gebrauchsfall aufgesteckt werden;
jedes mit dem Automattaster abzuspielende Signal soll, laut Vorschrift, in kurzen
Absätzen viermal gegeben werden. Das Läutewerk ist also, nachdem die Signalscheibe
aufgesteckt wurde, viermal auszulösen, worauf die Scheibe wieder abgenommen werden
muss. Jene Station, von der aus die Hilfe zu leisten sein wird, hat durch
viermaliges Läuten (mittels des Läuteinductors) zu erhärten, dass das Nothsignal
richtig empfangen und verstanden wurde.
Einrichtungen für Nothsignale, welche in Form von Glockensignalen erfolgen und nicht
nur von den die Signalstrecke abschliessenden Stationen, sondern auch bei
sämmtlichen Läutewerksposten der Strecke vernommen werden, sind gleichfalls mehrfach
ausgestellt gewesen. Das Wesentliche daran ist eben nur die für Einzelschläge
eingerichtete, in der Regel auf Ruhe- oder Gegenstrom geschaltete
Glockensignalanlage und einfache Unterbrechungs- bezieh. Erdanschlusstaster, die bei
jedem Glockensignalposten der Strecke gleich am Läutewerke selbst angebracht sind,
damit der Signalgebende sein Signal mithören, d.h. controliren kann. Die
Signalzeichen sind aus einer bestimmten Anzahl und Reihenfolge von Glockenschlägen
gebildet; jede mit dem Nothsignaltaster erzeugte Unterbrechung, bezieh.
Erdanschliessung entspricht einem Glockenschlage. Daher ist es zur richtigen Abgabe
des Signalzeichens unbedingt geboten, dass der Taster genau in dem entsprechenden Tempo gehandhabt werde, was immerhin
seine Schwierigkeiten hat.
Aus letztgedachtem Grunde werden bei der in Betracht genommenen Gattung von
Nothsignalen neben den Handtastern häufig auch wieder Automattaster verwendet. Die Anordnung dieser Apparate gleicht jener der
früher besprochenen selbsthätigen Tastervorrichtungen mit dem Unterschied, dass
nunmehr zum Drehen des Schliessungsrades das Laufwerk der Läutewerke nicht mehr
benutzt werden kann, sondern dass hierzu ein eigenes, durch Gewicht- oder Federkraft
bewegtes Triebwerk vorhanden sein muss.
Siemens und Halske in Berlin hatten in ihrer
ausgestellten Läutewerksanlage für combinirte Ruhe- und Arbeitsstromschaltung eine
automatische Tastervorrichtung für Noth- oder Hilfssignale eingeschaltet; die nach
Art der sogen. Feuerautomaten angeordnet, in einem prismatischen, aufhängbaren
Kästchen verschlossen ist.
Das mit Gewicht betriebene Laufwerk wird aufgezogen, indem man einen unterhalb
des Apparatkastens hängenden, an einer durch den Kastenboden geführten Schnur
befestigten Knopf nach abwärts zieht.
Textabbildung Bd. 283, S. 262
Fig. 47.Automattaster von Peyer, Favarger und Co.
Beim Loslassen des Knopfes beginnt das Triebwerk sofort zu
laufen und versetzt die Zeichenscheibe in eine gleichmässige Umdrehung, wobei die am
Scheibenrande in angemessenen Entfernungen von einander vorstehenden Daumen den
Contactschlüssel genau im Sinne des zu gebenden Signals thätig machen, d.h. den
Strom in der Leitung unterbrechen. Die Zeichenscheibe ist von der Triebwerksachse
abnehmbar und jedem Apparate werden so viele verschiedene Scheiben beigegeben, als
verschiedene Nothsignale festgesetzt sind. Vor der Gebrauchsnahme des Apparates hat
man diejenige Scheibe auf die Laufwerkachse zu setzen, welche dem zu gebenden Signal
entspricht.
Textabbildung Bd. 283, S. 262Fig. 48.Automattaster von Peyer, Favarger und Co. Zwei andere für Glockenlinien mit Ruhe- oder Gegenstromschaltung bestimmte
Automattaster waren von der Neuenburger Firma Peyer,
Favarger und Co. (vormals Hipp) ausgestellt.
Das Aeussere des einen dieser Apparate zeigt Fig. 47,
sein Inneres Fig. 48 und theilweise Fig. 49. An der Vorderwand des Apparatkastens ist ein
Bogen angebracht, in dessen Theilungen die zu gebenden Signale – in der
Zeichnung nur durch Nummern angedeutet – eingeschrieben sind.
Soll mit dem Automattaster ein Signal gegeben werden, so stellt man die auf die
vierkantige Achse z aufgesteckte Kurbel K (Fig. 47) auf das
entsprechende Bogenfeld ein und dreht dann die auf der Achse y festsitzende Kurbel k in der durch einen
Pfeil angezeichneten Richtung herum; sobald k
ausgelassen wird, spielt sich das eingestellte Signal selbsthätig ab. Auf der Achse
z sitzt nämlich auch die gezahnte Scheibe Z (Fig. 48), welche in
eine in Führungen laufende Zahnstange SS eingreift.
Durch die Hin- oder Herbewegung der Kurbel K wird also
auch die Stange SS hin und her gerückt. Letztere trägt
die beiden Lager x und x1, in welchen die Welle i, i1 lagert. Auf i, i1 ist der
aufrechtstehende Hebedaumen p (vgl. auch Fig. 49) befestigt, sowie ein seitlich abstehender
Drahtbügel n. Oberhalb dieser Vorrichtung befindet sich
das Triebwerk, dessen Haupttheil, die Trommel W, mit
einem Kegelrade R und der Schnurrolle des
Treibgewichtes G durch ein Gesperre verbunden ist. Fest sitzen dagegen auf W
sowohl das Kammrad R1,
welches in ein Getriebe der Windflügelachse eingreift, als auch ebenso viele mit den
entsprechenden Zähnen versehene Schliessungsräder a,
als Signale mit dem Apparate gegeben werden sollen. Die Räder oder vielmehr Ringe
a sind natürlich so auf W vertheilt und festgekeilt, dass sich p
stets jenem a gegenüber befindet, welches dem Signal
entspricht, auf das die Kurbel K eingestellt ist. Das
Aufziehen des Triebwerkes geschieht durch das bereits vorerwähnte Herumdrehen der
kleinen Kurbel k (Fig.
47), indem das auf der Kurbelachse y
festsitzende Kegelrad r (Fig.
48) seine Bewegung auf das mit der Schnurscheibe fest verbundene, lose auf
der Trommelachse sitzende Kegelrad R überträgt, wodurch
ein Stück der Gewichtsschnur aufgewickelt und G in die
Höhe gehoben wird. Ein Sperrhaken hindert W, diese
Bewegung von R irgendwie mitzumachen. Wird die Kurbel,
sobald sie sich nicht mehr weiter bewegen lässt, d. i. nachdem R eine ganze Umdrehung gemacht und dann von einem
Anschlage am Weitergehen verhindert wurde, wieder ausgelassen, so gelangt G zur Wirkung; die sammt R
zurückgehende Schnurscheibe nimmt mittels des Gesperres die Trommel W nunmehr mit und die eingestellte Scheibe a bewegt sich also in angemessener, durch die
Windflügelbremse V gleichmässig gemachte
Geschwindigkeit an p vorüber. Die in Fig. 49 dargestellte schematische Skizze bezieht
sich auf eine Glockensignaleinrichtung mit Gegenstromschaltung, daher wird zur
Hervorrufung jedes Glockenschlages die Leitung L1L2 mittels des Hebels H
auf E1, d. i. an Erde
gelegt. Es ist im vorliegenden Falle überdem vorausgesetzt, dass der Automattaster
nicht in der Mitte der Bahnstrecke eingeschaltet sei, sondern dass gegen L2 ein kürzeres
Streckenstück läge, also auch weniger Läutewerke vorhanden seien als gegen L1, weshalb die die
correcte Fig. 49. Signalgebung etwa beeinträchtigende
Differenz der Widerstände durch einen künstlichen Widerstand Q ausgeglichen werden soll.
Textabbildung Bd. 283, S. 263
Fig. 49.Automattaster von Peyer, Favarger und Co.
Wie der Contact des Apparats ohne solchen Ausgleich
widerstand, oder wie er für eine Ruhestromschaltung anzuordnen sein wird, geht aus
der Figur ohne weiteres hervor. Diese Gattung von Signalgebern wird übrigens auf den
Schweizerbahnen in der Regel nur in den Stationen verwendet, während für die
Zwischenposten (Bahnwärterposten) einfachere, kleinere, solche Apparate zur
Benutzung gelangen, mit welchen eine beschränktere Anzahl von Signalen und zwar
hauptsächlich nur Noth- bezieh. Hilfssignale gegeben werden können. Auf der
Vorderwand des Apparatkastens (Fig. 50) sind auf
einer Tafel T zeilenweise untereinander die Signale
angeschrieben. Längs dieses Täfelchens lässt sich ein Knopf K verschieben und auf das zu gebende Signal einstellen. Dieses Einstellen
ist für jedes Signal durch eine an passender Stelle angebrachte Einkerbung des
Täfelchens T erleichtert. Soll der Apparat gebraucht
werden, so muss also vorerst K auf die betreffende
Signalzeile gebracht worden sein, sodann wird der an einer Schnur hängende Klöppel
k nach abwärts gezogen, so weit es angeht, und
wieder ausgelassen. Es wurde hierdurch das Treibgewicht G (Fig. 51) eines Triebwerkes aufgezogen,
das nunmehr die Trommel W, auf der die verschiedenen
Schliessungsräder a aufgekeilt sind, in Drehung
versetzt. Die Bewegung wird durch ein Räderwerk mit Pendelhemmung gleichmässig
gemacht. Die Contactvorrichtung besteht aus den drei Metallspangen A, B und C, die gemeinsam
und isolirt an einem senkrechten Achsenstück befestigt sind, das bei y und y1 gelagert ist. Der Knopf K steht mit einem Spangenparallelogramm d
derart in Verbindung, dass die von d getragene Gabel
g sich von vorne nach rückwärts oder umgekehrt
bewegt, wenn der Knopf von oben nach unten, bezieh. von unten nach oben verschoben
wird. Da die Gabel g die vorderen Enden der Stücke B und C umfasst, wird also
die ganze Contact Vorrichtung ebenso nach vorwärts oder rückwärts gedreht, wie sich
g bewegt. Die Dimensionen der einzelnen Theile sind
nun genau so gewählt, dass das auf B sitzende Naschen
m stets über jene Schliessungsscheibe a zu liegen kommt, welche dem Signal entspricht, auf
das K eingestellt wurde. Da ferner das auf einem
Achsenstift drehbare Naschen m in bekannter Anordnung
nach links ausweichen, nach rechts aber nicht ausweichen kann, wird die
Contactvorrichtung durch das Aufziehen des Uhrwerkes, wobei sich die Walze sammt der
Stiftenscheibe a nach links herumdreht, in keiner Weise beeinflusst. Geht aber die Walze W wieder zurück, so hebt jeder Stift oder Zahn der
Scheibe a den um x
drehbaren Contacthebel B, hebt ihn von n ab und bringt ihn dafür bei c mit C in Berührung. Soll der Apparat für
eine Ruhestromleitung Verwendung finden, so sind bloss die Spangen A und B nothwendig, an
welchen die kommende und gehende Glockenleitung angeschlossen wird, und es arbeitet
dann n als Unterbrechungstaster.
Textabbildung Bd. 283, S. 263
Fig. 50.Automattaster für Bahnwärter.
Gelangt der Automat in einer Glockenlinie mit
Gegenstromschaltung zur Benutzung, so können, wenn kein Ausgleichwiderstand
einzuschalten ist, die kommende und gehende Glockensignalleitung gemeinsam an B angeschlossen werden, wogegen bei C die Erdleitung anschliesst. Soll aber ein
Ausgleichwiderstand zur Benutzung kommen, so wird derselbe zwischen A und B eingeschaltet und
an B die Leitung mit dem grossen, an A jene mit dem kleinen Linienwiderstande und an C die der Erdleitung angeschlossen.
Textabbildung Bd. 283, S. 263Fig. 51.Automattaster für Bahnwärterposten. Zwei ähnliche Apparate waren auch von Czeija und
Nissl in Wien ausgestellt, wovon der einfachere, billigere, aber auch für
nur zwei Signale eingerichtete, von A. Prasch construirte Automattaster bereits von der
Wiener elektrischen Ausstellung 1883 her bekannt ist. (Vgl. Kohlfürst,
Die Fortentwickelung der elektrischen Eisenbahneinrichtungen, S. 114.) Der
zweite, von demselben Constructeur herrührende automatische Glockensignalgeber ist
augenblicklich noch im Patentbewerbungsstadium und konnten deshalb nähere
Mittheilungen über diese Anordnung nicht erhalten werden.
Ein gleiches Verhältniss obwaltet leider auch hinsichtlich eines von Lazarus construirten und durch Siemens und Halske in Wien zur Ausstellung gebrachten Hilfssignals für
Eisenbahnzüge (Intercommunicationssignal), welches der einzig ein Frankfurt
vorhandene Repräsentant dieser Gattung gewesen ist.
VII. Distanzsignale.
Unter den ausgestellten Signalanordnungen, welche in die Kategorie der sogen.
Stationsdeckungssignale, Bahnhofabschlussignale, Vorsignale o. dgl. fallen, verdient
zweifelsohne das Rier'sche elektrische Distanzsignal an vorderster Stelle genannt zu werden, da es ja
der älteste und erste Apparat dieser Gattung ist. Hinsichtlich dieses Signals, das
schon 1881 in Paris den Gegenstand regen Interesses für die Fachleute bildete,
enthält die damalige Ausstellungsschrift der Thüringischen
Eisenbahngesellschaft, S. 9, nachstehende Bemerkungen: „Als im J. 1861
die Frage wegen Abschlusses der Bahnhöfe durch optische Sperrsignale zur
Verhandlung kam, construirte Rier ein vom
Stationsbureau aus elektromagnetisch zu stellendes Absperrsignal, welches seine
Stellung (bei Tag Signalscheibe mit Jalousien, bei Dunkelheit Signallaterne mit
rothem bezieh. grünem Licht) selbsthätig auf elektrischem Wege im Stationsbureau
reproducirte. Die Einrichtung bot den Vortheil, dass es erforderlichen Falles
leicht war, ein gegebenes Signal ohne fremdes Zuthun aufheben zu können, sowie
dass der verantwortliche Stationsbeamte, nachdem der erwartete Zug eingefahren,
auch nun wieder das Sperrsignal selbst geben konnte und musste. Am östlichen
Ende des Bahnhofes Erfurt wurde die Einrichtung
versuchsweise in Dienst gestellt, kam aber, trotzdem sie sich bewährte, nicht
zur allgemeinen Einführung.“ Der Apparat gleicht im Wesentlichen einem mit
Gewicht betriebenen Laufwerke eines Eisenbahnläutewerkes älterer Construction mit
Stecherauslösung und Selbsteinlösung, das seine Bewegung auf eine senkrechte, die
Signalscheibe und Laterne tragende Spindel überträgt. Die letztere wird bei jeder
Auslösung des Laufwerkes um 90° weitergedreht; bei dieser Drehung gelangen mittels
eines auf einem Laufwerksrade sitzenden Stromgebers eine Anzahl von Strömen zurück
in die Station, wodurch daselbst ein kleines Signalscheibchen ebenso um 90° gedreht
wird, wie am Bahnhofsende die grosse Signalscheibe.
Bekanntlich waren es insbesondere die Schweiz und Oesterreich-Ungarn, wo die
Anwendung elektrisch stellbarer Distanzsignale eine ausgebreitete Aufnahme und
Weiterentwickelung gefunden hat, und sind auch aus beiden genannten Ländern
Repräsentanten dieser Signalgattung ausgestellt gewesen.
Peyer, Favarger und Co. in Neuenburg hatten die in. der
Schweiz allgemein angewendete Hipp'sche elektrische
Distanzsignalscheibe (vgl. Zetzsche, Handbuch der Telegraphie, Bd. 4 S. 499, oder Kohlfürst, Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen, S.
120) zur Anschauung gebracht, über welche bei den Sicherheitsanlagen noch besonders
berichtet werden wird, und in der Apparatensammlung der Firma Czeija und
Nissl in Wien sah man ein Muster der bei den k. k.
öster. reichischen Staatsbahnen gebräuchlichen, für den Betrieb mit
Magnetinductionswechselströmen eingerichteten Distanzsignalscheibe. Letztere besteht
aus einer kreisrunden, in der Mitte zur Sichtbarmachung des Laternenlichtes
ausgeschnittenen Blechscheibe BB (Fig. 52) von 1 m Durchmesser, die, ebenso wie die
Stütze der vierscheinigen Laterne L, an der in einer
vierseitigen, eisernen oder hölzernen Pyramide PP in
Lagern und auf einer Achsenspitze beweglichen Scheibenspindel S mittels Schrauben befestigt ist. Behufs Ertheilung
der mit dieser Vorrichtung zu gebenden Signalzeichen „Einfahrt erlaubt“ oder
„Einfahrt verboten“ muss die Scheibe ersterenfalls mit ihrer Fläche
parallel zum Geleise, letzterenfalls jedoch senkrecht auf die Richtung des Geleises
stehen; sie muss sich also um 90° hin und zurück bewegen können, welche Bewegung
dieselbe durch das in der Pyramide aufgestellte, mit elektrischer Auslösung und mit
Selbsteinlösung versehene Triebwerk T erhält, dessen
Treibgewicht Q auf den Flaschenzugrollen r hängt.
Textabbildung Bd. 283, S. 264
Fig. 52.Distanzsignalscheibe von Czeija und Nissl.
Ein auf der Bodenradachse des Triebwerkes sitzendes Zahnrad,
welches bei jeder Auslösung des Werkes eine Viertelumdrehung macht, greift in ein
wagerecht angebrachtes, halb so grosses Kegelrad ein, auf dessen Achse ein
Krummzapfen aufgekeilt ist, der mit einem anderen, auf der Scheibenspindel
festsitzenden Krummzapfen durch eine kurze Gelenkstange in Verbindung steht. Die
Dimensionen dieser Mechanismen sind so gewählt, dass das besagte Kegelrad, das sich,
wie aus dem Vorgesagten hervorgeht, bei jeder Triebwerkauslösung halb herumdreht, die
Scheibenspindel dabei einmal um 90° herwärts und bei der nächsten Auslösung wieder
im gleichen Maasse zurück dreht. Die Anordnung des Triebwerkes, welche aus der von
Teirich und Leopolder herrührenden Verbesserung und
Vereinfachung (vgl. Zetzsche, Handbuch für Telegraphier
Bd. 4 S. 478) des Schönbach'schen elektrischen
Distanzsignals hervorgegangen ist, macht Fig. 53
schematisch ersichtlich. Auf der Trommel T ist die
Gewichtschnur aufgewickelt; das mit T durch ein
Gesperre verbundene Bodenrad R greift in ein auf o sitzendes Getriebe derart, dass sich das Zahnrad R1 bei jedesmaliger
Auslösung des Werkes einmal voll herumdreht. In bekannter Weise treibt weiter R1 das Rad R2 und dieses die
Windflügel- oder Centrifugalbremsenachse o3, auf der der Arretirungsarm W sitzt. Auf der Achse o
sitzt auch das früher erwähnte, in der Figur aber nicht sichtbar gemachte Zahnrad,
welches die Bewegungen des Triebwerkes auf die Signalspindel zu übertragen hat. Am
Triebwerke bilden der um x drehbare, dreiarmige Hebel
abc und der um y
bewegliche Hebel klm im Verein mit der am
letztgenannten Stücke bei k befestigten Feder f und der an der Gestellswand angeschraubten Feder F die Haupttheile der Ein- und Auslösung.
Textabbildung Bd. 283, S. 265
Fig. 53.Triebwerk des Distanzsignales von Teirich und Leopolder.
Weiter gehören dazu noch die auf o1 und o2 festsitzenden Fallscheiben V1 und V2, welche beide in der Ebene des Hebels klm liegen, und die Daumenscheibe D, welche wie V1 auf der Achse o1 festsitzt, aber in der Ebene des Hebels abc liegt. Der elektrische Theil besteht aus dem
zwischen den beiden Elektromagnetschenkeln M1 und M2 sich bewegenden magnetischen Anker A, auf dessen Drehachse das Doppelzahnstück zz1 festsitzt, welches
in die Zähne des Auslösesegmentes Z eingreift. Die
Achse q des letzteren ist in ähnlicher Weise, wie beim
Siemens'schen Blockapparate halb durchgefeilt. Ist
das Werk arretirt, so ruht der Arm b des Hebels abc auf dem Fleischtheile der Achse q und der Stift c drückt
auf die Feder, so dass die Enden k und l des Hebels klm in den
Ausschnitten der Fallscheiben V1 bezieh. V2 liegen und m vor W steht. Gelangt eine Reihe von Wechselströmen in M1, M2, so wird der Anker
hin und her geworfen, Z kann also vermöge seiner
Schwere successive abfallen und l an q vorüber. Die bei c auf
abc drückende Feder F
gelangt nunmehr zur Wirkung und drückt den benannten Hebel nach aufwärts bezieh. die
beiden Arme b und a nach
abwärts; hierbei wird mittels des Stiftes c auch der
Hebel klm aus der Ruhelage gebracht, emporgehoben
bezieh. seitwärts gerückt, so dass die durch m
bestandene Hemmung bei W aufhört und das Triebwerk
seinen Lauf beginnt. Behufs selbsthätiger Arretirung erfasst, nachdem R1 nahezu seine
Umdrehung vollendet hat, die Daumenscheibe B den Arm
a und hebt das System abc in die Ruhelage zurück, wobei der Arm a,
auf den aus Z vorstehenden Stift p einwirkend, das gezahnte Segment gleichfalls in die
ursprüngliche Lage emporhebt. Durch den Druck, den nunmehr der Stift c auf die Feder F ausübt,
wird schliesslich auch der Hebel klm gezwungen, wieder
die Arretirungslage einzunehmen, d.h. mit k und mit l in die Einschnitte der Scheiben V1 bezieh. V2 einzufallen und mit
m den Arm W
festzuhalten. Zum Betriebe des Signals ist der Elektromagnet M1M2 einerseits zur Erde, andererseits zu einer Leitung
angeschlossen, die zum Stationsbureau führt. Hier erfolgt die Stromgebung mittels
eines Siemens'schen Magnetinductors und eines
gewöhnlichen Arbeitstromtasters. Selbstverständlich ist die Signalscheibe noch mit
einer Rückmeldeeinrichtung versehen, vermöge welcher im Stationsbureau die jeweilige
Lage des Signals genau controlirt werden kann. Distanzsignale, welche mechanisch
stellbar sind, zugleich aber auch elektrisch auf „Halt“ gebracht werden
können, waren von Siemens und Halske, und zwar sowohl
vom Berliner, als vom Wiener Werke zur Anschauung gebracht. Das von Siemens und Halske in Wien ausgestellte Signal war ein
sogen. deutsches Bahnhofabschlussignal, d.h. es bestand
aus einem hohlen Blechmaste, an dessen oberstem Ende sich, um eine wagerechte Achse
drehbar, ein Flügel und entsprechend tiefer ein zweiter ähnlicher Flügel befindet. Für gewöhnlich zeigt
das Signal „Halt“ und liegt in diesem Falle bekanntlich der obere Flügel
wagerecht; der untere senkrecht; darf ein Zug
auf die Gerade einfahren, so zeigt der obere Arm 45°
schräg aufwärts, der untere behält seine senkrechte Lage. Soll einem Zuge die
Einfahrt erlaubt werden, der auf die Abzweigung (Ausweiche) seinen Weg zu nehmen
hat, so zeigen beide Flügel 45° schräg nach aufwärts. Auf der Achse des oberen
Flügels befindet sich eine Kettenrolle, in welcher die Kettenstücke liegen, welche
mit den Drahtzügen verbunden sind, und durch welche die Flügel vom Stellwerke aus
gezogen werden. Eine in den Drahtzug eingeschaltete Gewichtskuppelung hat die
Aufgabe, ein sofortiges Einstellen der Flügel auf „Halt“ in dem Falle zu
bewirken, als etwa einer der Zugdrähte während der Signallage auf „Frei“
reissen sollte. Von der Bewegung des oberen Flügels ist vermöge eines einstellbaren
Verbindungsgestänges die Bewegung des unteren bedingt, und zwar in der Weise, dass,
wenn die Kettenrolle nach links gedreht wird, sich nur der obere Flügel um 45° nach
aufwärts stellt, dass sich hingegen auch der zweite Arm bewegt und dem oberen
parallel gestellt wird, wenn die Drehung der Kettenrolle nach rechts erfolgt. Das
Verbindungsgestänge ist nun mit einem Hebelsystem in Verbindung, welches eine Art
Spreize oder Stütze bildet und in einer bestimmten Lage festgehalten werden muss,
wenn der eine oder ebenso wenn beide Flügel in der „Freilage“ verharren
sollen. Dieses Festhalten besorgt eine gusseiserne, auf einer Achse drehbare
Schleife, in welche der Endarm des besagten Hebelsystems mittels eines Zapfens
eingreift, jedoch nur in dem Falle, dass sie eine bestimmte Lage einnimmt und
verhindert ist, dieselbe zu verlassen, d.h. sich auf ihrer Achse zu drehen. Letzteres hat
schliesslich eine elektrische, in einem wettersicheren Kästchen am Signalmaste
angebrachte Auslösevorrichtung zu bewirken. Wenn nämlich Strom durch die Spulen des
Elektromagnetes des elektrischen Apparates geht, wird sein Z-förmiger Anker von den
Magnetpolen angezogen und dauernd festgehalten. Diese Festhaltung wird durch Hebel,
Knaggen und halbdurchschnittene Achsen auch auf die ausserhalb des Gehäuses
befindliche obgedachte Schleife übertragen. Sobald aber eine Unterbrechung des
Stromes eintritt, reisst der Anker ab und die Schleife kann sich nunmehr drehen,
d.h. sie wird, wenn ein Freisignal gezogen ist, dem Seitendrucke des Spreizenzapfens
nachgeben, überkippen und den Zapfen herausschlüpfen lassen, worauf der oder die
Flügel auf „Halt“ zurückfallen. Erst nachdem am
Stellwerke der Stellhebel des Signals in seine Mittellage gebracht wird, und wenn
der Stromkreis im Auslöseapparat wieder geschlossen ist, kann neuerlich ein
Freisignal ertheilt werden.
Das geschilderte Signal kann leicht und vortheilhaft mit den Weichen verbunden werden
derart, dass das allfällige Durchschneiden eines Weichenriegels, während das Signal
auf „Frei“ zeigt, ein sofortiges selbsthätiges Umstellen auf „Halt“
nach sich zieht und dass eine neuerliche Freigabe überhaupt unmöglich ist, ehe nicht
die durchschnittene Weiche wieder in Ordnung gebracht wurde. Ebenso wohl kann das
Signal mit einem Schienencontacte in Verbindung gebracht werden, so dass der Zug
durch Befahren der Contactstelle das Signal auf „Halt“ zurückstellt, also seine Deckung selbst besorgt.
In dieser letztgedachten Verwendungsweise waren auch von Siemens und Halske in Berlin zwei einflügelige Mastsignale mit
automatischer Rückstellung vorgeführt. Das eine dieser Mastsignale war mit einer
ähnlichen, anscheinend etwas einfacheren und für Arbeitsstrom eingerichteten
elektrischen Auslösung versehen, wie das oben geschilderte, und mit einem
Streckencontact verbunden; beim zweiten Signale geschah die Bückstellung mit Hilfe
eines neben dem Geleise anzubringenden Pedals auf rein mechanischem Wege.
Die in den letzten 10 Jahren vielfach angestrebte Verbindung von Distanzsignalen mit
sogen. Knallsignalen, welche Bestrebung aus der berechtigten Anschauung entspringt,
dass die optischen Haltsignale nicht für alle Fälle als völlig zulänglich gelten
können, sind auf der Ausstellung durch zwei Repräsentanten vertreten gewesen. Der
eine davon befand sich in der Collection der preussischen Staatsbahnen und war von
der königl. Eisenbahndirection Köln (linksrheinisch)
beigestellt. Es ist das ein akustisches Vorsignal, welches in Verbindung mit einem
besonderen Streckencontacte die den Gefälls- oder sonstigen localen Verhältnissen
angemessen weit auf die Strecke vorgeschobene Ergänzung des Bahnhofsabschlussignals
bildet. Das gedachte Vorsignal besteht aus einem gusseisernen, in der Erde
befestigten Säulenständer, der einen prismatischen Blechkasten trägt. In letzterem
sind neben einander drei um eine Achse drehbare Hämmer senkrecht aufgestellt, wovon
der erste in der Reihe durch den hakenförmigen Anker eines Elektromagnetes in der
senkrechten Lage festgehalten wird, während die beiden anderen die aufrechte Lage
vermöge des Umstandes bewahren, dass sie sich, etwas über ihre Schwerlinie hinaus
liegend, an Anschläge lehnen. Wird der Elektromagnet durch einen Strom erregt
und sonach der Anker angezogen, so verliert der erste Hammer seinen Halt und
kippt wie eine gewöhnliche Abfallklappe niederwärts. Fast am Ende seines Weges
erfasst er durch Hilfe eines seitlich vorstehenden Armes den zweiten Hammer und
bringt diesen gleichfalls zum Umkippen. Ein am Stiel des zweiten Hammers
angebrachter Mitnehmer wirft schliesslich auch den dritten Hammer um.
Textabbildung Bd. 283, S. 266
Fig. 54.Knallsignalanordnung der linksrheinischen Eisenbahn Köln.
Jeder Hammer fällt auf den Zündstift einer in einem passenden
Verschlusse eingelegten Lefaucheux-Patrone und bringt sie durch die Wucht des
Schlages zur Explosion. Jede Auslösung des elektrischen Apparates verursacht also
drei Schüsse, die deutlich und kräftig genug sind, vom Zugpersonale unter allen
Verhältnissen vernommen zu werden. Eine Auslösung des Apparates soll stattfinden
bezieh. das Knallsignal hat zu erfolgen jedesmal sobald ein eintreffender Zug sich
der Station nähert, daselbst aber nicht eingelassen werden kann. Es ist deshalb der
Stromkreis des Knallsignalelektromagnetes, wie die schematische Skizze Fig. 54 zeigt, durch eine am Bahnhofsabschlussignal
angebrachte Contactvorrichtung c gelegt, welche während
der Haltlage des Signals A geschlossen, bei der
Freilage aber unterbrochen bleibt. In einer den Gefällsverhältnissen entsprechenden
Entfernung von der Station S bezieh. dem
Abschlussignale A erhält das oben beschriebene
Knallsignal K, zu dessen Elektromagnet die Leitung als
Kabel durch den Säulenschaft nach aufwärts geführt ist, seinen Platz neben dem
Geleise und gleich vorher der Schienen- oder Radcontact C, in welchem während seiner Ruhelage die Leitung LL1 unterbrochen bleibt, durch den
Räderdruck des passirenden Zuges aber geschlossen wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 266
Fig. 55.Knallsignal von Fein.
Die in einer Wärterbude oder im Stationsbureau untergebrachte
Batterie B kann also wirksam werden, wenn c und C gleichzeitig
geschlossen sind, d.h. wenn A auf „Halt“ steht,
während sich ein Zug der Station nähert und C
überfährt. Die Detonation benachrichtigt den Maschinenführer in vor- hinein von dem Verbote der
Einfahrt und befiehlt ihm, die Geschwindigkeit des Zuges unverzüglich so zu
massigen, dass dieser vor dem Haltsignale unbedingt zum Stillstande gebracht werden
könne. Jede erfolgte Auslösung des Knallsignals ist auch noch optisch wahrnehmbar,
indem durch das Abfallen der Hämmer die regulär weiss
zeigende Scheibe hinter einem Fensterchen des Signalkastens in eine rothe verwandelt wird; das Fensterchen zeigt erst
wieder weiss; nachdem vom betreffenden Bahnwärter
die Hämmer hochgehoben und neue Patronen eingesetzt worden sind.
Textabbildung Bd. 283, S. 267Fig. 56.Fein's Signalkanone. Ein in ähnlicher Anordnung verwendbares, auch als Alarmsignal für
Feuerwehrzwecke in Benützung stehendes, elektrisches Knallsignal hatten C. und E. Fein in Stuttgart in der Halle für
Telegraphie ausgestellt. Das Aeussere dieses Apparates zeigt Fig. 55. Eine gusseiserne Säule trägt den Blechkasten,
welcher den eigentlichen Apparat birgt und schützt und welcher mit einer eigenen,
durch ein Vorsteckrohr entsprechend verwahrten Oeffnung zur Entweichung des Schusses
versehen ist. Näheres über die Construction lassen die Fig.
56 und 57 ersehen, von welchen die erstere
den Apparat perspectivisch, im ausgelösten Zustande und die letztere einen
Querschnitt bei normaler, signalbereiter Lage der Vorrichtung darstellt. Einen
Haupttheil bildet die kleine messingene Kanone R, deren
Lauf, nachdem vorher das Verschlusstück V abgeschraubt
worden war, mit einer Lefaucheux-Patrone beschickt, d.h. geladen wird, wobei der
seitlich vorstehende Zündstift der Patrone in eine halbkugelförmige Höhlung zu
liegen kommt, die am Ende des Geschützrohres, wie Fig.
57 deutlich ersehen lässt, eingebohrt ist. Das Rohr selbst ruht in
Lafetten und die Drehzapfen Z sind so angebracht, dass
der rückwärtige Theil des Rohres wesentlich länger und schwerer ist, als der vordere
Theil. Ist die Kanone geladen, so gibt man ihr die in Fig.
57 dargestellte Lage, in welcher sie festgehalten wird, indem ein seitlich
aus dem Rohre vorstehender Stift t sich in einen
entsprechenden Einschnitt des um i drehbaren Hebels H legt, der an seinem vorderen freien Ende mit einem
halbrunden, seitlich vorstehenden Stifte o auf einem
Naschen des Ankerhebels d ruht. Gelangt ein Strom in
den Elektromagneten E so erfolgt eine
Ankeranziehung, das Ankerhebelende d weicht nach
rechts aus, H verliert dadurch seinen Halt bei o und fällt, seiner natürlichen Schwere folgend, nach
abwärts. Es wird somit auch R nicht mehr festgehalten,
sondern nach rechts niederkippen, wobei der Zündstift auf den Amboss A schlägt und die Entladung des Schusses erfolgt. Damit
durch den bei der Entladung entstehenden Rückstoss die Apparattheile keinerlei
Beschädigung erleiden, ist die Fussplatte der Lafette mit Rollen rr versehen, welche sich zwischen den auf der untersten
Grundplatte FF des Apparates befestigten eisernen
Schienen TT bewegen. Das entladene Geschütz kann also
zurücklaufen und die Puffer P und P1 fangen den Stoss auf
und machen ihn unschädlich. Bei den auf der Grundplatte FF angebrachten Klemmen K und K1 ist die Leitung
angeschlossen; die weitere Leitungsverbindung zum Elektromagneten geschieht, des
vorerwähnten Rücklaufes wegen, mittels dehnbarer Spiralfedern. Zum vollkommen
exacten Betriebe des ausgestellten Apparates genügte bei Anwendung einer 10 km
langen, gewöhnlichen, 4 mm starken Eisendrahtleitung eine Batterie von drei kleinen
Meidinger Elementen.
Textabbildung Bd. 283, S. 267
Fig. 57.Fein's Knallsignalkanone.
(Fortsetzung folgt.)